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BERLIN mi One As

Sonnabend, 4. Auguft 1928

Der Abend

Ericheint täglich außer Sonntags.

P

Sugleich Abenbausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin SW 68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

10 Pf.

Nr. 366

B 181

45. Jahrgang.

66 anzeigenpreis: Die einfvaltige Nonpareillezeife

80 Vf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Doftfchecktonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 37536. Fernsprecher: Donboff 292 bis 297

Kraneinsturz in Reinickendorf .

Zwei Arbeiter tödlich verunglückt.

Ermeler- Haus wird Museum.

Bei der Eisenkonstruktionsfirma Hein, Lehmann u. Co. Att.- Gef. in der Flottenstraße 21-23 zu Rei­nidendorf- Oft ereignete sich heute früh ein furchtbares Kranunglüd, bei dem zwei Arbeiter auf der Stelle getötet wurden.

Der Unfall trug sich kurz nach Arbeitsbeginn um 7,15 Uhr in der Abteilung I für Brückenbau zu. Eine Kolonne von mehreren Arbeitern war damit beschäftigt, einen großen Kran, der auf Schienen steht, zu menden. Jnmitten der Arbeiten ver­fagte plötzlich die Bremse und der Kran schlug in einer halben Drehung mit ungeheurer Schnelligkeit herum. Der Unfall spielte sich so überraschend ab, daß es zwei Arbeitern nicht mehr gelang, redyt zeitig zur Seite zu springen. Sie wurden von dem Kran getroffen und schmer verletzt. Die Verunglückten, der 66ährige Ferdinand Krüger aus der Amendestraße 10 in Reinidendorf und der 46jährige Franz Wollit aus der Prvinzstraße 107 in Reinickendorf stürzten mit zerschmettertem Schädel zu Boden.

Bon allen Seiten eilten sofort Arbeitskollegen und Betriebs­Sanitäter an die Unfallstelle, Gleichzeitig wurde der Arzt der nächsten Rettungsstelle alarmiert. Den Berunglückten fonnte jedoch feine Hilfe mehr gebracht werden. Der Tod war bereits eingetreten, noch bevor der Arzt die Unglücksstätte erreichte.

Die Leichen wurden beschlagnahmt und in das Sch a u- haus gebracht. Eine polizeiliche Untersuchung ist so= fort eingeleitet morden.

Wieder ein Raketenwagen explodiert.

Raf IV in die Luft geflogen.

Die Experimente mit den Raketenwagen stellen sich noch als sehr gewagt heraus. Nach den ersten Fahrten des Rafetenwagens auf der Burgwedel- Celler Eisenbahnstrede, die mit der Bernichtung des Wagens endete, unternahm Frik von Opel jeht einen neuen Versuch. Die Eisenbahndirektion Hannover hat die gleiche Bahnlinie zur Verfügung gestellt. Die Fahrten fanden dies­mal unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Nur einige Fachleute, einige Wissenschaftler und Vertreter der Preise waren geladen. Für die Ausführung der Fahrten wurden die frühen Morgenstunden des Sonnabend gewählt. Etwa 600 Meter nach dem Start sprang der Wagen aus dem Gleise. Eine der eingesetzten Rafeten war trepiert, das Ratetenrohr gebrochen. Als infolgedessen Kurzschluß entstand, entzündeten sich jämtliche Rateten auf ein­mal, flogen heraus und warfen den Wagen von den Schienen. Da die Absperrungsmaßnahmen ffreng durchgeführt waren, fam nie­mand zu Schaden. Von dem anfangs beabsichtigten Start des Rat V wurde Abstand genommen.

Katastrophe über Spezia.

Die italienische Stadt soll das Opfer einer Pulverexplosion feln Aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache ist in der Nacht zum Sonnabend in der Umgebung von Spezia eine Pulverfabrik in die Luft ge flogen. Man befürchtet, daß zahlreiche Men schen ums Leben gekommen sind. Einzelheiten fehlen noch. Später wurde berichtet, daß durch die Explosion der Pulverfabrik die Stadt Spezia in Brand geraten ist. Die Rettungsarbeiten ge­stalteten sich wegen der gewaltigen Ausdehnung des Feuers sehr schwierig. Alle Telephonverbin dungen mit Spezia, Livorno und Umgebung sind unterbrochen.

