naten.— Dm 29. Oktober der Redakteur Pfund in Berlinzu 9 Monaten.— Am 29. Oktober der Redakteur Raut-inann in Berlin zu 1 Jahre.— Am 29. Ottober ein T i s ch l e rin Mainz zu 3 Monaten.— Ain 29. Oktober ein Möbel-Transporteur in Magdeburg zu 9 Monaten.—Am 1. November ein Droschkenkutscher in Berlinzu 4 Monaten.— Am 1. November ein Porzellan-maler in Berlin zu 6 Monaten.— Am 5. November einMüllergeselle in Stettin zu 2 Monaten.— Am S. No-vember ein Redakteur in Erfurt zu b Monaten.— AmS. November eine Arbeiterfrau in Altona zu 2�2 Monaten.— Am 5. November ein Tischlergeselle in Ratibor zuJahren.— Am 7. November ein Redakteur in Breslauzu 2 Monaten.— Am 7. November der Reichstags-Abgeordnete Dr. Lütgenau in Dortmund zu S Monaten.—Am 8. November ein Arbeiter in Brieg zu 1 Jahr.— Am13. November der R e d a k t e u r der„Magdeburger Volksstimme"zu 1 Jahr.— Am 14. November«in Handelsmann inPölitz zu 6 Monaten.— Am 14. November ein Arbeiter inDresden.— Am 14. November der Redakteur des antisemitischen„Deutschen Michel" zu 2 Monaten Festungshast(Beleidigungder Kaiserin Friedrich).— Am 15. November eine F r a» inBerlin zu 3 Monaten.— Am 15. November ein Redakteurin Kiel zu 9 Monaten.— Am 16. November ein Arbeiter inBreslau zu 2 Jahren.— Am 16. November«in Kaufmannin Naumburg zu 2>/s Jahren.— Am 18. November eine W i t t w ein Hannover zu 5 Monaten.— Am 13. November ein Maurerin Freiburg i. Br. zu 6 Monaten.>- Am 18. November einSchuhmacher in Pegau zu 6 Monaten.— Am 18. Novemberein polnischer Arbeiter in Neu-Weißensee bei Berlin zu 5 Mo-ualen.— Am 21 November ein Fabrikarbeiter aus Röhnbei Aachen zu 4 Monaten.— Am 26. November wurde in Berlinwider„U» b e k a n n t" verhandelt; es wurde auf Einziehungder Druckschriften und Vernichtung der Formen und Platten er-kanut.— Am 27. November ein Glasbläser in Haselbachbei Sonneberg zu 3 Monaten.— Am 29. November der R ed a k t e u r der„Ethische» Kultur". Dr. Förster, in Berlin zu3 Monaten Festungshast.— Am 29. November ein Musikerin Marburg zu 3 Monaten.— Am 29. November ein A r b e i t e rin Berlin zu 1 Jahre.— Am 1. Dezember der Redakteurdes„Volksblattes" in Brandenburg zu 2 Monaten.— Am1. Dezember der Redakteur der„Volksstimme" in Burgstädtzu I Jahre.— Ain 2. Dezember ein A r b e i t s h a u s- I n s a s s em Zabern zu 9 Monaten.— Am 4. Dezember ein Schlosserin Chemnitz zu 6 Monaten.—*»Deutsches Reich.— Aus dem Etat des ReichsamtS des Innern.Für die Kommission für A r b e i t e r st a t i st i k sind inden Reichsetat 39 006 M. angesetzt. Hiervon entfallen 9006 M.auf Remuneration, Tagegelder. Fuhrkosten-c. für die Mitgliederder Kommisston und 30006 M. zu Kosten für die Aufnahme. Be-arbeitung und Veröffentlichung der Arbeiterstatistik.