Die äußere Mongolei . Ein Objekt der russischen Asienpolitik. Von Artasches Abeghian. Die Vorgänge im fernen Osten und namentlich in der Mongolei , an der mandschurischen Grenze, lenken die Auf- merksamkeit auf das Stammesgebiet des ehemaligen Riesen- reichs von Dschingiskhan . Es ist zu unterscheiden zwischen der ciuheren und der inneren Mongolei . Die letztere grenzt an die Mandschurei und ist ein untrennbarer Teil Chinas . Die äußere Mongolei liegt nördlich von China , an der russischen Grenze. Sie ist von der inneren Mongolei durch die große Eobiwuste getrennt. Wenn auch die äußere Mon- golei noch heute nominell zu China gehört, so hat sie doch seit lSII ein mehr oder weniger selbständiges Leben und befindet sich seitdem unter russischem Einfluß. Die chaupt- stadt der äußeren Mongolei ist U rg a, jetzt: Ulan-Bator , d. h. die rote iZladt. Die äußere Mongolei ist die historische Wiege der gesamten mongolischen Rasse. Unter dem Namen Mon- golei versteht man heute vorzugsweise die äußere Mon- g o.l e i. Die Mongolei ist ein sehr großes Plateau, von allen Seiten mit Bergketten umschlossen. Sie hat 7700 Kilometer Grenzen, davon 4000 gegen China und 3000 gegen Rußland . Das Mongolenland stellt größtenteils riesige Steppen dar. Die Mongolen teilen sich tn sechs Stämme, von denen der größte die Khalkasen sind. Bis vor wenigen Iahren bestan- deit dort fünf von einander streng getrennte Stände. Jeder ?ürst steht an der" Spitze seines„Khoschuns", d. h. der ihm unterstehenden Provinz und des Stammes. Sie alle leiten ihre cherkunft von Dschingiskhan her. Die Mongolen sind Buddhisten. Etwas weniger als die Hälfte aller mongolischen Männer sind Lamas, d. h. buddhistische Mönche, denn jeder zweite Sohn einer mongolischen Familie muß der Gottheit gewidmet werden. Dieses Gebot besteht in Wirklichkeit auf dem Papier; kaum ein Drittel oller Mönche lebt in den Klöstern, im ganzen 40 000. Das Oberhaupt der mongolischen kirchlichen Hierarchie ist der B o g d o G e g e n. Sein Sitz ist m Urga , das eine Klosterstadt ist, die von etwa 20 000 Mönchen bewohnt ist. Er gilt als die Wiedergeburt des be- kannten buddhistischen 5)eiligen K h u t u k h t u, der ein Schüler des Buddha selbst gewesen sein soll. Jedes Khoschun sOrtsfürstentum) hat in der Regel sein eigenes Kloster, manch- mal aber deren mehrere. Die äußere Mongolei umfaßt ein sthr umfangreiches Ge- biet: sie hat etwa 1,3ÄillionenQuadratkilometer Flächeninhalt, ist also fast ebensogroß wie Deutsch- land, Frankreich , Großbritannien und Italien zusammenge- nommen. Sie hat aber im ganzen nur OSO 000 Einwohner: davon sind ungefähr 100 000 Chinesen, SOOO Russen, die überwiegende Mehrzahl aber Mongolen. Diese leben fast«us- schließlich als Nomaden von der Viehzucht, während sich die Chinesen und Russen meist mit Handel beschäftigen. Das Abhängigkeitsverhältnis deräußerenMongolei lK h a l k h a) von China ist von Anfang an mehr nominell als wirklich gewesen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und mit der Anlegung der sibirischen Bahn gewann die Mongolei für den Expansionsdrang der russischen Asienpolitik ein besonderes Interesse. Es gelang der russischen Diplomatie schon im Jahre 191 1. die äußere Moiu golei von China loszulösen und sie als» einen..unabhängigen Staat" zu proklamieren. Die chinesische Revolution und der Sturz der Mandschudynastie gaben den äußeren An- laß dazu Da? bedeutet eigentlich den tatsächlichen An» schluß der Mongolei an das russische Reich. 