Dienstag
31. Juli 1928
Unterhaltung und Wissen
Erschienen am 31. Juli 1901 in La Petite République".
Zu den goldenen Garben, die der Dreschmaschine harren, legen Bauern einige Stüde schwarze, glänzende Rohle. Es ist die Kohle, die morgen die Maschine in Bewegung sehen wird.
Die Kohle ist es, die große Kraft der Industrie, die heute den Kreislauf des Getreides schließt. Eine ganz neue Vertettung von Erscheinungen und Kräften.
Noch vor wenigen Jahren erweckte die Kohle die Borstellung entweder vor großen, lärmenden Bahnhöfen oder von riesigen, tofenden, staubigen Fabriken.
Nun vermischt sie ihren Glanz aus dem unterirdischen Dunkel mit der lichten Pracht der Ernte, die die große, helle Weite vergoldet hat. Morgen wird sie die Maschine mitten in der andächtigen Natur erzittern lassen, und der Schatten ihres unruhigen Rauches
wird über die Felder ziehen, die Felder voll langsamen Wachstums,
wo die Kräfte des Lebens stumm arbeiten.
In dieser Rohle ist, seit Millionen von Jahren, Sonnenwärme aufgespeichert worden. Und so, während die Sonne gegenwärtiger Tage die Kornähren reift, ist es die Sonne vergangener Tage, die der Genius des Menschen wieder zum Leben erweckt hat und die dem Bauern hilft, die Körner vom Stroh zu scheiden.
Die menschliche Arbeit ruft mit den lebendigen Strahlen des gegenwärtigen Lichtes die dunkle Kraft vergangenen Lichtes zurüd. Und die erhabene Gefte des Säers, die den Kreislauf des Rornes cröffnet, den die Kohle schließen wird, breitet sich nicht nach sichtbaren Horizonten aus: für die legte Bollendung des Werkes zaubert die Arbeit Kräfte hervor, die in vergangenen Weiten leuchteten!
Welch wunderbares Zeugnis der Entwicklung des Menschen, seiner wachsenden Macht über die Natur, welche Verherrlichung des schöpferischen Geistes! Und wieviel Freuden würden immer die Arbeit des Landmannes durchleuchten, wenn sie bewußter fein fännte! Man muß sein Bewußtsein meden und ihm bis in den Alltag seines Lebens, bis in seine gewohntesten, einfachsten Handlangen die Größe des Menschengeistes offenbaren!
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Und ist es nicht auch der Mensch, der das Getreide schafft? Die Produkte, die man natürliche nennt zumindest diejenigen, die den menschlichen Bedürfnissen dienen find meistens nicht ursprüngliches Wert der Natur. Weder Rorn noch Weinstod existierten, bevor einige Menschen, die größten unter den unbekannten Genies, langfam cinige Samen oder einige wilde Reben veredelt und aufgezogen hatten. Er, der Mensch, hat in irgendeinem armseligen Körnchen, vom Winde durch die Felder geweht, das zukünftige Kleinod des Er hat den Saft der Erde gezwungen, seine Weizens erkannt. feinste, tostbarste Substanz in ein Getreideförnchen zu pressen oder die Traube zu schwellen.
Es gibt feinen von selbst gewachsenen Wein. Es gibt kein von felbst gewachsenes Getreide! Brot und Wein find Produkte des menschlichen Geistes. Die Natur selbst ist ein munderbares Kunst: wert des menschlichen Genius.
Sully Prudhomme hat in seinem berühmten Bers das Wert der Sonne überschätzt, indem er sagt:
,, Sonne, Bater des Getreides, das Bater der Menschen ist!" Die Verbindung der Sonne mit der Erde hätte nicht genügt, das Korn zu erzeugen. Dazu war die Vermittlung des Menschen not
Beilage des Vorwärts
Eine Deutschlandfahrt.
