Ein Streit in Sachsen vor fünfundzwanzig Jahren.
In diesen Tagen find 25 Jahre verflossen, seitdem die Unternehmer in dem sächsischen Weberstädtchen Crimmitschau 8000 Tertil arbeiterinnen und Textilarbeiter auf die Straße sezten. Damit begann jener denkwürdige Kampf, der dem Namen Crimmitschau Inhalt gibt. Rund 24 Wochen dauerte das Ringen, und Millionen von Arbeitern in allen Ländern kämpften den Kampf der 8000 in Crimmitschau mit.
Man wollte in Crimmitschau vor allem die aufstrebenden Gemerkschaften treffen. Hinter diesem Willen, hinter dem AusSperrungsbeschluß der Crimmitschauer Tertilfabrikanten stand das deutsche Unternehmertum; in dieser Form und in dieser Weise zum erstenmal Man wollte sich die Geister, die kühn die Verkürzung des Arbeitstages als ihr gutes Recht forderten, mal faufen; man wollte ein Exempel statuieren. Crimmitschau sollte ein 3 minguri werden; die Gewerkschaften sollten zur Kreuze friechen, sollten sich für immer zur Ohnmacht abfämpfen; der tiefe Glaube der Massen an die Gewerkschaften, an die Macht der Organisation, an das: Ver eint sind wir mächtig, vereinzelt sind wir nichts!" sollte, für immer erschüttert werden. Die junge Arbeiterbewegung in Deutschland sollte sich eine vernichtende Niederlage holen..
Geworden ist aus Crimmitschau ein mächtiges Signal für die gesamte Arbeiterbewegung. Wohl mußte man den Kampf nach 24 Wochen liquidieren. Der Zehnstundentag wurde den Kämpfenden nicht zugestanden. Aber die deutsche Arbeiterbewegung erlitt in Crimmitschau eine jener merkwürdigen Nieder lagen, für die die Geschichte eine Reihe von Beispielen birgt; Niederlagen, die hundert Siege wert sind. Crimmitschau wirtte wie eine laute Fanfare, die Hunderttausende medte. Die bei fpiellose Entwicklung der großen gewerkschaftlichen Zentralverbände nach der Jahrhundertwende datiert von Crimmitschau . In der Atmosphäre von Crimmitschau schlug auch die Sozialdemokratie ihre erste große Wahlschlacht, die Reichstagswahl von 1903, fommt auf das Konto Crimmitschau . Heute noch, wo sich die Tage non Crimmitschau zum 25. Male jähren, gelten die Berse des Arbeiterdichters Preczang:
Zukunft, sie wird sich gestalten, Brüder, zu herrlichem Bau, Wenn wir zusammen stets halten Wie einst in Crimmitschau .
Wie es zur Aussperrung in Crimmitschau fam? Man schrieb das Jahr 1903, stand mitten im Maschinenzeitalter mit seiner ungeheuren Produktivitätssteigerung. Die Unternehmerrente wuchs; in welchem Maße, dürfte am besten die Tatsache beweisen, daß der Maschinenpart, mit dem die Textilindustrie heute noc) produziert, schon damals vorhanden war. Da begehren die Broleten auf. Sie, die 13 und 14 Stunden schuften, verlangen den Zehn stundentag. Behn Stunden Arbeitstag, oder mir streifen!" Aus dem Unternehmerlager hallt es zurück: Unmöglich und untrag bar; die ganze Industrie ginge zugrunde. Es ist gerade heute ungemein interessant, wenn man die Leipziger Neuesten Nachrichten zur Hand nimmt und jene vergilbten Nummern aus den Juli- und Augufttagen 1903, aus den Tagen des Crimmitschauer Konflikts, nachlieft. Haarscharf wird bewiesen", daß die Crim mitschauer Industrie zusammenbreche, wenn die Unternehmer nach geben. Die Forderung nach dem Zehnstundentag mutet dem Schreiber der Crimmitschauer Leitartikel in der Leipziger Neuesten" wie ein Todesurteil für die sächsische Tertilindustrie an, und die Gemertschaften werden als Saboteure, als Attentäter der deutschen Wirt schaft denunziert. Man lieft mit innerem Behagen diesen Erguß von vor 25 Jahren und bedauert den Aufwand, der hier unnüz ver tan ward. Nun, die Textilarbeiter in Sachsen sind auch mit dem damals heiß umfämpften Zehnstundentag nicht zufrieden gewesen; fie haben den Achtstundentag durchgesetzt und werden weiß wie bald, und die Technit raft schnell einmal fe chs Stun den arbeiten. Und die sächsische Industrie floriert und wird flories Aber der Botabelschak fächsischer Syndizi ist nicht über das Maß von 1903 herausgekommen.
