dojuansinfe
Nr. 36545. Jahrgang
Glaplant
1. Beilage des Vorwärts
Von Bureau zu Bureau.
804
Leidensweg des arbeitsuchenden Künstlers.
Was eine lange, eine jahrelange Arbeitslosigkeit zu bedeuten hat, das weiß nur der, der sie einmal durchgemacht hat. Und fast jedem Lohnempfänger hat in diesen Nachfriegsjahren einmal das Gespenst einer solchen langen Arbeitslosigkeit gestreift. Viele fanden dann nach langen, schweren Monaten wieder Arbeit, sogar Arbeit in ihrem Beruf. Viel schlimmer sind die daran, die sich nach bösen, arbeitslosen Jahren gestehen müssen, daß sie so gut wie feine Ausficht haben, jemals in ihrem eigenen Beruf wieder Arbeit zu finden. Das ist das He er der alten Kaufleute, der Schauspieler, der verwitmeten oder geschiedenen Frauen, hoffnungslose Fälle zumeist. Aber dann gibt es auch junge Menschen, die durch irgendeinen Zufall aus ihrer Bahn geschleudert worden find, denen vielleicht ein plötzlich auftretendes Leiden nur die Arbeit in ihrem alten Beruf unmöglich macht, und die noch überall an anderer Stelle vollwertige Arbeitskräfte wären wo sollen die hin?
-
Die Antwort scheint nahe zu liegen: Für die gibt es ja im Landesarbeitsamt die Stelle für Berufsumleitung, und außerdem forgen ja alle Bezirksarbeitsämter auch für die Berufsumschulung..., da brauchen sie doch nur hinzugehen! Irgendwer gibt ihnen den guten Rat, und schließlich glauben sie das auch und machen fich hoffnungsfreudig auf den Weg. Und dann sieht die Pragis ganz anders aus. Aber das soll jetzt an einem Beispiel geschildert werden. Es muß jedoch vorab betont werden, daß dieses Beispiel nicht tonftruiert ist, daß sich hier je de Einzelheit be= weisen und belegen läßt, denn dieses Beispiel ist eine wahre Geschichte.
Kalvarienberg.
Wer nie in katholischen Gegenden gelebt hat, weiß nicht, was ein Ralvarienberg ist. Das ist nämlich ein Hügel, auf dem durch Bildwerke die Leidensstationen Christi dargestellt sind. Fromme Leute glauben sich ein besonderes Verdienst zu erwerben, wenn sie an jeder dieser Leidensstationen ein oder ein paar Gebetlein hersagen. Sind sie dann endlich oben, so stehen da drei Kreuze und damit ist die Wallfahrt zu Ende. Wer will, mag nun auch drei Kreuze machen und die ganze Uebung von vorn anfangen. Und wer die folgende wahre Geschichte liest, der wird leicht wissen, warum einem hier das Gleichnis vom Kalvarienberg und seinen Leidensstationen einfällt....
I
Mot and
nächsten Tage wird er empfangen. Der zuständige Herr" erklärt, der Arbeitslose solle die Ueberführung seiner Aften vom Bezirks arbeitsamt an das Landesarbeitsamt bewirken.( Wozu ist eigentlich der zuständige Herr" da? Wäre das nicht seine Arbeit gewesen?) Der Antragsteller wird auf die nächste Sprechstunde bestellt. In kurse des Landesarbeitsamts fänden in dieser Sache nicht statt, und der nächsten Sprechstunde erklärt der zuständige Herr ihm, eigene die gewünschte Fachschule sei viel zu teuer..., immerhin wolle er mal sehen; der Antragsteller bekomme schriftlichen Bescheid. Nach vier Wochen ist noch fein Bescheid da; auf eine Ref.amation bedauert der zuständige Herr fröhlicher fei seit einigen Wochen nicht mehr zuständig.... Das war im Februar 1927. Kann es under nehmen, daß der Arbeitslose mit diesen Erfahrungen mutlos und hoffnungslos wurde?
