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Mittwoch 22. August it92S
Unterhaltung unü Ä9issen
Beilage des Vorwärts
Die Operation. Von Claire Pape. Die sonnengoldenen Tage neigen sich ihrem Ende zu. Mit allen Ginnen habe ich sie genossen, denn vielleicht sind sie die letzten, die ich erleben konnte. Regenlose, von schwerer Hitze durchglühte Sommer- monate, die schon im März begannen, in denen ich mich auf das Drohende vorbereitete, das mir bevorstand. Meine Operation! Jeden Tag wanderte ich in die Berge, auf denen ich den Ginster blühen, die Feigen reifen und die Trauben pflücken sah. Letzte Septembertage mit schwerem Zlbsehied von der südlichen Bergcswelt! Tage bangen Harrens in Cannes  ! Fordernd stand ich vor dem Chirurgen, der es nicht wagen wollte, obwohl er wußte, ich war so rder so verloren. Wie zwei Feinde standen wir einander gegenüber, die wir vor Iahren auch noch wahr« Feinde bedeuteten. Seine tief- dunklen Augen musterten immer wieder prüfend meinen abgezehrten Körper, noch immer neuen Ausflüchten suchte er, um mich von meinem sesten Entschlüsse abzubringen. Wochenlange, quälende Diät mit salzloser Kost, dann eine Blutprobe und endlich fragte er bei meinem letzten Besuch:»Vous et es deoidc?."Qui, Monsieur lo, Docteur  , ich suis decide!"(Sie sind entschlossen?"Ja, Herr Doktor, ich bin entschlossen!") Es kam ein Freitag, an dem ich mich gegen Abend in der Klinik einfand. Wieder mußte ich warten, bis mein Zimmer bereit war. Man lernt Geduld bei diesem übermäßig beschäftigten Operateur. Die letzte Nacht. Aus einem der Zimmer drang donnerndes Schnarchen. Das hielt mich wach trotz der doppelten Portion Schlaf- puloer. Mehrmols besuchte mich die Nachtwache, um mir zu erklären, daß sie gegen den schnarchenden Herrn nichts tun, weil er durch seine groß« Wunde nur auf dem Rücken liegen könne und einen so festen Schlaf habe. Beneidenswerter! Auch diese Nacht oerging wie alles Gute uich Böse im Leben! Am Morgen Klingelei aus allen Zimmern lassen den Gedanken an«in Hotel aufkommen. Aber ich bin im Hause des Leids, der Schmerzen, der Befreiung wohl auch! Ich lehne es ab, meine Gefährtin vor der Operation zu sehen, die unten im Wartezimmer bangen Herzens die Minuten zählt. Wir sind beide fremd im fremden Laude, und von meinen Lieben zu Hause weiß niemand, daß ich jetzt das Schwere erdulden muß. Sonnenglühender Morgen! Ich werde in den großen, weißen Raum geführt, wo drei Aerzte mit dem Reinigen ihrer Hände be- schäftigt sind und leise miteinander sprechen. Klarblau strömt Himmelslicht durch die hohen Fenster. Um mich herum stehen die Pflegerinnen mit ihren großen flatternden Hauben, ganz in Weiß. Es sind ihrer vier. Die Mienen ernst, aus ihren Augen spricht tiefes Mitfühlen. Diese vier Frauen sind«in Trost für mich, als ich ruhig den Martertisch besteige. Ar» Annen und Füßen werde ich gefesselt, liege wie gekreuzigt, nur der Kopf ist frei, und die Hände hängen schmerzhaft, ohne Halt zu, finden, herunter. Mein Arzt, der mich bisher behandelte, tritt an meine linke Seite. Er trägt eine weiße Maske, so daß ich nur seine guten Augen sehen kann, seine Hände stecken in langen, plumpen Gummihand- schuhen.'Ganz nackt liegt mein annseliger Körper im hcllflimmern- den Sonnenlicht. Ich werde bedeckt, meine kurzen Haare verbindet man dicht und über mein Gesicht breitet eine der Pflegerinnen ein leichtes Tuch. Alles ist bereit, tiefe Stille im Raum! Der hochgewachsene Mann, der mich nun von dem würgenden Gewächs befreien wird, hebt das Tuch von meinem