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man mit.Gefühl' bremsen, da plStzliches Festbremsen bei großer Geschwindigkeit zur Zerstörung de» Unterbaus und Unglücksfällen führen kann. Zum Schluß muß nochmal gesagt werden, daß es gegen die zerstörenden Wirkungen so elementarer Ereignisse wie einer Eisen- k ahnkatastrophe, die sich durch die besten Sicherheitsmaßnahmen der Betriebsleitung nicht völlig vermeiden lassen, keine sicher wirkenden Mittel gibt. Man kann aber oersuchen, den zu erwartenden Stoß in seiner Wirkung auf den Körper zu mildern und sich möglichst au» dem Bereich gefahrdrohender Waggonteile usw. zu halten. Der
körperlich geübte Mensch Ist hier im vorteil, da es sich alles in allem schließlich mehr um instinktives als um überlegtes handeln dreht. Trotzdem ist die Kenntnis der Kräfte, die bei einem Eisenbahn- Unglück ausgelöst werden, wertvoll, damit der Betroffene in der Lage ist, seine körperlichen Fähigkeiten dergestalt auszunutzen, daß sie chm tatsächlich von Nutzen sind. Eines sei jedoch noch gesagt. Alle Ueberlegung und körperliche Geschicklichkeit nützt natürlich nichts, wenn dos Glück einen nicht begünstigt und gegen das Schicksal kann auch der geschickteste Mensch nichts machen. Dipl.-Ing. ch a n s Nissen.
Die Katastwphe von Dinkelscherben  . Gin Mangel im Stellwerk.  - Verlustliste: �6 Tote, 33 Schwerverletzte.
kr Was die Ursache des Unglücks in Dinkelscherbe» betrifft, ; so steht nach den bisherigen Ermittlungen zweifelsfrei sesl. daß der persanenzug SU infolge falscher weichen- st e Ii u n g anstatt in das dritte Gleis in das von dem Güter- zug benuhle vierte Glels einfuhr. Die falsch« Weichenstellung hängk mi» dem gegenwärtigen Umbau des Stellwerks auf der westseile des Bahnhofs Vinkelscherben zusammen. i Das Äehelfsstellwerk. Zur Aufrechterhaltung der Sicherheit während des Umbaues ist dort ein Vehelfsskellwer? errichtet, durch das die erforderlichen Abhängigkeiten zwischen Weichen und Signalen hergestellt werden. Diese Abhängigkeiten zeigten insofern eine Lücke, als das Signal für die Einfahrt in das Gleis 3 auch gezogen werden konnte, wenn d,e Eingangsweiche auf Gleis 4 gestellt war. Dieser Fehler trat weder bei der Abnahmeprüfung, noch im bisherigen Betrieb des Behelfestellwerk» zutage. Es hat sick erst jetzt bei den nachträglichen lanaere» Versuchen im Stellwerk gezeigt, daß dieser Mangel nur bei emer ganz bestimmten, zufällig sich ergebenden Stellung der Der- lchluhelemcnte zueinander austreten kannte. Die Reichsbahndirek- tion Augsburg   hatte jedoch neben der mechanischen Sicherung, der da» Behelfswerk dienen sollte, zur weiteren Sicherheit noch ein besondere» wcldeversahren angeordnet. Demzufolge hatte der Stell- werkswächter bei jeder Zugfahrt die richtige Stellung der Weichen zu prüfen und den Vollzug der Prüfung und die richtige Stellung der Weichen dem Fohrdienstleiter in einer de.n Wortlaute nach genau festgelegten Meldung anzuzeigen. Zur weiteren Sicherung werden die Meldungen sowohl vom Fahrdienstleiter, wie vom Stell- werkswächter in Meldebüchern festgehalten. Beim verunglückten Zug 911 hat der Stellwerkswärter insofern eine falsche Mel- d u n g erstattet, als er die Fahrstraße für diesen Zug im Gleis 3 bergeftellt meldete, obwobl sie noch vom vorausgehenden Durch- gangegüterzug her auf das Gleis< eingestellt war. Diese