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Nr. 351 45. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Gold, Silbers, Platinwirtschaft.

Die Beherrscher der Edelmetalle.

Gold, Silber und Platin sind die Metalle, die man als Edel­metalle bezeichnet, weil sie in der internationalen Wirtschaft ihrer Seltenheit und ihres hohen Preises wegen einen hohen Wert dar: stellen. Wenn man bedenkt, daß auf der ganzen Erde rund 600 000 Kilo Gold gewonnen werden, dagegen die Welterzeugung von Kupfer ungefähr 1,6 Millionen Tonnen beträgt, so hat man schon einen Begriff davon, wie wertvoll die Edelmetalle im Vergleich zu den Neumetallen, nämlich Kupfer, Blei, Zint, Zinn, Aluminium u. a. find. Hinsichtlich der Machtverteilung der Neumetalle ist bei früherer Gelegenheit an dieser Stelle schon einmal auf das lleber gewicht der Vereinigten Staaten , besonders bei Kupfer hingewiesen worden. Für die Edelmetalle läßt sich nur für

das Silber eine herrschende Stellung Amerikas bei der Erzeugung und auch beim Verbrauch feststellen. Im Jahre 1913 betrug die Welterzeugung rund 6,4 Millionen Kilo, wo­von die Vereinigten Staaten etwa 60 Proz. kontrollierten. Nach dem großen Rückgang der Weltfilbergewinnung in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren ist dann seit 1925 ein außerordentlicher Auf­schwung festzustellen, so daß 1927 mit einer Welterzeugung von rund 8,0 Millionen Kilogramm die letzte Borkriegsproduktion beträchtlich überschritten wurde. Auf die Vereinigten Staaten entfallen nach dem Ergebnis des vergangenen Jahres ungefähr 64 Proz. In Amerika wird das Gilber entweder direkt durch die Beredelung der in Mexiko befindlichen Erze oder als Nebenprodukt der Kupfer-, Zint- und besonders der Bleierzeugung gewonnen. In Deutsch = land schäzt man die Silberproduktion Amerikas aus der Neben­gewinnung der oben angegebenen Metalle auf 60 bis 65 Proz. Diese Feststellung ist insofern wichtig, als die Amerikaner schon seit einigen Jahren ein großes Interesse an der Preisgestaltung von Gilber zeigen und mit allen Mitteln versuchen, den Preis so hoch wie möglich zu halten. Sie brauchen nämlich einen 2 us gleich für den Rückgang des Bleipreises, den sie durch einen entsprechend hohen Silberpreis erhalten. Gilber fostete zu Ende des Jahres 1913 rund 70 M. je Kilo, im Jahre 1924 etwa 90 m. und im Juli 1928 83 M. Der Berbrauch von Silber entfiel vor dem Kriege etwa zu 50 Proz. auf die Industrie und zur anderen Hälfte für münztechnische Zwecke.

Sehr wichtig ist der Bedarf der Länder im fernen Often wie Indien und China . Diese beiden Staatengebilde hatten noch sehr lange die Silberwährung und waren aus diesem Grunde große Abnehmer von Silber. Seit Ende 1926 ist in Indien durch den Vorschlag der englischen Münz - und Währungskommiffion die Goldwährung eingeführt worden, was eine Abgabe eines Teils der großen indischen Silberreserven zur Folge hatte. Durch den Verkauf indischen Silbers ging der Preis vorübergehend bis auf 79 m. her­unter, da jetzt erst die große Erzeugung auf die Preisbewegung sich voll auswirkte. In China werden jetzt immer noch große Mengen Silber gebraucht, und besonders zur Zeit friegerischer Maßnahmen ist ein steigender Bedarf zu beobachten, da die chinesischen Generäle ihre Söldlinge mit Silber bezahlen.

