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Sonnabend 28. Juli 1928
Unterhaltung und ÄAissen
Beilage des Vorwärts
Die flüchtige Brautschau. Von Michail Goschescheuko. Vor kurzem heiratew Iegorka Bosos: eine prächtige Frau hotte er gesunden, mit einem roten Gesicht und so zwei Zentner schwer. Ueberhoupt: der Mann hotte Glück. Bis dahin war Iegorka zwei Jahre lang Witwer gewesen keine wollte ihn haben. Gefreit hatte er aber fast um jede. Sogar um die lahme Soldatenfrau aus dem Städtchen. Die Sache ging ober im letzten Moment wegen einer Kleinigkeit doch noch ausein- ander. Von dieser Freite liebte Iegorka sehr zu erzählen. Dabei log er ganz unwahrscheinlich, und dichtete jedesmal immer neue und interessantere Einzelheiten hinzu. Alle Bauern kannten diese Geschichte schon auswendig, aber bei jeder Gelegenheit bestürmten sie Iegorka mit Bitten, sie wieder von neuem zu erzählen. Sie bogen sich dann schon im voraus vor Lachen. Wie hast du damals gefreit, Iegorka? fragten sie zwinkernd. Weiß der Teufel, ich habe mich wohl versehen," sagte Je- gorka. Du Host dich wohl übereilt? Was?" Sicherlich," sagte Iegorka,es war gerade Erntezeit, da sollte man mähen, tragen, einfahren, und gerade in diesem Moment stirbt meine Frau, cheute, sagen wir, wurde sie krank, am nächsten Tag stand es schon schlimm mit ihr. Sie phantasierte und warf sich auf ihrem Lage? herum. Nun," sagte ich zu ihr,ich danke Ihnen auch Katherina Wassil- lewna, Sie morden mich gleichsam auch ohne Messer. Sehr zur Unzeit hoben Sie beschlossen, zu sterben. Halten Sie doch noch bis zum Herbst aus." Sie wollte aber davon nichts wissen. Do ließ ich den Feldscher kommen. Für ein Pud Haser. Der schüttete zuerst den Hofer in seinen Sack, dann sagte er: Die Medizin ist hier machtlos. Es ist unvermeidlich, daß Ihre Frau sterben wird." An was für einer Krankheit denn," fragte ich. Das ist," sagte er,der Medizin wiederum nicht bekannt." . Schließlich oerschrieb er ihr doch doch ein paar Puloer und fuhr dann fort. Die Pulver legten wir hinter das Heiligenbild es half aber nichts. Die Frau phantasierte weiter und in der Nacht starb sie. Da heulte ich natürlich. Es war gerade Erntezeit und ohne Frau nicht daran zu denken, alles zu schaffen. Ich war völlig rot- los. Es gab nur eine Möglichkeit, sich rasch wieder zu verheiraten. Aber da war die Frage wieder: wen? Manke hätte mich ja ganz gerne genommen, aber so in Eile wäre es ihr natürlich peinlich gewesen. Ich hatte es aber sehr eilig. Ich spannte also an, zog die neuen Hosen an, wusch die Füße und fuhr los. So tom ich ins Städtchen und ging zu meinen Bekannten. llöir sind mitten in der Ernte," sagte ich,zu langen Unter- Haltungen ist keine Zeit. Habt ihr nicht irgendeine, meinetwegen ganz schlechte Frau für mich? Ich habe ein kolossale» Interesse für eine rasche Heirat." Es gibt schon welche," sagten die Leute,aber«er denkt jetzt mährend der Ernte an Hochzeit? Auf alle Fälle geht ober mal zu Anisja, der Soldatenfrau, vielleicht, daß ihr sie herumkriegt." Das tot ich denn auch. Ich kam hin und sah: auf einer Truhe saß«ine Frau und kratzt« sich den Fuß.G.uten Tag," sagte ich,hören Sie auf zu kratzen, ich komme in einer wichtigen Angelegenheit." Das eine," sagte sie,stört keineswegs das andere." Nun," sagte ich,es ist Erntezeit und wir wollen kein« langen Reden führen, wir wollen heiraten? Und morgen fahren Si« aufs Feld hinaus, Garben binden." Das geht," sagte sie,wenn Sie Interesse für mich haben." Ich sah mir die Frau an. Sie schien nicht schlecht, alles war vorhanden, sie war kräftig und konnte sicher arbeiten. Ja," sagte ich,ober antworten Sie mir bitte zuvor, wie alt sind Sie?" Na," erwiderte sie,mein Alter ist vielleicht gar nicht so hoch wie es den Anschein hat. Meine Jahre sind nicht gezählt. Aber das Geburtsjahr ist der Wahrheit die Ehre 1886." Gut," sagte ich,wenn Sie nicht lügen, ist alles in bester