Hamburg ist eine gewaltige Stadt. Das Tempo der Welt hat in den Baracken der Neustadt und Altstadt mächtig aufgeräumt. Am Chilehaus sind neue Mammuthochhäuser im Bau. Eine großartige City entsteht, mittelalterliche Straßen fallen, die Bestlöcher, die Armutshöhlen, aber sie sind noch zahlreich genug in der Neustadt, in den dunklen, schmalen Gängen", in den verwinkelten Gassen, wo die Armut mit dem Lumpenproletariat Wand an Band wohnt. Weit draußen an der Alster liegen die vornehmen Villen der Kaufherren, auf dem Jungfernstieg schlendern immer noch die vielen Nichtstuer, im Alsterpavillon und in den Hotelhallen sitzt immer noch die goldene Jugend der Stadt. Hamburg hat schon ein Gesicht. An der Stirnſeite dieses Antlizes haben die Proletarier mitgemeiselt: die Stirnseite, das ist das große Gewerkschaftshaus, das ist das schöne Heim der proletarischen Reisenden: Die Heimstätte, das Hotel des fleinen Mannes, wie es sich so bescheiden nennt. Aber auch die vielen Siedlungen, die schönen Bierkantblods neuer Wohnungen, von Arbeitergenossenschaften errichtet, gehören in die Stirnseite der Stadt. Und auch die Produktion", der Hamburger Konsum mit eigenen Fabrikanlagen, Gütern und Warenhäusern.
Die Stadt hat über eine Million Einwohner, und über 500 000 Menschen sind durch die Arbeit mit dem Hafen verbunden. Der Hafen ist das Leben, der Hafen ist auch der Tod. Das Leben: das ist die berauschende Sinfonie der Arbeit, das sind die Atemzüge der Welt, das sind die neuen Hochhäuser, die wundervollen Schulen, das ist die Arbeiterbewegung, die sich immer mehr und mehr der Freien und Hansestadt bemächtigt. Aber der Tod steht in Atemnähe zum Leben, und in den letzten 27 Jahren hat der Hafen über 800 Proletarier als Todesopfer gefordert. Ueber 20 000 schwere und über 50 000 leichte Unfälle im neuen Jahrhundert an den Kais, an den Kranen, in den Lagerschuppen, auf den Schiffen! Durch die Arbeit, aus Schweiß und Blut der Proleten ist Hamburg groß geworden und nicht nur aus den Spekulationen der Kaufleute, aus der Berechnung der Ingenieure, nicht nur durch die Schiebungen an der Börse, nicht nur durch die Ausbeutung fremder Völker.
Zu Hamburg gehört auch St. Pauli mit der Reeperbahn , dem großen Vergnügungsrummel, von dem die Fremden schwärmen. Aber auch der Hafen gehört zum großen Teil zu St. Pauli und zwischen der Arbeit und dem bunten Vergnügen die Verwahrlosung ganzer Bezirke. Die Singspielhallen gehören dazu, die Chinesen feller, die Schlafhäuser, die Spelunken. Der Seemann, von wilden feller, die Schlafhäuser, die Spelunken. Der Seemann, von wilden Fahrten heimgekehrt, hat genug Einsamkeit gehabt, genug Arbeit, Männerdasein, Disziplin, genug Himmel, Feuer und Wasser. Er will und muß sich ausbalancieren fönnen. Und in St. Pauli balanciert er sich aus. Da findet er, was er sucht: Mädchen, Mufit, Kinos, Lärm, Suff und Fraß.