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So traten die Weberinnen und Weber in Crimmitschau im erften Drittel des Monats August 1903 in den Streit. Dieser Streit hatte es in fich. Er brachte gewissermaßen Offenbarungen, dokumentierte,
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daß sich die Fronten im Arbeitskampf innerlich wan delten, daß die Massen zum Klaffentampf reif geworden. Eine Erziehung von drei Jahrzehnten durch die moderne Arbeiterbewegung, durch Gewerkschaft und Partei machte sich geltend. So ging die deutsche Arbeiterbewegung in ihre große Feuerprobe. Es gab teine de- und wehmütigen, von der Gnade einer hohen Behörde alles erwartenden Weberdeputationen mehr, denen Lassalle vor noch nicht allzu langer Zeit den Weg zum alten Kaiser in Berlin ebnete; feine Kaiserdelegierten, aber auch feine Maschinenstürmerromantit, wie noch vor 15 Jahren in den großen Bergarbeiterstreits. Es wurde gestreift, haargenau nach den Sagungen des Verbandes der größten deutschen Scharfmacherorganisation, der rheinisch- westfälischen, dem jezigen Langnamverein, sprachen die Redner mit eng: lischer Erfahrung auf einer außerordentlichen Tagung von der eng= lischen Krankheit, die nach Deutschland eingeschleppt worden fei. Sie hatten Grund und Ursache dazu. Schon seit Jahresfrist gab es in den sächsisch- thüringischen Textilbezirken Streiks, die 10, 11 und 14 Wochen dauerten. Gingen die Streifs hier zu Ende, so flammten sie dort wieder auf.
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Nach den Textilarbeiterkämpfen in den Jahren 1902/03, Glauchau , Meerane usw., schweißte Geheimrat Bogel , maßgebender Textilindustrieller in Chemnih, die Unternehmer im Königreich Sachsen zu einer Kampfesorganisation zusammen; sie sah für den Fall und dieser Fall war Crimmitschau bei dem gesamten deutschen Unternehmertum Rückversicherung vor. Als die Crimmitschauer Fabrifanten die Aussperrung beschlossen, stand die gesamte deutsche Industrie hinter ihnen, stand vor allem der ganze staatliche und Polizeiapparat zu ihrer Berfügung. Zum erstenmal begann man in Deutschland Streifs zu befämpfen, wie wir das ja später noch zur Genüge fennenlernen sollten. Man verbot, am Vorabend der Aussperrung, die Versammlungen der bereits im Streif stehenden Tertilarbeiterinnen und Tertilarbeiter; die Streifenden aber wußten sich zu finden, und ihre Solidarität blieb uner schüttert. Die Aussperrung dauerte dann 4, 5 und 10 Wochen; die Weber aber trochen nicht zu Kreuze. Man trieb ihnen ihre Wohnungen ab; mit dem gleichen Er folg. Und man schickte schließlich Gendarmerie und verhängte zu guter Leht den fleinen Belagerungszustand; aber die Weber st an den und harrten aus! 24 lange Wochen lang.
Die Blockade finnischer Schiffe.
Bor einem dänischen Hafenarbeiterstreif.
Kopenhagen , 11. Auguft.( Eigenbericht.)
Nach den Aeußerungen des Vorsitzenden des dänischen Arbeite:- verbandes Lyngfie werden fih jetzt auch Deutschland , England und Holland an der Blockade gegen finnische Schiffe aktiv beteiligen. Die Blockade durch die dänis he Arbeiter. schaft ist am 10. Auguft aufgehoben worden, nachdem das staatliche Schiedsgericht die Blockade für ungesetzlich erklärte. Daraufhin hat der Vorstand der dänischen Arbeiter verkünden lassen, daß eine Borstandssitzung einberufen werde, die aufgefordert werden soll, den allgemeinen Hafenarbeiterstreik in Dänemark zu erklären.
Diese Maßnahme soll getroffen werden, um die Rechte der dänischen Arbeiterschaft gegenüber diesem Schiedsspruch zu wahren. Der Vorstand des Arbeiterverbandes führte aus, daß durch den Standpunkt des dänischen Schiedsgerichts die dänische Arbeiterſchaft fih nicht an ausländische Streifs, hervorgerufen durch Lohnzwiftigfeiten, weder direkt noch indirekt einmischen dürfe. Die Rechte der dänischen Arbeiter würden dadurch sabotiert. Außerdem hatte man sich in Kopenhagen nichtorganisierter Schauerleute während der Blockade bedient.
Der Unternehmerverband hat inzwischen das staatliche Schiedsgericht ersucht, gegen die Maßnahme des Arbeiterverbandes sofort einzuschreiten Der dänische Justiz minister sieht die Situation für sehr ernst an, da ein augenblicklicher Hafenarbeiterft: eit in Dänemark das Erwerbsleben des Landes schwer schädigen müßte, da jetzt vor allem der Export dänischer landwirtschaftlicher Produkte Dor fich geht. Ueber den Ausgang der Angelegenheit herrscht noch völliges Dunkel.
Ranada gegen den Zuzug.
