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später Amt und Würden fosten sollte zum Organisator der ersten großen Niederlage Deutschlands machen.

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Man weiß, mit welcher Leidenschaft Lord Haldane in den Jahren 1905 in zahlreichen offiziellen und unoffiziellen Mis­fionen in Berlin an an einer Besserung der deutsch englischen Beziehungen gearbeitet hat und wie er schließlich, nach seiner berühmten Berliner Mission non 1912, die Aussichtslosigkeit seines Beginnens erkennen mußte. Es ist gewiß falsch, wenn nunmehr in Deutschland die Dinge vielfach so hingestellt werden, als bestünde zwischen den diplomatischen Mißerfolgen Haldanes in Berlin und feiner Reorganisation der britischen Armee ein tausaler Zu­sammenhang- seine Reformarbeit hatte längst eingesetzt, als Haldane noch auf eine zukünftige Zusammenarbeit Englands und Deutschlands hoffte. Aber es fann auch feinem Zweifel unterliegen, daß Haldane in den späteren Jahren seiner Amtsführung als Kriegsminister den Eventualfall eines deutsch - englischen Krieges als immer ernſteren Faktor in seine Reorganisationsarbeit einbezog.

Die Geschichte der Abdankung Haldanes im Jahre 1915 wird, unter solchen Umständen, zu einer der schamvollsten Episoden der neueren englischen Geschichte: der Mann, dem England seine verhältnismäßige militärische Schlagfertigkeit zu Kriegsbeginn zu danken hatte, wird als Deutschenfreund" verdächtigt und als Defaitist" verschrien und von seinen poli­tifchen Gegnern solange gehegt und gejagt, bis er, unter Schimpf und Schande, das hohe Amt eines britischen Lord­fanzlers, das er in der Regierung Asquith innehatte, nieder­legen muß. Lloyd George spricht heute zweifellos die Auf­fa fung der Mehrheit seiner Mitbürger aus, wenn er nun­mehr in einem Nachrufe feststellt, daß Lord Haldane damals auf die ,, denkbar undankbarste Weise" von seiner Nation be­handelt worden sei.

Lord Haldane hat nach seinem Rücktritt mehr als fünf Jahre in tiefster Zurückgezogenheit gelebt, ohne jede Verbitte rung zwar, wie alle übereinstimmend feststellen, die ihn in jenen Jahren gesprochen haben, aber auch ohne den Wunsch in einer noch in der Kriegspsychose befindlichen Welt eine politische Rolle zu spielen. Als er dann wieder an die Deffent­lichkeit trat, da geschah es mit der Ankündigung, daß er seinen lebertritt zur Arbeiterpartei vollzogen habe. Die Gründe, die den alternden Staatsmann zu diesem Schritte veranlaßt haben, sind, wie er selbst damals festgestellt hat, philosophischer Natur gewesen; er hatte an den Kräften der alten Welt zu verzweifeln begonnen und sah in der Arbeiterbewegung, die er in seiner langen, be­megten Laufbahn als liberaler Staatsmann niemals befämpft hatte, die einzige Hoffnung auf eine bessere Welt. Selbst ein politischer Gegner, wie die Times" ver­fucht nicht die Reinheit der Motive, die ihn geleitet haben, in 3meifel zu ziehen. Es war nicht Ressentiment," stellt diese fonservative Zeitung fest, das ihn veranlaßte, aus seiner Zurückgezogenheit herauszutreten und sich der Arbeiterpartei anzuschließen. Seine fabische" Einstellung und ein intellet tuelles Interesse an der Reorganisation der Gesellschaft führte ihn auf diesen Weg. Es war der Wunsch, zu helfen und zu leiten und der Arbeiterbewegung einen geschulten und ihr sympathisch gegenüberstehenden Intellekt, sowie feine bei spiellose Erfahrung zur Verfügung zu stellen. So wenig Nuzen auch die Arbeiterpartei, alles in allem genommen, aus seinen besonderen Fähigkeiten und seiner einzigartigen Erfahrung gezogen hat, to handelte es sich hier doch um einen, für ihn chorofteristischen, von der Sorge um das Gemeinwohl diftierten Schritt."