— Für dasReich s-GefundheilSamt werden 148 600 M. gefordert;somit wird der Etat für die Reichskommission für Arbeiterstalistikund das Gesundheitsamt(187 600 M.) fast um dasneunfache von den Auslagen für das P a t e n t a m t(1 620 105Mark) überstiegen. Für das reichsstaiistische Amt werden917 605 M., für das Reichs-Versicherungsamt 1 342 790 M.. fürdie physikalisch-technische Reichsanstalt 287 357 M.. für dasKanalamt 2 533 350 M. gefordert. Der Gesammletat für diefortlaufenden Ausgaben des Reichsamtes des Innern erreichtdiesmal die Höhe von 33 567 820 M., demnach übersteigt er diebez. Ausgaben des letzte» Etats dieses Reichsamts um3 842 175 Mark. An einmaligen Ausgaben des Reichs-amts des Innern find zu erwähnen die Beiträge zurFörderung der deutschen Schiffsklassifikation 20 000 M., diezur wiffenschaftlichen Erforschung des römischen Grenzwalles44 000 M.(5000 M. mehr als für die Reichskommission fürArbeiterstatistik!!), Beiträge zur Ausschmückung des ReichstagsGebäudes mit Bildwerken 52 000. für die physikalisch-technischeReichsanstalt 400 000 M.. für die dritte Rate zum DenkmalKaiser Wilhelm I. 1 430 000 M., für die dritte Rate zu einemDienstgebäude des Reichs-Gesundheitsamts 600 000, für dieKosten der Beniss- und Gewerbezählung 1 400 000 M., für dreiSchleppdampfer für den Nord-Ostsee-Kanal 120 000 M. Dieeinmaligen Ausgaben des Reichsamts des Innern betragen imkommenden Etatsjahr 3 404 700 M., somit 1 909 160 M. wenigerals im lausenden Etalsjahr.—-— Die Kommission für die zweite Lesungdes bürgerlichen Gesetzbuches ist Sonnabend in diezweite Berathung des EinsührungSgesetzes eingetreten und hofftihre Arbeit so zu erledigen, daß daS AuSführungsgefetz noch vorWeihnachten an den Bundesralh gelangen kann. Bei diesemStande der Dinge hält man es der„Norddeutschen AllgemeinenZeitung" zufolge nicht für ausgeschloffen. daß J>ie kaiserlicheErmächt'rmächtigung zurReichstag am 18. Januar, dem lvollzogen werden könne.des bürgerlichen Gesetzbuches imledenktngi der Kaiserproklaination,— Herr Groschuff, der zum Nachfolger des ver-storbenen Oberreichsanwalts Tessen darf in Aussichtgenommen ist, war seit 1892 Senatspräsident beim Kammer-gericht. Groschuff wurde 1865 Gerichtsassessor, 1371 Staats-anwalt beim Kammergericht und 1879 Erster Staatsanwalt inAltona. Bon dort wurde er 1833 in gleicher Eigenschaft andas Landgericht Berlin I berufen. Er blieb hier drei Jahre,gung dieser Nnterschrift nebst AmtSsiegel.»ebenso wie seinen Namen auf zwei als Kaution� hinterlegten Ischonging 1391 als Oberstaatsanwalt nach Celle, wurde aber1892 als Kammergerichts- Senatspräsident nach Berlin zberufen.—— Die Papierlieferungen für die„Kreuz-Zeitung" haben bekanntlich Herrn v. H a m m e r st e i n Geiegenheit zu Schwindeleien gegeben. Es hieß nun, daßgegen einen Papierlieferanten eine Anklage wegen Be»Heiligung an der von Hammerstein begangenen Untreue erhobenworden sei. Der Lieferant habe von Herrn v. Hammerstein fürdas Kilogramm Papier, das 25 Pf. kostete. 40 Pf. erhalten, wo-gegen Herr v. Hanimerstein sich als Entgelt größere Summenals Tarlehen vorstrecken ließ. Zu dieser Mittheilung wird den„Neuest. Nachrichten" von dem hauptsächlich belheiligten PapierUeseranten geschrieben:Im Januar 1890 wurde zwischen dem Verlag der„NeuenPreußischen Zeitung"(Kreuz-Zeitung) Grafen Finck v. Finckensteinund dem betreffenden Fabrikanten ein Bertrag abgeschloffen, derihm gegen Darleihen eines Kapitals die Papierl'iefcrungen aus10 Jahre zusicherte. Das Kapital zuzüglich einer Provision solltein diesem Zeiträume durch Amortisation zurückerstattet sein; dieAmortisation in der Weise erfolgen, daß z» dem Marktpreise,damals 32 Pf. pro Kilo, ein Zuschlag von 25 v. H. gemachtwurde. Es wurden also 40 Pf. berechnet, 8 Pf. Davon aufAmortisationskonto gebracht. AufVeranlafsung des Herrn v Hammer-stein wurde der hohe Preis trotz des Sinkens der Papierpreisebelassen. 