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Morgenausgabe

πr. 389

A 198

45.Jahrgang

Böchentlich 85$ 1, monati 3,60 m. im voraus zahlbar, Boftbezug 4,32 R. einschl. Bestellgeld, Auslandsabonne ment 6,-. pro Monat.

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Der Borwärts" erscheint wochentäg lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie Abendausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Illuftrierte Beilagen Boll und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen", Frauen­ftimme". Technit"," Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts"

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Sonnabend 18. August 1928

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die ein paltige NonpareiDezeile 80 Pfennig. Reflame eile 5- Reichs. mart. Aleine Anzeigen das tettge brudte Bort 25 Pfennig( zulässig zwei fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jedes weitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen. annahme im Hauptgeschäft Linden Straße 3, wochentägl. von 81, bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: Berlin   SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  

Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Die Pariser   Besprechungen.

Unmöglich, die wichtigsten Fragen auszuschalten!

Paris  , 17. Auguft.( Eigenbericht.) Der Ministerrat ist zum 23. August telegraphisch einberufen worden. Dies hat einige Ueberraschung hervorgerufen, da die nächste Sigung des Kabineffs erst am 1. September in Sampigny  auf dem Landsih Poincarés fein follte. Die frühere Zusammen­berufung findet in der Unterzeichnung des Kellogg  - Baffes ihre Erklä­rung. Die Regierung rechnet anscheinend damit, daß im Verlauf der Zusammenkunft der Außenminister die wichtigsten schwebenden Fragen, wie die interalliierte Schulden frage und die Rhein­ land   frage doch Gegenstand, wenn nicht offizieller Verhandlun­gen ,, fo doch eines diplomatischen Meinungsaustausches bilden wer­den. Mit Rücksicht darauf scheint Poincaré   es für notwendig ge­halten zu haben, die Richtung der französischen   Politik vorher durch einen kabineffs befchluß festlegen zu lassen.

Stresemann   fährt nach Paris  .

Die deutsche   Antwort auf die Einladung zur Unterzeichnung des Kellogg  - Pafts ist dem französischen   Botschafter überreicht wor den. Reichsaußenminister Dr. Dr. Stresemann wird 25. Auguft nach Paris   reisen.

Hauptquartier Prüm  .

Das Eifelstädtchen würde gern verzichten.

am

Die Stadtverordnetenversammlung von Prüm   in der Eifel  protestiert gegen die bevorstehenden französischen   Heeresmanöver, weil dadurch für die Bevölkerung eine unerträgliche Be­I astung entstehe. In der Entschließung wird u. a. auf den zu erwartenden starten Ausfall des Fremdenverkehrs hingewiesen und schnellstes Eingreifen des Reihes geforder: das jedoch nicht die Macht hat, diesen Unfug zu verhindern.

Bayerns   heimliche Krise. Christliche Arbeitervereine gegen Bayerische Volkspartei  . München  , 17. Auguft.( Eigenbericht.)

Prüm   soll vom 24. Auguft bis 10. September einen General ſtab mit 10 Generälen, darunter den fommandierenden französischen und einen englischen General, 100 Offiziere, 100 Unteroffiziere, 250 Mann sowie einen Autopark als Einquartierung erhalten.

Die englischen Rheinlandmanöver.

London  , 17. Auguft.

Die Nachricht, daß 3000 Mann englischer Truppen in der Nähe von Königstein   zu lebungen zusammengezogen werden, wird im Kriegsministerium bestätigt. Es handelt sich um die alljährlichen Herbstübungen. Das Kriegsministerium dementiert die Auffassung daß diese Truppen auch für die englisch französischen Mano­ver in Frage kommen. Es wird jedoch zugegeben, daß wie im Vorjahr möglicherweise wieder französische Beobachtungsflieger an den Artillerieschießübungen der Engländer teilnehmen. Die Wochenzeitschriften befassen sich eingehend mit den englisch  - französi­schen Manövern, die sie im allgemeinen start tritisieren. Sie vertreten die Auffassung, daß nur eine baldige Räumung des Rheinlandes die Lage verbessern kann. Der Spectator"

-

hält das Trompetenblasen 14 Tage vor der Unterzeichnung des Kelloggpattes für eine höchst unnötige Demonstration gegen Deutschland  . Derselben Ansicht ist auch die Saturday Review".

