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Deutschland   und die Donauländer

Ziele der deutschen   Handelspolitik im Südosten.

Die Aufteilung Desterreichs hat die zahlreichen festgefügten Wirt­Ichaftsbeziehungen der ehemaligen Donaumonarchie zerrissen. Gie hat dem heutigen Desterreich die breite Agrarbafis genommen; fie hat der österreichischen Schwerindustrie die Kohlenbasis entzogen; fie hat der österreichischen Tertilindustrie einen großen Spindelbestand und zahlreiche Ausrüstungsbetriebe zmar erhalten, dagegen die Webereien überwiegend losgetrennt. Aus demselben Grunde ist es aber auch ohne weiteres verständlich, daß zwischen den nunmehr perselbständigten Wirtschaftsgebieten enge wirtschaftliche Verflech tungen meiter bestehen, und daß der ehemalige starte österreichische Binnen handelsverkehr nunmehr in bedeutenden Außen handels­umfäßen seinen Ausdrud findet.

Bergarbeiter zur Kohlenkrise.

Der Bergarbeiterverband gegen die Preisschleuderei

auf dem Weltmarkt.

Der Verband der Bergarbeiter Deutschlands   mendet sich in einer scharfen Kritit gegen die forcierte Steinkohlenausfuhr Deutschlands  , die dauernd nur hohe Verluste bringt:

Daß die gegenwärtige Abjagforcierung des Ruhrbergbaues feine Wirtschaftlichkeit bedroht, braucht angesichts der ungeheuer­

zwei Millionen Tonnen gehen mehr als drei Zehntel nach Deutsch  land. Von dem Export der österreichischen Automobile nimmt Deutschland   fast die Hälfte ein. Desterreich deckt andererseits seinen zusätzlichen Maschinenbedarf zu mehr als drei Viertel bei der deutlichen Syndikatsumlage von 2,20 Mart je Abjazztonne schen Maschinenindustrie und to fort.

T

Man begegnet heute schon in österreichischen Kreisen immer wieder der Auffassung, daß die österreichische Wirtschaftslage maß gebend beeinflußt wird durch die Aufnahme= fähigkeit des deutschen   Marktes und in engster Ab­hängigkeit von ihr steht, und daß die Erholung der österreichischen Wirtschaft in der letzten Zeit vornehmlich auf die Exportsteigerung nach Deutschland   zurückzuführen ist. Die Wirtschaftsbeziehungen Defterreichs und auch der anderen Donauländer zu Deutschland   sind Enge Berflechtung. Gegenseitiger Profeffionismus. bereits im jezigen Stadium schon wieder so eng geworden, daß eine Der Außenhandelsumsatz beträgt in Desterreich pro Kopf der Bewirtschaftliche Kombination der Donauländer etwa unter Ausschluß völferung 463 M., in Deutschland   im Jahre 1927 nur 386 M. Der Deutschlands  , wie sie die Kleine Entente   verfolgt, tatsächlich jedem tichechische Totalhandel ist um 75 Broz., der Desterreichs um fast wirtschaftlichen Beobachter unmöglich erscheinen muß. Von einem 20 Broz. höher als der Polens  , dessen Bevölkerung vierfach bzw. wirtschaftlichen System" der Kleinen Entente  , zu dem auch Dester doppelt so hoch ist. Nimmt man nach der Schätzung des österreich   gehören soll, in dem Sinne einer organischen Verbindung zu reichischen Expertenberichts das Volfseinkommen mit 5 Milliarden einer relativ sich selbstgenügenden Wirtschaftsein Goldkronen an, so kann man Oesterreichs   Exportquote heit kann nach der Umgestaltung der neuen nationalen Wirtschaften auf 25 Pro3. der Gesamtproduttion schäzen! nicht die Rede sein.

Daß der Außenhandelsverkehr der Donaustaaten jedoch auch nicht annähernd den früheren Versand und die Zufuhr von und nach den einzelnen österreichischen Wirtschaftszonen erreichte, daran trifft die protektionistischen Methoden der Nachfolge staaten die Hauptschuld. Die ehemals überwiegend agrarischen Länder Jugoslawien  , Ungarn   und Rumänien   errichteten phantastische Zoübarrieren für Industriewaren und versuchten, eigene nationale Industrien zu errichten, soweit nicht aus den alten Industriegebieten Berarbeitungsstätten verpflanzt wurden.