1913 wurde in Kjochta zwischen China , Rußland und der Mongolei ein Abkommen unterzeichnet, in dem zwar Chinas formelle Oberhoheit über die autonome äußere Mongolei an- erkannt wurde, in Wirklichkeit aber wurde sie unter russische Schutzherrschaft gebracht. 1921 besetzte der estnische Baron Ungern von Sternberg , der Kampfgenofle des rufsi- schen antibolschewistischen Heerführers im fernen Osten Sem- jonoff, Urga . Die Japaner unterstützten ihn durch Rat und Tat. Er glaubte von dort aus ein neues Mongolenreich gründen zu können. Die Sowjetrussen bereiteten jedoch dem estnischen Baron und leinen Plänen ein baldiges Ende: schon Mitte 1921 wurden Urga und die Mongolei von ihnen erobert. Also auch hier, wie sonst oft in Asien , tritt Sowjet- r u ß l a n d in dir Fußtapfen der alten russischen Asienpolitik, wenn es auch seine Eroberungspläne in änderen Einkleidungen und in anderen Schlagworten voll- zieht...... Wie in ähnlichen Fällen ließen die Sowjets gleichzeitig mit ihrem Vorrücken nach der Mongolei eine bolschewisten- freundliche„Revolution" einleiten, eine halbkommunistisch- volksrevolutionäre Mongolenpartei gründen und auch eine revolutionäre Volksregierung bilden. Darauf organisierten sie dort die mongolische„Rote Armee " und schlössen am 5. No- vember 1921 in Moskau einen sowjetrussisch- mon- golischenGeheimvertragab. China protestierte da- gegen, aber erfolglos, bis am 31. Mai 1924«in russisch - chinesischer Vertrag zustande kam, in dem die chinesische Ober- Hoheit in der Mongolei anerkannt wurde. Tatsächlich aber blieb sie nach wie vor unter russischem Einfluß. In dieser Einsicht besteht also kein Unterschied zwischen dem zaristischen Vertrag von 1915 und dem bolschewistischen von 1924.� „Die innere Lage der Mongolei hat sich auf einer Grund- läge gefestigt, die dem Sowjetregime ähnlich ist", hat Tschitscherin noch im Sommer 1925 gesagt. Nicht anders lauteten die Aeußerungen der Sowjetpolitiker vor wenigen Iahren in bezug auf die mittelasiatischen Schutzgebiete Ruß- lands. Chiwa und Buchara . Der Anschluß dieser Länder an die Sowjetunion erfolgte im Jahre 1925. Zweifelsohne erwartet auch die Mongolei das gleiche Schicksal. Die mongolische Verfassung 1924 kennt eine Art Parlament, den sogenannten„Großen Huruldan", von dessen Wahlen alle„nicht arbeitenden Kreise der Bevölkerung" ausgeschlossen sind, und der nur einmal im Jahre, und zwar auf ganz kurze Zeit, zusammentritt. Nach Sitzungsschluß überträgt er die volle gesetzgeberische und vollziehende Macht, dem sowjetrussischen Muster folgend, seinem Präsidium. Dies besteht aus 30 Mitgliedern und heißt„Der kleine Huruldan". Die s o w j e t r u s s i s ch e n R a t g e b e r der mongolischen Minister üben jetzt vielleicht einen noch größeren Einfluß aus als seinerzeit die Zarenkonsuln. Kein mongolischer Minister ist in der Lage, selbständig zu handeln. Jeder seiner Schritte wird von den Vertretern Moskaus überwacht. Die mongo- lische„Rote Armee " ist nur als eine Abteilung der russischen zu betrachten. Aber nicht nur politisch und militärisch, sondern auch wirtschaftlich ist die heutige Mongolei von Sowjetruß- �
Gleichberechtigung in Oeutfchnationalien.
Hugenberg:»Natürlich können die Arbeitervertreter auch bei uns ganz gut wohnen.- Bitte, Graf Westarp , führen Sie unsere armen Vetter in die Gesindestube.' Severins über das Panzerschiff. Eine Rede in Bielefeld .