5>/4 Jahre lang wurden die Rechnungen zu demSatz von 40 Pf. pro Kilo an der Kasse der„Kreuz-Zeitung" be-zahlt, ebenso die laufenden Zinsen, und ebenso wurde bis zuletztdem Herrn v. Hammerstein von feiten des Komitees der„Kreuz-Zeitung" Technrge ertbeill. Als nach Suspendirung des Herrnv. Haminerstein von der Redaktion der„Kreuz-Ztg." die Zinszahlungausblieb, wurde der Vertrag gekündigt. Dabei stellte sich heraus,daß das Komitee der„Kreuz-Zeitung" von derExistenz eines Vertrages in dieser Form nichtswüßte, daß Herr o. Hammerstein, wie aus den Untersuchungs-akten hervorgeht, dem Komitee nachträglich nur eine» von ihm ge-fälschten Papierlieferungsvertrag vorgelegt hatte. Bei einem Vor-legen des Vertrags bei dem Grafen v. Finckenstein in Trossin am21. Juli er. erklärte dieser seine unter dem Aktenstückbefindliche Unterschrift, wie die Beglaubi-Accepten für gefälscht. Die Anzeige beim Staatsanwalterstattete das Komitee der„Kreuz-Zeitung". Eine Vorladungbeim Untersuchungsrichter zum 2. August wurde vertagt; es er-folgte die Vernehmung erst gegen den 20. September. Hierausist ersichtlich, daß Freiberr v. Hammerstein ebenso die„KreuzZeitung" wie den Papierlieferanten durch seinen Betruggeschädigt hat. Da nun Herr v. Hammerstein entgegenden Bestimmungen des Vertrages noch andere Papier-lieferanten herangezogen hatte, so könnte sich die Notiz über dieAnklage, wenn sie wahr ist, wohl nur auf jene bezichen.Herr v. Hammerstein ist mithin Fälscher und Schwindlerschon vor fünf Jahren gewesen. Daß der Papierlieserant sich5,/i Jahre lang 40 Pfennig für das Kilo Papier zahlen ließ.läßt sich schwer mit einer normalen Geschäflspraxis in Einklangbringen, zumal nicht gesagt ist, ob, wie anscheinend ursprünglich3 Pfennig, später 15 Pfennig auf Amortisationskonto gebrachtwurden. Auch wäre es nicht überflüssig, Aufklärung darüber zugeben, ob der Lieferant noch nach dem Januar 1890 Herrnv. Haminerstein Darlehne gemährt hat.—-Hamburg, 7. Dezember. Der nationalliberalAnsturm gegen das Wahlrecht. Was noch ein bischenSelbstgefühl hat in der liberalen Bourgeoisie Hamburgs, lehntsich gegen die nationalliberale» Reaktionsversuche auf. Der Vorstandder freisinnigen Volkspartei Hamburgs veröffentlicht einen Einspruch.' gegen das Vorgehen des Reichstags-Wahlverems gegendas Reichstags-Wnhlrecht. Die große Protestversammlung, diebeschlossen wurde, soll, weil zur Zeit wegen des Weihnachts-Marktes kein paffender Saal aufzutreiben ist, erst im Januarstattfinden.—Herford, 9. Dezember. Amtliches Wahlresultatder Reichstags-Stichwahl im Reichstags-Wahlkreis Herford-Salle 2: Quentin, Bürgermeister in Herford(lib.), 3953timmen. Weihe Amtsgerichtsrath in Bünde(kons.) 3626 StimmenQuentin ist somit gewählt.—Miinchen, 9. Dezember.