SmadAm
Die Befreiung Hitde fornleitner
-
asizeldornedo n
( 33. Fortsetzung.)
Die fünf stapften mit ihren schweren Musketierstiefeln in den Ort vorwärts und der Schubert lief gegen Bäume an, blieb mit seinem Haarbeutel an Zweigen hängen, stolperte über den Degen, der ihm zwischen die Füße geriet es wäre eine komische Szene gewesen, hätte es sich nicht um eine so ernste Sache gehandelt.. Inzwischen war der lange Kerl, der immer noch Hilde auf seinen Armen trug, mit einigen Sprüngen auf einen schmalen Weg gelangt, der ganz von einigen alten Bäumen eingesäumt war und völlig im Schatten lag. Hier stellte, er seine leichte Beute auf die Beine. Fürchten S' Ihna net, Fräulein Hilde, i bin's, der Drobauer!" Hilde sah ihn erschrocken an. Ja, es war wirklich der Lange, dr im Kostüm des Voltaire stedte und sich so trefflich die berühmte Maste angeschminkt hatte, daß er nicht zu erkennen war.
,, Wie kommen Sie denn her?"
I bin schon die längste Zeit im Ort. I bin damals gar nicht meggefahren, wissen S'... Ob ich hier bin oder in Wien .. I hab' in Ihrer Näh' bleiben wollen..
,, Und wer hat Sie zum Fest eingeladen?"
,, Niemand. Man hat ja überall vom Fest gesprochen, da hab' ich mir gedacht: lad di selber ein. Und im Schminken, wiffen G', da kommt mir feiner gleich. Das war eine Meisterprobe, was, daß nöt amal Sö geahnt haben, wer der Voltaire ist?"
Hilde lehnte sich an einen Baum und schöpfte tief Atem. Der Voltaire stieg aus seinem Talar und legte ihn dem erhitzten Mäd chen um die Schultern.
„ Ich hab' Sie überall mit den Blicken verfolgt. Sie waren ja heut so wunderschön... Und dann bin ich Ihnen nachg'stiegen und hab' zum Glück bemerkt, daß Ihnen dieser Dickwanst überall auch nachsteigt, und i weiß nicht warum, sein Aufzug mit den fünf Trampeln, die ihn nicht ausg'laffen haben, hat mir nicht g'fallen. Und so bin i halt in Ihrer Nähe geblieben."
Hilde reichte dem Langen die Hand, auf die er sich stürmisch niederbeugte.
,, Aber jetzt bleiben wir nicht da. Es wird fühl und.... der Dicke wird ja was unternehmen. Wollen Sie zum Fest zurück?" fragte Drobauer.
,, Nein, ich kann nicht."
Jetzt geht kein Zug."
,, Dann morgen mit dem ersten Bug."
,, Aber bis dahin?"
Wenn ich wegbleib', ist das Aufsehen enorm. Die Leute wer den sich denken Nein, ich will kein Aufsehen machen, ich schleich mich aufs Schloß zurück..."
Hilde wollte sich umwenden und fiel wie eine Puppe dem Langen in die Arme.
,, Aber Sie zittern ja, Fräulein Hilde, Sie glühen vor Fieber! Ich begreif's schon... Diese Aufregung... So ein Schuft!"
„ Es ist mir schon wieder ganz gut!" sagte Hilde. Aber es mar nicht wahr. Sie wollte ein paar Schritte machen und war nahe daran, wieder umzusinken.
Wissen S, Fräulein Hilde, Sie fommen in den Gasthof, in dem ich wohn'. Freilich, auch eine peinliche G'schicht'! Mein 3immer fönnen S' haben, aber sonst ist nig frei, a ganze Masse von Kellnern und Dienern aus Wien ist da einquartiert worden. Und in meinem Zimmer schaut's halt nicht sehr feudal aus.... Um Gottes willen, Ihnen ist ja schlecht.
...
mich... Nur kein Aufsehen, Sie haben recht. Ich führ' Sie aufs Stützen fich auf Echloß, gleich auf Ihr Zimmer...." „ Ja."
" Und dann verschwind' ich. Der Dice wird sich dieser Geschichte nicht rühmen, glaub' ich. Wenn er nur bis jetzt feinen Lärm gemacht hat.
Ja, führen G' mich hinauf. Und morgen beim ersten Zug.. beim ersten... warten S' auf der Bahn."
"
Wann Sie sich's nur nicht bis dahin überlegt haben. Aber ich wart' schon. Beim ersten, beim zweiten, bei jedem Zug, der nach Wien fährt. Bis Sie fommen und einmal werden ja doch kommen."