Aber im Jahre 1928 bot fich ihm wieder Aussicht auf eine Deforateurstelle wieder unter derselben Bedingung. Und noch einmal versucht er, auf dem instanzenmäßigen Wege feine Berufsumstellung zu erreichen. Und dies nun ist die aftenmäßig zu be legende Abwicklung" seiner Sache, die der Arbeitslose erlebt und überlebt hat:
"
Am 19. Juni stellt er erneut ein Gesuch um Bewilligung des Besuchs der Fachschule an das Arbeitsamt für geistige Berufe, dem er inzwischen zugewiesen worden ist. Der hier zuständige Herr meint, trotzdem schon zwei Arbeitslose nachgewiesen werden könnten, fönne er feine Hoffnung machen. Die Sache sei zu teuer. Aber der Antragsteller solle einmal am Montag nächster Woche wiedertommen, dann sei eine Dame vom Künstlerdienst da. Da gehöre er doch eigentlich hin.... Der dictöpfige Bane: verfucht trotzdem, am nächsten Tage zu dem Leiter des Arbeitsamtes vorzubringen. Aber die Sprechstunde ist seit einer Viertelstunde vorbei wieder mal verfürzt, und erst an der Tür des Allerheiligsten gibt eine schmale Beile davon Kunde. Die Sekretärin erklärt, ihn nicht mehr melden zu können er folle am nächsten Tage wiederkommen. Am Donnerstag, dem 21. Juni, darf der Antragsteller fogar von 9-11 Uhr im Vorzimmer warten. Angeblich ist er angemeldet. Um halb zwölf erklärt die Dame, der Leiter habe leider das Haus verlassen... der Antragsteller solle doch morgen wiederkommen. Aber am 22. Juni ,,, ist 21 m
-
-
Herr Leiber fricht antefend in Sonnabend wird der hartnädige feindliche Ausländer mit seinem bayerischen Dickschädel durch einen Unterbeamten an das Landesarbeitsamt verwiesen. Da müsse er selbst seinen Antrag einbringen! Also um eine Auskunft zu er halten, die man ihm am Dienstag
Conde en 10
Sonnabend, 4. August 1928
-
die Teilnahme ermöglicht werde!" Schwester Toni schien einiger maßen erstaunt, daß sie für ihren guten Rat wenig Verständnis fand..., trotz allem Respekt für die gelegentliche Vorurteilsfreiheit der Inneren Mission! Am gleichen Tage verlangt der Dezernent des Landesarbeitsamtes, Herr T., der Antragsteller solle sich selbst die Bedingungen für den Unterricht an der Fachschule und auch eine Ermäßigung des Schulgeldes besorgen eine Arbeit, die eigentlich auch die seine ist! Troßdem, auch das wird mit Hilfe eines Außenbeamten des Arbeitsamtes Klosterstraße noch geschafft. A m Am 17. Juli hält der Antragsteller endlich den Bescheid der( privaten) Fachschule in Händen, daß ihm in Anbetracht seiner Notlage und der nachgewiesenen Arbeitsmöglichkeiten ein Drittel des Schulgeldes erlassen sei. Damit begibt er sich hocherfreut zum Landesarbeitsamt. Aber ach, der bisher zuständige Herr ist in Urlaub der neue Herr weiß nichts. Und so spielt sich der letzte Att der Tragödie ab: Nr. 51 darf nach stundenlangem Warten das Allerheiligste betreten. Und?" Ich möchte die Reimannschule besuchen..." Amüsiert und ironisch grinst der Beamte.„ Na, denn befuchen Sie fie doch!" Und nach einigen Kramereien: ,, Damit haben wir nichts zu tun! Gehen Sie mit ihrem Brief man zum Wohlfahrtsamt!" Wenn sich in diesem Augenblick in dem Zimmer des Herrn Beamten feine Szene wie die des Farmers Langlopp, der durch die Bureaukratie zur Verzweiflung getrieben geworden war, abgespielt hat, so verdankt der Beamte das nur der Tatsache, daß er, ohne es zu wissen, in diesem Augenblick schon Studienobjekt für einen Journalisten war.