Rüffelsheim.

Revision des Verbots angefündigt.

Die Bemühungen des deutschen   Botschafters in Paris  , Auf­tlärung zu schaffen über den Widerspruch zwischen dem Berbot des Rüsselsheimer   Bahnhofsbaues und der vor geraumer Zeit erteilten günstigen Zusage, haben ergeben, daß es sich um eine Reihe Don Mißverständnissen handelt, die aller Boraussicht nach in furzer Zeit aus dem Wege geräumt sein werden, so daß mit einer befriedigenden Lösung gerechnet werden kann.

Postscheckkonto: Berlin   37 536. Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten Wallstr. 65. Distonto- Gesellschaft, Depofitentaffe Lindenstr 8

Krisenfürsorge.

Eine dringende Aufgabe der Reichsregierung.

Von S. Aufhäuser.

Die politische Aussprache über den Bau des Panzer­freuzers A hat von neuem die Aufmerksamkeit der Arbeiter und Angestellten auf die unsoziale Verteilung der Reichsmittel auf die einzelnen Etats gelenkt. Der 800- Millionen- Etat des Wehrministers soll, wie der Reichs­wehrminister jetzt annimmt, zur Deckung der weiteren Raten Ersparnisse ermöglichen, während das Reichsarbeits­ministerium mangels ausreichender Reichsmittel bisher den wichtigsten Beschluß des Reichstags vom Juli 1928 zur Krisenfürsorge nicht ausführen fonnte.

Es ist kein Geheimnis, daß der Bürgerblockreichstag der neuen Regierung ein beträchtliches Defizit im Gesamtetat als Erbschaft zurückgelassen hat. Diese Möte der Reichskasse. machen es um so notwendiger, Wehrausgaben und Sozialausgaben im Zusammenhang zu sehen. Die soziale Bereitschaft des neuen Reichstags muß das Kennzeichen des politischen Kurswechsels sein.

Von dieser Erkenntnis ausgehend ist noch vor den Reichstagsferien eine bedeutsame Entschließung des Reichs­tags zur Krisenfürsorge( Nr. 224) angenommen worden. Der Sozialdemokratische Arbeitsminister hat durch Verordnung vom 13. August wichtige in dieser Reichstagsentschießung geforderte Berbesserungen in Kraft gesetzt. So ist vor allem der Personenkreis der Unterstützungsempfänger auf die Glasindustrie, das Bühnenpersonal und weite Kreise der un­gelernten Arbeiter ausgedehnt worden. Die Befugnisse der Vorsitzenden der Landesarbeitsämter zur Erfassung weiterer Berufsgruppen sind ausgebaut worden.

Die Reichstagsentschließung läßt aber feinen Zweifel, daß die allgemeine Verlängerung der Unterstützungsdauer in der Krisenfürsorge auf 39 Wochen und darüber hinaus bis zu 52 Wochen für die älteren Arbeiter und Angestellten als dringliche Maßnahme erwartet wird. Die Berordnung vom 13. August ermöglicht nur Arbeitslosen über 40 Jahre die Verlängerung nur im Einzelfalle unter der dafür vorgesehenen Bedürftigkeitsprüfung, während der Reichs­tagsbeschluß die allgemeine Berlängerung wünscht.

