Rr. 371 45. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Ein spaßhaffer Einzelrichter.
Erst das Vergnügen, dann die Arbeit.
Ein Ausflug mit Damen oder eine Herrenpartie sind, dem litauischen Konsulat nicht verlängert. Der Mann mar eingegemi sehr beachtliche Angelegenheiten, aber reist auf Grund eines Durchreise sichtvermerks, der von der die Sache darf nicht so weit tommen, daß einer feine Pflichten deutschen Gesandtschaft in Komno am 22. Mai 1928 ausgestellt mar. darüber vergißt, den lieben Gott einen guten Mann sein Der Sichtvermerk berechtigte den Inhaber, in der Zeit vom 22. Mai läßt und sich fagt:„ Es geht auch ohne mich!". 1928 bis zum 10. Juni 1928 durch Deutschland nach holland und zurück zu reisen und sich auf der Hin reise nach Holland drei Tage in Deutschland aufzuhalten. Der Sichtvermert mar gesperrt, d. h. er durfte von einer deutschen Paßstelle im Inlande ohne Zustimmung der deutschen Gesandtschaft in Romno weder erweitert noch verlängert merden. Der Ausländer hat sich gegen das Paßgesetz vergangen, indem er trotz der Einschränkung und Sperre seine Reise nach Holland überhaupt nicht unternommen, sondern eigenmächtig in Berlin geblieben ist. Am 24. Juli 1928 beantragte er die Genehmigung, noch drei bis vier Wochen hier bleiben zu dürfen, und om 28. Juli 1928 bat er in einem neuen Gesuch, ihm den Aufenthalt in Berlin bis zum 14. August 1928 zu verlängern. Dem Besuch durfte vom Fremdenamt nicht entsprochen werden, weil der Einreisefichtvermerk mit einem Sperrvermert verschen mar und die Ausreise evtl. Ausweisung aus Deutschland unbedingt vor dem 16. August 1928 erfolgen mußte, meil mit diesem Tage der Personalausweis abgelaufen wäre. Wenn der Ausländer in Deutschland irgendwelche Geschäfte abzuwickeln hatte, die eine Zeit von zwei oder drei Monaten in Anspruch nahmen, so würde die deutsche Paßstelle in Romno, menn die Geschäfte tatsächlich nachweisbar gewesen wären, einen Ein- und Wiederausreisesichtvermert, nicht nur einen Durchreisefichtvermerk, dazu noch mit verschärfter Sperre erteilt haben.
Wer dies sagt, wird vielleicht nicht immer so ganz un recht haben. Aber ein Mensch, der ziemlich hochgestellter Justiz beamter ist, also für Recht und Ordnung zu sorgen hat und eine hochgeschätzte Autoritätsperson vorstellen soll, muß mit folchen Sachen vorsichtig sein. So war da jegt in einer Zivilprozeßabteilung des Amtsgerichts Berlin- Mitte ein Assessor E. als Amtsrichter tätig. Zu seiner Entschuldigung sei angeführt, daß er noch nicht allzulange im Justizdienst zu stehen scheint. Erschmerend fällt, weniger für ihn als für die Justiz, ins Gewicht, daß er selbständig Entscheidungen zufällen berechtigt war. Der Assessor nun war zu einem Ausflug eingeladen. Was tung zum gleichen Tage maren verschiedene Termine angesetzt. Aber der schöne Ausflug! Er lam auf den pfiffigen Gedanken:
Mein Protokollführer wird mich verfreien;
mo es nicht hart auf hart geht, mird vertagt, und damit es nicht auffällt, wenn an meinem Ausflugstag bei mir überhaupt feine Termine stattfinden, mache ich die Urteile schon vor her fertig und lasse sie durch meinen Protokollführer verkünden. Gedacht, getan! Der Protokollführer ließ sich überreden, der Termin fand statt, und alles wäre gut gegangen, menn nicht zufällig der Präsident des Amtsgerichts Mitte, Dr. Dransfeld, durch einige Zimmer gekommen wäre, um zu inspizieren. Da sah nun der Präsident zu seinem höchsten Erstaunen
statt des Richters den Protokollführer
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auf dem feierlichen Stuhle fizzen und Urteile verkünden. Nachdem er einige Male die Farbe gewechselt hatte, machte der Präsident dieser Berkündung ein schnelles Ende. Eine eingehende Untersuchung murde eingeleitet, denn man fonnte zuerst ja auch annehmen, daß der Protokollführer selbständig urteilte, was unübersehbare Rechtsfolgen gehabt hätte. Das war indes nicht der Fall: es wurden nur Urteile im Verkündungstermin nerlesen, die der Assessor gefällt und in die Feder diktiert hatte. Auch dies ist natürlich vollkommen unzulässig, und stellt eine grobe Ordnungswidrigkeit dar.