-
Zuſammenſaſſung: Seit Februar
-
- ein
Eine furze Zusammenfassung: Seit Februar 1927 läuft das erste Gesuch um Berufsumstellung und Bewilligung des Kursusgeldes. Mit der Hälfte der feitdem bezogenen Notstandsunterstützung wäre der Kurfus zu bezahlen gewesen. Stadt und Staat verlieren durch die Tüchtigkeit" ihrer Beamten ungefähr fünfhundert Mart; der Erwerbslose hat über ein Jahr feines Lebens verloren ganzes Jahr, in dem er schon in gut bezahlter Arbeit hätte stehen fönnen. Fahrgeld und Porto, das er durch die Unfähigkeit oder Böswilligkeit der Beamten aufwenden mußte, macht einen erheb lichen Teil, fast ein Sechstel seiner Unterstützung im letzten Monat aus.... Wäre es nicht angebracht, einen Beamtenkörper, der so wenig Verständnis für die Lage der von ihm„ bearbeiteten" Menschen aufbringt, einer gründlichen und raschen Erneuerung zu unterziehen? Denn der angezogene Fall ist kein Einzelfall; er ist nur ein Fall, in dem sich keiner hinter die Ausrede von der Hoffnungslosigkeit der Umschulung" verkriechen kann, einer, der einmal genau fontrolliert wurde.
Wie mögen die Herren da bei anderen armseligen arbeitslosen Menschen hausen....!
Krieg aus seinem Beruf geriffen, wird als Dienſtverweigerer von müffen, hat man den Erwerbslosen Tag hätte geben können und Für 82000 Mark Juwelen erbeutet!
Mart beträgt seine Unterstüßung zwei Mart hat er davon allein für Fahrgeld aufwenden müssen. Fünf halbe Tage hat er mit Fahren und Antichambrieren bei den zuständigen Stellen" zugebracht.... Jedoch tommt es noch viel schöner. inor
Ein junger Münchener Kunstgewerbler, durch den einem Irrenhaus ins andere geschoben. Die Revolution bringt ihn in einen Kreis politisch arbeitender Menschen. Wie alle seine Freunde, beteiligt auch er sich an der Münchener Räterepublit. Dafür wird er zu drei Jahren Festung verurteilt. Eine bayerische Festung ist tein Sanatorium, und in dieser Festungshaft geht ihm alles zugrunde: Seine Zeugniffe, seine Handfertigkeit und ein gut Stüd seiner Ge er entlassen. In sundheit. Als Dreiundzwanzigjähriger wird München Arbeit zu finden ist unmöglich. Bater, Mutter und Schwester find tot, die Freunde gefangen, versprengt, getötet. In Berlin bietet sich ihm Arbeit. Nach einem Jahr verliert er auch die. Erst vom November des Jahres 1926 ab erhält er Not- Als sie erfährt, daß er zwar nicht standesamtlich verheiratet ist, aber stands unterstügung. Arbeit zu finden ist nicht möglich. Der Leiter des Arbeitsamtes in der Klosterstraße erflärt:„ Nicht mal als Bureaubote sind Sie ohne Zeugnisse mit der Feftungsstrafe unterzubringen!" Bu schwerer förperlicher Arbeit reicht die Gesundheit nicht mehr... Endlich findet er ohne Vermittlung des Arbeitsamtes einen Arbeitgeber, einen Warenhausbefizer, der ihm die schriftliche Zusicherung gibt, er würde ihn nach Absolvierung einer Fachschule als Dekorateur einstellen. Schriftlich wird ihm bescheinigt, daß er Arbeit haben tann-, er braucht nur eine Ausbildung! Die wird man ihm doch sicher geben!
Hoffnungsfreudig geht er nun zu dem zuständigen Wohlfahrtsamf. Dort wird ihm der Bescheid, in seinem Fall sei nur das Candesarbeitsamt zuständig. Also auf ins Landesarbeitsamt! Aber heute hat der zuständige Herr L. teine Sprechstunde mehr. Am
Die Nacht nach dem Verrat.
