Matrosenalbert."
Berlins gefährlichster Aus- und Einbrecher.
Bei einer Verhandlung, die vor dem Schöffengericht Ber fin- Mitte stattfand, wurde einer der raffiniertesten Aus- und Einbrecher Berlins wieder einmal zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Berhandlung zeigte, daß der Erlös, den die Clubrecher auch bei großer Beute erzielen, oft in feinem Berhältnis zu dem Wert des Diebesgutes stehen.
21s Leitungsrevisor" hatte der Elettrotechnifer Fritz Bach nig aus Beeskow in den letzten Jahren viel von sich reden gemacht. Unter anderem verübte er 1921 in Berliner Hotels zahlreiche DiebStähle, wobei ihm stets hohe Werte in die Hände fielen. Zahlreiche Gefängnisstrafen hinderten nicht, daß der Berbrecher, als er im Dezember v. 3. wieder einmal die Strafanstalt verlassen hatte, feinem alten Ermerb wieder nachging. Dabei erbeutete er im März in einer Billa in der Regentenstraße für 100 000 N. Schmuckfochen, darunter eine Kette mit 68 Perlen im Werte von 50 000 m. Sein ständiger Abnehmer war der aus Altjena stammende Albert Baumann, genanni Matrosenalbert", ein Hühne von Gestalt, der in einschlägigen Kreisen durch seine Tätowierungen be. fannt ist. Baumann, ein berufsmäßiger Geschäftseinbrecher, ist schon mehrmals aus Gefängnissen ausgebrochen, auch aus der ,, Grünen Minne" entwichen. Als er einmal kurz vor der anstehenden Verhandlung flüchtete, schrieb er dem Gericht folgenden Brief: Hohes Gericht! Ich bitte, es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich zum Termin nicht fomme, da ich so schön aus der Grünen Minne" ausgestiegen bin." Als er einmal in feiner, im dritten Stod gelegenen Wohnung feftgenommen werden follte, entwich er durch ein hinter einem Schrank befindliches Loch in die Nebenwohnung und fletterte in aller Ruhe an dem Bligableiter hinunter. Diese Borgänge veranlaßten den Borsigenden einer Straftammer zu den Worten:„ Ich muß Shnen porhalten, daß Sie Berlins gewalttätigster, größter und gefährlichster Ein- und Ausbrecher find."
Dieser Ansicht des Richters versuchte Baumann vor der geftrigen Verhandlung gerecht zu werden, indem er dem Aufseher in feiner Belle zu Leibe ging, ihn gegen die Wand warf und dem Beamten die Kehle zubrüdte, so daß das Gericht gezwungen war, besondere Sicherheitsmaßnahmen im Saale zu treffen.
Da Matrosenalbert" nicht mehr wagte, den Einbrecher zu spielen, übernahm er das weniger gefährliche Amt eines Hehlers. Er wartete jedesmal in der Nähe des Hauses, in dem Bachnik arbeitete und nahm diefem die Beute für einen Spottpreis ab. Für die in der Regentenstraße gestohlenen Schmuckfachen, die mit 25 000 Dollar versichert waren, zahlte der Fehler seinem Freunde Bachnit ganze 225 Mart. Baumann selbst will von dem zweiten Abnehmer, dem Goldschmied Rappler, der in der Friedrichstraße einen kleinen Laden betreibt, auch nur 350 m. er halten haben. Wo die wertvolle Beute geblieben ist, ließ sich bis heute und auch kaum noch feststellen, da Kappler furze Beit nach feiner Haft wieder freigelassen wurde. Der Goldschmied erzählte, er hätte, als er von dem Diebstahl erfuhr, die Schmucksachen auf dem Polizeipräsidium abgeben wollen, habe Angst bekommen, und fie durch einen Unbekannten am Alexanderplatz verschwinden lassen, der sich nicht wieder sehen ließ. Das Schöffengericht Berlin- Mitte verurteilte. Bachnik und Baumann unter Jubilligung mildernder Umstände, die mit geistiger Minderwertigteit begründet wurden, zu nur je zwei Jahren Gefängnis, den Juwelier Kappler megen einfacher Hehlerei zu einem Jahr Gefängnis. Die 2ngeflagten erklärten, daß sie sich mit diesem Urteil nicht zufrieden
geben würden.
