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Sonntag 29. Juli 1925

Änterhalwng unö ÄNissen

Beilage öes Vorwärts

Erloschene Laternen.

Von Emil Vönnelycke.

Die Nacht war sternenklar, aber es stürmte. Ein jedesmal, wenn der alte Lokomotivführer Anders Petersen den Kopf aus dem Führcrhous steckte, trat ihm das Wasser in die Augen. Die Kälte wirkte wie ein bissiger Gegensatz zur Wärme des Feuers und des Kessels. Vor ihm war tropische.lntze, hinter ihm eisige Kälte. Das war ungesund. Gab Gicht und Erkältungen... Er konnte es nicht fassen, daß seine Augen, obgleich er eben erst fl> Jahre geworden war, schon nicht mehr mitmachen wollten. Mit Flecken hatte es begonnen: wie kleine Rußflecke vor dem Vlick. Wenn er schnell in die Luft sah, fuhren die Flecken wie aus einer Scheibe hinauf und herunter. Im Dunkel war es ganz schlimm. Da sah er plötzlich grün, wo gar keine Farben waren. Manchmal verwechselte er Grün mit Rot. Und da» ging nicht. Beim Erwachen war ihm oft schwindlig, er sah nur wirre Farben, Ruhslecke und Feuerflecke. Wenn das so weiterginge, mußte er sich krank melden. Er tröstete sich damit, daß es dos Alter war: denn wenn er lang« geschlafen hatte, fehlte den Augen nichts... Was zeigt Fjenneslev?" rief er zum Heizer hinüber. ».Freie Fahrt," antwortete der junge Mann durch den Lärm. Der Sturm pfiff und rüttelte an der Lokomotive. Der Führer blickt« auf den Geschwindigkeitsmesser. Er zeigte an die!X> Kilometer. Zwei grüne Laternen, die eine über der anderen, kamen gegen die Lokomotive geflogen. Der Weichenwechsel klang ratternd unter dem Zug, als er durch die nachtöd« Station brauste. Anders Peterjen notiert« die Zeit in fein Taschenbuch. Er hotte den Regulator ganz geöffnet, das Fcuerpferd bäumte sich vorwärts, vom eigenen Stempel- schlag gepeitscht, brausend und dampfend klopfte sein Atem, und Feuer stiebte aus dem Schornstein. Plötzlich griff sich der olle Lokomotivführer an den Kopf. Ich werde blind! dacht« er unruhig und steckte dos Taschenbuch in den Ilniformmaniel. Dos geht eines Tages noo, schief. Ich muß lieber zum Arzt geben. Er blickte vorwärts durch die Nacht und die schwarzen Wälder zu beiden Seiten der Strecke. Mußte nicht bald ein Signal kommen? Wo blieb denn Sorö ? Ich bin müde, Christensen," rief er zum Heizer.Es steht schlecht mit meinen Augen. Ich muß mich auf Ihre verlosten." Was ist los. Meister?" Da kommt Sorö . Was zeigt es?" Der Heizer winkte mit der Hand vorwärts:Durchfahren!" Und der Zug fuhr. Er kam mit einem Dröhnen in der späten Nachtstunde durch die Station. Räder und Weichen hallten gegen des Waldes Mauer von schwarzen Bäumen. Grün« Slgnallaternen flogen an der Scheibe des Führerhauses vorbei, mischten sich mit dem Schein von blendend weißen Lampen. Weiter, weiter, polternd, springend und tosend. Die Hand des Lokomotivführers ruht« auf dem Regulator.........,.. Iki hinten im Zugstamw, der stampfend und. schüttelnd der Lokomotive folgte,.logen die schlqjenden Reisenden. Sie ruhten in seiner Hand. Ihr Schicksal war ihm für eine Nacht anvertraut. Vielleicht waren berühmte Männer und Frauen darunter. Vielleicht geliebt« Familienväter,«in junger Mann, der zu seiner Verlobten reiste. Dielleicht Kinder, die die Zukunft vor sich hatten... Was war das? Er war nicht bei der Sache. Er hing Gedanken nach. Und nun flimmerte es ihm wieder vor den Augen. Ich kann bald Nicht mehr sehen noch hören, minmielte er ärgerlich vor sich hin. Nein, das geht nicht mehr. Ich kann nichts mehr sehen. Ich muß ja blind sein? Ich werde blind, ich... Er rieb sich die Augen. Es wurde schlimmer und schlimmer. Es winkte zum Heizer hinüber: Die Dorderlaterne ist ausgegangen, scheint mir.. rief er. Nein, Meister, sie brennt." Quatsch! Ich kann ja sehen, sie ist ausgegangen... Oder sind es die Augen?"... dachte er. Er konnte den Schein der Laterne über der Strecke' vor der Lokomotive nicht entdecken... Was ist dos? dachte er. Der Heizer starrte auf. der anderen Seite durch das Fenster. Sie brennt," sagte er. Daß ich gar nichts sehe..." murmelte der Führer und rieb sich die Augen. Wir müssen misten, was das ist. Aber mir können keine Zeit damit verlieren. Sie müsten hinausgehen und nachsehen," befahl der Fuhrer. ,,Ia, aber... es ist ja ein gewaltiger Sturm, Meister," ant­wortete der Heizer. Es war ihm änzusehcn, daß er an Frau und Kind dachte. Na, dann werde ich es selber machen." murmelle der Alle vor sich hin. Es mußte sich überzeugen, ob die Laterne nicht brannte, oder ob er sie nur nicht sehen konnte.. oder was sonst los war... Er wollte Sicherheit haben... Und die Lampe mutzte in Ordnung sein. Er winkte dem 5)eizer: Lassen Sic den Zeiger nicht unter 90 fallen. Lassen Sie den Regulator nicht los. Und passen Sie auf die Signale aus, nicht auf mich." Der Heizer nahm den Platz des Führers ein. Der Alte zog den Sturmriemen der Mütze unters Kinn und preßte die Mütze fest auf den Kopf. Er schlug das Halstuch noch- mals um den Nacken und knöpfte den Mantel sorgfältig zu. Er nahm einen kleinen Klunipen Werg und rieb sich damit die Hände ab, so daß auf den Handflächen lein Oel mehr war. Dann öffnete er die Segeltuchtüre zwischen dem Führerhaus und dem Tender und trat hinaus. Der Winddruck und der Sturm ergriffen ihn als wollten sie ihn wegreißen. Er hielt sich mit bloßen Fäusten an den eiskallen Eisen- stanzen fest. Er hotte nicht gewagt. Fäustlinge anzuziehen, au» 'Furcht, er könnte dann nicht so gut zugreifen. Er lieh mit der «inen Hand los und macht- einen Griff und einen Schritt vorwärts. Er ahnte den Bahndamm unter sich wie einen Abgrund, der durch die Geschwindigkeit tief wurde. Das Dunkel und das Land, die Wälder, die Nacht und der wette sternenerfüllte Raum standen ihm wie eine dunkle Macht im Nücke». Wie ein Zllb. Dös sind die Nerven, dachte er und faßte die Eisenstange fester... Er spurt« die Wärm« d«? Kessels und des Aschenkastens so nahe, daß er sich ein wenig von der Lokomottv» abstemmen mußte. Aber in dem Augenblick, als zwischen ihm und dem Esteo est, Zwischenraum ent» pund, fubr der Ttzinbhnjrf von vorn und non hinten hinein und ßnickie ihn näch außen, hinaus IN die Nacht, in den Sturz und den Lad... Er zriff' eisenhart um die Staageq,£* ygff+e« Eise»

