(37. Fortsetzung.) Der arme Direktor lief durch die Stadt wie ein gehetztes Tier, bat Güofetiers, Gymnasialprofessoren, die, wie er wußte, Römer- dramen in ihren Tischladen hatten, seine Wohnungsvermieterin, den Posaunenbläser der Operettenvorstellungen, der angeblich eine Erb- schaft gemacht haben sollte, um e,n Darlehen. Vergebens— er kam noch zurecht ins Theater, um mit eigenen Ohren zu hören, wie seine chauptdarstellerin gerade an der Rampe dem Publikum er- klärte, daß sie gezwungen sei, wegen rückständiger Gage ihr Gast- spiel— denn sie war stets nur„als Gast" aufgetreten— abzu- brechen. Und sie sehe sich dazu nur im Interesse ihrer lieben Kolleginnen und Kollegen genötigt, die hier wie immer mit ihr solidarisch seien. Schwacher Beifall, einige Protestrufe, die Zuhörer waren ver- blufft, empört, belustigt, wegen der Rückzahlung der Karten besorgt und stellten sich rasch bei der Kasi« an. Im Saale war es bald mäuschenstill und leer, trübselig drehte der Beleuchter die Lichter ab und ein mitleidiger Diener rief in die Damengarderobe hinein: „Das neue Fräulein kann z' Haus gehn." Hilde saß im Kostüm und geschminkt da und keine der Kolle- ginnen hatte ihr auch nur mit einem Worte verraten, was draußen vorging. Der Jux dieses Debüts war gelungen Der mitleidige Diener erklärte ihr durch die Tür durch, daß sie sich die Mühe des Rollenlesens weiter ersparen könne, und soviel verstand Hilde vom Theaterwesen schon, daß sie den Zusammenbruch erfaßte. Darauf schminkte sie sich ab, zog das elegante Salonkleid aus uird— war's zu lustig oder zu schmerzlich?— dies war ihr Debüt. Draußen vor dem Bühnentürl warteten Tante Hedwig und die Meisterin. Frau Reumann-Rorret war in den trogischesten Tönen aufgeregt, der Direktor habe ihr gor nicht mitgeteilt, daß es so um ihn stehe, im Gegenteil... Das sei em Verrat. Was aber diesen mißglückten Beginn der Theaterlaufbahn ihrer Lieblingsschülerin betreffe— jawohl ihrer Lieblingsschülerin!—, so sei der gerade nach dem alten Aberglauben glückverheißend. Rur gab Hilde auf Aberglauben und sonstige bewährte Theaterbräuche wenig, lieber wäre ihr schon gewesen, die ganze, teils lächerliche, teils peinliche „Remasuri* hätte nicht stattgefunden, sie hätte die Bregenzer Kunst. enthusiasten mit ihrer Kunst beglücken und besonders ruhig ihr« Gage beziehen können. Dieses Abenteuer bedeutete vor allem ver- lorenes und unnütz verausgabtes Geld. Und was nun weiter? Di« Tante Hedwig ging mit ihr und der Meisterin, ohne ein Wort zu sagen, schon deshalb, weil die erzürnte Frau Reumann- Norrek keine Möglichkeit dafür ließ. Nur einmal murmelte sie so halb für sich selbst:„Na, das ist ein hübsches Debüt gewesen. Bisher hat s' immer Glück gehabt. Kaum, daß sie in Bregenz ist, fängt schon die Fernleitnerische Serie an." „Sogen Sie das nicht. Gnädige Frau," rief Frau Neumann- Norrek,„oh, sagen Sie dem Kinde doch so etwas nicht!" „Ich Hab' gar nix g'sagt, i Hab' überhaupt kein Wort g'red't," erwiderte die Tante Hedwig und wurde trotzig. Sic begleiteten die Meisterin nach Hause, die unter dem Haus- tor noch Hilde mit Küssen bedeckte, und dann gingen Tont« und Nicht« zu dieser heim. „Bist sehr unglücklich?" fragte die Tonte. „Aber gar nicht, ich fast' doch dieses ganze Theaterspiel nur als Hetz' und als Nebenverdienst auf. Muß ja sehr lustig gewesen sein, im Saale ." „So ist's a Blödsinn. Hast es ja gar nicht notwendig, in Bregenz anzufangen. Ein Brief von deinen reichen Beschützern und du bist im Burgtheater." „Mag keine Protektion. Ich will mich allein hinoufarbeilen." „Uje! Nix hab'n und stolz a noch sein!" „Jawohl!" sagte