Ich habe bann das Grabmal des Unbekannten Soldaten" be sucht. Es liegt in der Mitte unter dem Triumphbogen. Die Be sucher nehmen den Hut ab, wenn sie an das Grab herantreten. Einem Fremden, anscheinend ein Amerikaner, der den Hut aufbehielt, wurde von einem Polizisten bedeutet, den Hut abzunehmen. Am 14. Juli standen an diesem Grabe, das die Inschrift trägt: ..Jci repose un soldat français mort pour la patrie 1914-1918" ( Hier ruht ein französischer Soldat, gestorben für das Baterland 1914-1918), 10 000 Soldaten und sangen die Marseillaise .
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Aus dem Straßen- und Familienleben, aus dem Verkehr und anderen öffentlichen Einrichtungen fönnte ich noch vieles berichten, was mir aufgefallen ist, weil es sich von Berlin unterscheidet. Ich möchte nur wünschen, daß ich im nächsten Jahre wieder das Glüd hätte, nach Paris reisen zu können, denn vor allem ist nichts so wirtsam, eine fremde Sprache zu erlernen, als ein Aufenthalt im Heimatland der Sprache. Möchten nur recht viele deutsche Kinder nach Frankreich und von dort recht viele nach Deutschland tommen. Martin.
Bon anderer Seite erhalten wir folgenden Bericht: Am 14. Juli, dem Nationalfeiertag Frankreichs , trafen mit dem Hapagdampfer Hamburg " 25 Berliner höhere Schüler in Boulogne an der französischen Nordseeküste ein; in den nächsten Lagen werden Schüler des Rheinlands das französische Bolt kennen lernen, so daß 75 deutsche Schüler hier in Boulogne ihre Ferien verbringen. Vielleicht mag das in dem großen Getriebe der internationalen Politit als unbedeutend erscheinen, und doch, vielleicht bedeutet es mehr. Der Empfang der Schüler auf franzöfifchem Boden hatte nicht nur einen offiziellen, sondern auch einen herzlichen Charakter. Dem großen Hapagdampfer waren unter vielen anderen aufs Meer entgegen gefahren: der Leiter des fran zösischen Gymnasiums, in dem die deutschen Schüler Aufnahme finden, der Germanist dieser Schule, der Bürgermeister von Boulogne und als Vertreter der Universität Lille Profeffor Guerlin de Guer; von ihm geht der Gedanke für diese Berständigungstat aus; er hat ihn mit Hilfe der franzöfifchen Schulbehörden und der Stadt Berlin zur Wirklichkeit werden laffen. Die Begrüßungsansprachen waren getragen von der Idee, diese Schüler werden durch ihren Verkehr mit französischen Mitschülern, durch Kontakt mit dem französischen Volke zu Pionieren der wirklichen Völkerverständigung, zu Bahnbrechern des internationalen Gedankens werden. So wie 1789 mit dem Sturm auf die Bastille das Mittelalter abgetan wurde, so muß heute in zäher Kleinarbeit mit den Borurteilen nationalistischer Beschränktheit gebrochen werden-
hüben wie drüben. Der deutsche Schülerbesuch in Frankreich in diesem Jahre will mur einen Schritt auf diesem Wege sein, dem weitere Schritte folgen werden. G. B.
Ferienschluß.
Abschiedsfeste auf den Großspielplätzen.
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Bier Wochen goldener Freiheit wie ein Handh gingen fie vorüber! Der Kindertraum ist wieder einmal für ein Jahr ausgeträumt und der Ernst des Lebens friff in feine Rechte. Der tägliche Schultroff, das Lernen und all die nicht so sehr beliebten Begleiterscheinungen mahnender Lehrer, strafender Eltern, furzum der Drill fürs Leben.„ Ach, tönnte es doch immer Feriensommer fein", wünscht wohl so manches Kinderherz.
