Einzelbild herunterladen
 
Wenn Wilhelm feierte... Was Hoffeste der Kaiserzeit lasteten. Ms Echo der Lerfassungsfeiern in Berlin   war in der Presse wiederholt und höhnisch auf die angeblichungeljeuren Kosten" hin­gewiesen worden. Man verstieg sich sogar zu der Behauptung, daß die Verfassungeiner besonderen finanziellen Unterstützung aus einem Fonds bedürfe, der dazu bestimmt ist, die Berfossung einer Minderheit gegen eine Mehrheit zu verteidigen". Hierzu schreibt der Amtliche Preußisch« Pressedienst: Als die Hundertjahrfeier des Geburtstages des Kaiser Wil» Helms I. gefeiert wurde, wurden 1897 allein von der Stadt Berlin   aus ihren Mitteln nicht weniger als rund 171 000 M. ver­ausgabt, wovon allein auf die Feststraßs. die ausgeschmückt und illu- miniert wurde, 120 000 M. entfielen. Als das Zöjöhrige Regie- rungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. ISlZ begangen wurde, betrugen die Unkosten für Ausschmückung der Straßen und Häuser rund 200 000 M- Es mußten damals 1ZOHOO M. durch die Sammlungen von Komitees aufgebracht werden, damit die Stadt Berlin   nur noch 70 000 M. von sich au» zu decken hotte. Für kleiner« Empfänge, wie allein schon des P r inz r e g« nt e nv o n Bayern am 6. Juli 1913 wurden lediglich für die Empfangsfeierlichkeiten auf dem Anhalter Bahnhof   und im Rathaus 13 300 M. von der Stadt ausgegeben. Ein« rein höfifch-familiäre Altgelegenheit, wie der Einzug des tronprinzlichen Brautpaares am 3. Juni 1005 kostete die Stadt Berlin   nicht weniger als 146 000 M. Barausgaben. Bei genauer Berücksichtigung der inzwischen ver- änderten Geldverhällnisse würde das gleiche Arrangement heute schätzungsweise 250 000 M. gekostet hoben Summen, hinter denen seibswerständlich die Ausgaben für die Berfassungsfeiern ganz außer, ordentlich zurückbleiben. Der Einzug der Prinzessin Auguste Diktoria im Jahre 1831 kostete die Stadt Berlin 1 t 500 M.(heutiger Wert etwa 23 000 M-). Der Einzug der Braut des Prinzen Eitel Friedrich 1906 22 000 M. theutiger Wert 37 500 M.). Auch für den Einzug der Braut des P r i n z e» August Wilhelm  , 1908, mußte die Stadt Berlin   Aufwendung«« von 17100 M. machen, die heut« etwa 30 000 M. erfordert hätten. Alles das waren, wie gesagt, rein« höfisch« Angelegenheiten. Politisch ander» zu bewerten waren natürlich die Empfang« fremder Fürstlichkeiten. Aber auch hier mußten die öffentlichen Mittel, die Gelder der Stadt Berlin  , den Houptteil der Kasten tragen. So kostete die Ausschmückung de» Pariser Platzes zum Empfang des Kaisers Franz Joseph   im Mai 1900 rund 90000 M.(heut« würde die gleiche Ausschmückung 150 000 M. verschlingen). Beim Einzug de? englischen Königspaare,»m Februar 1909 mußte die Stadt Berlin   für die Ausschmückung des Pariser Platze» und Unter den Linden   mehr als 42 000 M. und für die Aus« ihmückung des Rathauses 25 300 M. verausgaben Aus, schmückungsarbeiten, die auf Grund der heutigen Taxen 115 000 M. kosten würden. Berlin   stand mit diesen Erfahrungen nicht vereinzelt da. E» ist ja aus vielen Betfpielen bekannt, welch« großen Kosten jeder Auf- enthalt des früheren Kaisers jn den verschiedenen Üandesteile» bei feinen zahlreichen Reisen verursachte. Im Jahre 1908 bezahlt« ein« einzige deutsche mittlereProvinzstadtim Westen de» Reiches für einen Kaiserempfang die Summ« von insgesamt 150 000 M! E» ist anzunehmen, daß diese Ziffern die aktenmäßig fest» gestellt worden sind den Urhebern d«r erwähnten Artikel in der Rechtspresse auch nicht schätzungsweise bekannt gewesen sind, alz sie es bemängelten, daß überhaupt öffsnlliche Gelder für die, feier, l che Begehung des Tages ausgeworfen worden sind, an dem da» deutsch  « Volk sich die Berfossung gegeben hat, die e, vor dem stoot« lch?n Zusammenbruch bewahrt und die die Erhaltung der Einheit des Reiches gesichert hat. Daß im übrigen Rattonolfeiertoge also Tag«, an denen nicht nur der Hof. sondern ein Volk feiert, auch in anderen Ländern unter Zuhilfenahme öffentlicher Mittel feierlich begangen werden, zeigt das Beispiel Frankreichs  . Denn in diesem J:hre hat nach den detaillierten Angaben des.L'intranssgent", ollein die Stadt Paris   aus ihren Mitteln für die Balksfeiern in den Theatern, auf den Straßen usw. 466 000 Franken ausgegeben.