Für die deutsche Handelspolitik gilt es, in dieser Situation durch weitgreifende Handelsverträge mit Desterreich und mit den anderen Nachfolgestaaten dem noch vielfach gehemmten Handelsverkehr die Wege wieder zu ebnen und die für uns wie für unsere Bertragspartner vorhandenen Austauschbeziehungen wieder in vollem Umfange herzustellen. Schon heute find, trotz der großen Zollhemmungen, die Berflechtungen Deutschlands   mit den Nachfolge­staaten so dicht, daß praktisch irgendein Vorzugsystem oder eine Zoll­union dieser Länder ohne oder gegen Deutschland   nicht durchführbar In diesen neuen Staatsgebilden haben außerdem die Zölle noch ist. Je stärker jedoch in den nächsten Jahren die Wirtschafts­eine außerordentliche phantastische Bedeutung. Die großen Staatsbeziehungen Deutschlands   mit dem Südosten ausgebaut werden, desto ausgaben werden zu einem erheblichen Teil durch die Zölle| schneller werden sich auch die heute noch bestehenden starken Wider­gedeckt. Im Jahre 1926 betrug in Ungarn   der Anteil der Zoll- stände gegen eine Wirtschaftsverbindung Deutschlands   mit Dester einnahmen von den gesamten Staatseinnahmen 16 Proz., in Jugo- reich legen und desto leichter wird sich allmählich unter Abbau der slawien 28 Broz., in Rumänien   durfte er noch höher sein. Deutsch   Zollschranken und Subventionen und durch einheitliche Verkehrs: Desterreich fonnte bei der starken zerreißung seiner Industrie politit ein wirklich finwolles Wirtschaftssystem herausbilden können. grundlagen für den Neuaufbau gleichfalls industriellen Zollschutzes nicht entbehren, neuerdings geht es allerdings auch zum Agrar­proteftionismus über. Nach Erhöhung der Getreidezölle und des Mehlzolles sollen jetzt auch die Biehzölle gesteigert werden. Auch in Desterreich decken die 3olleinnahmen ein Fünftel des Bundes­budgets. Die Tschechoslowafei, ein typischer Agrarindustriestaat mit zwei Fünftel landwirtschaftlicher, drei Fünftel industrieller Bevölke: rung hat gleichfalls ein geschlossenes Solidarschußsystem.

Wie wirken die Handelsverträge der Donauländer. Run find zwar in den letzten Jahren zahlreiche Handelsper­träge unter den Nachfolgestaaten zum Abschluß gelangt, doch haben fie fein mesentliche Berdichtung der Handels­beziehungen der Donauländer bewirkt. Verfolgt man die Außenhandelsentwicklung der Nachfolgeftaaten seit 1924, so zeigt sich, daß die Austausch beziehungen anteilmäßig zurüd­gegangen sind, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt: Defterreich Tschechoslomatei Ungern 1924 1927 1924 1924 1927 in Broz. der Gesamteinfuhr bezw. Gesamtausfuhr 19,4 19

Einfuhr aus den Nach­folgestaaten Ausfuhr nach den Nach folgeftaaten

40,9 39,1

37,4 34,5

1927

61,1 44 36,7 32,4 71,6 64

In Desterreich, in Ungarn   und der Tschechoslowakei   ist der Ex­portanteil nach den Nachfolgeftaaten in den letzten Jahren nicht unerheblich zurückgegangen. Er ist natürlich noch immer bedeutend. Die Tschechoslowakei   schickt fast ein Drittel ihres Exports, Dester­reich mehr als ein Drittel, Ungarn   fast zwei Drittel nach den Nach­barländern. Von Importen gelangen aus den Nachbargebieten nach der Tschechoslowakei   etwa ein Fünftel, nach Desterreich fast zmei Fünftel, nach Ungarn   noch mehr. Der Totalhandel Rumäniens  erstreckt sich zu fast ein Drittel, der Jugoslawiens   zu fast der Hälfte nach den Nachbaarstaaten. Immerhin ist auch bei diesen Ländern eine rüdfäufige Tendenz des Außenhandels nach den ehemals öfter­reichisch- ungarischen Wirtschaftsgebieten festzustellen und eine Aus­dehnung ihrer Handelsbeziehungen zu anderen europäischen   Ländern. Am auffallendsten ist dabei die außerordentliche