platten unter seinen Füßen waren glatt von Oel , oder was es sonst war. er wagte nicht hinabzublicken, um nicht schwindlich zu werden und Zeit zu verlieren. Er manövrierte sicher über die hämmernden Räder und die gewalkten Radkästen, zwei glatte Halbkreise, über die er hinweg mußte, um vor zu den Zylindern und zu der Laterne zu kommen, die vor der Rauchkammertüre zwischen den vorderen Pustern saß. Der Dampf schlug vom Schornstein herunter und blendete ihn; ober er hielt fest, als wäre er mit seiner Lokomotive zusammen- gewachsen. Do» Feuerpferd sollte ihn nicht abwerfen. Wenn es auch in unsinnigem Galopp in die Kurve vor Station Slagelse ging. Hatte Christensen das Signal gesehen? Rein, daran würde er nicht denken. Der Zug brauste mit verrmgerter Geschwindigkeit, aber unter vollem Dampf durch die Station. Rauch. Licht und Lärm schlugen über ihm zusammen. Petersen tat em paar Griffe und näherte sich der Rauchkammer unter dem Schornstein. Run ein rascher Griff am Laternenhenkel, und heraus mit der ganzen Laterne. Er hielt sich mit der einen Hand an der Rauchkammertür« fest und griff mit der anderen noch der Lampe . Was war das? Die Laterne bewegte sich nicht. War sie festgefroren? Er zog noch einmal. Sie war nicht von der Stelle zu rucken. Di« Geschwindigkeit des Zuges stieg. Christensen schloß den Regulator und öffnet« ihn dann wieder ganz. Der Zug jagte durch die Nacht. Zuweilen schien es Petersen, qls brannte die Laterne nicht, zuweilen war es, als flackerte ihr Schein noch der anderen Seite über die Strecke... hott« Ehristensen diesen Schein ge- sehen... oder was war... Warum konnte er die Laterne nicht heben?... Plötzlich griff er unten an der Lakern« in etwas Glattes. Weiches, Haarige». Er taflet«. Er fühlle es ab. Was war denn dos?... Es schienen ihm Federn... Er zog daran, und etwa» schweres gab noch. Im selben Augenblick glitt der Schein der Laterne hell über die Strecke. Er hätte vor Freud « beinahe dos