Die englische Regierung wollte bis zum 18. August 10 000 arbeitslose Bergarbeiter nach Kanada schicken, die dort zunächst Erntearbeiten verrichten und sich dann dauernd niederlassen follten. In Kanada fand man, daß der Gesundheitszustand der englischen Arbeitslosen derart schlecht ist, daß dem größten Teil von ihnen die Einreise verweigert werden müsse.
Da Kanada nur Tuberkulose und Geschlechtsfrankheiten als Ausschließungsgrund fennt, müßte alfo die Lubertulofe unter den zuziehenden englischen arbeitslofen Bergarbeitern start ver breitet sein.
Achtung, Silberarbeiter! Die Arbeiterschaft der Firma Silberwarenfabrik Jarosinsky und Baugoin, Wien VII, Bieglergaffe 24, befindet sich in einem Streif. Die Firma versucht, in Deutschland Streifbrecher anzuwerben. Bor Zuzug wird gewarnt. Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin ..
Freie Gewerkschafts- Jugend Groß- Berlin
Heute, Conntag, Dampferfahrt nach Biegenhals bei Zeuthen . Abfahrt 7 Uhr ab Waisenbrücke. Morgen, Montag, Zusammenkunft ber Hamburgfahrer- Restzahlungen sind bis zum 15. August bei dem Gruppe Zentrum und Gruppenleiter oder in der Jugendzentrale zu leisten. Rorbring: Sport und Spiel auf dem Sportplag Cantianstraße, an der Schönhauser Allee.
straße s Samburgfahrer im Parterrefaal des Metallarbeiterverbandes, Linien
Die Wirkung dieses Kampfes auf die Arbeiterschaft war tief und gewaltig. Die moderne Arbeiterbewegung hat längere und schließlich auch erbittertere Kämpfe geführt; jedoch ein zweites Crimmitschau , niemals einen Kampf von solch grundsäglicher Bedeutung wie den in Crimmitschau . Staunend hörte man von den Webern, die 12, 16 und 24 Wochen trogten, und ahnte die Kraft, die sie hielt, die Solidarität der Werftätigen, die Macht des Vereinigtseins. Man sang damals zu befannten Melodien Texte auf Crimmitschau ; englische und amerikanische Zeitungen brachten nom Weberkampf Situationsberichte. Die gesamte Arbeiterschaft tämpfte diefen Kampf. In Berlin brachte damals die Arbeiterfchaft täglich 17 000 harte Mart auf für Crimmitschau , und in Westfalen richteten die Bergleute nach firchlichem Muster Opferstöde ein. Und es wurde an den Zahltagen gern und reichlich gegeben. och mußte Crimmitschau liquidiert werden. Nicht weil Und doch der Opfermut der Arbeiterschaft erlahmte, nicht weil es Weberinnen und Weber dort unten in Sachsen leid wurde, sondern der Kampf ging an der Arbeiterschaft selbst zu Ende. Es fanden sich mit der Beit genügend Streifbrecher, so daß er feinen Sinn mehr hatte. Die Gewerkschaften zogen entschlossen und rechtzeitig die richtige Schlußfolgerung und liquidierten nach 24 Wochen unerhörten ErDen follettiven Arbeitsvertrag und den Zehnstundentag lebens. haben die Crimmitschauer damals nicht bekommen. Aber die Sieger waren die Kämpfer von Crimmitschau , die Gewerkschaften. Der Deutſche Textilarbeiterverband, der am 19. Auguſt in Leipzig Die mag:„ hythmit und Gymnafil. 25. Wiederkehr der Tage von Crimmitschau feiern wird, konstatiert, daß der Aufschwung des Verbandes mit Crimmitschau begann. Und diejenigen, die von den Ueberlebenden in Crimmitschau noch sind und die am 19. August in Leipzig weilen, werden von der Stärte und von der Kraft und der Macht der deutschen Arbeiterbewegung und Berlagsanstalt Baul Ginger u Co., Berlin SW 68. Lindenstraße B Friedrich Dit. zeugen!
Jugendgruppe des Zentralverbandes der Angestellten Morgen, Montag, finden folgende Beranstaltungen statt: Hermannplay: Jugendheim Sobrecht Ede Ganderstraße." Luftige Geschichten." Rorben: Jugendheim Rastanienallee 81. Reistagsfigung." Tempelhof : Jugendheim der Schule Germaniaftr. 4/6. Bortrag: Gerhart Sauptmann." so Referent Dr. Mar Schütte. Charlottenburg : Jugendheim Nofinenftr 4. Bor. Der Jugendbezirk Rordwest spielt auf dem Sportplag Bremer Straße.
Berantwortlich für Politik: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhäfer; Gewerkschaftsbewegung: Fr. Egtorn; Feuilleton: R. S. Döscher; Lokales and Sonstiges: Fris Raritäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruderet Sierzu 3 Beilagen und Unterhaltung und Wissen".
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