Nachdem der Assessor seine Partie ausgeschlafen hatte, erschien er am nächsten Tage mieder zum Dienst, murde aber sofort zum Präsidenten beordert, der ihm eröffnete, daß feine Handlungsweise disziplinarische Folgen hätte. Das Rammergericht märe mit den Ermittlungen beauftragt morAuch für den Protokollführer dürfte die Angelegenheit noch Bciterungen haben.
dr.
Schade, daß der Assessor nicht beim Arbeitsgericht beschäftigt ist! Sicherlich würde er, wenn ein Angestellter oder eine
Angestellte sich auf eigene Faust Urlaub nehmen, um eine Partie zu machen, und dann vom Arbeitgeber entlassen merden, sich in schärfster Form gegen eine solche Ungerechtigkeit menden und für den Arbeitnehmer eintreten, der sich natürlich Urlaub nehmen kann, wann es ihm Spaß macht.
Um den Durchreisevermerk.
Bon der Pressestelle des Polizeipräsidiums merden mir um Veröffentlichung des folgenden gebeten:
In Nummer 361 des„ Vorwärts" vom 2. August brachten Sie unter der Ueberschrift: Beim Schnellrichter" einen Bericht, in dem zum Shluß die Prattifen des Fremdenamts" fritisch beurteilt wurden. Es handelt sich um einen zwar in Moskau geborenen, feinen eigenen Angaben nach aber staatenlosen Ausländer, der sich nur im Besize eines in Komno am 16. Mai 1928 ausgestellten für drei Monate, also bis zum 16. August 1928 gültigen Paßerjages befindet. Dieser Paßerjah wird von
Die Nacht nach dem Verrat.
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( Aus dem Englischen überfest von R. Gauser.) Bald werdet ihr mich als Hahn im Korb hier in der Gegend herumlaufen sehen, mich und Gallagher. So dachte er, als er den Laden betrat: ,, Kommt mit, alle miteinander, Männer und die Weiber auch. Kommt mit."
Sie füllten den kleinen Laden bis zur Tür und stauten fich noch draußen. Innen war es marm nach dem rieselnden Regen und dem scharfen Wind draußen. Die Luft im Laden mar fast augenblicklich von dem Dampf menschlichen Atems erfüllt. Das leise Atemgeräusch war deutlich hörbar durch die flüsternden Gespräche.
Gypo rief dem Ladenbesitzer zu: He, du da, gib uns ein Effen aus für alle Mann. Ich zahle alles." Der Ladenbefizer war ein Italiener, ein dunkelhäutiger Kerl in mittleren Jahren, mit klagenden Augen. Er sah Gypo an und dann die Menge. Neugier, Furcht, Argwohn und leberraschung spiegelten fich blitzschnell in seinen Zügen. Dann lächelte er und niďte mit dem Kopf. Er sagte in aus ländischer Sprache etwas zu dem Mädchen, das hinter ihm stand, und begann dann augenblicklich, dampfende Portionen von Kartoffeln und Fisch in Fezzen alter Zeitungen zu paden, die griffbereit bei der Hand lagen. Das Mädchen, ein rotbadiges, junges Weib mit großen schwarzen Augen, weiß an gezogen, machte sich eilig daran, ab und zu laufend an einer Art Spültisch, mehr Fisch und Kartoffeln herbeizuschaffen, die gebraten wurden. Ein brugelndes Geräusch ging von dem Braten aus. Ein heißer, angenehmer Geruch erfüllte den ganzen Raum.
Die verhungerten Bennbrüder schwelgten in dem Geruch. Mit verlangendem Munde und glänzenden Augen sahen fie nach der bratenden Nahrung hin, ihre Nüstern sogen gierig die Hiße und den Vorgeschmack. Alle Gesichter waren wild und ausgezehrt. Ihre Leiber waren ungepflegt, gefrümmt und eingeschrumpft. In diesem Augenblic aber erfüllte Freude über ein unerwartetes Festmahl selbst ihre verhärteten und verstumpften Seelen in einer Fülle, die fie lachen und jchmagen machte, unverantwortlich wie Kinder. Das Elend
Zu derartigen Geschäftsreisen" pflegt man auch nicht Frau, Kind und Schwiegermutter mitzunehmen, wie es dieser Ausländer
Funkwinkel.
