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Besatzungszwischenfall beigelegt? Kreundschastliche Aussprache zwischen Hoesch und Berthelot.

Paris . 28. Juli. (Eigenbericht.) Der deutsche Botschafter in Paris v. Hoesch hatte aur Sonnabend im Auftrage der Reichsregierung eine längere Unterredung mit dem Generalsekretär des franzS- fischen Auswärtigen Amtes Berthelot über das von dem französischen Rheinlandkommissar gestellte Ans» liefernugsbegehren. Die in aller Offenheit ge» führte Unterredung ergab in bezug aus die Behandlung der Angelegenheit eine erfreuliche Ueberein- ft i m m n n g. Wahrscheinlich wird Frankreich auf die Auslieferung gegen das Zugeständnis einer o b- jektiveu Verfolgung der Angelegenheit durch die deutschen Gerichte verzichten. Ein entsprechender Vorschlag ist der französischen Regierung von deutscher Seite gemacht worden. » Damit ist e n d l i ch der einzige richtige Weg beschritten worden, der Aussicht hatte, zu einer schnellen Beilegung des peinlichen Zwischenfalls zu führen. Wir haben auf diesen Weg bereits am Donnerstag früh' hingewiesen, ebenso auf den naheliegenden Vorschlag, daß eine strafrechtliche Ver- folgung der Täter durch deutsche Gerichte erfolge. Eigentlich hätten die zuständigen Stellen von sich o u s s chon längst auf diesen Gedanken kommen sollen. Aber selbst nach der Anregung desVorwärts" sind volle

48 Stunden oerstrichen, ehe man die Diplomatie m Bewe- gung setzte. Diese vermeidbare Verzögerung hat den natio- nalistischen Kreisen die Möglichkeit zur Entfaltung«wer wahnwitzigen Hetze gegeben. Es hat also an Initiative und politischem Fingerspitzen- gefühl im Auswärtigen Amt gefehlt. Man wird für die Zu- kunft für eine straffreie politische Regie auch in Urlaubs- zeiten sorgen müssen, damit nicht aus einer beliebigen Ba- gatellfache über Nacht eine europäische Sensation wird, mit der man die halbe Welt verrückt macht, während sie durch eine halbstündige Aussprache zwischen Diplomaten mit Leichtigkeit aus der Welt geschafft werden könnte. Einspruch gegen Moselbrückenbau zurückgezogen. Köln . 28. IuL. Di« Gemeinde Zeltingen (Mosel ) baut zurzeit eine Straßen- brücke über die Mosel , die lediglich den örtlichen Verkehrsbedürs- nisten dienen soll. Eich« Mai war auf Betreiben der B«- satzungsbehörde aus Mainz an die Gemeinde die Anordnung ergangen, den Bau der Brücke einzustellen, bis von dem Militärausschuß in Versailles die Entscheidung darüber getroffen worden sei. ob die Brücke gebaut werden dürfe. Nunmehr ist nach langwierigen diplomatischen Verhandlungen das Bauverbot der obersten französischen Miltärbehöide zurückgezogen worden, so daß mit dem Bau der Brücke svrtgesahren werden kann.

Washingtons China -Sensation. Die Mächte am Scheidewege: Machtpolitik oder Verständigung?

Durch den überraschenden Schritt der a m e r i k a n i- s ch e n Regierung, die einen neuen Zolltarifoertrag mit der Nanking - Regierung unterzeichnet hat, ist die Front der fremden Mächte völligdurchbrochen. Dieser Vertrag stellt nicht nur die erste faktische Anerkennung der chine- fischen Nationalregierung dar, sondern er bedeutet auch einen entscheidenden Schritt in dem Kernproblem der Revision der englischen Verträge. Von den übrigen Mächten war bisher nur Japan in schärfster Form gegen die Nanking -Regierung vorgegangen, indem es einerseits die Zurückziehung der Kündigung der alten Handelsverträge forderte, andererseits die nach Mukden geflüchtete nordchinesische Regierung des Marschalls Tschangtsueliang(Tschangtsolins Sohn) offen in ihrem Kampf gegen Nanking unterstützte. England, �rank- reich und die anderen Mächte, die in China Vorrechte besitzen, hielten sich zunächst zurück und verließen sich einstweilen auf den japanischen Imperialismus. Die Vereinigten Staaten stehen nun feit jeher in latentem Gegensatz zu Japan im fernen Osten und im ganzen Stillen Ozean. Sie haben daher stets eine chma- freundlichere Politik befolgt als die übrigen Machte. Die Festsetzung Japans in der Mandschurei hat starken Un- willen in Amerika hervorgerufen. Schon das allein erklart zur Genüge das überraschende Vorgehen der Washingtoner Regierung. Außerdem aber sichert sich Amerika durch seine Initiative einen starken wirtschaftlichen Bor- sprung im neuen China . Das ungeheure, durch den Bürgerkrieg völlig zerrüttete und verarmte Land, das aber an natürlichen Schätzen so reich ist, braucht viel Geld sur seinen Wiederaufbau. Washington hat die Situation klar er- kannt und glänzend ausgenutzt. Sein neuer Vertrag mit Nanking bedeutet nicht nur einen schweren diploma- tischen Schlag für seinen alten Ri v a l e n I a pa n, sondern eröffnet auch dem amerikanischen Kapital ungeheure Perspektiven. Die übrigen Mächte werden sich nun entscheiden müssen: sie müssen entweder dem japanischen Beispiel der Gewalt oder dem amerikanischen Beispiel der Freundschaft folgen. Das japanische Vorbild de- deutet das Festhalten an ungerechten und auf die Dauer un- haltbaren Vorteilen, zugleich aber das Risiko schwerster imperialistischer Konflikte. Das amerikanische Vorbild bedeutet den Verzicht auf eine Vormundrolle und auf Aus- beutungsprivilegien. aber eröffnet Aussichten auf eine fried- liche und daher für alle gewinnbringende Epoche der Konsoli- dierung des neuen Ehina. Kein Zweifel daran, daß die europäischen Westmächte. wenn auch schweren Herzens, es vorziehen werden, dem gaterUaBÜch�u Beispiel zo folgen. Die kaum verhüllte

