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Freitag

27. Juli 1928

Unterhaltung und Wissen

Das prächtige Modell.

Von Pierre Mille .

Sie trafen einander in der Nachtherberge der Heilsarmee . Bu­tal, ein kleiner verhuzelter, rungliger Gefelle, und Tavigard, ein großer, magerer Mann, ganz mit Bart überwuchert.

Die militärische Disziplin der Heilsarmee imponierte ihnen mächtig. Sie gehorchten blindlings. Sogar als man sie unter die Brause tommandierte.

Nachdem sie ihr Abendbrot verzehrt hatten, sprach der Heils­armeehauptmann ein Gebet und hielt eine etwas unverständliche Rede, der sie nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkten. Dann gingen sie endlich hinauf in den Schlafsaal. Dort wählten sie zwei Betten, die nebeneinander standen, denn sie hatten sich gleich mit­einander befreundet.

,, Die sind ja hier rein verrückt mit ihrer Sauberkeit," meinte Tavigard, nachdem sie sich unter den wärmenden Decken ausgestreckt hatten. ,, Was machen die sich bloß für Umstände mit dieser verfluch ten Reinlichkeit. Das Spaßige an der ganzen Geschichte ist, daß sie es ja in Wirklichkeit gar nicht leiden mögen, wenn wir gar zu rein sind."

,, Können sie das wirklich nicht leiden?"

,, Nein, paß auf, ich will dir mal was erzählen. Du kennst sicher Die Kapelle Saint Magloire. Diese Kapelle wurde einmal als Nacht­afyl benutzt, lediglich aus dem Grunde, weil darin geheizt war, denn sonst war sie zu diesem Zweck sehr wenig geeignet. In der Kapelle waren nämlich steife und harte Stühle, in denen wir schlafen muß­ten, und außerdem wurden wir vor Tau und Tag auf die Straße gejagt, nur damit die Leute, die zur Frühmesse tamen, feinen An­stoß an uns nehmen sollten.

Schließlich hatte es sich aber doch herumgesprochen, daß die Ka­pelle als Herberge diente, und gerade aus diesem Grunde fanden einige der feinen Leute es irgendwie amüsant, beim Morgengrauen zu kommen, um uns zu sehen. Sie erschienen zusammen mit dem Kirchendiener, als dieser uns an die Luft setzen wollte.

Eines Morgens hörte ich einen Herrn zum anderen sagen: ,, Sehen Sie doch mur, wie hübsch und stimmungsvoll es hier ist, wie das Licht durch die Kirchenfenster fällt auf all die tragischen Gesich ter dieser schlafenden Menschen und hören Sie auf die Atem­züge... Sehen Sie mal, jenen dort ist er nicht einfach präch­tig?" wobei er auf mich zeigte, als sei ich irgendein sonderbares Tier.

an mich.

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Wollen Sie hundert Sous verdienen?" wandte er sich plöglich ,, Tjaaa, was soll ich denn dafür tun?" fragte ich ganz ruhig, denn es fällt mir ja gar nicht ein, mich für einen solchen Kavalier zu überanstrengen.

,, Ach- so gut wie nichts. Sie sollen nur ungefähr cine Stunde Jang ganz still fizzen das ist alles."

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Ich blickte ihn etwas erstaunt an.

Ja ich möchte eine Studienffizze von Ihnen machen!" ,, Er war also Maler, verstehst du

nicht etwa so einer, der Zäune anstreicht

trät von mir machen."

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Kunstmaler natürlich und er wollte ein Por

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Jawenn ich also nur still fitzen soll," sagte id) millige ich ein."

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,, dann

,, Er gab mir seine Adresse und bestellte mich zu 10 Uhr am felben Vormittag. Ich erhielt auch gleich die hundert Sous, und er bemerkte, daß er sich auf mich verließe. Er wollte also ein Bildnis von mir malen mit Farben verstehst du kannst du das begreifen? Ich war ganz bedeppt. Auf dem Wege zu ihm ging ich in eine Wirtschaft, wo ich mich plötzlich selbst im Spiegel sah und ich erschrat nicht gerade wenig das geht nicht sagte ich zu mir selbst so tannst du unmöglich gemalt werden ist ja ein Standal mein Haarwuchs glich einem alten struppigen Bejen übrigens glich mein ganzes Geficht einem Besen, Daran konnte ich natürlich nichts ändern mit meinen 100 Sous. Ich ging aber in einen Friseurladen und sagte: Schneiden Sie mir das Haar und barbieren Sie mich- aber richtig elegant und mo­dern. Der Friseur glogte mich an, worauf er meinte: das ist wahrhaftig teine kleine Arbeit.