(Kammer der Abgeord-neten.) Abg. Grillenberger(Soziali st) begründetdie Interpellation, betreffend die Stellung der bayerischen Regierung zur neuen Z» ck e r st e u e r- V o r la g e, mit dem Hin-iveise, daß die neue Vorlage die Inlandspreise be-deutend steigern, ferner die kleinen RübenProduzenten schädigen und nur den großen Fabri>kanten Vortheile bringen werde. Der Mini st erpräsidentFrhr v. Crailsheim führte in seiner Erwiderung aus,daß das Reichsgefetz vom 9. Juni 1895, betreffend dieZuckerprämien, sei in der Hoffnung erlassen worden,daß bezüglich der Prämiengewährung eine Vereinbarung mitden in betracht kommenden anderen Staaten erzielbar sei. DieseHoffnung habe sich bisher nicht erfüllt. Daher liege die Erwägungnahe, durch andere Maßnahmen aus die Herbeiführung einerVerständigung bezüglich der Prämien hinzuwirken. Außerdemseien Bestimmungen angeregt, um die kleineren Betriebe kon-kurrenzfähig zu erhalten, eine Ueberproduktion zu ver-hüten, sowie auch die Reichskasse gegen eineetwaige Mindereinnahme sicher zu stellen. Diebayerische Regierung sei noch nicht in der Lage, sich definitivüber ihre Stellung zu der Vorlage zu erklären, welcheim Bundesrathe zwar eingebracht,"aber dort noch nichtdurchberathen sei. Die bayerische Regierung treteimmer für thuulichste Beseitigung der Prämienein, erachte es aber als ihre Pflicht, au der Erörterung eveu-tueller Maßnahmen zu gufflen der wichtigen Zuckerindustrieallen Ernstes theilzunebmeu. Aba F eiherr v. Slauffenberg(lib.)bekämpfte eingehend alle ßu> T�eile der neuen Vorlage, diePrämienerhöhung sowohl, als die Erhöhung der Verbrauchssteucr und die Kontingentirung als ein gefährliches Experiment,aus welchem der Zuckerindustrie kaum ein Bortheil. dagegenweiten Bolkskreisen ernste Schädigung erwachsen würde. DerPrämienerhöhung würden andere Staaten in gleicher Weise nachfolgen. Das schließliche Ergebniß sei nur, daß die Zuckerpreise imAuslände sinken und im Jnlande steigen. Abg. Natzingerpolemisirte gleichfalls gegen die neue Vorlage. Finanzministerv. Riedel gab einen ziffermäßigen Ueberblick über die Ausdehnungund Bedeutung der Zuckerindustrie und betonte, die Vorlagekomme auch den kleinen Landwirthen zu gute; die Frage desGedeihens der norddeutschen Zuckerindustrie berühre auch diebayerische Landwirthschaft, deren Wohlergehen die bayerischeRegierung stets im Auge behalte. Nachdem noch der Führerdes Zentrums, Abg. Orterer, die Vorlage in längerer Ausführungbekämpft hatte, war die Interpellation erledigt.—Stuttgart, 7. Dezember. Be, den Gemeinderakhswlchlensiegte die Llste der vereinigten bürgerlichen Parteien und derBürgervereine.—Wie«, 7. Dezember.Oesterreich.Das Abgeordnetenhaus— Fakultative Feuerbestattung in Württ e m b e r g. In der Freitagsfitzung der württember-[ifchen Abgeordnetenkammer wurde über die Einührung der fakultativen Feuerbestattung in Württemberg«inesehr lebhafte Debatte geführt. Der Antrag der Kommisflon:„Andie kgl. württembergische Regierung die Bitte zu richten, die Einführung fakultativer Feuerbestattung in Württemberg zu zu-lasse n", gelangte sodann, obwohl die Herren Privilegirten unddie Zentrumsmänner energisch gegen diese Neuerung protestirte»und mit den lächerlichsten Gründen die„tausendjährige christlicheSitte" verlheidigten, in namentlicher Abstimmung mit 44 gegen40. Stimmen zur Annahme.