Ausdehnung der Handelsbeziehungen zu Deutschland  , die bei allen Nachfolgestaaten festzustellen ist. Deutschland   war in der Borkriegszeit an der Einfuhr Desterreich- Ungarns   mit 40 Broz. beteiligt und nahm dessen Export mit 44 Broz. auf. Der Gesamt­egport Deutschlands   nach Desterreich- Ungarn  , Serbien   und Rumänien  hetrug 1913 1,264 Millionen, 1927 nach den entsprechenden Wirt­schaftsgebieten 1335 Millionen; der Import 1913 917 Millionen, 1927 1164 Millionen. Während die Einfuhr aus den Nachfolgeftaaten bei Umrechnung auf die Borkriegswerte schon wieder etwa fünf Sechstel des Friedensimports beträgt, bleibt der Export nach den Donauländern doch noch erheblich unter dem Borkriegsvolumen. Die Beteiligung Deutschlands   am Außenhandel der einzelnen Nach folgestaaten läßt sich wegen der neuen Zollgrenzen nicht mit den Borfriegsziffern vergleichen, doch ist es interessant festzustellen, mie starf sich immerhin bereits in den legten Jahren wieder die Handels­beziehungen der Nachfolgestaaten zu Deutschland   verdichtet haben.

Export der Donauländer nach Deutschland  .

1924

1927

Desterreich.

.

13,1

18,5 Proz.

Tschechoslowakei  ..

19,5

24,2

Ungarn  .

7,9

13,6

Jugoslamien

4,1

15,4

Rumänien  

7,3

25,5

Die Bedeutung Deutschlands   als Exportmarkt für die Nachfolge: staaten hat in den letzten Jahren start zugenommen. Die Tschecho flomatei und Rumänien   lenten ein Biertel ihres Gesamterports nach Deutschland  , Defterreich bald ein Fünftel. Jugoslawien   und Ungarn   etwa ein Siebentel. Der Unteil Deutschlands   an den Im­porten der Nachfolgestaaten ist gleichfalls, wenn auch nicht in dem Umfange wie der Export gestiegen, immerhin ist Deutschland   an der Einfuhr der Tschechoslowakei   und Jugslawiens mit 21 Broz, also mit mehr als ein Fünftel beteiligt, an der Einfuhr Desterreichs, Rumäniens   und Ungarns   mit mehr als ein Sechstel..

Defterreichs Abhängigkeit von Deutschland  .

Die Verknüpfung der Donaufänder, vor allem Desterreichs und der Tschechoslowakei   mit Deutschland  , speziell im Austausa) von Industrierohstoffen und Fertigmoren, ist außerordentlich vielseitig. Bon der bedeutenden österreichischen Holzausfuhr von insgesamt

10 Jahre Randstaaten.

Die Wirtschaft der baltischen Länder.

Unbemerkt von der europäischen   Deffentlichkeit haben die drei baltischen Republiken Litauen  , Lettland   und Estland   im vergangenen Jahre das zehnjährige Jubiläum ihrer Gründung gefeiert. Im Laufe dieser Zeit ist ihre Volkswirtschaft eigene Wege gegangen, hat nicht minder wie die der großen Staaten mit Schwierigkeiten ge­fämpft, aber doch eine bemerkenswerte Aufbauarbeit geleistet. E standen mährend des mirtschaftlichen Zusammenbruchs der Nach­friegszeit, haben diese des russischen Hinterlandes beraubten Stad: en ihre Wirtschaft in neue Bahnen zu lenten versucht.