falsche Vieldung ist als erste Ursache des Unglück» anzusehen, dos aber nur dadurch eintreten konnte, daß gleichzeitig auch der vorher erwähnte Mangel in den mechanischen Abhängigkeilen gerade bei der Bereit» stellung dieser Fahrstraße zum ersten Male sich zeigte. chinsichilich de» Rettungsdienstes wird ergänzend berichtet, daß di« erste chilfe von zwei im Unglückszug« mitreisenden Aerzten ge- leistet wurde, darunter einem Universitätsprosessor. Außer den Sanität�» tulonnen Augsburg und R« u- U l m eilte auch die Sanitätskolonne Lauingen   hilfsbereit herbei. Sie braucht« jedoch nicht mehr«inzugreisen. Die Landespolizei Augsburg   bot sofort ihre ftilfe an und würbe während der Nacht mit einem Offizier uich 3Z Mann zur Abspcrruvg«ingesetzt, welch« bi» dahin der Streifdienst der Reichsbahndirektion übernommen hotte. Die Toten von Oinkelfcherben. Von der Eisenbahnverwaltung wird solgend« Liste der Toten und Verletzten herausgegeben: än DinkAstderden befinden sich folgende 10 Tote: 1. Rudolf haller, Holzhändler aus Stuttgart  , V-. Clemens Barkel, lediger Schreiner   aus Wolfratshausen  , , 3. Jakob INrmqev. Töpfermeister aus Eschelbach  , Bezirk Sins- heim. 4 Solcher, fünfjähriges Mädchen aus Eoeglingen bei Ulm  , .V holmann aus Schliersee. ö. Rummelsberger aus Micsboch, 7. Brosejjor Goeßmann(Geistlicher), Herkunst unbekannt. 5. kvilhelmine hölzl, Pfarrerstochter. Mustkswdierende aus Albershausen  . Post Gerolshausen. 9. und 10. zwei noch nicht sestgestellt« weibliche Leichen, etwa 60 und 32 Jahre alt. Die Verletzten. Im Krankenhaus Zusmarshausen   sind ihren Verletzungen erlegen: 11. Johann Pichl. Bergmann aus Miesbach  , 12. Karl Joseph Schenk. Oberlehrer au» Weinheim  . Bergstraß«. I
Im Kronkenhaus Augsburg sind gestorben: 13. Johann Ambras aus Schliersee  . It. Rehm aus Stuttgart  . Auf dein Transport noch Augsburg   sind gestorben: 15. Joses Wiedemonn. Augsburg  , Birkenfeldstratz« 10, 16. ein unbekannter Mann mit Fahrkarte Siegmaringy»-- München  (Limprünner). Im Krankenhaus Augsburg   befinden sich folqende verletzte: 1. Joses Llnd.ier. Lakomotioheizer au» Augsbiiiz,, Lothringer Straße 8, 2. Magdolene Hölze! aus Neu-Ulm  , 3. Anna Sleinle aus München  , 4. Rehm. Ehefrau aus Stuttgart  , 5. Bertha All aus Rottweil   a. Neckar  , 6. Herberl Fiege aus Breslau  , Festenstr. 6. 7. Alberl Riehl aus Weil im Dorf bei Stuttgart  , 8. Gustav Benner, Essen, Zweigstraß« 25. 9. Anno Rtainz, Dalting bei Donauwörth  , 10. Christoph Gebhardt aus Erbach  , Odenwald  , 11. Alois wiedemann. Auqsburg.Pfersee. Türkerrfeldstrahe 10, 12. Frau Prof. Mahlberg  . Ehefrau aus Freiburg  , Breisgau. 13. Maria Mahlberg. Tochter der vorigen, 11. Georg- Holzmacher aus Miesbach  , 15. Maria Salment aus Ulm  , 16. Joses Solcher aus Söflingen bei Ulm  , 17. Kolharina Solcher aus Söflingen bei Ulm  , 18. Betty Kastemeier aus München  , 19. Roberl Sochsenhauser aus Heilbronn  . 20. Karl Zaehnle au» Augsburg  , 21. Emma Schwagerer bei Direktor Rabe in Starnberg  . 22. Klara Lrendler aus Heilbronn  . Elisenstraße. 23. Grimmhild Mueden aus Sangsnho.zheim. Stahe, 24. Friß Sieber. Studienassessor in Bremen  , 25. Pius Reimann aus Siggenbach im Burgenland  . 26. Baikowitsch aus Siggenbach im Burgenland  , 27. Lukas valmousch aus Tramersdorf in Oesterreichs  28. Emma Benner aus Esten. Im Krankenhaus zu Zusmarshausen   befinden sich fol- gende Verletzte: 29. Auausle Albrechi. Kempten  , Schuhgeschäft Sachs, 30. Rosa Schmid aus Söflingen   bei Ulm  . 