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Sonntag

5. Auguff 1928

Unterhaltung und Wissen

Ernte.

Bon Albert Leitich Wien .

Der Mand mar so rein wie ein Edelstein, und sein Licht, das auf die Erde fiel, ließ das Korn glänzen. Durch den blanken Himmel zog ein einsames, weißes Wölkchen, es segelte zögernd am Monde vorbei und war wie ein sanftes Lächeln der Nacht. Die ferne Nachtigall sang ihr Lied und das Firmament wurde immer heller. Bald darauf begann es langsam Zag zu werden. Unver­fehens tauchte die rote Scheibe der Frühsonne auf. Ihre grellen Strahlen liefen bis in den verborgensten Winkel und vergoldeten die reifen Halme der wogenden Kornfelder.

Schon in der nächsten Stunde herrschte überall eine fengende, drückende Schmülle. Die Bienenkörbe ließen schäumend ihren Honig überlaufen, und all die bunten Bauerngärten rochen danach. Adam Kraft schlug die Augen auf. Er schloß sie jedoch gleich mieber, da das scharfe Tageslicht ihn blendete. Bollüstig dehnte und streckte er sich in dem behaglichen Bette, in dem es nach Schweiß und Heu roch. Der Bauer fühlte sich in diesem Halb­fchlummer frei und glücklich. Dann jedoch tam es ihm zum Be­mußtsein, daß er nun aufstehen und aufs Feld hinausfahren müsse, und eine dumpfe, lähmende Verdroffenheit übermannte ihn. Man war jest mitten in der Erntezeit. Diefen Sommer herrschte eine entjegliche Dürre, und ein jäher Wetterumschlag war stündlich zu erwarten. Adam Kraft hatte noch viel Jungfutter im Freien stehen also hieß es flint sein.

Irgendwo trähte ein Hahn, und aus dem Stalle drang das Brülen der hungrigen Kühe. Adam Kraft fonnte teine Ruhe mehr finden. Er erhob sich mißmutig und fleidete sich an. Mit Jeinen schweren, hohen Stiefeln stampfte er an das niedrige Fenster und öffnete es, mit den derben, roten Fäusten an den Griff hafen reißend. Eine wunderbare, tare, fatte Luft drang in die Stube. Der leichte Wind, der sich im Westen zu erheben begann, rauschte in den alten Birnbäumen, die vor dem Fenster standen. Der Bauer fah nachdentlich und prüfend zum Firmament empor. Er schüttelte einige Male den Kopf und spudte auf der frisch gescheuerten Diele nieder. Hierauf stopfte er gemächlich die Pfeife, entzündete langsam den tnisternden Tabat und ging ins Freie.

Unter dem breitesten Birnbaum stand Hanne. Sie war zwei undzwanzig Jahre alt, hatte ein blühendes, gesundes Aussehen und ein gutes, feines Gesicht. In der Linken hielt sie eine Schüssel Doll Körner, die sie mit der Rechten den gadernden Hühnern norstreute. Sie blidte auf und bemerkte Adam Kraft .

,, Guten Morgen, Bauer!" sagte sie.

Er lächelte fie freundlich an, ließ den Wagen anspannen und fuhr aufs Feld hinaus.

Beit in die Ferne bis zu den grünen Berglinien dehnten fich die Felber aus. All das viele Getreide glich einem großen, geiben Mantel, der über die dampfende Erde gebreitet mar.

Die Sonne rüdte immer weiter vor. Sie bildete einen glühen ben Beuerball im wolkenlofen Blau des Himmels. Kein Luftzug regte fich und alles stöhnie und ächzte unter der Last der Size, die stetig zunahm. Sonnverbrannt und schlaff hingen die Halme da und ein feiner, mehliger Staub begann sich überall festzusetzen. Man hörte kein Vogelgezwitscher, fein Grillengezirpe, ab und zu mir das Dengeln einer Gense. Dann fuhren wieder wie auf Kommando alle Schneiden schief in das hohe Korn und gleich: mäßig fielen die Garben hin.

Adam Kraft arbeitete für zwei. Denn ihn ängstigte das Wetter und stets glaubte er in der Ferne den Donner rollen zu hören. Zu Mittag tam Hanne und brachte ihm das Essen. Wegen der großen Hize trug sie nur ein Hemd und darüber einen leichten Rod. Das Licht, das durch die dünnen Stoffe drang, ließ das Mädchen nackt erscheinen.

Die Augen des Bauern funfelten vor finnlicher Erregung. Jetzt, wie fich das Mädchen bückte, hatte er ihren jungen under­hüllten Busen dicht vor sich. Wie hübsch sie geworden ist!" dachte er sich.