Gleichgewicht verloren... Die Lampe mar nicht ausgegangen, sie brannte und leuchtete über die Strecke, wie sie sollte, sie war nur halb oerdunkelt gewesen, auf der Seite, wo sein Stand war, von etwas... Er zog und zog... Da spürte er: es war ein Pogel. Er hott« ihn bei den Flügeln gefaßi. Aber der eine Flügel war zwischen dem Laternenhenkel und der Platte über den Vorläufern eingeklemmt. Er laste ihn sorg- fältig in einigen kleinen, vorsichtigen Zügen, rückte einmal schnell zu und hielt den Vogel in der Hand. Die Laterne leuchtete frei durch die Nacht über die Strecke. Der Vogel kam ihm schwer vor. Er mar schwarz, soweit er es erkennen konnte. Es mußt« ein« Krähe fein... oder ein Robe... Nun mußte er zurück zum Führcrhous. Er ging langsam. Der Zug stieß einen Pfiff aus. Der Heizer wurde ungeduldig. Petersen konnte hinter der Scheibe im Schein des Monometerlichtes und der Lampe des Wasserstandsglases das Gesicht des Heizers sehen... Seine Hand glitt die Eisenstande entlang. Trotz der nahen Wörme war sie eiskalt. Der Sturm kam nun von der Seite und von hinten und half ihm hinein. Er durfte nur nicht zu schnell gehen. Denn sonst könnte er ihn über Bord wersen... Als wäre er mit der hämmernden, brausenden, zischenden Moschine verwachsen, klammert« er sich an die Lokomotive, die in ihrer wilden Starrheit durch die Nacht brauste... Beim Fuhrerhou» mußte er beide .ftände brauchen, um an den Tender zu gelangen. Er biß dem Dagel in die Flügel und trug ihn im Mund hinein. Der Heizer macht« groß« Augen. Na, und ob der die Laterne nicht geblendet hat!" rief der Lokomotivführer. Was ist dos für ein Kerf?" Es ist wohl ein Robe," schrie der Führer. Es war eine gewaltig« Krähe. Sie hotte den Hals und den einen Flügel gebrochen, als sie vom Licht geblendet, vom Sturm gegen die Laterne geworfen worden war. Sie muß sofort tot gewesen seiii. Anders Petersen lebte auf. Er zwinkerte mit den Augxn. Run konnte er den Schein der Laterne vorn auf der Strecke auch sehen... Die dunklen Flecke vor dem Vlick waren also doch bloß Neroositot. Er nahm die große, prachtvolle, schwarze Krähe Mit. Sie steht nun ausgestopft auf feinem Büfett zwischen zwei Messingleuchiern. kBn-echtlgt« Uebersehung au, dem DSnischen von Adolf Aoditzsch.)

Das völkische Krähwinkel.

Von peter pölter.