Die Grundlage der Wirtschaft dieser Länder ist stets die Land und Forstwirtschaft gewesen, die heute noch drei Viertel ihrer Be­völkerung ernährt und ein Drittel des Bodens bedeckt. Dank einer erfolgreich durchgeführten Agrarreform, die viele Tausende von neuen Bauernstellen shuf, konnte die baltische Landwirtschaft eine erfreuliche Entwicklung nehmen und die Erzeugung über die Bor­friegshöhe heben. Unter Führung der weitverbreiteten Genossen­shaften wurde die Vichzucht gefördert, deren Erzeugnisse, wie Butter und Fleisch, gegenwärtig drei Biertel der landwirtschaftlichen und ein Drittel der Gesamtausfuhr bilden. Die ausgedehnten 19 Broz des Bodens bedecken, beliefern eine große Sägemühlindu­Wäldereien, die in Bettland 29 Broz- und in Litauen   und Estland  strie, deren Erzeugnisse nach fast allen europäischen   Ländern aus­geführt werden; Holz und Papier bilden den dritten Teil der Ge­samtausfuhr.

Im Außenhandel der baltischen Staaten steht Deutschland   an erster Stelle. Auf Deutschland   entfallen etwa 40 Broz der nash Litauen  , Lettland   und Estland   eingeführten Waren, während Eng­Land mur 10 Broz. und Amerita 6 Proz. liefert.

Für die Weiterentwicklung der Wirtschaft der baltischen Staaten fehlt allerdings die wichtigste Voraussetzung für eine schnellere Indu­strieentwidlung das Kapital. Vielleicht werden die bisher fast unverschuldeten Staaten im Hinblid auf ihre attine Handelstilanz den Weg einer Anleiheaufnahme im Auslande bestreiten.

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Gefrierfleisch teurer und teurer.

Hat die Landwirtschaft etwas davon?

Die Hausfrauen der breiten Massen bekommen immer meniger Gefrierfleisch zu sehen. Das hängt zunächst natürlich mit de: Ber ingerung des Einfuhrtontingents von jährlich 120 000 auf 50 000 Tonnen zusammen, die zum 1. Mai d. J., um der Landwirt­schaft zu helfen", durchgeführt worden ist. Aber nicht nur damit hängt der Gefrierfleischmangel zusammen, sondern auch mit der Beteuerung des Gefrierfleisches, die schon bei der Anfuhr fest zustellen ist. Seit März dieses Jahres, wo argentinische Bare im Monatsdurchschnitt 38 m. pro 50 Kilo tostere, stiegen die Preise un unterbrochen bis zum Juli auf fast 50 M. Vor dieser Preissteigerung mar es noch möglich, daß nerzolltes Gefrierfleisch außer dem Pentingentierten zollfreien eingeführt wurde. Da nach der enormen Erhöhung des Importpreises der 45 m. für 100 Stilo betragende Einfuhrzoll gegenüber dem Frischfleisch die Einfuhr von verzolliem Gefrierfleisch nicht mehr lohnend macht, hat auch die zusätzliche ver­zollte Gefrierfleischeinfuhr aufgehört.

Es mag sein, daß damit die Absicht, die bei der Herabsehung des Gefrierfleischfontingentes verfolgt wurde, erreicht ist. Es mer­den jetzt in Deutschland   in der Lat   nicht mehr als 50 000 Tonnet Gefrierfleisch verbraucht. Die Folge dieser absolut unsozialen Maß­nahme ist natürlich auch durch die Verreuerung des Gefrier fleisches wird dasselbe erreicht­-, daß zahlreiche Familien der breiten Massen überhaupt fein Fleisch mehr zu sehen bekommen, nachdem ia bekanntlich auch die Schweinefleischpreise scharf in die Höhe gegangen sind.

