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Verbrauchssteigerung erstes Gebot

Lehren der Meffebeobachtung.

Das Institut für Ronjuntturforschung hat in Berbindung mit dem Leipziger Messeamt eine Dentschrift über die Lage der ver­arbeitenden Industrie im Lichte der Leipziger Frühjahrsmeffe 1928 veröffentlicht. Diese kurz zusammengefaßte, aber inhaltsreiche Ar­beit verdient von der Deffentlichkeit beachtet zu werden, und zwar nicht nur wegen der Fülle der in ihr enthaltenen Angaben, sondern auch wegen bestimmter Anregungen, die fie enthält.

Es ist nicht ganz flar, ob die füddeutsche Industrie ihren Mit­gliedern die gesteigerte Exportpropaganda für eigene Rechnung emp­fiehlt oder erwartet, daß die Kosten von der öffentlichen Hand be­ftritten werden. Das letztere scheint uns wahrscheinlicher zu sein. Es handelt sich hier eigentlich um geringe Beträge, und man fönnte ohne große Bedenten diesen Plan unterstüßen, falls dabei wirklich ein Erfolg zu ermarten märe. Das vorgeschlagene Mittel scheint uns aber Kurpfuscherei zu sein.

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Wo gibt es einen vernünftigen Unternehmer, der gezögert hätte, 1000 M. für Propaganda auszulegen, menn er mit Sicherheit 1000 M. für Propaganda auszulegen, wenn rechnen fönnte, dadurch seinen Auslandsabfaz um 100 000 m. 3 erweitern? Die Grenzen für das Ausfuhrgeschäft find aber für die durch die Kaufkraft des deutsche Industrie ziemlich eng gezogen fönnen nicht einfach durch Propaganda unendlich erweitert werden. Auslandes sowie den Wettbewerb anderer Ausfuhrländer- sie Es ist deshalb falsch, die Binnentonjunktur als etwas Gegebenes anzusehen, den Weltmarkt aber als ein Feld für eine unbe­schränkte Expansion zu betrachten.

Baukonjunktur fördert die konfumgüterindustrie. Die Gesamtlage der deutschen Industrie beurteilt die Denkschrift optimistisch. Die Aussteller der Leipziger Frühjahrsmesse maren im großen und ganzen mit dem Auftragseingang und der Kunden­werbung zufrieden, fie erwarten eine günstige Entwicklung des Ge­schäftes und hoffen in den nächsten Monaten ihre Beschäftigung in dem bisherigen Umfange erhalten zu können. Auf Grund der Dentschrift ist es aber unmöglich festzustellen, mie meit diese Stim­mung der Messeaussteller der objektiven Lage der be treffenden Industrien entspricht. Ein Mißverhältnis tritt jedenfalls hie und da in Erscheinung, so z. B. wenn die Aussteller von einer Cher müßte man die ganze lleberlegung in der entgegengesetzten guten Beschäftigung in der Textilindustrie oder in der Schuh- und Richtung anstellen: die Ausfuhrmöglichkeiten für die Industrie find Lederwarenindustrie sprechen( S. 8). Kennzeichnend ist dagegen, daß nicht ausreichend, die Aufnahmefähigkeit des Binnenmarktes hält auf der Messe sich im Inlandsgeschäft vor allem die Möbel mit dem Wachstum der produktiven Kräfte des Landes nicht Schritt, industrie und die Industrie der Haus- und Küchengeräte die Stodung des Absatzes von Verbrauchsgütern droht auch die eines guten Erfolges erfreuten: diese Industrien sind aufs engste Lage der Produktionsmittelindustrien zu unterminieren, mit der Ab­mit dem Wohnungsbau verbunden; die Belebung, die hier im Frühjaßpropaganda allein ist in diesem Falle nicht viel zu erreichen, man jahr 1928 herrschte, war auf den intensiven Bau neuer Wohnungen muß also für die Hebung der Kauftraft der Volks im Vorjahre zurückzuführen. Jin großen und ganzen ergibt sich aus der Denkschrift dasselbe massen sorgen. Dieses ist das erste, das dringlichste Gebot! Bild, das die Arbeitslosigkeitsstatistik der Gewerkschaften bietet: in den Industriezweigen, melche die Produktionsmittel erzeugen, ist

die Lage beffer als in den Branchen, die für die letzten Konsumenten

produzieren. Ferner herrscht in den ersteren Industriezweigen die Nachfrage nach Qualitätsmaren und neuen Marken vor, während bei den Konsumgütern der Absatz von mittleren und billigen Sorten im Vordergrund steht.