,, Nein, nein, ich will noch morgen nach Hause... fort von hier... fort von diesem abscheulichen Menschen..."
Sie stiegen vorsichtig und langsam zum Schloß hinauf. Drobauer fannte schon alle Wege, als ob er der Hausherr wäre,
viel besser als der Hausherr: fürzte da ab, wußte dort, wo man den Bach übersetzen fonnte, wo es möglich war, im Dunkeln zu bleiben und doch weiterzufommen, und dann, wo das Gewimmel der Menschen und der grelle Schein der Lichter vermieden werden fonnten. Schließlich standen sie vor der hinteren Front des Schloffes. ,, Lassen S' sich an Tee oder an Glühwein hinaufbringen, Fräulein Hilde, Sie san ganz verstört," rief ihr noch Drobauer zu. Ihre Wangen glühten, sie hatte ihre Fassung nicht wieder
gewonnen.
„ Ich danke Ihnen, Drobauer. Und morgen erwarten Sie mich beim ersten Bug."
,, Ja.. Kommen S'! Kommen S', wann immer, i werd' schon am Bahnhof sein, um zehn Uhr. Aber ich waß nöt. Ich tomm' halt, wie g'sagt, zu jedem Zug."
Er verschwand, und Hilde ging auf ihr Zimmer. Es war eine böse Nacht. Hilde sah sich in Träumen vom Schubert verfolgt, der noch nie in seinem Leben so behend gewesen war wie jetzt, da er dem flinken Mädel über Hecken, Brücken und Flüsse nachsprang. Sie fah fünf Männer, fünfzig Männer, gewaltige Riefen, die sie mit stapfendem Schritt, in abenteuerlichen Uniformen, so eng umschlossen und immer näherfamen und daß sie nicht atmen fonnte, und von ihnen schließlich zerquetscht wurde. Und da lag sie im Strantenhaus, bleich wie das Linnen, und die Stara Benard beugte sich über sie und sprach ihr Trost zu, und sie fühlte, daß sie sterben merde. Und dann spielte fie auf der feinen Bühne der Meisterin, und der Schubert nahm sie vor allen Leuten an sich, und Eduard faß im Bartett und applaudierte lachend und rief Witze hinauf, baß die anderen im Saale auch lachten. Der Drobauer hielt fie in feinen langen Armen wie ein Kind und riß bie Borhänge herab
Ein Wiener Roman von Paul Burgftaller
und zertrümmerte die prächtigen Möbel in einem weiten Saal und| mar da, und gerade gegenüber stand der Schubert mit seinen lief mit ihr über Stock und Stein, bis er in eine Schreberhütte glozenden Augen.. tam, wo sie der unheimliche Freund des Drobauer, der Botitschitsch, hämisch begrüßte, worauf dieser mit gellendem Lachen verschwand. Und ein blühender Fliederstrauch sentte sich auf sie, die unter ihm lag, und immer dichter fielen seine Blüten, und sie versuchte, sich zu befreien, und unter der herrlichen Last erstickte sie. Und sie war ein fleines Mädel, eilte von Stunde zu Stunde und kam zu spät, und
fern ertönte ein Sang froher Mädchen und Buben und sie suchte den Zug, der dahinschritt, zu erreichen und erreichte ihn niemals.
Und dann trat ihr wieder der Schubert entgegen, diesmal an der Spige von unendlich vielen, seltsam gekleideten Gestalten, die jubelnd Mastenscherze trieben, und voran war eine Königin, die ihren eigenen Kopf in den Händen trug, und der Schubert führte die Schar an, die gegen sie vordrang, sie ganz allein vor der immer mehr und rafend anwachsenden Menge, und in ihr Edi, der gutmütig aussah und doch nicht zu ihr treten wollte und den sie um Geld bat und der's ihr verweigert. Und ein italienischer Offizier
Die Bilder verwirrten sich im Traume, und sie entriß sich den erschreckenden Visionen, und gleich stürmten sie neu auf sie ei, unendlicher Fülle, und alle bedrohten sie, und unfähig sich zu wehren, mußte sie die Träume abrollen lassen...
Es war taum Tag, als sie die Kraft fand, sich den Gespenstern der Nacht zu entreißen. Sie sah unabläffig auf die Uhr und wartete, bis sie das Haus erwachen hörte. Da läutete sie. Das Mädchen tam herein und schrie hell auf, als sie Hilde sah.
