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BERLIN  Dienstag, 7. Auguft 1928

10 Pf.

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Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntag& Zugleich Abenbausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW68, Lindenfir.3.

183 45. Jahrgang.

66 anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile

Spätausgabe des Vorwärts

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Aufstieg des Riefenflugzeugs.

Einstündiger Flug und sichere Landung.

Travemünde  , 7. Juli.

Heute früh kurz nach sechs Uhr erfolgte der erste Aufstieg des rund 300 Zentner wiegenden deutschen  Riesenflugbootes Romar" unter Führung des Rohrbach­piloten Steindorff und des früheren türkischen Hauptmanns Sjaumi. Nach etwa 15 Sekunden erhob sich die Maschine vom Waffer, umkreiste mehrere Male den Flughafen und machte einen furzen Abstecher über die Ostsee  , dann landete es nach etwa ein­ftündigem Fluge glatt und sicher. Ueber das Ergebnis des ersten Probefluges äußert man sich in Fachkreisen sehr befrie­digt.

Im Laufe des heutigen Tages soll ein weiterer Probeflug statt­

finden.

Mauereinsturz in Berlin   N.

Ein Arbeiter getötet.

Auf dem zweiten Hof des Hauses Chauffeestraße 10, im Norden Berlins  , ereignete sich heute in den frühen Bor­mittagsstunden ein schweres Einsturzunglück, bei dem ein Arbeiter den Tod fand.

Das Grundstüd Chausseestraße 10 besteht aus mehreren Seiten­flügeln sowie Quergebäuden, es erstreckt sich bis zur Eichendorff­straße hindurch. Auf dem zweiten Hof sind zurzeit Ausschach­tungsarbeiten für einen Fabritneubau im Gange. In dem Schacht in einer Tiefe von etwa Metern mußte eine neue Grenzmauer gezogen werden. Die alte und brüchige Grenz­mauer blieb zunächst noch stehen. Kurz nach 9 Uhr ereignete sich an dieser Stelle das schwere Unglück, das um ein Haar noch weitere Opfer gefordert hätte. Mehrere im Schacht beschäftigte Ar­beiter bemerften plöglich zu ihrem Entfeßen, wie größere Erdmassen ins Rutschen tamen. Laute Warnungsrufe durchtönten fofort die Baugrube. Die Belegschaft suchte sich in Sicherheit zu bringen. Noch waren nicht alle Arbeiter der Gefahrenzone ent­ronnen, als es einen ohrenbetäubenden Krach gab. Die neuaufgeführte Mauer und ein Teil der alten Grenzmauer waren in einer Länge von vielen Metern zusammengestürzt. Ein Arbeiter, der 35jährige Franz Feierabend   aus der Löweftraße 18, fand hierbei einen tragischen Tod. Auch F. hatte auf die Alarmrufe hin versucht, die Baustelle zu verlassen. Auf der Flucht kam er jedoch so unglüd­lich zu Fall, daß er von den Sand- und Steinmassen verschüttet wurde. Zunächst wurden noch weitere Verunglückten unter den Trümmern vermutet, doch konnte bald durch Namensaufruf festgestellt werden, daß von der Belegschaft niemand weiter fehlte. Die Feuerwehr war in der Zwischenzeit benachrichtigt wor­ben, die auf den Alarm ,, Einsturz- Menschenleben, in Gefahr" mit mehreren Spezialfahrzeugen unter Lei­tung des Branddirektors Hammer anrückte. Auch das Städti= sche Rettungsamt hatte auf den ersten Alarm vier Kran­tenwagen an die Unfallstelle entsandt. Der verunglückte Arbeiter wurde als Leiche geborgen.

Die Ursache des Einsturzes ist noch ungeklärt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und die Unfallstelle bis auf weiteres gesperrt.

Wieder ein Eisenbahnunglück. Entgleifung eines Güterzugs. Ein Schaffner schwer verletzt. Kaffel, 7. August.

Heute früh um 3 Uhr 10 entgleiste der Güterzug 8318 Nordstemmen  - Göttingen   auf dem Bahnhof Alfeld­Leine in der Einfahrtsweiche mit Lokomotive und den nachfolgenden vier Wagen. Die Lokomotive und der Pack­wagen sprangen aus bisher noch unaufgeflärter Ursache aus dem Gleis und stürzten um, wodurch drei weitere leere Güter­magen ineinandergeschoben wurden. Der übrige Zug­teil ist unbeschädigt geblieben. Die beiden Hauptgleise der Richtung Kreiensen  - Elze   und Elze- Kreiensen wurden sofort gesperrt und der Zugverkehr wurde durch Umsteigen aufrechterhalten. Bei dem Unfall wurden die auf den Bremsen fahrenden Oberschaffner Heinrich Schütte   aus Northeim   schwer und der Schaffner Frizz Herbst aus Northeim   leicht verletzt; beide sind sofort

in die Göttinger   Klinik übergeführt worden.

Die Aufräumungsarbeiten waren heute früh gegen 7 Uhr soweit fortgeschritten, daß ein Gleis der Richtung Elze  - Kreienjen um 7 Uhr freigegeben werden konnte. Die sofort eingeleitete Unter­fuchung hat bis jetzt noch teinen Anhaltspunkt über die Ursache ber Entgleifung ergeben.

Internationaler Sozialistenkongreß.

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Oben: Arbeiter aus Essen im Festzug. Unten: Vor dem Brüsseler Volkshaus.

Terror im Landbund!

,, Die Landbundnachrichten des Kreises Oberbarnim" vom 3. Auguſt( Erscheinungsort Freienwalde), veröffentlichen unter der Ueberschrift Gegen die Nutznießer" einen ein­stimmigen Beschluß des Vorstandes des Landbundes Guben  über Selbstschutzmaßnahmen gegen diejenigen, die im Ent­scheidungskampf der Landwirtschaft um Sein oder Nichtsein als Nuznießer abseits der Organisation stehen". Sie lauten:

1. Wir üben äußerste zurückhaltung im Verkehr mit Nichtmitgliedern, da wir es als ehrenrührig ansehen, heute nicht dem Landbund anzugehören. Wir vermeiden mit ihnen jeglichen gesellschaftlichen Verkehr, auch in Gasthäusern und beim Spiel

2. Wir leiffen Richfmitgliedern, auch wenn fie zur Nachbarschaft, Freundschaft, Berwandtschaft gehören, keinerlei Gefälligkeiten mehr und nehmen von ihnen keinerlei Gefälligkeiten, auch wenn es uns Opfer toftet, mehr an. Dafür versprechen wir Mitglieder des Land­bundes uns gegenseitig jegliche Hilfe in Notfällen.

3. Nichtmitgliedern leiſten wir keinerlei Fuhren, weder Gesellschafts- noch Privatfuhren( 3 B. bei Hochzeiten), auch nicht für Geld.

4. In Brandfällen leiften mir nur Löscharbeiten. Die übrigen Hilfsmaßnahmen: Einstellen von Bich, Stellen von Saal­gut usw. und alle fonftigen Hilfen unterlassen wir grundfäßlich und unter allen Umständen. Wir begründen diese scharfe Maßnahme