—Mannheim, 6. Dezember. Eine Art Seitenstück zu deinfnrter Beleidigungsprozeß gegen den Ersten Staatsanwaltz spielte sich heute vor dem Schöffengericht inMäWheim ab. Der Amtsrichter Neckel hatte sichwegen Beleidigung des Redakteurs der in Frank-furt a. M. erscheinenden„Kaufmännischen Presse", Dr. Qu a rck,z» verantworten. Die„Kaufmännische Presse" hatte in einem„Fort mit der freien Station" überschriebcnen ArtikelMißstände in dem Mannheimer Handlungshause JohannSchreiber aufgedeckt und dabei u. a. erwähnt, es seiein KommiS, der sich über die zum Abendtisch gegebenenfaulen Eier beschwert habe, vom Prinzipal mit Ohrfeigen traktirtworden. Dieser Austritt wurde Gegenstand einer Anklage gegenden Chef des Haufes Schreiber, und das Schöffengericht ver-urtheilte diesen auch wegen thätlicher Beleidigung zu einer Geld-strafe von 60 M. In der Urtheilsbegründnng hob AmtsrichterNeckel, der den Vorsitz führte, als strafmildernd hervor,daß Schreiber stch in einer begreiflichen Erregung be-funden und durch den unverschämten und g e-h ä s s i g e n Artikel der„Kaufmänn. Pr." scdon genuggestraft sei. Dr. Quarck erhob wegen der Ausdrücke„unver-schänit' und„gehässig" Privatklage gegen den Amts-r i ch t e r. Das Amtsgericht wies diese ab. auf die eingelegteBeschwerde hin wurde sie aber vom Landgericht für zulässigerklärt. Heute fand die Verbandlung statt. Der Vertreter derKlage wies auf die grundsätzliche Bedentnng der Klage hin. Eswiderspreche dem Begriff des Rechtsstaates, daß ein mit derAutorität des Staates umkleideter Beamter ohne Grund Aus-drücke gegen einen Staatsbürger gebrauche, die im gewöhnlichenLeben als schwere Ehrenkränkung aufgefaßt würde». Der Ver-lheidiger des persönlich nicht erschienenen Beklagten gab vorseinem Plaidoyer die Erklärung ab, Amtsrichter Neckelhabe die gebrauchten Ausdrücke nicht als eigene An-ficht, sonder» als Auffassung des Gerichts, alsoder Schöffen vorgetragen. Das Urtheil lautete aufFreisprechung des Amtsrichters. Das Gericht war derIiificht, daß dem Verklagten der Schutz des K 193 R.-Str.-G.-B.zukomme; er habe das Recht, Ausdrücke, wie die beanstandeten,bei der U r t h e i l s b e g r ü n d u n g zu verwenden.—er-ledigte das Bergtnspekto'ren-Gesetz in zweiterLesung und nahm hierbei Anträge an, nach welchen zu demmontanistischen Beirathe auch Arbeiter und Ver-tceter der Handelskammern zuzuziehen seien. Die R e-solution des Abg. Vernerstorffer, durch welche dieRegierung aufgefordert wird, noch im Laufe der Session einenGesetzentwurs vorzulegen, betreffend die Inspektion derBergwerke durch freigewählte, staatlich be-soldete, von den Bergwerksbesitzern un-abhängige Delegirte der Bergarbeiter, wurdeebenfalls angenommen.Es folgte sodann die Verhandlung über den Dringlich-keits-Antrag des Abg. B är n r ei t h er(deutsch-national)betreffend den von demselben gestern eingebrachten Gesetzentwurszum SchutzederWahlsreiheit. Der