Einzelbild herunterladen
 

Heidelberger Festspiele 1928.

"

Ein Sommernachtstraum".

Hartung hat vor zwei Jahren zum ersten Male Shakespeares Sommernachtstraum" inszeniert, in eben dem hof des Heidelberger  Schlosses, in dem er ihn nun, als letzte Premiere der Aufführungs­reihe der Festspiele, zum zweiten Male wiederholt. Er hat schon damals mit selten glücklicher Hand Regie geführt und mit vielem Glück die Atmosphäre des munderbarsten Traumspiels getroffen.

Hartungs Inszenierung ist vollkommen. Ist er als Bewegungs­regisseur sonst abhängig vom Gefüge des Satzes, des Dialogs, des Berjes, also der sprachlichen Form, egati, fnapp, präzis: hier ist er meit, loder, luftig, wie es das Werf braucht. Er läßt es fliegen, fliehen, mehen, verfliegen, verfliehen, verwehen; alles bleibt lose, doch verbunden ungepreßt, doch ineinandergefügt.

Diese Inszenierung ist raumrecht. Was die Weite und Fülle dieses Shloßhofes an Möglichkeiten bietet, ist weise genügt, ohne ausgequetscht oder übertrieben zu werden. Hartung fand das Maß für diesen Raum. Ueberall geschieht etwas und doch herrscht nie­mals Drud oder Ueberfülle. Hier spielen Baum und Wiese, Treppe und Gebäude, Bind und Himmel willig und von selbst mit, dem Zauber des Märchens unterliegend und sich fügend, lebendig unre: Elfen und Kobolden, die glaubhaft sind in solchem Raum, mie nu: ein Märchen glaubhaft ist.

Der beste Helfer ist Ernst Rrenet. Die Musik, die er ge­schrieben hat, schrieb er als Musiker, der die Bedürfnisse des Theaters tennt, sie zu erfüllen und ihnen sich zu unterwerfen ge­

willt ist. Er legt sich Beschränkung auf, er illustriert, er begleitet,

er drängt sich nicht vor.

Die Inszenierung ist so gut, daß fie piele schauspielerische Mängel vergeffen läßt. De: Oberon   sieht diesmal aus, als wäre der zweite Kaiser Joseph vom Sodel gestiegen; Luis Rainer   ist fein eigenes Dentmal: troden, unlebendig, belanglos. Bud ist Elisabeth Lennart; die begabte Schauspielerin leistet Außer

Illustrierte Zitate.

I.

مثله

TETA

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan... ( Schiller, Berschwörung des Fiesto.)

ordentliches. Sie fämpft gegen viele Shatten, und ohne zum Be: gleich zu neigen, läßt sich nicht übersehen: sie reicht nicht aus, sie vermag dem Bud feinen besonderen Klang und feinen überpersön lichen Reiz zu geben. Die Leistung bleibt die einer Schülerin erster Klasse, doch die einer Schülerin. Leontine Sagan   ist diesmal blaß, wie die Schwestern Solveg   und Sterna. Karl Ebert  ist mehr dick als breit geworden, das Gesi ht zu rund; dann ist noch die Schauspielerin Maria Czam sta da. Das ist ein fleiner Kerl, nicht ohne Bugigkeit, nicht ohne Charme, mit manchen Möglich feiten fomischer Begabung und man hen Ungezogenheiten mangeln­der Konzentration und ganz leicht wienerischer Färbung ihre: Sprache. Dr. A. v. Sallier- Masoch.

Das Buch der Zurückgewiesenen. Bierzehn amerikanische   Schriftsteller, denen es nie gelungen mar, ihre Produkte bei einigen Berlagen anzubringen, haben sich zufammengetan und ein Buch herausgegeben. Jeder der Autoren mußte den Beweis dafür führen, daß die von ihm gelieferte Ge­schichte von mindestens zehn Berlagen oder Redaktionen zurüd­gewiesen worden war. Das Buch trägt den einfachen Titel ,, Short Stories  ". Die Idee erwies sich als genial, denn das Buch wird zur Zeit in Amerika   gekauft wie fein zweites, und alle Zeitungen reißen sich jest um die Mitarbeit der vierzehn Erfolglofen".

3ur Einführung unbekannter Schriftsteller Man ist in Frankreich   auf eine eigenartige Idee gekommen, deren Nachahmung im deutschen   Bertagswesen zu erwägen wäre. Es werden drei Werte in einem gemeinsamen Schußlarton heraus­gegeben, von denen eines von einem algemein befannten Autor, das zweite von einem bereits eingeführten, aber noch nicht berühmt ge= wordenen Autor stammt, während das dritte von einem in der Deffentlichkeit noch unbekannten Verfasser ist. Alls erste dieser Bublifationen, von denen monatlich amei herausgebracht werden follen, wurden Werte von Baul Bourget, Marcel Boulenger   und dem Neuling Alain Sordac gewählt.