Ausschluß- wessen?
Zeitungsnotiz: Lambach Hai gegen seine« Ausschluß au» der ORVP. Berufung eingelegt Oer Ausschlußontrog gegen Hvgenberg wurde an den Borstand weitergegeben.
Die Mahnung an Vulganen. preßstimmen aus Sofia  . Sasia. 1«. August.(Eigenbericht.) Das RegierungsorgonDemokratitschesti S g o w o r" erklärt, daß der Lärm, der in den letzten Togen um irgend« e,ne Rote zweier Großmächte geschlagen morden ses. grundlo» sei. Tatsache sei lediglich, daß die Vertreter einiger Großmächte dem Außenminister Buroff in freundschosttichster Form auf die Konseguenzen der letzten Ereignisse in Mazedonien   vorgeführt hätten. Da« mit den Mazedoniern sympathisierend« BlattSora" will dagegen aus unbedingt zunerlässiger Quelle wissen, daß Frankreich  und England die bulgarische Regierung aus Verlange»» Südslawiens und Griechenlands   aufgefordert haben. endlich die JMRO.(Innere Mazedonisch« Revolutionär« Organi- sation) zu liquidieren. Sie sei eine ständ<ge Gefahr für den Bal» kanfrieden. Bulgarien   müsse jetzt zu«in« ernsten Aktion schreiten. indem es zuerst olle Führer hinter Schloß und Riegel setze, dos Zentralkomiie« und die Banden auflöse. Der fran« zösische und der englische   Gesandte sollen Buroff empfohlen haben. mit der südslawischen Regierung freundschafllich einen wirksamere»» Grenzschutz zu vereinbaren, damit illegale Grenzüberschreitung in Zukunft verhindert werde. Da» Blatt bezeichnet den Kollektiv» schritt Frankreich  « und England», dem sich lltalien trotz Aufforderung nicht angeschlossen Hot, ol» ein« unverständliche und unangebrachte Ein« Mischung in die inneren Angelegeicheiten Bulgarien  ». Frankreich  >-nd England bäticn dem Balkanfrieden mehr gedient,»wenn sie ihre Ratschläge in B e l g r a d angebracht und darauf geachtet hätten, daß den Mazedoniern endlich einmal zumindest die elementar« sten Menschenrechte geiyährt würden. Im.Marod"»sendet sich der Vorsitzende der sozialistischen  Sobranjefmktion. P a st u ch o f f. gegendie sich häufenden Einzel- und Kolltttionoten und Schritte gewisser Großmächt« bei dem be- siegten Bulgarien".Soviel man diesmal verstehen kann- heißt es wörtlich weiter-«- ist da» Vorgehen der beiden Mächte auf die Angst Südslawiens zurückzuführen, daß Bulgarien   die jugoslawisch« Staatskris« ausnutzen könne, um irgendwekch« Vorteil« für sich zu erzielen. Wir Soziallsken sind gegen gewaltsam« Veränderung d« UN- gerechten Status quo. Wir sind aber auch dagegen, daß die Schwierigkeiten irgendeine» BalkanstaateZ noch erhöht»erden. Cm« Angst Südslowien» ist um so mehr unbegründet, weil die bulgarisch« äffen«sich« Meinung auf- richtig und ebne Reserve friedliebend gestimmt ist. Die Bul- xa-en sind in ih-r großen Mehrheit Freunde einer Politik der
Wer andern eine Grude gräbt. &o.i selbst am längsten oft gelebt?