Streit der Schiedsrichter.

Beisitzer gegen Präses.

Der türkische Vertreter beim türkisch- rumänischen Schiedsgericht beschuldigt in einem offenen Brief den neutralen Vorsitzenden des Gerichts, Baron Nordenskjöld, er habe den gemeinsam festgesetzten Tegt eines Urteils nachträglich eigen mächtig ab= geändert. Einige Zeitungen bezeichnen Nordenskjölds Borgehen als Fälschung. Nordenskjöld hat die Türkei bereits verlassen.

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Straßenfront.

Hofseite.

Das Ermeler Haus in der Breiten Straße 11, das| standgesetzt und dann zu einem Sondermuseum für Alt Berliner einzige vollständig erhaltene Berliner Patrizierhaus aus der Wohnungskultur in Anlehnung an das Märkische Museum aus­Blütezeit des friderizianischen Stils, soll jetzt gründlich in gestaltet werden.

Achtung! Sprenger an der Arbeit!

Eine fommunistische Aktion in den Berufsschulen.

Die Kommunistische Partei und die Kommunistische Jugend haben immer vereint versucht, die Veranstaltungen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft zu stören. Auch die Angriffe auf die Arbeiterjugend und einzelne Parteiabteilungen am Nie- wieder- Krieg- Tage in Ber lin waren organisiert und wurden von führenden Mitgliedern der tommunistischen Agitprop- Zentrale( 3entrale für Agitation und Propaganda) überwacht. Die Radauhelden sind bisher nicht auf ihre Kosten gekommen, teilweise haben sie sogar eine derbe Tracht Brügel bezogen, die ihre Begeisterung wesentlich abgekühlt hat. Dafür versucht man jetzt, in den Schulen zu frafehlen und hofft wahrscheinlich, hier die reichlich vertrockneten Lorbeeren

wieder aufzufrischen. Zunächst ist für den 11. August, dem Ver­

faffungstage,

die Störung der in den Berufsschulen veranstalteten Ber­faffungsfeiern geplant.

Der Junge Bolschewit", das Funktionärorgan der Kommunisti­sden Jugend, beschäftigt sich in seiner neuesten Nummer mit der Berufsschultampagne der Kommunistischen Jugend zum 11. August und schreibt wörtlich:

Es gilt am 11. August, den republikanischen Be hörden und der Sozialdemokratischen Partei den nötigen Dent­zettel zu verabreichen...... Sämtliche Verfassungsfeiern( in den Berufsschulen! D. Red.) müssen durch das Auftreten unferer Genoffen vollständig geftört werden, in K.- J.- Kleidung, in der Bundeskleidung des Roten Frontkämpferbundes, mit Sowjet­fternen und roten Blumen werden unsere Genoffen die Ber­faffangsfeiern auffuchen.... Außer den Diskussionen mit den

Schülern und den Zwischenrufen während der Ansprachen der reaktionären Lehrer, foll an Stelle des Deutschlandliedes die In­ternationale ertönen

Wir wissen, die der Kommunistischen Jugend angehörenden Berufsschüler werden der Parole ihrer Zentrale bereitwilligst Folge leisten. Man wird ihnen nur zum geringsten Teil einen Vor­wurf machen können. An allen Zwischenfällen tragen die verant­wortungslosen Drahtzieher in der kommunistischen Zentrale die Hauptschuld, die sich nicht scheuen, Jugendliche als Achtgroschen­jungen zu mißbrauchen und die auch den traurigen Mut aufbringen, Berufsschüler, also taum den Kinderschuhen entwachsene Menschen, in eine politische Aktion zu jagen, die nur disziplinarische Folgen haben kann. Dabei ist charakteristisch, daß der für den Jungen Bolschewit" verantwortliche Schriftleiter die Berantwortung scheut und sich schamhaft hinter dem Namen eines Abgeordneten verbirgt, den seine Immunität vor einer Strafverfolgung schützt.

Arbeiterjugend in Dortmund. Hitzewelle in Italien und Amerika. Brandkatastrophe in Ostpreußen.

Berichte im Innern des Blattes.