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Der Vorwurf, den die Times" gegen die Arbeiterpartei erhebt, als hätte sie die Bedeutung des llebertritts Lord Hal danes in ihre Reihen nicht zu würdigen gemußt, trifft die Bartei allerdings mitnichten. Sie hat dem greisen Staats mann sofort ihr volles Bertrauen geschenkt und ihn, in der Regierung Macdonalds, zum Lordtanzler berufen. Wenn Haldane feine tieferen Spuren in der Geschichte der britischen Arbeiterpartei zurüdlassen wird, so nicht, weil man ihm feinen Wirkungsfreis eingeräumt hätte, sondern nur deshalb, meil sich sein Scheitel schon dem Grabe zuzuneigen begann, els er sein Schicksal mit dem der Arbeiterbewegung ver cinigte.

Achmed Zogu- Skanderbeg .

Der König von Muffolinis Gnaden.

Berliner Partei und Panzerschiff.

Beschluß der sozialdemokratischen Funktionäre.

Die Konferenz der Funktionäre der Sozialdemokratischen Partei, Bezirksverband Berlin , mar überfüllt. Das Referat über Die politische Lage" hielt

Genoffe Künstler.

Ein Antrag aufschluß der Debatte murde mit großer Mehrheit angenommen.

Im Schlußmori bemerkte Künstler, daß bei aller Bejghung des Boltsstaates das Interesse an diesem Staat nur so weit gehet fann, mie unser Einfluß in ihm reicht. Ein Wort zur Haltung des Borwärts": Man fann mit der Redaktion zufrieden fein, aber ihre Pflicht hat sie nicht versäumt. Mein( Künfiers) Ar­titel ist sofort aufgenommen worden, obwohl er start polenzijch ein­gestellt war.

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Genoffe Stampfer betonte seine Bereitshaft, jeden Tag nag Barteigenossen zu treten und die von einigen Rednern fritteris Haltung des Borwärts" zu rechtfertigen. Stampfer bedauerte, in der Diskussion nicht zu Wort gekommen zu sein, deshalb dürfe auth über eine die Haltung der Redaktion migbilligende Resolution nicht abgestimmt werden.

Ausgehend von dem Ausfall der Reichstagsmahl stellte Genosse Künstler feft, daß die Partei eine außerordentlich gefestigte Bofition bezogen hatte. Die hoffnungsfrohe Entwicklung ist durch die Zu Stimmung unserer parteigenössischen Minister zum Bau des Banzer­freuzer A jäh unterbrochen worden. Bei aller Würdigung der Schwierigkeiten, unter benen die jozialdemokratischen Minister arbeiten müssen, findet sich doch kaum jemand in der Bartei, der diese Zustimmung verteidigt und versteht. In der Verurteilung sind fich einig Anhänger wie Gegner der Koalitionspolitit. Das Gesamt interesse der Partei erfordert die Feststellung, daß die Männer in der Regierung versagt haben( Lebhaftes Bravo!). Die Sorge um zusprechen. Die Minister durften nicht, ohne die Fraktion noch ein­die Zukunft der Partei verpflichtet geradezu, diese Feststellung aus= mal zu fragen, dem Bau des Kreuzers zustimmen. Durch ihre porstandes, die durch einen Zujayantrag Rosenfeld Haltung ist eine Vertrauenstrije zwischen der Partei und ihren Wählern ausgebrochen.

