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(24. Fortsetzung.) oetzl willst gar einer Adoptiomama gehorchen. An die Mama Gruber hat der Dichter nicht gedacht. Wirst halt, wenn es nicht in dir glüht, von Bregenz   nach Leitomischl und von Leitomischl nach Anientz an der Natter kommen. Na ja, sich selber kann man betrügen, aber die Kunst nicht die Kunst, weißt du, das ist so eine Art von lieber Gott, der in alles sieht, auch in die Herzen. Vielleicht übrigens ist jeder Beruf so." Wenn jetzt auch die Tante Hedwig als bewahrte Ratgeberin versagte sie war übrigens sehr gealtert in diesem Jahr, dann wer freilich Hilde aus sich allein angewiesen. Zum erstenmal in ihrem Leben suchte sie Rat und sand ihn nicht, und fand auch nicht den Weg. den sie beschreiten sollte. Bis das Schicksal sie des Entschlusses überhob und ihr eines Tages Frau Neumann-Norrek, tragisch wie ein« Göttin des Schmerzes, entgegentrat und mitteilt«, daß die klein« Katzinger das Engagement nach Bregenz   angenommen habe und daß sie demnächst die kleine Agnes an einem Sonntagnachmittag auf der Bühne in Wi«n bewundern können. Na ja," schloß Frau Neumann-Norrek,das find ja auch meine Kinder und wenn du dich nicht meldest, so Hab' ich eben sie protegiert." Hilde fiel der Meisterin um den Hals. Ich bleib bei Ihnen!" Sehr geschmeichelt, du wirft halt bei mir olle Rollen von der jüngsten Naiven bis zur komischen Aeltesten lernen, was?" Aber Hilde war herzlich froh, daß jetzt keine Entscheidung not- wendig war. Jetzt die Matura, das war dos Wichtigste was nachher kam, mit dem wollt« sie schon fertig werden. Das Schuldbewußtsein bracht« sie wieder der Mama Gruber näher. War die so taktvoll oder hatte sie andere» im Kopf? Sie war so lieb wie nur je, sprach mit Hilde über alles, nur wicht über das Theoterspielen, lud sie ein, nahm sie mit. Später erst erfuhr Hilde, daß Mama Grübet in der letzten Zeit nun sehr zerstreut gewesen war. Endlich war der groß« Tag da und vorüber. Natürlich bestand die Hilde ihr« Prüfung mit Auezeichnung. Ale sie heimkam und sich den Umarmungen der Mutti und des In Tränen aufgelösten Fräuleins Rose entwunden hatte, sah sie in ein großes Rosenbukett. Denk dir, Hilde, das hat die Familie Gruber geschickt. Das ist wirklich nett von ihr." Es war aber nicht von derFamilie Gruber", sondern von Edi, und auf der Visitenkarte standen, zweimal unterstrichen, bloß die Worte:Aussee  , Sommer 1920..." Ein komischer Mensch muß dieser Herr Edi sein, daß er sich sogar bei der Jahreszahl irrt." sagte das naive Fräulein Rose. Er ist ein komischer Mensch," sagte Fräulein Hilde und steckte ihr Näschen in die Rosen. Schloh Wunder aller Welt. Das groß« Ereignis war, daß Familie Gruber ein riesiges Besitztum in Steiermark   gekauft hatte, nur wenig« Automobil- stunden von Wien   entfernt, ein Gut mit Park und Wald, mit einem Meierhof, der bewirtschaftet wurde, und einem Schlosse, dessen Namen schon alles versprach, was ein landsüchtiges Menschen- herz ersehnen mag. Es hieß Schloß Wunder aller Welt. An der Tür des Parkgitter, konnte man den seltsamen Namen aus vergoldeten Eisenschnörkeln herauslesen: Schloß Wunder oller Welt. Mit weißem Äie» säuberlich belegt, führten Wege zum Hause hinan, das auf einem Hügel lag, die ganze Landschaft be- herrschend und von ihr durch«in Wirrnis von zierlichen Pfaden, Hecken, Bächen, Brücklein, versteckten und offenen Gartenhäuschcn, Ruinen, grotesken kleinen Zwergwäldchen und hochragenden, Jahr- hunderte alten Eichen getrennt. Das Schloß war in seiner Architek. tur   unendlich vornehm gegliedert, longgestreckt mit einer Front un- zähligcr Fenster, die mit luftigen grünen Läden verschlossen werden konnten. Dieses absonderliche Schloß hotte eine absonderliche Ge- schichte. Sein letzter Besitzer war der Bub des Schulmeisters aewesen. hotte an de� Portmauer selbst noch mit Steinchen gespielt und hatte den Entschluß gefaßt, daß das