25]
( Aus dem Englischen übersetzt von K. Hauser.) Entsetzt leuchte sie: ,, Dan, was redest du da?" Es entstand eine Pause. Unmerklich näherte Gallagher sein Gesicht dem ihren. Ihre Lippen trafen sich in einem sanften Kuß. Dann wich sie plöglich heftig zitternd zurück. Sie wollte fortstürzen und schreien, aber der Zauber seiner Stimme hielt fie. Seine Stimme und der Glanz in seinem Gesicht. Sein Gesicht und die Romantik seines Lebens. Sie war dadurch plöglich gefesselt. Auf einmal wurde ihr auch flar, warum ihr soviel daran gelegen hatte, ihn zu befehren. Es war nur, um unter einem wahrscheinlichen Vorwand mit ihm zusammen sein zu könnnen.
Und dabei war sie fast verlobt mit Joseph Augustine Short; der ein ,, Herr" war, der sie in eine angesehene Lebensstellung bringen würde, der sie für immer befreien würde von der verhaßten Bindung an das Slum- Leben mit seinem Schmus, seinen revolutionären Krisen, seiner fluchwürdigen Unsicherheit und seiner die Seele verzehrenden Eintönigkeit. Gnadenmutter! War sie in Gallagher verliebt? Sollte fie durch den tödlichen Zauber in seinem Gesicht und in seiner Stimme, durch die Romantik seines Schicksals in das Neß seiner Verschwörungen hineingezogen werden?
nun...
Endlich flüsterte er: Mary, du bist die Ergänzung für mich. Wir beide zusammen wären ein vollkommenes Ganzes. Nichts würde uns beiden fehlen, fein unerfülltes... hm... . das ist's auch nicht. Ich habe diesen Teil meiner Theorie noch nicht vollständig ausgearbeitet. Ich habe mich von einem anderen Standpunkt aus damit beschäftigt." Was heißt das, Dan?" Sie zog ihr Gesicht weiter Sie zog ihr Gesicht weiter zurück und lockerte eine Hand. Er war jetzt in Träume verloren und versuchte nicht, sie festzuhalten. Im Gegenteil, er ließ sie plöglich los und setzte sich auf den Tisch. Nur ihre rechte Hand hielt er in seiner und sie fragte wieder: Was willst du von mir?"
"
Ich will, daß du zu mir kommst." Er flüsterte fast unhörbar, vertieft in seine Gedanken. Dan, ich verstehe nicht." Bon seiner Stimme erschreckt, rang fie nach Atem
Am Montag empfängt ihn eine Dame vom Künstlerdienst", die ihn anweist, am Dienstag, dem 26. Juni, zum Landesarbeitsamt in der Feurigstraße in Schöneberg zu gehen. Dort ſei das Bureau des Künstlerdienstes". Am Dienstag findet er zu seiner lleberraschung in diesem Bureau eine Dame in Schwestern tracht, die sich sehr für seine persönlichen Verhältnisse interessiert. zu einem weiblichen Wesen schon jahrelang in Beziehungen steht, die fonft von frommen Leuten als unfittlich" gebrandmarkt werden, bestellt sie ihn und seine Gefährtin für den Freitag in ein Bureau des Künstlerdienstes in der Johannisstr. 3. Am Freitag entpuppt fich dieses Bureau als eine Zweigstelle der Inneren Miffion! Hier er flärt Schwester Toni" dieselbe Dame, die am Dienstag in der Feurigstraße faß materielle Hilfe fönne der Künstlerdienst nicht diesem Fall so aus: Bielleicht tönne die Braut" des Antragstellers den Kursus bezahlen, und wenn sie in ihrem gegenwärtigen Beruf nicht genug verdiene, dann solle sie doch einen Lehrgang für Propagandadamen mitmachen, der laufe zurzeit gerade im Arbeitsamt für weibliche Angehörige geistiger Berufe..., eigentlich sei sie zwar schon zu alt, aber Schwester Toni wolle dafür sprechen, daß ihr noch