Wut der Japaner über den amerikanischen Schritt bewefft, daß sie sich plötzlich isoliert fühlen. Das Kartengebäude des japanischen Imperialismus droht zusammenzubrechen. Zu alledem kommt hinzu, daß das japanische Volk selbst gegen die Machtpolitik der Regierung Tanaka zu rebellieren be- ginnt. Die starke oppositionelle Miniseito» Partei erläßt scharfe Entschließungen gegen die abenteuer- liche Ehinapolitik der jetzigen Machthaber in Tokio . So wird die Kuomintang auf der großen Partei- konferenz, die am 2. August in Nanking zusammentritt und die eine Art Nationalversammlung des neuen China bilden wird, mit stolzen Erfolgen aufwarten können: die militärische Eroberung und Vereinheitlichung ganz Chinas mit Ausnahme der Mandschurei und die Anerkennung als gleichberechtigte Macht durch den stärfften und reichsten Staat der Welt! Chinas Unabhängigkeit zur Wirklichkeit geworden. New Vor?. 27. Juli. .Herald Tribüne" bemerkt anläßlich der Unterzeichnung des Vertrages zwischen Amerika und Ehina, daß dieser Schritt die Hallung der anderen Mächte beeinslusten müste, denn er verwandle die Unabhängigkeit Chinas aus einem schattenhaften Begriff in vielversprechend« Wirklichkeit. Japans Vorgehen gegen Nanking. pari», 28 Juli. Di« Agentur Jndo-Pacisiqu« meldet aus Schanghai : Der japanische Ministerpräsident hat den japanischen Konsulaten An­weisung gegeben, sich der Anwendung der neuen nationalistischen Vorschriften zu widersetzen. Er erklärte, daß Japan e« sor- mell ablehne,«in SScrsahren zuzulaffen, das es als illegal ansehe, und daß es kein« Verhandlungen wegen Revision des Ver- träges aufnehmen werde, solange die nationalistische Regierung nicht durch Anerkennung der Gültigkeit des Bertrages für weitere zehn Jahre wieder zur Verminst gebracht worden sei. Es sind Jnstruk- tionen ergangen, durch die die Japaner in China gegen die natio- nalistischen Maßnahmen geschützt werden sollen. Metallarbeiter! Wählt Liste A! Heute von 8-2 Uhr Wahl der Delegierten I zum Hamburger Gewerkschaftskongreß] M Liste A Amsterdamer Richtung ListenffOhrer Janitschke