Grenzen des Produktionsmittelabsatzes.

WI. M.

Abnehmer in Frage tommt? Fast fämtliche Broduktionsmittel, bie der Landwirt braucht, merden monopolistisch beherrscht, und der Bauer muß sich die Preise diktieren lassen. Als z. B. unlangst be­fannt wurde, daß die Stickstoffindustrie an dem an die Landwirtschaft pertauften Dünger weit mehr als 100 millionen Mart verdient, da erhob sich aus den heute so tampfbereiten Händlerkreisen teine Stimme für die Freiheit der Wirtschaft".

Es ist bezeichnend für die Einstellung des Handels, daß er diesen jede Objektivität vermissen lassenden Kampf beginnt, weil die land­mirtschaftlichen Spizenbanken die Getreideverwertung zu fördern suchen, daß er aber zur Verteidigung der Freiheit der Wirtschaft" tein Wort findet, wenn sich rein fapitalistische Handelskonzerne mit dem Kapital deutscher Prinat großbanten bilden. Er sieht die Freiheit der Wirtschaft" auch nicht bedroht, wenn der Handel be­stimmter Produkte in die Hände einiger weniger großer Konzerne tommt, die rücksichtsloseste Preispolitik lediglich im Sinne ihrer privatwirtschaftlichen Kapitalanhäufung treiben.

die

Wenn die landwirtschaftlichen Spizbanken durch ihr Eingreifen Organisationsmaßnahmen der Landwirtschaft unterstügen wollen und die aufsichtsführenden Stellen des Reiches und des Staates diesem Versuch zugestimmt haben, dann versuchen diese staatlichen Stellen endlich einmal auch ihre Pflicht gegenüber dem land­wirtschaftlichen Mittelstande nachzukommen. Ein solches Vorgehen ist darum von unserem Standpunkte aus nichts anderes als die Aus­führung richtig verstandener diesbezüglicher Verfassungsbestim= mungen.

Ein deutscher Margarinekonzern. Aus der Hinterlassenschaft der Teutonia- Delwerte- Hamburg

Wir haben schon früher gemeldet, daß der Betrieb der C. und G. Müller Speisefett A.-G., Berlin , trotz der finanziellen Schwierigkeiten nicht stillgelegt, sondern weitergeführt werden soll, nachdem die Firma als Aktiengesellschaft liquidiert und die Betriebs­merte in die neugegründete C. und G. Müller Speisefett G. m. b. H. eingebracht wird. Die Berliner Firma gehört mit anderen Mar­garinefabriken zum Konzern der Delwerte Teutonia, Hamburg , die durch schuldhafte Berfehlungen ihres General­direktors zusammengebrochen sind. Die Beteiligung des Teutonia­Konzerns wird jetzt in der Allgemeinen Deutschen auf eine Million Mark erhöht werden soll, vereinigt. Neben der neuen C. und G. Müller Speisefett G. m. b. 5. handelt es sich um die Anteile des Margarinemerts Dr. A. Schröder G. m. b. 5. und die Anteile der Dresdener Speisefett G. m. b. 5., die von der Dach­gesellschaft aufgenommen werden. Dazu soll später die Westfälische Süßrahmgesellschaft tommen.