Hilde und fügte dann hinzu:„Tu doch nicht so, Tante Hedwig, du bist ja g'rad so wie ich und gibst mir im Innern recht. Heut' bist du nur enttäuscht, weil du deine Nichte als Gräfin dÄgusson hast sehen wollen und weil dir dieser Anblick vorenthalten worden ist. Oder nicht?" Die Tante brummte etwas und antwortete nicht, wobei ihr zu Hilfe kam, daß sie vor der Familienpension angelangt waren. „3s ja a Schani)..." „Was denn?" „Js ja a Schand, daß ich dich an«mem solchen Abend allein lassen muß, daß ich dir kan Tee geben kann, daß wir nicht noch plauschen dürfen, is ja a Schand." „Freilich, ist schon bedauerlich." „Weißt was, morgen kommst du zu mir auf Besuch." „Aber Tante Hedwig." „Natürlich! Ich weih nicht, seit wieviel Iahren war kein Mensch bei mir auf Besuch. Das war ja rein ein verwünschtes Haus. Ich lad' dich für morgen ein. Iustament. Die Halbscheit vom Hause g'hört mir, du kommst nur in das Halbscheit, das mir g'hört." „Bitte, ich bin bereit," sagte Hilde, aber eigentlich graute ihr doch. Die Tragödie auf der Bühne war ihr doch lieber als die im Leben. Aber sie wiederholte tapfer:„Bitte, ich bin bereit." „Zum Tee, weißt, wie ber den noblen Leut'! Zum Fünf-Uhr- Tee. Da ist er bestimmt z' Haus." „Ist mir auch lieber, denn am Vormittag will ich mich noch mit dem Direktor herumschlagen, ob er mir wenigstens die Spesen für die Heimreise geben will!" „Von dem kriegst nichts heraus. Wenn der kein Geld hat, so hat er kein's, den kennt man." „Na, da gehen halt die Ersparnisse darauf, kann man auch nichts machen. Und du, Tante Hedwig, sei g'scheit und ärgere dich nicht, wegen des verfehlten Auftretens im Bregenzer Stadttheater ärgert man sich doch nicht" „Na, gewiß nicht. Man ist sogar fröhlicher, als wenn es geglückt wäre. Ich jodl geradezu vor Glückseligkeit." Bezüglich des Direktors hatte Tante Hedwig vollkommen recht gehabt. Von ihm war wirklich trotz der allgemeinen Schauspieler- Versammlung, der er standhielt, und trotz einer höchst privaten Unterredung mit Frau Neumann-Norrek, vor der er entfloh, nichts zu holen. Die„Rivalin" war tatsächlich bereits fortgereist und die trauernden Zurückgebliebenen besprachen einen Vortragsabend, der aber erst gründlich vorbereitet werden sollte. „As dahin bin ich längst wieder in Wen," sagt« Hilde und
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versprach ihre Mitwirkung— ganz wie eine Primadonna: Fräulein Hilde Fernleitner aus Wien , französisch« Lieder aus dem achtzehnten Jahrhundert. Klang jedenfalls sehr eindrucksvoll. Und später rüstet« sie für Großpapa just das eleganteste Nach- nnttagstleid, das sie hatte und das des Schlosses Wunder oller Welt nicht unwürdig gewesen war, ein Kunstwerk Muttis. Und aufs allermodernste wollte sie sich herrichten, und das Kleid sollte so kurz sein, als es nur jetzt die Mode erlaubte. Bitte: so stand sie vor dem Fernleitnerischen Famillenhaus. Es war altmodisch und man sah, es fehlte die Liebe, die Gegen- stände wie Menschen jünger erhält, als sie den Iahren nach sein
Die Tante Hedwig fiel nie zuzustoßen pslegte,
müßten. Mit Herzklopfen trat Hilde ein. ihr um den Hals und war, was ihr sonst wirklich gerührt. „Tritt ein in dein Haus, Hildekind. Es ist ja dein Haus." Und wieder küßte sie das Hildekind... Dann erst besah sie den Gast nach ollen Seiten. „So ein alter Trottel, der Fernleitner, das in seiner Nähe hoben und ist in seinen Akten oerstaubt. Und ich... mit ihm... wir waren blöd!" Da stand im Speisezimmer, das schon um vieles gemütlicher war als die Fasiade de» Hauses, ein vollgedeckter Speisetisch. Tante Hedwig hatte sich Mühe gegeben.