Im Wahlkampf sehen wir es als unsere Bilicht an, unerfüllbare Forderungen und Versprechen nicht aufzustellen; wir unterscheiden uns darin vorteilhaft von den Rechtsparteien und den Kommunisten. Nach der ganzen Stellung der Partei vor, während und nach der Reichstagswahl durften aber unsere parteigenössischen Minister dem Panzerschiffbau nicht zustimmen. Der Beschluß des Reichsrates ver­pflichtete die neue Reichsregierung nur, zu prüfen, ob die finanziellen Grundlagen für die Erweiterung der Flotte gegeben sind. Diese Grundlagen fehlen aber immer noch, wo Krisenfürsorge und andere soziale Verpflichtungen noch nicht durchgeführt sind. Künstler er­innerte an eine ähnliche Situation, die der ehemalige demokratische Finanzminister Dr. Reinhold bei der Beamtenbesoldung abwehrte. Der Reichstag war damals besonders bewilligungsfreudio, Reinhold mehrte fich aber gegen die Ausgaben und erklärte. daß er einfach diese Beträge nicht auszahlen würde. Künstler erklärte, eine solche Erklärung hätte er gern von dem sozialdemokratischen Finanz­minister Dr. Hilferding beim Panzerfreuzer gehört.( Lebhafter Beifall!)

Schon heute ist zu befürchten, daß dem Panzerschiff A bald die Schiffe B, C und D folgen werden; bei der Einstellung der bürgerlichen Parteien in der Republik ist bestimmt damit zu rechnen. Unsere Genossen in der Regierung haben zwar versichert, daß fie nicht alles erreichen können, aber sie versprachen auch, Schlimmes abzumehren. Man sollte meinen, daß der Banzerschiffbau dazu gehört. Die bürgerliche Bresse macht jetzt schon mobil gegen den Ausbau der Sozialversiche rung! Werden sich unsere Regierungsmitglieder in der Zukunft durchsetzen?

Bei aller Würdigung der Schwierigkeiten hätten die vier fozial demokratischen Minister aber doch ablehnen sollen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Regierung aufgeflogen wäre. Sätte nicht eine Stichwort Gegen den Panzerfreuzer" der Partei neue große Er Reichstaas auflösung und eine Neumahl unter dem folge bringen können?

In dieser Stunde bleibt jezt nur übrig, davor zu warnen, diese Politik fortzusehen. Die außenpolitischen Erfolge Deutschlands fönnten fonsi ftort in Frage gezogen merden!

Die Forderung nach dem Rücktritt unserer Genossen ist gegenwärtig nicht diskutabel, meil fonit ein Babltampf bevorstände, der an Schwere nicht zu tragen märe!( Starter iberspruch in der Berlammlung.)

Der Redner zeigte dann noch, wie die Rommunistische Partei alle Anstalten macht, die Banzerfreuzerangelegenheit gegen unsere Partei auszuschlachten. Diese Bartei hat dazu die geringste Beranlaliung. Solange noch Sowjetrußland eine außer­ordentlich starte Iotte und ein noch stärferes e er unterhält, haben diese Leute zu meigen.( Bravo !) Künstler bat um eine ausgiebige Diskussion und verficherte zum Schluß, daß auch in dieser schwierigen Situation die Mitglieder der Partei die Treue halten merden.( Lebhafter Beifall.) Im Laufe des Referats find eine gonze Anzahl Entschließungen eingegangen, die fast alle den Rücktritt der sozialdemokratischen Mi­nifter fordern.

Eine vom erweiterten Bezir? sporstand einstim= mig angenommene Entschließung wurde von Künstler verlesen und zur Annahme empfohlen.

Die Diskussion.

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Daraufhin wurde beschlossen, die Haltung des Vorwärts" in. einer besonderen Funktionärversammlung zu besprechen. Angenommen wurde folgende Resolution des Bezirks erweitert wurde:

Der Bezirksvorstand der SPD . Berlin stellt fest, daß der Be­schluß der Regierung, den Bau des Panzerkreuzers A zu beginnen, im Widerspruch steht zu der Haltung der Sozialdemokratie in diejer Frage und zu den Voraussetzungen, die zur Regierungsbildung führten.