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,, Das kann Ihnen ja ganz gleich sein," entgegnete ich, denn ich bezahlte. Beeilen Sie sich und reden Sie nicht so viel."

,, Er schnitt mir also das Haar, seifte mich ein und barbierte mich, daß es nur so schäumte und spritzte. Als ich mich nachher im Spiegel betrachtete, fonnte ich mich fuapp wiedererkennen. Ich glich, weiß Gott , einem feinen Herrn. Dieser Spaß fostete mich drei Francs. Ich behielt also nur noch zwanzig Sous, um essen und trinken zu können. Meine Gedanken treiften aber mur um die eine Idee, welches herrliche Bild der Maler jetzt von mir machen könne und beeilte mich, um nicht zu spät zu kommen.

Als ich das Zimmer betrat, saß da noch ein anderer Herr. Mein Maler sah mich ziemlich verständnislos an, als ob er teine Ahnung hätte, wer ich überhaupt sei. ,, Ich bin's malen.

"

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Sie gaben mir doch hundert Sous, um mich zu

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,, Nein Sie sind es also" schrie er mich an und rang ver­zweifelt die Hände, mein Gott Sie haben sich ja gewaschen und haben sich die Haare schneiden lassen- einfach tatastrophal... Dann wandte er sich dem anderen Herrn zu und sagte: Dieser Kerl war heute morgen noch das wunderbarste Modell, was Sie sich benten können. Einen Ribera einen Gona hätte man schaffen tönnen... Wer hat Lust, den da zu kaufen so wie er jetzt aus­sieht was zum Teufel fange ich mit diesem Idioten an?!" Dann fauchte er mich an: Sie können gehen! Ich kann Sie nicht mehr gebrauchen!"

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Und ich na ich verschwand schleunigst denn ich hatte Das Geld doch schon vermöbelt...

6 Milliarden Dollar für Anzeigen. Bei einer Tagung der International Advertising Affociation in Detroit murde die Mitteilung gemacht, daß die amerikanischen Produzenten und Händler im letzten Jahre 1500 Millionen Dollar, also über 6 Milliarden Mart, für die Anzeige ihrer Waren aus. gegeben haben. Von dieser Riesensumme erhielten 3200 Millioner Mart die Zeitungen, 800 Millionen die Zeitschriften; 800 millionen wurden für Straßenreflame und 1200 Millionen für Briefreklame ausgegeben. Als ein Beweis für die außerordentliche Wirksamkeit der Anzeigen führte Francis H. Sisson, der diese Zahlee mitteille, an, daß eine Bürstenfabrik den Umfang ihres Geschäfts in 8 Jahren burch Reflame um 300 Proz. vergrößerte und dabei doch in der Bage mar bie Breife ihrer Erzeugnille berabzulegendeliks

Im dunkeln Warschau .

Eindrücke von Heinrich Vierbücher.

Beilage des Vorwärts

Bilder, die man in ihrer Einprägsamkeit nicht so leicht vergißt. Die Ritualmordlüge ließ den Fanatismus schäumen; das Blut der Er­Ein Streifzug durch das Judenviertel von Warschaut bietet| blut- und raubgieriges Gesindel zu Pogromen in die Gassen. Die schlagenen mischte sich mit dem Spülicht in der Gosse.