,, Aber man hat Sie ja überall gesucht, Fräulein. Ich muß gleich sagen, daß Sie nicht verlorengegangen sind."
,, Ja, sagen Sie's. Ich fühl mich sehr trant."
"
Das Mädchen lief hinaus und fam bald wieder. Alle Herrschaften schlafen noch. Aber ich bring' Ihnen einen Tee." Hilde trank den Tee und fühlte, daß sie fieberte. ,, Wissen S', ich glaub', es ist das Gescheiteste, ich fahr' nach Hause. Krank sein möcht' ich doch am liebsten zu Hause."
Aber die gnädige Frau wird das Fräulein gewiß so nicht fortlassen."
,, lind noch eines. 3u sprechen bin ich natürlich für niemanden, außer für die gnädige Frau, das Fräulein Dely und das Fräulein Luz."
Gie ahnte etwas und jah balb, daß fie recht gehabt hatte. Denn turze Zeit darauf hörte sie den Schubert vor der Tür mit dem Stubenmädchen debattieren. Das Mädchen tam verlegen ins Zimmer:
,, Der Herr Waldbauer läßt bitten, ob das Fräulein ihn nicht empfangen möcht'. Es ist sehr dringend."
,, Aber was fällt Ihnen denn ein? In diesem Zustand? Und
ich bin doch wirklich frant."
,, Ja, aber er meint, es ist sehr dringend."
,, Ist mir gleich. Ich empfang' niemand, hab' ich Ihnen g'lagt." ,, Fräulein...
Das Mädchen stand verlegen an der Tür.
"
Was ist denn?"
,, Fräulein werden mir nicht böse sein?"
Warum? Was wollen Sie denn?"
"'
Wenn das Fräulein den Herrn doch empfangen möcht'."
,, Was haben Sie für ein Interesse daran?"
"
„ Ein großes... Aber Fräulein werden bestimmt nicht böse
fein?"
,, Nun?"
Der Herr hat mir hunderttausend Kronen versprochen, menn ich ihn zum Fräulein bring. Und ich möcht das Geld meiner Mutter nach Wien schicken. Also, wenn das Fräulein es um meinetwillen tun wollt..." ( Fortsetzung folgt.)
WAS DER TAG BRINGT.
Der Streik der Koreaner.
die Worte zu lesen find:„ Der Schnaps vernichtet Familie und Volt". Wir in Deutschland find an die Reklame für den Schnaps. genuß in den Verkehrsmitteln, auf öffentlichen Plätzen, über den haupt denkbar, daß die Deutsche Reichspoft ein so schweres Attentat Dächern und an den Häuserfronten so sehr gewöhnt, daß uns diese Antischnapspropaganda traumhaft erscheinen muß. Ist es über auf die Interessen der Branntweinerzeuger und händler wagen auf die Interessen der Branntweinerzeuger und händler wagen
tönnte?
Selbsthilfe erreicht viel!
leber eine für europäische Verhältnisse mehr als seltsame Art des Protestes gegen einen unsozialen Arbeitgeber berichteten jüngst aus der Provinz Hachioji kommender Expreßzug zum Halten gebracht ausländische Zeitungen. Dreißig Kilometer vor Tokio mußte ein werden, da ein Streit ausgebrochen war. Aber nicht das Zug personal war in den Ausstand getreten und nicht die Bahnhofsangestellten der nächsten Station hatten die Arbeit niedergelegt, sondern fünfzig foreanische Arbeiter lagen, in zwei Reihen nebeneinander, rechts und links des Gleises. Ihr Kopf war auf den Schienenstrang gebettet und sie erwarteten den Tod. Diese toreanischen Arbeiter waren unzufrieden mit ihrem Brotherrn, von dem sie sich übervor teilt fühlten und da hatten sie, die keine andere Möglichkeit einer wirksamen Demonstration wußten, den Entschluß gefaßt, jenen durch ihren Tod zu strafen. Es war ja wohl kein kleines, zu sterben, aber wurden die Nachteile des Todesschmerzes nicht durch die Borhaben bereits 20 000 Stockholmer die Sehenswürdigkeit besichtigt und auch Bestellungen gemacht. Drei andere schwedische Städte teile der Statuierung eines Erempels an einem bösen Arbeitsherrn haben jetzt dieses Beispiel nachgeahmt. Jezt haben die Glasbläser aufgewogen? Die Sabotage von hundert Arbeitshänden, die ihnen nicht gehörten, schien ihnen den Einsatz der Lebensvernichtung, der beschlossen, in dem gleichen Arboga, in dem sie arbeitslos geRebellion gegen den Besitz eines verhaßten Mannes die Bertrümme- worden sind, eine eigene Fabrik zu gründen.
rung des Leibes wert.