Es liegt in vielen Exemplaren über ganz Deutschland ver- streut und trägt die verschiedensten Nomen. Einmol heißt es Hon- stedt, ein andermal Bevensen, ein dritte» Mal Arensdovf. Und von Zeit zu Zell macht es entweder auf eine höchst lächerliche oder tieftrourige Art von sich reden. An Werktagen verrät es allerdings nur wenig von seiner völkischen Sonderort, die es von anderen Krähwinkeln unterscheidet, wenn man die ausfallende Häufigkeit dicker Kopse und eine gewisse Brutalität der Gesichter nicht in Betracht zieht. Aber wenn«in- mal etwas Besonderes los ist und in völkischen Krähwinkeln ist sehr häufig etwas los, dann pfeijt's aus ollen Ecken! Zur Erläuterung: Das Krähwinkel, von den» ich hier aus eigener Anschauung eine kleine Gelegenheitsstizze entwerfen will, ist ein kleines Landstädtchen zwischen Hildesheim und dem Harz und heißt Bockenem . Hat etwa IM) Einwohner, zwei Kirchen und ein Amtsgericht. Außerdem ist es ein Berlogsart eines bösen Hetzblattes, desVolkischen Beobachters für Niedersachsen", dessen Haupthahn der bekannte Herr Kube zu sein scheint, und hat über- dies erst kurzlich durch eine ungewöhnlich lärmende Waffen- fchiebungsaffäre peinliche Aufmerksamkeit im republikanischen Deutschland erregt. Dieses Bockenem präsentierte sich, als ich neulich abends auf meinem Rode quartiersuchend dort einfuhr, in voller Kriegsbe- malung. Es schien irgendein« vaterländische Angelegenheit erster Ordnung dort gefeiert zu werden, denn der sprichwörliicheFahnen- wald" war hier zur Wirklichkeit geworden. Allerhand buntge- musterte» Tuch wehte von den Hausgiebeln in die engen Straßen hinein. Ich sah das offizielle Schwarzweiß Preußens, dos Blau - gelb Braunfchwcigs, das welfifche Weißgelb, alles überwuchert non den verflossenen Reichssarben Schwarzweißrot. Außerdem aber entdeckte ich noch«ine Anzahl abenteuerlicher Flogqen und Wimpel, die lebhaft an die gemütliche Zeit des Kapp-Putsches erinnerten: vor ollem natürlich die Hakenkreuzsohne und sieh mal an! sogar auch dos liebenswürdige Totenkopsbanner mit den gekreuzten Menschenknochen, dos sich damals ebenso großer Beliebtheit er- freute. Aehnlich bewimpelte Autos waren mir schon auf der Land- straße begegnet und parkten auch hier vor dem HotelZum wilden Mann", wo ausgerechnet imWilden Mann" das Haupt­quartier der gesamten Veranstaltung sich zu befinden schien. Das Alltagsleben de» kleinen Nestes schien gleichsam erdruckt zu sein durch die lümmelhafte Arroganz zahlloser Gruppen von halbwüchsigen Bengeln, die in Windjacken, Hittlerkappen und grünen Siahlhelmmützen umherslaNierten. Nationalsozialisten, Stahlhelmer und Werwölfe schienen sich hier in trauter Gemeinschaft zusam- mengefunden zu haben, frech und fröhlich zeigte sich sogar das ver- boten« Wikingschiffchen. Dicke Gutsbesitzer aus der Umgegend, trotz der frühen Abendstunde bereits erheblich illuminiert, geschniegelte Vereinswürdenträger mit eingeknallter Taille, Marke Gardeleut- nant, untertänigst gegrüßt und wichtigtuerisch dazwifchen. Die knorrigste Gestalt dieses lebendigen Panoptikums aber war un« zweifelhaft ein vierschrötiger Bursche, der umgeschnallt, eine echte stählerne Dunstkiepe auf dem Kopfe, mit einem Ochsenziemer in der Faust und einer mächtigen Bulldogge am Riemen in der Haupt- straße auf und ob stolzierte. Geblendet blieb ich stehen und stauni« Bauklötzer ob solcher kriegerischen Pracht. Ja, das war er, der krampfhaft imitiert« Frontsoldat de» Heimatheeres: kaum zwanzig Jahre alt, etwas stupide dreinglotzend und aufgeputscht zu einer grundlos stieren Wut gegen irgendwen und irgendetwas Das war der stumpf- sinnige Typus, der federzett auf Befehl drauflos schlägt, ohne zu fragen oder dinzuschauenl Es kostet ein andeutendes Wort feines Vorgefetzten um au» emem solchen brutalen Dummkopf ein«n Femehenker ga machen..... Gegen«en sie in diesem Krahwinkel demonstrierten, war nicht recht«sichtlich: anjchemend wax« der Hegend doch alle» real-