Schloß ihm gehören müsse, gerode dieses Schloß, zu dem ihm der Eintritt verboten war und das wie ein Traumbild oben auf dem Hügel vor seinen Blicken schwebte. Sein ganze» Leben war weiterhin von der Be- sessenheit dieses Wunsches geleitet worden, er hatte Pläne, die ihm lieb waren, aufgegeben und andere, die seinem Sinn widerstrebten, begierig durchgeführt. Alles nur, weil er dadurch den Wundern aller Welt näherkommen mußte. Er hatte, nachdem er ein« Jugend lang alle Wort« der Lieb« vermieden, da sie ihn gestört hätten,«in scheclsüchtges, buckliges Fräulein geheiratet, er hatte, als er seines Besitzes, den des vielen Reichtums und nicht der Che- Hälfte, froh, dos Schloß Wunder aller Welt endlich hatte kaufen wollen, erfahren müssen, daß es nicht zu verkaufen war. denn dem Eigentümer waren Kinder und Kindeskinder aufgewachsen, denen er das Glück seiner reifen Jahre vererben wollte. Da hatte der Schulmeisterssohn einen Kamps aufgenommen, der erst unscheinbar anfing und dem mächtigen Gegner nicht einmal zum Bewußtsein kam, mit dem er aber bald seinem Konkurrenten, seinem«Find auf allen Gebieten, auf denen jener Eifolg hatte. Hort an die Fersen rückte. Es war ein Kampf wie zwischen einem Jäger und seinem Wild. Der Kampf sollte durch Berhandlungen beigelegt werden: Ver- einigung der vier Jahr.-ehnte allen Firma und ihres gewaliigen, tatkräftigen Feindes. Man dachte, daß dieser die höchsten Forde- rungen stellen werde, aber an der Spitze aller stand nur ein«: Schloß Wunder aller Well. Erst wollte dessen Besitzer nichts d>rvan hören. Das Schloß, in dem er seit vierzig Jahren lebte, war ihm über alles wert und dessen Uebergabe an den s�eind wäre als sicktbare Kapitulation zn  deutlich gewesen. Aber Söhne und Enkel, die schon ein wichtiges Wort mitzusprechen hatten und denen das Schloß nicht» weiter als irgendein anderer hübscher Landsttz war, wie es deren hundert auch neu zu kaufen gab, waren die Mittler, die es dahin brachten, daß man sich diesem Wunsche des Eroberers fügte. Es duldete den Sieger nicht, so lange zu warten, bi» er feier- lich als Herr des Schlosse» hätte einziehen können. In der Nacht
Siri von lAazzl
selbst, in der er die Dokumente ttber den Besitz des Schlosses In der Tasche hatte, müde von den Aufregungen der Verhandlungen, zog er in seinem Automobil hinaus. Als das Automobil ankam, sah der Chauffeur, daß sein Herr dalag und sich nicht mehr erhob. Er war ganz blau im Gesicht und sein« recht« Hand hing wie leblos herab. Ein Schlagonfoll. Man trug den Kranken in dos Schulmeisterhaus, weil es am nächsten lag es war schon längst
von einem anderen Schulmeister bezogen worden. Hier starb der neue Besitzer vom Schloß Wunder aller Welt, das er nie in seinem Leben betreten und dos mit der Wucht und Ausdehnung, die es kennzeichneten, in seinen Sinnen allen Platz eingenommen hatte. Schloß Wunder aller Well war jetzt leichter, und weil sich nur Fremd« darum bekümmerten, auch billig zu erwerben. Es kostete
kein Menschenleben, nicht alle straff gespannte Energie eines kühnen Spielers und Kämpfers, sondern nur mehrere Millionen, deren' Bedeutung auf Adolf Grubers Söhne gar keinen Eindruck machte. Auch diesem neuen Besitzer war Schloß Wunder aller Welt ein Besitz, wie ein anderer, an dem ein« romantisch« Geschichte hing, wie auch mit renovierten Ritterburgen manchmal eine Liebes- oder Spukgeschichte verbunden ist. Nach der idyllischen und nach der romantischen Zeit war für Schluoß Wunder oller Welt nun eine behäbig gleichgültige Zeit ge- kommen. Es sollte dazu dienen, die Gäste der Familie Gruber zu be- Herbergen vierzig Zimmer waren da und war gerade recht, um für die Frühlings- und Herbstmonatc, solang« Villa Viktoria in Aussee   nicht bezogen wurde, und nachher, für Sonntag und für Erholungswochen eine angemessene Unterkunft zu bieten. In langer Autokolonne fuhren die Grubcrs mit ihren Gästen hin, um Schloß Wunder aller Welt