Gesicht und sieht mich tiefernst an! Vielleicht eine Sekunde halten unser beider Augen Zwiesprache miteinander, und ich werde wieder bedeckt. Nun bin ich ganz abgeschlossen in mir, weit ab von der Welt. Ich hör« die fremde Sprache. Ich müsse mich ganz ruhig verhalten,-dürfe mich nicht bewegen, denn bei dem Zustand meines Herzens könne ich nicht narkotisiert werden. Ich weiß es und bitte, man möge beginnen, ich würde mich nicht rühren. Und nun ersteige ich, wie einst Christus, den Kalvarienberg der Leiden, bin ans Kreuz geschlagen wie er. Es kommen Schmerzen, die nicht von dieser West sind, von denen ich nie ahnte, daß ein Mensch sie ertragen könne. Die äußerliche Betäubung läßt schnell nach, denn selbst das wohltätige Kokain darf man bei mir nicht anwenden, und ich leide zeitlos, Jahre, Jahrzehnte, ein Leben hin- durch, bin wie losgelöst von mir, sehe mir verwundert zu, wie ich das Grausige ertrage/ohne um mich zu schlagen, ohne mich zu rühren. Dieses Gewächs, dies fressende Tier in meinem Halse, das sid) dort eingenistet hat, das mich langsam und ständig erwürgt«, wird nun herausgeschnitten. Alles was im Halse lebenswichtig ist, hat es umschnürt, aus seiner normalen Lage verdrängt; es wehrt sich ver- zweifelt gegen die Messer, gegen die wundervollen 5)ände, die es mit wahnsinnigen Schmerzen von mir loslösen. Wie lange ich leide, ich weiß es nicht, ich fühle mich nicht mehr als Mensch, nur als zuckendes, blutendes Fleisch, und doch erfüllt mich reine Freude, daß es heraus muß, was mich seit sieben Iahren gepeinigt, mir das Leben»erbittert hat. So sehr es sich festklammert, so tödlich schnell mein Herz rast, und das Blut mir warm über den Rücken rinnt, ich will es ertragen, will mich nicht bewegen. Zu meiner Pein verstehe ich alles, was um mich herum ge- sprachen wird. Ich klage in der fremden Sprach«, daß ich ver- schmachte, und man flößt mir einige Tropfen Wasser ein, doch scheint mir, als zische die geringe Feuchtigkeit an meinen brennenden Lippen nur hochauf, dringe nicht in die ausgedörrte Kehle. Die Wunden sind tief und mein Mund, mein ganzer Mensch ist in einer Wüste und verschmachtet. Das vielfach zerschnittene Fleisch stöhnt wild auf. Es kommt Dämmerung über meinen Geist, und ich stoße einen gräßlichen Schrei aus, der mich wieder zur Besinnung bringt. Ich schäme mich und möchte gleich wieder aufbrüllen wie ein Tier, aber ich bin ein llßensch, bin eine Frau, darf meinen Retter in seiner nervenaufreibenden Arbeit nicht beunruhigen. Er steht an meiner rechten Seit«, und ich fühle seinen harten .Herzschlag. Scheinbor hat er mich ais Mensch ganz vergessen, denkt nur an dös Objekt. Fast wie zu sich selbst spricht er über die Schwere, die Gefahr dieser Operation, daß er die einzelnen Teil« im Halse nicht findet. Alles ist verlagett, die Luströhr« ganz umklammert. Wo befindet sich die Speiseröhre, wo sind die Stinmibänder? Gerade die konnte er nicht schonen, mußte sie beschädigen, so daß meine Stimme gelitten hat. Es gab einen Moment, in dem er fürchtete, daß er sie zerstören müsse. Ich wäre stumm geworden. Wieder verwirren sich meine Sinne. Ich lalle irgend etwas und komme zu mir, als man mich losschnallt. Ein und eine halbe Stunde hat es gedauert! Warum mutzte ich alles hören, was sich nie wieder vergessen läßt? Ich werde vom Blut gereinigt und die wunderbaren Ehirurgenhände legen meinen gemarterten Körper sanft auf eine Sah«- auf der sie selbst mich behutsam« mein Zimmer
Gast und Goethe. Zum heutigen hundertsten Todestag desSchadellesers".