31. Irmgard Mark aus Landshut  . 32. Frau Oberlehrer Schenk aus Weinheim  . 33. Hans Maier. Hutmacher   aus Miesbach  . Außerdem haben sich noch 23 Leichtverletzten-n Dinkelscherbe» gemeldet, welche ihre Reise fortsetzen konnten. Die Verletzten in Zusinorshousen sollen sich leidlich gut befinden. Von den Verletzten in Augsburg   soll etwa die hälft« schwer vsrletzt sein. Wiederaufnahme des Verkehrs. Während am gestrigen Dienstag von 45 Uhr der Derkahr in Dinkelsckierben auf beiden Gleisen infolge des Unglücks gesperrt war und der L)-Zug 59 über Donauwörth   umgeleitet wurde, konnte heut« früh der Doppelbahnbelrieb bereits wieder um 4,50 Uhr aufgenom­men werden. Schon gestern abend hatte man von 5 Uhr den Der- kehr wieder auf dem Gleis Augsburg Ulm durchführen können, wodurch der Verkehr Verspätungen bis zu einer Stund« erlitt. Die Kommission am llngiücksort. Di« von der Berliner   Hauptverwaltung der Reichsbahn zur Untersuchung der Dinkelscherbener Eifenbahnkatastrophe entsandte Kommission, bestehend aus Reichsbohndirektor Kilp und zwei Ministerialräten vom Reichsverkehrsmlnisterium, traf im Laufe des gestrigen Bormittags in Augsburg   ein und begab sich sofort in Be- gleitung des Reichsbohnpräfidenten und einiger Dezernenten vom Direktionsbczirk Augsburg   per Auto nach Dintelfcherben. Nach«in» gehenden Feststellungen und Untersuchungen kehrte sie mittags nach Augsburg   zurück, um sich bald darauf noch kurzer Besprechung in Begleitung des Oberstaatsanwalts und des Münchener Eisenbahn- fachverständigen Prof. Holter erneut an die Unfallstelle zu be- geben.
Ein neuer Zahrkarienbeirug. DieOienstreisen" eines Zkeichsbahnassistenten. Die lleberwachungsableilung der Reichsbahn ist jetzt einem .?ahrkartenbetrug eines auf dem Bahnhof Friedrich- strotze in Verlin   beschäfiigten Reichsbahnostistenten auf die Spur gekommen. Der ungetreue Beamte wurde in Dortmund I durch die Kriminalpolizei verhaftet. Es handelt sich um einen Eifenbahntelegraphcnasststenten O« l s ch l ä g e r, der auf dem Bahnhof Friedrichstraße   den Nacht- dienst im Telegraphenbureau zu versehen Hot und bei dieser Tätig- keit, die ihn höchst wahrscheinlich nicht vollständig ausfüllte, in den langen Nächten herausfand, wie die Fohrkarten, die den Reifenden an der Sperre abgenommen worden waren und zur Kontrolle vor der Uebcrweifuna'an die Hauptbetriebsverwaltung in den Dienst. räumen de» Bahnhof  » in einem besonderen Behälter aufbewahrt wurden, nochmals verwertet werden konnten, so daß er selbst dorau» finanziellen Nutzen zog. Er mochte sich dabei die Tatsache zunutz«, daß die Fahrkorten eine Gültigkeitsdauer von vier Togen baben und daß die Reichsbahn für nicht ausgenutzte Kilometer Die Differenz de» Fahrpreises rückvergütet, wenn von dem Bahnhofs- vorstand der betreffenden Zielstation«ine Bescheinigung erfolgt, daß der Reisend« sein« Fahrkarte nicht bis zu dem ursprünglichen Fahr- ziel ausgenutzt hat. Oelschläger suchte sich also diejenigen Fahrkarten, meist 2 Klasse, heraus, die noch einige Tage Gültigkeit hatten. Mit diesen, eigentlich schon entwerteten Karten fuhr er, wenn er am Tage dienstfrei mar. aus seinen Dienstfreisahrtausweis noch einer vor dem Endziel der Karte liegenden