polnihen Freunde waren nur schwer zu bewegen, uns zu führen. Mir schien, als ob da ein Unbehagen, ein leises Gefühl der Ver­antwortung vor der schwärenden Wunde, die den ganzen Osten pei­nigt, im Spiel sei. Wir sollten uns alle an die Brust schlagen. Das Grauen dieses geballten Elendes, das einem hier begegnet, ist nu: ein Ton aus der Höllenmelodie, welche die Vergangenheit uns in allen Städten unseres Erdteils entgegenschreit. Es offenbart sich überall die Kultur eines Zeitalters, das Ritterrüstungen, Dome und prunkende Rathäuser erbte und viel zu wenig tat, um diese Erbstücke Unfreiheit, Unrecht, Unwissenheit, Not und Schmuß zu überwinden. Wer ins Ghetto geht, um sich zu entrüsten, der durchstreife in Ber­ lin das Scheunenviertel, manche Partie des alten Köln , das Haar­mannquartier Hannovers genug Häuser und Menschenschutt. Nur, daß da im Osten das Elend greller, konzentrierter auftritt, mit dem Anspruch, gleichsam ein Lexikon aller menschlichen und kul­turellen Nöte zu sein.

Wenige Schritte abseits vom Gedröhn des Autotreibens, der eleganten Müssigänger, den Prunkgebäuden ist man plöglich in einer anderen Welt, einem anderen Bolt, im Schatten einer ich möchte es so nennen riesenhaften Enge; in einem Getriebe, so fremdartig, so gestrig, so erfüllt von Ahnungen und Bildern selbst­fremdartig, so gestrig, so erfüllt von Ahnungen und Bildern selbst­erträumter Phantastik, daß man starr die Augen öffnet, um sich zu versichern, daß das Geschaute tein Traum ist.

Wir find in einer großen Judenstadt, einem Stadtteil von vier hunderttausend Menschen. Ghettos. Ich sah sie in Smyrna, Aleppo , Damaskus , Jerusalem . Ueberall Enge, Düfterkeit und den gedrück­ten Ernst, der aus der Pein der Vergangenheit, dem Mißtrauen, der Hezze der Gegenwart erwuchs. Stadtteile und Städte ohne Sonne; Leben, wimmelndes Leben, aber ein Leben ohne Lachen. So auch in Warschau ; eine Sinfonie in Grau und Schwarz, Armut, Gespensterei am lichten Tage, Gerüchen und Geräuschen, die uns von fern vertraut und doch wieder als Ausdruck einer uns völlig fremden, geheimnisvollen Welt erscheinen. Glaubenswahn, aufgepeitschter Haß trieb die Kinder Israels aus den deutschen Landen in das damals gaftliche Polen . Damals, als der sogenannte deutsche Often im großen polnischen Reich einen Hort der Freiheit und in den Ordensrittern eine hochnäfige Räuberbande sah, haben polnische Fürsten den Scharen des Flüchtlingsvolkes Leben und Eigentum feierlich verbürgt. Boleslaus der Fromme und Kasimir der Große gaben ein leuchtendes Beispiel für die Behandlung der Minderheitenfrage. Selbstverwaltung, eigenes Parlament, eigene Schule brachten eine Entfaltung der besten Kräfte. Polen blühte dabei. Es war lange vor England das Land der inneren Freiheit und Sicherheit. Da fam das große Verbrechen von 1772. Die preußishen, russischen und österreichischen Räuber fielen über den Staat her, der niemals einen Angriffstrieg geführt hatte, dessen demokratische Fortentwicklung man als ansteckende Best fürchtete. Polen wurde zerhackt in dem Augenblick, als es ein freies Wahlrecht einführen wollte. Rußland murde der Herr im Herzen Bolens. An die Stelle der Rechte trat die Willkür, die Gesetze wurden ab­gelöst von Knute und Folter.

Was wurde aus der jüdischen Minderheit? Schlagbäume der= riegelten das Land freuz und quer. 3arengouverneure trieben

Sportpsychose.

Das durch den Weltkrieg zu staatlicher Selbständigkeit erweckie Polen hat eine furchtbare Erbschaft, eine Drachensaat der Geschichte übernehmen müssen. Von den fünf Millionen Juden hat wohl kaum die Hälfte eine Existenzgrundlage. Man kann die Entwick­lung nicht aufnehmen, wo man sie vor 150 Jahren verließ. Was fann geschehen? Auswanderung, etwa nach Palästina? Dies Land wird niemals solche Menschenmassen aufnehmen können, da es doch bereits bevölkert ist. Wahrhaftig, die Polen sind nicht zu beneiden. Kein tobender Biljudski wird diese Herkulesaufgabe meistern. Das fönnte nur ein Staatswille, der nicht vom Wahn der Allmacht und Unfehlbarkeit befangen ist und ein gesunder Lebenswille, der nicht nur zetert und rückwärts schaut, sich verkrampft und verkapselt, son­dern Bräuche und Arbeitskraft dem Atem unserer Zeit anpaẞt.