Große Gewinne durch Autofinanzierung margarine 21. G., Berlin , beren Rapital non 100 000 Mart

40 Proz. schon ausgewiesen- wahrscheinlich 100 Proz.

Der Geschäftsabschluß der Deutschen Automobilban? A.-G., Berlin , vom 31. März 1928 darf wegen der Betätigung dieser Bank im Abzahlungsgeschäft von Autos und anderen lang­lebigen Gegenständen ein größeres Interesse beanspruchen. 14 848 Kreditanträge murden eingereicht; dovon murden 74,81 Prozent ge­nehmigt. Die Bant finanzierte 132 000 Etüd Abzahlungsmechsel. Insgesamt wurden 252 079 Rundenforderungen finanziert, und der Wert der finanzierten Barenabfäße betrug über 110 Millionen Mart, davon für Kraftfahrzeuge 28,15 Millionen. Der Umsatz an effektiv ausgezahlten Darlehen in der Teilzahlungsfinanzierung er­reichte den Betrag von 74 Millionen Mart.

Diese Lage der deutschen Industrie müßte zu ernsten Besorg. niffen Anlaß geben. Die Erzeugung von Probuftionsmitteln ist nur ein Weg zur Produktion von Verbrauchsgütern. Die Nachfrage nach Produktionsmitteln kann weder unendlich steigen noch auf die Dauer hochbleiben, wenn die Nachfrage nach Berbrauchsgütern nach läßt. Eine Stockung im Absatz von Verbrauchsgütern führt deshalb unvermeidlich auch zu einer Stockung auf dem Markt der Pro­duktionsmittel. Das Ausfuhrgeschäft ändert in dieser Hinsicht schon deshalb nichts, weil die Produktionsmittel( Maschinen) bei meitem nicht den größten Teil der deutschen Ausfuhr an Fertigmaren dar­stellen: hier fallen auch Textilien, Bapiermaren, Ledermaren fowie Berbrauchsgüter aus Stahl und Eisen sehr schwer ins Gewicht Man darf sich also nicht über die schmache Beschäftigung in der Er­zeugung von Berbrauchsgütern damit trösten, daß die Erzeugung von Produktionsgütern noch mit Bolldampf vor fich geht. Bielmehr muß man rechtzeitig nach Maßnahmen suchen, um die Konsum. industrien zu beleben, bevor die bei ihnen herrschende Stockung sich.-G., in Mannheim für das füddeutsche Geschäft eine Beteiligung

Murch über die anderen Industriezweige verbreitet.

Auch die Verfaffer der Dentschrift fomnten nicht vermeiden, sich über die Maßnahmen auszusprechen, die die Uebermindung der vor­handenen Schwierigkeiten fördern tönnten. Sie empfehlen nämlich den Unternehmern zwei Wege zur leberwindung der Export. hemmungen: einmal die Herstellung hochwertiger Qualitäts­maren und ferner die Preissenkung durch rationelle Serienerzeugung ( S. 11). Dieser Empfehlung sollte Folge geleistet werden. Das Broblem wird aber dadurch nicht gelöst.

Ueber die interessante Frage der Ausfallrififen wird ge­fagt, daß 1,89 Prozent der übernommenen Wechsel zu Protest ge­tommen find. 0,87, affo fast 1 Prozent der finanzierten Kredite, mußte als verloren angesehen werden, doch sind auch diese Berluste versichert

Der flarte Gefchäftszumachs mang zum Ausbau der Organisation. In Köln , Hamburg , Hannover murden Filialen bzw. Geschäftsstellen eingerichtet. In Leipzig wurde für das fächsische Geschäft eine Beteiligung an der Mitteldeutschen Industriebant an der Süddeutschen Kreditanstalt A.-G. und in Wien für das öfter­reichische Geschäft eine Beteiligung an der Wirtschaftskreditgenoffen schaft m. b. 5. genommen.

Noch überraschender als die starke Entwicklung sind die außer ordentlich großen Gewinne. Die Einnahmen aus Zinsen und Provisionen haben, sofern sie überhaupt ausgewiesen werden, fich von 127 auf 2,41 Millionen Marf erhöht. Da die Gewinne rasch steigen, scheint man an Ausgaben nicht zu sparen. Die Er­höhung der Unkosten von 0,66 auf 1,30 Millionen ist sehr start. Daß die Kreditversicherungsprämien von 0,41 auf 0,85 millionen ge= Eingezahlt sind von dem Kapital von 1,0 Millionen Mark zum Schluß des Geschäftsjahres nur 500 000 Mart. Auf diese 500 000 Mark wird ein Reingewinn von 216 000 oder weit mehr als 40 Prozent ausgewiesen.