Zu den großen Bahnbrechern der Wissenschaft, die bei Lebzeiten wohl bekannt, aber doch noch mehr verkannt worden sind, und deren Bedeutung erst die Nachwelt rocht zu würdigen weiß, gehört Franz Joseph Göll, dessen Verdienste um die Begründung der modernen Gehirnanatomie bei der 100. Wiederkehr seines Todestages gerech- terweise hervorgehoben werden. Aber während man diese ernsten Forschungen Galls zu seinen Lebzeiten kaum beachtete, ja sie sogar als ketzerisch verdammte, ist er durch eine höchst anfechtbare Amven- dung seiner Lehre weltberühmt geworden. Bon seiner Auffassung aus, daß das Gehirn sich den Schädel forme, die heute als richtig anerkannt ist, ging er dazu über, den Charakter einfach aus der Schädelform abzulesen, und er schuf damit der stets nach Neuem begierigen Menschheit einen Unterhaltungsstoff, der noch beliebter wurde, als 30 Jahre vorher die Phiisiognomit. Die Gipsschädel, die nach seiner Methode numeriert waren und von denen man den Sitz der verschiedensten Eigenschaften ablesen konnte, fanden sich in allen Häusern, ja sogar auf den Toilettentischen der Damen. Dcirch die Vorträge, die er überall hielt und bei denen er, von Menschen- und Tierschädeln umgeben, das Wesen jedes einzelneft aus der Form seines Kopfes erklärte, schuf er sich eine große Anzahl leidenschaft- licher Anhänger.Anstatt die Werke eines Schriftstellers zu lesen," so schildert Goethe   diese Mode,war man schon geneigt, wenn es möglich war, die persönliche Bekanntschaft des Gelehrten oder Künst- lers zu machen, seine Stirnbildung zu untersuchen und wenn ihm etwa das Organ fehlte, welches als die Grundlage des für sein Wert notwendigen Talentes betrachtet wurde, von vornherein dieses als nichtig zu beurteilen. Die Mütter befühlen den Kopf ihrer Kinder, voll Besorgnis, einen zukünftigen Dieb oder einen Mörder zu ent- decken. Glücklicherweise waren diese Erhebungen selbst meistens un- klar. Ueber die Organe der Mordsucht und des Diebsinnes schlüpfte die leichte Hand der Btutter hinweg und erkannte sie nicht. Dahin- gegen erhob sich unter den Fingern der liebenden Mutter das Organ irgend eines zukünstigen Talentes, so fühlte sie schon durch die be- tastende Hand den Hügel, auf dessen glanzvoller Höhe die Zukunft den geliebten Knaben als Gelehrten, als Künstler, als mächtigen Gesetzgeber oder als Helden hinstellen würde." Goethe, der bereits an Lavaters Physiognomik mitgearbeitet hatte, wurde mit all seiner geistigen Kraft in diese Anschauungen hineingezogen, als Gall 180S nach Weimar   kam, hier seine Vorträge hielt und bei der Hofgesellschaft die größte Aufmerksamkeit fand. In den Tages- und Jahresheften spricht er ausführlich von den An- regungen, die ihm durch Gall zuteil wurden: als er im September schwer erkrankte, hielt ihm derSchädelleser" Vorträge auf seinem Zimmer.So sahen wir uns täglich, fast stündlich, und das Ge- spräch hielt sich immer in dem Kreise seiner bewundeningswürdigen Beobachtung: er scherzte über uns alle und behauptete, meinem