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Beilage des Borwärts

Berlin" fährt ins Eis.

Reisebrief aus dem Norden von Franz Klühs .

Auf See, im Juli 1928. Vom Kai in Bremerhaven löst sich langsam der Ozeanriese Berlin ". Die Schiffstapelle schmettert ihre Abschiedsweisen. Unten minken Hunderte von Männern, Frauen und Kindern, die der Wind zusammengeweht zu haben scheint, als gäfte es, Abschied fürs Leben zu nehmen. Aber Berlin ", der Lloyddampfer, stolz auf seine 15 000 Registertonnen, birgt heute nicht wie sonst wohl Auswanderer an Bord, die ihrer Heimat für immer Balet jagen, weil sie ihnen zu eng wurde. Er denkt auch nicht, wie sonst im Tourendienst nach Nordamerika zu steuern. Er hat eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft an Bord, die einen Ferienausflug ins Eis zu machen gedenkt. Eine Polarreise" schon der Name lockt, die Aussicht auf weite, Wasserfelder, auf ferne Inseln, auf Mitternachts­fonne und arktische Wunder der Phantasie bleibt ein blühendes Feld der Träume...

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Allerdings ist da zunächst ein Etwas, das sich immer näher ins Bewußtsein drängt, von dem niemand gern spricht und von dem doch der Mund überfließt, weil das Herz davon gepackt ist. Während der Koloß langfam aus der Wesermündung ins offene Meer gleitet, spricht erst der eine schüchtern aus, was andere dachten: Wie wird die See sein? Wird sie und werden wir? Ich denke an die bis­her einzige Nordseefahrt, die mir das Geschick verstattete. Sie hat tiefe Furchen in die Erinnerung gegraben. Es war vor nunmehr zwei Dutzend Jahren, als die sozialdemokratischen Parteivertreter in Bremen tagten. Wie üblich, unterbrach der Parteitag an einem in Bremen tagten. Wie üblich, unterbrach der Parteitag an einem Tage der Boche seine ernsten Verhandlungen, um einen Ausflug in die Umgebung zu madjen. Ein Dampfer war gechartert, de: die die Umgebung zu machen. Ein Dampfer war gechartert, de: die Delegierten nach der Insel Helgoland bringen follte. Erwartungs­Delegierten nach der Insel Helgoland bringen sollte. Erwartungs­froh und hoffnungsfreudig traten alle die Fahrt an. Aber was fich unterwegs begab, davon will ich lieber schweigen. Es leben ihrer noch zu viele, die damals mitgeopfert haben. Ohne Rücksicht auf die Richtung", der sie angehörten. Die Seefrankheit brachte fertig, was sonst unmöglich schien: Radikale" und" Revisionisten maren eines Geistes das Land, das bloße Land, mit ihrer Seele fuchend! Kurt Eisner hat damals in einer prächtigen Stizze diesen Partei tag auf See" im Borwärts" mit jenem Humor geschildert, der ihm zu Gebote stand. Seit jener Zeit dachte ich an Helgoland nur mit innerer Ergriffenheit".

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Aber plötzlich tauchen jetzt im abendlichen Dämmer nor bem Schiffe Leuchtfeuer auf. Der Hohe Sand"-Turm, der den Ueber gang zur See martiert, liegt längst hinter uns. Was leuchtet Dor dem Bug der Berlin " auf und verschwindet, um wieder aufzu­flammen? Es find, mie uns der Schiffsmann tröstend versichert, die Leuchtfeuer Don Helgoland! Die Gee ift diesmal spiegelglatt, die Fahrt so ruhig, fo gleichmäßig ftiff wie eine Sonn­tagsfahrt auf dem Mannsee. Nur daß nicht die Menschen so ge­brängt beieinander figen und stehen, daß nicht so aufdringlich wie eindringlich das Schwazen der Vielzuvielen sich geltend macht. Helgoland hat seine Schrecken verloren. 1928 ist nicht 1904 und unser 15 000 Tonnendampfer ist etwas anderes als die fingernbe Nußschale von damals. Da bis hierher alles gut ging, schwellt neuer Mut die Hoffnungssegel.