Auf dem Ferienspielplag Jungfernheide, sowie auf vielen anderen wurde am Sonnabend Abschied gefeiert. Bom frühen Morgen an ward alles eifrigst mit bunten Fähnlein und Girlanden gej hmückt, die kleinen Feriengäste selbst trugen bunte Papiermühen, Schärpen und Bänder, sogar papierene Sonnebrillen, um den Hals drapiert, fanden als Festschmuck Verwendung und selbstverständlich erschien alles im Sonntagsstaat. Eltern, Ge schwister und sonstige Angehörige hatten sich zur Schlußfeier eingefunden und halfen fleißig an der letzten Ausschmückung des Spielplatzes und seiner Gäste mit. Aufgeregtes Hin und Her. Da wird eine Mütze probiert, wie sie am besten fitzt, dort wird eine neue Schärpe erstanden, der Spielplah muß auch noch gründlich von allen Ueberbleibseln gesäubert werden, und so gibt es bis zum offiziellen Festakt noch allerhand zu tun. Jede Gruppe hält schnell noch eine kurze Generalprobe ihrer Vorführung ab; da versucht man den Reigen, dort summt ein Chor, und die Erregung der kleinen Gemüter hilft ihnen vielleicht am besten über die wehmütige Abschiedsstimmung hinweg. Dem armen, zertrampelien Gras, das eigentlich schon überhaupt feines mehr ist, merkt man das Getrappel von tausenden und abertausenden Kinderfüßchen wohl an; 1600 Rinder zählte der durchschnittliche Tagesbesuch, an befonders schönen Tagen stieg er bis auf über 2000, und ein Reford tag hatte die ansehnliche Ziffer von 3000 Lufthungrigen aufzuweisen. Der Spielplatz Jungfernheide hat die besondere Annehmlicheit, an die große Badeanstalt zu grenzen, so daß die Kinder täglich zweimal, vormittags und nachmittags, baden konnten.
Nahdem die nötigen Borbereitungen ihr Ende erreicht hatten, fand dann im Naturtheater die offizielle Abschiedsfeie: in Form eines Feſtattes statt. Der Oberleiter der Ferienspiele begrüßte die anwesenden Bezirksvertreter sowie die Angehörigen der Kinder und hielt eine laumige Abschiedsrede, in deren Berlauf er eine fleine Beschwerde über jene fleinen Missetäter flocht, die ihm manchmal sein Amt nicht allzuleicht machten. So soll unter anderem ein ganz rabiater fleiner Urlauber einem Lehrer, als dieser ihm einen Berweis erteilte, im Ueberschwang der Gefühle eine Tasche mit Emaillegeschirr an den Kopf geworfen haben; er verriet also den Eltern, daß sie nicht durchaus Engelein im Hause hätten und daß es vielfach wirklich um jeden Klaps schade fei, der daneben ginge. Am Abschiedstag gab es natürlich mur Musterfinder, die dur hübsche Vorführungen den Beifall der Anwesenden danken quittierten. Den Auftakt der Festfolge bildete ein Chorgesang, dann folgte die Prämiierung der besten Schwimmer und Waldläufer der Ferienzeit in Form eines Diploms und einer Tafel Schokolade. Gesangspor träge, turnerische und gymnastische Uebungen zeigten von sportlichem und fünstleris hem Fleiß während der Mußestunden. Bei, einbrehender Dunkelheit ging es dann mit Gefang und Fackelbeleuchtung an Mutterns Hand endgültig nach Hause. Ein wenig Wehmut faß doch in all den fleinen Herzen, aber Jugend trauert nicht lange und zu Hause und weils doch eben einmal sein muß in der Schule ists dann auch wieder ganz schön.
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Haftbefehl gegen politischen Propagandaleiter. Gegen den früheren Propagandaleiter des Werbebureaus der„ Nationalen Einheitsfront e. V.", Louis Donner, schwebt seit langem beim Schöffengeri ht Schöneberg ein Strafverfahren megen Unterschlagung umfangreicher Mitgliedsbeiträge. Die Berhandlung tomte bisher nicht stattfinden, da de: Angeklagte
Dortmund , 4. Auguft.( Eigenbericht.)
20.000 Jugendliche sind gekommen! Bis Sonnabend trafen auf dem Hauptbahnhof 15 Sonderzüge ein: aus Hamburg und aus Sachsen tamen je 2000 Jungen und Mädel, vom Niederrhein 1600, aus Berlin über 1000, und Westfalen selbst war mit 5000 Zeil. nehmern vertreten.
Der
Zahlreiche Gruppen haben Iange Fußmärsche hinter sich. Aus allen Teilen Deutschlands sind sie herbeigeeilt! Raum entwirrbar ist das Durcheinander der Dialekte. Alle deutschen Stämme sind vertreten, und alle find festlich empfangen worden. Dortmunder Magistrat hat alle städtischen Gebäude, die Schulen und selbst die Straßenbahn beflaggen lassen. Fast alle Geschäftshäuser sind diesem Beispiel gefolgt. Girlanden und Transparente hängen mit Willkommensgrüßen über vielen Straßenzügen. Dortmund strahlt im Festkleid. Die Stadtverwaltung hat es fich aber auch nicht nehmen lassen, den Jugendtag finanziell wirksam zu unterſtügen. Gehenswürdigkeiten hat die Arbeiterjugend freien Zutritt Die Straßenbahnen weisen einen Retordverkehr auf: Für eine ganz geringe Gebühr hat die Arbeiterjugend auf der Straßen bahn unbegrenztes Benuhungsrecht. Die Reaktion schäumt, der Arbeiterschaft aber wird gezeigt, was möglich ist, wenn sie in einer Stadtverwaltung die Macht hat.