Im Ghetto leisten Unzählige teine nüßliche Arbeit. Ihr Bater land wurde die hungernde Familie, ihre Verfassung blieb der Tal mub. Da schleichen die bleichen Menschen in speckigen schwarzen Kaftanen mit todesernsten Mienen umher, als wollten sie alle Stepsis der Welt spazieren führen. Schon die Jugend trägt die Läden Runzeln des Alters. Eine erfältende Gleichförmigkeit. über Läden, gefüllt mit diskutierenden Müßiggängern. Keine Käufer. Wovon lebt diese seltsame Stadt? Kaum sieht man auf den Straßen sich balgende Kinder. Die Jugend sizt in den Talmud schulen, kaut Formelkram, über den unsere hastige Zeit hinweg­brauft. Der tote Buchstabe, Gedankenspalterei feiern Triumphe in unfruchtbarer Gehirnqual.

Wo sind die Frauen? Man sieht wenige junge Mädchen. Mit dem Tage der Ehe ist die Frau lebendig begraben. Immer war die Orthodoxie eine Kettenlaft für die Frau. Im Düfter erzieht sie ihre Kinder.

Da kommt ein Wagen, um den sich ein Menschenhaufe wälzt. Totentragen. Das gellende Geschrei, die verframpften Gebärden erinnern leise an manche Glaubensraserei im Orient. Wir folgen von weitem und gelangen auf den Judenfriedhof von Warschau . Der erste Eindruck: Enge, Enge, wie im Ghetto der Lebenden. Beinliche Raumausnügung, und doch sieht man manches prächtige Grabmal. Als wollte man im Tode scheinen, was das Leben an äußerem Glanz versagte. Wir werden auch für Juden gehalten, die etwa Gräber von Verwandten suchen. Man erbietet sich, uns fuchent zu helfen und gegen eine Gebühr in unserem Namen Gebete zu verrichten, Wir können uns faum der auf uns anstürmenden An gebote erwehren. Ein junger Jude ist so freundlich, uns vor seinen aufdringlichen Landsleuten in Schuh zu nehmen. Wir sehen die würdevollen Gräber von Perez, Ansti und eines jungen Dichters, der dem Sozialismus diente. Und dann, an den Gräbern von un­gezählten Namenlosen vorbei, stehen wir vor der Ruhestätte von 3amenhoff, der uns das Esperanto gab. Ein Stern von immer­grünen Pflanzen deckt das Grab des schlichten Mannes, dessen Werk der Völkerverbrüderung dienen soll, dessen Tat eines der Lichter war, die aus dem Dunkel des Oftens aufgingen.

Als wir die Region des Todes verließen, mußten wir eine Gaffe unsäglich zerlumpter Bettler passieren.

uns der Sport nicht mehr um seines 3wedes willen, sondern um seiner selbst willen betrieben wird, daß wir nicht mehr dabei an Körpergesundung und Stärkung der Volksgesundheit, sondern ledig­lich an Wettbewerb und Sensation denken. Es ist bezeichnend, daß fürzlich selbst in Spanien ein gräfliches Ehepaar infolge einer Wette sich den Sport leistete, als arabische Bettler verkleidet, durch Spanien zu wandern. Das Experiment wäre ihnen beinahe sehr übel be­kommen, da die Polizei die beiden verdächtigen" Fremden bereits mit großen Zeitungsinferaten verfolgte, so daß fie ihr Unternehmen schleunigst abbrachen. Aber solche Erscheinungen einer eigenartigen sportlichen Betätigung laffen erkennen, daß auch Europa sich bereits in der Gefahrenzone dieser Sportpsychosen befindet. Um so bes grüßenswerter ist das Gegengewicht der Arbeitersportbewegung, die den Rekord nicht überschäßt und an die Stelle der Spitzenleistung die Massenleistungen fett.