„Die Pepi Hütt' dich sehen sollen," sagte Tante Hedwig. „Wer ist denn die Pepi?" fragte Hilde und langte zu den auf- getürmten Herrlichkeiten. „Das war unser Denstbote. Fünfundsiebzig Jahre war sie ast, wie sie gestorben ist, und sie war das erste Opfer vom Fern- leitner. Sie ist. wie deine Mutti fort war, wohrhaftig vor Kummer gestorben." „Arme Pepi! Aber bin nicht eigenttich ich an all den Um- wälzungen in eurem Haus« schuld?" ..Red' kan Unsinn! Wär' doch schad' g'wesen, wenn du nicht auf die Welt gekommen wärst." „Sag' Tante, hast du meinen Dater gekannt?" „War' nicht übel, natürlich. War ein sehr hübscher Mensch. Auch sehr intelligent. Aber ein schwacher Mensch" „Und ist es sicher, daß er tot ist?" „Glaubst du, ich Hab' dich belogen? Der ist tot. Kannst mir glauben, daß ich ihn ganz genau in Evidenz gehalten Hab', wenn er auch nach Italien gezogen ist. Und dann haben wir einmal von unserem Konsul— es war noch vor dem Krieg«— die Nach rieht erhalten, daß er in einem Spital ganz elend gestorben ist." Tante Hedwig erzählte. Von Muttis Jugend und wie hübsch Mutti gewesen sei, ein richttger Backfisch mit ihrem Mozart-Zopf, und Studenten und Offiziere seien ihr unverschämt nachgelaufe.r. Und wie schön es in jenem Winter war, da... eben der Vater Hildens die Mutter kennengelernt hätte, ein lustiger Winter mit Tanz und Schlittenpartien. Aber von Zeit zu Zeit sah Tante Hedwig, während sie erzählte, auf die Uhr und murmelte:„Er kommt noch nicht!" Und später wieder:„Er riecht's, daß hier was vorgeht. Ja, die Fernleitnerfche Nosn!" Dann aber hört« die Tante Hedwig zu erzählen auf, und fing zu fragen an:„Sag' einmal, Hildetind, hast du denn noch nie jemanden gern g'habt? Ich mein', so an Verehrer, nicht die Mutti oder das Fräulein Rose?" Die Hilde schüttelt« den Kopf. „Jetzt bist du doch, um Gottes willen, schon achtzehn Jahre all." Die Tante sagte es so erschrocken, daß Hilde lachen mußte. „Na, eine alte Jungfer bist du ja nicht. Aber du mußt doch wen omal gern g'habt haben! So a Rendezvous, von dem die Mutti nichts wissen soll, oder an Blödsinn, über den wir Er- wachsen«« schimpfen müssen, und der schön war, und in dein ganzes künftiges Leben hineinstrohlt... Gar nichts?... Gar nichts?..." „Schau, Tante Hedwig, das ist jetzt eine neue Zeit. Heimliche Rendezvous gibt es nicht, weil ich halt mit jedem zusammenkomme, wann und wo ich will." „Keine verbotene Rendezvous, das ist aber eine arge Zell !" sagte Tante Hedwig ganz mitleidsvoll. „Der Reiz des Verbotenen, Heimlichen, der lockt nicht mehr." „Du, der war aber schön, Hilde!" „Dafür haben wir den der Kameradschaftlichkeit. Weißt, so ein« Bergpartie ohne Gardedame, so eine Tanzerei, bei der man nicht nach dem Freier Ausschau häll..." (Fortsetzung folgt.)