Eine unangenehme Vermittlerin.
„ Frau Saalborn" und ihre Portierstellen. ie fast alljährlich zum Semesterschluß, findet sich auch icht wieder eine Schwindlerin ein, die Stellen vermittelt.
Sie sucht besonders Bförtnersleute auf, die einen anderen Bosten wünschen, und erbietet sich, ihnen eine gut befoldete Stelle zu verschaffen. Mitunter begleitet sie auch ein Mann, der dann würdevoll den Herrn Wirt" spielt. Für ihre Vermittlung läßt sich die Betrügerin einen Borschuß zahlen, der nach der Höhe des ausgesetzten Gehalts berechnet wird, und verschwindet, um nichts mehr von sich hören zu lassen.
Neben diesen Stellenschwindel betreibt die angebliche Fr Saalborn noch den Darlehnsbetrug. In Bororten erscheint sie bei Hausbesigern, erfiärt, daß ihr 2uto auf der Landstraße zufammengebrochen sei und daß ihr zur Reparatur etwa 100 Mart fehlten. Sie gibt eine Berliner breffe an und erhält in den meisten Fällen das gewünschte Darlehn. Natürlich ist weit und breit weder ein beschädigtes noch ein anderes Auto zu sehen. Tie die Gaunerin wirklich heißt und wo sie ihren Unterschlupf bat, ist noch nicht festgestellt.
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Die rücksichtsvolle Aboag. Wir erhalten diese Zuschrift: Ber Gelegenheit hat, einmal mit dem Autobus 3ehlendorf- Wannsee - Potsdam ( Glinder Brücke) zu fahren, fann die„ zärtliche Rücksichtnahme" die von der„ Abo ag" gegen über einigen Bevölkerungsfreifen gezeigt wird, tennen lernen. In annehmbarem Tempo fährt der Bus" die Potsdamer Chausee entlang, biegt dann in die Wannseestraße ein, - und das Tempo verringert sich derartig, daß es einem Fußgänger beinahe möglich ist, Schritt mit dem„, Bus" zu halten. Der Fahrgast, der sich wundert und dem Schaffner fragt, ob vielleicht der Motor defekt, oder das Benzin alle sein sollte, wird zu hören bekommen: Die Anlieger der Wannseestraße, meistens Billenbesiger, haben sich bei der Aboag" be= fchwert, daß das Rattern und Knattern des Autobus fie in ihrer Ruhe store, und der Wagenführer bekam die Anweisung, diesen Herrschaften zu liebe langsamer zu fahren. Wenn diese Rüdsichtnahme allgemein von der Aboag" geübt werden soll, dann merden die Fahrgäste bald verschwinden! Aber die Arbeiter. familien im Often und Norden brauchen ja keine Ruhe! Ruhe haben die Wannseer Billen besiger notwendig. Wenn aber im Norden Arbeiter um diese Rücksichtnahme bitten würden, was würde die ,, Abocg" antworten??
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Renton beim Verein deutscher Ingenieure . Gestern vormittag fand zu Ehren des zurzeit in Berlin weilenden Chefs der New Yorker Feuerwehr, John Kenton, auf eine Einladung des BDI.( Verein Deutscher Ingenieure ) im Ingenieurhaus in der Friedrich Ebert Straße ein Früh
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stück statt. Unter den Erschienenen meilten außer Mitgliedern des BDI. Bertreter der Ministerien, Behörden und der Industrie. Dr.- Ing. Röttgen brachte in seiner Begrüßungsansprache zum Ausdruck, daß der BDI. die Gelegenheit freudig wahrnehme, um die gastliche Ausnahme, die vor einiger Zeit die deutschen Ingenieure in Amerita gefunden hätten, zu erwidern und wie hoch er insbesondere den Wert diefer freundschaftlichen Beziehungen zwischen zwei Ländern wie Amerika und Deutschland einschäze. In feiner 2 ntwort hob Mister Kenlon hervor, welche starte Eindrücke er von seinem Berliner Aufenthalt nach Hause mitnehme und welche famofen Leistungen er bei der Berliner Feuers mehr gesehen habe. Als Erinnerungsgabe wurde den ameri. fanijchen Gast das Buch„ Das Deutsche Museum" überreicht.