Bei der industriellen Verwendung fam vor dem Kriege in erster Linie die Luruswarenbranche in Frage. Allein in Deutschland wurden für die Herstellung von filbernen Bestecken und anderen Geräten, Schmucksachen usw. 1913 etwa 100 000 Kilo ver­

braucht. Der gesamte deutsche Verbrauch wurde vor dem Kriege auf 400 000 Kilo geschätzt. Durch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse ist ein Rückgang des Silber­verbrauchs in der Luguswarenindustrie eingetreten, während auf der anderen Seite in der Film- und Photoindustrie nicht nur der deutsche, sondern auch der Weltverbrauch gestiegen ist.

Beim Gold stellt England den größten Anteil der Erzeugung,

das infolgedessen auch bei der Münz - und Währungspolitit seines Imperiums alle Maßnahmen zugunsten des Goldes trifft. Vor dem Kriege stellte sich die Weltgoldgewinnung auf rund 691 000 Kilo, 1923 auf 553 000, 1925 auf 593 000 und 1927 auf über 600 000 Kilo. Von England wurden 1913 rund 50 Proz. kontrolliert, wovon allein auf Südafrika über 43 Proz. kommen. Der Anteil des britischen Imperiums an der Weltgoldgewinnung stieg bis zum Jahre 1927 auf fast 60 Proz. Es ist im besonderen eine Steigerung der Ausbeute in Südafrika innerhalb der letzten Monate fest­zustellen, so daß sich für das laufende Jahr die Weltgoldgewinnung erhöhen wird, ebenso wie man mit einer Vergrößerung des Anteils Englands an der Welterzeugung rechnen muß.

Kampf um die Braunkohlenpreise. Beto gegen Hausbrandvertenerung.- Preise für Industries brifetts ohne Einspruch erhöht.

In der gestrigen Sitzung des Reichsfohlenverbandes und des großen Ausschusses des Reichstohlenrates wurden die seit Ende vorigen Jahres bereits andauernden Kämpfe um die Erhöhung der Braunkohlenbrikettpreise für Mittel- und Ostdeutsch Land fortgefeßt. Ueber die Sigung liegt folgende Mitteilung vor: In der gemeinsamen Sigung des Reichstohlenverbandes und Des großen Ausschusses des Reichsfohlenrates am Donnerstag wurde zunächst von der Kommission, die in der letzten Sizung zur näheren fohlenbergbaues eingesetzt war, Bericht über das Ergebnis der Untersuchungen erstattet. Die Rommiffion ist nicht zu einem einheitlichen Ergebnis gefommen, hat jedoch in ihrer Mehrheit dem großen Ausschuß des Reichstohlenrats zur Erwägung anheim gestellt, die Preise bis einschließlich Dezember d. 3. unter teilweiser Erhöhung bis zu 1 Mart je Tonne gegenüber den vorjährigen Breisen festzusetzen. Im Verlaufe der eingehenden Erörterung dieses Vorschlages durch die Organe der Kohlenwirtschaft wurden von den Brauntohlensynditaten schließlich fol. gende Anträge gestellt: 1. für Hausbrand briketts die Preise für beide Syndikate für Auguft auf 14 M. und für September auf 15 M. festzusehen; 2. für Industriebritetts die Preise für Mitteldeutschland auf 14 M. und für Ostelbien auf 13 M. zu erhöhen. Bom großen Ausschuß des Reichstohlenrats wurde Der erste Antrag mit Stimmenmehrheit, der zweite ein­timmig angenommen. Der Bertreter des Reichs mirt schaftsministers erhob gegen den Beschluß über die Festsetzung Der Hausbrandbritettpreise insoweit Einspruch, als der Beschluß eine Erhöhung gegenüber den Preisen des letzten Jahres

porficht

Die Kriegs- und Nachkriegszeit brachte naturgemäß einen Abfluß der in Europa befindlichen Mengen Goldes nach Amerika mit sich, was in der Hauptsache auf die internationale Verschuldung gegenüber den Vereingten Staaten zurückzuführen ist. Auch Deutschland wurde davon stark betroffen. Die Bestände der Reichsbant hatten zu Ende des Jahres 1913 einen Wert von 4,180 Milliarden Mark, Ende 1923, nach der Inflation, nur von 523 Millionen Mark. Durch das Reparationsabkommen war das Deutsche Reich verpflichtet, zur Erhaltung seiner Währung auf die Steigerung der Goldbestände zu sehen, und so wurden große Mengen von der deutschen Reichsbank angekauft. Ende 1927 be= liefen sich die Goldvorräte bereits auf 1871 Millionen, Mitte Juni 1928 auf über 2062 Millionen.

