Bei den olympischen Spielen. Die Armee des Friedens marschiert.
Wie Amsterdam seine Gäste empfing.
Amsterdam , 1. Auguft.( Eigenbericht.)
Grell brennt die Julisonne auf den ungeheuren Platz vor dem Marathontor des neuen Amsterdamer Stadions hernieder, der in seinen Ausmaßen den größten Bläzen Europas gleichtommt und doch außerordentlich übersichtlich gegliedert ist. Die große Brachtstraße des Amstelvoensche weg bildet vom Willemspart Bahnhof an in Boulevardbreite den Zugang zu diesem Blag und bereitet als weite, zehn und mehr Straßen in fich aufnehmende Hauptverkehrsader gewissermaßen schon auf diesen an ben jegigen Festtagen so belebten Berkehrsjammelpunkt vor.
Es find Festtage im Stadion; die Fahnen wehen luftig im Minde. Die rotweißblauen niederländischen Fahnen überwiegen, aber von den hohen Zinnen des neuen Stadions grüßen gleichzeitig die Farben aller Nationen. Der deutsche Republikaner fieht mit Ge nugtuung, daß unser Schwarz- Rot- Gold sich neben dem Sternenbanner der Vereinigten Staaten , den Bannern Albions , Schwedens , Dänemarks und vieler anderer Länder sehr wohl sehen laffen tann. Manchem deutschen Olympier, der noch in schwarzweiß roten Träumen verharrt, wird freilich eigenartig zumute sein, wenn er steht, daß draußen in der Welt nur die deutsche Republit Geltung und moralischen kredit hat. Biele Hunderte von Automobilen find neben nach Zehnern zählenden gewaltigen Autobuffen aufgefahren, die Gäste, Teilnehmer und die wenigen begnade ten Bresseleute, denen das Niederländische Olympische Komitee eine Breffekarte zuteil werden ließ, hierher brachten, eine gewaltige Wagenburg, und doch herrscht mustergültige Ordnung. Von breiten Durchgangswegen unterbrochen, ziehen sich lange Hilfsbürgersteige, vom Amsterdamer Bluchtheuvel" genannt, quer über den Blaz, an denen entlang zu beiden Seiten wohlgeordnet die Autos stehen, so daß die Insassen ohne Gefahr aus- und einsteigen tönnen und An- und Abfahrt sich in bester Ordnung vollziehen.
"
Ein gewaltiges Aufgebot von Shugleuten regelt an den Haupttagen den Berfehr und sorgt für die Sicherheit der Fußgänger, die die nicht ungefährlichen Uebergänge passieren müssen. Es ist die jogenannte Olympische Brigade, zusammengefeht aus Shuz Leuten, die mehr als ein Jahr fremdsprachlichen Unterricht auf Ber anlaffung der Stadt genossen haben und teils deutsch , teils fran zösisch oder englisch sprechen. Alles vollzieht sich in größter Ruhe. Ein Wint des Schußmannes mit der Hand, und schon weiß ber Chauffeur, wie er sich zu bewegen hat. Unermüdlich stehen die Baderen, denen die Sicherheit für Leib und Leben der Zehntausende anvertraut ist, auf ihrem Posten. Danf ihrer Wachsamkeit hat der ganze riesenhafte Berkehr an solhen Tagen sich bisher ohne jeden Unfall abgespielt.
