Gonnias 12. August 1928
Unterhaltung unü AVissen
Beilage' des Dorwörts
Der Salonwagen. Erlebnisse eines Eisenbahners aus vergangener Zeit.
Die Geschichte, die ich mir von meinem Bater immer am kebsten erzählen ließ, war so: „Also, was ich noch erzählen wollte, hör mal zu. Junge, ich fuhr damals als ziemlich junger Zugführer die D-Auge von C-Harlottsn- durg nach Oderbcrg, dahinten an der österreichischen Grenze. Jetzt ist es ja wohl Tschechoslowakei . Hin und zurück machte sechsund- dreißig Stunden Dienst, eine Paus« natürlich dazwischen. Einmal kommen wir nach Vreslau. Die Reisenden steigen aus und ein, wollen Auskünfte, haben Beschwerden. Die Schaffner haben dies und dos, ich erledige olles, mache meine Meldungen, und es wird allmählich Ruhe am Zug. Aber gleichzeitig ist es auch un- gefähr Abfahrtszeit geworden. Ich gehe langsam wieder nach vorn zu meinem Packwagen, denn es handelt sich mir noch um Sekunden, und wenn der Zeiger auf die volle Minute springt, muß ich meinen Zug fertig melden. Ich bin gerade vorne und vergleiche meine Uhr, die schon so weit ist. mit der Bahnhofsuhr. „Sagen Sie mal, Sie find wohl noch nicht lange Zugführer, daß Sie hier rumstehen, statt Ihre Pflicht am Zuge zu tun?" Der Herr Obcrbohnhofsvorsteher! „Am Zuge ist alles erledigt, Herr Oberbahnhossvorsteher. Aber jetzt ist Abfahrtszeit," sage ich, und„Fertig", brülle ich. Der Dienst- habende hebt die Fliegenklatsche. „So? Sie kennen wohl Ihre Dienstvorschriften nicht?" Der Zug fährt an. „Meine Dienstvorschrift verlangt, daß ich zur Abfahrtszeit den Dienst am Zuge schon erledigt hoben soll, Herr Oberbahnhofsvor- sicher, dos habe ich getan," sage ich und springe auf. „Ich werde Sie im Auge behalten!" schreit er mir nach. Wir rollen zum Bahnhof hinaus. Jedesmal, wenn ich jetzt mit meinem Zuge durch Breslau kam, war der Herr„Ober" persönlich da und paßte mir auf die Finger. Dabei hat er mit dem Fahrpersonal gar nichts zu tun. Versteht sich, kam ich nachts durch, schlief er. Sowest ging seine Liebe zu mir dach nicht. Aber dos Vergnügen dauerte mich nur ein paar Monate, dann passierte etwas, daran denke ich heute noch mit Vergnügen. Es war ein Sonnabend. Ich hatte den D-Zug Z438, der den durchgehenden Wagen von Bukarest her mitbringt. „Na," denk« ich. wie wir in Breslau einfahren,„Bei dem Betrieb heut« wird der Herr Ober wohl auch mehr zu tun haben, als rumzustehen." Ich raffe meine Papier « zusammen und springe auf den Bahnsteig, um erst mal den Diensthabenden abzufertigen. Ein Haufen Menschen auf dem Bohnsteig.„Nami, was ist denn hier las?" Da kommen auch schon die beiden auf mich zugestürzt, der diensthabende Assistent und der Herr Ober. Beide in Gala. Putzig sah das aus. so'n mächtiger Dreispitz, langer Rock mit einer Menge Knöpfe, weiße Handschuhe. Degen an der Seite, so wollen Eisen- bahner Dienst machen. Ra� als ich. inal Kaisers Hofzug fuhr, mußte ich mich ja sogar am Zuge so immqüetscheir. Und aufgeregt waren sie:„Sie müssen sofort den Bukarester Kurswagen abhängen lasten! Die Reisenden müssen Sie im Zuge unterbringen! Wir müssen einen Salonwagen in Ihren Zug ein- stellen! Kaiserliche Hoheit und Gemahlin fahren mit nach Berlin !" „Ist ja gar incht nötig, Herr Oberbahnhofsvorsteher, ich habe Bloß 44 Achsen am Zug, da kann ich doch den Salonwagen einfach aufnehmen." .Als Zugführer müßten Sie wissen, daß der Salonwagen sechs Achsen hat, und daß Sie mit Sli Achsen nicht fahren dürfen, Sie fahren doch mit 80 Kilometer, nicht? Da dürfen Sie mir 48 Achsen hoben. lind der Kurswagen ist auch fechsachsig. Also abhängen!" Nu hatte er mirs aber mal gegeben. Aber ich sagte ihm ganz ruhig: „Für die Zugbelastung zählen aber laut Betriebsoorschrift die sechs Achsen nur als vier. Und 44 Achsen und vier dazu macht 48. Und außerdem, wenn wir hier rangieren, kriegen wir Verspätung wid die Reisenden versäumen in Liegnitz und Guben die Anschluß- Züge. Und dann ist heute Sonnabend, da brauch« ich jeden Wagen, um den Verkelzr aufzunehmen." „Wir müssen in erster Linie Rücksicht