-
leisten, raße fönne nur mit gutem Rat helfen". Und der sah in
"
Er murmelte: Wie? Wie? Warum verstehst du nicht? Ich will, daß du zu mir kommst." ,, Meinst du, um dich zu... zu... zu heiraten?" ,, Ach Quatsch!" Gereizt erwachte er aus seinem halben Dämmern und wandte sich zu ihr: Diese lächerlichen Konventionen treten nicht in mein Bewußtsein. Ich habe nicht nur keinen Respekt vor ihnen, sondern sie treten überhaupt nicht in meinen Denkfreis. Du verstehst, was das bedeutet. Meine Persönlichkeit steht in vollkommener Uebereinstimmung mit meiner Lebensaufgabe. Für mich bekommen alle diese Worte ihren wahren Wert. Heirat, zum Beispiel, ist in Wahrheit ein fapitalistisches Wort und bezeichnet eine Einrichtung zum Schuße des Eigentums, damit die legitimen Kinder erben können. Daher brauche ich mich in meinen Gedanken nicht damit auseinanderzusetzen, um mich von dem Glauben daran zu befreien. Die meisten Menschen müssen 3 bin meiner Beit um hundert Jahre voraus. das tun. Ich bin meiner Zeit um hundert Jahre voraus. Ich will den Begriff des Eigentums zerstören. Das ist meine Aufgabe. Ich will meinen Kindern kein Eigentum hinter laffen. Ich will feine Kinder. lassen. Ich will feine Kinder. Sie bedeuten mir nichts. Mein Leben wird fortdauern in meiner Arbeit, in den Gedanken der Menschen, in der Erfüllung meiner Mission. Darum will ich, daß du zu mir fommst, weil ich irgend etwas fühle, eine Verwandtheit vielleicht, aber das ist nicht das richtige Wort zwischen dir und mir. Sicherlich besteht eine natürliche Verwandtschaft, eine chemische vielleicht, zwischen uns beiden. Wir sind zwei Teile eines Ganzen. Davon bin ich überzeugt. Nein, verdammt. Was für eine lächerliche Idee! Ich will nicht, daß du zu mir fommst, um mit dir zu leben. Ich habe feine Zeit, Gefühle zum Hauptantrieb meines Lebenswillens zu machen. Ebensowenig du. Das weiß ich genau. Du wirst von anderen Trieben regiert. Bielleicht weißt du es gar nicht. Wahrscheinlich hast du Angst davor, dich gründlich zu kennen. Aber ich weiß es. Ich weiß es nicht, ich fühle es. Wissen" ist nicht das richtige Wort. Es ist außer Gebrauch. Fühlen" ist besser. Es ist ein Produft des neuen Bewußtseins, das ich entdecke. Aber das habe ich noch nicht vollständig ausgearbeitet. Das ist noch im Geburtszustand." old
Er hielt inne. Als er aufhörte, fuhr sie zusammen, fie hatte nicht gehört, was er gesprochen hatte. Sie war mit fich selbst zu Rat gegangen, aber es war ihr nicht gelungen, mit ihrem Gewissen über das ins reine zu fommen, morüber fie fich gerade auseinanderseite, als er sich unterbrach. Sie biß sich auf die Lippen und errötend sagte sie: Sag mir
Ein raffinierter Gauner.