Dr. Mabuses Abschiedsfest.
Ein Zechgelage mit Revolverschüssen.
Ein großes 3echgelage, das durch das plöhliche Er-| einem Büfettier Hans in Berbindung, der bei einer Berliner 2itor fcheinen von Kriminalbeamten einen unerwünschten fabrit angestellt war. Dieser it a hl mehrere Flaschen Wein und Abschluß fand, veranstaltete jüngst der berüchtigte Ein- und Liför, die in die Laube von Frau Olga geschafft wurden. Auch ZiAusbrecher Fris Bergemann nach einer gelungenen Flucht garren und Zigaretten waren reichlich vorhanden, und es ging bei aus dem Zuchthause mit seinen Freunden und Bekannten. biefem Gelage, das„ Dr. Mabuje" seinem Anhang gab, überaus gemütlich zu. Als mehrere der Gäste schon reichlich ange buse" führte, war wegen eines Einbruches in die Amerikanische Glück zu neuen Zaten in Leipzig wünschten, erschien unerwartet Bergemann, der in seinen Kreisen den Spiznamen„ Dr. Ma frunten waren ,,, Dr. Mabuse " mehrmals hochleben ließen und ihm Botschaft und wegen anderer schwerer Straftaten por längerer Zeit Kriminalkommissar Kanthad mit seinen Beamten auf der Bildzu einer sehr erheblichen 3uchthausstrafe verurteilt wor= fläche. Die laute Fröhlichkeit fand ein jähes Eude. Bergemann den. Zur Verbüßung dieser Strafe wurde er nach Brandenburg sprang über mehrere Zäune und Gärien, zog schließlich einen Regebracht, entwich aber dort zufammen mit einigen Gefangenen volver und so auf seine Verfolger. Es entspann sich ein und wandte fich fofort wieder nach Berlin . Hier gewährte ihm regelrechtes Feuergefedt, bis es den Beamten gelang, den feine frühere Freundin, eine Frau Olga, die eine Laube in Fliehenden einzuholen und fest zu nehmen. Bergemann wurde Friedrichsfelde bewohnte, Unterschlupf. Bergeniann mußte wieder nach Brandenburg zurückgebracht. sich in dieser Laube tagsüber verborgen halten, da er wußte, daß die Polizei nach ihm und den anderen geflüchteten Gefangenen fahndete. Diese Abgeschiedenheit sagte ihm jedoch wenig zu, md Dr. Mabuje" entschloß sich deshalb, sich wenigstens das Leben in der Laube fo angenehm wie möglich zu gestalten. Mit der Frau Olga fam er dahin überein, feinen beften Bekannten ein fleines Fest zu geben. Bergemanns Absicht war, da ihm der Boden in Berlin zu heiß wurde, sich im Anschluß an dieses Fest nach Leipzig zu wenden und dann die Provinz zu bereifen. Für die Beschaffung der nötigen Getränke follte ein Bekannter der Frau Olga, ein gewerbsmäßiger Spirituofenmarder Robert sorgen.
namens
Robert versprach, die Sache" zu erledigen und setzte sich mit
Berlin , die Stadt der Bücher. Gine intereffante Statiffit.
