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Donnerstag

9. August 1928

Unterhaltung und Wissen

Die verlassene Braut.

Bon H. G. Wells.

Während ich in meinem 2rbeitszimmer schreibe, höre ich, wie Jane unten mit Bürste und Staubwedel herumpoltert. Früher pflegte sie geistliche Lieder, abwechselnd mit der britischen National­hymne, zur Begleitung dieser Instrumente zu singen, aber in der legten Zeit war sie sehr schweigsam und nur auf ihre Arbeit be­dacht. Ich muß gestehen, daß ich mich heimlich freuen würde, wenn Jane wieder das Daisy- Lied sänge, oder ein kaputtgegangener Teller mir anzeigen würde, daß die Zeit der Shwermut vorbei ist.

Und doh, wie froh waren wir, nichts mehr von Janes jungem Mann zu hören, als wir nichts mehr von ihm hörten. Jane war immer sehr offen in ihren Unterredungen mit meiner Frau und besprach in der Küche eine ganze Reihe von Themen mit größter Beredsamkeit. Aber nachdem William auf der Bildfläche erschienen war, hieß es immer William, nichts als William! William hier und William da! Und als mir dachten, daß William schon er­schöpft und erledigt sei, tauchte er immer und immer wieder auf. Die Verlobung dauerte nämlich drei Jah: e.

,, Er ist ein soo anständiger junger Mann, gnä' Frau," meinte Jane. Sie wissen gar nicht... Er ist zweiter Portier in dem Tuchgeschäft von Maynard," sagte Jane, und bekommt 18 Schilling, fast ein Pfund in der Woche. Sein Vater war ein Gemüsehändler, gna Frau, und hat zweimal Bankrott gemacht. Und eine seiner Schwestern ist im Spital. Er ist eine sehr gute Partie für mich, wo ich doch so' ne arme Waise bin."

,, Sind Sie denn mit ihm verlobt?" fragte meine Frau. ,, Richtig verlobt, nein! Aber er spart Geld, um einen Ring zu laufen Ammatist!"

Und bald wurde auch der Amethystring im Haus herum getragen, sogar in einer etwas ostentativen Art, und Jane gewöhnte sich an, den Braten auf eine ganz neue Weise hereinzubringen, da­mit der Ring auch richtig zur Geltung fam.

Janes Shahz erschien mir als das, was man in besseren Kreisen einen anständigen jungen Mann nennt. Ja, gnä' Frau," sagte Jane eines Tages mit schlecht verhehlter Selbstzufriedenheit, wäh­red sie die Bierflaschen abzählte, William ist Antialkoholiker. Ja, gnä Frau, und er raucht auch nicht. Das Rauchen, gnä' Frau," meinte sie weiter, im Ton eines Gedankenlesers, macht soviel Staub. Und es ist so schade ums Geld. Und der Geruch dazu. Mancher hat es vielleicht nötig."

William war zuerst ein etwas schäbiger junger Mann mit einem schwarzen Anzug von der Stange. Er hatte wassergraue Augen und einen Teint, wie er sich für jemand shit, dessen Schwefter im Spital liegt. Agatha, meine Frau, hielt nicht viel bon ihm, selbst anfangs niht. Sein ungeheurer Anstand wurde noch durch einen Alpakkaschirm verbürgt, von dem er sich nie trennte.

Er gehört zur Reformgemeinde," sagie Jane.

Bald hörten wir, daß der erste Portier bei Maynard entlassen und William als erster Portier mit 23 Schilling in der Woche an­gestellt worden war, und nach diesem Aufstieg schien Janes junger Mann in lauter Wohlstand zu schwimmen.

Weißt du, Lieber," meinte Agatha eines Tages, Jane sagte erwas, was mir nicht gefiel. Sie schwieg erst eine Weile, dann be­merkte sie auf einmal:" William is' wohl was Besseres als ich, gnä' Frau, nicht?"

,, Ich sehe nichts darin," erwiderte ich; aber später wurden mir die Augen geöffnet.

Eines Sonntags nachmittags um dieselbe Zeit saß ich an meinem Schreibtisch, als ein Schatten am Fenster vorbeistrich. Ich hörte einen unterdrückten Ausschrei hinter mir und sah, wie Agatha mit geweiteten Augen die Hände zusammenschlug. George," flüsterte sie atemlos, haft du's gesehen?" Dann sagien wir es beide im Chor, langsam und feierlich: » Ein Zylinder gelbe Handschuhe ,, Bielleicht scheint es mir mur so," meinte Agatha, aber seine Kramatte war fast genau wie deine. Ich glaube, daß Jane ihn mit Krawatten versorgt. Sie sagte mir vor einer Weile in einem Ton, der Bände sprach: Die Krawatten, die der gnä' Herr trägt, find hübsch!" und nun macht er dir's nach."