vieleseld. 20. August.(Eigenbericht.) In einer außerordentlich stark besuchten Mitgliederversammlung des sozialdemokratischen Ortsvereins sprach heute Reichsministcr Genosse Severing über die Frage: Panzerkreuzer und Reichsregierung. Genosse Severing wies einleitend darauf hin, daß die Panzertreuzerfrage im Wahlkampf in der Sozialdemokratischen Partei eine große Rolle gespielt habe, daß aber dle SPD . ihren Ersolg am 20. Mai keineswegs lediglich dem Kampfe gegen den Panzerkreuzer zu verdanken habe. Er zeigte den Werdegang der gesamten Panzerkreuzcrsrage aus und bewnte, daß durch das Kompromiß im Reichsrat«ine lehr schwie- rige Situation geschossen worden sei. In der fraglichen Sitzung der Reichsregierung sei über die Bewilligung der ersten Rate nicht abge- stimmt worden, sondern man habe sich mit dem Baubeginn einverstanden erklärt, nachdem der Rcichswrhrminister aus dem Etat der letzten Jahre die Mittel zur Verfügung gestellt und erklärt habe, daß dafür keine neuen Etatsmittel angefordert werden würden. Severing betonte, daß die sozialdemokratischen Minister zi� ihrer Stellungnahme gekommen seien, um nicht schon nach vier
Wochen wieder aus der Regierung auszuscheiden. An ihrer ob» lehnenden Stellung gegenüber dem Panzerkreuzer hielten sowohl die Sozialdemokratisch« Partei al» auch die sozialdemokratischen Minister noch wie vor fest. Severing erklärte, daß die Spzialdemo- kratie nicht daran denke, die Konsequenz weiterer Bauten als Erbe der Bürgerblockregierung des vergangenen Reichstages auf sich nehmen zu wollen, da sich dies schon aus finanziellen Gründen von selbst verbieten wurde. Bei dieser Gelegenheit betonte Seve.'ing nochmals, daß d.e Sozialdemokratie auch nicht daran denke, um des Panzerkreuzer!- willen au» der Regierung lierauszugehen, sondern daß sie gewillt sei, die einmal errungene Machtposition so zähe wie möglich festzuhalten. Zum Schluß wies«r daraus hin, daß es andere und dringendere Aufgaben für die Sozialdemokratie in der Reichsregierung alz die Panzerkreuzerfrag« gebe, vor allen Dingen müssen auf dem Gebiet« der Sozialpolitik und der B e: w a l t u n g s r e f o r m entschiedene Maßnahmen getroffen werden, die dem Wohle der beut- schen Arbeiterschaft dienen fallen. Die Ausführungen des Genossen Severing wurden von der Ber- sammlung beifällig aufgenommen.
land abhängig. Die im Februar und April 1926 nach Mvstau geschickten Sondervertretungen hotten die besondere Aufgabe. die mongolisch-russifchen Beziehungen noch enger zu gestasten. Moskau tut sein Mögliches, um die Mongolei auch wirtschast- lich in sein Fahrwasser zu bringen.„Die Koufleute sind die besten Diplomaten", schrieb anläßlich des Abschlusses des sowjctrussisch-mongolischen Vertrages 1921 ein russischer Asienpolitiker in"der bekonnten, der sowjetrussischen Orient- Politik gewidmeten Zeitschrist„Rovy Dostok"(Der neue Osten):."Man darf keine Zeit verlieren. Wenn Rußland nicht sofort seine wirtschaftlichen Beziehungen zur Mongolei be- festigt, so werden sie bald allzu schwer sein. Die Hauptsache ist, daß die mongolische Regierung jetzt i n R u ß l a n d i h r e Hauptstütze sieht gegen die Ansprüche Chinas und vorläufig auch verhästnismäßig frei ist von den imperialistischen Gegenwirkungen anderer Länder." Diese Worte besagen an sich schon genug. Die Mongolenrepublik dementteri. Kein Angriff auf die Mandschurei . Moskau . 20. August.(Tel.Äg. der Sowjetunion .) Einer Meldung aus lllanbato(früher Borgs) zufolg« ver- öffentlicht die mongolische Regierung anläßlich der Ereig- niss« in der Provinz Barga folgende offiziell« Mitteilung:.In den letzten Tagen verbreiten ausländische Blätter und Funkstotionen Meldungen über einen Voltsaufftand in Barga . Besonders bringt die japanische Presse Meldungen in Umlauf, wonach Truppen der mongolischen Volksrepublik an dem Aufstand teilgenommen haben sollen. Di« mongolisch« Regierung dem«nti«rt mit aller Entschiedenheit alle Meldungen, wonach sie oder Truppen der mon- golischen Volksarmee an diesem Aufstand bereiligr sein sollen, und fordert alle Bürger der Republik auf, diesen provokato- rischen Gerüchten entschieden entgegenzutreten." Chinesen demonstrieren auf japanischem Boden. Tokio . 20. August. Hier und in Söul, der Hauptstadt Koreas, veranstaltet« die chinesische Bevölkerung j a p a n f e i n d l i ch e(?) Kundgebungen. In Söul wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen, wobei es zu heftigen Zusammenstößen kam: die Polizei schoß, die Zahl der Toten und Verletzten steht noch nicht fest. In Totio wurden ebenfalls zahlreiche Derhaftungen vorgenommen, jedoch gelang es der Polizei, den Dcmonstrationszug aufzulösen, ehe er das Außenministerium erreicht hatte.