Das Schwergewicht der deutschen Produktion liegt nicht in der Ausfuhr, sondern im Inlandsgeschäft. Die Denkschrift selbst bringt stiegen find, entspricht wohl dem stark erweiterten Geschäftsumfang. Angaben, die mit voller Eindeutigkeit darüber zeugen.

Nach den Berechnungen des Instituts für Konjunktur­forschung setzten auf dem inneren Markte ab:

Proz. der Produktion

Bekleidungsgemerbe, Nahrungs- u. Genußmittelindustrie, Möbel und Holzmarenindustrie, Holz- und Baustoff­industrie

Tertilindustrie und Bereifungsindustrie rund

97

88

Leder, Lederwaren- und Rautschufmarenindustrie und elektrotechnische Industrie

80

Großeisenindustrie, Bapierindustrie und Maschinen- u. Fahrzeugbau

Chemische Industrie

Seidenindustrie und Feinmechanif. Eisen und Stahlwarenindustrie

2856

75

70

67

60

Als überwiegend ausfuhrabhängig tömmen nur die Mufifinstrumentenindustrie, die feinferamische und die Glasindustrie, die Werkzeugindustrie und einige Gewerbegruppen nebengeordneter Bedeutung gelten, die insgesamt nach der Zahl der Beschäftigten noch nicht 5 Proz. der deutschen Industrie ausmachen. Wohl nuß man für diese Industriezweige forgen, der Kern des Problems ist aber, dem Großteil der Industrie einen ausreichenden Absatz zu sichern, d. h. den inneren Markt zu feftigen, der im ganzen nicht weniger als 80 Broz der industriellen Produktion

aufnimmt.

Die Dentschrift gibt folgende lleberlegung wieder, die in Kreifen der süddeutschen Industrie angestellt worden ist:

, 100 000 Arbeitslose fosten der Wirtschaft im Jahre an Ar­beitslosenunterstügung 80 bis 90 Millionen Mart. Erhalten die

100 000 Arbeiter volle Beschäftigung in der Fertigmarenindustrie, so würden sie an Arbeitslohn, bei Berücksichtigung auch der meib­lichen und jugendlichen Arbeitskräfte, in einem Jahre 150 bis 160 Millionen verdienen. Da der Lohnanteil am Fabrikpreis eines Fertigproduktes im Durchschnitt 50 Proz. ausmacht, find zur Be­schäftigung dieser 100 000 Arbeiter jährliche Aufträge in Höhe von 300 bis 400 millionen Mart notwendig. Auf dem Inlands markte sind nicht ohne weiteres für zufägliche 400 millionen Mark Waren unterzubringen; für eine Abfagerweiterung in diesem Umfange find daher auch die Auslandsmärkte heranzuziehen. Nun wird der erwünschte Absagerfolg nicht ohne systematische Werbe­arbeit zu erzielen sein. An Werbungstoften für neue Aufträge rechnet der Fabrikant mindestens 1 Broz des Endprodukts. Das würde nach der aufgemachten Rechnung einem Betrage von 3 bis 4 Millionen Mart entsprechen. Heute werden aus der Arbeits Infenversicherung für 100 000 Erwerbslofe im Jahre 80 bis 90 mil lionen Mart aufgemendet. Würde man dagegen 3 bis 4 Millionen Mart für eine wirksame Exportpropaganda ausgeben und durch Exportsteigerung 100 000 Arbeitskräfte ansetzen, so würden die bisher aus der Arbeitslosenversicherung gezahlten 80 bis 90 Mil­lionen Mark frei merden und der Wirtschaft für die Beschaffung non Brobuftionsmitteln zur Berfügung stehen."

Das ist an sich für eine Bant, die den Abfahnöten der Industrie abhelfen will, schon außerordentlich viel. Wir haben aber Anlaß, anzunehmen, daß die 1,3 Millionen Zinsrückstellungen unter den Gläubigern der Bilanz auch noch sehr beträchtliche Gewinne ent­halten, so daß man wohl nicht fehlgeht in der Annahme, daß der Reingeminn der Automobilbant mindestens 100 Prozent betragen hat. Wir können nicht nachprüfen, mie meit das der Fall ist. Wünschenswert wäre es, wenn die Automobilbant felbft den Beweis dafür brächte, daß unsere Bermutung unrichtig ist. Solange das Solange das nicht geschieht, sind wir gezwungen auszusprechen, daß die Gewinne der Deutschen Automobilbant unangemessen sind und in absolut unvertretbarer Weise die Industrie und die Berbraucher belasten.