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- ein neuer Schim!"

Es war

Das junge Paar tam an unserem Fenster vorbei. Janes freier Tag. Sie gingen Arm in Arm. Jane sah unerhört stolz, glücklich und unbehaglich mit ihren neuen. weißen Baumwoll­handschuhen aus, und William höchst vornehm in seinem Zylinder. Das war der Gipfelpunkt von Janes Glück. Als sie zurück­tehrte, erzählte sie uns: Herr Maynard hat mit William ge­sprochen. Er soll beim nächsten Ausverkauf die Kunden bedienen, genau wie die jungen Herren im Geschäft. Wenn er's gut maht, wird er ihn bei der nächsten Gelegenheit als Hilfskommis einstellen. Er muß sich so elegant wie möglich benehmen; und wenn's nicht gelingt, dann liegt's nicht daran, daß er sich keine Mühe gibt. Herr Maynard hat einen Narren an ihm gefressen."

Am nächsten Sonntag, als ich meinen Tee trant, fragte ich meine Frau: Warum ist dieser Sonntag anders als die anderen Sonntage, fleine Frau? Was ist geschehen? Hast du die Vor­hänge geändert, die Möbel umgestellt, oder was macht diesen un­definierbaren Unterschied aus,"

Es war an einem Feiertag im August, als die Krise zum Aus­bruch fam. Jane kam nach Hause, staubig, erregt, und ihr Herz war in Aufruhr.

Die Modistin, ihre Mutter und William hatten einen Ausflug gemacht. Jedenfalls gelang es Jane, sie ruhig, aber entschlossen auf der Straße anzusprechen, um ihre Rechte geltend zu machen. Sie ging, glaube ich soweit, daß sie handgreiflich wurde. Sie be­handelten sie in einer zerschmetternd überlegenen Weise. William wurde von seiner Zufünftigen und deren Mutter aus den zögern­den Händen unserer verschmähten Jane in das Gefährt hinein­Gezerrt. Man drohte sogar, sie anzuzeigen.

Darauf erholte sich unser Haus eine Zeit von William. Aber es lag etwas in der Art, wie Jane die Hausschwelle scheuerie ode: die Zimmer fegte, eine gewissene verhaltene Wut, die mich über­zeugte, daß die Geschichte noch nicht zu Ende war.

,, Kann ich morgen meinen Ausgang haben, gnä' Frau," fragte Jane eines Tages, ich möcht' zu einer Hochzeit!" Meine Frau wußte instinktiv, zu welcher Hochzeit. Halten Sie es für klug, Jane?" fragte sie.

,, Ich möchte ihn zum letzten Male sehen."

,, Liebster, höre mal!" Meine Frau stürmte herein, ungefähr 20 Minuten, nachdem Jane das Haus verlassen hatte. Jane ist auf dem Boden gewesen, hat alle alten Schuhe in eine Tasche getan und ist so zur Hochzeit gegangen. Sie wird doch nicht....?"

,, Jane entwickelt Charakter. Laß' uns das Beste hoffen." Jane kam mit blaffem, hartem Gesicht zurück. Alle Shuhe schienen noch in ihrem Sack zu sein, was meine Frau mit einem verfrühten Seufzer der Erleichterung begrüßte. Wir hörten, wie fie nach oben ging und die Schuhe mit besonderem Nachdruck wieder hinstellte.

Beilage

des Vorwärts

Es war alles sehr anständig und elegant, aber ihr Baier hatte feinen schwarzen Anzug und sah aus, als ob er nicht dazu gehörte. Herr Biddingquirt....."

,, Wer?"

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William nämlich

Herr Piddingquirf hatte weiße Hand­schuhe, einen Anzug wie ein Pfarrer, und eine herrliche Krüsan­temme im Knopfloch. Er sah so hübsch aus, 3nä' Frau! Und ein roter Teppich war da, genau wie bei seinen Herrschaften, und die Leute erzählten, daß er dem Diener vier Schilling gegeben hätte. Sie hatten einen richtigen Wagen und keine Droschke. Als sie aus der Kirche herauskamen, wurden sie mit Reis beworfen, und ihre beiden kleinen Schwestern streuten künstliche Blumen. Jemand warf einen Hausschuh, wie's der Brauch ist und ich schmiß einen Stiefel."