Ord- nung." Nein, ich lüge nicht: Gott strafe die Lüg«. Soll ich mich fertigmachen?" Ja, haben Sie viel Sachen?" Nein." sagte sie,ich besitze nicht viel: eine Truhe und ein Federbett, das ist olles. Wir luden die Truhe und das Bett auf den Wagen: ich lleß auch noch einige Kochtöpfe und Holzscheite mitgehen, dann fuhren wir los. Ich trieb mein Pferd an und mein Frauchen saß auf der Truhe und macht« Zukunftspläne, wie sie leben würde, was man so kochen könnte. Auch würde es nichts schaden, mal in die Badeswbe zu gehen drei Jahre sei sie schon nicht mehr gegangen, usw. Endlich kamen wir an. Steigen Sie aus," sagte ich. Mein Frauchen kletterte aus dem Wagen. Da sehe ich sie stieg so merkwürdig aus so von der Seite, als ob si« auf beiden Beinen hinken würde. Ach, dachte ich, das ist ja eine dumme Sache! Sie scheinen ja wohl so ein wenig zu hinken?" fragte ich. Ach nein," sagte sie,ich kokettiere nur so." Ja. wie geht denn das zu? Wenn Sie wirklich hinten, so ist das eine ernste Angelegenheit. Ich kann eine hinkende Frau in der Wirtschast nicht, gebrauchen." Ach, das hat nichts zu sagen." meinte sie nun.das ist nur am linken Fuß. Er ist im ganzen nur eine Handbreit kürzer." Eine halbe oder eine ganze Handbreit, das ist gleichgültig. Wir sind mitten in der Ernte»nd zum Nachmessen ist keine Zeit. Aber es ist ganz undenkbar. Sie können ja nicht einmal Wasser tiagen, alles würden Sie oerschütten. Entschuldigen Sie schon, aber ich habe mich übereilt." Nein," sagte sie.die Sache ist jetzt obg«macht." Nein," sagte ich,ich kann unmöglich. Alles paßt ausgezeich- net: Ihr Gesicht gefällt mir ausnehmend gut. und auch Ihr Ge- burtsjahr aber ich kann nicht. Verzeihen Sie, aber dos mit dem Fuß habe ich übersehen." Nun sing das Frauchen an zu schreien und zu schimpfen: sie
Das Ende des Eisbergs Nr. 14.
Vernichiung durch Oynamii.
Wenn beim Nahen der warmen Jahreszeit die Ränder der Polareisbänke unter der Wirkung der lauen Winde abbröckeln und die Alarmkanonen von Archangelsk   der Eiswell den Saisonwechsel donnernd verkünden, ist es, als erwache die ganz« arktische Zone aus langem Winterschlaf zu neuem Leben. Auch dort oben im eisigen Norden vollzieht sich das Schauspiel der erwachenden Natur. Der Eisbär reckt seine schlaftrunkenen Glieder und begibt sich aus die Jagd nach Nahrung und Liebesgefährten, der philosophische Seehund klettert mühselig und schwerfällig ans Ufer, um sich in der wärmen- den Sonne zu strecken, der klein« Eskimo tritt au» der Hütte, und dieweiße Königin", die feit Jahrhunderten den wageinutigen M«n> schen das Vordringen wehrt und seit Jahrhunderten Schritt für Schritt zurückweichen muß, schickt ihre Riesen zum Angriff vor: die furchtbare Flotte der Eisberge läuft zur Ofsensive aus, und kein Admiral der Welt vermöchte ihr den Weg zu verlegen. Gleichwohl sind auch der weißen Gefahr Grenzen gesetzt, die die Wasser d«» Golsstromes umschreiben. Seit vielen Jahrhunderten bis zum Jahre 1912 bildet« der Golfstrom die einzige Sicherung, über die die Wen- schen gegen die Gefahr der schwimmenden Eisberge verfügten. Da» Unglück derTitanic  " aber, die ebenfalls das Opfer eines Eisberg» wurde, schreckte die an der Frage meist beteiligten Nationen au» ihrer Ruhe aus und gab da» Signal zur Alarmbereitschaft. Amerika. da» durch seine geographische Lage zunächst von der Eisgesahr be- droht ist, England, das seine Schiffe auf allen Meeren weiß und eine gewaltig« Fischerflotte besitzt, und Frankreich  , das Jahr für Jahr von der Bretagne   aus zahlreiche Fischerboote zum Fang hinaussendet, stellten gemeinsam ein kleines Geschwader gegen die schwimmend« Eisslotte zusammen, das unter der offiziellen BezeichnungEi»- Patrouille" in See stach, und zu der auch der brittfche Kutter Modoc  " gehört.Seit der Katastrophe der Titanic  ", schreibt Massimo Escard in derStampa",hat dieModoc  " nicht eine einzige Kampagne ausgelassen. Alljährlich