Wenn nun damit zu rechnen märe, daß die deutschen   Bayern  aus der Gefrierfleischdrosselung einen wirtli hen Ruben gehabt hatten, so ließe sich die Drosselung als Notmaßnahme für die Bauernschaft vielleicht noch verstehen. Aber es wäre die Aufgabe der deutschen   amtlichen Stellen, statistisch der Nachweis dafür zu führen, daß die Drosselung der Gefrierfleischeinfuhr und die in­zwischen eingetretene Berteuerung auch wirklich dazu geführt hat, daß auch mehr frismes Dienfleisch im Inland abgejezt morden ist. Wir fürsten nur, daß diefer Nachweis sehr schmer zu führen jein wird.

nicht näher begründet zu werden. Vom arbeitsmarktlichen Stand­punkt aus betrachtet ist die gegenwärtige Exportforcierung die beitsbeschaffung, die man sich denken kann. Es gibt über­allerungeeignetste und unwirtschaftlichste Ar= haupt feine plausiblen Argumente, die einen derartigen Konkurrenz­fampf auf dem Weltmarkt rechtfertigen fönnten. Gegenüber, der bevorstehenden Herbstoffensive der Engländer auf dem Weltköhlen­markt empfiehlt sich die anderswo bewährte Ausweich­taktit. In dem Maße, in dem sich die deutsche Kohle aus verlust­bringenden Absatzgebieten zurückzieht, merden für die innere Aus­gestaltung des Bergbaues, wobei im besonderen an den weiteren Ausbau der Kohlenverwertung und Kohlenver= edlung zu denken ist, Mittel frei. Ein Teil der Mittel ist dazu zu verwenden, die den Bergarbeitern aus der notwendigen Pro­buftionsangleichung erwachsenden Lasten herabzusetzen. Bon der Aufgabe verlustbringender Absatzgebiete im Ausland würden 20 000 bis 25 000 Bergarbeiter betroffen werden. Würde man diese 25 000 Bergarbeiter zum vollen Jahresverdienst auf Kosten der Ruhrberg­bauunternehmer pensionieren, so würden sich immer noch zmei Drittel der heutigen Konkurrenztampftoften ersparen lassen! llebrigens wird gerade die englische Offensive als ein erneuter An­sporn für die Betreibung des vom Wirtschaftsrat des Bölferbundes und vom internationalen Arbeitsamt bereits begonnenen Berei­nigungswertes der internationalen Kohlenfrise zu betrachten sein.

Internationale Handelspolitik.

Während bisher die zwischenstaatlichen handelspolitischen Be­ziehungen jeweils nur zwischen zwei Ländern geregelt wurden, gehen die Bestrebungen des Völkerbundes dahin, in Zukunft internationale Abkommen unter Teilnahme einer großen Anzahl von Ländern zu erreichen. Die Bedeutung des jüngst zu­standegekommenen internationalen Vertrags über die Aufhebung der Ein- und Ausfuhrverbote, die von Vertretery von 27 Staaten unterschrieben wurde, liegt gerade darin, daß dies den ersten internationalen handelspolitischen Bera trag der Nachkriegszeit darstellt.

An sich bedeutet das Abkommen teinen überwältigender Fortschritt in der Richtung des Zollabbaus. Einmal wird der Vertrag, vorausgesetzt, daß er von den betreffenden Ländern über­haupt ratifiziert wird, erst Anfang 1930 in Kraft treten. Des meiteren enthält er zahlreiche Ausnahmen in Bezug auf Waren, für welche bestimmte Länder Ein- und Ausfuhrverbote meiter auf­rechterhalten dürfen. Die Ein- und Ausfuhrverbote mit den dazu­gehörenden Einfuhr- und Ausfuhrerlaubnissen im Rahmen von jeweils vereinbarten Kontingenten haben zwar zur Berschärfung des Schußzzollsystems beigetragen, ihre Abfchaffung bedeutet aber noch nicht den 3ollabbau. Die Ein- und Ausfuhr­verbote sind im wesentlichen Produkte der Kriegs und Nachkriegs­jahre. Hochschutzzollpolitik tann auch ohne sie getrieben werden.

Biel   größere Bedeutung würde internationalen Verträgen zu tommen, welche die gemeinsame herabjegung der 3oll sätze zum Gegenstand haben würden. Auf der Weltwirtschafts­tonferenz und vom Wirtschaftsrat des Bölkerbundes wurde der Gedanke erörtert, daß die autonomen Tarife der einzelnen Länder fchrift meise um einen bestimmten Prozentjazz herabgesezt bzw. die Höchstgrenze der Zollsätze in internationalen Berträgen festgelegt merden soll. Wirtschaftsrat und Wirtschaftskomitee haben nun türzlich festgestellt, daß die Zeit für den Abschluß solcher tollektiven Berträge zum Zollabbau noch nicht gekommen ist.