In st i, ministerGraf Gleisbach erklärte, die Regierung werde stch zu demAntrage entgegenkommend verhalten; sie glaube sich invollständigem Einverständniß mit allen Parteien, wenn sie denIntentionen, daß bei den Wahlen die wirkliche Absicht der Wahl-berechtigten zum Ausdruck komme, Unterstützung entgegenbringeund die Hand dazu biete, daß die dahingehenden Bestimmungendes Strafrechts eine Verschärfung erfahren. Im Prinzip habedaher die Regierung gegen die Absichten des Antrages nichtseinzuwenden, behalte sich jedoch vor, im Ausschuß zuden einzelnen Paragraphen Slelluiig zu nehmen.(Beifall.)Abg. Pininski(Pole) wünschte die Ueberweisung des Antragesan den permanenten Strafgesetz-Ausschuß. Die Abgg. Menger(lib.), Lueger(Antisem.) und Brzorad(Jimgczeche) erklärten sichfür die Dringlichkeit. Abg. Bärnreither erklärte sich mit derUeberweisung an den permanenten Strafgesetz-Ausschuß einver-standen. Die D r i n g l i ch k e i t wurde sodann angenommen,der Autrag dem permanenten Strafgesetz-Ausschuß überwiesen;der Ausschuß solle baldigst Bericht erstatten.Der Regierung ist der Antrag, der sich speziell gegen die inGalizien üblichen Wahlbeeinfluffuugen richtet, recht unbequem,sie wagt es aber nicht, ihn direkt zu bekämpfe».—Frankreich.— RepliblikanischeSehnsuchtuachMajeft ittS--beleidigungs-Prozessen. In PariS wird das Gerüchtbesprochen, daß eine bedeutende Kammergruppe die Einbringungeines Gesetzentwurfs beabsichtige, wonach die Person desPräsidenten der Republik gegen alle beleidigenden Angriffe so-wohl in der Presse wie auch in der Kammer wirksamst geschütztwerden soll.Für das Kraftbewuhtsein der Republik spricht dieser An-trag nicht.—England.London, 7. Dezember. Der gestern zum Parlaments-Abgeordneten der Universität Dublin erwählteUnionist, der bekannte Geschichtsschreiber und Verfasser der„Ge-schichte der Aufklärung in Europa". Professor W. E. H Lecky,ist 57 Jahre alt. Sein Gegner bei der Wahl, Wright, ist gleich-falls Unionist. Einen anderen Bewerber hätte die irische Hoch-schule, die auf der Grundlage der englischen Staatskirche alsgeistige Hochburg Englands in Irland gegründet wurde, niemalsaufgestellt. Zur Wahl berechtigt sind die Mitglieder des Lehr-k ö r p e rs, sowie sämmtliche Graduirle der Universität.Auf Lecky fielen 1757 und auf Wright 1011 Stimmen. Sämint-liche jetzige und frühere Mitglieder der Korporation befitzen dasSlimmrecht. Die Gegner Lecky's suchten namentlich das gegenihn anzuführen, daß er ein Freigeist sei. Während der Wahlerklärte Lecky offen, daß er diese Frage nicht beantworten, sondernlieber aus feine Erwählung verzichten würde,«he er eine parla-mentarische Vertretung von einer bestimmten Glaubensrichtungabhängig gemacht sehen wollte. Eine große Anzahl Geistlichehaben trotzdem die Wahl des muthigen Mannes unterstützt.---Rumänie».Bukarest, 8. Dezember.(Deputirtenwahlen). Die Regierunghat bei der Wahl im ersten Wahlkolegium den üblichen großenSieg erfochten. Neben 72 NegierungSkandidaten wurden blosdrei Konservative gewählt. Die Kandidaten der Juaimisten,einer kleinen aber rührigen modernen Partei, darunter ihrFührer der ehemalige Minister Carp, sind unterlegen.