Berfin ist heute vielleicht noch mehr als vor dem Kriege eine Stabt der Arbeit. Zahlreich sind ihre Industrien, groß ist ihr Hanbel. Der Stolz Berlins ist es aber, nicht nur eine Stadt der Wirtschaft, sondern auch eine Pflegestätte für Kunst und Wissen schaft zu sein. Wie außerordentlich start das Bildungsbedürfnis des Berliners ist, zeigt die Statistit, die die Berliner städtischen Boltsbüchereien und Lesehallen und die Stadtbibliother für das Rechnungsjahr 1926 aufgemacht haben. Das neueste statistische Jahrbuch der Stadt Berlin , das erst vor wenigen Tagen erschienen ist, gibt diese interessanten Zusammenstellungen
wieder.
wurde
Berlin befist nicht weniger als 100 Boltsbüchereien und 45 Lefeballen Rund 14 Millionen Bände wurden von den Büchereien im Jahre 1926 verliehen, während fast 700 000 Be fucher die Lesehallen aufsuchten. Das sind stattliche Zahlen. Sie geben aber noch teinen Aufschluß über die Art der verliehenen Werke und über die Zufammensetzung der Leserschaft. Die Berliner Stadt bibliothek hat erfreulicherweise eine solche ins einzelne gehende Aufstellung vorgenommen, und man kann nur sagen, daß sie ein durch aus erfreuliches Bild gibt. Die Stadtbibliothet verlieh im Rechnungsjahr 1926 rund 4 Million Bücher. Ueber die Hälfte der entliehenen Bände fallen in die Abteilung„ Literaturgeschichte und Dichtung". In meitem Abstand folgen mit rund 25 000 Bänden die Abteilung Geschichte" und mit 16 000 Bänden die Abteilung„ ,, ErdLunde". Die danach am meisten benugten Abteilungen waren: Runft( 9600), Naturwissenschaft und Medizin( 9500), Technit, Ge Rund 1000 Bände werbe, Industrie( 7000), Philofophie( 6500). aus der Abteilung Theologie" eniliehen. Bon der ,, Bibliothek zur Frauenfrage" murden 222 Bände gelesen. Betrachtet man nun die Zusammensehung der Leserschaft, dann fällt auf, daß die weiblichen Leser in einer unverhältnismäßigen starten Minderheit geblieben sind. Von den Besuchern des Lesesaales der Stadt bibliothet entfallen auf Männer 97 005, auf Frauen nur 5316! Bei der Leserschaft ist das Verhältnis nicht ganz so schlecht, aber auch hier stehen 9079 männlichen Lesern nur 2277 weibliche Leser gegenüber. Die Zusammenstellung der Berufe der Leserschaft zeigt die erfreuliche Tatsache, daß etwa ein Reuntel aller Leser dem Arbeiterstand angehörten. Das größte Kontingent der Leser stellen die Handlungsgehilfen, und hier waren die weiblichen Beser verhältnismäßig am stärksten vertreten. Die Zahlen für diese Berufsgruppen find 1527 männliche und 648 meibliche Lefer. Nur bei den Sozialbeamten" ist das Verhältnis umgekehrt. Hier famen auf 27 männliche 62 weibliche Leser. Auch 34,, Militärpersonen" ließen sich bei der Stadtbibliothet als Lefer eintragen, und sie werden wohl in erster Linie die 573 Bände verarbeitet haben, die aus der Gruppe Militärwissenschaften" gelesen wurden. Bei all diesen Ziffern und Vergleichen ist wohl zu berüdfidhtigen, daß ein großer Teil der berufstätigen Frauen und Mädchen später zu Hause noch mit hauswirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt sind. Die Million Bände der Stadtbibliothek müffen zu den 1% Millionen Büchern, die die städtischen Boltsbüchereien verleihen, hinzugezählt werden, so daß insgesamt die städtischen Büchereien im Rechnungsjahr 1926 rund 2 Millionen Bände verliehen haben.
