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Jte, kommen S' zum Mlttog«ssen, genannt das Dejeuner, Fräulein Hilde. Das ist ja alles, mit Verlaub, Unsinn. Weiß Gott  , weshalb Sie so aufgeregt waren und das haben Sie grab auf das Letzte bezogen, was Sie eben gesehen haben. Nicht wahr? Cs ist doch nicht möglich, daß Sie wegen der Landarbeiter so in Ekstase geraten!" Da, ist schon möglich, Herr Edi, aber Sie oerstchns halt nicht." Edi erhob sich jetzt auch und willig folgte er Hilde ins Schloß, dessen aus aller Welt geholte Wunder sich ihr auf dem Wege dahin erschlossen, als ob sie sie zum erstenmal sähe und nicht schon mit ihnen oertraut wäre. Dieses Brückchen aus rotlackiertem Holz und dieser seltsame Strauch, der jetzt blütenübergossen war... wieviel er wohl wert sein mag... und diese entzuckende nackte Bronzenymphe, die mit einem Bärlein spielte. Wie oftmal vier- undzwanzig Kronen, wie oft...? Es war geradezu eine Besessen- heit, die sie im Bonn  « hielt und in ihre Gedanken zwang. Was war denn geschehen? Ein Besuch im Meierhof... wahrhaftig, als ob sie selbst aus lauter Glück und Wohlstand gekommen wäre und nie die Sorgen um die Ausgaben des Monatsersten mitgemacht hätte... und ihre Stunden mit der faden Salome Blau, ober da» war doch nicht das gleiche.. die Sorgen nicht und nicht die Arbeit... Warum reden S' denn gar nicht, Fräulein Hilde? Sind Sie noch böse?" fragt« Edi. Aber ich war's ja nie, es war eine Laune." Na, wenn Sie's nur einsehen." Das Mittagessen war nicht eleganter als gewöhnlich, ober noch viel onkmerter. Man sprach durcheinander, erzählte von dem de- sonder» schönen Morgenritt und besprach, weil man dabei eine Lichtung in einem Walde gesehen hatte, ein Fest, das man gerade dort veranstalten wollte. Ein Kostümfest," schlug eine Dame vor. Ja, ein Kostümfest, Alt-Wien! Zeitalter Ludwigs des Vier- zehnten! Und ein« Theateraufführung im Freien! Eine Operette, di« erst im Winter in Wien   ihre Premier« erleben wird! Nein, ein Spiel aus der Zeit, aus der die Kostüme sein werden! Ein Verlustspiel von Goethe, riet schüchtern der junge Professor aus dem Gefolg« des Baron Rosenberg. Gehörte nicht etwas Edles in diesen edlen Rahmen und vor diese edle Gesellschaft? Die Diskussionen überdauerten das Mittagessen, das man hier übrigens Frühstück nannte, und den schwarzen Kaffee auf der herrlichen rückwärtigen Terrasse, und zogen sich bis in den späten Nachmittag hinaus, und werai man die weitere Fortsetzung vertagte, so nur deshalb, wei es schon Abend war, und man sich zum Diner, so nannte man das Nachtmahl, umkleiden mußte. Hilde war auf ihrem Zimmer geblieben, von dem Nachtmahl, das ihr das Mädchen hinaufbrachte, nur sehr wenig. Sie war sehr müd« und schlief so fest, als ob sie am Tage die anstrengendste Bergtour gemacht hätte. Am frühen Morgen ging sie fort zum Meierhof. Sie hatte gefürchtet, daß ihr zweiter Besuch dort Aufsehen erregen würde, aber der Trott des Alltaglebens war nicht ge- ändert. Di« Wäsche an dem Fenster... die stechend unangenehmen Gerüche aus den Wohnungen... der Wiesenstreifen... die Kinder... die Frauen... Kinder, Kinder, Kinder... Ein Oekoniebeamter trat Hilde mit tänzelnden Schritten ent- gegen. Er war jung, und schien vom Besuch informiert zu sein, ja. ihn erwartet zu haben. Gewiß trug er, wenn er seinen tag- liehen Pflichten oblag, nicht die Sonntogstracht, in der er jetzt steckte. Gnädiges Fräulein haben sich bis hierher verirrt... Ge- statten, gnädiges Fräulein, daß ich mich vorstelle..." Er murmelte «inen Namen.Ich werde, wenn gnädiges Fräulein gestatten, di« Führung übernehmen..." Er sprach und sprach und hatte, aus eigenem oder auf Auftrag. deutlich da» Bestreben, Hilde vom Meierhof sachte fortzudrängen und mit ihr einen ländlichen Ausslug zu machen. Hilde merkt«