,, Einen Stiefel, Jane?"

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Ja, gnä' Frau! Ich zielte nach ihr, aber es traf ihn. Er wird ein blaues Auge haben. Ich hab' nur einmal gemorsen. Ih hatte nicht das Herz, es nochmals zu tun. Und die kleinen Jungen freischten vor Freude, als ich ihn traf."

Nach einer Pause: Es tut mir leid, daß der Stiefel ihn traf." Wieder eine Pause. Die Kartoffeln wurden mütend geschabt. ,, Er war immer etwas Besseres als ich, gnä' Frau, und dann wurde er verführt."

Die Kartoffeln waren mehr als fertig. Jane stand plötzlich auf und schüttete die Schüssel auf den Tisch aus.

"

Mir fann es ja gleich sein," sagte sie ,,, mir liegt nichts an ihm. Er wird schon seinen Fehler merken. Es geschieht mir reht. Ich war so in ihn vernarrt. Ih hätte nicht so hoch heraus sollen, und ich bin froh, daß alles so fam."

,, Q, gnä' Frau," sagte sie mit plötzlich umschlagender Stimme, ,, denken Sie sich, wie es alles hätte kommen können. Ich hätte so glücklich werden können. Ich hätt's ja wissen sollen, aber ich wußte es halt nicht.... Gnä' Frau sind so gut zu mir, daß Sie sich alles erzählen lassen, denn es ist so schwer für mich, so schwer..

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Der letzte Rest verflüchtigte sich vor einigen Tagen mit dem Schlächtergesellen aber das gehört kaum hierher. Jane ist jedoch noch jung, und die Zeit wird schon ihre Arbeit bei ihr vollbringen. Wir alle haben unseren Kummer, aber ich glaube nicht an Kummer, ( Uebertragung aus dem Englischen von A. Ballentin.)

Es waren furchtbar viel Menschen bei der Hochzeit, gnä' Frau," erzählte sie in reinstem Gesprächston, als sie in der Küche Kartoffel der nie heilt. schälte, und sie hatten so schönes Wetter.

Erfinderaufgaben.

Es gibt fein ,, Niemals!"

Es gibt tatsächlich nichts in der Welt, was unmöglich, unaus­führbar wäre, und man sollte sich deshalb hüten, irgendein auf­tauchendes Problem als unausführbar zu bezeichnen.

Erinnern wir uns an einige technische Aufgaben, die von den Zeitgenossen als undurchführbar erklärt wurden. So fand der Plan des französischen   Ingenieurs Eiffel, einen 300 Meter hohen eisernen Turm zu bauen, in den Fachkreisen fast einheitliches Kopfschütteln. Unmöglich, undenkbar, unausführbar, völlig ausgeschloffen und der­gleichen mehr fanden anerkannte Kapazitäten diese Ausgeburt einer überhizten Technikerphantasie", indes strebte die gewaltige Eisenkonstruktion auf dem Marsfelde an der Seine in die Höhe. Eine ähnliche Verurteilung vor der Ausführung fand der Plan des deutschen Ingenieurs Riggenbach   aus Olten  , eine Zahnradbahn bis zur Spitze des Rigi   hinaufzuführen. Man erklärte den Mann glattweg für irrfinnig und sein Projekt ein Attentat auf den ge= sunden Menschenverstand".

Im Jahre 1835 tauchte in Deutschland   und in Frankreich   der Plan auf, eine Eisenbahnversuchsstrecke nach englischen Vorschlägen zu bauen. Darob bei den Fachgelehrten aller Fakultäten große Ent­rüstung und selbstverständliche Ablehnung dieses wahnwizigen" Vorhabens. Der französische   Staatsmann Thiers tat das Eisenbahn­projekt kurzweg mit den Worten englische Narrheit" ab. Das baye­rische Medizinalkollegium wies in der Denkschrift nach, daß der menschliche Organismus unmöglich die Geschwindigkeit der Eisen­bahn aushalten könne, erhebliche Störungen im Nervensystem seien die selbstverständliche Folge für jeden Eisenbahnfahrgast, und die preußische Verkehrsbehörde erklärte amtlich, daß die geplante Eisen­bahnstrecke von Beriin nach Potsdam   fich niemals rentieren fönne; sie sei völlig unwirtschaftlich und die Kosten weggeworfenes Geld. Heute baut sich unser ganzes Wirtschaftsleben auf dem Eisenbahn­verkehr auf.