Stirnbau zufolge, ich könne den Mund nicht auftun, ohne einen Tropus auszusprechen; worauf er mich denn freilich jeden Augen- blick ertappen konnte. Mein ganzes Wesen betrachtet, versicherte er ganz ernstlich, daß ich zuin Volksredner geboren sei. Dergleichen gab nun zu allerlei scherzhaften Bezügen Gelegenheit, und ich mußte es gelten lassen, daß man mich mit Chrysoftomus in eine Reihe zu setzen beliebte." Die hohe Anerkennung, die Goethe Galls Lehre zuteil werden ließ, bekundete sich auch in der Ablehnung eines Gall ver- spottenden Lustspiels, das ihm zur Aufführung angeboten wurde. Andere Komödien über dieses dankbare Thema, besonders Kotzebues Organe des Gehirns", sind freilich vielfach gegeben worden und haben viel dazu beigetragen, daß der große Mann so sehr mißver- standen wurde. Wie er durch die Macht seiner Persönlidikeit wirkte, hat Steffens in seiner Selbstbiographie gezeigt, in der er eine Vor- lesung Galls schildert, an der außer Goethe auck; der Komponist Reichardt und der große Philologe Wolf teilnahmen:Goethe saß unter den Zuhörern auf eine höchst imponierende Weise; rechts neben ihm saß Wolf und links Reichardt. Gall beschäftigte sich eben mit der Darstellung der Organe verschiedener Talente und bei seiner unbefangenen Art, sich zu äußern, scheute er sich nicht, die Exemplare zur Bestätigung seiner Lehre unter seinen Zuhörern zu wählen. Er spracki zuerst von solchen Schädeln, die keine in einer Richtung aus- gezeichnete Erhebung darstellen, wohl aber ein schönes bedeutendes Ebenmaß aller; ein lehrreiches Exemplar eines solchen Gebildes er- kannte man, wenn man den Kopf des großen Dichters betrachtete. Das ganze Auditorium sah Goethe an. Er blieb ruhig, ein kaum merkbares Mißvergnügen verlor sich in einem unterdrückten ironi- schen Lächeln, aber die stille, unbewegliche Ruhe seiner Gesichtszüge ward dadurch nicht gestört. Gall kam darauf zur Darstellung des Tonsinnes. Die Erhebung, die dieses Organ andeutet, liegt nach den Schläfen zu. Bei Reichardt war es ans eine auffallende Weise ausgebildet, denn er hotte eine vollständige Glatze, die er nur durch Puder und Pomade zu schützen pflegte, und als Göll nach diesem ausgezeichneten Exemplar hinwies, stellte er in der Tat einen für diese Vorzüge ausdrücklich präparierten Schädel dar. Endlich kam die Reihe an Wolf. Bekanntlich fitzt das Organ des Sprachsinnes nach Gall über den Augen nach der Nasenwurzel zu; Wolf besaß dieses Organ auf eine aufsallende Weise ausgebildet, er trug aber Brillen. Als mm Gall anfing, das Organ des Sprachsinnes an den Schädelknochen zu demonstrieren, war es recht ergötzlich zu sehen, wie der große Philologe der Absicht des Schädellehrers entgegen kam. Er nahm mit großer Ruhe die Brille ab, wandte das Gesicht nach allen Seiten und ward so momentan in einen Schädelknochen in der Hand des Demonstrators verwandest, der mehr durch ihn als durch die Person, die ihn noch trug, in Bewegung gesetzt und allen Zuschauern gezeigt wurde."