"
Drinnen im Stadion ist es lebendig und jedesmal, wenn diese oder jene Nation einen Erfolg erzielte, hallt das Händeflatschen mie ein ferner Donner über den weiten Play. Dann wieder hört man das anfeuernde Rufen der Supporters", der Landsleute der verschiedenen Kämpfergruppen, die ihren Favoriten Support"( Unter stützung) angedeihen lassen, und es wird tattmäßig aus vielen hun derten Kehlen ,, ein, zwei, drei usm." oder„ one, two, three usw." oder auch in noch anderen Sprachen gezählt. Draußen aber schmillt, je mehr das Ende des Spieles herannaht, die Zahl der Wartenden, die die fiegreichen Kämpfer begrüßen oder doch ihre Landsleute fehen wollen, mehr und mehr an. Hier hat es die berittene Polizei übernommen, auf Ordnung zu sehen, wobei wiederum die größte Rüdsichtnahme obmaltet. Abends, wenn die Sonne zur Neige geht, flammt das Olympische Feuer auf der Schale des schlanken Marathonturms, des Wahrzeichens dieses Plages, auf, die Kon turen des Stadions erstrahlen in festlicher Illumination, und während hoch am flaren Nachthimmel die Sterne fladern, scheint ein traumhaftes Märchenreich aus Tausendundeiner Nacht hier zu flüchtigem Leben erwacht zu sein. Wie immer man auch dieser Olympiabe gegenübersteht, so muß man doch zugeben, daß die alte Raufmannsstadt an der Amstel in diesen Tagen gezeigt hat, daß sie fich zu schmücken und Fremde mürdig zu empfangen versteht.
Der Diebesfoffer.
Als der Wohnungsinhaber heimfehrte...
Mit zwei Mitgliedern einer 25töpfigen Einbrecherbande
Israel Friedmann und Godel 3inger hatte sich geffern
das Große Schöffengericht Schöneberg zu befaffen. Beiden wurde eine Reihe von Einbrüchen in Berlin zur Caft gelegt, bei denen noch als Drifter im Bunde ein gewiffer Schnei. geiger, der aber noch nicht ermittelt worden ist, beteiligt
mat
Die beiden jetzigen Angeklagten wurden bei einem Einbruchs nerfuch ergriffen. Als sie an der Tür bei der Arbeit maren, fam der Wohnungsinhaber nach Hause. Die Einbrecher gingen, als sie die Antunft härten, unauffällig die Treppe hinunter und an dem Mann vorbei. Nachdem dieser aber die Spuren des Einbruchs an seiner Tür entdeckt hatte, eilte er ihnen sofort auf die Straße nad) und ließ sie festnehmen. Man fand in den Taschen Beider Dietriche und Bohrer, aber auch bei dem einen einen Gepädfchein. Sie hatten auf dem Bahnhof einen Roffer abgegeben, der vollgepadt war mit den modernsten Einbrecherwerkzeugen, darunter auch mit Eisenstangen zum Durch brechen von Bänden, auch ein Revolver war unter dem„ and mertszeug". Außerdem nahm man ihnen eine goldene Uhr ab, die aus einem anderen Einbruch stammte. Beide Angeklagte werden noch wegen der Beteiligung an sieben Einbrüchen von der Staats anwaltschaft in Leipzig nerfolgt und demnächst abgeurteilt werden. Sie gehören einer aus 25 Köpfer bestehenden Einbrecher und Hehlerbande an, fast ausschließlich Leute aus Bolen und Rumänien , die in Sachsen eine Unzahl von Geschäftseinbrüchen verübt hat. Gegen diese Bande wird in Kürze unter dem Rubrum„ Engel und Genossen" in Leipzig ein mehra tätiger Brozeß geführt werden. In dem schwersten Falle, der Friedmann und 3inger zur Last gelegt wurde, einen Einbruch, bei dem fie einer armen Angestellten ihr gesamtes Hab und Gut gestohlen hatten, fonnte das Schöffengericht zu einer Verurteilung nicht kommen, da die Angeklagten nicht mit voller Bestimmtheit wiedererkannt werden fonnten. Das Schöffengericht ging aber wegen des gemeingefährlichen Treibens der Angeklagten über den Antrag des Staatsanwalts hinaus und verurteilte sie für die erwiesenen Fälle zu je drei Jahren 3uchthaus und fünf Jahren Ehr perluft.
22 Berlegte.
Bel Chalons sur Marne stieß am Mittwoch der preßzug Basel- Calais, von Basel tommend, auf einen Militärzug auf, der das 6. Artillerie- Regiment von Saint Cloud zum Lager von Maily transportieren follte. 22 Soldaten wurden zum Teil schwer verlegt, außerdem erlitten neun Reisende bes Expreßzuges Berlegungen.