Leipziger Buchgewerbeausftellung 1940. Sur Feier des 500. Geburts tages der Suchbruderkunst beabsichtigt Leipzig   im Jahre 1940 wiederum eine Sugra zu veranstalten, wie sie im Jahre 1914 durch den Kriegs. ausbruch vorzeitig abgebrochen werden mußte.

Die Einundzwanzigjährigen.

Eine Erinnerung und ein Bekenntnis.

Wir waren damals 21 Jahre. Für meine Altersgenossen war der Krieg fein Problem. Sie berauschten sich an ihm bis zur Be finnungslosigkeit. Kritif, Zweifel, Prüfung war ihnen fremd. Sie hatten den Rausch der Begeisterung, die schön, aber gefährlich ist.

Es ist unfagbar schwer für den Einundzwanzigjährigen, sich von seiner Generation getrennt zu fühlen.

Diese Jugend damals war ein Lied, ein Schriff, ein Schrei, ein Gesicht.

Ich sah sie zur Masse werden, singend und geschmückt hinausziehen in einer ungeheuren Bewegung wie zu einem Fest, wie zu einer Berbrüderung.

Eine Atmosphäre glühender Massensuggestion. Rausch einer Menschheit, die froh war, einen Anlaß zu haben, über sich hinauszu­wachsen.

Ruhige Ueberlegung wirkte in dieser Luft wie Hochverrat. Nicht mitsingen machte verdächtig. Zivilist sein war von Uebel. Und gar der Individualist war wie ausgezählt, von dem Mahlstrom der Begeisterung an die Wand gedrückt.

Ich empfand nur dunkel den unerträglichen Drud, nicht so hemmungslos fühlen zu können wie die anderen. Man hat mit ein­undzwanzig Jahren nicht die Kraft, abseits zu stehen, fritisch zu Gegenteil tut. Es vollzog sich an mir, ohne daß es mir bewußt bleiben und sich zu bewahren, wenn eine ganze Generation das wurde, die Bermandlung in ein Massen- Partikelchen. 3war fühlte ich eine dumpje Betlemmung, daß das alles fein gutes Ende nehmen durfte man um Gotteswillen niemanden zeigen. werde. Aber diese Betlemmung, die ein Schatten der Ahnung ist, Man mußte sie wie einen häßlichen Mafel verstecken, mehr noch, man mußte sie aus. tilgen. Man mußte sein Herz an diese Hochspannung attlimati­fieren, sonst ging man zugrunde. Man wäre wahnsinnig geworden, hätte man erkannt, daß diese herrliche junge Menschheit fingend ihr Harafiri beging.

Es war ein Aft der Selbstbehauptung, sich der Massenstimmung hinzugeben. Zeiten, die aus den Fugen sind, schaffen solche im Grunde tief verderbte Zustände: die Hingabe an die Massenbewegung ist ein Erzeß des Egoismus, in den man sich flüchtet,

der Größe des Augenblids, hinter der Notwendigkeit, die nichts mit Recht oder Unrecht zu schaffen hat.

Nicht denken, nur mifmachen. Urteilsfos sein war damals für mich eine Rettung. Sich nicht wider diese Atmosphäre stemmen, die den zerquetschte, der ihrem Druc nicht gefügig war. Um mich zu betäuben, marschierte ich mit und brüllte: Der Soldate, der Soldate, ist der schönste Mann im Staate." Und was man tamals so sang.

Es war das Begräbnis des selbständigen, urteilsfähigen, seinem Gewissen verantwortlichen Menschen. Die Lawine der Masse riß es mit. Mensch sein, hieß, Außenseiter sein. Außenseiter sein, hieß, den Strom der Begeisterung mit einem fragenden Blick an sich vor­überziehen lassen. Ich versuchte, um mich zu erleichtern, solche Ge­danten zu Papier zu bringen. Die Wochenschrift ,, Der März" ver: öffentlichte sie in den ersten Augustwochen: Reflexionen eines Außen­feiters. Schmähbriefe, Pfuirufe waren die Folge. Es war unstatt­haft, Individuelles zu äußern und zu denken.

Da ließ ich es sein. Mit einundzwanzig Jahren hat man, wohl die Kraft, in der Gemeinschaft der anderen zu töten und sich töten zu lassen, aber nicht die Kraft, als einzelner für seine Idee einzu­stehen. Eine Last wich von mir, ich stand nicht mehr abseits an die Wand gedrückt, sondern schwamm mit dem feldgrauen Strom. Ich tönnen. fonnte wenigstens atmen. Was tut man nicht alles, um atmen zu

Ueber ein Jahr duckte ich mich unter dem Massenwahn. Dann stand ich wider ihn auf, getrieben von der unerträglichen Scham,

unter dem Schutz der Phrase und Lüge zu leben, indes die Zeit in Blut und Dred versant. Ich glaube, die heutige Generation der Einundzwanzigjährigen sieht anders aus. Es wird schwer sein, mit ihr einen Krieg zu führen.