ob nun die Ozeane gekreuzt oder die Fischgründe befahren werden. Dem Seemann bleibt wenig Gewinn. Der Gewinn der Seefahrt, die immer noch die chriftliche Seefahrt" heißt, strömt den Reedern zu, die in Hamburg zum größten Teil deutschnational sind, der Gewinn strömt den Kaufleuten zu, den Hochseefischfang- Aktiengesellschaften. Auch zu den Fischen muß man gehen, in die großen Hallen am frühen Morgen, wo in flachen Kästen die schwarzen Weise, die grünfilberblauen Heringe, die schimmernden Kabeljaus und Schellfische, die gelbbraunroten Schollen, die schwarzen Aalquappen und Aale liegen, die glitzernden Hechte, Schleie, Barsche und die vielen anderen grünen , blauen und rotgetupften Fische. Die Fische müssen gefangen werden. Sie werden in der Unterelbe gefangen und an den nördlichen Küften Europas . Dorthin, wo die Meeresströmungen zusammenfließen, wo auf dem Meeresgrund wuchernde Gärten sich wiegen, in denen kleine Fische spielen und leben, um von großen Fischen aufgefressen zu werden, dorthin fahren die Fischdampfer und mit ihnen der Mensch, der Oberfresser. Drei bis vier Wochen dauert so eine Hochseefahrt. Baufenlos geht die Arbeit, wenn die großen Fischzüge tommen.
Die Fische schwärmen im Meer, bestimmten Gesetzen untertan, die weißen Fische, die rotgetupften Fische, die grünblauen Fische. Auch im Hamburger Hafen ist jeden Morgen große Bewegung. Die zwanzigtausend Arbeiter stürzen zum Hafen, die rund zehntausend Arbeiter stürzen nach den Werften. In die Maschinenwelt stürzt der Mensch und bewegt sie. Rauch und Dunst lagert über der Elbe . Die Sonne rollt, eine weiße, glühende Kugel, über den Werften, über den Schiffen, über den Getreidehebern. Ja, Leben und Tod ist in dieser Stadt verschwistert. In den schönsten lichteften Schulen lernen die Kinder aus den häßlichsten, dunkelsten Gassen. Die Verzauberung fremder Länder steht wie ein Regenbogen über dem Hafen. Auf der anderen Seite, im flachen Tal der Alster, liegt das Zuchthaus Fuhlsbüttel , in dem es teine Verzauberung der Belt gibt, nur Sehnsucht nach der Welt und vielleicht auch etwas mehr Raum und Bewegungsfreiheit, als sonst in den deutschen Gefängnissen und Zuchthäusern.
Wir verlassen den Hafen und gehen dann die verwickelten Grenzen ab, die Hamburg- Altona trennen und zusammenschmieden, aber mehr trennen als zusammenschmieden. Die Flurbereinigung Deutschlands muß auch mit dem tragischen Unsinn dieser Grenzen aufräumen. Unweit der Grenze, am Heiligen- Geist- Feld, dem Aufmarschplatz der Hamburger Arbeiter, unweit der Schlachthäuser und einer Polizeiwache sehen wir auch das Missionshaus Jerusalem ", das Institut zur Befehrung der Juden zum Christentum. Eine Inschrift verkündet: ,, In diesem Haus hat jeder Israelit Gelegenheit, das Christentum tennen zu lernen." Bielleicht hatte der vorübergehende Mensch mosaischer Religion Gelegenheit, in anderen Häusern das Christentum fennen zu lernen, aber nicht vollkommen, und so sagt eine andere Inschrift:„ Wir haben den Messias, Jesum Christum gefunden, von welchem Moses im Gesez und die Propheten geschrieben haben." Aber auch in hebräischer Reilschrift wird um gekämpft. Das ist das Missionshaus Jerusalem ". Lese, Wanderer, lächle, und gehe weiter
wendig, die Bermittlung seines forschenden Geiſtes, ſeines geduldigen Salpeter für Aalborg geladen ging unter, der Kapitän und zwei die verlorenen Seelen auch, it
Willens. Das haben die Alten gewußt, als sie den Göttern, den glorreichen Urbildern der Menschheit, die Erfindung des Weinstocks und des Getreides zuschrieben. Aber folange schon sehen die Bauern Ernte auf Ernte folgen, das Getreide aus den Samen, den Früchten Der Ernte sprießen, die Schöpfung des Menschen ist so tief der Erde einverleibt, fie ergießt sich so üppig über Hügel und Felder, daß die Landleute, gewohnheitsträge, das alte Kunstwert menschlichen Genies für eine Gabe der Naturkräfte halten.