es sofort. Sie versuchte, den süßlichen Begleiter wenigsten» auszu- fragen er antwortet« mit Komplimenten, mit einer Schilderung der ewig grünen Steiermark oder mit Allgemeinheiten. Bitte, ich möchte mich ein wenig hier umsehen," sagte Hilde trocken und nahm den schärfften Ton an, dessen sie fähig war. Aber? gnädiges Fräulein, hier ist es doch gar nicht interessant. Wa» können dies« Leute... Aber ganz uninteressant... Mein Gott, schlicht« Arbeiter... Sie, gnädiges Fräulein, aus den Höhen des Labens,,» Wozu dies« Cleildsbilder.,
Hssde machte eine Geste, um ihn zu unterbrechen. Aber er schnatterte weiter. Müssen denn diese Elcndsbilder sein?" Die Leute kennen ja nichts anderes. Glauben Sie mir, gnädiges Fräulein, da gab es... vor Jahren... eine Frau, die wegen eines... na wegen eines schweren Leidens noch Wien   auf die Klinik gebracht wurde. Man gab ihr feines Geflügel... Glauben, gnädiges Fräulein, daß sie es gegessen hat? Sie ver-
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langte Erdäpfel, und fing erst wieder zu essen an, als man ihr Kartoffel bewilligen konnte. So sind die Leute... Das ist doch ein anderer Menschenschlog als wir..." Hilde sah ihren Begleiter an. Uebrigens sorgt gerade Herr Gruber In Menschenfreund- lichster Weise für seine Landarbeiter... in ausgezeichneter Weise... Sehen, gnädiges Fräulein... das Bild auf dem Wohn- haus wurde neu renoviert... Ein hervorragender Maler hat hier ein Kunstwerk geschaffen..." Er stellt« sich wie ein Kunstkenner hin und beschattete die Augen, um es zu betrachten, als besichtige er das Bild zum ersten Male. Hilde sah, daß sie jetzt nichts auerichten würde. Sie beschloß daher, nach Hause zu gehen, und wollte nur noch die Begleitung des gesprächigen Herrn venneiden. Aber wem: sie auch einen Spaziergang ablehnte, auf dem sie ein« ganz wunderbare Aussicht
auf das Tal haben sollte natürlich lag er weitab vom Meier- Hof, so blieb ihr Führer beharrlich bei ihr, um sie sicher ins Schloß zu bringen. Im übrigen war nicht zu leugnen, daß er geschickt war, alle unbequemen Fragen vermied und es immer verstand, von dem verfänglichen Thema auf ein anderes über- zugchen. Er sprach von der Landwirtschaft, von der Schönheit des Landlebens, die aber freilich die Anregungen der Großstadt nicht aufwiegen könne, und küßte endlich endlich! Hilden   die Hand. die er mit der Gewalt eines Ringkämpfers an sich riß, obgleich sie sie fest an sich gedrückt hielt. Es war klar, daß er sich nur bis zu einer genau bestimmten Entfernung dem Schloß nähern durfte, denn plötzlich, ohne irgendwelchen Anlaß, bei einem Buchengehölz, mitten auf dem Wege, war er stehen geblieben und hatte einige Wort« von Abschieimehmenmüssen und von seiner Hoffnung auf «in baldiges Wiedersehen gestammelt auch er gehörte eben und trotz allem zu jenen Bewohnern der Arbeitcrwelt, der UMerwelt, die mit ihrer Erscheinung nicht die Freuden auf Schloß Wunder aller Welt verdüstern und nicht daran erinnern durften, daß drüben ein anderes Geschlecht anders, ganz anders als sie dahinlebe. Hier war also nichts zu machen, das sah Hilde ein.' Es war klar, daß es da eine Obrigkeit gab, die«ine Verbindung zwischen diesen beiden Welten nicht zuließ, und die lächerliche. Szene, die sie eben erlebt hat, würde sich wiederholen, wenn sie sich zu