Rätsel- Ecke des„Abend". iimiiiinfliiiiiMiiiiiiiniMininnniiinimnimiimiamiiiiiimnnniiniiiiimiiimiimiiiminniiiiiiiiiiiiiinnniiiniiinniiinnnnniinniiiiiiiiiiiiiniiniiiitiiiiiniiimiiinmiiiiiiiiiiiitniiiinii Rösselsprung. Mag'sches Quadrat.
Silbenrätsel. bel bro bri bürg char de do e els ei ei feld fleth gen i i lam lärm lugk lot na ne o pe re re reib ru samt se sen si ster tek ten the tum tiv. Aus obigen 38 Silben sind 15 Wörter folgender Bedeutung zu bilden: 1. Besitz; 2. Arabisches Gebirge: 3. Gewebe; 4. Stadt in Thüringen ; 5. Belcuchtungsgegenstand; 6. Geräusch; 7. Geheimpolizist; 8. �iluß in Spanien ; 0. Russische Münze; 10. Stadt in.der Provinz Brandenburg ; 11. Weiblicher Vorname; 12. Orts- teil von Groß-Berlin; 13. Weiblicher Vorname; 14. Stadt in Olden- bürg: 15. Küchengerät,(ch ist ein Buchstabe.) Die Anfangs- und Endbuchstaben, von oben nach unten gelesen, nennen ein Zitat aus Freiligraths Gedichten.
Ilm Donau Neckar Bobsr Weser Rhein Mulde Lahn Pegnitz
Geographisches. An Stelle der Striche vor den Flüssen setze man den Namen einer«ladt, die an dem betressen- den Flusse liegt. Die Anfangsbuchstaben der wtädte, von oben nach unten gelesen, nennen einen berühmten Kurort.
� � D V Die Buchstaben in nebenstehender Figur Z S li H sind so zu ordnen, daß die entsprechenden kl st I? 8 wagerechten und senkrechten Reihen 5 U II 2! Wörter von folgender Bedeutung ergeben: 1. Nagetier, 2. Himmelssarbe, 3. Meeresteil, 4. Wellkörper.
8 8 4 5 7 4
6 7 4
Zahlenrätsel. 8 4 S 4 6 9 Frohe Botschaft für viel«. Vogel. Brutstätte. Stadt in der Rheinprooinz. Treppengang. Trinkgefäh. Weiblicher Vorname. Metall. Kleine Straße. Weiblicher Vorname. Dolksstamm. Ackergerät. Letzter Wille. 4 3 Nutztiere. Auslösung der Aufgaben nächsten Mittwoch.
4 3 6
Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel. Wagerecht: 1. Ares ; S. Page; 9. Dante; 10. Tabor; 11. Abtei; 12. Greti; 13. Meer; IS. Klee; 16. Bacup ; 17. Rahe: 20. Leek; 24. Ebene; 25. Tasse; 26. Seide; 27. Otter ; 28. Ille; 29. Zelt.— Senkrecht: 1. Adam; 2. Rabe; 3. Ente; 4. Sterbende; 5. Parkplatz: 6. Abel; 7. Got«; 8. Erie; 14. Ach; 17. Resi; 18. Abel; 19. Heil; 21. Este; 22. Esel; 23. Kerl. Rösselsprung: Die mächtigste aller Kulturbewcgungen seit Jahrtausenden ist der Sozialismus. Silbenrätsel: 1. Wengen ; 2. Eierbecher; 3. Neffe; 4. Nelkenstrauß; 5. Ivogün; 6. Echo; 7. Diener; 8. Eugen; 9. Röntgen; 10. Dreißig; 11. Ella; 12. Militär; 13. Araber; 14. Niedertracht: 15. Darkehmen; 16. Eselei; 17. Rhabarber; 18. Nowarves; 19. Haeckel; 20. Eutin ; 21. Liliputaner : 22. Falle; 23. Eros ; 24. Newa.— Wenn jeder dem andern helfen wollte, wär« ollen geholfen. Die fehlend« Mittelsilbc: me. Mameluk. Ametyst . Kamera. Omega. Parmesan. Simeon. Nemesis. Kosmetik. Romeo. Semmering . Dromedar. Dämmerung. Malmedy . Kamerun . Luftikus: Wind. Beutel. Windbeutel.