offiziell In Besitz zu nehmen. Da war ein Baron, Monokel im Auge und elegante Reitergestalt, sonst aber ziemlich fadenscheinig, den Papa Gruber erst in der jüngsten Zeit als Derwaltungsrat einer Aktiengesellschaft unter- gebracht hatte. Der macht« Dely mehr noch als die übrigen Gäste den Hof und hatte sogar die Kühnheit gehabt, sich bei Hilde um die Chancen seiner Bewerbung zu informieren. Der Baron Rosen- berg war mit seinem ganze» Hofstaat auegedicnter Sektionschefs und sehr tätiger Advokaten mit und zeigt« im Gespräch, daß er sich jetzt lebhast für die Kunst All-Wiens interessiere, sür deren Kenntnis er einen eigenen jungen Professor in Lohn genommen hotte. Und der Schubert war mit, der jetzt eine bedeutend« Persön- lichkeit war erster Prioatsakretär des berühmten Barons Rosen- berg!- und sein« Wichtigkeit mit der ihr entsprechenden Würde zur Schau trug. Und viele andere Gäste, Männlein und Weiblein, Marionetten des Wiener   Puppentheaters anno 1322. Gegen vierzig Zimmer gab es im Schloß Wunder aller Welt für Besitzer und Gäste, und es waren ihrer nicht zu viel. Papa Gruber strahlte, als ob er, wie der romantische Schul- meistersohn, sich Schloß Wunder aller Welt durch die Anspannung eines ganzen Lebens erzwungen hätte. Mama Gruber organisiert« die tägliche Existenz und erklärt« jedem, der es hören wollte, daß diese Arbeit sie zu sehr ermüde und daß sie bald werde nach Ausiee fahren müssen. Dely interessierte sich jetzt nur mehr für Sport, für Pferd« und für Automobile. Sie sprach von Automobilmarken, und die Fachausdrück« flogen nur so herum, und ihr« wahre Be- wunderung galt eigenttich nur Pferden, deren Porträte, statt wie früher die Bilder von Operettentenorcn, jetzt auf den Wänden. Tischen und Regalen ihrer drei Zimmer im Schloß Wunder aller Well aufgestellt waren. Nur die arme Lutz wurde immer ver- schüchterter.(Fortsetzung folgt.)
WAS DER TAG BRINGT. iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiniiiiiiiimHintiinHiiiiiiiiiiiiinuiiiiiiiiiiHiimiiiiiiiiiiiiiiniiiimiiiniiiiiinniMiiiniMnimiiiiiinniiiniHiiiiiim'iiiiiiiiiiiiiiiiim
Kulturrevolution in Sowjetrußland. Es soll nicht bestritten werden: die Oktoberrevolution hat der Idee nach den Massen des Volkes, in erster Linie dem Industrie- Proletariat die Möglichkeit des kulturellen Aufstiegs eröffnet. Es hieß, die Tatsachen vergewaltigen, wollte man in dieser Hinsicht die guten Absichten der Sowjetregierung bestreiten. Ilm so tragischer ist aber die Kluft zwischen diesen guten Absichten und dem, was tatsäch­lich geschieht. Einen schlagenden Beweis dafür liefert eine Notiz in derPrawda" über den Analphabetismus. Ein« unbedeu- tcnde Tatsache, die der Verfasser anführt. In Karclien hat ein Be- zirksvollzugsrat die Summen, die zur Beseitigung des Analpha- bstentums ausgeworfen waren, zum Ankauf von Futter für das Polizeipferd verwandt. Eine Kleinigkeit? fragt der Verfasser. Nicht ganz. Z. B., fährt er fort, im Jahre 1320 gab es in einem Bezirk des Dongebiets 113 333 Analphabeten, jetzt gibt es da 133 333. Im Nordkaukasus sind es über eine Million, in Sibirien   und im fernen Osten IM Millionen, auf dem Ural   dem Gebiet der Metallindu- strie 933 333 und im Leningrader Bezirk 333 333. Und all die Analphabeten sind Bürger im Alter von 16 bis 34 Iahren. In ganz Rußland   find es aber neun Millionen, die des Lesens und Schreibens unkundig sind. Trotz dieser ungeheuren Zahlen werden die etatmäßig festgelegten Summen zur Bekämpfung des Analpha- betismus vermindert! Hand in Hand damit geht auch die Verminde- rung des Interesses an der Bekämpfung des Analphabetismus bei der kommunistischen   Jugend, den Gewerkschaften, den Konsum- genossenschasten So sieht es also mit dem oielgerühmten Kampf gegen den Analphabetismus aus. Eine Straße mit Dampfheizung. In dem nordamerikanischcn Staat Nevada   beschäftigt man sich eifrig mit den Plänen für ein riesenhaftes technisches