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3. Beilage zum Vorwärts" Berliner   Volksblatt.

Mr. 287.

Adolf Menzel  .

B

Sonntag, den 8. Dezember 1895.

12. Jahrg.

aber

wo er mit

nur

hört Menzel   nicht zu den welterschöpfenden künstlerischen Genies, ein Einsamer, der in seiner geschlossenen Kraft und seiner Tiefe, aber sein verblüffendes Können trug dennoch einzelne Früchte, unabhängig von vergänglichen Moden, Schwärmereien in der aus denen eine internationale Künstlergemeinde bedeutsame Kunst und unabhängig von Schuleinflüssen seinen Weg ging. Berlins   gebildetes Bürgerthum weiß, was sich ziemit. Conft Anregungen gewann. Wäre unter uns wahre Kunst ver: Freilich blieb ihm auch versagt, was den eminentesten an den Werktagen fühlt man sich dem fünstlerischen Genie nicht breitet, wäre die Möglichkeit, fünstlerisch zu genießen, Vollnaturen in der Kunst gewährt ist: der leidenschaftliche sonderlich verpflichtet. Ein eingefleischtes Barbarenthum ist nicht einem so großen Theil des Voltes verschlossen, Enthusiasmus und die weiche, sinnliche Anmuth. Mit Menzel froh, modern- weltmännisch sein zu dürfen; und in seiner Ein- dann konnte Menzel's achtzigster Geburtstag ein Voltsfest im stürmt die Phantasie selten davon; bildung heißt modern- weltmännisch sein: vor allen realen Macht- edelsten Stil werden. Statt dessen hört der große Künstler fast scharfem Auge ein Stück Wirklichkeit erspähtt, das ihn faktoren sich demüthig beugen und die ideellen treibenden Kräfte, nur hösische Willkommgrüße und füßliche Betheuerungen bürger- intereffirt, da befißt er die seltene Künstlerschaft, liebevoll mit überlegenem, steptischem Lächeln geringzuschätzen. Dies ein-| licher Blutokratie; und im Grunde machen selbst seine Kunst- und unbestechlich zugleich die charakteristische Umgebung zu er gewurzelte Barbarenthum wurde in seinen Anschauungen genossen eine frostige Verbeugung vor Adolf Menzel  . In den faffen. Das befähigte ihn dazu, ein Sitten- und Zeitschilderer gefestigt durch die einseitige Verherrlichung der Gewalt fahlen, nüchternen Räumen der Akademie Unter den Linden sind ersten Ranges zu werden, das macht seine hervorragendsten Gemälde und der Gewalterfolge, wie sie in der Periode nach etwa 170 Kunstwerke von Menzel zu schauen. Doch ist nicht blos zugleich zu Kulturdokumenten von äußerer und innerer Wahr­1870 sich breit machten, und zum Schluß war jeder Menzel allein vertreten, wie es seiner überragenden Bedeutung baftigkeit. Das ließ ihn ein Bild schaffen, wie sein Eisenwalz­Gesinnungs- Rowdy, der sich festgepanzert und unempfäng- im Kunstleben Berlins   und Deutschlands   gemäß gewesen wäre. werf, das wohl das stärkste Zeugniß für die Kraft des Künstlers lich wußte gegenüber dem freieren Wissen und der Kunst, noch Er wurde mit zwei anderen Achtzigjährigen zusammengekoppelt, mit ablegt; Menzel   war damals sechzig Jahre alt und der Sechzig­stolz auf seine Verhärtung und nannte sich einen Realpolitiker. Andreas Achenbach   aus Düsseldorf  , dessen Schaffen zwar für die jährige löfte das Problem: Wie sieht ein moderner künstlerischer Bezeichnend ist es, daß das Wort Spree Athen selbst in seiner deutsche   Landschaftsmalerei einen Gewinn, eine besondere Variante, Geist die moderne Industrie- Arbeit in all ihrer Bewegung? ironischen Bedeutung fast völlig aus dem Berlinischen Sprach aber fein allgemeines Fortschreiten bedeutet, und mit Julius Von seiner Unerbittlichkeit geht Menzel   nur dann ab, wenn gebrauch geschwunden ist. Schrader, einem