Den Koreanern ist der Eintritt in den ewigen Streit nicht ge= fungen. Der Zugführer hat rechtzeitig seine Maschine zum Stillſtehen gebracht und dadurch vermieden, daß dies mit den Herzschlägen der Lebensmüden geschehe. Die Gelegenheit, sich nie wieder mit einem Arbeitgeber herumärgern zu brauchen, wurde ihnen genommen, indem ihnen das Leben von neuem gegeben wurde. Die Koreaner werden mit dem Tausche nicht zufrieden sein und vermutlich in der Lokomotive, die eine Seele hatte, wo sie feine haben sollte, nur den anderen Bol einer Zivilisation sehen, die keine Seele hat, wo ihr eine nötig wäre.
Verkehrssicherheit.
Hans Bauer.
Der fleine Friß aus Berlin hat seinen gleichaltrigen Better aus Bayern zu Besuch. Beide werden nicht müde, täglich Buffbahn zu spielen. Am Verfassungstage ist der kleine Frig eifrig bemüht, feine Bahn mit Fähnchen zu schmücken. Auf die Frage an seinen Spielgefährten, warum er nicht dasselbe tue, antwortet dieser grimmig, er hätte etwas wichtigeres zu tun und sein Eisenbahn. neg in Ordnung zu bringen.
Der Poststempel als Aufklärungsmittel.
Schon längst wird der Stempel, mit dem die Postbehörde die Briefmarken entwertet, gelegentlich mit einem Hinweis auf eine Ausstellung oder eine ähnliche bedeutsame Veranstaltung eines
Landes oder einer Stadt versehen. Aber daß er in den Dienſt ge= fundheitlicher Boltsaufklärung gestellt wird, ist eine Neuerung, die foeben die Schweiz eingeführt hat. Dort befindet sich jetzt neben dem eigentlichen Briefstempel ein fast doppelt so großes Rechted, in dem eine Schnapsflasche mit dem Totentopf abgebildet ist und
Eine Anzahl schwedischer Glasbläser, die durch die Schließung der Glasbläserei von Arboga arbeitslos geworden waren, hatten in bläserei eröffnet, wo sie das Publikum gegen einen mäßigen Eineinem fleinen Bart im Inneren von Stockholm eine fleine Glastrittspreis an der Arbeit sehen kann. Innerhalb zweier Monate
Die Gefechtsbefehle von Trafalgar.
Das Antiquariat Christy in London hat für den Preis von 290 Pfund vies Folioseiten mit den Gefechtsbefehlen Neljons tober 1805 vertauft. Ein Brief Abraham Lincolns, der eine Be und Bronts aus der berühmten Schlacht bei Trafalgar am 9. Dtgründung seiner Proklamation aus dem Jahre 1863 enthielt, erzielte den ansehnlichen Preis von 950 Pfund. Tanzen Sie Tile- trot?
-
Tile- trot das ist der Tanz der Zukunft. Uebersetzt hieße es: Ziegelstein- Trott. Damit soll ausgedrückt werden, daß sich die Tanzenden bei diesem Schritte etwa so bewegen wie eine Katze, die ver fehentlich auf eine glühende Herdplatte geraten ist. Der Erfinder dieses Tanzes ist Major Cecil Taylor, der auch den Yale - Blues erfunden hat, mit dem Erfolge, daß, als er ihn einmal vorgeführt hatte, andere Tanzlehrer nichts Eiligeres zu tun hatten, als daraus für sich Kapital zu schlagen, indes der Erfinder leer ausging. Dieses Mal ift Taylor vorsichtiger gemefen, er hat den Tanz nur einmal vorgeführt und sich außerdem dessen Verfilmung vorbehalten. Diese Methode hatte Erfolg. Bisher haben sich bei ihm rund 60 Tanzlehrer gemeldet, die bei ihm den Tile- trot erlernen wollen. Natürlich gegen ein angemeffenes Honorar!
Rettung durch ein künstliches Bein.
Der englische Dampfer„ Samaria" mar etwa zwei Tagereisen von der irischen Küste entfernt, als ein früherer englischer Soldat über Bord fiel. Der Soldat hatte im Kriege ein Bein verloren und ein fünftli hes aus Kort erhalten. Der Rort hielt den Soldaten übe: Waffer, bis Rettung tam