Der Ortsverein Treptow des Reichsbanners Schwarz- Rof- Gold veranstaltet am Sonntag, dem 5. August, in Treptow im ten Eierhäuschen( Bieler) ein großes Boltsfest. Beluftigungen aller Urt find vorgesehen. Jedes Kind erhält ein Geschent. Im Lotal Das Konzert wird von der Musiktann Kaffee gefocht werden. tapelle des Ortsvereins ausgeführt. De: Drtsverein tritt um 14 Uhr an der Wiener Brüde zum Ummarsch durch Treptow an. Das Gartentonzert beginnt um 15 Uhr.
Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin und Umgegend. ( Nachdr. verb.). Meist bemöllt mit Neigung zu einzelnen Niederschlägen, wenig geänderte Kemperatur, schwache östliche Winde. Für Deutschland : Im Süben heiter und warm, im Norden ziemlich fühl, bereinzelte Niederschläge.
Machtvolle Antikriegskundgebung der Sozialdemokratie.
Unermeßlich war der Zug der Zehntausende, der gestern abend mit den Bannern der Sozialdemokratischen Partei marschierte, um dem Friedenswillen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft fichtbar Ausdruck zu verleihen. Die Alten wie die Jungen, Männer und Frauen, marschierten aus den entferntesten Stadtteilen zum großen Sammelplay im Humboldthain. Tausende begleiteten die Züge auf ihren langen Märschen durch die Stadt, so daß sich diese Demonstration gegen den Krieg zu einer wuchtigen Massenfund gebung gestaltete. Vergeblich war das Bemühen der Kommunisten, durch ihr Berhalten den glanzvollen Aufmarsch zu stören. Ihre organisierten Störungsversuche scheiterten an der Geschlossenheit der Demonstranten. Mit mehenden Fahnen, geführt von ben Kapellen des Reichsbanners, zogen die Parteiabteilungen, die Arbeitersportler und die langen Bülge der Arbeiterjugend durch die verschiedenen Anmarschstraßen zum Humboldthain, wo sich dem Auge ein imposantes Bild bot. Zehntausende scharten sich hier um die mit rotem Fahnentuch geschmückten Rednertribünen.
Der Aufmarsch.
Die Neuköllner Parteigenossen trafen sich um ½7 Uhr auf dem Senefelderplatz. Unter Vorantritt zweier Kapellen marschierte der recht stattliche Zug durch die Fehrbelliner und Anflamer Straße in die Brunnenstraße und von dort bis zum Humboldthain. Die Kommunisten, die infolge der guten Beteiligung an dieser Kundgebung sichtlich nervös waren, versuchten hier und dort ohne Erfolg zu provozieren.
Die Genossen des Kreises Prenzlauer Berg trafen sich auf der Mittelpromenade der Danziger Straße und marschierten von dort durch die Schönhaufer Allee, Gleim- und Rügener Straße bis zum Humboldthain. Auch dieser Zug mies eine außer ordentlich starte Beteiligung auf. Die Teilnehmer der Kreise Friedrichshain und Lichtenberg trafen an der Elbinger Straße zusammen und formierten einen gemeinsamen Zug, der durch die Danziger Straße, Eberswalder Straße über die Gustav Meyer- Allee zum Humboldthain gelangte. Im Humboldthain waren aus den umliegenden Bezirken eine Anzahl Kommunisten ver fammelt, die mit Hegliedern gegen die Sozialdemokratie für fich Stimmung machen wollten. Die einzelnen Züge, die geschlossen zum Humboldthain marschierten, wurden von ihnen angepöbelt, in ein zelnen Fällen tätlich angegriffen. Die Folge davon war, daß einige Kommunisten von Reichsbannerfameraden eine Tracht Prügel erhielten. Erst nachdem die Kommunisten sahen, daß auch unseren Leuten die Geduld einmal reißen fann, wurden sie erheblich ruhiger. Sie riefen unter Lautem Gelächter der Demonstranten verzweifelt nach der ihnen sanft so verhaßten Polizei.