Ort und ließ sich dort von dem Bahnhofs- vorstand unter Angab««ines falschen Namens durch Stempel guittieren, daß die F.ahrt nicht vollkommen ausgenutzt. sondern vorher unterbrochen worden sei. Wenn ihm dann der manchmal recht beträchtliche Betrag ausgezahlt worden war, so fuhr n wiederum aus seinen Dienstausweis gratis nach Berlin  . Man nimmt an. daß O«lschlägec diese» Auswertungsversahren der Fahr- tonen schon lang« Zeit betrieben hat. In DoNmund ereilt« ihn nun fein Schicksal, ol» er wieder mehrere Karten vorlegte und sich die visf««nz auszahlen lasten wollte. Es war wohl aufgefallen, daß in
letzter Zeit so viel« Reisende ihre Fahrt unterwegs unterbrachen, so daß man sich Oeschläger näher unter die Lupe nahm. Oelschläger wird im Laufe des heutigen Tages von Dortmund   nach Berlin  transportiert werden, und dann wird man erst feststellen können, welchen Umfang seine Betrügereien gehabt haben, auf welchen Strecken er seine außerdienstlichenDienstreisen* unternommen hat und ob er etwa in Berlin   oder auf anderen Stationen Komplicen gehabt hat. Man wird auch festzustellen ver- suchen, ob etwa andere Reichsbahnbeamte ihre Behörde nach diesen oder einem ähnlichen System betrogen hoben.
Beim Gchnettrichier. Oer Angeklagte und der Oolmeffcher. Zwischen Angeklagten und Richter ist eine Verständigung schon ohnehin nicht leicht. Ganz unmöglich wird aber die Verständigung, wenn der Angeklagte die Sprache des Richters nicht verstehti da kann nur«in intelligenter, sprachkundiger Dolmetscher helfen. Der Rüste Iakubowski hatte überhaupt keinen Dolmetscher und wurde zum Tode verurteilt. Nicht immer braucht«» sich aber um Mord zu handeln und der Angeklagt« zum Tode verurteilt zu werden. Um das Schicksal des Angeklagten kann es aber auch bei unbedeutenden Verbrechen gehen. Wer kann wistsn, welch« Wirkung unter Umständen der Eingriff in die Freiheit des Mitmenschen hat... In diesem Falle handelte es sich um eine 10-Minuten-Sache beim Schnellrichter nur um«in Paßvergchen. Auf dem Wege nach cholland aus Kowno   hatte«in russischer Ingenieur ein drei- tägiges Durchreisevisum durch Deutichland erhalten. Er beabsichtigte nach Brasilien   zu gehen. In Berlin   hatte er noch einige Geschäfte zu erledigen. Als die drei Tage dazu nicht ausreichten, begab er sich auss Polizeirevier und bat um Derlängerung. Er erhielt den Bescheid, daß er sich an den Konsul in Kowno   zu wenden Hab«. So schickte«r diesem einen eingeschriebenen Brief, bracht« die Quittung dem Polizeirevier und hier sagte man ihm. er möge aus Bescheid warten. Und der Ingenieur wartete. Von Ende Äui bis
Ende Juli? Er wartete nicht ungern, da er unterdes feinen Ge* schäften nachgehen konnte. Vor drei Togen wurde er aber plötzlich verhaftet: wegen Paßübertretung. Weshalb nicht schon früher, i|tz nicht bekannt geworden. Und nun steht er vor dem Einzelrichter, deutsch   kann er kaum. Au? dem Amtszerichl Berlin-Mitte wird«in Dolmetscher geholt: der kann vorzüglich Deutsch   aber wenig korrekt Russisch. Das wärs aber noch dos Geringste: schlimmer ist es. daß er sich mit dem An- geklagten auf eigene Faust eingehend unterhalt, dnn Richter aber aus der Unterhaltung nur wenig« Brocken und nicht einmal die wichtigsten mitteilt. Er keimt feine Pflichten als Dolmetscher über- Haupt nicht, er weiß nicht, daß er bloß Mittler ist zwischen Ange­klagten