Und wahrhaftig, wie fann man sich ohne hohe Spannung des Geistes vorstellen, daß dieses weite Getreidemeer, das seit Jahrtausenden seine goldenen Wellen wirft, im Sommer braun und warm unter der Sichel fällt, im März frisch und grün allmählich zu reifer Herrlichkeit ermacht, wie fann man sich vorstellen, daß dieses ge= maltige Meer, dessen Ebbe und Flut die Jahreszeiten regeln, seinen Ursprung im Geiste des Menschen hat?
Und doch ist es so, und ein Teil der Aufklärung der Bauern liegt darin, das lebendige Gefühl, das Gefühl für die Geftaltungsmacht in ihnen machzurufen. Ihr Hauptfehler ist die übertriebene Ehrfurcht vor der Natur, ist die Tendenz, in allem, was ist, in der jozialen wie natürlichen Ordnung, ein unerschütterliches, unerbitt liches Schicksal zu sehen. Sogar heutzutage, sogar nach dem ungeheuer finnenfälligen Aufschwung der Wissenschaft, sogar nach der Anwendung der Chemie und der Mechanit in der Landwirtschaft, erscheint den Bauern der Fortschritt, auch wenn sie ihn anerkennen, nur als Zufall, nur als begrenztes Bunder. Sie haben feine Ahnung von der langsamen, aber unaufhaltsamen Evolution des Menschengeschlechtes. Das Leben ist für den Sandmann wie ein Fleines Floß auf unendlichem Ozean. Wenn er darauf nicht zu ſehr Hunger leidet, achtet er selten auf den Horizont. Nur langsam be. ginnt er sich zu rühren. Und wenn wir es verstehen, durch die Schule, durch Agitation, durch irgendeine Belt- und Geschichtsbetrachtung in ihm das Verständnis für das Simvolle in Entwicklung und Fortschritt zu meden, werden wir das Aufkommen einer rationelleren und gerechteren Gesellschaft vielleicht um ein Jahrhundert beschleunigen.
Die Mädchen warten überall, aber auch der Tob wartet überall auf den Seemann . In den Berichten des Hamburger Seeamtes grinst der Tod, brüllt das Meer, heult der Sturm, lauern die Klippen. Der Steuermann Henry Heitmann wurde am 22. Mai über Bord gespült und ertrant. Der Motorsegler Herbert" mit Mann der Besagung ertranfen. Der Maschinist Lemke starb an Bord seines Schiffes an Rauschvergiftung. Der Schlepper ,, Gladiator" wurde von einem Schiff gerammt, der Maschinist Müller auf„ Gladiator" in seiner Roje zermalmt. Der Fischdampfer „ Steinhöft" ist von einer Fangreise ins nördliche Meer nicht mehr zurückgekehrt, die Befagung, zwölf Mann, ist verschollen. Der Schlepper Albatros" ging an der norwegischen Küste unter. Er tam von Gibraltar , war ein alter Rasten, 1891 gebaut und sackte mit seiner ganzen Besagung, mit 13 Mann, ins Meer.
Und so geht es weiter, immer weiter: Sturm, Schiffbruch, Havarie, Tod durch Ertrinken auf hoher See oder im Angesicht der Küste, wo die Mädchen warten, wo die Frauen warten, wo die Kinder warten. Der Beruf des Seemanns ist ein schwerer Beruf, I
Aus der Geschichte des Statspiels.