Sie wird faum zu haben sein für diese fragische Verschwendung eines großen Gefühls an einen hafsenswerten Gegenstand. Sie wird sich einen fühlen Kopf bewahren, den sich die Alten fünst lich erhitzen( weil sie ihn ja nicht zu risfieren brauchen). Sie wird nicht so schwach sein, mie ich und viele meiner Generation damals maren. Sie wird sich begeistern fönnen, aber für feinen Krieg, son­dern für strengfte Gemissensprüfung, für Berantwortung, für die Berbundenheit aller Einzelmesen, für die heilige Vernunft und das Hans Natonek.  

meil man die Berantwortung und die flare Bewußtheit des Alleinstehens mit seinem Gewiffen nicht ertragen fonnte. Dieses Alleinstehen, das mie Egoismus aussähe, wäre in Bahrheit die viel schwierigere, selbstlosere Haltung gewesen. Ganz unflar fühlte ich das alles. Man perschanzte sich hinter heilige Recht.

Von Bühne und Film.

Das süße Geheimnis.

Theater des Westens  .

Dieser Schwant, den der Shauspieler Eugen Burg   gemein­sam mit Louis Taufstein   verfaßte, enthält eine Fülle unmög licher Situationen. Er existiert überhaupt nur dadurch, daß sich niemand ausspricht und alles in Andeutungen abgewickelt wird, woraus sich Mißverständnisse schlimmster Art ergeben. Burg arbeitet nicht gerade mit zarien Mittein, in jedem Sah bringt er eine nallende Pointe unter, irgendeinen Wig, und mag er noch so ehr­Inallende Pointe unter, irgendeinen Wig, und mag er noch so ehr würdig sein. Aber er verfügt über eine brillante Bühnenroutine, er weiß, wie diese Geschichte von dem Maler Binder, den drei Leutchen für ihr uneheliches Kind halten, aufzuziehen ist. Schein­bar bleibt die alte Schmanktechnik der Schönthan   und Kadelburg, mit der auch Burg arbeitet, die beste.

Die Musik für ein paar Kuplets shrieb Kurt 3orlig. Sie ift sanft und nicht weiter anspruchsvoll. Man hat sie immer schon einmal gehört.

Die Darstellung unter der Regie des Berfaffers hat Tempo. Es gibt feine leeren Bausen auf der Bühne, alles wirbelt durchein ander. Auf schauspielerische Details legt man dagegen feinen Wert, es bleibt beim altbewährten Schema. Lilly Flohr   übertreibt be reits ihre Quedfilbrigkeit, während Paul Heidemann  , schar­mant und liebenswürdig, mit erstaunten Augen in die Welt blickt mie immer. ―t.

,, Bom Täter fehlt jede Spur."

Ulfa  - Palast am 300.

Start der ewigen faden Liebesgeschichten, mit denen die ve: flossene Filmsaison endete und die neue ebenso wieder einfegte, end­lich einmal etwas Handfestes: eine Kriminalgeschichte. Das In teresse des Zuschauers wird geschickt gewedt. Er nimmt an den Borgängen lebhaften Anteil und läßt sich von der Spannung mit fortreißen. Sehr hübsch setzt der Film ein mit einer nur etwas zu breit geratenen Milieuschilderung, die uns einen Lunapart mit feinen mannigfachen Senfationen lebendig vorführt. Es gibt da fogar Dinge, die man im Lunapart noch nicht hat. Der Direktor des Betriebes wird nachts tot aufgefunden. Wer ist der Täter? Die Kriminalpolizei verfolgt alle Spuren. Ogality war mit seinem Kompagnon in Streit und wollte ihn abfinden. Hat er es getan? Man nimmt ihn in Haft. Harry Hofer, der heimliche Verlobte von Ogalffys Nichte Edith, war von dem Alten vor die Tür gejezi worden und hatte Drohungen ausgestoßen. War er der Täter? Auch er mird nerhafiet. Beide Spuren ermeisen sich als falsch. Der Zufall, der bei einem Hehler ein gestohlenes Etui entdecken läßt, gibt den richtigen Weg an. Ein vielfah vorbestrafter Mar Rietebusch hat das Etui perfilbert. Es beginnt eine spannende Jag auf ihn über die Dächer, dann mit Motorrad und Auto, aber es ist der Unrichtige, den man erwischt. Es bedarf eines neuen

DIE LETZTEN

Eintritt: Erwachsene 1.50 Mk.. Jugendliche 0.75 Mk., Familienkarten Jür 3 Erwachsene oder 2 Erwachsene und 2 Jugendliche bis zu 18 Jahren 3.50 Mk. Kinderzusatzkarte 25 Pj.