und Gericht. So erklärt er diesem nur unzureichend, das; der Angeklagte auf Anraten der Polizei den Brief an den Konsul geschrieben Hab«. Er teilt dem Richter aber überhaupt nicht mit. daß eine chaftstrafe den Ingenieur in eine unmögliche Lage bringen würde, da gerade in den nächsten zwei Tagen irgendeine Kommission eintreffen müsse, mit der er zu verhandeln habe und daß unter diesen Umständen die Haft seine ganze zweimonatige Tätigkeit in Frage stelle. Von all dem erfährt der Richter nichts. An Stelle der vom Staaisanwalt beantragten 7 Tage Haft bleibt es b« 3 Tage. Don einer Geldstrafe will der Richter nichts hören. Vielleicht waro er in diesem Falle doch darauf eingegangen, wenn der Angeklagts ihm hätte verständlich machen können, welche Folgen die Hast für ihn haben würde. Der Dolmetscher fand es aber für überflüssig, das Gericht davon in Kenntnis zu setzen. Diesmal war es ja nur um eine Bagatelle. Wie wäre es aber, wenn«s sich um einen ernsteren Fall gehandelt hätte. Etwa um«inen jungen Menschen, der wegen Diebstahls angeklagt wäre und für den eine Gefängnisstrafe unter Umständen ein Wendepunkt im Leben bedeuten kann. Der Angeklagte hat das Recht auf einen Dolmetscher, der die Sprach« versteht und der sein« Pflichten kennt. Noch ein Wort über die Praktiken des Fremdenamts. Welchen Schaden trägt der preußische Staat davon, wenn ein russischer Ingenieur sich zwei oder drei Monat« in Deutschland   zur Abwicklung irgendwelcher Geschäfte oufhältc Em« Preisfrage!
Aniia, dieBoxerbraui". Eine Frau als Gtraßenräuberia. Bor dem Schossengericht Mitte hatte sich die 20jährige. Anita W. unter der schweren Anklage des S kratzen» r a u b e s. sowie in zwei Fällen wegen Diebstahls zu verank- warten. Die Angeklagte übt jetzk den Berus   einer Blumen» Händlerin aus und ist in der Gegend des Zenlralviehhoss unter dem SpitznamenAnita, die Doxerbraut* allgemein bekannt. Sie zieht mit ihrem Blumenkorb durch die Lokale, scheint diesen Handels aber nur als Deckmantel zu benutzen, wie die gegenwärtige Anklage zeigte. Anita verfügt über autzer- ordentliche KSrperkräflc und Ist eine grotze muskulöse Frau. Sie ist iu frühereu Jahren aus Rummelplätzen als Loxeri« und Sroflalhlclin aufgetreten. Am 25. November v. I. kam sie mit ihrem Blumenkorb in ein Lokal in der Hübnerftraße. Ein Viehhändler W., der dort zechte, kaufte ihr«inen Strauß ab und Anita ließ sich dann von ihm zu einem Glase Bier einladen. Bald waren auch noch zwei pxnge Leute von 19 Jahren, Bekannte von Anita, mit am Tisch, und der schon animierte Viehhändler ließ eine Loge nach der an- deren auffahren. Der Viehhändler zog mit der Gesellschafl dann in ein anderes Lokal, wo er weiter reichlich spendierte. Beim De-- zahlen der Zeche war er so unvorsichtig, i«ir»s w o h l g e f ü l l t e Brieftasche zu zeigen. Anita machte ihren Freunden ein Zeichen mit den Augen und flüsterte ihnen zu:D ie nehmen«i r i h m ab* Um Mitternacht verließ man das Lokal.'Der Viehhändler war erst wenige Schritte gegangen, plötzlich versetzte ihm Anita einen wuchtigen Kinnhaken, so daß er hintenübe, fiel und die Besinnung verlor. Er bemerkt« nur noch, daß chm d'.