Aus Anlaß des 12. Deutschen Stattongreffes in Altenburg , der eigentlichen Heimat des allbeliebten Spiels, die auch immer die „ Statstadt", vor allen anderen geblieben ist, widmet die Leipziger Illustrierte Zeitung " dem Spiel mit den vier Benzeln verschiedene interessante Beiträge. Das Kartenspiel überhaupt ift durch die heimfehrenden Kreuzfahrer aus dem Orient in das Abendland gebracht worden, wo es schon seit langem in llebung war, Zunächst breitete es sich in den romanischen Ländern aus, wo es sich in der Einsamfeit der Burgen als unterhaltsames Zerstreuungsmittel bewährte. Die erste Beschreibung des Kartenspiels in lateinischer Schrift hat uns, wie Valerian Tornius in einem der Artikel hervorhebt, der Klosterbruder Johannes von Rheinfelden überliefert: In einem Spiel, das man gemeinhin Kartenspiel nennt, bemalen fie die Karten auf verschiedene Art und spielen allerlei Spiele damit, wobei sie gewinnen oder verlieren. Dieses Spiel ist sehr hübsch für den Adel und Personen, die Zeit übrig haben. Man hat vier Könige auf vier Karten gemalt, und jeder hat ein bestimmtes Zeichen, von denen
Und wir gehen weiter, berühren noch einmal den Hafen, sehen das wilde Leben und ahnen den schneelln Tod, wir denken an die Opfer der Arbeit am festen Band und auf dem bewegten Meer, wir Alte Giebelhäuser ragen am schwarzen Wasser auf, die Hochbauten sehen die zerfaserte After in dunklen Fleeten nach der Elbe strömen. der City werden sichtbar. Dann kommen wir an ein altes Haus, an das Geemannsheim. Eine Sammelbüchse hängt an der Tür, ein verblafftes Gemälde zeigt ein Schiff in Not, das Meer brüllt, und eine Inschrift nahe der Bettelbüchse flüstert, wimmert und beschwört: ,, Gebt den Seefahrer- Armen um Gotteswillen!"
Mar Barthel.
dem spielfreudigen Bürgertum der Meinen Residenz schnell Eingang fand. Die dem Spiel aber anhaftende gewisse Eintönigkeit und Bangmeiligteit wurde den geistig regjamen Männern bald zu viel, und sie bemühten sich um die Bertiefung und den Ausbau des Spieles. Der Schaftopf- Stat", von dem ein Geschichtsschreiber sagt, ,, daß man ihn mit Recht einen veredelten Schafkopf, folglich Merino nennen tönnte", mar gegenüber dem heutigen wechselvollen Spiel noch sehr einfach. Er entwickelte sich etwa in den Jahren 1810-1815 durch die Einführung des im Tarod üblichen Legens von zwei Statblättern, von denen das unterste den Trumpf bestimmte, dann in den folgenden Jahren durch Unterscheiden zwischen Frage und lung des Spiels zum eigentlichen Stat durch die Einführung der Handspiel, Bestimmung des Trumpfes durch Reizen und EntwidBewertung.
In diefen Jahren hat auch der Hofadvokat Ferdinand Hempel, ein pfiffiger Jurist und Hansdampf in allen Gaffen", in der von ihm herausgegebenen Wochenschrift Osterländer Blätter" als erster den Stat im deutschen Schrifttum beschrieben; er verstand es auch durch feine originelle und humorvolle Geselligkeit, die Pflege und Berbreitung des neuen Spiels zu fördern. Die folgenden Jahrzehnte
Ich weiß sehr wohl, daß jedes Wort überflüffig und jede Theorie gelten die einen für gut, die anderen für schlecht. Unter den Königen brachten dann die weitere Ausbildung des Spieles und schließlich
ohnmächtig wäre, wenn die Bewegung der Dinge sich nicht selber in den Gewohnheiten der Bauern bemerkbar machte. Es ist notwendig daß die wirtdarin hat der historische Materialismus Recht schaftlichen Bedingungen den Gedanken des Menschen wachrufen! Aber dieser ist keine untätige Kraft. Er geht im Sinne der Ereignisse schneller als die Ereignisse selbst. Dem Bauer das tiefe Gefühl für die Bewegung des Universums geben, ihm durch die Geschichte die großen, schon vollzogenen Umwälzungen flar machen und seine Aufmerksamkeit auf die langsamen, aber beständigen Umwälzungen lenken, die sich beständig in ihm und um ihn vollziehen, ihm die steigende Macht des Menschen aufzuzeigen, der ununterbrochen neue Formen des Lebens und der Gesellschaft geschaffen hat und sozusagen die Natur selbst in ihren notwendigsten Produkten, ihm so von der Kühnheit des Geistes mitzuteilen, die die Menschheit groß machte: Es gibt keine dringendere Aufgabe, und heutzutage übersteigt fie nicht mehr die menschliche Kraft!