Beinahe wie eine Reklame für die Reichsbahn wirkt der Vortrag Professor Dr. Gerstenbergs über das Versicherungsmesen der Eisenbahn". llebrigens wäre die Bezeichnung Sicherheits mesen besser gewählt gewesen. Gerstenberg erläutert die Signale, die Weichenstellung, die Wahrscheinlichkeitsrechnung der Unfälle usw., und er tommt zu dem Schluß, daß jeder mit der größten Seelenruhe eine längere Eisenbahnfahrt antreten kann. Nur wollen die bayerischen Katastrophen der letzten Zeit zu diesem optimistischen Bild nicht recht paffen. Sie bedeuten unforrigierbare Schönheits fehler. In der Reisestunden wird diesmal nicht in poetischer Beschreibung gemacht. Heinrich Droege gibt vielmehr in seinem Vortrag Heide und Moore" eine mehr wirtschaftlich orientierte Studie. Eine neue Note in dem Einerlei dieses Ressorts. Das Abendkonzert unter Seidler- Winkler steht auf hohem fünft lerischen Niveau. Es bringt Bach, Dittersdorf und Mozart und als Gegensatz den Franzosen Lully, den Hofkomponisten Ludwig XIV. , der geschmeidiger, höfischer und dekorativer als die Deutschen war. Die Ballettsuite Lullys, die das Funforchester aufführt, ist eigentlich nur Begleitung zur Aufführung auf der Bühne, aber darüber hinaus ist sie von üppig blühender Melodik, zeugt für einen mufifalischen sprühenden Geist, den auch die Tagesarbeit für den Hof nicht erschöpfen konnte. Neben ihm wirkt Dittersdorf herb, doch in seiner Sinfonie C- Dur liegen bereits alle musikalischen Keime, die die Klassiker entfalten sollten. Der Pianist Josef Schwarz fasziniert wie immer durch sein männlich starkes Spiel, durch seine Meisterschaft, die unangekränkelt ist von dem Ehrgeiz virtuoser Künstelei. F. S.
und die Kümmernisse ihres Lebens maren vergessen in dieser Stunde gemeinsamen Genuffes. Und vielleicht war das frohe Murmeln schwazender Stimmen, das in jenem Speisehaus der Slums durch den Dampf aufstieg, eine schöne Hymne zum Preis des lebendigen Lebens.
Und unter ihnen stand Gypo wie irgend ein vormeltliches Ungeheuer, eben dem Urschlamm entstiegen, in dem alle Dinge ihren Ursprung haben, mährend die anderen sich um ihn scharten wie Insekten, von denen er sich mästen fonnte. Als er um sich sah, mit der langsamen, geruhigen Augenbewegung eines ruhenden Stiers, fühlte er die Erhebung und den Stolz eines Eroberers in der Stunde seines Sieges. Ein intelligentes Geschöpf mit seiner Stärke, aber auch mit der Fähigkeit, seine Empfindungen zu zerlegen, würde gesagt haben: Dies ist der größte Augenblick meines Lebens. Aber Gypo dachte nicht. Nichts von dem, was ihn hier umgab, fonnte ihn nachdenklich stimmen. Eine Königin wird nicht im Traum daran denken, ihre Schönheit und ihre Pracht bei dem Festmahl eines Bouernlümmels preiszugeben. Aber fie mird sich bei einem allgemeinen Festtag vor ihren Heilrufern neigen. So war es mit Gypo.
Der schwerfällige Mechanismus seines Geistes mar an diesem Abend in Bewegung gekommen durch die Notwendig feit, einen Plan zu machen, nachdem er die Polizeistation verlaffen hatte. Die ungewohnte Anstrengung hatte ihn auf gemühlt. Er taumelte umber, bis Gallaghers Versprechen fein Gehirn in jene tolle Erhebung trieb, von der aus es auf die übrige Menschheit mit Berachtung hinabsah. In dieser irrsinnigen lleberhebung breitete es sich derart anmaßend aus, als sollte es in aller Ewigkeit so verharren.