« Weste ausgerissen wurde. Als er erwachte, waren Anita und die beiden Freunde verschwunden und auch di« Brieftasche mit 1 0 0 0 M. Bargeld und Wertpapieren im Betrag« von 4000 M, Di«Boxerbraut* war aber in der Gegend bekannt, so daß sie bald ermittelt wurde. In dem zweiten Falle hatte Antta einem Kar- tofielhändler aus der Neumark 2 5 0 M a u s der Tusch« gestohlen, und schließlich hatte sie sich noch in einem Lokal aus der Küche«ine gebraten« Gans angeeignet. Bor Gericht war sie nicht mehr dieBorerbraut*, sondern die zarte Frau, die vor Tränen zerfloß. Don Medizinalrat Dr. Weker wurde ihr be- scheinigt. daß sie eine starke Trinkerin und eine minder- wertige Persönlichkeit sei. Deshalb bekam sie mildernd« Umstände und wurde wegen schweren Raubes und Diebstahls in zwei Fällen 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Ihre beiden Freunde, denen sie von der Beute des Raubes je 40 M. abgegeben hatte, kamen, do sie in- zwischen den Schaden teilweise bereits gutgemacht hatten, mit sechs bzw. sieben Wochen Gefängnis unter Zubilligung von Bewährungsfrist davon. Ein Haslbejehl wurde gegen Anita trotz der Höhe der Strafe vom Gericht nicht erlassen.
Der Hund in der Irrenanstalt. Eines Tages hatte sich im Garten der Irrenanstalt Görden  bei Brandenburg   ein junger Schäfer Hund eingefunden, de  ? auf dem Rosen vergnügt umhertollte. Der Oberpfleger K z y g a n rief vier Pfleger herbei und gab ihnen den Befehl, den Hund aus dem Garien zu bringen. Und dos geschah so. Die Pfleger«rgrissey Stöcke und Latten und schlugen so lange auf das Tier e,n. bis dieses blutüberströmt und mit ausgelansenem Auge liegen blieb. Damit nicht genug, halte einer der Pfleger noch einen Eimer Wasser herbei und goß es dem schreienden Tier über den Leib. Dieser Quälerei sah der Oberpfleger ruhig zu. Zur Anzeige gebrocht. sprach das Brandenburger  'Amtsgericht seinerzeit den Oberpslcger von der Anklage der Tierquälerei frei und oerurteille die Pfleger imr zu Geldstrafen. Gegen das Urteil legte die Potsdamer Staats- anwaltschast Berufung ein, in der neuen Strafkammerverhandlung beantragte Staatsanwallschoftsrat Roether gegen olle Angeklagten Gefängnisstrafen. Mit scharfen Worten geißclte der Anklagever- treter die große Roheit und Brutalität der Pfleger, von denen man am wenigsten eine derartige Grausamkeit erwartet hätte. Das Urteil erging bei dem Oberpfleger auf vier Wochen Haft und bei den übrigen Angeklagten auf zwei bzw. drei Wochen Hast. Hoffentlich gleicht die Behandlung, die die Kranken in dieser Anstalt erfahren, nicht der. die das arme Tier erdulden mußte.., « Wegen eines schweren Sittlichkeitsverbrechen» hatten sich der Jrreuwärter R o s e n t r ä g e r, der in einer bekannten Prioatirrenanstalt im Westen beschäftigt ist, und der mit ihm be- freundete Arbeiter R i b b a t i s vor dem Großen Schöffengericht Mitte zu verantworten. Gegen Rosenträger waren schon sett langem Be- schuldigungen erhoben worden, daß er an den chm anvertrauten weiblichen Pfleglingen der Anstalt sich vergange» habe. Es konnte chm jedoch bisher nichts nachgewiesen werden. Eines Tages ließ ihn und seinen Freund Ribbatis ein junges Mäd- chen aus guter Familie auf der Straße festnehmen, da sie in Beiden die Männer wiedererkannte, di« sie in den Wald ge'ockt und in bestialischer Weise vergewaltigt hatten. Die Beweisaufnahme ergab die volle Schuld der Angeklagten, und angesichts der Schwere ihrer Untat verhängte das Schöffengericht gegen beide Angeklagte die sirenge Strafe von je drei Iahren Zuchtbous und lang. jährigem Ehroerlust.