Freiheit für Indonesien  . Ein Appell an die Well.
Au» Amsterdam   schreibt mem im»; Der Vorsitzende der indonesischen SwdenteimereinigungPer- himpunan Jltdonesta'. Mohammad Hatto, der mit drei anderen Vorstandsmitgliedern»roch fast halbjähriger erniedrigender Untersuchungshost von der Anklage verschiedener Pressevergehen wegen Verjährung im März d. I. freigesprochen wurde, hat nynmehr im Verlag seiner Organisation eine Schrift unter dem TstelIndonesien   frei!" erscheinen lassen, die Beachtung verdient. Indonesien   ist ein Rom  «, der noch heute von den Anhängern einer unbeschränkten niederländischen Oberherrschaft im Archipel nicht gern gebraucht wird und daher im Ausland verhältnismäßig unbekannt ist, ober schon in naher Zukunft wachsende Bedeutung erlangen wird. Indonesien   ist der Sammelname für die vielen mdloiischen Völker, die da» dicht bevölkerte Java, das an Natur- schätzen reich« Sumatra   und eine Reihe anderer Sundoinseln bewohiren, für Völker, die gewiß im Verlauf der Geschichte mehr als einmal sich in verschiedenen Staaten gegensätzlich gegenüberstanden und verschieden« malaiische Dialekte sprechen, aber doch «ine all« und g-nneinsame Kultur Hab«», die sich?n ehrivurdigem Alter mit der europäischen durchaus messen kann. Indonesien   ist aber auch der Inbegriff eine» eripochenden Staattdewußtsein». dos über olle Verschiedenaietigkeiten der Arten und Dialekt« hinweg die indonesischen   Stämme verbindet. und die jung« indonesisch« Intelligenz ist der Träger diese» Bewußtsein. Freilich sieht der oberflächlich urteilende Europäer in den großen Hafenstädten von Java meist nur den schiver sich plagenden Kuli uird ist dann geneigt» danach die Indonesier in Bausch und Begen als kulturell untermertig zu beurteilen. Schließ« lich ober ist dieser Kuli da« ureigene Produkt der europäischen  Zwingherrschaft, die ihm die Schulung vorenthielt. ihn zum Analphabetismu» verurteilt«, ihm das Koalition»r««ht vor« enthält und ihn dadurch von jeder Zlusstiegsmöglichkeit als Mensch künstlich isoliert. Mohammed Hata ist der Sprecher seines unterdrückten Volkes. Das er in der Schrift wiedergibt, ist dasselbe, Iva» er in seiner Verteidigungsrede sogen wollte. Er spricht weder ol» Kommunist noch als Sozialist, da? sind für ihn sekundäre Gesicht», punkte. Er spricht als indonesischer Nationalist, al» dar Träger eine» neuen Staalsgedankens. der einmal die nieder- ländssche Kokoniolherrschaft in Indonesien   abzulösen berufe« Ist. Cr vnterstreicht scharf die Notwendigkeit für die indonesisch« studie- rend« Jugend, sich an politischen Fragen zu beteiligen, wobei er auf da» Beispiel anderer Rationen in ähnlicher Lage verweist, wo gleich- fall» die Studentenschaft der Trager des nationalen Befreiungs- gedanken» war.