Er ließ seine Augen über die Röpfe schmeisen, die ihn dicht umringten, einige in Höhe seiner Schultern, andere ihm bis zum Gürtel reichend, während hier und da ein Mann, groß mie er selbst, dastand, den roten, hagerfnochigen Nacken porgebeugt, den gludsenden Kehlkopf geredt nach der Laden bant mit Essen .
,, Masse Leute", murmelte der Italiener plöglich und machte eine höfliche Beste mit den Händen, um die große Zahl der Anwesenden und die Natur seines Verdachts anzudeuten. ,, Schon in Ordnung", murmelte Gypo. 3ähl fie, wie du die Portionen ausgibft. Ich zahl schon. Mach' dir man feine Sorgen. Zurüd da!"
Er hatte dagestanden, die Handflächen gegen den mit Marmor belegten Landentisch gelehnt. Jetzt mußte er, um
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Mittwoch, 8. August 1928
getan hat. Es handelt sich um den zur Genüge bekannten Bersuch, sich auf Grund eines beschränkt gültigen Sichtvermerts eigenmächtig in Deutschland festzusetzen und nach dem Ablauf der Reisepapiere mit dem Einwand zu operieren, man könne nun nicht mehr aus Deutschland ausreisen, weil andere Länder kein Einreisevisum er: teilten.
Menschen und Hunde.
Ein Prozeß wegen störenden Hundegebells.
Die Ziviltammer des Landgerichts Potsdam hatte sich geffern mit der Klage des Rechtsanwalts Hans Fritz Abroham aus Wannsee gegen seinen Billennachbar, den befannten Schauspieler Alfred Braun , zu befassen. Bekanntlich hatte der Kläger auf Unterlassung des Hundegebelles geklagt und für die ihm verursachte nächtliche Ruhefförung ein Schmerzensgeld von 10 000 m. beansprucht. Alfred Braun , der die Villa mit seiner Mutter und der Dienerschaft allein bewohnt, hält sich, wie bereits im„ Vorwärts" mitgeteilt wurde, einen großen Bernhardiner, der ihm von der Funkstunde geschenkt worden ist, und zwei Dackel. Beim Nachhausekommen Brauns nah seiner schauspielerischen Arbeit oder der Tätigkeit in der Funkstunde pflegen die Hunde ihn anzuspringen und zu umstört. Dr. Abraham ist juristischer Schriftsteller und hat sich seine bellen. Dadurch wird der Nachbar natürlich aus seiner Ruhe ge= Billa in einem 8000 Quadratmeter großen Grundstück erworben, um dort ungestört schaffen zu können. Diese Billa liegt in dem stillsten Teile Wannsees und war einst von Agnes Sorma bemohni. Nebenbei hat der Rechtsanwalt auch noch ein Ehepaar Bardeck verklagt; diese betreuen ein unbebautes anderes Nachbargelände gegenüber der Abrahamschen Villa und haben einen Hund, de: auch häufig in völlig sinnloser Weise bellt, wie es in der Klageschrift heißt. Die beiden Klagen standen vor der Zivilkammer des Landgerichts an. Der Kläger war selbst erschienen und hatte den Potsdame: Rechtsanwalt Dr. Levy zur Seite. Das Ehepaar Barded mar ausgeblieben, und der Kläger erklärte auh, daß er diese Klage vo:: läufig ruhen lassen werde, da er sich wohl vergleichen mürde. Braun, der zur Kur in Bad Gastein weilt, war nicht erschienen und ließ sich durch Rechtsanwalt Dr. Frey Berlin und Frhr. v. Köhler Potsdam vertreten. Der Kläge: beschmerte sich zunächst darüber, daß Alfred Braun sich wenig freund: nachbarlich gezeigt habe. Er hätte die Störungen sicher vermeiden können. Außerdem beschwerte er sich, daß diese rein private Angelegenheit in die Bresse gekommen sei. Nach Ausführungen des Rechtsanwalts Dr. Frey machte der Vorfizende den Vorshlag, daß die Parteien sich doch über die Zeit, wenn die Hunde hinausgelassen werden sollten, einigen möchten. Auf diesen Vorschlag gingen beide Parteien ein, und es sollen in einem neuen Termin endprechende Borschläge gemacht werden.
Das Bellen eines Hundes braucht an sich nicht zu stören. Daß aber übermäßiges Hundegebell auch den sanftesten und ruhigsten Menschen rasend machen kann, ist eine bekannte Tatsache. Schade, daß manche Hundefreunde das aber nicht einsehen wollen. Mancher Streit und auch dieser Prozeß wäre vermieden, wenn die betreffen. den Hundebesitzer nicht nur an ihre vierbeinigen Lieblinge, sondern ouh an ihre Nachbarschaft denken würden, und auch etwas vor Hundeerziehung verständen..