Die Barteiabteilungen der Bezirke Kreuzberg , Treptow , Charlottenburg , Spandau , Wilmersdorf , 3ehlen dorf, Schöneberg , Steglig, mitte und Tiergarten nahmen am Sammelplatz der Genossen vom Wedding Aufnahmen am Sammelplag der Genossen vom Wedding Auf stellung. Bon dort aus zogen sie gemeinsam zum Humboldthain.
Arbeiterjugend und Sportler.
Die Gruppen der Sozialistischen Arbeiterjugend trafen sich auf dem Brunnenplag. Sie bewiesen durch ihre außer ordentlich starte Beteiligung, daß fie die Bedeutung der Morte Nie wieder Krieg" verstanden haben und mit allen Kräften an der Berwirklichung dieses Zieles arbeiten wollen. Zusammenstöße mit Kommunisten wurden burd) das tatkräftige Eingreifen der Reichs bannerkameraden, die sich dem Zuge angeschlossen hatten, verhindert. Am Weddingplak nereinigten sich die Züge der Arbeiterjugend mit denen der Sportler, die sich auf dem Beppelinplay getroffen hatten. Die Naturfreunde, die Schwimmer, die Ruderer, die Turner und Turnerinnen maren in be
Achtung! Leserinnen der Frauenwell!
Freitag, den 3. Auguft, große allgemeine Dampferfahrt nach Wolfersdorfer Schleuse. Abfahrt morgens 9 Uhr von Oberbaum-, Baifen- oder Trestow- Brüde in Oberschöneweide . Starten zum Preise von . 1,30 für Erwachsene, Stinder 50 Big, find im Frauensekretariat, Berlin SB 68, Lindenstr. 3, 2. Hof, 2 Treppen, Zimmer 1, au haben.
Zwölf Berlehte.
Am Mittwochnachmittag fuhr ein Triebwagen von WiesbadenBiebrich tommend im Mainzer Hauptbahnhof aus noch nicht festgestellter Ursache auf einen Prellbod auf. Hierbei wurden zwölf Reisende leicht verlegt Eine Frau wurde nach ärzilicher Anordnung dem Krankenhaus zugeführt. Der Materialschaden ist gering. Der Betrieb erleidet feine Störung.
Heute früh wurden auf der Strecke Wolframshausen- Erfurt die ledigen Bahnunterhaltungsarbeiter Hans Adam aus Erfurt und Wilhelm Blaurod aus Walschen vom Personenzug 29 355 überfahren und getötet. Die Ermittlungen über die Schuldfrage find noch nicht abgeschlossen.
Funkwinkel.
-
Ein paar Bemerkungen zu dem Sinfoniekonzert am Mittwoch abend. Jascha Horenstein führt Schubert, Haydn , Wolf und Krenet auf. Horenstein sucht überall nach Dramatit, er streicht das Spielerische, Leichtbeschwingte aus, er will Spannungen geben. Des halb fontrastiert er sehr start die Tempi, troßdem bleibt aber bei ihm die Liebe für das Getragene. Klingt manches bei Haydn des übrigens die Erstaufführung des Werkes für Berlin halb sonderbar, so dirigiert Horenstein Krenets Botpourri",- mit einer brillanten Birtuofität. Die starte Gegenfäglichkeit der Tempi, Rhythmen und Melodieführungen in dieser Komposition arbeitet lichkeit. Ist man mit Horenstein nicht immer einverstanden, muß er in flaren Umriffen heraus, er steigert fogar noch die Gegenfäß man ihn immer als einen der interessantesten Dirigenten anerkennen. Das Programm des Donnerstag ist ohne Höhepunkte. Am Abend überträgt man Behars Baremitsch", über den hier an anderer Stelle berichtet werden wird. Und nachmittag spielt die Rapelle Beza Komor aus dem Hotel Kaiserhof. Es ist eine der besten Kapellen, denn sowohl Repertoire als Ausführung zeigen sicheren fünstlerischen Geschmack. Geza Komor stellt ein Brogramm zusammen, das im besten Sinne populär und unterhaltend ist. Ludwig Spizer wählt als Gegenstand für seine Vorträge ausschließlich Berliner Themen. Diesmal behandelt er Berlin als über das reichlich bekannte Sujet nichts Neues zu sagen weiß und Badestadt. Doch die Wahl ist nicht besonders glücklich, da Spizer weder eine wigig pointierte Form findet, noch sich an rein fachliche Reportage hält. 3. S.
sonderen Abteilungen in Sportkleidung und 3. T. mit ihren Sport geräten aufmarschiert. Sie erregten im Berliner Norden allgemein freudige Aufmerksamkeit.