sehr mit nein Meierhof einließ. Dielleicht würde sich dann sogar diese Obrigkeit offenbaren. Sie sehnte es freilich herbei, zu erfahren, wer da, unsichtbar und gleichsam aus den Wolken, das Leben des Meicrhofes in den von ihm bestimnuten Grenzen festhielt und nicht aus seinen Fängen ließ. Aber was war zu tun? Hier war niemand, der das Unleid­liche, das Hilde bedrückte, verstanden hätte. In der Bedrängnis ihrer Seele war sie allein und auch von Edi verlassen worden. Also schweigen? In diesem rauschenden Leben voller Vergnügungen und Ueberfluß mittun, wie die anderen, und wissen, daß eine halbe Stunde weiter Menschen hungerten, litten, zugrunde gingen? Aber waren die Leute vom Meierhof die einzigen? Wußte sie denn nicht, daß man von zugrunde gehenden, leidenden, hungernden Menschen auf Schritt und Tritt mngcben war. auf Schloß Wunder aller Welt wie in Wien  , wie überall? War sie früher törichter ge- wesen, als sie es übersah oder hatte jetzt ein Ereignis dieses Bewußtsein schmerzhast eingednickt. Edi... daß der sich so hott« von ihr entfernen können... oder war sie krank? Das gute Fräulein Rose, das noch immer in ihrer Angst vor den Blattern lebte, würde wieder sagen, daß sie die Blattern habe... wie da- mals... wieviel Jahre mögen es sein?... unter dem blühenden Flicderstrauch in Greifcnstcin... Aber damals war es eine Be- kümmernis um sich selbst gewesen... und heute eine um andere.., um Fremde... um arme Menschen.(Forts, folgt.)
WAS DER T niniiimioiiinnininiiiiiiiiiiiiiimiiliniiiimiiniminiiimiiinnnmiiniiiiiiinimiiiiiHiinmr Pari amen tsherich t. Unerhebliche Reden Verden von den Berichterstattern manchmal submensamiert", d. h. unter den Tisch(sub mens») sollen gelassen. Eines Tages sprach im altpreußischen Dreiklasscnhaus gerade wieder der Zentrumsabgeordnete Glattfelter. Ein Journalist betritt die Arbeitstribüne, guckt nach der Rednernamenstafel, sagt nurGlatt- felter".Glatt fällt«r untern Tisch" und entschwindet allsoglcich. Frauenbildung in Sowjetrußland. Sowjetrußland rühmt sich bekanntlich der vollen Gleichberech- tigung zwischen Mann und Frau. Die Vorbereitungen zum achten Kongreß der kommunistischen   Jugend haben aber Tatsachen an den Tag gefördert, die diePrawda" als äußerst bedenklich bezeichnet. Die Zahl der Mädchen, die die Grundschulen besuchen, ist im steten Sinken begriffen; sie ist niedriger als im Jahre 1915 während der Zarcnzeit. Damals machte sie 35 Proz. der Schüler aus, jetzt sind es nur 33,2 Proz. Auch die Zahl der Hörerinnen in den Arbeiter- fakultäten hat sich stark verringert: im Jahre 192� waren es 20 Proz., im Jahre 1927 nur noch 14,6 Proz. In den Schulen für die Bauernjugend ist der Prozentsatz von 21,5 auf 28 gesunken und in den Hochschulen von 37 auf 31 Proz. Ein gesunder Schlaf. Seinem gesunden Schlaf hat es John Fincher aus Moni V e r n o n im Staate Washington   zu oerdanken, daß«r heut« noch lebt. Er hatte sich schlafen gelegt und dabei den Kopf gegen die Schiene eines Eisenbahngeleises gestützt. Ein vorüberfahrender Personenzug ging über ihn hinweg, wobei die Räder den Rand seines Strohhutes abschnitten. Das Zugpersonal eilt«, nachdem man den Zug zum Stehen gebracht hatte, bestürzt herbei in der Heber- Zeugung, ein« Leiche zu finden. Sie fanden aber nur einen sorglos und zufrieden schlafenden jungen Mann. John Fincher nämlich hatte von dem ganzen Vorfall nichts gemerkt, war nicht einmal durch den Lärm des Zuges geweckt worden. Zu seinem Glück, denn hätte er den Kopf nur um wenig« Zentimeter gehoben, wäre er zerschmettert worden. Der