Bauern gegen Getreidehandel. Deutsche Bauernschaft für die Scheuer- Transaktion.

Der organisierte deutsche Getreidehandel läuft Sturm gegen die Bersuche der Preußenkasse und der Rentenbankkreditanstalt, durch Beeinflussung des Getreidehandels die Absatzverhältnisse für land­wirtschaftliche Produkte etwas zu verbessern. Die Deutsche Bauern zeitung", das Drgan der Deutschen Bauernschaft", nimmt gegen die vom Getreidehandel organisierte politische Heze am 29. Juli folgen dermaßen Stellung:

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läßt sich dem Angebot das Merkmal der Notverfäufe, das ihm heute Nur wenn die Kraft der Produzenten zusammengefaßt wird, des Angebotes fann ein wirklich ehrlicher Ausgleich zwischen Angebot in der Regel anhaftet, nehmen, und nur durch die Zusammenfaffung und Nachfrage stattfinden.

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Die zusammenzuschließenden Gesellschaften, die von den großen Margarinetrusts unabhängig find, find finanziell ziemlich schmach. Die Müller Speisefett 2.-G. hat in ihrer jetzt für 1927 veröffent­lichten Bilanz einen Verlust von 635000 Mart ausgewiesen, das ist fast ein Drittel des auf 2 Millionen Mark erhöhten Aktien­fapitals. Die frühere Dr. A. Schröder A.-G. fonnte nach ihrem Geschäftsbericht zwar ihren Umfah auf mehr als das Doppelte steigern, hat aber 1927 ebenfalls einen Berlust von 135 000 Mart.

Faber: Bleistift A.-G. hat Verlufte.

Die alte Bleistiftfabrit vormals Johann Faber A.-G., Nürnberg , hat ihre Bilanz für das Jahr 1927 noch nicht veröffentlicht. Nach dem sie in den Jahren 1924/26 je 6 Prozent Dividende auf das Attienkapital von 5,6 Millionen Mark verteilt hatte, scheinen 1927 Generalversammlung die 3ufammenlegung des Attien beträchtliche Berlufte vorzuliegen. Der Aufsichtsrat mill nämlich der tapitals von 5,6 auf 2 und zur Beschaffung neuer Gelder die Wiedererhöhung auf 4 Millionen Mart vorschlagen.

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Diese

Reffelfreiben gegen Handwerkerselbsthilfe Die Bäder und Konditoren- Tageszeitung" entwickelt einen Plan gegen die Zu­gehörigkeit von Handwerksmeistern zu Konsumber­einen, den man niedriger hängen muß. Die Spitzenverbände der Handwerksmeister sollen sich auf den Amtsgerichten Abschriften aus dem Genossenschaftsregister geben lassen, um fest­zustellen, welche Handwerksmeister Mitglieder der Konsumvereine find. Dann soll den auf diese Weise festgestellten Handwerkern der Austritt aus dem Konsumverein nahegelegt werden. Methode entspricht durchaus dem Geist, den wir von den Syndizi der Handwerkerorganisation bereits tennen. Diese gutbezahlten Leute haben keine blasse Ahnung von dem Elend, in dem viele ihrer Mitglieder heute leben. Sie wissen nicht, wie jo vielen Handwerksmeistern zumute ist, denen jeder Pfennig Er­sparnis bei den Einkäufen ihrer Frauen unter Umständen eine Schrippe mehr für die Kinder und Butter statt Margarine aufs Brot bedeuten. Glauben die Handwerkerorganisationen wirklich, mit unwürdigen Polizeimethoden die Massen der Handwerker an der Erkenntnis zu hindern, daß der Handwerker leztlich mit dem Wohlstand der Maffen steht und fällt, daß Konsumvereine, die den Massenwohlstand erhöhen, deshalb auch nicht handwerksfeindlich fein können, und daß die Konsumvereine schließlich auch große Auf­traggeber find, auf die die Handwerksmeister achten müffen?