Zufalles, um den gewiefren Jungen in die Falle zu bringen. Aber er ist kein Mörder, er wollte nur einbrechen. Und durch einen unglücklichen Zufall geriet Ogalsky in die Maschine, die Kiekebusch in Gang gesetzt hatte.

Es ist das Verdienst Constantins J. Davids, der Handlung filmischen Ausdrud gegeben und sie durch eine geschickte Bejehung, lebenswahr gestaltet zu haben. Die Darsteller spielen nicht die üblichen abgegriffenen Typen, sondern individualisieren: sowohl Paul Rehtopf( Ogalsky) wie Frizz Kampers( der Kompag non) und vor allem Kurt Gerron  , der den schweren Jungen mit viel Humor und einer gewissen Liebenswürdigkeit ausstattet. Das junge Paar wird von Gritta Ley   und Rolf von Goth   sym­pathisch verkörpert. Der Film vermittelt nebenbei interessante Ein­blide in den polizeilichen Apparat.

Polly, die Tänzerin von Frisco.

( Tauenhien Palaft.)

I.

Die als Madonna aufpolierte Tänzerin aus der Hafenspelunte gehört in Film- Amerita genau so zum eisernen Bestand mie der Kapitän, der als alter ehrlicher Seemann" ohne die geringste Ver. antwortung für Schiff, Mannschaft und Ladung zu seinem und des Bublifums Bergnügen die Meere durchkreuzt. Zum Schluß finden dann Er" und Sie" sich, was auch in diesem Film vorkommt. In ihm wird viel von San Franzisko gefaselt, aber es wird nicht einmal die uralte Archivaufnahme, die Hafeneinfahrt( das goldene Tor), verwandt, denn alles spielt sich in der Kulisse ab. Das Film manuftript ist so läppisch gehalten, daß es wirklich gute schauspieleri­sche Leistungen einfach zuschanden macht. So ift Pazy Ruth Miller tatsächlich ein Klassenweib, rassig und von gutem schau­spielrischen Können, auch hat Ralph Ince   ein wahrhaft inter­essantes Geficht; doch wenn die beiden Menschen noch so sehr in ihren Rollen aufgehen, so stehen eben diese Rollen ihnen immer ent­gegen. Desgleichen hat der Regisseur Georg Arthur seine Ar­beit einfach verschwendet.

Diejenigen, die noch an eine Höherentwicklung des Film. mauftripts glauben, mögen sich der tröstlichen Hoffnung hingeben, daß, wenn im Jahre 1948 mal ,, Filme vor 20 Jahren" gezeigt wer den, das Publikum bei ,, Polly" vor Lachen von den Seffeln fällt.

Im Beiprogramm, das ohne weiteres zum Hauptprogramm wird, zeigt man Amundsen's legten Nordpolflug 1925. Dieser Film ist von ganz großer, ergreifender Wirkung. Er veran schaulicht so recht die ungeheuren Schwierigkeiten einer Polar­expedition und erstict wohl manche aufteimende Sucht nach Forscher­ruhm. Zugleich zeigt er aber auch, daß derartigen Unternehmungen nur solche Menschen gewachsen sind, die eins fennen: Treue bis in den Tod. e. b.

Das Lied non Eoboten, ein Drama aus dem Regerleben von Michael Gold  , überfekt von Hermynia Szur Mühlen, wurde von der Boltsbühnen­Berlags- und Bertriebs- G. m. b. H., Berlin   N. 40, für ihren Bühnen­bertrieb erworben.

BRACHTEN DER SOMMERSCHAU DER REICHSHAUPTSTADT AM KAISERDAMM WIEDER EINEN AUSSERORDENTLICHEN BESUCHSSTROM AUS ALLEN DEUTSCHEN GAUEN  . ÜBERALL RÜSTET MAN SICH, BISHER VERSÄUMTES NACHZUHOLEN, UND DARUM WIRD AUCH DIE NUN BEGINNENDE WOCHE NEUE SCHAREN HERAN FÜHREN. FÜR DIE BERLINER   EIGNET SICH DER HEUTIGE SONNTAG AM BESTEN ZUM BESUCH DER BELEHRUNG   UND ERHOLUNG BRINGENDEN SCHAU:

Von 9 Uhr vorm.bis

-

8 Uhr abds. geöft­net. Sonnabends und Sonntags von 9 Uhr vorm. bis 9 Uhr abends. ( Einlaß bis 8 Uhr)

TAGE DIE ERNÄHRUNG

on th