Der Verwendungszwed von Gold in der Industrie ve­aller Art, wie Uhren, Ringe, Ketten und anderen Schmuckgegen schränkt sich in der Hauptsache auf die Herstellung von Goldwaren ständen. Ferner wird es wegen seiner Beschaffenheit in der Zahn­technik zur Herstellung von Zahnersatz bei Kronen, Gebißplatten uf. verwendet, während die Verwendung in der Technik eine geringere ist. Der Preis des Goldes betrug vor dem Kriege 2785 m. je Kilo. Er stieg während des Jahres 1924 auf rund 3000 m., im Jahre 1928 foftete das Gold 2800 M. Der Hauptverwendungszwed bleibt aber der münz- und währungstechnische, da die meisten Staaten im Laufe der letzten Jahre wieder zur Goldwährung zurüd gekehrt sind und für die Ausgabe von Noten eine entsprechende Golddedung unterhalten.

Das feure Platin

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Sowjetrußland beherrscht 57 Proz.

Platin ist ein Edelmetall, das erst spät entdeckt wurde und dessen wirtschaftliche Auswertung erst Mitte des vorigen Jahrhunderts beobachtet wurde. Die Welterzeugung betrug 1912 ungefähr 11 300 Rilo, wovon auf Rußland 95 Broz. oder 10 750 Kilo entfallen. Es befinden sich im Uralgebirge die größten und reichsten Platinerzlager der Welt, und es ist daher verständlich, daß Rußland schon vor dem Kriege im internationalen Platingeschäft eine beherrschende Stellung einnahm. Durch den Krieg und noch mehr durch die russische Revolution wurden lange Jahre die großen Erzläger teils infolge der gesteigerten Unkosten und auch wegen der allgemeinen Unsicherheit nicht ausgebeutet, so daß im Jahre 1922 nur 2322 Kilo in der Welt hergestellt wurden, wovon auf Rußland nur 31 Pro3. entfielen!

Es waren allerdings neue Erzläger, und zwar in Süd­amerita im Staate Rolumbien, gefunden worden, die unter englisch - amerikanischer Kontrolle ausgebeutet wurden und bis zum Jahre 1925 für den internationalen Platinmarkt die entscheidende Rolle spielten. Vom Jahre 1925 an ist dann wieder eine steigende Bedeutung der Platinerzförderung Rußlands zu beobachten. Im felben Jahre wurden neue Lagerstätten in Südafrika entdeckt, die wirtschaftlich aber noch keine große Bedeutung haben. 1926 stieg die Welterzeugung auf 5355 Kilo, wovon auf Rußland 56 Proz. entfallen, 1927 auf 5650 Kilo mit 57 Pro 3. für Rußland .

Bis zum Jahre 1926 verkauften die Russen fast ihre ganze Aus­beute an Platinerzen und halb veredelten Materialien an sogenannte Scheideanstalten, insbesondere an einige Firmen in Deutschland . Scheideanstalten, insbesondere an einige Firmen in Deutschland . Seit April 1927 ist eine russische Bertaufsorganisation gegründet, deren Zentrale sich in Berlin unter dem Namen Edel­metall- Bertriebs- A.- G. befindet. Hauptaktionär ist der russische Staat. Außerdem werden Agenturen und Vertretungen in allen Ländern, besonders in den Vereinigten Staaten , England und in Frankreich unterhalten. Der Platinpreis betrug vor dem Kriege ungefähr 6300 m., 1924 18 000 bis 20 000 m. und jetzt 11 500 m. je Kilo. Für münztechnische Zwecke findet Platin außer zur Deckung der russischen Währung keine Verwendung.