nehmen auf Kaiserliche Hoheit. Der Kurswagen bleibt hier." „Aber ich brauche meine Wagen. Wo sollen in Liegnitz die bleute hin, wenn hier schon die Gänge vollstchen?" „Hören Sie auf jetzt und hin Sie. was Ihnen gesagt n'-d. Soll ich mich von Ihnen belehren lassen? Sie scheinen ja ein ganz wider- horstiger Mensch zu sein!"" Na ja, was macht man mit so einem Menschen, der sich durch- vus als Vorgesetzter fühlen muß, und dem sogar die frischgeplättete �alahose schlottert, wenn Kaiserliche Hoheit mit der Eisenbahn zu fahren geruht. Also der Wagen wurde abgehängt. Waren die Reisenden wütend! Ganz klar, fahren tagelang und müssen auf einmal den halben Weg stehen. Und natürlich kamen alle zu mir. „Unerhört!" „Schweinerei!" „Beschwaren— l „Verschaffen Sie mir einen Platz!" -„Ich verlange einen Sitzplatz!" „Ich habe in Bukarest für drei Personen Platzkarten bezahlt!" „Beschweren Sie sich, sagte ich jedem einzelnen. No, war das ein Rummel. Bis glücklich der Kurswagen ab �ar und der Salonwagen dran, und Kaiserliche Hoheit drin, und die hohen Herren ihre Bücklinge angebracht und der Lokomotivführer leine Bremsprobs gemocht hatte und wir endlich loskamen, hotten �'r unsere zehn Minuten Verspätung aus dem Halse. Hatte ick) ein« Wut, als ich in meinen Packwagen kletterte. kommt so«in Mensch, der keine Ahnung hat vom Betrieb und �?cht so'n Kohl. Uedrigens, fiel nur ein. wenn jemand von Kaisers �lstährt, dann muß doch ein höherer Beamter von der Eisenbahn-- Sektion de« Aug begleiten. Warum Hab ich denn von dem nichts l�Merkt? Dann hätte der doch eingreifen können. Da kommt schon ganz aufgeregt einer van meinen Schaffnern. w.„Herr Zugführer, der Oberbourat Berg von der Direktion "Oeslau fitzt gleich hier vorue in der ersten Klaste." „Großartig!" Ich meine Mütze auf, die rote Tasche wieder noch einen Blick nach vorn und hinten: Lokomotive und Zug � Ordnung. Schlußsignale noch da, und hm. Jfmtt Oberbauvat Berg?"
„Bitte." „Zugführer X. Dienststelle Charlottenburg ." „Danke. Ist denn nun om Zug alles in Ordnung?" „Nein, Herr Oberbaurot." Und ich erzähle. „Ich weiß, ist stand daneben, als sie sich zankten, aber ich dachte, es wäre nicht so schlimm. Hm, was machen wir denn da?" „Die Reisenden stehen jetzt schon im Gang, in Liegnitz kommt am Sonnabend der Hauptandrang. Wir müssen unbedingt wieder einen Wogen ausnehmen." „Hm, na dann veranlassen Sie das." „Dos kann ich vorher nicht. Wir halten erst in Liegnitz ." „Hm, fluchte Schweinerei. Na, sehen Sie zu, was Sie machen können." „Und wie begründe ich die Berspättmg?" „Schreiben Sie, wie es war." Ich gehe wieder in meinen Packwagen und überlege immer: „Wie kannst du bloß Liegnitz benachrichtigen?— Hm, wirst mal versuchen,. eine Meldung abzuwerfen." Ich schreibe also einen Zettel und wickle ihn um einen alten Schraubenschlüssel. Indem donnert niein Zug schon über Weichen. Ich rann an die Türe, und während wir an dem Bahnsteig irgend so einer mittleren Station vorbeifegen, brülle ich und winke dem Diensthabenden zu und werfe ihn mein Eisen vor die Füße. Aber das Donnern der Räder verschlingt mein Geschrei, und durch die Wucht der achtzig .Kilometer fegt das Ding mit meinem Zettel über den halben Bahn- steig hin, und der hat von mir nichts gesehen und gehört, denn er stcht, natürlich in Gala, mit der Hand am Dreispitz und der Ras« zum Himmel,-denn Kaiserliche Hoheit ist ja im Zuge. Wir kommen also in Liegnitz an. Ich raus und dränge mich durch das Gewühle— beinahe noch schlimmer als ich erwartet hott«— zum Ober, der aufgeregt wie«ine Ätucke mit Dreispitz und Degen da herumläuft und höchst eigenbeimg den Dienst versieht. „Herr Oberbahnhofsvorsteher, ich mutz unbedingt einen Ber- stärkungswagen mit dritter und zweiter Klasse aufnehmen." „Umnöglich! Sie haben ja schon 10 Minuten Verspäwngl Lassen Sie mich zufrieden! Ich habe keine Zeit!" Aber diesmal habe ich Hilfe. Denn der Herr hinter mir. bar- häuptig aus dem Abteil gesprungen, klopft ihn auf die Schulter: „Tun Sie, was der Zugführer jagt." Der Ober ist verblüfft.