darin seine Unschuld und bezeichnet als Provotateure den verhaftet gewefenen Rechtsanwalt Mitgewig und einen schwe dischen Russen of Etvall. Etrall habe Alexandrow mehrmals Bollkommen unerledigt aber ist in dieser Verordnung zu überreden gesucht, Spionagearbeiten zu übernehmen, sei aber jedesmal abgewiesen worden. Er, Alexandrom sei von der noch die Verlängerung der Unterstützungsdauer für die Die Rebellion in den Arbeitertreisen der Bayerischen Volks­Polizei schändlich behandelt und verfolgt worden. Etvall hat jetzt Arbeitslosen unter 40 Jahren. Demnach ist die allge= partei wegen der Aufhebung des Sozialministeriums fommt immer mitgeteilt, daß er dreieinhalb Jahre in der Russischen Handelsver­mitgeteilt, daß er dreieinhalb Jahre in der Russischen Handelsver: meine Verlängerung der Unterstützungsdauer von 26 auf 39 Wochen vom Reichstabinett erst zu be= noch nicht zur Ruhe. Der Arbeiter", das Organ der katholi- tretung angestellt gewesen sei. Er sei entlassen worden, weil er schen Arbeitervereine Süddeutschlands  , nimm: in jeder Nummer nicht die richtige bolschewistische Ueberzeugung schließen. Ein solcher Beschluß ist um so dring­heftig Stellung gegen die Neuregelung der Ministerien, die einen gehabt hätte, feitdem habe er verschiedene Aufträge von Mitgewißlicher, als am 1. Juli zahlreiche Arbeitslose, die bis zu unhaltbaren Zustand geschaffen hat, der unmöglich mehr als erhalten, aber Alexandrow sei immer wie ein Schatten hinter diesem Zeitpunkt unter die Uebergangsbestimmungen des ein Provisorium sein dürfe. Das Organ hat neuerdings u. a. ent­her gewesen. Er, Ekvall, sei beauftragt worden, Ge heimfarten Arbeitslosenversicherungsgesetzes gefallen waren, aus dem deckt, daß durch den Abbau des Sozialministeriums auch dem über die schwierige Einfahrt nach Stocholm durch die Unterstützungsempfängerfreis ausgeschieden sind. Die Ver­deralismus ein schwerer Schlag versezt worden sei, denn Schären zu beschaffen, Nachrichten über die schwedisch  - englischen ordnung vom 13. August enthält lediglich eine Bemerkung, in einem solchen Ministerium tomme gemäß dem modernen Staats­Handelsbeziehungen sowie über schwedische Faschist en einzuholen. wonach eine generelle Berlängerung möglich werden könnte, begriff in der Gegenwart die staatliche Selbständigkeit mehr zum wenn eine erhebliche Verschlechterung des Arbeitsmarktes Ausdruck als in einem Ministerium des Aeußeren, bei dem mangels das erforderlich macht." eines diplomatischen Korps der notwendige Hintergrund fehlt." Sehr entrüstet ist das Blatt darüber, daß man in den monatelangen Ver­handlungen über die Regierungsbildung teine Zeit hatte, praktische Vorschläge der Arbeitervertreter in der Fraktion anzuhören, während man zu den Verhandlungen mit dem Bauernbund 60 Tage vertrödelte.

G

Auch in der volksparteilichen Provinzpreffe wird der Unmut der Arbeitervertreter immer lauter. So schreibt ein Geistlicher in Straubing  : Die Arbeitervereine werden sich auch in Zukunft erlauben, an Abgeordnete der Bayerischen Volkspartei  Briefe zu schreiben, Briefe auch mit ultimativen Forderun= gen, weil sie noh nie gehört haben, daß es unchristlich ist, ein­mal ein Ultimatum zu stellen, am allerwenigsten einem bayerischen Landtagsabgeordneten gegenüber, der von Arbeitern gewählt wor­den ist. Es sei ganz merkwürdig, wozu das Christentum herhalten muß, wenn es gerade den Herren der Bayerischen Volkspartei   in den Kram paẞt.

So sagt ein Geistlicher und Angehöriger der Bayerischen Volks­ partei  . Er schließt seinen Brief mit der Feststellung, daß der Be­amtentlüngel der Bayerischen Volkspartei   dafür sorgt, daß seine Getreuen an die Futterkrippe kommen und fein Angehöriger der arbeitenden Schichten emporfommt.

Spionage in Stockholm  . Erklärungen und Beschuldigungen.