sticht sie regelmäßig in den ersten Tagen des Mai in See. Der Hauptzweck des britischen Pattouillendienstes ist, die Eisberg  « oder Eisfelder aufzuspüren, ihre besonderen Merkmal« von Fall zu Fall festzustellen und das Ergebnis dieser Beobachtungen den auf Fahrt befindlichen Seeschiffen funken- telegraphisch zu übermitteln. Angesicht» der Gefahren, von denen selbst die gewarnten Schisse noch bedroht sind, ist man neuerdings dazu übergegangen, einen systemattschen Vernichtungskrieg gegen die Eisberge zu organisieren, bei denen da» Dynamit als einzig« in Be- ttacht kommende Zerftörungswaff« in Aktion tritt. Am Morgen des 2S. Mai hatte dieModoc  " einig« Meilen von der äußersten Grenze der Neufundlandbank einen riesigen Eisberg von 80 Meter Höhe, vom Wasserspiegel an gemessen, gesichtet. Er bildete ein. Viereck, dessen Seiten rund 170 Meter lang ryaren. Der Kapitän des Kutters, der während seiner ganzen Laufbahn keinen Riesen von solchen Ausmaßen zu Gesicht bekomm«» hatte, beeilte sich, der Instruktion entsprechend, die festgestellten Einzelheiten der britischen Admiralität zu melden, die den neuentdeckten Eisberg in ihren RegisternEisberg Nr. 14" eintrug. Denn alle Störenfriede, die der Schiffohrt gefährlich sind, erhallen in den Registern der Admiralität eine Matrikelnummer. Es handelte sich jetzt darum. diese Nr. 14 nach den der Patrouille erteilten Befehlen zu beseittgen.
DieModoc  " begann die Jagd, indem sie den Riesen beständig um- kreiste, um ihn in allen Einzecheiten zu studieren und seine verwund- barste Seite aufzuspüren. Man entschloß sich endlich, ein paar Matrosen auf einer hervorspringenden Zunge des Eisbergs zu landen und dort einen Minengang anlegen zu lassen. Auf Befehl des die Abteilung kommandierenden Offiziers wurden zwei Gänge ge- bohrt, die unter die Wasserlinie hinabführten. Nachdem man die Minen zur Entzündung gebracht hatte, erschütterte eine gewollige Explosion die Luft. Der Eisberg   wankte wie ein zu Tode getroffener Dickhäuter, und eine Säule von Wasser und Rauch erhob sich bis zu einer Höh« von 30 Metern. Als sich die Wolke verzog«» und das Meer sich wieder beruhigt hatte, überzeugten sich die Leute der Modoc  " staunend, daß der Eisberg   nur wenig gelitten hatte. Nur sein Dach hatte sich etwas verschoben und einige Tonnen Eissplitter schwammen auf dem Wasser. Die Seehund« waren erschrocken unter- getaucht, und Möven flogen schreiend und verängsttgt herum, aber die in der Sonn« hellglänzende Eismasse zog weller gemächlich und ruhig ihre» Weges. Aber dieModoc  " gab die Sache nicht verloren und verfolgte den Riesen weiter wi« eine auf dem Kriegspfad befind- lich« Rothaut, die einen neuen Angriffsplan ausheckt. In den ersten Tagen des Juni schien die Zell   zu einem neuen Angriff gekommen. An der Basis des Eisbergs hatte sich ein« etwa 15 Meter breite schnabelartige Rille gebildet, die eine Landung erleichterte und es gestattete, an das 60 Meter hohe Massiv heranzukommen. Durch die Erfahrung belehrt, ging man daran, einen besonders tiefen Gang zu graben, der bis zum Rand« mit einer Dynamllladung versehen wurde. Bold darauf gab es vier gewallige Explosionen in der Flanke des Berges. Ein Trichter öffnet« sich, der groß genpg war, um drei Paaren als Tanzboden zu dienen. Dieser Trichter tvurd« dann noch einmal mit einer Dynamitladung gefüllt: eine neue Explosion folgte. Die schwimmende Insel sprang in die Höh«, fiel aber dann wieder zurück und setzt« chren verhängnisvollen Weg fort. Tage vergingen. Am Morgen des 18. Juni meldet« der Mann im Ausguck freudig, daß der Gipfel des Eisberge« in» Wanken ge- kommen sei, und wenige Minuten später stürzten auch wirklich etwa 2000 Tonnen Eis von der Höhe ins Meer: allem Anschein war dieser Erfolg der Nachwirkung der vorangegangen«» Explosionen zu danken. Zwei Tag« später verschob sich infolge der zerstörenden Wirkung des Wassers der