In der Nähe des Humboldthains fam es zu einem Angriff vort fommunistischen Zettelverteilern auf unsere Jugendgenossen, bei dem die begleitenden Polizeibeamten eingriffen und zwei der Radau helden festnahmen. Auch beim Abmarsch versuchten die Kommunisten Busammenstöße zu provozieren, scheiterten aber an der Disziplin der Jugendlichen, die sich auf irgendwelche Auseinander fegungen nicht einließen
Die Redent.
Während rings um den Blaz immer noch Züge eintreffen, gibt ein Fanfarensignal das Zeichen zum Beginn der Kundgebung. Der Arbeiterfängerbund trägt als Einleitung Kampflieder vor. Ein zweites Signal verkündet den Beginn der Reden. An fünf Stellen des Plages sprechen von impropisierten Rednertribünen die Genofsin Klara Bohm Schuch und die Genossen Franz Künstler, Karl Litte. Otto Meier und Erich Rutiner. Die Redner erinnern an die Schreckenstunde, die vor vierzehn Jahren Deutschland und ganz Europa durcheilte: Die Mobilmachung der riesigen Armee mit all thren maschinellen AusGenossin rüstungen, tunstvoll erdacht, um Menschen zu töten. Bohm- Schuch führte aus: Heute vor vierzehn Jahren zerbrach unser Glaube, zerbrach unsere Hoffnung. Schreiende Plakate riefent Männer und Jünglinge zu den Waffen. Wir erhoben unsere Stimme, aber niemand hörte auf unsere Warnungen. Zehn Jahre find bald vergangen, seitdem die deutschen Arbeiter sich die Freiheit holten, seit Deutschland nicht mehr von einer eroberungswütigen Clique regiert wird, sondern von Männern, die dem Boll für ihre Taten verantwortlich sind. 1914 miegte sich alles in der Hoffnung, daß der drohende Weltkrieg doch noch abgewendet werden könnte. Bir Sozialdemokraten ahnten das Unheil. Alle unsere Bersuche, mit den Brüdern in Frankreich , England und dem übrigen Europa in enge Verbindung zu fommen, gelangen nicht so rasch, als daß fie fchon 1914 Erfolge zeitigen fonnten. Bir maren zu schwach, um das Völkermorden aufzuhalten. In den vier Kriegsjahren haben nicht nur die Männer in den Schüßengräben, sondern auch die Frauen zu Hause Furchtbares durchgemacht.
Wir haben heute zwar stärkere Friedensbindungen als por dem Kriege. Heute stehen sich die Nationen nicht mehr im Drei- und Bierbund gegenüber. Sie arbeiten gemeinsam im Völkerbund an der Erhaltung des Friedens. Diese Zusammenarbeit, die Erledigung der Streitfragen unter den einzelnen Ländern vor einem internationalen Forum, bietet eine gewisse Gewähr gegen ein neues Bölkermorden. Den sicheren Frieden fönnen wir uns aber nur bewahren, wenn in allen Ländern die arbeitenden Schichten zufammenstehen und immer wieder ihren Friedenswillen befunden. Zurzeit drohen von zwei Seiten neue Kriegsmöglichkeiten. Die Kommumisten und die Faschisten find eine ständige Gefahr für den Frieden. Die Nie- wieder- Krieg- Parole, die die Sozialdemokratie feit zehn Jahren immer wieder in die Massen geworfen hat, muß nicht nur die Hirne, sondern die Seelen durchdringen. Erst dann werden wir unsere Aufgabe als sozialistische Partei, die für den Frieden kämpft, erfüllt haben.