Die Sozialdemokratische Partei Berlins lehnt daher die Mifver­antwortung für die Bewilligung der ersten Rate a und beschließt. die fofortige Einberufung des Reichstags zu fordern, um eine Enf­scheidung des neugewählten Reichstags über den Bau des Panzer­kreuzers herbeizuführen.

Sofern eine Einberufung des Reichstags nicht zu erreichen ist, werden die Genoffen in der Regierung aufgefordert, die Wieder. aufhebung des Beschlusses vom 10. Auguft zu verlang und im Falle der Ablehnung der Wiederaufgebung zurüdzutreten. Ferner werden die Genossen in der Reichsregierung aufgefor. dert, die übrigen Raten für das Panzerschiff A abzulehnen. Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratische Partei schloß Ge­nosse Litte die Versammlung.

Eine Entschließung der Kölner Genossen. Köln , 21. Auguft.( Eigenbericht.)

In einer überfüllten Mitgliederversammlung nahm die Sozial­demokratie in Köln am Montagabend Stellung zum Bau des Panzerfreuzers. Reichstagsabgeordneter Sollmann fagte in ſeinem Bericht u. a.:

,, Man muß sich darüber klar sein, daß der Berliner Fraktions­beschluß nur eine Bertagung, aber feine Lösung der Schwierigteite: z bringe. Ein großer Teil der Zentrumspresse macht jetzt Etimmung gegen weitere Rüstungen, insbesondere gegen weitere Panzerfreuzer­bauten. Das Zentrum werde innerhalb sehr furzer Zeit zu zeigen Rüftungsforderungen, die das Reich mit vielen Millionen Marf be­haben, ob es diesen Worten Taten folgen lasse. Neue große lasten, stellt es in Aussicht, selbstverständlich würden sie sich ebenso mie der Panzerfreuzerbau im Rahmen des Versailler Vertrages bewegen, aber es erhebe sich die Frage, ob das verarmte Deutschland die für den Kriegsfall unzureichenden Möglichkeiten bis zum außerften ausnügen fönne, die ihm der Friedensvertrag gelasten, habe. Nach dem einmütigen Auflehnen der gesamten Partei gegen die Haltung der Minister müssen die Koalitionsparteien miffen, daß die Grenze der Belastung für die Sozialdemokratie erreicht ist. Neue Militär und Flottenvorlagen, auch wenn ihre Kosten im Rahmen des ohnehin weit überschäzten Reichsmehretats fich bewegen, mürben nicht nur in der Sozialbemotratie, sondern darüber hinaus in den meitesten Kreisen des Volkes eine so stürmische Ablehnung erfahren. mie anscheinend manche Herren in Berlin es sich nicht vorstellen fönnen. Bir erinnern daran, daß die Sozialdemokratie für die erste Rate bes Panzerfreuzerbaues nicht gestimmt hat."

Die Versammlung nahm nach langer Aussprache entgegen dem Rate Sollmanns, über den Beschluß der Reichstagsfraktion nicht hinauszugehen, ein scharfes Ladelspotium gegen den Minister an. Der Austritt aus der Regierung wurde allerdings nicht verlangt, dagegen wird die Fraktion aufgefordert, die weiteren Raten für den Panzerfreuzerbau abzulehnen.

Beschluß der Ortsgruppe Breslau .

Breslau , 21. Auguft.( Eigenbericht.)

In der Diskussion sprach zunächst Genosse Lempert. Er ner mißte ein enges Zusammenarbeiten zwischen Ministern, Frattion und Gesamtpartei. Die sozialdemokratischen Minister sollten in der Die Ortsgruppe Breslau der Sozialdemo nächsten Ministerratssigung ihre Zustimmung zurückziehen, ohne Rüdratischen Partei nahm mit großer Mehrheit eine Ent­ficht auf die Folgen. Nicht die Minister haben zuzustimmen oder schließung an, in der die Verantwortung für die Handlungen des abzulehnen, sondern die Bartei. Kabinetts hinsichtlich der Panzerfreuzeraffäre abgelehnt und die Einberufung eines Parteitages verlangt wird. In der Resolution wird außerdem die Zurückziehung der sozialdemokratischen Minister gefordert.