Einstweilen will man mur versuchen, einzelne midnige Industrieprodukte und Rahrungsmittel herauszugreifen und zunächst in Kommissionen zu prüfen, ob eima für Aluminium. Eisenhalb­fabritate, 3ement, Leder, Rundholz und gesägtes Holz, Zellulose und Papier, frische Früchte, Gemüse und Reis ein internationaler Bollabbau möglich wäre. Aus den übrigen Empfehlungen des Wirtschaftskomitees soll die Forderung für den Abschluß lang­friftiger Handelsvertäge an Stelle der in der Nachkriegszeit üblichen Handelsverträge von kurzer Dauer hervorgehoben werden, um eine gewiffe Beständigkeit der zwischenstaatlichen Wirtschafts­beziehungen und die Möglichkeiten genauer Kalkulation für die Ausfuhrindustrien zu sichern.

Ein weißer Rabe. 3ollfenfung der Tschechoslowakei  . Das tschechoslowakische Finanzministerium hat zur Neuregelung der Kunst­seideneinfuhrzölle eine Berfügung erlassen. Der Einfuhrzoll für Kunstseide, der bisher 7 bis 9 Kronen pro Kilogramm betrug, ist auf 1,5 Kronen herabgelegt worden. Wirklich ein seltener Borgang in unserer troh aller Freihandelspredigten fo überprotettionistischen Zeit, ein seltener Vorgang auch für die im übrigen scharf schutzöllnerische Tschechoslowakei  .

Die Preife fleffern. Der deutsche Benzo( perband mird das von ihm erstrebte halbe Dugend Preiserhöhungen für das Jahr 1928 bald erreicht haben. Wie der Verband mitteilt, wird das Liter Benzol um 2 Bf., das Liter Benzin um 1 Pf. wieder einmal heraufgesetzt. Auch die Thomasmehl erzeuger nüßen die für sie in den legten beiden Jahren wieder sehr günstig gewordene Konjunktur gründlich aus. Die Düngemittelpreise sind nach ihrer Meinung offenbar zu niedrig, nachdem die deutsche Land wirtschaft schon einmal dazu übergegangen ist, wieder mehr mit Phosphorsäure zu düngen. Die Thomasmehlerzeuger fonnten fich auf den steigenden Düngemittelverbrauch der Landwirtschaft, da sie bis Mitte September aus vertauft find, teinen anderen Bers machen, als den Kilopreis auf 25 Pf., das ist um mehr als 8 Proz. zu erhöhen.

Arbeit für bremische Werften. Die bremischen Werftarbeiter haben schmere Tage. Der Wesermerft hat der Norddeutsche Llond vor nicht langer Zeit nicht nur die Großreparatur des 36 000 Tonnen Dampiers Columbus", sondern auch den Bau mehrerer Frachtschiffe weggenommen und nach Hamburg   gegeben. Jegt wird im Bremerhaven   hart um die Stillegung der Tecklenburg  - Werft gefämpft, die ebenso wie die Wesermerit zum Deschimag  - Konzern gehört. Benn am 16. Auguft der 46 000 Tonnen Dampfer Bremen  nom Stapel gelaufen fein mird, steht die gesamte bremische Werft­arbeiterschaft nor fwerster Arbeitslosigkeit. diesen Umständen ist es erfreulich, daß die franzöfifche Compagnie Générale Transatlantique   der Bremer  Bultanmerft je zwei Dampfer von 10 500 bzw. 10 900 Tonnen in Auftrag gegeben hat.

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linter

Opel   baut auch Motorräder. Adam Opel   in Rüsselsheim  , die großem Maßstabe die Produktion von Motorrädern auf deutsche   Großfirma für Auto- und Fahrradproduktion, nimmt auch in die eelend Ronjunttur scheint ihn dazu anzuregen--, nach­dem Opel   das Elite- Bert ermorben und die Autoerzeugung vom Elite Bert nach Riffelsheim verlegt hat.