Sämtliche Rebner sprachen in ähnlichem Sinne. Sie alle schließen mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie. Der Arbeiterfängerbund bringt als 2bschluß die Internationale zum Vortrag, die von den Tausenden pon Demonstranten entblößten Hauptes angehört wird.
Die gewaltigen Züge formierten sich dann zum Abmarsch, der iftretens des Reichsbanners ohne ernstauch dank des energischen hafte Zwischenfälle vor fich ging. Wieder erflang der Gesang der Kampflieder und die Musik der Kapellen und immer wieder fam aus den Massen der Schrei: Nie wieder Krieg!
New york , 1. Auguft. Wie aus Horta ( Azoren ) gemeldet wird, ift der englische Kapitän Courtney am Mittwoch um 16 Uhr 55 Minufen zum Ozeanflug nach Neufundland gestartet.
Sie wollen heiraten!
Oder wollen fie nur nach Afrifa?
Sürzlich find, wie aus Kapstadt berichtet wird, an Bord eines Dampfers nicht weniger als zwölf deutsche Mädchen in Südafrika eingetroffen, um sich dort zu verheiraten. Sie hatten ihre zukünftigen Ehemanner, vor dem Kriege eingewanderte deutsche Siedler, bis dahin nicht gesehen, da die Bekanntschaft durch Anzeigen in deutschen Zeitungen vermittelt worden war. Fast jeder Dampfer bringt derartige Farmersbräute mit Die einzige Bea dingung bei diesem Verfahren ist, daß die heiratslustigen Männer eine Sicherheit von 100 Pfund hinterlegen für den Fall, daß eines der ongekommenen Mädchen im legten Augenblic anderen Sinnes wird und nach Deutschland zurückbefördert werden muß.
Der Nedarkanalban.
Ein wichtiger Bauabschnitt für den Neckarfanal bei Heidelberg ist mit der Fertigstellung der Schleusen vollendet. Seit einigen Tagen muß schon die südliche Schleuse als Durchfahrt für den Schiffsverkehr benutzt werden. Auch kleine Fahrzeuge, mie Paddelboote usw. müssen den Weg durch diese Schleuse nehmen, pa die jetzige Fahrtrinne des Neckars für den beginnenden Bau des Staumehrs durch eine eiserne Spundwand gesperrt wird. Die Deffnung der zweiten Schleuse steht bevor. Die Schleusen überminden einen Wasserunterschied von 2,5 meter.
Der Sprung von der Brooklyn - Brüde.
Ein tollkühnes Stüdchen führte fürzlich in New York der 22jährige Ray Woods aus, indem er von der 132 Fuß hohen Brooklynbrüde in den Hudson sprang. Woods, der Schwimmlehrer in St. Louis ist, hatte den Sprung zunächst an einem Sonntag ausmachen, so daß seine Leiftung völlig unbemerkt blieb. Daraufhin geführt, aber vergessen, vorher die nötige Retlame zu lub er für den nächsten Tag bie Bertreter der ganzen New- Yorker Presse ein. Um sich gegen den fürchterlichen Aufpral auf die Basser oberfläche zu schüßen, legte er einen Brustschuß, wie ihn die Baseballspieler zu tragen pflegen, und eine Fußballsturztappe an. Der BruftSchug und der Badeanzug wurden bei dem Sprunge völlig zerfeßt. Als Woods das Land erreichte, beklagte er sich über leichte Kopf- und Brustschmerzen, meinte aber, offenbar habe er sich keine Rippen gebrochen. Dann nahm er eine Autodroschte und fuhr in sein Hotel, mo bereits sein ganzes Gepäd bereitstand. Ich muß schleu nigft in ein anderes Hotel umziehen, erklärte er den Reportern, denn Breffe ferner mit, daß er schon einmal von einer noch höheren Brücke die Polizei wird mich sicher verhaften wollen." Woods teilte der in St. Louis und von einem Leuchtturm im Michigansee heruntergesprungen sei