Fischadler mit den Prothesen. Im staatlichen Karpfenteich zu G ö d ö l l ö waren in letzter Zeit große Verluste an Fischen zu beklagen. Man glaubte zunächst, daß dort eine Otter ihr Unwesen treibe, und man stellte deshalb an mehreren Orten Fallen auf. Es dauerte nicht lang« und der Schrecken derköniglich" ungarischen Karpfen war gefangen: es war aber keine Otter, sondern ein Fischadler, dem durch das Heruntersausen der eisernen Stange das Handwerk gelegt wurde. Der gefangene Adler wurde aus seiner Klemme befreit und als Geschenk der Gödöllöer Fischerei in den Budapester Tiergarten ge- schickt. Dort fand man, daß dem zur Strecke gebrachten Raubvogel beide Füße durch das Einklemmen in die Falle gebrochen waren. Um das Leben des seltenen Vogels zu retten, entschloß sich Professor Ztejtschitjch, beide Füße zu amputieren. Der Fischadler wirb nach
AG BRINGT. imimimiiiiiiimiiimimiimiimimtmimimniimiiiimmiiiiiimminmmiimiiiimiHiimii der Operation wahrscheinlich Prothesen bekommen: er wird wohl das erste Exemplar seiner Gattung sein, das mit künstlichen Beinen versehen ist, wie die armen Krieger, die ihr« Beine auf dem Felde der Ehre" verloren hatten. Ihm sind wenigstens die Flügel erhalten geblieben, ein dürftiger Trost für ihn, denn sobald er sein« Flügel zum Fluge schwingen will, werden ihn die Eisengitter seine» Käfigs an seine Unfreiheit erinnern. Er kann seine Flügel getrost in den Ruhestand schicken, es bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine Prothesen, so wie es Kriegsinvaliden tun, öffentlich zur Schau stellen und das gutherzige Publikum um ein Almosen bitten. Das Augenlicht verloren und wiedergefunden. In P ass i a c. im amerikanischen Staat« New Jersey  , hatte der ehemalige Grundstücksmakler De Bremont, als er am Steuer seines Kraftwogens faß. plötzlich das Augenlicht verloren. Zwei Monate lang war er völlig blind. Als er nun dieser Tag« beim Friseur saß und sich einer elektrischen Kopfmassage unterzog, kehrte das Augenlicht unversehens wieder. Amerikas   Millionenstädte. Nach den neuesten Feststellungen des Bevölkerungszählungs- burcau der New-Forker Handelskammer wohnen in Groß-New Port zurzeit 6 025 000 Menschen. Nur vier andere amerikanische  Städte haben über eine Million Einwohner, und zwar Chicago  mit 3 506 000, Philadelphia   mit 2 605 000, Detroit   mit 1 379 000 und C l e o e l a n d mit 1008 000 Menschen. Der Mäzen. Ein junger Künstler von zweifelhaftem Können bekommt eines Tages den Besuch eines reichen Kaufmanns.Verkaufen Sie viel« Ihrer Bilder?" fragte er den Maler.O ja," antwortet dieser, in der Hoffnung, nun endlich eines anzubringen. Doch der Besucher erwidert:Wollen Sie nicht in mein Geschäft«intreten, ich suche schon lange nach einem so tüchtigen Verkäufer, wie Sie sind."» Das Auto auf Tabakreifen. Bei der französisch  -belgischen Grenzstation Marchienne beob­achteten Zollbeamte, wie ein Auto Panne bekam: ein Luftreifen platzte. Die Zollbeamten näherten sich hilfsbereit, als die Insassen des Kraftwagens plötzlich die Flucht ergriffen. Das machte die Be- amten stutzig. Bei näherer Untersuchung entdeckten sie, daß die Reisen des Kraftwagens statt mit Luft mit Tabak gefüllt waren. Sofort setzten die Beamten den Flüchtigen nach und stellten sie fest. Der dickste Baum der Welt. Soweit die Bäume Menschen bekannt sind, dürste wohl eine Zypresse in dem mexikanischen Dorfe Tula   der dickste, wenn auch nicht der größte Baum der Welt sein. Der Umfang des Stammes beträgt rund 47 Meter. Das Alter der Zypresse dürste etwa 2000 Jahre betragen,