Zu allen städtischen
In Dortmund hat die Sozialdemokratie die Macht fest in Händen.
Die Dortmunder Arbeiterschaft selbst liefert glänzende Beweise der Solidarität. 17 000 von 20 000 Jugendlichen konnten in Privatquartieren untergebracht werden. Durch das Band der Solidarität, das die sozialistische Jugend mit der sozialdemofratischen Arbeiterschaft umschließt, fonnte das Bert der Dortmunder Tagung vollendet werden. Die Auswirkungen dieser drei Tage im Herzen des industriellen Deutschland sind heute noch nicht zu übersehen. Sie werden aber sicher groß und tiefgehend fein. Dort, wo Kapital und Arbeit am härtesten tämpft, iſt ein großer Wurf gelungen. Die roten Banner flattern fieghaft über dem Lande der roten Erde.
Den glanzvollen Auftakt des Tages bildete die für die Delegierten der Ortsvereine veranstaltete
Begrüßungsfeier.
Während die Maffen der Jugendlichen zur Besichtigung die Stadt durchzogen, versammelten sich die Delegierten im Goldenen Saal der eitjalenhalle. Die Ränge waren bis auf den letzten Blak gefüllt, als die Feier mit einem Prolog und Liedervorträgen des Lüdenscheider Jugendchors eröffnet wurde. Im Rahmen von fünstlerischen Darbietungen, von denen die Vorführun gen des Bewegungschors der Berliner Arbeiterjugend zu erwähnen find, wurden die Begrüßungsansprachen gehalten. Ge nosse Erich Dllenhauer richtete als Verbandsvorsigender an die Delegierten herzliche Begrüßungsworte und begrüßte dann die De
"
niemals erschien. Auch gestern war wieder ein Termin angefeßt ,, aber Donner war wiederum ausgeblieben. Das Schöffengericht Schöneberg unter Borsiz von Landgeri htsdirektor Wengler erließ ieht einen Haftbefehl gegen Donner, der sich in Boppard aufhalten soll. Donner leitete die Mitgliedswerbung seines Vereins und hatte unter sich eine Reihe von Werbebeamten. Er hatte nicht die Befugnis, selbst Beiträge einzuziehen, hat es aber trotzdem getan und die erhaltenen Gelder für sich verbraucht. Schon vor zwei Jahren wurde eine Untergebene Donners wegen Unterschlagung von 7000 m. Mitgliedsgeldern in Essen verurteilt.
Mörder Rauschgift.
Eine neue Arzttragödie in Neukölln .
Die furchtbare Rauschgiftleidenschaft hat einen jungen Arzt nicht nur zur förperlichen und geiffigen Ruine gemacht, fie hat auch das ihm anvertraute Ceben einer Patientin gefordert.
In der Jägerstraße zu Neukölln betrieb ein 23 Jahre alter Dr. M. G. eine Prapis. Zu seinen Patientinnen gehörte auch ein gekommen war. Das Befinden der Kranten verschlechterte sich von 20 Jahre altes Mädchen, das aus Stralsund nach Berlin Tag zu Tag, bis eine Ueberführung in ein Krankenhaus sich als notwendig erwies. Fier starb die Krante, und es wurde festgestellt, daß der Tod auf einen unerlaubten Eingriff zurückzuführen war. Dr. M. G. wurde von der Kriminalpolizei fest genommen. Die Nachforschungen ergaben nun, daß er seit einiger Beit auffallend viele Rezepte auf Kotain und Morphium ausgeschrieben und sie persönlich in allen möglichen Apotheken vorgelegt hatte. Die Rauschgifte verbrauchte er für sich selbst. medizinischen Sachverständigen vernommen, und so fam ans Licht, Im Polizeipräsidium wurde Dr. M. G. in Gegenwart eines daß der Arzt sich schwere Kunstfehler hatte zuschulden kommen Offenbar hatte er die Behandlung der Patientin im morphium- und Kotainrausch unternommen. Die Untersuchung durch den Sachverständigen erbrachte das Urteil, daß Dr. M. G. in seiner Eigenschaft als Arzt als gemeingefährlicher Geistestranter anzusprechen sei.
laffen.