Genosse Hennig bedauerte, daß durch den Zustimmungsbeschluß unsere Gegner soviel Material gegen uns erhalten haben. Der gute Glaube an die Führer ist erschüttert worden.

Genosse Pehold führte Beschwerde darüber, daß führende Partei genoffen den Kontakt mit der Parteigenossenschaft verloren hätten.

Das neu gewählte" albanische Barlament wird den Staats: präsidenten Achmed Zogu zum König mit dem Namen des National helden Standerbeg proklamieren. Das arme Land, das kauni feine fleine Bevölkerung zu ernähren vermag, steht unter dem Drucke einer schmeren Krise, die namentlich in den nördlichen und südlichen Teilen so start ist, daß ausländische Hilfs aktionen die Bevölkerung nur mühsam vor dem Hungertode zu bewahren vermögen. Die Verschiebung der politischen Berhält­nisse hat die einstigen wirtschaftlichen Zentren im Norden und Süden des Landes, Skutari und Balona, völlig zugrunde gerichtet und die Bergbevölkerung dieser Gebiete ihrer wich tigsten Absatzmärkte beraubt. Außerdem begünstigt der Großjunker Achmed Zogu aus politischen Gründen die Mitte des Landes, dessen Mohammedaner die stärkste Stüße seiner Macht sind. Nach dem Borbild Kemals hat Achmed Zogu mit einer Reform­politit" begonnen, die sich auf reine Aeußerlichkeiten und to sterhob sich sehr starter Widerspruch. spielige militärische Experimente beschränkt. Die Genosse Rosenfeld bezeichnete als erfreulich die Einmütigkeit,

Folge ist, wie in Angora, ein aufgeschwemmter Be­amtenapparat aus Protektionstindern des herrschenden aus Protektionskindern des herrschenden Regimes, das tro feiner geringen Leistungsfähigkeit bie Hälfte der Staatseinnahmen verschlingt. Um der Gerechtigkeit millen muß festgestellt werden, daß auf dem Gebiet des öffent lichen Unterrichts wohl einiges erreicht ist. Auch die Anlage eines Automobil- Straßenneges macht schon zu italienisch- mili­tärischen Zwecken Fortschritte. Aber im großen und ganzen stehen die Leistungen des Apparates auch nicht annähernd im Ber­hältnis zu seinen Kosten, da

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der größte Teil der Steuereingänge in die Taschen von Cliquen fließt. Der Rest der Staatseinkünfte wird von der Armee auf gebraucht. Es tommt hinzu, daß sich der König " den Lurus einer Liliputflotte aus zwei alten deutschen Kanonenbooten und einigen bewaffneten Motorbartassen leistet

Der ganze Bau stützt sich auf ein Polizei und Spizel­system, mit dessen Hilfe die Konsolidierung einer Opposition ver­hindert wird. Die attiven demokratischen Elemente, die im Auf stand Fan Nolis versucht haben, durch eine Agrarreform 10nd Land verteilung an die Besitzlosen einen Ausgleich der fozialen Gegenfäße zu schaffen, sind vertrieben. Großgrund befizer und Feudaladel betrachten Achmed Zogu als ihren Sach­realtet. Das Ziel des größten Teiles der Intellektuellen in der Bauernschaft ist die soziale und bemokratische Republit.

Genosse Palmer forderte, daß die Parteigenossen nicht durch die parteigenössischen Minifter, sondern umgekehrt Minister durch Funktionäre vor fertige Tatsachen gestellt werden. Bedauerlich sei, daß selbst Severing dabei mar.