Schwerpunkt des Eisbergs Nr. 14, der mit furchtbarem Krachen und unter Erzeugung einer Riesenwelle kopfüber stürzte. Bon da an waren seine Tage gezähll. Die Wirkung de» Golfstroms macht« sich innner deutlicher bemerkbar. Bald war der schwimmende Ries« nur noch eine auf dem Ozean treibende, schmutziggelbe Masse, die di« auf ihm heimische Polarfauna schleunigst verließ. Da» Eis war wie ein Schwamm, mtt dem die Wellen ihr Spiel trieben. Schweigend beobachtete dieModoc  " seinen langsamen Todesgong. Die schwimmenden Eisstücke bedeuteten immerhin noch ein« Gefäht,� denn jeder in diesen hohen Breitengraden fahrende Kapitän fürchtet nichts mehr, als daß die Eisstücke in di« Schraubenwell« de» Schiffes geraten könnten. Am 2. Juli meldete ein Offizier derModoc  " in einem an seine Londoner   Braut gerichteten launigen Brief offiziell den Tod des Eisberg  « Nr. 14, der dort geendet hatte, wo alle Eis- berge ihr Ende finden: im Golfftrom.
wurde auch handgreiflich da» ließ sich schon nicht vermeiden. Ich begann aber, im stillen schon di« Sachen auf den Hos zu tragen. Einige Male fuhr sie mir noch übers Gesicht, dann sagte sie: Nun," sagte si«,Bau«r. dein Glück, daß du'« bemerkt hast. Fahr' mich jetzt zurück." Wir setzten uns in den Wagen und fuhren los. Al» wir aber noch gute sieben Werst vom Städtchen entfernt waren, überkam mich «ine wahnsinnige Wut. Es ist Erntezeit." dachte ich,da kann man nicht viel Umstände machen, und ich sollte da Bräut« noch Hause fahren." Ich warf kurz entschlossen ihr« Habe vom Wagen und wartet« ab, was nun kommen würde. Das Frauchen sprang natürlich ihrer Habe nach. Ich warf meine Stute herum und ftihr im Galopp in den Wald. Damit endete auch die Geschichte mit der Soldatenfrau. Wie sie aber mit ihrer Truhe und dem Federbett noch Haus« gekommen ist, weiß ich nicht. Angekommen muß sie aber sein, denn nach einem Jahr hat sie dann doch geheiratet." fNirtarifiert« lltberfetuirtfl«v» kern Zwfflschevä
Die Zahnschmerzen des Höhlenmenschen. Die Zunahme der Krankheiten mit wachsender Zivilisation ist zwar eine bekannte Taffache, aber man muß nicht«twa annehmen, daß der prähistorffche Mensch mit seiner robusten Konstitution ein schmerzenfreies Dasein führt«. Vielmehr ergibt sich bei der Prüfung prähistorischer Skelette und Knochen, die der bekannte schwedische Archäologe Nchlen bei Ausgrabungen auf der Insel Gotland   an der Stätte des heutigen Wisby   zutage förderte, daß der Mensch bereits vor 5000 Iahren von einer ganzen Reihe uns wohlbekannter Krank- Helten heimgesucht wurde. Bestimmte Deformationen weisen auf hefttge rheumatische Leiden hin, die wohl in d«n harten klimatischen Bedingungen ihre Ursache haben mochten, und die ausschließliche Fleischnahrung bewirkt« den Verfall der Zähne und Deformierungen des Kiefers, fo daß also auch qualvoll« Zahnschmerzen dem Menschen der Vorzeit nicht erspart blieben. Auch die sogenannte englische Krankheit" ist nicht«twa ein KulturproduN, auch von ihr sind deutliche Spuren bei den Skeletten zu finden. Zudem scheinen schwere Epidemien unter der Bevölkerung geherrscht zu haben, di« Kindersterblichkeit muß erstaunlich groß gewesen sein imd das durchschnittliche Lebensalter nur etwa zwischen 40 und 50 Iahren gelegen haben. Andererseits darf man sich auch nicht vorstellen, daß dem prähistorischen Menschen die ärztliche Hilfe sehlte, auf deren Vervollkommnung wir heute so stolz sind. Es gab auch damals schon Ehirurgcn, die ihre Kunst an häufig«» und schwierigen Operationen erprobten. So wurden z. B. mehrfach an der Schädeldecke klein« runde Einschnitt« beobachtet, die darauf hin- deuten, daß die Technik des Trepanierens schon m grgizer Vorzeit bekannt war. Zur Ausführung der Gehirnoperatton wurde ein großer Steinbohrer verwendet, und es scheint, daß die ärztliche Kunst mit solch primitivem Instrument in den meist«» Fällen das Leben des Patienten zu retten vermocht«.