Funkwinkel.z
Das Nachmittagstonzert von Dr. Becces Terra- Sympho. nitern bot ein forgfältig gewähltes Programm bei tünstlerischer Wiedergabe. Sanitätsrat Dr. W. Brod sprach über Nervosität, ein Thema, das uns Großstädtern wohl allen start am Herzen liegt. Sein heutiger Vortrag galt als Anfang einer Vortragsreihe und behandelt Wesen und Entstehung der Nervosität. Der Redner vergleicht unser Revensystem mit einem Telegraphennek, dessen Hauptstationen. Gehirn und Rückenmark sind. Bon dort laufen die einzelnen Stränge und Speisen das ganze weitverzweigte Nez. Alle äußeren und inneren Eindrücke spiegeln sich in unserem Nervensystem wieder, und je nach der Beschaffenheit bzw. der Stärte unferer Nerven reflet. tieren diese bie empfangenen Eindrüde. Dr. Hermann Kird)- hoff, Geschäftsführer der Deutschen Liga für Völkerbund, sprach über Blele und Organisation der Bölferbundsgesellschaften. Er stellt mangelndes Biffen in den weitesten Boftstreifen über diese Inftitu. tion, die schon seit dem Januar 1920 besteht, mit Bebauern fest. On Erkenntnis dieser Tatsache hat der preußische Kultusminister anden Völkerbund erteilt werden muß, um das Intereffe und Berständnis für die Bölterbundbewegung zu erweden und zu stärken. Die Gründung ber internationalen Bölferbundsgesellschaft geschah in dem Augenblick, als die Schaffung des Bölkerbundes felbft bereits gefichert war. Bon englischer Seite wurden diese Bestrebungen nur bann als wichtig befunden, wenn den breiten Masser das Berständnis hierfür durch Verbreitung und Popularisierung des Berständirunas pedantens beigebracht würde. Dies ist der Grundgedante der Arbeit. Der Bölferbund hat in den acht Jahren feiner Tätigkeit seine Eristenz als Repräsentant der freien unverbindlichen Meinung zwischen den Völkern hinreid end bewielen. Das Abendtonzert unter Maret. Webers bewährter Leitung brachte eine Fülle mirfungsnoller Mufiffiüde älterer und neuerer Romponisten zu Gehör.
geordnet, daß in sämtlichen preußischen Schulen Unterricht über
Für Frau Olga, Robert und Hans hatte das Abschiedsgelage noch ein gerichtliches Nachspiel. Hans hatte sich nämlich wegen des Diebstahls der Spirituosen zu verantworten. Robert wurde ehlerei und der schönen Frau Olga wurden Hehlerei und Begünstigung zur Laft gelegt. Bergemann selbst wird in einem besonderen Verfahren noch zur Aburteilung tommen. Bor dem Schöffengericht Berlin- Mitte mußten die drei Angeklagten wohl oder übel ein Geständnis ablegen und zugeben, fi strafbar gemacht zu haben. Das Urteil lautete gegen den vielfach vorbestraften Robert auf fünf Monate Gefängnis, gegen Frau Olga auf vier Tage Gefängnis und gegen den bisher noch unvorbestraften Hans auf 70 Mart Geldstrafe.
Rechnet man hierzu die zahlreichen privaten Leihbibliotheken Berlins und den starken Bücherlauf hinzu, dann ergibt sich ein Bild von dem Lern und Bildungseifer der Reichshauptstadt, das sich mit manchen überkommenen Borstellungen von dem Sündenbabel" vielleicht nicht vereinen läßt, das aber doch den Vorteil hat, Wirklichfeit zu sein.
Der Mann mit den Pelzen.
Verhaftung eines Bodendiebes.
Bei verdächtigen Geschäften war seit einiger Zeit ein funger Mann in der Münzstraße aufgefallen. Er vertaufte dort Belze, Klei dungsstücke und Schmucksachen. Die Kriminalpolizet, die den Jüng ling beobachtete, ermittelte, daß er Quartier in einem Hotel im Osten der Stadt hatte und besuchte ihn dort überraschend. Dabei entdeckten fie außer einer ganzen Reihe von Pfandscheinen noch verschiedene Pelze und andere Sachen, die aus Bodeneinbrüchen ftammten. Der Ertappie wurde festgestellt als ein 24 Jahre alter Alfred Bedendorf, der aus Halle a. d. S. stammt. Zunächst behauptete er, sich erst seit drei Wochen in Berlin zu befinden, mußte aber später zugeben, daß es drei Monate maren. Während dieser Zeit hatte er besonders die Außenbezirke, 3ehlendorf, Tempelhof , Dahlem , Lichterfelbe und Bißensee heimgesucht und überall gute Beute gemacht. Ein Teil der ver Pfändeten Sachen fonnte bereits wieder herbeigeschafft und den Be fohlenen zugestellt werden. Auch alles, was Beckendorf auf dem Leibe trug, vom Hemb bis zu ben Ladstiefeln, stammte aus Einbrüchen. Er wurde dem Untersuchungsrichter vorgeführt.
