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Kriegserklärung aus Versehen. Eine militärische Betrachtung zum Kriegsausbruch 1914, Am 31. Juli hatte, vor vierzehn Jahren, der Zar die Gesamtmobilmachung der russischen Streitkräfte besohlen. Am 1. August hotte daraufhin Kaiser Wilhelm II. die heraus- forderung des Zaren angenommen und Rußland den Krieg erklärt. Da aber Frankreich Rußlands Verbündeter war und nach den Plänen des preußischen Gsneralstabss der Zwei- irontenkrieg zuerst offensiv gegen Frankreich gesührt werden sollte, hielten es die Berliner Machthaber für notwendig, auch an Frankreich den Krieg zu erklären. Das geschah am 3. August, und zwar in der Form, daß der deutsche Botschafter in Paris im Auftrage des Reichskanzlers erklärte. Deutsch - lond sei bereits van französischen Militärfliegern angegriffen worden:einer versuchte Bauten bei Wesel zu vernichten, andere wurden über dem Eifelgebiet gesichtet, ein dritter hat bei Karlsruhe und Nürnberg Bomben auf die Eisenbahn ge- morsen". Daher betrachte sich Deutschland durch Verschulden Frankreichs als im Kriegszustand befindlich. Es ist heute kein Zweifel mehr, daß diese angeblichen Kriegshandlungen französischer Flieger reine Erfindungen waren, zwar nicht ausgedacht, um einen Borwand für die Kriegserklärung zu finden, sondern entstanden aus der ?l n ci st p s y ch o s e. die überoll Spione und das russische Millionenhecr schon im Anmarsch sah. Wie solche Angriffs- Meldungen in den Augusttagen nicht nur bei Zivilstellcn im Lande, sondern gerade erst beim Militär an der Front entstehen konnten, dafür gibt imBerliner Tageblatt" der Generalleutnant a. D. Ernst Kabisch anschauliche Bei spiele. Er schreibt: Am 31. Juli 1014, nachmittags, wurde der Zustand drohender Kriegsgesahr verordnet: ich rückte Regimentskommandeur in Metz daraufhin etwa 5 llhr nachmittags mit meinem Regiment (i44). 1. Est. Drag. 0 und 1 Batterie Felda. 33 ab zur Ausnahme des Grenzschutzes zwischen Metz und Diedenhosen. in Gegend Rombach Groß�Magcuore. Am 1. August, etwa 5 Uhr morgens, ertönte lebhaftes Feuer von einem Kavallerie-Uiiteroffisterpoften au der Südseite von Romboch. Als ich mich sofort hinbegab, bezeichnete mir der Führer am nahen Waldnonde eine große Eiche, unter der eine französische Patrouille erschienen sei Ofizier zu Pferde, Mannschaften zu Fuß. Seine Leute bestätigten das. Ich begab mich mit dem Führer hin an die Stelle und fragte ihn. wo in dem nassen Lchmhoden die Spur eines Fußes oder eines chuies sei. Er verstummte. Die ganze Meldung war Psychose: hätte ich sie nicht an Ort und Stelle nochprüfen können, so würde der Generalstab die Meldung über das Vordringen einer französischen Patrouille bis Romboch am 1. August zu buchen gehabt haben. Grenzüberschrcitung bier entrüstetes französisches Dementi dort.Moltke hat ge logen!" Fall 2: Am 20. August 1014, in oller Frühe, war eine Kam- pagnie meines noch im Grenzschutz, jetzt in Brieg liegenden Regiment» alarmiert worden. Als ich gegen 6 Uhr morgens bei ihr eintraf, mar sie ausgeschwärmt im Feuer: leichte Nebelschleier erschwerten die Sicht. Auf meine Frage nach dem Gegner zeigt« mir de» Knmpagniesührer«in« angebliche Schützenlinie. Mir fiel es auf. daß keine Kugeln pfiffen. Glas heraus,fverr Hauptmann, Sie schießen aus die Pfähle eines Drahtzanas." Ungern ließ er sich überzeugen.Aber vorher waren Franzosen dort." Verluste hatte «nicht. Dies« beiden Erlebnisse fallen ganz in den Zlnsang des Krieges ma man eher mit einer gewissen Nervosität rechnet. Ein Gegenstück aus dem IohrlSSO. Vier Kriegsjahre vorüber. Sicherheit»- polizei in Wkfel. entnommen dem alten Heer« nur bewährt« Kriegsjoldoten. zugeteilt der von mir befehligten Besatzung des Grertzobschnitts Wesel: diese im Kamps mit der Roten Armee nach dem Kapp-Putsch . Am 23. Marz, nachmittag?, versucht letzter« einen Handstreich auf Wesel . Lebhafte» Feuergefecht am Bahnhof von der Zitadelle usw. Mein Adjutant hatte sich zu der von Sicherheit»- polizei besetzten Zitadelle begeben, von wo b edenklick,« Nochrichten gekommen waren. Roch einer Weile kehrt er zurück und meldet: Die Sipo schießt non der Zitadelle mit Maschinengewehren, Disier 400 Reter. auf 1200 Meter entfernte weidenbäume und behauptet. es feien vorgehende Schützen." Meldungen dieser Art dienten also den Berliner..Staats» männern " dazu, um 1914 die Kriegserklärung an Frankreich zu begründen. Die politische Unzulänglichkeit, die sich darin offen» borte, war so grotesk, daß sogar der Ministerpräsident eines Frankreich , das sich nun überfallen finden konnte, diese Be- gründung als einen Fehler bezeichnete. Sprach Vioiani doch am 4. August von derAbgeschmacktheit dieser Ausreden, die man als schweren Fehler darstellen möchte". Die deutschen Machthaber von 1914 haben in ihrer Unfähigkeit das menschenmögliche getan, um sich in den Augen des deutschen Volkes und der Welt als schuldig am Ausbruch des Welt- krieges erscheinen zu lassen. Frankreichs freie Lehrerschaft. Unser plah ist in der Arbeiterorganisation Pari«. 4. August.(Eigenbericht.) Der Kongreß des französischen Lehrerverbandes, der in Ren- n e» eröffnet wurde und dessen Delegierte etwa 80 Proz. der ge- samten französischen Lehrerschaft»«treten, gestaltete sich zu einer machtvollen Kundgebung für de» Gewerkschastsgedanten. Der Generalsekretär betonte, daß die Jahresversammlung zum ersten Mal« in einem G«wertschaft»hause tagt. D« Platz der französischen Lehrer sei in der EGT-, an der Seite der Ardeiterschast. Mzu lange Hab« die französische Lehrerschaft ihren Weg gesucht. Jetzt, nachdem sie ihn gefunden habe, werde keine Regierung mehr in der Log« sein, zwischen sie und die arbeitend« Bevölkerung«inen Kell zu treiben, geschweige denn chren Austritt au« dem EST. zu erzwingen. Dies« Kampfruf, der als Antwort der Lehrer aus die beanrtenfei üblichen Erklärungen Poincarck» in der Konnn« anzusehen ist. bildet« die Einleitung zu einer ganzen Reihe Entschließungen, in denen rücksichtslosester Kampf um die politisch« Unabhängigkeit da Beamten na vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der organifierten Ardeiter- schaft gefordert wird. Friedensworte schweigt man tot. Pari», 4. August.(Eigenbericht.) Die Bemerkung Adenauers , daß Frankreich heute die Möglichkeit bade, dos Herz Deutschlands zu gewinnen, sowie die Forderung noch möglichst rascher Beseitigung da Berga ngercheit