Platin ist infolge seiner Farb- und Säurebeständigkeit und seines hohen Schmelzgrades( 1764 Grad) das Edelmetall der Industrie, der Laboratorien und der Medizin. Man stellt Chemikalien her und Artikel für die Laboratorien wie Schmelztiegel, Schalen, Elektroden und andere Geräte. Auch wird es in der Medizin für Injektions­fanülen und bei der Herstellung von Röntgenröhren verwandt, in der Zahntechnik zur Anfertigung fünftlicher Gebißplatten und bei der Herstellung von fünstlichen Zähnen. Schließlich findet es noch Ver­wendung in der Elektrotechnik, um die Kontakte gegen das Drydieren bei Start- und Schwachstromapparaten und bei Blizableiterspitzen zu verhindern. Allerdings ist man vielfach infolge der hohen An­schaffungskosten dazu übergegangen, Platin durch billigere Rohstoffe zu ersetzen.

B- 1.

Daraus ergibt sich also, daß sich in den beiden Körperschaften der deutschen Kohlenwirtschaft eine Mehrheit gefunden hat, sowohl für die Berteuerung der Hausbrandbriketts für vorläufig August und September d. 3. als auch für eine Berteuerung der In duftriebriketts vom 1. Auguft bis 31. März nächsten Jahres, und daß nur gegen die Verteuerung der Haus brand briketts der Ver­treter des Reichswirtschaftsministers Einspruch erhoben hat. Der Reichswirtschaftsminister wird im Laufe der nächsten vierzehn Tage erklären, ob er die von ihm im Augenblick verhinderte Berteuerung der Hausbrandbriketts auch weiterhin hintanhalten wird. Wir hoffen mit aller Bestimmtheit, daß das geschehen wird, denn wenn auch Abschlußbilanzen für das Jahr 1928 noch nicht vor­liegen fönnen, so hat man bisher noch nichts darüber erfahren, daß sich die Lage des Braunkohlenbergbaues in finanzieller Hinsicht irgendwie verschlechtert hätte.

Es ist bedauerlich, daß man von der im Kommuniqué er­wähnten Untersuchung der Fünfmännertommiffion über die Selbstkosten und Wettbewerbslage im Braunfohlenbergbau, die wegen der Kürze der Zeit gewiß nicht sehr eindringlich gewesen sein kann, in der Deffentlichkeit bisher nichts gehört hat. Die Deffentlichkeit hätte einen Anspruch darauf, wenn Preiserhöhungen beantragt oder vorgenommen werden, derartige Berichte erst recht fennenzulernen, wenn man nicht annehmen tann. daß sie sehr viel Neues bringen. Solche Untersuchungen dürfen nicht zur Farce werden.

Daß sich in den beiden Körperschaften eine Mehrheit auch für die Erhöhung der Preise für Hausbrand briketts finden konnte, das läßt darauf schließen, daß neben den Arbeitervertretern wieder nur sehr wenig Vertreter der Verbraucher und fein Bertreter des Handels fich gegen die Preis erhöhung ausgesprochen haben, Es ist in der Tat nicht zu ver.

Freitag, 27. Jali 1928

stehen, wenn sich die eigentlichen Vertreter der Verbrauchermassen und selbst die beteiligten Bergleute gegen die Verteuerung aus ficher wohlerwogenen Gründen wenden, daß dann die von den Städten und der ländlichen Bevölkerung delegierten Bertreter sich für eine Erhöhung der Hausbrandpreise einsehen. Die Rentabilitäts­lage im Braunkohlenbergbau scheint heute so eindeutig flar zu sein, die Feststellungen des Schmalenbach- Gutachtens über die Ersparnismöglichkeit bestehen heute noch so sehr zu Recht, daß man schlechthin nicht begreifen kann, wie durch Verbrauchers' stimmen eine Mehrheit für Preiserhöhungen zustande kommen Beto des Reichswirtschaftsministers die Verteuerung der Hausbrand­tonnte, Demgegenüber ist es feineswegs eine Beruhigung, daß das briketts vorläufig inhibiert hat.