—Serbien.Beigrad, 8. Dezember. Dem„Videlo" zufolge ist zwischenSerbien und Griechenland ein Uebereinkommen ge-troffen worden zur Abwehr bulgarischer Umtriebein Macedonien.—Türke!.Konstantinopel, 7. Dezember. Au» amtlicher türkisch«Quelle kommt die Meldung, daß eine Anzahl als Georgier verkleideter und mit Henry- Martini- Gewehren bewaffneterAufrührer bei Sakardghi in der Nähe von Sivas 14mohamedanische Reisende überfielen und 5 von ihnen gefangen.nahmen. Ferner machten die Aufrührer 11 Mohamedanev,darunter 2 Frauen zu Gefangenen, erdrosselten alle männlichenGefangenen, nachdem sie ihnen die Ohren abgeschnitten und dieAugen ansgestochen hatten, und schleppten die Frauen fort. DieseThaten seien augenscheinlich von russisch-armcnischen Aufwieglernins Werk gesetzt, um dicMohamedaner zu ähnlichen Ausschreitungenzu veranlassen und dann die öffentliche Meinung gegen dieMohamedaner aufzureizen. Die türkischen Behörden bieten allesauf, um Gewaltthäligkeiten zu verhindern.—Konstantinopel, 9. Dezember. Vorgestern Nacht wurdenin den in ohameda irischen Quartieren zahlreichePlakate vorgefunden, welche gegen das gegenwärtigeRegierungssystem schwere Anklagen erheben undzur Vereinigung der Ulemas, Militärs und Beamten ohneUnterschied der Nationalität und der Religionsowie zur Entsendung von Deputationen an die Gouverneure derProvinzen und an die Pforte auffordern, um die Stimmung unddie Wünsche der Osinanlis kund zu machen. In den Plakaten wird'erner gesagt, daß keine Absicht bestehe, eine Metzeleioder einen Aufstand ins Werk zu setzen undzwischen Mohamedanern und Christen einen Unterschied zumachen. Grausamkeiten des Despotismus seien nnvermeid-lich. wenn die Vereinigung des Volkes mangele. D i eoldaten seien keine Henker und würdennicht auf ihre Brüder schießen. Die Freiheitwerde nicht freiwillig verliehen, sie müsseverlangt werden.„Fordern wir", heißt es in denPlakaten,„eine Versammlung unterrichteter, menschenfreundlichgesinnter Männer und die Berufung volksthünilicher, ehrbarerund fähiger Persönlichkeiten an die Spitze der Regierung." DieProklamation schließt mit einer etwas dunkel gehaltenen Drohung'ür den Fall, daß die Fordcrung der Mitarbeit des Landes an den Re-zierungsgeschäften im Interesse aller OsmanliS unerhört blieb«.Die Plakate tragen die Unterschrift:„Das ottomanischeKomitee für Fortschritt und Einigkeit."— Zahl-reiche Verhaftungen wurden vorgenommen; die in letzterZeit üblichen militärischen und sonstigen Vor-sichts maßregeln wurden erheblich verstärkt.Dem Vernehmen nach stehen hier wieder neue Greuel bevor.Den Anlaß dazu dürfte eine von den Anhängern Said Paschasund dem türkischen Komitee vorbereitete große Demon-Iration bieten. Auch in den Provinzen ist dierregung wieder im Wachsen. In Palastkreisen heißtes, daß sich Said Pascha nur durch die Flucht vor der Ermordunggeschützt habe, die bejchlosfene Sache gewesen sein soll.—Der Sultan schwebt in steter Todesangst. Diesbeweist die folgende Meldung:AlS der Sultan am Freitag nach dem Selamkik die Moscheeverließ, gelang es einem Manne in türkischer Kleidung, welcher