„Herr Oberbourat Berg von der Direktion Breslau, " stelle ich vor. Der Ober klappt zu einer Verbeugung zusammen. Als er wieder hochkommt, versucht er, irgendeine Einwendung zu stottern. Aber der andere wartet erst nicht darauf. „Tun Sie, was der Zugführer sagt, ich habe mich überzeugt, daß der Mann sein Handwerk versteht." „Jawohl,.Herr Oberbmirat!" Damit stürzt er davon, denn er hatte doch wenigstens Respekt. Natürlich läuft er nach der falschen Seite. .„Holt, hier, Herr Oberbahnhofsvorsteher, da vorn steht der Verstörkungswagen, hinter dem Eilgüterschuppen!" Denn wenn ich drei Jahre long beinahe jeden Tag vorbeikomme, dann kenne ich doch meine Strecke. „Iaja, richtig, richtig," und er stürzt nach der anderen Seite. Ich lasse ihn lausen und greise mir meinen Wagenwörter, der koppelt die Lokomotive los, gleich mit Post- und Pockmagcn dran, derweil« schicke ich einen Schafsner zum Stellwerk, und ehe der Herr Ober weiß, wo er eine Maschine und einen Rangierer her- nehmen soll, da bin ich mit meinen Leuten schon dran an dem Wagen— was? Ja, die mif dem Stellwerk hoben auch gewußt. wie sie ihren Dienst zu machen hoben— sind auch schon zurück, koppeln an, und wissen nun wenigstens, wie wir die lieben Reisenden unterbringen sollen. Alier das Geschimpfe vorher! Und die erst, die ihren Amchluß versäumt hatten! Und natürlich kommen alle zu mir.„Beschweren Sie sich, meine Herrschaiten," sagte ich. Naja, was soll weiter sein? Der Kronprinz? Der hat sich weiter nichts draus gemacht. Der hat am Fenster gestanden. Eäcilie hm Bonbons unter die Iungens geworfen— weiß der Denbsl, wo die immer her- kommen— für die beiden war das ein Hauptspaß. Sone Leute würden sich ja auch bloß halb so haben, wenn die Speichellecker nicht so um sie nimwären.-Das muß ja den Menschen zu Kops steigen. Na, wir kamen denn auch glücklich nach Berlin , der Lokführer ist gerast wie irrsinnig und hat die Verspätung ja auch ziemlich aus- geholt, aber Beschwerden hat es tratzdem gehagelt: denn in Guben kamen wir noch zu spät zu den Anschlüssen. Und dann mein Fahrbericht: Ab Breslau 10 Minuten, ab Liegnitz 17 Minuien Verspätung, weil gegen meine Einwendungen der Herr Ober usw. Und dann der Bericht von dem Oberbaurat. Na die Zigarre! Wenn ich seitdem durch Breslau kam, dann war kein Ober- bahnhofsvarsteher mehr zu sehen. Und war er zufällig mal da, dann verschwand er unauffällig. Mein Vater ist längst pensioniert. Aber diese Geschichte erzählt er heute noch so gerne, wie ich sie höre. Paul Kaltenborn.
Moderne Monster-Rennwagen.
Von H. Hesse, Jim �ork.