Angespannte Kreditwirtschaft. Die deutschen Banten Ende Juni. der Bankentätigkeit.

Leichter Rückgang

Die statistische Abteilung der Reichsbant hat die fällige Monats übersicht der deutschen Bankbilanzen für Ende Juni veröffentlicht. Das Bilanzbild der deutschen Kreditwirtschaft zum Halbjahresschluß die Verstärkung des schon für Ende Mai beobachteten leichten Ab­1928 ist besonders durch zwei Momente gekennzeichnet, einmal durch

was besonders charakteristisch ist

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durch die bei den sieben

finkens der Kreditgewährungen an die Wirtschaft, und sodann Berliner Großbanken erstmals zu beobachtende Berringe rung der Bilanzsummen. Es haben sich gleichzeitig die Kreditgewährungen für die Börsen wieder erhöht und die Summe der den Banken zur Verfügung stehenden fremden Gelder verringert. Wenn man auch in Rechnung setzen muß, daß der ziemlich scharf angespannte Juniultimo bei den Bilan­muß, daß der ziemlich scharf angespannte Juniultimo bei den Bilan­zen gewisse, die Bergleichbarkeit beeinträchtigende Beränderungen hinterlassen hat. so ändert das doch nichts an der zur Beurteilung der Wirtschaftslage wichtigen Tatsache, daß die Gesamttätigkeit der Banken wie auch die Hergabe von Wirtschaftskrediten eine leichte Einschränkung erfahren haben.

Die Bilanz summe der sieben Berliner Großbanten ist gegenüber Ende Mai von 10 210 auf 10 190 Millionen gefunten. Dabei ist immerhin interessant, daß bei sämtlichen 92 berichten­

den Banken, ohne Staatsbanken und Girozentralen, die Bilanz­

umme fih noch von 14 472 auf 14 523 Millionen erhöht hat. Die Gesamtziffer der fremden Gelder( Kreditoren) zeigt eine ähnliche Entwicklung; eine Berringerung bei den sieben Großz­banken von 8725 auf 8693 Millionen und eine Steigerung bei

sämtlichen 92 Banten von 11 315 auf 11 351 Millionen.

Dabei

scheinen die kurzfristigen Gelder relativ start erhöht, während die längerfristigen ziemlich erheblich zurückgegangen sind. 211s Moment der Anspannung dürfte diese Tatsache besonders zu beachten sein. Bankakzepte wurden im ganzen nicht mehr als Ende Mai ausgewiesen.

Die Anlage der fremden Gelder zeigt eine neuerlihe Ver. schiebung von den Wirtschafts- zu den Börsen­tre diten bei einer gleichzeitigen Berringerung der bei anderen Banten aus Liquiditätsgründen bereitgehaltenen Gelder, Die Wechselbestände sind bei den sieben Berliner Banten mit 2084 um 16 Millionen niedriger ausgewiefen als Ende Mai. Eine beträchtliche Steigerung zeigt sich bei der Bevorschussung von lagernden oder schwimmenden Waren, bei den fieben Groß­banken um 51 auf 990 Millionen Mart, woraus man schließen möchte, da die auf laufendem Konto von den Großbanken gewährten Kredite gleichzeitig um 33 Millionen gesunken sind, daß die Banken in der gegenwärtigen Lage durch Waren gesicherte Krebite bevorzugen.