Stodholm, 17. Auguft.

Der Direktor des russischen Telegraphenbureaus, Alegan brow, der schwedischer Bürger ist, hat an den Oberreichsanwalt ein Schreiben gerichtet, das in dem tommunistischen Folkets Dag blad Bolitiken"& ehn Spalten beansprucht. Alerandrom beteuert

Arbeiterwahlfieg in Schottland  .

Trotz kommunistischer Gegenaktion. London  , 16. Auguft.( Eigenbericht.)

Bei der Erfahwahl für den verstorbenen Abg. Frankrose ( Arbeiterpartei) in Aberdeen  - Nord wurde der frühere Abgeordnete für Leith Hauptmann Wedgwood Benn( Arbeiterpartei) ge­wählt. Die konservativen verlieren gegen die vorige Wahl 3800 Stimmen, während die Liberalen, die voriges Mal nicht fandidierten, 2300 aufgebracht haben. Die Zahl der Arbeiterstimmen ist gleich ge­blieben, nur sind diesmal 2600 den kommunisten zugefallen, die voriges Mal einen Sonderkandidaten nicht aufgestellt hatten; ent­fchiede in England nicht einfach die höchste Stimmenzahl, so hätte die kommunistische Kandidatur den Arbeiterkandidaten in die Stich­wahl gedrängt!

Ministerwechsel in Merifo. Rebellen flandrechtlich erschossen.

Merifo- City, 17. Auguft.( Eigenbericht.) Präsident Calles hat mit der Umbildung seines Kabinetts begonnen. Er ernannte u. a. den bisherigen Gouverneur Portet Gil zum Innenminister. Die Regierungsumbildung ist infofern bemerkenswert, als bisher Führer der Obregon Partei nicht berücksichtigt find.

Freitag vormittag wurden in Loispotofi 7 Rebellen führer, die in einem Kampf mit Regierungstruppen gefangen genommen worden waren, nach Urteil des Kriegsgerichts stand. rechtlich erschossen.

Der Reichstag wollte die Verlängerung auf Grund des derzeitigen Standes des Arbeitsmarktes. Es muß auch betont werden, daß eine inzwischen vom Reichsrat vorge­schlagene Regelung, wonach die Berlängerung der Unter­stützungsdauer fallweise für einzelne Notstandsbezirke zuge­lassen, werden kann, feineswegs ausreichend ist. Um alle 3weifel zu beheben, darf an die flare Willenstundgebung des Reichstags erinnert werden, in der es wörtlich heißt:

,, Die Unterstützungsdauer in der Krisenfürsorge ist allgemein von 26 auf 39 Wochen zu verlängern mit der Maßgabe, daß sie für

Arbeitnehmer, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, um weitere

13 Wochen verlängert werden kann."

Diese klare Willensäußerung des Reichstags läßt keine 3weifel zu. Die Not der Arbeitslosen macht die Erfüllung dringend.

Die Lage des Arbeitsmarkts. Feststellungen des ADGB  .

-HOP

Zunahme der Arbeitslosen.

Nach den Ermittlungen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes   stellte sich Ende Juli 1928 bei 9427 berichtenden Zweigvereinen( im Juni 9447) mit 4 031 021( 3 994 772) Mitgliedern die Zahl der Arbeitslosen auf 252850 ( 248 124) oder in Prozenten der Mitgliederzahl auf 6,3( 6,2) und der Kurzarbeiter auf 247 460( 221 951) bzw. 6,1( 5,6) Prozent.

Die höchsten Prozentziffern der Arbeitslosenzahl( in Prozenten der Mitgliederzahl) find festzustellen bei: Hutarbeitern 25,5( 26,6), Schuhmachern 19,5( 16,6), Bekleidungsarbeiter 17,8( 13,2), Sattlern, Tapezierern und Bortefeuillern 16,3( 15,7), Gärtnern 13( 11,2), Dach deckern 10,7( 13,3), Holzarbeitern 10,5( 10,3). Bei den Kurzarbeitern