Die verschollenen Grönlandflieger. Nachforschung auf See. Washington , 20. August. ver Somamndant des Küstemva chdicnstes hat dem Sotter ..Marlon", der sich nach den letzten Meldungen in der Nähe von Kap Ehidley in L a b r a d a r auf hoher See befindet, Weisung erteilt. nach dem Flugzeug Hosfels zu suchen. vis S Uhr 15 log keine Nachricht von dem Flugzeug Haffets vor.
Camitte Huysmans angepöbelt. Natürlich von Faschisten. Srüssel, 20. August.(Eigenbericht.) Im Kursaal von Ostende , wo der russische Sänger Schal« jap in an einem Konzert mitwirkte, veranstalteten Faschisten wüste Radouszenen gegen Camille Huysmans , den früheren Sekretär der Sozialistischen Internationale und noch dem Krieg belgischer Unterrichtsminister, und seine beiden Töchter. Als beim Eintritt der Prinzessin Stefanie das Orchester die Nationalhymne anstimmte, er- hob sich Izuysmans wie olle anderen von seinem Sitz: er wurde aber, unbekümmert um den feierlichen Moment, von mehreren Fa- schiften mit wüsten Schimpfereien bedacht, weil er ein bereits vorher begonnenes leises Gespräch mit seinem Nachbar fortsetzte. Das war aber nur der Barwand: die Faschisten umringten Huysmans , schrien aus ihn ein:„Verräter, tötet ihn!" und machten Anstalten, ihn anzugreifen. Verschiedene spuckten um sich herum: einer schlug sogar auf die Tochter Huysmans und eine andere sie begleitende Dame ein. Trotzdem Polizei herbeigenifen und mehrere Faschisten in Haft genommen wurden, dauerten die Szenen auch nach dem Konzert noch an. Gowjet-Großbauernstaai. Untersuchung in Kasatstan. INoskau, 20. August. Die Sowjetregicrung hat sich veranlaßt gesehen, ein« Unter- suchungskemmission in die erst vor kurzer Zeit gegründete zentral- asiatische Sowjetrepublik K a s a k st a n zu entsenden, von wo zahl- reiche Klagen der Bevölkerung eingelaufen sind. Der Sekretär des Zentralcxekutivkomitecs K i s s e l j e w leitet die Kommission. Es handelt sich darum, daß die leitenden Persönlichkeiten in Kasakstan die Richtlinien auf Begünstigung des Kleinbauerntums und Bekämpfung der Großbauern nicht nur nicht beachtet, sondern sogar entgegengesetzte Politik getrieben haben. Die außer- ordentlich hohe Besteuerung, die gegen das Großbauerntum zur An- wendung kommen sollte, sei gerade gegen die Kleinbauern angewendet worden und die Folge der Ruin zahlreicher Klcinbauernwirtschastcn, wobei außerdem die Rechenschaftsberichte über das beschlagnahmte Vieh sich ol» durchaus undurchsichtig erweisen. Versuche der Kleinbauern, Beschwerden nach Moskau zu senden, wurden mit allen Mitteln verhindert, so daß man in d«r Zentrale erst spät von diesen Vorkommnissen erfuhr. Die Kommission hat bereits zahl- reich« Kleinbauern aus den Gefängnissen entlassen. Obgleich die Sowjetpresse bisher mehr von einer„Verständnislosigkeit" der Macht- haber in Kasakstan spricht, scheint doch„die Abirrung von der Sowjet- linie" da» Ergebnis einer ganz zielbewußt betriebenen Politik zu sein, wodurch die ganze Angelegenheit an Bedeutung gewinnt.
Die Höhe de» Nobelpreises. Der Nobelpreis wird künftighin eine Summ« von ISO 938 schwedischen Kronen ausmachen, d. h. eiiie Erhöhung von ungefähr 25 000 Kronen erfahren. Die Ursach« der Erhöhung sst auf«ine Sieueoerleichterung durch den Staat zurückzu- führen. D«r ganze Fonds beträgt jetzt 31 0SKB12 ichwcdijche Kronen.