Zur Beleihung von Wertpapieren und für die Finanzierung des Börsengeschäfts wurden in Berlin wie im ganzen Reiche die Kreditgewährungen erhöht. Bei Börsengeldern allein stieg die Kreditgewährung der sieben Berliner Banken um 30 auf 491 Millionen, und bei sämtlichen 92 Banken um 32 auf 533 Mil lionen. Die bei fremden Banten gehaltenen flüssigen Mittel haben sich zum Junischluß bei den sieben Großbanten von 1022 auf 967 Millionen, bei sämtlichen 92 Banten von 1334 auf 1253 Millio­nen verringert.

Reichsbank fauft immer noch Gold. Die Reichsbank wurde in der dritten Juniwoche von Wirtschaftskrediten wieder ziemlich ent lastet. Es erfolgte ein Rückgang der Wechsel- und Lombardkredite um 168,6 auf 2 211,4 Millionen, womit etwa 500 von der 728- Mil­lionen- Mark- Belastung zum Juniende wieder beseitigt find. Im Bergleich mit anderen Monaten war die Entlastung der drei ersten Juliwochen allerdings weniger start. Die Wechsel bestände sind um 158,7 auf 2 083,2, die Lombarddarlehen um 9,9 auf 34 Mil­lionen gesunten. Die Kundschaftsgelder auf Girokonto zeigen mit einer Zunahme von 109,9 auf 668.3 millionen eine erhebliche Ber­mehrung. Dieser Zufluß von Girogeldern steigerte den Rückgang des Notenumlaufes auf 237,5 Millionen Mart. Insgesamt liefen noch 3987,4 Millionen Reichsbanknoten und 533,4 Millionen Rentenbankscheine um. Aus russischen Käufen wurden die Goldbestände wieder um 21,56 auf 2148,8 Millionen erhöht, während die Bestände an deckungsfähigen Devisen sich um nur 6,1 auf 194,0 Millionen fenften. In den allerlegten Tagen hat die Reichsbant noch für 13,3 Millionen Mart englisches Gold erworben.

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Die neuen Waggonaufträge der Reichsbahn werden- nach noch nicht bestätigten Zeitungsmeldungen beträchtlich verkürzt werden. Sie umfassen 325 Stadtbahnwagen für Groß- Berlin, 100 moderne D- 3ug- Wagen und gegen 700 Personenwagen für Eil­und Personenzüge. Gedeckte und offene Güterwagen, besonders Großraumwagen, fommen voraussichtlich bis zum Herbst noch nicht zur Vergebung. Sämtliche Aufträge gehen auf Rechnung des Be­triebsjahres 1929, Borschüsse auf die Lieferungen follen aus Elatgründen nicht gegeben werden fönnen. Der Wert der Auf­

träge beläuft sich auf 50 bis 60 Millionen Mart.

Ein amerikanischer Freigabefched über 3 millionen Dollar. Die endgültige Freigabe der in Amerika beschlagnahmten deutschen Vermögen hat begonnen. Der Verwalter des beschlagnahmten fremden Eigentums hat zugunsten der Firma Aron Hirsch u. Sohn, Halberstadt Berlin , einen Sched über 3 Millionen Dollar aus­gefertigt, womit die fälligen 80 Prozent des amerikanischen Gut. habens dieser Firma abgeglichen werden.

Friffen für Liquidationsgefchädigte und Berdrängte. Der Deutsche D ft b und weist darauf hin, daß am 31. Juli die Fristen ablaufen für Beihilfeanträge aus dem 37- Millionen- Härtefonds nach § 20 des Kriegsschädenschlußgefeßes, wonach Berdrängte und Liqui bationsgeschädigte unter gewiffen Vorausjegungen Beihilfen erhalten tönnen. Bis zum 31. Juli müssen die Anträge beim Bräsi. denten des Reichsentschädigungsamtes in Berlin­Friedenau, Rheinstr. 45/46, eingereicht sein. Die Richtlinien auch für Beihilfen aus dem 3- Millionen- Härtefonds für durch den Krieg aus Rußland Berdrängte sind vom Deutschen Oftbund, Berlin . 9, Potsdamer Straße 14, zu beziehen,

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