fahren. Dann legen sie mich vorsichtig in mein Bett. Ich bin ja so leicht. Nun beginnt das Toben des mißhandelten Fleisches und Fieber rast durch meinen Körper. Eine der weißgekleideten Pflegerinnen sitzt an meinem Bett, macht von Zeit zu Zeit Einspritzungen, denn mein Herz will nicht ruhig werden. Draußen steht der Sauerstoff- apparat bereit. Jeden Augenblick köimen Erstickungsanfäll« eintreten. Tage und Nächte hindurch flattert mein Lebenslicht gefährlich hin und her. Bremsender, nicht zu löschender Durst läßt mir keinen Augenblick Ruhe, keinen wohltättgen Schlaf aufkommen. Mensch, du mußt leiden.   Ich leide, leide, leide und klage leise in der fremden Sprache. Meine Stimm« ist mir fremd und bleibt es auch. Aus manchem Zimmer dringen Klagelaute, für die ich jetzt hellhörig bin. Ueberall liegen zerschnittene Leiber, befreit« Leiber, Menschen, die dumpf aufstöhnen. All das höre, fühl« ich mit. Mein« Kehl  « ist ein glühender Brand, immer nur trinken muß ich, ohne den Brand löschen zu können, Tage und Nächte hindurch. Nach einer von wütendem Schmerz und Durst erfüllten Nacht sehe ich staunend die Sonn« wieder, den südlichen, blauen Himmel! Ich lebe! Niemand im Zimmer. Auf meinem Nachttisch stehen die Bilder meiner Lieben. Ja, sie wissen mm, was mit mir geschehen ist! Eine Flieg« umstimmt mich. Ich entsinne mich, daß mich nach meiner Operation auch Fliegen belästigten, die mein« Begleiterin ab- fing. Diese eine blieb wohl übrig. Nun schreien aus all-n Zimmern die Klingeln heraus. Fordernd, ängstlich, oft bösartig zwei-, dreimal hintereinander. Auch resignierend wie ein weher Klageruf. Ich habe das Schlinnnste überstanden, Ich lebe, wenn auch-,it einer zerstörten Stimme. Pfirsiche und Aprikosen. Unter den köstlichen Früchten, die uns die Natur alljährlich im Sommer und Herbst auf den Tisch bringt, sind jetzt die Pfirsiche und Aprikosen an der Reihe. Lang« Zeit nahm man an, daß diese beiden Bäum« ihre Heimat in Kleinasien   gehabt hätten; erst durch die For- schlingen des Sinologen Bretschneider ist festgestellt worden, daß Pfirsich und Aprikose ursprünglich Kinder Ostasiens   sind; die Aprikose stammt aus der südlichen Mandschurei und Nordchina, während der Pfirsich, der im Chinesischen Tao heißt, in Mttelchina heimisch ist, wo noch heute ein« unserem Pfirsich sehr nah« stehend« Art mit kleinen Früchten wildwachsend angetroffen wird, die wohl die Stamm- pflanze des Kulturpfirsichs darstellt. Die Chinesen waren die Erstem die sich der Pfleg« dieser beiden Fruchtbäum« widmeten: wir wissen jetzt aus den chinesischen Geschichtsbüchern, daß der Anbau ver- schiedener Spielarten bis ins dritte vorchristliche Jahrhundert zurück- reicht. Die Verbreitung dieser Kultur ging aber nur schr langsam von statten: weder im Hebräischen noch im Sanskrit gibt es eine Bezeichnung für die Früchte, und auch im Griechischen werden sie erst sehr spät erwähnt, lieber das Vordringen diese? Steinobstes nach dem Westen findet man die einzige Auskunst m den chinesischen Berichten, die von dem Feldzug des chinesischen Generals Tschangkien 128 v. Chr. nach den Ländern am Oxus   und Iaxartes berichten. Die Chinesen kamen dadurch mit dem Volk derAnsi" in Berührung, worunter wir wohl die Parther zu»erstehen habe», und durch die Ansi wieder wurden Pfirsich und Apnkose»och Persie» und Armenien  