Abteile für Schwerkriegsbeschädigte in den elektrischen Stadtbahnwagen. Die Reichsbahndirektion Berlin hat in einer Verhandlung, die jetzt auf Veranlassung des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten stattgefunden hat, anerkannt, daß in den neuen elef trischen 3ügen für die Beförderung Schwerkriegsbeschädigter nicht genügend Borsorge getroffen ist.. Die von den Vertretern der Kriegsbeschädigten vorgetragenen Beschwerden wurden von der Reichsbahn als berechtigt anerkannt. Nunmehr sollen die am Anfang eines jeden Zuges befindlichen Dienſtabteile, in denen acht Sigpläge zur Verfügung stehen, für die Beförderung Schmerbeschädigter mit amtlichem Ausweis der Fürsorgestelle versuchsmelse zur Verfügung gestellt werden. Die betreffenden Dienstabteile werden durch entsprechende Schilder fenntlich gemacht werden. Die neue Regelung soll bereits demnächst in Kraft treten. Die Reichsbahndirektion Berlin wird den Zeitpunkt des Inkrafttretens noch besonders bekanntgeben.
seine Hand in die rechte Hosentasche zu bringen, erst einen fleinen Mann hochheben, und ihn zwischen zwei Weiber quetschen, die sich hinter ihren Tüchern verkrochen. Dann streckte er streckte er die Hand in die Tasche und fingerte nach dem Bündel Scheine. Ihre bloße Berührung sandte eine Belle von Erinnerungen durch seinen Körper. Ein leichter Schauder rann ihm, beinahe spürbar wie eine kalte Brise an einem heißen Ort, über den Körper, bevor er ihm ins Gehirn drang. Der Gedanke an den Ursprung der Scheine stachelte ihn einen Augenblick. Er erinnerte sich der fetten, meißen Hand, in einem sorgfältig gebürsteten blauen Aermel steckend, die ihm über ein Bult hinweg die Scheine gegeben hatte, und an die eisige Stimme: Sie werden zwanzig Pfund hierin finden. Gehen Sie."
Aber nach dem ersten Schrecken fräufelte er leicht seine dice Oberlippe und leckte sie mit der Zungenspitze. Die Be wegung seines Mundes sah wie ein Grinsen aus. Das Mädchen, das gerade in diesem Moment einen Blick auf ihn marf, fand, daß ein Starren auf sie gerichtet mar Sie ließ ein Fischstück in die Pfanne fallen, mit einem Ausruf fremder Sprache. Aber Gypo sah sie nicht, obwohl er sie anstarrte. Er bemühte sich, mit seinen dicen, flobigen Fingern einen einzelnen Geldschein aus der Rolle herauszuholen, ohne die Rolle aus der Tasche zu ziehen. Schließlich gelang ihm das Borhaben. Er grunzte, beförderte einen einzelnen Schein hervor und hielt ihn hoch: Hier ist dein Geld. Das wird wohl langen. Her mit dem Fraß."
Der Italiener lächelte augenblicklich und fing an, die Bortionen in die gierigen Hände auszuteilen, die sich danach ausstreckten. Er zählte dabei laut: ,, Eins, zmei, drei, vier..
Sofort erhob sich ein Aufruhr. Leute fluteten zur Tür herein und drängten sich vor, um ihr Teil zu bekommen. Jene, die ihre Portion schon hatten, drängten nach der Straße, das Effen in dem dampfenden, fettriefenden Papier in den Händen. Zant erhob sich, Lärm erfüllte den Laden Es gab Miauen, Pfeifen, Fluchen und Lachen. Dann brachte ein großer Dodarbeiter den Aufruhr auf den Gipfel, indem er mit trunkenem Johlen seinen schweren Stiefel durch die Bretterwand der Theke stieß. Er lag über dem Ladentisch, lachend wie ein Berrückter, und griff mit beiden Händen nach dem Mädchen, das erschrocken zurüdwich. Der Italiener stieß einen Schrei des Schreckens aus.
Gypo mandte fich gegen den Mann, hob ihn am Rüden ( Forts. folgt.) in die Höhe und brüllte:„ Sei ruhig!"