Künstler, dessen Wirken mit dem Tag und der er auf die Epoche Friedrichs II. zu sprechen kommt. Da sind die Aber dann und wann an seltenen Feiertagen erinnert sich Mode verging. Zudem das nüchterne Arrangement! Wer Gegenstände für ihn, den Wirklichkeitsseher, in's Geschichtliche Berlins   gebildetes Bürgerthum seiner repräsentativen Pflichten. Lenbach's Sonderausstellungen im Münchener Glaspalast fennt, gerückt. Da eher macht sich die Neigung geltend, zu verschönen, Es giebt seine rauhe Werktagsstimmung auf und thut so wie muß sich der ernüchtert fühlen! Da marschiren Menzel's zu vergolden und zu verflären. Wie anders aber auf den ergözt, als wäre es vor Freude außer sich über die hehre Kunst, Bilder und Studien an den nackten Wänden eng nebeneinander Bildern aus der Gesellschaft, von denen jedes einzelne für sich die nun einmal so zu sagen mit zurechten Bildung" gehöre; auf, wie ein Trupp Soldaten in Reih und Glied. ein prächtiges Beweisstück ist. Selbst Haupt- und Staatsatte, und wie die alten Niederländer zur Zeit der Kirmeßluftbarkeit ihr Der Besuch der Menzel- Ausstellung ist trotz allem warm zu wie ungelogen stellen sie sich dar, verglichen neben einer Hof­à la Anton Werner  . fischblütig Wesen vergaßen und gründlich austobten, so wandelt empfehlen. Der Entwicklungsgang eines eigenwilligen, einsamen malerei Man sche das sich das werktägliche Pflegma des gebildeten Bürgerthums Berlins Künstlergenies von frühen Anfängen bis zu spätem Greifenalter große Krönungsbild: Wilhelm I.   zu Königsberg  . Welche bei Jubelfesten in Verzüdung vor den ideellen Gütern", den wird in höchst charakteristischen Proben offenbar. Der knappe Raum Theatralik hätte ein Kunstschmeichler hier schaffen können. Wissenschaften und den Künsten und ihrer Heroen. Die Spieß- gestattet hier nicht, auf Menzel's Echaffen eingehend hinzuweisen. Bei Menzel: Ein getreues Kulturgemälde. Steife, berlinische bürger, die man zu praktischer" Lebensauffassung erzogen hat Adolf Menzel's   Schaffen ist klar, in gerader Linie auswärts Hofweise. Eine Zeremonie, äußerlich voll strenger Feier­und die alles mit innerem Grauen zu betrachten lieben, was strebend, im großen frei von Irrungen und Wirrungen, wie sein lichkeit, innerlich farg bewegt und nüchtern; und nicht der gemeinen Nüglichkeit dient, werfen ihre Mützen in die Leben auch, das aus nichts bestand, als aus Arbeitsamkeit, und dieser uniforme Geist auf den Gesichtern! Fesselnd in seiner Lüfte und geberden sich, als wären sie trunken von Idealen. das von Romanen und Romanhaftigkeit so gar nichts zu er- Gewissenhaftigkeit ist ein anderes Zeitdokument, das leider nicht Ein solcher Jubeltag ist der achte Dezember. An ihm hat zählen weiß. Der Philifter mit seinen schiefen Vorstellungen vom ganz vollendete Gemälde Die Märzgefallenen". Wie ist da auf Adolf Menzel   fein achtzigstes Lebensjahr vollendet und Berlins Künstlerberuf und Künstlerdafein. als einem höheren Vagabunden- dem Gendarmenmarkt die mannigfaltige Erregung, wie der gebildetes Publikum huldigt dem greisen Künstler. Die Krone thum, fäme bei Menzel   nicht in geringsten auf seine Rechnung. Charakter der damaligen Berliner   Bevölkerung erfaßt! Diefer Huldigungen wird ein Festbankett in Kroll's Sälen bilden. Menzel ist zu Breslau   geboren. aber von der Weichheit und den Wie reich ist im allgemeinen Menzel's Wirklichkeitssinn! Schmähe mir noch einer den gebildeten Bürgersmann von Sentimentalitäten schlesischer Poeten und schlesischer Künstler Ein