gebracht. Als dann nach dem Untergang des Königs Mithridates   die Römer um die Mitte des ersten christlichen Jahrhunderts diese fremd- artigen und fruchtreichen Gebiete einnahmen, da brachten sie auch diese Früchte als selten« Köstlichkeiten nach Italien  . Pfirsich und Aprikose werden zuerst alspersische Aepsel" und armenische Aepsel" erwähnt. Da sie erst so spät bekannt wurden, ist es erklärlich, daß kein Schriftsteller der ausgehenden Republik  und des Zeitalters des Augustus von ihnen etwas weiß. Der älter« Plinius  , der dl« persischen Aepfel erwähnt, berichtet, daß sie aus Persien   nach Italien   gebracht wurden, und daß ein« Frucht mit 300 Sesterzien, also etwa 45 Mark nach unserem Gelde, bezahlt wurde. Nur die reichsten Leute konnten es sich daher gestatten, diesen leicht vergänglichen Leckerbissen mit Schnellpost in eisgekühlten Ge- säßen aus der Ferne kommen zu lassen. Auf einem Wandgemälde von Pompeji   ist zum ersten Male ein Pfirsich dargestellt. Erst oll- mählich kam es dahin, daß die beiden neuen Fruchtbäume von syrischen   Sklaven auch in den Gärten der vornehmen Römer ge- zogen wurden, und auch in Treibhäusern züchtet« man die Früchte, die man aber noch lang« miteinander verwechselte und denen man merkwürdige Wirkungen zuschrieb. Bald haben die Römer dos neu« Edelobst auch nach Gallien   und Germanien   gebracht. In der Pro- vence war die Zucht des Pfirsichs bald so heimisch, daß man eine besonders groß« Friihart denGallischen Pfirsich" nannte. Bei uns in Deutschland   blühten Pfirsich- und Aprikosenbäume wohl auch schon zur Römerzeit, denn man hat bei den Grabungen verschiedentlich Pfirsich- und Aprikosenbäum« gesunden, so z. B. aus der Saalburg  und im Psahlwerk einer spätrömischen Ansiedlung im Fuldatal  . Unser NamePfirsich" verrät noch die 5)erkunft aus Persien  . während die Aprikose als ein« besonder« Frühftucht mit dem grie�i- schen WortPrekokkion" bezeichnet wurde. Die Araber, die auf ihrem Siegeszug über Syrien   und Nordafrita den Fruchtbaum nach Spa- nien mitbrachten und dort für das stets nach Erfrischung schmachtende Volk in großen Gärten züchteten, nannten dann die FruchtAlbar- kuk", und daraus ist das spanischeAlbaricoque  ", das französisch« Abricot" und unser deutschesAprikose" entstanden. Doch schon vor den Arabern waren Pfirsich und Aprikose, deren Zucht die Stürme der Völkerwanderung vernichtet hatten, wieder in unseren Landen, wenn auch nur als seltene Kostbarkeiten, heimisch geworden. In der bekannten Landgüterordnung aus der Zeit Karls des Großen werden Pfirsichbäume verschiedener Arten" erwähnt, und darunter mögen sich auch Aprikosen gefunden haben. Wir finden die Früchte dann in manchen Verzeichnissen der Klostergärten, und die Mönche er- freuten sich des Edelobstes. Vielleicht mag auch damals schon ein wackerer Kellermeister die erste Psirsichbowl« gebraut haben. Albert- der Große nennt den Pfirsichpersisck)« Pflaume  " und die Aprikose armenische Pflaume", und noch im 16. Jahrhundert gilt die Aprikose als eine Pfirsichsorte. Besondere Pflege fanden die Früchte in Frankreich  , wo es zur Zeit Ludwig XIV.   bereits zwölf Edelforten gab, während die Alten nur vier gekannt hatten. Aus Frankreich  trat dann die Kultur dieser zarten und schmelzenden Früchte ihren Siegeszug an.___ Dos Slacttsgefangni» als Museum. Die ehemalige russische Festtmg Schlüsselburg wird aus Beschluß der Sowjetregie. rung in ein Revolutionsmuseum umgewandelt. Unter der Zaren- regierung diente diese Festung Jahrhunderte hindurch als Staats- gefängni», wo politische Verbrecher gesangen gehalten wurden. E« Teil der Raum« ist bereits als Museum eingerichtet««de«.