Cr mahnt die Niederländer an ihre« eigenen Unabhängigkeiis- kämpf gegen Spanien  . der. sobald es sich um Indonesien   handelt, in gewissen Schichten der niederläitdischen Gesellschaft vergessen zu sein scheint. Mohammad Hatto gehört der Bourgeoisie seine» Volke? an, aber die» macht ihn nicht blind für die ungeheuren sozialen Nöte der Missionen arbeitender Indonesen. Er zstiert den Niederländer Wellenstein: danach von der lndonesifchen venöikerung bei einem Durchschnliisein- fomme» mm Salden die gleichen 10 pro z. Ein- kawmensteaer erhoben wie bei Europäern mit 99W bis 10 000 Guide» Jahreseinkommen. und doch sind 225 Gulden Jahreseinkommen knapp 19 Gulden monatlich, knapp 7,?5 Guide» oder 7 deutsche Mark die Woche, wovon Millionen Familienväter sich und ihre zahlreichen Fa- mitten erhalten sollen. W««r hierzu zu sagen hat, ist eine der schwersten Anklagen, die bipher gegen die niederländische Kolonial- Verwaltung erhoben wurden. In großen Zügen umreißt Mohammad Hatto dos Grundsatzpro- gramm derPerhimpipian Indonesia". Er hebt die Sätze hervor: Nur«n seiner Zusammengehörigkeit bewußtes Indonesien  , das von allen Streitfragen per Gruppen untereinander absieht, kann die Macht der Zwingherrschoft brechen. Das gemeinschaftliche Ziel, die Befreiung Indonesien  »,«rforder» dos Zustandekommen felbstbe- »vußter, auf aizene Kraft sich stützender nationaler Masfenok- tionen. Mit entschiedenen Worten lehnt er olle Politik des Flehen» und Pikien». oll« Politik der Bettelei um Gunst ob und er- klärt, daß nur der Grundsatz d« Nonkooperation, der völligen Enlhalbmz von der Teilnahme an der Aernmitung und dem Schelnpariomenkarismu« da» Volksroies in Valavia dem indonesrschen Boll sein Selbstvertrauen wiedergeben und sei» posirisches Bewußtsein stärken tömi«. Grundsatz seiner Organi- sation ist und bleibt die Verbreitung und Kräftigung de» nationale indonestschen Emheitsgedanken», während die Niederländer bisher den ei«» Stamm gegen den anderen auszuspielen trachteten. Es ist«ine von'riefer Leidenschaft durchglüht« Schrift, in der Mohanrmad Hatto die Sache seine» Volkes verteidigt. Das mdo- nssisch« Problem besteht: hier hat es sein« klarst« Formulierung gc» funden. Soll dies« Schrift ober ihre Wirkung nicht verfehlen, so müssen die Augen der Kulwrivelt daraus gerichtet werden. Sie ist«in Notschrei ein« Volkes, da» sein Seldstbesriinmu ngsrecht verlangt, eines nicht etwa unter» »»ertigen nder halbwilden Volkes, sondern eine» alten Kultur. volle», da» zu neuer Blüte seiner kulturellen Eigenart aufzusteigen begehrt und der kolonialen Bevormundung in jeglicher Form von Tag zu Tag mehr entwächst.
brüderlichen Verständigung auf der Basis der Gleichheit und Gerechtigkeit, aber nicht der Unterwerfung. Die«uro- päische Diplomati« muß deshalb endlich aufhören, die Roll« des Bändiger, dos besiegton Staates zu spielen, anstatt V« r m i t t. ler zwischen den sich streitenden Nachbarn zu sein und die Basis für ein Balkanlocarno vorzubereiten."
Die Dalmatiner demonstrieren. Oer iio<ienische Konsul provoziert. Wien  . 16. August.(Eigenberichl.) Gegen die Vatifikaklan der Stmvenliooen von Nett» na haben Arbeiter und Bauern in der dalmatinische« Hauptstadt Spl»(Kpa- lot») an mehreren Tagen demonstriert. Als die Gendarmerie bei dem Versuch, die Kundgebungen zu oerhindecn. mit Steinen be­worfen wurden, nahm sie zahlreiche vcrhastiwge« vor, Der ita­
lienisch« ttonsul zeigte sich während der Kundgebungen d e< monstralt» ans der Straße, welche Herausforderung be- sondere Erbitterung hervorrief. vi« Hamburger Gericht« haben auf Grund der Reichsamnesti« .ös zum 13. August 55 Strafverfahren eingestellt: in 64 Fällen wur­den rechtskräftig« Strafen erlassen und in 26 Fällen rechtskräftige Strafen ermaßlg» Anläßlich de, Berfassungstaaes wurden außer-- dem vom Hamburger Senat Z3   in Fuhlsbüttel   befindliche Straf- gefangene begnadigt. Die Amsterdamer   Konferenz aotimllilaristischer Geistlicher hat einen ilckernationalen Bund mit einem Rat und einem Exekutiv  « komitee gegründet. Für Deutschland   wurden in den Rat der sazw- listisch« Pfarrer Dr. Hartmann und Pfarrer Mensch» ng gc- wählt. Gervchle. daß Trotzk! in verlin sei. und glücklich aus Turkestan  entflahen. werden uns von unterrichteter Stelle als unsinnig bezeichnet.____________._