Fliegende Blumen. Bei der Ernte. Di« Sense geht über di« Wiesen. Aber im Laubwald« gibt e« Stellen, wo«r sich unerwartet lichtet und eine vom Mähe: ver- zessen« Blöße freigibt. Vielleicht lohnt sie ihm die Mühe nicht, denn statt saftiger Gräser steht sie voller Blüten, die uns mehr Fr«ude machen als dem lieben Rindvieh. Einen Griff nur, mit zwei Händen, und man hat einen Strauß beisammen. Das Gelb. das sonst im Frühjahr und im Herbst unsere Flora beherrscht, tritt hier völlig zurück. Hier wiegen sich di« blauen Blütenkugeln der Skabiosen, die in Filigran   zerfransten, zart rosenroten Blumen d«r wilden Federnelke: in zarten Punktschleiern durchweben die weiß«» Rispen der Spiräen, der Labkräuter und vieler anderer Pflanzen die Wies  «, und selbst die Dffteln lassen ihr« Stacheln unter d-m» x Pomp ihrer geballten, stattlichen, dunkelroten Blütenkörbe ver- gessen. Liegt aber auch der au» allen Blüten gemischt« Dust und die warm« Sonn« über dem Bilde, s«in« Vollendung erhält«s erst durch di« Falter, die bei j«dem Schritt in Menge aufflattern, um so» gleich wieder einzufallen. Ihre Bunthest schlägt die der Blüten. Der Kohlweißling zwar gehört nicht recht hierher, aber nicht allzu- weit von hier baut der Bahnwärter seinen Kohl. Sonst sind es lauter kleinere Sommerfalter, di« durch Menge und Farbigkeit ihre großen Brüder reichlich ersetzen. Wundervoll anzusehen dies« Ääulinge, die kleinen Perlmuttfalter und wieder andere mit prächtig orangeroten, am Rand« dunkel gesäumten Flügeln. Wir jagen und fangen sie nicht, und auch mit den Namen dieser fliege.:» den Blumen sind wir nur oberflächlich vertraut. Sonst würden wir vielleicht zu sehr auf ihr« Kennzeichen und zu wenig auf ihre Schönheit achten. Das faltert und flattert und segelt unablässig von Blüte zu Blüte, und wo es sich setzt, klappt es die bunten Flügel zusammen und ist, nun ein unscheinbarer grauer Fleck, plötzlich ver- schwunden. Anders das Widderchen(Zygaena), dessen dachartig geneigte Flügel stets ihre Lage behalten. Schwarzblau und durch- scheinend sind sie, und grellrote Tupfen sind darauf. Blutsttäpfchen nennt das Volk diese Tierchen. Langsam sind si«, und sie lassen sich in Ruh« betrachten. Wo der Blick hinfällt, trifft er auf Wunderland. Was ist hier Tier, was Pflanz«? Falter»nd Blumen sind für einander da, wachsen und leben einander eittgegen, bilden ein« der Einheiten, die uns überall in der Natur fesseln. Warum sind es immer so wenig«, die solche Bilder aussuchen und sich in sie versenken? Besser als Kilometersteine jagen und die Stille des Waldes durch gut- gemeinte Gesänge zu entweihen, ist es. sich hier ein Stündchen zu lagern und sich von Blumen und Faltern Märchen erzählen zu lassen. Märchen, die alle Rätsel dieser Weit umfassen, di« wir uns zu lösen bestreben und di« wir doch nicht lösen können und auch nicht völlig lösen möchten, auf daß der Reiz dieser Geheimnisse und Märchen immer und immer auf uns wirk«.,,," Rqz,