Als Genosse Schulze die Befürchtung aussprach, die Partei genossen seien in der vorliegenden Frage dech wohl etwas von den Kommunisten und durch linksbürgerliche Journalisten beeinflußt,

mit der die Arbeiterschaft den Bau des Panzerfreuzers ablehnt. Der furchtbare Fehler unserer parteigenössischen Minister sei eine Folge der Koalitionspolitik. Was hat die Berliner Partei jekt zu tun? Die Mißbilligung durch die Parteiinstanzen habe nicht befriedigt. Deshalb müffen die Barteigenossen tun, was sie für richtig halten. Wir haben unseren Ministergenossen zu sagen, daß sie ihren Fehler wieder gutzumachen und die Rückgängigmachung des Beschluffes zum Bau des Panzerfreuzers durchs zusehen haben. Sollten sie sich nicht durchsetzen können, so haben sie zurückzutreten.

Genosse Emil Barth bedauerte, daß eines Kinderspielzeugs" wegen ein Zanfapfel in die Bartei geworfen wurde. Nach den pielen nationalistischen Wellen, die über das Bolt gingen, geht jetzt eine wie einig das Bolt ist. Nur die Kommunisten schickten sich an, diese sozialistisch- pazififiifche Welle durch das Bolt, und es ift erfreulich, Einheit zu stören. Barth marnte davor, Resolutionen zu fassen, die, na ch den Beschlüssen der Parteiinstänzen gefaßt, diese nur bloßstellen würden.

Genosse Aushäuser bedauerte, daß die Minister- Genossen vor ihrer Zustimmung zum Banzerfreuzer fich nicht der Zustimmung der Gesamtpartei perfichert haben. Zu bedauern ist auch, daß die Minister fampffos ihre Bofition preisgegeben haben. Jekt ift die Frage die, mie die Portei wieder das Bertrauen der Wähler zurückgewinnt. Notwendig ist die Einberufung des Reichstags, in dem unsere Fraktion den Banzerfreuzer abzu lehnen hätte. Wenn dann die Minister zurüdträten, wäre menig stens das Prestige der Partei gerettet. Die Bartei hat jetzt nötig, start zu sein, wo einige Minister schwach wurden.

Hamburger Demofraten zur Panzerfreuzerfrage. Hamburg , 21. Auguft.

Der Vorstand der Hamburger Demokraten hat sich in einer Cat­schließung an den demokratischen Parteivorstand ge wandt, in der die Zustimmung des Reichskabinetts zum Panzer­treuzerbau bedauert und zum Ausdrud gebracht wird, daß die demokratischen Minister ihre Hauptaufmerksamkeit wichtigeren Auf­gaben, wie dem Wohnungsbau und der Kultur- und Sozialpolitik, zuwenden.

Kommunistische Berleumder. Das Mitglied der Sozialdemo fratischen Partei, Major a. D. Karl Manr, hatte gegen die Schriftleiter Alfred Rebe und Otto Steinide der Roten Fahne in Berlin Strafantrag megen Beleidigung gestellt. Die Rote yahne hatte zwei Auffäße aus dem fommunistischen Organ in München übernommen, in denen dem Kläger u. a. vorgeworfen worden war, er sei ein Doppelspion und Probotateur in fran­Bösischen Diensten. In der vor dem Strafgericht München anberaumten Verhandlung waren die beiden Angeklagten nicht er­fchienen, fie hatten auch feine Bertreter gestellt. Die Berhandlung murde daher ausgefeßt und gegen die beiden Angeklagten Vor= führungsbefehl erlassen.

Die Krije in Thüringen . Die thüringische demokratische Ab­geordnete Frau Dr. Schulz hat am Dienstag im Zusammenhang mit dem Beschluß der Demokratischen Parteiorganisation Groß Thüringens ihr Landtagsmandat niedergelegt. Frau Dr. Schulz gehörte zu den eifrigsten Verteidigern des reaktionären Kurses der gegenwärtigen thüringischen Regierung.

200 000 deutsche Schulfinder in Polen . Zufolge polnischer Unterrichtsstatistit beträgt die Zahl der Kinder in Bolen, deren Muttersprache das Deutsche ist, etwa 200 000 gegen mehr als 5 Millionen Kinder polnischer Nationalität und mehr als 1 Million ukrainische Kinder,