Von einem raffinierten Gauner ist ein Pforzheimer Edelsteina händler um Juwelen im Werte von 82000 m. betrogen worden. Der Gauner nannte sich Hotot Gure witsch und gab einmal an, daß er am 28. Januar 1888 in Montreal in Kanada geboren sei, ein andermal wollte er raus 2 Bukazest stammen. Die e:- beuteten Juwelen sind ein Birma Saphier von 30,5 Karat in Blatinfaffung mit Brillanten geschmückt, ein Smaragd von 12,62 Karat in sechsediger Form, ein länglicher of a Saphir von 29,55 Karat und ein Kollier mit 28 ziemlich großen Perlen. Ob der angegebene Name der richtige ist, steht noch sehr dahin. Die Feststellungen der Berliner Kriminalpolizei ergaben, daß der angebli he Gurewitsch in den Monaten März bis Juli in verschiedenen Ber liner Pensionaten, z. B. in der Augsburger - und Joachimsthaler Straße gewohnt und beträchtliche Schulden hinterlassen hat. Bon Berlin aus fuhr er nach Frankfurt am Main und weiter nach Pforzheim . Es tommte weiter festgestellt werden, daß er in Berlin einen Arzt aufgesucht hat, bei dem er sich die tiefen Gesichtsfal: en durch Operation entfernen ließ. Zwei Narben, an jedem Ohr eine, zeugen noch von dieser ,, Verjüngungsmethode". Der Gauner ft etwa 1,67 Meter groß und schlank, hat schwarzes Haar und schwarzen geftuzten Schnurrbart und fliehende Stirn. Er trug ein Augenglas. Bekleidet war er mit einem Marengo- Jackettanzug. Er sprach fließend Englisch und gebrohen Deutsch.
| Dan, glaubst du an irgend etwas? Glaubst du selbst an den Kommunismus? Hast du Mitleid mit den arbeitenden Klassen?"
Gallagher zudte mit einem verächtlichen Ausruf die Schultern. Er sprach so schnell, daß er außer Atem geriet bei dem Versuch, mit der Schnelligkeit seiner stürmischen Gedanken Schritt zu halten: Nein, ich glaube an nichts von Grund auf. Und ich fühle kein Mitleid. Nichts Fundamentales existiert, das einen Bewußtseinsgehalt hat, der von einent Menschen verstanden werden könnte. Daher glaube ich an nichts; denn ein geistiger Mensch kann nur an etwas Grundlegendes glauben. Wenn ich an irgend etwas Fundamentales glauben könnte, dann wäre ich imstande, den ganzen inneren Zusammenhang des Lebens zu verstehen. Das Leben würde sich in eine Zeit tiefer Besinnlichkeit auflösen. Handlung würde unmöglich werden. Es würde keinen Beweggrund zum Handeln geben. Es würde eine guttige Methode grund zum Handeln geben. Es würde eine gültige Methode geben, alles zu erklären. Die Menschen streben nur nach dem, was sich nicht erklären läßt. Aber warte einen Augenblick. Ich habe das noch nicht fertig ausgearbeitet. Es ist noch im Zustand der Theorie. Ich habe keine Zeit.
Aber du hast von Mitleid gesprochen. Mitleid? Mitleid ist für einen Mann meiner Art ein lächerliches Gefühl. Wir sind dessen gar nicht fähig. Ein Revolutionär ist unfähig, Mitleid zu fühlen. Hör zu. Die Philosophie eines Revolutionärs ist folgende: Zivilisation ist ein Entwicklungsprozeß der menschlichen Gattung. Ich bin ein Atom der menschlichen Gattung, welches sich vorantastet, angetrieben durch eine Macht, über die weder ich noch die menschliche Gattung eine Kontrolle hat. Ich werde durch die Gesetze des Weltalls getrieben, die menschliche Gattung von einer Stufe ihrer Entwicklung zur anderen vorwärts zu stoßen. Ich befinde mich im Krieg mit der übrigen Menschheit. Ich bin ein Messias, der sie mit Ruten züchtigt. Ich kenne keine Gnade. Ich kenne fein Mitleid. Ich kenne feinen Glauben. Ich bin nicht mein eigener Herr. Ich bin ein Werkzeug. Ich bin ein Revolutionär. Und es gibt feinen Lohn für mich außer der Befriedigung einer einzigen Begierde; der Begierde nach dem Gelingen meiner Mission, nach Macht vielleicht, aber das habe ich noch nicht ausgearbeitet. Ich bin mir noch nicht tlar darüber, ob die Begierde nach Macht ein echter Impuls ist, ein echter... aber hör' zu. Das fann später fommen. Kannst du mir jetzt eine Antwort geben, wirst du zu mir fommen?"
( Fortsetzung folgt.)