Und damit das heitere Element nicht fehlt, so sei folgende lieb­liche Episode hier angeführt: Als Edison   den Phonographen er­funden hatte, schickte er eine solche Sprechmaschine durch einen Ber­treter nach Paris  . 2m 11. März 1878 führte der berühmte Physiker Du Moucel diesen Phonographen vor Pariser Gelehrten vor. Zu­nächst begann er eine theoretische Erklärung, die wohl ruhig, aber mit Kopfschütteln entgegengenommen wurde; als er aber den Appo rat in Tätigkeit setzte und dieser begann:" Guten Tag, meine Herren, fennen Sie mich, ich bin Edisons Phonograph", da gab es einen Sturm der Entrüstung. Schwindel", Taschenspielerei" und ähn­liche Schmährufe wurden laut und der Professor Bouillaud stürzte vor Zorn dem Professor Du Moucel an die Gurgel und schrie laut: Sie Schuft, glauben Sie, wir lassen uns von einem Bauchredner zum besten halten?"

Napoleon I.   erklärte die Urheber des Dampfschiffes, Bapin, Fulton und andere, für verrückt. Aehnliche Widerstände fand Ben­ jamin Franklin   mit seiner Idee, den Blitz unschädlich abzuleiten. Unmöglich," schrien die Gelehrten der Königlichen Akademie zu

Darauf erwiderte mir meine Frau in ihrem tragischsten Tone: ., George, dieser London  . dieser William hat sich heute hier nicht blicken laffen, und Jane weint sich oben die Augen aus."

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Tiefes Schweigen folgte. Jane hatte, wie ich schon erwähnte, aufgehört, im Hause zu singen, und begann unseren zerbrechlichen Besitz sorgfältig zu behandeln, was meiner Frau als ein sehr trau­riges Symptom auffiel. Am nächsten Sonntag und am übernächsten bat Jane um ihren Ausgang. Jedesmal kehrte Jane sehr rot und sehr entschlossen aussehend zurück. Eines Tages wurde sie schließ­lich mitteilsam.

,, William wird verführt," bemerkte sie plötzlich im selben Atem, als sie von Tischtüchern sprah. Ja, gnä' Frau, sie ist eine Modistin und fann auf dem Klavier spielen."

Ich dachte, Sie gingen am Sonntag mit ihm?" " Nicht mit ihm, gnä' Frau, hinter ihm. Ich ging hinter ihnen her und sagte ihr, daß er mit mir verlobt ist."

Wirklich, haben Sie das getan? Was sagten denn die and ren darauf?"

Sie machten so, als wär ich Luft für sie. Und da hab' ich ihr gejagt, daß es ihr übel belommen wird,"

Eine Flugmaschine, die schwerer als die Luft sei, war nach der Meinung von so hervorragenden Fachleuten wie Helmholz, von Siemens und Gay- Lussac   eine Unmöglichkeit. Unmöglich war es auch nach dem berühmten Physiker Jacques Balinet, ein Tele­graphenkabel zwischen Europa   und Amerifa zu legen. Unmöglich war nach dem physikalischen Gutachter Beggendorf   die Erfindung des Telephons durch den Lehrer Philipp Reis  . Unmöglich war das Bauen einer Lokomotive durch Stephenson. Ganz ausgeschlossen und unmöglich erschien damaligen Gelehrten das Zerschneiden einer Bakterie oder die Berlegung eines Infusorientierchens. Unmöglich war Zeppelins Flugzeug. Kurz und gut, es gab wohl feine tech nische Errungenschaft und wird auch keine geben, die nicht anfangs von allen möglichen Seiten als undurchführbar und unmöglich er­flärt wurde und wird.

Nun gibt es aber, wie schon eingangs gesagt, tatsächlich noch viele Erfinderaufgaben, die bisher noch nicht gelöst werden konnten, oboleich sich sehr viele anerkannte Fachleute damit beschäftigt haben. Einige dieser Aufgaben sollen nun näher betrachtet werden.

Ungelöst ist bisher die Aufgabe, die großen Mengen der Lufta  elektrizität der Menschheit dienstbar zu machen. Die Bersuche eines

Hamburger Ingenieurs, Elektrizität aus den Wolfen mit Hilfe einer Anzahl Ballonets zu ziehen, ergaben kein positives Resultat.

Vielfach hat man sich damit beschäftigt, die gemaltigen Energie­mengen, die bei der Ebbe und Flut an der Meeresküste entstehen, nuzbar zu machen. Auch hier ist man bisher zu feinem brauchbaren Ergebnis gekommen.