Er will sein Recht!
Ein Freispruch nach§ 51.
Bedrohung, Nötigung und Beleidigung des Landgerichts direktors Dr. Marschner und anderer Personen wurden vor dem Großen Schöffengericht Berlin- Mitte dem 43jährigen Arbeiter W. v. S. zur Baft gelegt.
Der Angellagte ist im Jahre 1923 wegen Zuhälterei und weiteren Vergehens zu einer zweijährigen Gefängnistrafe verurteilt worden. Diese Bestrafung erfolgte seiner Meinung nach zu Unrecht und v. S. versuchte in der Berufungsinstanz und durch Revisionseinlegung eine Aufhebung des Urteils zu erreichen. Er will nämlich, wie er heute behauptet, nur das Opfer eines Racheattes feiner früheren Braut geworden sein. Nach dem das Urteil jedoch rechtskräftig geworden war, ging v. S. noch weiterhin gegen alle Personen, die irgendwie mit seinem Strafver weiterhin gegen alle Personen, die irgendwie mit seinem Strafverfahren in Berbindung gestanden hatten, besonders gegen Richter und 3eugen mit den ärgsten Berleumdungen und Bedrohungen vor. So erhielten die Ehefrauen der Richter verschiedene offene Postkarten und der Angeklagte drohte, daß er deren Männer niederfnallen würde. Mit derartigen Schreiben wollte er einen Druck ausüben und möglicherweise ein Wiederaufnahmeverfahren durchsetzen. In der neuen Verhandlung bekundete der medizi nische Sachverständige Oberarzt Dr. Hagedorn, daß v. S. für feine vielfachen Beleidigungen, Berleumbungen und Bedrohungen nicht verantwortlich zu machen sei, da er, wie durch eingehende Untersuchungen festgestellt ist, an querulantischem 3rrsinn leidet. Ihm müßte deshalb der§ 51 zugebilligt, werden. Der Angeflagte selbst erklärte, daß er nicht für geistestrant gelten wollte, da es sich doch bei ihm um einen Kampf für fein Recht" handelte. Das Schöffengericht unter Borsitz des Amtsgerichtsrats Bergmann sprach nach längerer Beratung unter Zugrundelegung des Sachverständigengutachtens den Angeklagten frei, da es den§ 51 für vorliegend erachtete.
Unterschlagungen bei einer Branerei.
Unter dem Berdacht, größere Beruntreuungen be gangen zu haben, wurde gestern der Kassierer einer Berliner Großbrauerei von der Kriminalpolizei festgenommen und dem untersuchungsrichter vorgeführt. Der ungetreue Angestellte, der mit dem Inkasso in den Gastwirtschaften betraut mar, soll durch geschickte Fälschungen von Quittungen und Kontoauszügen in furzer Zeit etwa 20 000 bis 25 000 mart erbeutet haben. Bei einer vor zwei Tagen unverhofft vorgenom menen Revision famen die Betrügereien ans Tageslicht. Auf die Anzeige bei dem zuständigen Polizeirenter hin schritt die Kriminalpolizei dann zur Verhaftung des Mannes. Rennfahrer Lejour tödlich verunglückt.
Der belgische Rennfahrer Gustave Lejour ist am Mittwoch abend auf der Radrennbahn in Frankfurt a. M. das Opfer seines Berufes geworden. Beim Training auf der Fliegermaschine tam der Frankfurter Schäfer zu Fall, und über ihn hinweg stürzte jour so unglücü h, daß er sich einen schweren Schädelbruch zuzog. Schon auf dem Transport zum städtischen Krankenhaus starb Lejour.
Piscavon gibt dem Haar
ON eine lockere Fülle