Der Feuergeist der Industrie hat sich der Arbeit des Landmannes bemächtigt. Möge der brennende Geist des Fortschrittes, der Feuergeist der Menschengeschichte, auch in sein Hirn dringen!
QUeberfest von Dr. Lili Roerber.)
Karten
kommen je zwei Marschälle, von denen hält der eine das Abzeichen nach oben, der andere nach unten. Nach diesen sind noch zehn andere von derselben Größe und Form. Auf der ersten ist das 3eichen des Königs einmal, auf der anderen zweimal und so weiter bis zur zehnten. Es wird also jeder König die dreizehnte Karte, so daß zu einem Spiel zweiundfünfzig Karten gehören."
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Geht so die Geschichte des Kartenspiels weit in die Jahrhunderte zurüd, so ist das Statspiel noch verhältnismäßig jungen Datums; man fann auch nicht sagen, daß es einen eigentlichen Erfinder dieses Spieles gebe, vielmehr brauchte es Jahre der Entwicklung und der Zusammenwirtung der verschiedensten Personen. Zu Ende des 18. Jahrhunderts wurden besonders Spiele wie Süßmilch", Grobhannes"," Einundzwanzig", häufeln", Tippen"," Schafkopf" und Solo" gespielt. Von ihnen ist der Schafkopf der Vorfahr des Stat spiels, denn dieser weist in seinen Grundregeln auf das ältere Spiel hin. Es wird erzählt, wie Julius Benndorf in seinen Ausführungen über die Geschichte des Statspiels hervorhebt, daß der Schafkopf aus dem Erzgebirgischen durch einen Fuhrmann zur Kenntnis einer tarockenden Altenburger Abendgesellschaft gebracht wurde und bei
eine gewisse Berwilderung durch zahlreiche Ortsgebräuche und Neuerungen, bis endlich 1886 der erste deutsche Statkongreß in Al tenburg die Altenburger Statordnung feftfeßte, die eine feste Regelung gab. Der Name des Stats ist bedeutend älter als das Spiel selbst; er ist dem viel älteren aus Italien stammenden Tarockspiel entnommen, indem die wegzulegenden Blätter in ein Behältnis, die „, scatola", gelegt wurden. Da nun beim Statspiel ebenfalls Blätter weggelegt werden, hat man den Kunstausdruck des Tarocks„ Skatlegen" gleich sinngemäß auf das neue Spiel übertragen.
Schuhe aus alten Pneumatifs.
Für die alten Automobilreifen hat man in Mazedonien und Thrazien jetzt eine vortreffliche Verwendung gefunden. Man verfertigt aus diesem Abfall die absaglosen Schuhe der Bauern, und der Bedarf ist so groß, daß man bereits zur Einfuhr schreiten muß. So werden jährlich nach einem Bericht der Umschau" etwa 50000
alte Pneumatifs aus Frankreich importiert. Gin Reifen ergibt drei Baar Schuhe, die einen viel befferen Schuß gegen die Feuchtigkeit als die früheren Schuhe gewähren und beffer halten.