Der junge Arzt war früher schon einmal den Rauschgiften unterlegen. Er suchte damals eine Entziehungsanstalt in einem mannte ihn jedoch bald wieder. Jetzt wurde er der allgemeinen meftlichen Vorort auf und schien geheilt. Die Leidenschaft überSicherheitspolizei übergeben, die ihn in Buch unterbrachte.
Einbruch auf Bestellung.
Der Zigarrenhändler Rücker machte schlechte Geschäfte. Um fich aus der Batsche zu helfen, verficherte er fein Geschäft hoch gegen Einbruch und ersuchte dann seinen Freund Sander, ihm eine Kolonne zu besorgen, um seinen Laden aus zuräumen. Dafür wollte er 1000 m. zahlen. Zander konnte die Kolonne aber nicht finden und sagte daher zu seiner Braut, der Gastwirtin Hechel , daß er das Geld allein verdienen könne. Während feine Braut Schmiere stand, brach er die Türen auf und räumte den Laden aus. Die Waren wurden zu Frau Hechel geschafft. Die Bersicherungsgesellschaft zahlte an Rüder wegen des glaubhaft geschilderten Einbruchs 4500 mart Entschädigung. Hinter her geriet aber 3ander mit seinem zufünftigen Stiefsohn, in Streit und aus Wut zeigte dieser Zander und seine eigene Mutter an. Nach ihrer Verhaftung hatten alle drei Beteiligten ein volles Geständnis abgelegt, später widerriefen sie es aber. Auch vor dem Schöffengericht Mitte wollten sie durchaus glauben machen, fie alle nichts wissen wollten. daß es sich um einen richtigen Einbruch gehandelt habe, von dem Das Schöffengericht Mitte, unter Borsiz von Landgerichtsrat Dr. Unger, kam jedoch zu einer Berurteilung sämtlicher Angeklagten und ging teilweise noch über den Antrag des Staatsanwalts hinaus. Rüder wurde als der Haupt
legationen aus der Tschechoslowatei, Desterreich, Holland und Polen . Mit Ergriffenheit nahmen die Versammelten die schriftlichen Grüße jugendlicher italienischer Sozialisten entgegen. Sodann sprach Genosse Ollenhauer den Ber tretern der Stadt Dortmund und den Reichs- und Staatsbehörden den Dank der Organisation für die gewährte Unterstügung aus. Bon den der Arbeiterjugend befreundeten Organisationen waren anwesend die Vertreter des Sozialistischen Kulturbundes, des Arbeiter- Turn- und Sportbundes, des Reichsausschusses für sozialis ftische Bildungsarbeit, des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt, des Reichsausschusses der Jungsozialisten, der Reichsarbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen, der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde, des Verbandes sozialistischer Studenten Deutschlands und Deutschösterreichs, des Reichsbanners und des Jugendherbergeverbandes. Im Namen des Magistrats begrüßte Bürgermeister Genosse Paul Hirsch die Jugend, für die Staatsregierung Sprach der Regierungspräsident preußische von Arnsberg , Genosse König, und als Vertreter des Parteivorstandes richtete Genosse Mar est pha- von starfem Beifall begrüßt- begeisternde Worte. Nachdem für den Bezirksverband der Sozialdemokratischen Partei westliches Westfalen und zugleich für die Landtagsfraktion Genoffe Franz Klupsch, für den Drts. ausschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Wilhelm Biegler, für die Sozialistische Arbeiterjugend westliches West falen Heinz Poosen und für die Sozialistische Jugendinternationale Dr. Felix Kanit Begrüßungsansprachen gehalten hatten, fand die eindrudsvolle Rundgebung mit einem gemeinsam gefungenen Kampflied ihr Ende.
Bon den Nachmittagsveranstaltungen ist die Aelteren= Rundgebung im Goldenen Saal der Westfalenhalle hervorzuheben. Hier sprach vor überaus starter Zuhörerschaft Reichstagsabgeordneter Genoffe Wilhelm Sollmann über die Aufgaben der jungen Generation des Sozialismus. Der Vortrag gestaltete fich zu einem Appell an die Jugend, fich der Sch were der zukünftigen Arbeit bewußt zu sein und
fich durch eiserne Selbfterziehung und Selbstdisziplin zu einem schöpferischen und aufrechten Menschentum zu entfalten, dem der Sozialismus als unverlierbares Gut angehört.