Ablenkungsversuche. Die Krise der Rechten soll verdeckt werden. Die Deutschnationalen samt ihrem Anhang, die Vater- ländrschen Verbände«nd die Völkischen aller Richtungen haben zwei Tage langnationale Opposition" ge- spielt. Sie sind zur Zeit der Regierung Hergt-Keudell- Schiele-Kocb etwas aus der Uebung gekommen und halten sich nun schadlos. Wie das dröhnt und sich überschlägt! Reichstagseinberufung, Mißtrauen gegen die Regierung, Reichstagsauflösung vielleicht noch ein wenignationale" Diktatur gefällig? Die Herrschaften suchen an Markigkeit des Auftretens und an Kraft der Sprache nachzuholen, was sie in der Zeit des Rechtsblocks versäumt haben. Den Vorwand zu ihrem Gelärm hat das Ausliefe- rungsverlangen der französischen Besatzungsbehörde abgegeben. Dies Verlangen ist ein Fall für sich, und der deuffchnationale Lärm ist wieder ein Fall für sich. Das Ver- langen ist einer jener militärischen Versuche, den Bemühun- Sen um Verständigung und Rheinlandräumung Schwierig- eiten zu machen. Der Versuch wird enden wie alle derarti- gen Versuche die Diplomatie muß einrenken, was die Militärs entzwei gemacht haben. Die diplomatischen Be­sprechungen über das Auslieferungsverlangen sind in Paris aufgenommen worden, wie man hört, besteht auf französischer Seite der gute Wille, die Angelegenheit zu bereinigen. Die Dinge nehmen ihren normalen Verlauf, wie in Hunderten Fällen zuvor. Schließlich haben in den neun Jahren des Rheinlandabkommens alle deutschen Regierungen reichliche Erfahrungen im Umgange mit den Besatzungsbehörden und im Unterscheiden zwischen militärischem Willen und politi- schem Wollen gesammell. Es hat keine deutsche Regierung gegeben, die nicht in die Notwendigkeit versetzt worden wäre, ihre Würde und die Freiheit ihrer Staatsbürger zu ver- teidigen gegen unerträgliche Zumutungen französischer Mili- tärs, die den Buchstaben des formalen Rechts mißbrauchten. um die Verständigung zu stören. Es ist in zahlreichen Fällen so geschehen, ohne großes Aufheben und ohne Lärm. Der Gedanke, daß es erst einernationalen Opposition" bedurfte, um eine Regierung an ihre selbstverständliche Pflicht zu er- Innern, kann nur im Hirn verblendeter politischer Geschäfte- j macher im nationalistischen Lager enffpringen. Das ist eben der Unterschied gegenüber den Deutschnatio- nalen: das Nationale versteht sich für uns von selbst: für sie nur, wenn damit ein innenpolitisches Geschäft gemacht wer- den kann. Ihr nationales Gewisien regt sich erst, wenn die Möglichkeit zur Hetze gegeben scheint, versteht sich, nicht gegen denErbfeind", sondern gegen die verantwortlichen Politiker des eigenen Landes. Sonst schweigen alle Flöten. Wo waren die Herrschaften von der aus sanftem Schlummer plötzlich erwachtennationalen Opposition", als der sozial- demokratische Reichstagspräsident Löbe auf dem Wiener Sängerfest der in den Millionen der deutschen Bevölkerung verankerten Forderung nach dem Anschluß Deutsch - Österreichs beredten Ausdruck gab? Da drückten sie sich beffeite, widerwillig registrierten ihre Zeitungen die Tatsache der Rede Löbes, und einige unterschlugen sie ganz. Ein So- zialdemokrat verlieh dem Willen nach nationaler Einheit Ausdruck? Kein Geschäft zu machen für dienationale Oppo- sition", keine Gelegenheit zu jener widerlichen Hetze, auf die sich dienationalen" Herrschaften so gut verstehen. Wo war ihr nationales Gewiflen? In einem ausgesprochenen deutsch - nationalen Iunkerblatt konnte man lesen: Anschluß Deutsch - österreichs bedeutet Stärkung der Sozialdemokratie und des Zentrums, also Bedenken, Bedenken! Das ist ihre wahrenationale" Gesinnung! National sein heißt für sie verlogene innerpolitische Hetze gegen republi- kanische Parteien und Regierungen treiben auf Kosten der wahren nationalen Interessen des deutschen Volkes. » Das Gelärm der Deutschnationalen , Baterländischen und Völkischen ist inszeniert worden von der Nachrichtenagentur und der Presse des Herrn Hugenberg. Zu welchem Zweck, das bedarf keiner besonderen Erörterung, wenn man sich die Situation der Deutschnationalen vor Augen führt. Ihr Haus steht in Brand, die Versuche, dos Feuer zu dämpfen oder zu verbergen, sind mißlungen, die hellen Flammen schlagen durchs Dach. Der Ausschluß Lam- bachs hat die innere Krise der Deutschnationalen auf den Höhepunkt getrieben, die heftige Diskussion zwischen denen um Hugenberg und denen um Lambach wirkt un- geheuer aufklärend. Das wahre Wesen der deutschnationalen Partei, die geheimen treibenden Kräfte in ihrem Innern, die Risse in ihrem Gefüge werden schonungslos öffentlich bloß- gelegt. Oeffentlichkeit aber bedeutet Zwang zur Wahrhaftigkeit. und jeder Kampfartikel der feindlichen Parteifreunde bestätigt die Richtigkeit der Anklagen, die wir gegen die deuffchnatio- nale Partei erhoben haben. Herr Hugenberg, der mit einer kleinennationalen" Hetze die Blicke der Oeffentlichkeit von der Krise der Deutsch - nationalen abziehen möchte, ist in diesem Kampfe zum Vor- kämpfer und Symbol des brutalsten Klassencgoismus des Großbefitzes geworden. Aus den Reihen der Deutschnatio-