Das gleiche läßt sich sagen von der Ausnutzung der Erdwärme. Dieses scheiterte vor allem daran, daß man sehr große Erdtiefen

erreichen muß, um brauchbare Wärmegrade zu erzielen, und die hierzu notwendigen Bohrtiefen von 5000 und mehreren Metern sind heute noch nicht möglich.

Das Mittel oder Verfahren, um die giftigen und die Luft ver­pestenden Gase, die bei einem Schmelzhüttenwerk entstehen, unschäd­lich zu machen oder zu verwerten, ist ebenfalls noch nicht erfunden. Das gleiche gilt für ein Verfahren, um den Stickstoff aus dem Eisen vollständig zu entfernen.

Der Erfinder der Notenschreibmaschine läßt ebenso auf sich warten, wie der Mann, der eine Buchschreibmaschine konstruiert, gleichen maschinell vorgenommen werden können. mit deren Hilfe also die Eintragungen in Geschäftsbücher und der=

Es fehlt noch eine Maschine, die Straßen automatisch pflastert, ferner eine solche, die Asphaltpflaster aufreißt und herstellt und eine Einrichtung, mit deren Hilfe es möglich ist, große Schneemassen von den Straßen und dergleichen zum Schmelzen zu bringen.

Wir könnten auch ein unzerbrechliches Glas, cin biegsames Glas, cin hitzebeständiges Glas gebrauchen. Künstliche Diamanten und Perlen aus Glasmasse von der Härte und dem Glanz der na­türlichen lassen auch noch auf sich warten.

Die Nuzbarmachung der Sonnenstrahlen hat zu vielfachen Vers suchen und Konstruktionen geführt. Bisher ist es jedoch nicht mög­lich gewesen, diese kolossalen Energiemengen, die in den Wärme­strahlen der Sonne gebunden sind, nußbringend zu verwerten.

In der Chemie harren noch viele Aufgaben ihrer Lösung, so zum Beispiel wird ein Kontaktverfahren zur Herstellung von Schwefelsäure gesucht. Ferner die Herstellung einer schwefelhaltigen Hydrozellulose oder die Wiedergewinnung von Chromjäure aus Chromorydlösungen auf elektrolytischem Wege, desgleichen die Nutz­barmachung der beim Erhitzen von Chlorkalzium mit natürlichen Silikaten sich ergebenden Rückstände. Es fehlt ferner die elektro­Intische Gewinnung von Zink und ein Verfahren, um unwirksamt gewordene Platinkontaktmassen zu reaktivieren. Ein Mittel zum Haltbarmachen von festen Hydrosulfiten werd ebenfalls gesucht.

Viele Erfindungen zur Unfallverhütung in Gewerbe und In­dustrie, Feuerschutzanlagen und Einrichtungen, Verhinderungen von Verkehrsunglücken aller Art und Einbruchs- und Diebstahlschutz sind ebenfalls noch zu machen oder zu verbessern. Alfred Nauck.

Der älteste Baum der Welt.

Auf dem Friedhof der Stadt Santa Maria del Tuel in Süd­ amerika   steht eine Zypresse, deren Alter man auf 5000 bis 6000 Jahre schätzt. Dieser ehrwürdige Nestor der Pflanzenwelt wächst und blüht heute noch wie vor fünfzig Jahrhunderten. Es ist unzweifelhaft der älteste lebende Organismus auf Erden. Wenn dieser Baum sprechen könnte, so hätte er wohl der Welt die fesselndsten Geschichten zu er= zählen. Er könnte unschäzbare Berichte aus der frühesten Geschichte Merifos und von Blüte und Zerfall der Monarchien im tropischen Amerika   liefern. Als der Baum etwa im Jahre 3000 v. Chr. aus der Erde hervorsproß, regierte König Menes in Aegypten  . Als Cheops  seine Sklaven mit der Peitsche zur Arbeit an der großen Pyramide trieb, war der Baum ein Jüngling von zweihundert Jahren. Und als die Juden ihre erste Wanderung aus dem Tal des Nils unter­nahmen, war er ersten 1500 Jahre alt. 21s man den Baum zum letztenmal maß. hatte der Stamm in 1,20 Meter Höhe über dem Alexander von Humboldt   entdeckt worden, der an dem Stamm eine Boden einen Umfang von 40 Metern. Die Riesenzypresse ist von Gedenktafel anbringen ließ. Das war vor hundert Jahren. Die Tafel ist aber jest fast vollständig von der Rinde überwachsen, ein Beweis, daß der Stamm noch in noller Stroftesteht