Vor vierzehn Jahren. (Räch kaiserliche« Aussprüche«.)

Die Kriegsgewinnler schoben herrlichen Zeiten entgegen, X

die Zukunft der Sparer lag im Wasser,

Schwarzseher wurden nicht geduldet

und der Kaiser wußte nach den Worten seines Ahnherrn Albrecht Achilles keinen schönern Tod, als bei der Aahne zu sterben?

Verständigung Oanzig-polen. Wefterplaiie auch Handelshafen. VerSilligung der Bahniarife.

Davzig. 4. Augast. Die zwischen dem Seuat der Freien SlOdt Davzlg und de» polnische« Vertreter Straßburger schwebende« Verhandlungen über die Benutzung der West er platte zu Handel» zwecken, da» Anlegen polnisch« Kriegsschiffe im Danziger Hafen und die Frage der Geltung der polnischen Eisenbahn ta eise für da» Gebiet der Freien Stadt sind jetzt zum Abschloß gebracht worden. heute erfolgt die Unterzeichnung der Protokolle. In der Westerplottenfroge wird die endgültig« Regelung bis auf weiteres vertagt. Di« polnische Regierung erklärt sich damit ein- verstanden, daß, unter sechswöchiger beiderseitiger Kündigungsfrist, die Westerplatte provisorisch auch für allgemein« Handels- zwecke auegenutzt wird, indem das Hafenbecken nebst näherer Um» gebung für die Benutzung durch Handelsschiffe und den allgemeinen Güterumschlag freigegeben und, wie die übrigen Teil« des Hofens, dem Hafenausschuß unterstellt wird. Die polnische Regierung hat das Recht, wegen Umschlags von Kriegsmaterial und Explosivstoffen ein« vorüber» gehende Räumung der freigegebenen Zone zu verlangen. Die polnisch« Regierung verpflichtet sich, mit allen disziplinarischen Mittel« die Beachtung de? Sicherheit». Vorschriften aus der West erplatte sicherzustellen. Der Danziger P oli ze i p r äf i de ut soll da« Recht haben, die Wcfterplatt« zu betreten, um sich jederzeit vo« der Einhaltung der Vorschriften zu überzeugen. Beide Regierungen behalten sich vor, nach vorheriger Kün- digung auf die Erledigung der strittigen Fragen zurückzukommen und gegebenenfalls den Streit den zustandigen Völkerbund»» in stanzen zur Entscheidung vorzulegen.