Es ist etwas Schönes um so eine Seefahrt. Bis tief in die Nacht sind Fahrgäste an Deck, um die weihevolle Stille einer nächtigen Meerfahrt zu genießen. Fernab vom haftenden, lärmen

Eine jähe Bärme durchströmte seine Brust. Monde Köpfe hüpften vor ihm herum und er wollte sie berühren, streiheln. Wie er mit der Rechten in die leere Luft fuhr, tam er zur Besinnung. Er schämte sich, daß er so hinträumte, statt zu arbeiten, und warf verstohlene Blide verstohlene Blide ringsum, ob ihn gewiß niemand bemerfi b ihn gewiß niemand bem

Und nach einer Weile redete er sie an: Wie alt bist du, hatte. Hanne?" meiundzwanzig!"

,, Na, da kannst du ja schon mit mir Hochzeit machen!" meinte er scherzend. Hanne murde feuerrot im Gesicht und ging. Adam Kraft dachte zurück und fand plöglich, daß er eigentlich schon sehr alt war. Damals, als er Hanne als Findelfind aus Erbarmen zu sich genommen hatte, war er dreißig, also mußte er jegt fünfzig fein. Das tam ihm ganz wunderlich vor und er konnte es gar nicht glauben. Wo all die Zeit hingekommen war? So

Adam Kraft war gerade beim besten Mähen, da wurde es ihm auf einmal dunkel vor den Augen. Er sah auf und da starrten die anderen, die mit ihm am Felde waren, gerade so angstvoll mie er, zum Himmel empor. Den überzogen rasch drohende, finstere Wolken. Eine jagte hinter der anderen her. Und bald war es ganz dunkel geworden, als wäre es Nacht. Keist schützen­der Baum oder Strauch war in der Nähe, überall freies Feld. Das vom Sturmwind bewegte Getreide glich unheimlichen, schwar­

spurlos hinabgejunken! Adam Kraft hatte gar nicht bemerkt, daß zen Wellen, die näher, immer näher famen. Ich war

er grau wurde.

Jeden Morgen stand er in zeitiger Frühe auf und machte die Runde durch den Hof und die Stallungen. Dann ging's im Sommer hinaus auf das Feld, im Winter in den vereisten Wald. Einen Tag wie den anderen. Hie und da unterbrachen Feiertage

das ewige Einerlei der Arbeit und Plage. Adam Kraft ging zu folchen Seiten hinab in den Krug. Zuerst schwieg er, aber später, menn er einige Gläser Wein getrunken hatte, fing er zu reden und zu erzählen an. Am nächsten Morgen aber war der Bauer mieder früh an der Arbeit. Darüber ging die Zeit hinweg. Jahr aus, jahrein.

Nun stand er an der Schwelle des nahenden Alters, dem Tode ein gut Stüd näher. Eigentlich war alles nuglos gewesen! Wozu war es? Weshalb denn? Ein lähmendes Entsetzen vor diesem furchtbaren, unausbleiblichen Ende erfaßte Adam Kraft . Er fühlte einen heftigen Zorn in sich aufsteigen, er empfand es als eine schreiende ungerechtigkeit, daß ein jeder Mensch fterden mußte.

Da wurde einem plötzlich alles genommen: Licht, Luft, das meite Feld, der grüne Wald, Freude und Genuß, und man wurde ganz einfach in etwas Rätselhaftes, Unergründliches hinabgesenkt. In eine dunkle, lange Nacht, über die man nichts wußte und in der man sich nicht zurecht finden konnte. Mußte gleichsam ein Stüd der eigenen Kindheit wiederholen.

Ja, er würde Hanne heiraten und glücklich werden. Der Bauer schloß die Augen und sah sich im Geiste von einer tollenden Schar blonder und gesunder Kinder umgeben. Lauter fleine Kraft. Sie zupften ihn am Barte und riefen scherzend: ,, Bater! Bater!" Der Bauer lachte laut auf.

Wenn die Bäume blühten, würde er mit dem jungen, mun­teren Bölkchen in Flur und Wald hinausjagen. Wie ein nichts­nuhiger Junge für sie auf die Bäume tlettern und allerlei Unfinn und Schabernad treiben. Und wenn der Schnee auf den Feldern lag, sollten sie eine prächtige Eisbahn haben. Und niedliche Schlitten, die luftig die meiße, weiche Berglehne hinabsausften.

an.

Die Knechte fürchteten sich und riefen einander ununterbrochen Und nun ein Blitzstrahl. Feurig lodernd züngelte er am fernen Horizont auf. Plöglich stürzte Adam Kraft , vom Blige getroffen, tot zur Erde nieder. Er lag da, einem alten, tnorzigen Baum gleichend, der gefällt worden ist. Hinterher ertönte das Rollen des Donners mie ein boshaftes, schadenfrohes Ge­lächter...