Die bürgerliche Sportbewegung hat den Sport zur Retordfarce degradiert, alles unter dem Beispiel Ameritas. Der Sport beherrscht heute in Amerika das Denken einer ganzen Generation. Alles Denten ist in gewisser Weise sportlich beeinflußt, jebe Tätigteit erhält einen sportlichen Charakter, jeder Mensch wird jebe Tätigkeit erhält einen sportlichen Charakter, jeder Mensch wird in feinen Leiftungen, nach seiner Sportlichkeit bewertet. Infolgedeffen gedeiht auch jeder Sport wie er immer heißen mag. Nicht in seiner Sweckmäßigkeit für die Ausbildung des Körpers liegt sein Wert, sondern allein in der Tatsache, daß er eine sportliche, d. h. eine Weti­bewerbsbetätigung ist. So ist die ganze Nation von einem Wett­bewerbsfimmel befallen, für den bezeichnend ein Vorfall ist, über den fürzlich die amerikanische Preffe ausführlich berichtete. Ein amerika­nisches Professorenehepaar machte außerordentlich gefährliche Erperi­mente mit Krankheitsbazillen. Es fuchte zu diesem Zwecke freiwillige junge Leute, die sich zur Erprobung der Bekämpfungsmittel der einzelnen Krankheiten mit den betreffenden Krankheitsbazillen impfen ließen. Die Erkrankungsgefahr war in solchem Falle selbstverständ­lich ziemlich groß und man nahm deshalb an, daß niemand oder nur sehr wenige sich für solche Versuche hergeben würden. Aber zum größten Erstaunen der Forscher meldete sich eine so große Anzahl größten Erstaunen der Forscher meldete sich eine so große Anzahl von Bazillenkandidaten, daß fie gar nicht alle in Frage kommen fonnten. Der Professor und seine Gattin mußten die Abgewiesenen auf weitere, spätere Experimente vertrösten und in der Bresse öffent- hält unter ihnen, wie in der Zeitschrift Der Naturforscher" ausge lich mitteilen, daß fie vorläufig feine neuen Kandidaten brauchten. Unter diesen Bewerbern befanden sich nicht etwa nur Leute, die um des Verdienstes willen sich der großen Gefahr aussehen wollten, sondern eine große Anzahl junger Leute aus besten Kreisen

Ohne Frage ist diese ganze Erscheinung nur aus der sportlichen Psychologie heraus zu erklären, die heute Amerika beherrscht und die in jedem Wettbewerb, in jeder Rekordleistung, in jeder unge­wöhnlichen Leistung etwas Erstrebenswertes sieht.

Auch die Ziffern, die die Einnahmen und Kosten der sportlichen Veranstaltung wiedergeben, geben ein Bild von der Größe und Be­deutung der amerikanischen Sportbewegung. Man schäßt die Be­fucher der Spiele der amerikanischen Fußballsaison auf nicht weniger als 15 Millionen, die ungefähr eine Summe von 30 Millionen Dollar an Eintrittspreisen aufgebracht haben. Das Fußballspiel ist aber auch das einzige, das sich als Amateursport aus seinen eigenen Einnahmen erhalten kann. Alle übrigen Amateursportarten erfor dern erhebliche Zuschüsse. Wie bedeutend diese Zuschüsse sind, das geht am besten daraus hervor, daß eine einzige Universität, die Universität Yale , etwa 1,3 Millionen Dollar an Zuschüssen für das Rudern und die Leichtathletik, das Schwimmen, das Tennisspiel, das Ringen und Boren und das Baseballspiel zahlte. Andererseits fonnte sie diefe gesamten Untofsten und Zuschüsse aus den Ueber­schüssen decken, die die Fußballspiele erbrachten, mit einer Summe non 1,4 millionen Dollar. Es ist teine Seltenheit, daß die großen Fußballspiele 40 000 und 50 000 Zuschauer aufweisen, ja der Rampf der beiden Universitäten Harvard - Yale zählte 60 000 Zuschauer und den Reford erzielte im Jahre 1926 das Fußballspiel zwischen der Armee und der Marine mit 100 000 Zuschauern. Solche Ziffern erreicht sonst nur die Veranstaltung von Professional- Bogfämpfen. Uebrigens ist das amerikanische Fußballspiel keineswegs mit dem unfrigen identisch, sondern dem Rugby viel verwandter als unserem Fußballspiel. Fachmänner haben die Gesamtkosten des amerita­nischen Sports auf mehr als 5 Milliarden Mark veranschlagt, eine Summe, deren Bedeutung man erst voll ermessen fann, wenn man erfährt, daß die gesamten Einnahmen der amerikanischen Kinos 1926 nur 4,3 milliarden Mark betragen, Europa