Di« Inbetriebnahme«ine» Teile» der Westerplatte stellt eine Lösung der Frage des notwendigen Ausbaues des Danziger Hofen« nicht dar. In der Frag« des Anlegens polnischer Kriegs- schiff« im Danziger Hafen zieht Danzig die bereits zum I. Juli 1927 ausgesprochen« Kündigung des vorläufigen Abkommens vom 8. August 1021, wonach die polnische Regierung das Recht hat,»>>-> Danziger Hasen unter bestimmten Bsdiizgungen für ihr« Kriegsschiffe zu benutzen, zurück, und erklärt sich bereit, dos Abkommen weiterbestehen zu losten. Kündigung frühestens zum 1. Juli 1SZ1 mit dreimonatiger Frist. Der beiderseitige Rechts- standpunkt wird hierdurch nicht berührt. In der Frag« der Eisenbahnlorise wurde folgende Regelung vereinbart: Ab I. November 1928 werden die gebrochenen Tarife zwischen Danzig und Polen aufgehoben und auf Danziger Gebiet die polnischen Eisenbahntorise ein­geführt. Gleichzeitig fetzt Danzig ein« neu« Eisenbahnverkehr»- Ordnung in Kraft, die mit der in Polen gültigen übereinstimmt. Diese Vereinbarung bedeutet für Danzig eine Derbilligung sowohl der Fracht- wie der Personentarif« und dadurch«ine Er- leichterung für die Danziger Wirtschaft. Der Abschluß der Verhandlungen ist«in weiterer Schritt auf dem Weg« der wirtschaftlichen Verständigung zwischen Danzig und Polen . Der Linksfeuak hak mit diesem Abkommen noch wenige« Monaten fein« Amtstätigkeit«inen Erfolg erziel», wie ihn die Deufichoati analen während ihrer Senotszeit mit ihrer Kraftmeier- Politik i« langen Jahren nicht erzielen tonnte«. Durch die Er- ledigung dieser Fragen ist die seit langer Zeit gespannte Atmosphäre zwischen den beiden Republiken gereinigt worden.

geben demT e m p s" zu Erwiderungen Anlaß, die an S e h S s s i g» teit nichts zu wünschen übrig lasten. Die bürgerliche Wntspreffe weiß bis jetzt nichts zu entgegnen. Genosse Paul Faur« charakterisiert die Ursachen dieses Schweigens, indem er im Populairc" erklärt, daß die Gesamtheit der bürgerlichen Presse an da» große Unternehmertum vertaust sei und daß es in Paris nicht e i n Blatt gebe, in dem die Schrift- steller sich frei aussprechen könnten, ohne befürchten zu müssen, wie Lakaien von chren Posten gejagt zu werden. Faure erklärt schließ» lich, daß man mit der ganzen Politik, wie sie die.große Presse" versteht, nur das Spiel der Nationalisten und der Revanchards in Deutschland betreibe. vi« Pariser Polizei warnt vor Beteiligung an der verboteneu KP.-Demonstration am heutigen Sonntag. Ausländische« Teil- nehmern wird sofortig« Abschiebung über die Grenz« angedroht. LUaussche»: Sozialdemokrat Hanau ska » ins Konzen» trotionsloger gesperrt. Hm ersten.Holbsähr 1028 8038 Ausgewan- derte. Zwei Poien in Mariampol als Spione verhaftet, angeblich geständig.' Stefan Rodifich war schon zuckere und herzkrank, als ihn die Kugel des Ralchitz in der Skupjchtma traf. Der Schuß hat feine Krankheit zu hoher Gefährlichkeit gesteigert.

Lustiges vou der Olympiade. Hugeabergs prollkauer brüllt: Kohn- Koha! DerLokol-Anzeiger" hat seinen Sonderberichterstatter Martin Proskouer nach Amsterdam entsandt, aus daß er .Lustiges von der Olympiade" berichte. Und Proskouer berichtet Lustiges: Bei den Ausscheidungsläufen über S000 Meter ist Kahn, ein, Steinsetzer von der Berliner Teutonia, mit Nurini und Wide in ein« Gruppe zusammengelost worden. Wir brüllten im ChorKahn Kohn" vielleicht kann es ihn anfeuern. Aber wir find nur ein paar Deutsche zwischen Scharen von Eng- länderu und Amerikanern. Unser Geschrei klingt nicht sehr. Da wendet sich der größte Amerikaner vor uns um und sagt: Ihr Wann ist gut. Das nächste Mal brüllen«vir ckrit." Und dann haben wir zusammen gebrüllt. Es klang sehr schön, sehr schön laut. Leider Hot es Kohn nur auf den fiiuften Platz gebracht." Die deutschnationalen Leser des ,.L.-A." werden entzückt dckniber fein, daß..ihr" Proskau « so fleißig.Lohn" gebrüllt hat noch entzückter ol» über die schworzweißrote Fahne de» deutschen Mädels mit Nomen Mayer.