Vor kurzem fand der amerikanlsche Rennfahrer Frank Lockhart den Tod. als er mit über 200 Meilen Stundengeschwindigkeit auf der Rennbahn zu Daytona in Florida dahmbraust«:(«in« Meile ist 1.8 Kilometer).. m„, Mit demselben Wagen erlebte er bereits einige Wochen vorher ein Abenteuer, als Hauptmann Campbell es mit seinem„Blauen Vogel" auf fast 207 Meilen brachte. Gleich im Anschluß versuchte Lockhart, diesen Rekord mit seinem„Schwarzen Habicht" zu brechen. Wöhrend er jedoch mit einer Geschwindigkeit von 223 Meilen dahin- brauste, geriet er aus dem Kurs und sauste mit seinem Wagen in den Ozean. Damals hatte er mehr Glück, denn er kam mit dem Leben davon. Campbell brach den Rekord von 203 Meilen, den im vorigen Jahre der englische Major Segrave ebenfalls zu Daytona aufstellt«. Er hatte einen für diese Zwecke besonders gebauten Rennwagen, das„Mystery S", der bei einem Gewicht von 4 Tonnen 1000 Pferdestärken entwickelle. „Blaue Bogel" und„Mystery S" sind eigentlich Geschosse, nur daß sie ihre Triebkraft selbst entwickeln. Wie groß würde ine Durch- schlagskraft eines tausendpferdigen Geschosses sein? Würde es in seiner höchsten Geschwindigkeit jäh aufgehalten, so wäre sein« Schwungkraft groß genug, um 50 Stahlstangcn von einem Quadrat- zoll Dicke und einem Fuß Länge zu zerbrechen! Mit diesem Rekord von 207 Swndenmeilen(350 Kilometer) dürfte das Landsahrzeug seine Möglichkeiten für längere Zeit er- schöpft haben. Für Flugzeuge ist allerdings die Höchstgeschwmdig- keit noch nicht abzusehen. Die Form spielt bei der Erzielung großer Geschwindigletten «ine wichtige Rolle. Die bloße Kraft allein tut es nicht. Nur im Verein mit zweckentsprechender Form eiitfaltet sie ihre Wirksamkeit. Es wurde von Flugzeugbauern schon frühzeitig erkannt, daß geringe Kraft bei guter Form großer Kraft in schlcchtgesormtem Fahrzeug leicht Überlegen ist. Der Erbauer des Eiffelturmes war emer der ersten, der diese Tatsache betonte. Eissel warf Körper verschiedener Form von seinem Turme in die Tiefe und maß sargiöltig den Widerstand, den sie der Luft baten. Unter anderem stellte er fest, daß der Luftwiderstand eines Zylinders mit halbkugelformigen Enden nur«in Fünftel dessen betrug, den ein« Röhre mit flachen Enden bot. Bei Landfahrzeugen liegt die zweckentsprechende Form»och sehr im argen. Ein Eisenbahnzug ist heut« im Grunde nichts an- deres als eine Reihe länglicher Kijten, die mit Rädern versehen find. Soll ein Zug bedeutend höhere Geschwindigkeiten erzielen und ansehnliche Kraftmenaen ersparen, so muß er«in« viel zweck- entsprechendere Form hoben. Haltte gehen nicht nur durch Reibung allein trotz Schmierung aller beweglichen Teile 10 Prozent verloren, sondern auch das Nehmen von Steigungen sowie das Anfahren bis zur vollen Ge- schevindigkeit verschlingen weitere Krastmengen. Der größte Auf- wand an Kraft wird jedoch durch den Luftwiderstand bedingt. Ein Rennwagen bewegt sich in einem Orkan, den er selbst erzeugt. In der Tat erreicht ein Orkan nur selten eine Stundengeschwindigkeit von 200 Mellen, wobei er natürlich die berührten Landstrich« vcr- wüstet. Bäume entwurzelt und Gebäude zerstört. Diese Mnnster-Rennwagen würden den schnellsten Eifenbahn- zug überholen, fast als stände er still. Wie schnell«in Zug fahren kann, steht nicht genau fest. Der.Lwaiizigste-Johrhundert-Expreß". der zwischen New Hark und Chicago verkehrt, legte einst 75,28 Meilen in einer Stunde zurück. Ein Zug in Burlington erreichte 1002 auf einer Strecke von 14 Meilen eine Stundengeschwindigkeit von 08,7 Mellen. Am 0. Mai 1004 soll ein Zug der Großen West- bahn in England es aus 102,3 Meilen gebracht haben. Eine Loko- motiv« der New Harter Zenttalbahn erzielte(80.?>13 Meilen. Die Ueberwindung des Luftwiderstandes ist nach Major Segrave da« Geheimnis der fast phänomenalen Geschwindigkeit