ist zwar noch feineswegs völlig von dieser Sport pinchoie ergriffen, aber es besteht sicher die Gefahr, daß auch bei

Höhenrekorde der Alpenpflanzen.

Wenn der Alpenwanderer bie Gürtel der Zwergsträucher und ber alpinen Matten hinter sich hat, so liegen die oberen Schut­fluren und die Felsfluren scheinbar ohne jedes Pflanzenleben vo ihm da. Bei näherem Zusehen erkennt er jedoch zwischen den Blöcken und in den Fugen und Risen noch immer Gruppen von Enzianen, Steinbrechen und anderen Alpenpflanzen. Den Höhenrekord aber

führt wird, ein weißblühender Hahnenfuß, der Gletscherhahnenfuß, Ramunculus glacialis. Auf dem Monte Rosa gedeiht dieser noch im 3630 Meter Höhe, auf dem Großglockner dicht unterhalb des Gipfels in 3780 Meter Höhe, am Matterhorn fann er bis zu 4200 Meter aufsteigen, und am Gipfel des Finderaarhorns erreicht er mit 4275 Meter den höchsten Stand, den eine Blütenpflanze in den Alpen be fizt. Am Finsteraarhorn erreichen zahlreiche Alpenpflanzen höhere Standorte als an anderen Stellen. Nur wenige Meter tiefer findet man den Glets hermannsschild, die schwarze Schafgarbe, verschiedene Steinbreche und den furzblättrigen Enzian. Natürlich werden die Höhengrenzen durch ungünstige Fattoren wie Nordlage oder Nähe größerer Eis- und Schneeflece start beeinträchtigt, während die Nähe der Gletscherzungen manche, alpine Bilanze noch in tieferen Lagen gedeihen läßt als es ihrer Art entspricht,

Rüdgang der deutschen Dramenproduktion. Die feit 1921 feft zustellende Abnahme der dramatischen Produktion in Deutschland setzt sich nach der Statistit, die Wilhelm Frels in der Schönen Lite ratur( Ed. Avenarius, Leipzig ) für 1927 veröffentlicht, weiter fort. Die Dramenziffer fant von 393 auf 322, die der Uraufführungen von 278 auf 224. Diese perteilen sich auf 84 Städte und etwa 130 Theater. An der Spike steht absolut natürlich Berlin mit 25 Ur­aufführungen, doch bedeutet diese Zahl gegenüber 1926 mit 31 auch einen Rüdgang. Dann folgt Wien mit 16, Hamburg mit 13, Dresa den mit 10, Leipzig mit 8, Röln mit 7 Uraufführungen. Mit je 6 schließen sich Bremen und Krefeld an und in einer Reihe mit ihnen bemerkenswerterweise München . Auf 5 deutsche Uraufführungen bringen es Breslau , Frankfurt a. M., Kiel und Mannheim . Unter den Theatern nimmt mit seinen 6 Uraufführungen das Stadttheater Strefeld die erfte Stelle ein. Start ist Deutsch- Böhmen mit 11 schwach die Shweiz mit 4 Uraufführungen beteiligt. Den 224 U aufführungen deutscher Werte, deren Stoffwahl ebenso wie die ber Lesedramen gegenüber dem Vorjahr feine wesentlich veränderten Neigungen aufweist, stehen 77 von überfekten Stücken gegenüber. Davon tommen 27 auf Frankreich , 23 auf England und Amerifa, 10 auf Italien , 7 auf Rußland und die skandinavischen Länder. Die Ausfuhraiffer ber deutschen dramatischen Produktion ist leider nicht befant