Blick auf den Substriptionsball ist ihm nicht weniger werth­Berlin. Eine Doppeltrone kostet die bloße Theilnahme an blieb er frei. Denn frühzeitig kam er in die härteste Bebensschule, voll, als ein Blick auf rastende Maurer  . Ein Bierkeller in der Jubelfeier und doch ist der Andrang des gebildeten in die der nackten Noth. Als Zwölfjähriger schon mußte München   interessirt ihn ebenso lebhaft, wie eine Touristengesell­und und zahlungsfähigen Publikums so groß, daß Hunderte er rastlos im Kunstgewerblichen arbeiten und für den Lebens schaft im Eisenbahnkoupee, ein Bäckerladen in Kissingen  , wie die und aber Hunderte von Gesuchen um Einlaß bei Kroll abgelehnt unterhalt seiner armen Familie mit sorgen. Das ging lange herrliche Piazza dei erbe zu Verona. werden mußten. Es ist auch zu erbaulich und schön, wenn ein Jahre so und die unausgesetzte Arbeit ward ihm später zur Wie er in seiner Runst auch technisch nach Universalität firebte, Abglanz von den Triumphen einer großen fönstlerischen Persön- Gewöhnung. Daß er früh im Handwerk jeder Art sich üben so konnte Menzel's ruhelofer, feiner Geist sich nicht genügen lichkeit auf den einzelnen Festtheilnehmer fällt und wenn von mußte, der Grundlage alles Könnens, lieh ihm später die er- lassen, etwa eine künstlerische Spezialität zu pflegen. Von berufenen und unberufenen Rednern, ja selbst von hohen und staunliche technische Sicherheit, die Schwierigkeiten kaum zu der launig gezeichneten Tischkarte bis zur eindringlichen höchsten Würdenträgern betont wird: Ja, er ist unser, der ge- tennen scheint. Seine bedürfnißlose Einsamkeit, gehoben durch Historie von Der Toilettenstudie bis prächtigen feierte Mann, stolz dürfen wir ausrufen, er ist unser." äußere Einflüsse, gestattete es ihm, sich zur Künstlerschaft hohen Männertöpfen, von Architekturmalerei bis zu den Ver Vielleicht wird man Adolf Menzel   im Ueberschwang der Be- Stils vorzubereiten. Hunderte von seinesgleichen wären unter suchen, landschaftliche Stimmungsreize hervorzurufen, überall geisterung noch als Erzieher für sich reklamiren, als einen fünstanderen Umständen verdorben, hunderte tros des albernen Sprich- begegnet man Menzel's fünstlerischer Beweglichkeit. Go lerischen Lehrmeister für preußisches Empfinden. An anderer wortes: das Genie bricht sich immer Bahn, im Handwerksmäßigen gewann feine Künstlerschaft Weltruf; und als die bildende Kunst Stelle dieses Blattes ist vor kurzem darauf hingewiesen worden, stecken geblieben. Eine besondere Lebenszähigkeit steckt in dem abnorm in Preußens Hauptstadt jämmerlich darniederlag, als klägliches wie wenig Menzel's künstlerisches Dasein sich mit irgend fleinen Körper Menzel's. Die ausgiebige Noth gab seinem Wesen das Epigonenthum allein zu herrschen schien, da war es der einfame einem eingebildeten Preußenthum" zu identifiziren suchte. Ein herbe Gepräge; dazu das merkwürdige Aeußere, das ihn der Menzel allein, den die Außenwelt mit Respekt begrüßte. Gr Künstlergenius, der über so umfassende Ausdrucksmittel verfügt, Geselligkeit nicht näher brachte und von ablenkenden Lebens- allein in seiner besonderen Kraft fonnte nach außen hin den Trost wie Adolf Menzel  , fann nicht lokalpatriotisch, noch von anderen genüssen, Abenteuern und Liebesgeschichten fernhielt! Go fam vermitteln: Noch ist Kunst lebendig in Berlin  . patriotischen Gesichtspunkten aus gemessen werden. Wohl ge- es, daß er mit troziger Arbeitsenergie fein Leben sich gestaltete,

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