tionär bis auf die Knochen. Rur verschüchtert drückten sich die wenigen nicht kostümierten Alltagsmenschen in den Rebengassen herum..Alles Fremd« schien verdächtig zu sein. Die rot« Flagge an meinem. Rade erregt« entschiedenes Mißfallen, und sicher haben nur die silbernen Türme darin mich vor robusten Anpöbelungen gerettet. Es war trotzdem wie«in Spießrutenlaufen durch die Stadt, bis ich endlich in einem bescheidenen Gasthause Unterkunft fand, da fast allesmit Einquartierung belegt" war. Aber auch hier unterwarf mich der Wirt einem inquisitorischen Verhör über Woher und Wohin und ließ mich erst zufrieden, als ihm eine kurze, knarrende Abfertigung an den Kopf flog. Dieser Ton schien hier als Legitimation zu gelten, wie ich noch mehrmals feststellen tonnte. Man brauchte nur unverschämt loszuschnarren, und der andere knallte die Hacken zusammen und wurde manierlich. Der Kaserrrni- hos spukt immer noch in diesen Kopsen: Anschnauzen oder onge- schnauzt zu werden! Da war es bester, man schnauzte selber Habe ich genug erzählt van diesem nölkischen Krähwinkel? Oder ist es noch nötig zu erwähnen, daß ich mitten in der Nacht von einem heiseren Gegröle geweckt wurde, das sich mit schrillem Weibergekreisch zu lieblicher Harmonie vereinte. Der Spektakel verklang draußen aus den Feldern. Ilm zum Schluß zu kommen: Der ganze Rummel besaß nicht einmal die Originalität des Grotesken, an dem man vielleicht feinen Witz schärfen konnte. Er war bloß stumpsinnig! Aber ich denke mir, fo wie in Bockenem wird' es bei ähnlichen Gelegen- heilen auch in anderen völkischen Krähwinkeln zugehen. Nur dort können sich die Brüder so unbedingt zu Herren der Situation machen, um sich so ungehindert gehen lassen zu können. Die Großstadt ist kein Feld mehr für solche lärmenden Plunderkomödien. Krähwinkel ist für sie der geeignetste Winkel zum Krähen!

Die moderne Ehinesin. Poo Iwen Tseng, die erste Ehinefin, die an der Londoner Uni- versttät ihre Studien absolviert Hai und heute Leiterin de» t. Fang- Mädchengymnasiums in Ehangsa ist, macht in einem Londoner Blatte Ausführungen über den Freiheitskampf der chinesischen Frau, die fierade durch die Tatsache, daß eine moderne Ebinesin hier selbst pricht, besondere Bedeutung haben.Nach vielen tausend Jahren der Unterdrückung genießt heute die chinesische Frau ihre neu er- worbenen Freiheitsrechte und genießt sie weise, schreibt sie.Die Chinesin spielt heute eine bedeutsame und immer zunehmende Rolle im Geschästsleben, auf dem Gebiete der Heilkunde, des Rechtes und in andere» Berufen. Immer mehr Mädchen widmen sich ernsten Studien, um ihrem Vaterland nutzen zu können und gleichzeitig ihre eigenen Kräfte zu entfalten. Der neue Geist, der heute unter den Frauen Chinas herrscht, äußert sich besonders deutlich!n der ver- änderten Einstellung der Chinesin zur Ehe. Durch Jahrtausende waren die Mädchen meines Landes, da ihnen keine andere Wahl gegeben war, mit ein« Verheiratung nach dem Uebereinkommen der Eltern zufrieden. Diese» System besteht noch heute in gewissem Ausmaße. Aber das moderne Mädchen fordert und übt das Recht auf die freie Wahl ihres Lebensgefährten. Sie wird auch niemals sich mit der Vielweiberei einverstanden erklären. Sie fordert von dem Manne ihrer Wahl das Versprechen, nie eine zweite Frau zu nehmen. Wurde er es dennoch tun» so würde sie sich sogleich von ihm scheiden lassen. Die Scheidung ist heute ln China sehr leicht. Darin liegt aber ein« große Tragik für die chinesische Frau beschlossen. Denn jetzt, da die Mädchen und jungen Männer der gebildeten Klassen mit«in- ander in Berührung kommen, in Gejellichaft. im Beruf, im Ge- schästsleben, ist es unvermeidlich, daß die jungen Männer, die noch nach dem alten System geheiratet hotten, nun Mädchen kennen lernen, die sie mehr lieben als ihre Frauen. Deshalb begehren und erlangen sie sedr leicht die Scheilving auf Grund einer Unverträg» lichteit der Temperament«. Was soll nun aber mit d« armen ver- lassenen Frau werden? Da es allgemein bekannt ist, daß ihr Gatte sie verlassen hat,«eil er sie nicht gut genug für sich gsfundien hat. wird sie kaum tuiat anderen Mann;iade,ai*