Bis zur großen Feier, die am späten Abend in der West falenhalle stattfindet, werden die Jugendgenossen ihre Zeit weiter zu Besichtigungen der baulichen und industriellen Anlagen Dort munds benutzen. Leider ist das Wetter wechselnd, und es hat den Anschein, daß es auch morgen ungünstig bleiben wird. Indessen ziehen ununterbrochen singende Trupps durch die Straßen. Danach soll ein großer Fadelzug veranstaltet werden. Der Höhepunkt der Veranstaltung wird die
Kundgebung für Böllerfrieden und Sozialismus
in der Kampfbahn Rote Erde sein, die am Sonntag stattfindet. Auf ihr wird Reichsminister Genosse Severing zu der sozialistischen Jugend sprechen.
schuldige wegen Betruges zu 9 Monaten, 3ander zu 5 und Frau Sechel zu 1 Monat Gefängnis wegen Beihilfe am Betruge verurteilt.
Auch sie verschollen?
Keine Nachrichten von den polnischen Ozeanfliegern. New Bort, 4. Auguff. Bis 1,30 Uhr nachmittags sind feine weiteren Sichtmeldungen des polnischen Ozeanfluges eingetroffen. Auf Grund der Dampfermeldungen, daß die polnischen Flieger anscheinend auf etwa halbem Wege umgekehrt find, hat man ausgerechnet, daß die Flieger innerhalb neun Stunden die europäische Küste hätten erreichen müffen. Wenn die polnischen Flieger tatsächlich den Rückflug angetreten haben, so ist man der Meinung, daß sie wenigstens von einem der unterwegs befindlichen zwölf Dampfer hätten gesichtet werden müffen. Sollten sich die Flieger völlig verirrt haben, jo hätten sie durch Zettelabwurf ihre Position von einem gejidhteten Dampfer feststellen lassen können.
Einfam verhungert.
Sommer ist's, die Menschen fliehen aus der heißen, stickigen Stadt hinaus in die schöne, blühende Natur. Fröhlich durchwandern sie die Wälder, gierig atmen ihre Lungen frische, würzige Luft. Im Tegler Forst hören Spaziergänger aus einem Gebüsch leises Stöhnen. Gie eilen hinzu und finden eine etwa 55= bis 60jährige Frau, vollkommen entfräftet, abgemagert bis zum Stelett, nur mehr der Schatten eines Menschen. Das Mitleid gebietet ihnen, die Frau schleunigst nach dem Krankenhause zu schaffen. Ein wenig Wehmut schleicht ihnen ins Herz, dann ziehen sie weiter Bielleicht ist fie frant, sie ist gebrechlich, dort wird ihr Hilfe werden. ihres Weges, das heitere, sonnige, ewig pulsierende Leben schließt fie in seine geöffneten Arme und die arme Alte ist bald wieder vergessen. Im Krankenhaus ist die Frau, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, gestorben. Aerztlicher Befund: Tod aus Nahrungsmangel.
Wie ein Menetekel lodert solch grauenvolles Leid in die Welt. Welche furchtbare Tragödie verbirgt sich hier? Ein Mensch ist verist sie Gattin, stand sie allein auf der Welt? Niemand weiß es. hungert, einsam, verlassen in seiner letzten Stunde. Ist sie Mutter, Berhungern dauert lange; es ist kein rascher, gütiger Tod, tein Retter aus arger Bedrängnis. Das zehrt und quält bis zum letzten Seufzer. Wie lange dauerte die gräßliche Qual und wußte keiner darum?
Neue Geschäftsverteilung im Magiftrat. giftrats folgende Aenderungen ein: In die Deputation für Handel Bom 6. Auguft ab treten in der Geschäftsverteilung des Ma und Gewerbe tritt ein unter Uebernahme des Vorsitzes Stadtrat dezernat behält Stadtrat Czeminski. In die Deputation für Wuzky. Es scheidet aus Stadtrat Dr. Treitel. Das Messe-. das Siedlungs- und Wohnungswesen tritt ein unter Uebernahme Butty. Das Dezernat für die Krankenversicherungsanstalt überdes Vorfizzes Stadtrat Czeminski. Es scheidet aus Stadtrat nimmt Stadtrat Buzfy an Stelle von Stadtrat Czeminski.
Die Kommunisten hielten gestern im Lustgarten eine sogenannte Antikriegsfundgebung mit wilden Reden und blutrünſtigen Plakaten ab. Die Beteiligung war äußerst schwach, die einzelnen Züge, besonders die aus dem Neuköllner und Lichtenberger Bezirk waren nur wenige hundert Mann start. Im Lust. garten war mur der Plaz vor dem Dom und dem Schloß einiger Drittel der Beteiligung an der sozialdemokratischen Kundgebung maßen besetzt. Die gestrige Kundgebung hatte noch nicht ein im Humboldthain aufzuweisen. In den Reden wurde selbstverständfich auf die Sozialdemokratie geschimpft.
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