Und die Knechte fuhren sich mit der Hand an die Stirne: so hell und goldenleuchtend das Leben auch um uns blühen mochte, auf einmal war es uns far, daß wir aus dem Dunkel kommen und in das Dunkle gehen mußten, und daß es eigentlich ganz un­verständlich war, wie wir dies auch nur für einen Augenblick ver­geffen fonnten.

Der Fernseher fommt!

Bon Karl Anders.

Dem Leipziger Professor Karolus, der Physiker an der dorti­gen Universität ist, mar es schon vor einiger Zeit gelungen, das beste System der Bildübertragung ausfindig zu machen. Nunmehr gelang es ihm auch, einen Apparat zu konstruieren, mit dem das Fernsehen auf funfentelegraphischem Wege möglich wird. Aller­dings wird es sich bei der neuen Anlage zunächst nur um lleber: tragung von Bildstreifen, noch nicht von Borgängen in der Wirk. lichkeit handeln. Trotzdem aber stellt die neue Methode einen riesigen Fortschritt auf dem Gebiete der funfentelegraphischen Licht­bildübertragung dar und erweist sich als bedeutend gebrauchsfähiger als das System des Amerikaners Bird, das bisher für das geeig netste gehalten wurde. Schon vor einiger Zeit war es dem Leip ziger Professor, der mit der Telefunken- Gesellschaft zusammen­arbeitet, geglückt, ein elektrisches Lichtrelais herzustellen, das die elektrischen Bellen an der Empfängerstation zu Lichtmellen zurück verwandelt. Diese sogenannte Telefunken- Karolus Belle stellt einen

den, nimmermüden Treiben der Stadt, das die Menschen so unruhe­poll macht, gleitet das Schiff hinaus auf die See. Rings nichts mehr als Wasser in gligender Schöne. Leicht gefräufelt die Fläche, aber noch sind keine tiefen Furchen in dies Antlig gegraben. Du stehst und träumst und trinkst die Lunge poll reiner flarer Luft und die Seele voll erhabener Schönheit. Es geht die Nacht hindurch und den nächsten Tag und wie eine Nacht. Da erwachst du in der Frühe und durch das Bullauge", das runde Fenster deiner Kabine, blidft du voll staunendem Entzücken auf eine lange Hügelkette, die im Sonnenglanz sich dem Auge darbietet, wie eine geschmückte Maid. Wir find an der schottischen Küste und fahren in Firth of Forth , im großen Meerbusen, an dem die schottische Hauptstadt Edinburg mit ihrem Hafenvorort Leith( sprich: Lids) gelegen ist.

Die liebe Erde ist ein großes Dorf! Noch bevor wir an Leith an Land steigen, hörte ich meinen Namen rufen. Zwei junge Lehrer find's von einer weltlichen Schule in Neukölln, die hier ihren Urlaub verleben, um praktisch Englisch zu lernen und zu vertiefen.

Edinburg ist eine Stadt von etwa 365 000 Einwohnern. Sie ist ganz dem modernen Leben in Industrie und Handel hinge­geben, wie es im Hafen durch einen Wald von Masten und Schloten sich widerspiegelt und durch den Riesenbau der berühmten Eisenbahnbrüde symbolisiert wird, die belde Ufer dieser Bucht in tühnem Begenwurf verbindet. Aber die Stadt hat auch Erinnerungen. Zwei Schlösser umschließen sie. In dem einen werden die Gemächer jener Maria Stuart gezeigt, die als schottische Königin dem Henferbeil ihrer englischen Rivalin zum Opfer fiel. Mord und Totschlag find immer die erhabensten Traditionen großer Fürstengeschlechter. Nicht weit von denen Marias ent­fernt, find die Staatszimmer, in denen sidy die gegenwärtige eng­ lische Majeftät aufzuhalten pflegt, wenn fie alljährlich etwa auf eine Woche die Hauptstadt Schottlands besucht. Die blutige Er­innerung an die Vorfahrin stört nicht die Ruhe der Lebenden! Das zweite Schloß, die alte Burg, enthält als Sehenswürdigkeit die alten schottischen Königszeichen, Kronjuwelen und Szepter. Man blickt in eine verfunkene Welt. Näher als diese liegt die Erinnerung an mei große schottische Dichter, an Walter Scott dann Robert Burns. Von ihnen zeugen ragende Mäler.