Eine spanische Exportbant. Exportförderung um jeden Preis ist die kurzsichtige Verlegenheitsparole der staatlichen Wirtschafts­politik überall da, wo diese den mächtigen privatkapitalistischen Monopol- und Kartellinteressen im Inlande aus dem Wege gehen will. Auch Spanien geht diesen Weg durch die Gründung einer Exportbant. Der spanische Ministerrat hat der Gründung einer Bank für auswärtigen Handel mit einem Kapital von 150 Millionen Besetas zugestimmt. Der spanische Staat gewährt einen rückzahl= baren, aber unverzinslichen Vorschuß im Betrage von 15 Millionen und jährlich einen verlorenen Zuschuß auf die Dauer von fünf Jahren im Betrage von je 2 Millionen Pesetas . Dieser verlorene Zuschuß soll ausschließlich zur Gründung von Filialen der Exportbant in Güd, Mittel- und Nordamerika ver­mandt werden. Wenn die Gewinne 7 Proz. übersteigen, soll der Staat einen bestimmten Gewinnanteil erhalten. Eine der Haupt­aufgaben der Bank wird die Schaffung einer Exporttredit= sicherungsgesellschaften sein. Die Tätigkeit der Exportkreditver­persicherung unter Beteiligung des Staates und der Ber­ficherung wird sich auf Spanisch- Amerika und die Philippinen

beschränken.

Eine Versicherung über 1,6 milliarden Mark. Wohl der größte Privatversicherungsabschluß, der je zustande fam, wird aus Amerifa gemeldet. Im Namen von mehr als 200 000 2ngestellten der General Motors Corporation , dem großen ameri tanischen Autotrust, wurde eine Lebens, Kranfen- und Unfallver­

Daß im Anfangsstadium eines solchen Versuchs zunächst von oben her eine gewisse Berbindung mit großen Getreidehandels fonzernen und Berarbeitungsmühlen gesucht werden muß, ist eine Selbstverständlichkeit. Stellen fich für die Durchführung einer derartig dringend notwendigen Transattion das zentrale Genossenschaftssicherung über eine Gesamtsumme von 80 millionen Pfund bantinstitut und die größte landwirtschaftliche Zentralbank zur Ver fügung, jo erfüllen sie lediglich die Aufgaben, die ihnen entsprechend der heutigen Entwicklung obliegen.

Der jetzt entbrannte Kampf des Handels, oder richtiger einzelner Handelskonzerne, wird also nur scheinbar gegen die Betätigung dieser großen öffentlichen Bantinstitute geführt. In Wirklichkeit richtet er fich gegen die große Masse des Bauerntums, die doch wahrlich Mittelstand im mahrsten Sinne des Wortes ist. Orga­nisationsversuche der deutschen Landwirtschaft, geboren aus größter Not, erzwungen zur Abwehr des eigenen Ruins, sollen nach dem Borgeben des Handels die Freiheit der deutschen Wirtschaft" be­drohen. Wo ist denn diese Freiheit der deutschen Birtschaft nog vorhanden, wenn die Landwirtschaft als

bedeutender Teil der Prämie wird von der General Motors Cor­Sterling oder rund 1,6 Milliarden Mart abgeschlossen. Ein poration getragen, der andere Teil von den Versicherten. Ob es den deutschen Unternehmern wohl recht wäre, wenn sie von ihren Angestellten ebenfalls zu derartigen Bersicherungsab­schlüffen ermuntert würden, die sie sicher mehr fosten würden, als die so arg beklagte deutsche Sozialversicherung?

Frankreich hat in zehn Monaten für rund 1300 millionen Mart Gold gekauft. Nach einer Mitteilung der Bundes- Reserve- Bank in New York sind in der Zeit von September vorigen Jahres bis zum 20. Juli 1928 für 318 Millionen Dollar Gold, das find fast 1300 Millionen Mart, nach Frankreich verschifft worden.