des„Mystery S".- Di« Form des Rennivo-gens ist lue einzige Ab.. weichung von dem üblichen Bau des Kraftwagens. Konstruktton; und Lagerung der Motorc sind fast unverändert. Es war noch Ansicht der Erbauer die t> Fuß lange Nase, die die hohe Geschwin- digkeit ermöglichte. Der Wagenkörper oerdeckte die Räder und preßte die Luft aufwärts. Der Luftwiderstand verschlingt Kraft. Das klingt einfach und, es mag scheinen, als hätte es nicht viel zu bedeuten. Allein nirgends trützt der Schein mehr als hier. Wenn ein Kraftwagen 20 Pjerde- träjte braucht, um 30 Meilen in der Stunde zurückzulegen, so mag es scheinen, als könnte man es mit 40 Pj'erdekräften auf 60 Meilen bringen. Wäre es so einfach, Geschwindigkeit zu«rzieleii, so wür- denden alle Züge 100 Meilen zurücklegen. Allein der Luftwider- stand nimmt nicht zu wie 1, 2. 3, in arithmetischer Progression. sondern in geometrischer Progression, wie 2, 4, 8. Um die Ge- schwindigkeit von 30 auf 60 Meilen zu steigern, ist nicht die dop- pell«, sondern die achtfache Kraft erforderlich. Außerdem muß Windstille herrschen. Bei Gegenwind sind noch weitere bedeutende Krastmengen erforderlich. Das„Mystery S" hat ein Gewicht von 4 Tonnen und ent- wickell 1000 Pferdekräfte. Es bedarf in der Tat titanischer Ge- wall, um 8V Zentner mit einer Stundengeschwindigkeit von 350 Kilometer vorwärts zu treiben. Wäre das Fahrzeug weniger zweck- entsprechend gebaut, so wäre eine noch größere Kraftmenge er- forderlich gewesen. Was hat nun die Oesfentlichkeit für ein Interesse an solchen Schnelligkeitsrekorden? Es dürfte nicht viele Leute geben, die in dem Autobus des Majors Segrave mit 350 Kilometer Geschwin- digkeit jähren möchten. Und doch ist die Möglichkoll nicht von der Hand zu weisen, daß in Zukunft ein solcher Schnellverkehr zwischen tjrohen Städten bestehen wird. Das Flugzeug leistet zwar Großes im Personenschnellverkehr aus weite Entfernungen, doch der weit- aus größte Teil des Schnellverkehrs verbleibt bisher dem Lande. Die Eisenbahnen kämien es nur durch eine ganze Reihe von Störun-- gen im übrigen Betriebe ermöglichen, Schnellzüge laufen zu lassen, wie etwa zwischen New Hark und Chicago . Könnte dieser kost-' spielige Schnellverkehr von einer �Kraftwagenlinie übernommen werden, so wäre dies mit einem Schlage von großer praktischer Bedeutung.__ Warum Rockefeller Wohttaiigkeit übt. Der alte Rockefeller, der bekanntlich viele Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gestiftet hat, ist nicht immer sehr freigebig: er Hot nomlich die Angewohnheit, Kinder und Bettler, denen er begegnet, ein nagelneues Zehncentstück in die Hand zu drücken, und eine Gabe von 42 Pfennigen ist für einen Milliardär ein wirklich knapp bemessener Beweis von Mildtätigkeit. Aus Amerika wird min berichtet, daß der Petraleumkönig in der letzten Wache seinem Herzen«inen Stoß gegeben hat, indem er 60 Kinder aus einmal mit Zehncentstücken beglückte. Er hat sich also den Spaß 6 Dollar kosten lassen: ober Rockefeller gibt �nichts ahne Gegenleistung, und die besteht bei solchen kleinen Spenden darin, daß die Beschenkten sich noch eine kleine Ansprache gesollen lassen müssen, in der der alle Mann den Kindern allerlei weise Rot- schlüge erteilt. Das Vergnügen, sprechen zu dürfen, ist billig er- kauft, aber die Strafe, lange Reden aus einem zahnlosen Mund ertragen zu müssen, ist unvordient hach für die Annahme van 42 Pfennigen. Bisher hat sich jedoch nur ein Kind geweigert, das Zehncentstück entgegenzunehmen, mit der Begründung, es sei ihm»erboten, von fremden Männern Geschenke anzunehmen. Als man Rockefeller kürzlich fragte, worum er stets Zehncentstücke ver- teile, antwortete er:„Ich suche nur nach Gelegenheit, mit Kin: dem etwa« zu schmatzen",