Auf dem Burgberge hat man im Stile der alten Nachbar­gebäude ein neues Baumert errichtet, das gleichfalls der Erinnerung dient: das Dent mal der im Weltkrieg gefallenen fchottischen Soldaten! Ein Erinnerungszeichen besonderer Art! Dem Aeußeren nach einer Kirche ähnelnd, enthält es im Innern tapellenartige Nischen. Alle find geschmückt mit dem Zeichen fchottischer Regimenter oder Schiffsbesaßungen, die ihre Soltaten in den Tod fyidten, mit weihevollen Inschriften, die den Namen

Gottes niht gerade spärlich verwenden. Ihnen allen wird ewiger Dant ausgesprochen, weil sie für God and the King" in den Tob gingen, um den Sieg, um overwinnig zu erkämpfen. Aber fein Gott und tein König fann sie aus der Berluftlifte wieder in das Regifter der Lebenden schreiben. Ueberall dasselbe: in Schottland wie in Frankreich , in Deutschland wie in Belgien : Alle lämpiten und fielen, alle find des ewigen Danfes sicher, alle aber find tot und still.

Berlin " lichtet die Anfer und flicht aufs Meer. Der Kurs geht zum Nordwesten: Island ist das nächste Zief.

nitrobenzolgefüllten Behälter dar, der seine Lichtdurchlässigkeit im Tempo der Stromschwankungen, die durch die elektrischen Wellen herbeigeführt werden, verändert. Nachdem mit dieser Telefunken­Karolus- Zelle die schwierigste Frage aller Bildübertragung gelöst worden war, fonnte es nur noch einige Monate Arbeit kosten, be­vor es Professor Karolus gelang, das Problem der fimmfenteleara phischen Lichtbildübertragung überhaupt zu lösen. Soll das Bild für das menschliche Auge wirklich lebendig sein, so müssen in der Sekunde zwölf Bilder erscheinen oder 100 000 bis 120 000 2ild­punkte in der Sefunde. Diese volle Leistung ist allerdings bisher noch nicht erreicht worden, sondern im Höchstfall wurden jezt 80 000 Bildpunkte übertragen, oder acht Bilder in der Sefunde.

Die lebertragung geschieht im einzelnen folgendermaßen. Das zu übertragende Bild wird auf eine Walze aufgespannt, die rotiert. Darauf fällt ein dünner Lichtstrahl, der diese Walze in Spiral­linien abtastet. Dieser Strahl wird reflektiert, gelangt in eine Photozelle und wird dort in elektrische Stromschwankungen um­gewandelt. Durch einen Verstärker gelangen diese auf den Sender und werden dann ausgestrahlt. An der Empfangsstation werden die Wellen zunächst wieder verstärkt und dann in der Telefunkens Karolus- Zelle wiederum in Lichtschwankungen zurückverwandelt. Neuerdings arbeitet Karolus auch ohne das Reflektieren des Ab­tastestrahles auf der Senderseite. Der Lichtstrahl gelangt direkt durch das abgetastete Filmbild in die Photozelle und dadurch wird eine höhere Sekundenleistung ermöglicht und die Bilder gewinnen an Schärfe.

Die letzten Bersuche haben schon recht erfreuliche Erfolge zutage gefördert. Die acht Bilder, die in der Sekunde erscheinen, entwer schon ein recht erfreuliches Bild für das menschliche Auge, menn die Bewegungen auch noch edig sind und das Ganze etwa den Ein­bruck eines alten, ziemlich langsam ablaufenden Films macht. Boll­tommen vermieden sind aber jetzt schon die Entstellungen durch rote Fleden, wie sie beim System Bird stets auftraten, und nur ein leichter gelblicher Schimmer überdeckt das erscheinende Bild. Bereits heute sind die Uebertragungen so scharf, daß man Bortraits ohne weiteres erfennen fqnn. Die neue Methode ist noch durch­aus vervollkommnungsfähig, und es werden auch noch manche Ver­befferungen angebracht werden müssen, bevor der Fernseher mirt­lich ganz brauchbar wird. Uebrigens dürfte damit allein noch nicht das Fernsehen für jeden Rundfumfhörer möglich werden, da der Empfänger im Besitze einer ziemlich fostspieligen Apparatur sein muß. Neben der Karolus- Zelle ist ein Berstärfer mit einer Span­mung von 500 Bolt nötig und vor allen Dingen ein Spiegelrad, das die aus der Zelle kommenden Schwankungen auffängt und rotierend auf die Sehfläche überträgt. Dazu braucht man meiter nach einen Elektromotor von 600 bis 750 Touren und alle diese Apparate zu­sammen stellen sich heute noch auf ungefähr 1500 m. Doch es ist zu hoffen, daß mit der Vervollkommnung der ganzen Methode auch die Empfängervorrichtungen verbilligt werden können.