Projekt, das nichts weniger als die Beheizung eines ganzen Hochgebirgspasjes während der Wintermonate vorsieht. Und zwar handelt es sich um den sogenannten Bictory Highway, die einzige groß« Straße, die über die Sierra Nevada führt. Diese Straße befindet sich zwar an und für sich in glänzender baulicher Verfassung, doch hat sie den Nachteil, daß sie fast die Hälft« des Jahres zugeschneit und vereist Ist, wodurch ein regelmäßiger Berkehr während dieser Zeit natürlich unmöglich gemacht wird. Deshalb ist man auf den Gedanken ge- kommen, die höchstgslegeuen Teile dieser Straße etwa in einer Ausdehnung von dreißig bis vierzig Kilometer künstlich zu erwärmen, «in Plan, dessen Lösung technisch trotz aller Schwierigkeiten durchaus möglich ist. Etwa fünfunddreißig Kilometer von Victory Highway entfernt befindet sich nämlich eine große Anzahl warmer Quellen, deren Dämpfe zur Beheizung des Paffes in der Art Verwendung finden sollten, daß man sie durch ein System von dicht unter der Strußenoberfläche gelegenen Röhren hindurchlcitet. Hierdurch hätte man die Möglichkeit, das Pflaster auf eine ganz bestimntte gleich- bleibend« Temperatur zu erwärmen, die auch die gewaltigsten Schnecmassen in kurzer Z«t zum Schmelzen bringen würde. Di«
einzige wirkliche Schwierigkeit, die sich setzt noch diesem gigantischen Projett«ntgegensti-llt, ist nicht technischer, sondern finanzieller Natur. doch hofft man, auch dieses 5)indernis in Kürz« beseitigt zu haben, worauf dann sofort mit dem Bau dergehe'Zten Straße" begonnen werden soll. W. M. Auch eineModemesse". Der Bischof der Diözese Easale in Italien  , Monsignor« Albino Pella, hat angeordnet, daß Frauen nicht mehr zur 12-Uhr-Messe er- scheinen dürfen. Er begründet diese Maßnohm« damit, daß diese Messe mehr und mehr ein Treffpunkt der Mode geworden sei, wo die neuesten Kleider einer eingehenden Kritik unterzogen würden und daß die religiösen Zwecke der Messe ganz außer acht gelassen. würden. Ja, die Frauen benutzten die Messen förmlich, um sich gegenseitig mit den neuesten Modeschöpiungcn zu übertrumpfen. Künftig wird In Casol« wöchentlich nur«ine 12-Uhr-Mcsse in der St. Stephanskirche   abgehalten werden, und auch diese eine Messe ist ausschließlich den Männern vorbehalten. Störche über den Alpen. Der englische Pilot McIntosh, der mit seiner Maschine von einem Fluge aus der Schweiz   nach London   auf dem Flugplatz Croy- don eintraf, berichtet von einer interessanten Begegnung mit einer Gruppe von 23 Störchen, die in einer Höhe von 533 Meter flogen und geradeswegs Kurs auf die Maschine nahmen, als wollten sie den großen Bruder angreifen. Kurz vor der Flugmaschine schwenk- ten sie plötzlich gemeinsam nach unten und flogen unter der Ma- schine fort. Oranatenexplosion im Friseuriaden. In Lemberg   brachte am 31. Juli ein junger Mann ein in Papier   gewickeltes Paket in den Friseurladen Steinski, Legionär- straße, und übergab es dem Gehilfen Panek. Panek packte das Paket aus,>n dem sich ein« Granat« altösterreichischen Modells befand. Panek manipulierte beim Zünder der Granate so unvorsichtig, daß die Granate explodierte. Panek wurde an beiden Händen ver- letzt. Durch die Explosion wurden überdies zwei Spiegel zer- trümmert. Mit dem Automobil auf der Lokomotive. In den Vereinigten Staaten   find die Lokomotiven der lieber- lundzüge mit sogenanntenKuhsängern" versehen, da die Fälle sich täglich ereignen, daß Vieh auf der Strecke stehen bleibt. Als Robert Moat bei U n i o n City mit seinem Kraftwagen auf dem Heimvxga die Bahnstrecke kreuzte, wurde er von einem Zuge erfaßt. Er hatte Glück; er blieb mitsamt seinem Auto auf dem Kuhfänger hängen und wurde etwa 33 Meter weit mitgeschleift. Al» Robert Moat aus seineni Auto herauskletterte, brach er ohnmächtig zusammen. Es stellte sich aber heraus, daß er keine weitere Verletzung al«. einen leiten Riß am Ellbogen erlitten hatt«. Da« andere hatte der Schreck besorgt.