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Reichstag nicht einberufen!

Der fommunistische Antrag nicht unterstützt.

Der Aeltestenrat des Reichstags beschäftigte sich heute mittag mit dem Antrag der Kommunisten auf sofortige Ein­berufung des Reichstags. Präsident Löbe, stellte, nach einer furzen Begründung des Antrages durch den Abgeordneten Höllein, in der er auf die Wichtigkeit der Erörterung der Frage des Panzerfreuzerersagebaues durch den Reichstag hinwies, fest, daß der kommunistische Antrag von feiner Seite unterstützt worden sei, daß also die sofortige Einberufung des Reichstags damit abgelehnt wäre.

Kein Beitritt der USA . zum Bölferbund. Paris , 27. Auguft.

Ein Mitarbeiter des Ercelfior" stelle Kellogg die Frage, ob er glaube, daß die Unterzeichnung des Kriegsverzichtspaftes eine engere Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und dem Völker bund eine Art Annäherung herbeiführen werde. Staatsjefretär Kellogg erwiderte hierauf, die Stellung der Vereinigten Staaten bleibe unverändert. Die Vereinigten Staaten hätten feine hinreichend wichtigen Interessen an den in Genf be­handelten Fragen, um Mitglied des Bölferbundes zu werden. Nichts destoweniger könnte die moralische Wirkung des Paftes die Ber einigten Staaten zu einer größeren Sympathie gegenüber dem Völkerbund führen. Das Ideal der Vereinigten Staaten sei jedoch, ohne Vermittlung eines internationalen Organismus m't den anderen Nationen der Welt zu verhandeln.

Während die Diplomaten den Sonntagnachmittag zu Staats­besuchen und politischen Besprechungen benutzten und die Journalisten aufgeregt hinterherjagten, um Interviews- nicht zu erhalten, widmete sich Kellogg auf dem Landsiz des USA.- Botschafters

Herrick in St. Cloud dem Golfspiel.

Berhaftungen in Paris .

Paris , 27. Auguft.

Die kommunistische Partei suchte am Sonntag durch Antleben Maueranschlägen und Verteilen von Aufrufen in beleidi­genden Ausdrücken gegen den Kellogg- Pakt zu demonstrieren. Infolge der vorbeugenden Maßnahmen der Polizei schei terte diese Rundgebung vollkommen. Einige während der Nacht angebrachte Anschläge wurden entfernt und etwa 50 Berteiler von Flugblättern verhaftet.

Minister Becker in England.

Der preußische Kultusminister Professor Dr. Beder ist als Vertreter der Reichsregierung zur Teilnahme am 17. Internationalen Orientalistentongreß in Orford, bei dem über 200 Delegierte aus allen Teilen der Welt anwesend sein werden, hier eingetroffen. Botschafter Sthamer gibt heute zu Ehren Pro fessor Beckers ein Frühstück, zu dem eine Reihe englischer und deutscher Persönlichkeiten geladen worden sind.

Herbstmeffe in Leipzig .

Unter startem Konjunkturdruck.

Leipzig , 27. Auguft.( Eigenbericht.) Die am Sonntag eröffnete Herbstmesse steht sichtlich im Zeichen einer unbefriedigenden Konjunkturentwid Iung. Die Zahl der Aussteller hat sich allerdings gegenüber dem Vorjahr erhöht( von 8600 auf etwa 9000); jedoch sind sich die aus­stellenden Firmen darüber im klaren, daß das Geschäft auf der dies­jährigen Herbstmesse hinter dem der Herbstmesse 1927, das aus gesprochen gut war, zurückbleiben wird. Man ist in Fabrikanten­freisen gerade nicht pessimistisch gestimmt, hält es aber für angebracht, mit nicht allzu großen Hoffnungen ins Messegeschäft zu gehen. Fragt man nach den Gründen dieser Annahme, so hört man ungefähr folgendes: Wer legt sich heute, wo man nicht weiß, wie es in einem Vierteljahr aussehen wird, ein größeres Lager hin, und wer hat genügend Mittel disponibel, um größere Lager durch­zuhalten? Bon den Verkäufern wird auch allenthalben über schlech­ten Zahlungseingang geflagt.

Das Gesagte bezieht sich vorwiegend auf das Inlands= geschäft; mehr erwartet man vom Export. Es sind, wie man hört, zahlreiche ausländische Einkäufer in Leipzig vertreten. Auch scheint man in deutschen Ausstellerkreisen bereit zu sein, bei Export­geschäften, die ohne Zweifel während der letzten guten Konjunktur vernachlässigt worden sind, in der Preisstellung entgegenzukommen, so daß immerhin Aussicht besteht, Ausfälle bei der Inlandskundschaft zum Teil durch Erportgeschäfte auszugleichen. Große Anstrengungen, mehr ins Auslandsgeschäft zu kommen, haben zum Beispiel die Schuhmaschinenindustrie und auch das Schuhgewerbe gemacht. Für die Schuhmaschinenindustrie besteht auch Hoffnung auf Auslandsabsaz auf Grund der endlich in Fluß gekommenen wirts schaftstechnischen Umstellung der Betriebe. Das Kunstgewerbe zeigt unter anderem im neuen Grassi- Museum neue Porzellanmuster, die viel Anklang finden. Auch auf der Möbelmesse ist gutes Küchenmaterial zu sehen, bei dem Wert auf Einfachheit und Leistungsfähigkeit gelegt worden ist. Sonst haben sich die Aussteller mit dem Herausbringen von Neuheiten stark zurückgehalten.

Bluttat im deutschen Osten!

Zwei Eisenbahner niedergeschoffen.

Königsberg , 27. Auguft. Nach einer Mitteilung der Pressestelle der Reichsbahn­direktion wurde in der Nacht zum Sonntag auf dem Reichs­bahnhof Tapiau der Reichsbahnafsistent erg von einem unbe­tannien Täter durch einen Revolverschuß getötet und der Arbeiter Babace schwer verletzt.

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Nerg wurde nach der Abfahrt des letzten Zuges von zwei Zivil­personen auf einen verdächtig aussehenden Menschen im Borraum des Bahnhofs aufmerksam gemacht. Den Anlaß hierzu gab der Umstand, daß am Tage vorher in der Nähe des Kleinbahn­hofes Tapiau ein Raubüberfall auf einen Post­fchaffner verübt worden war. Nerg forderte den Verdächtigen im Beisein des Bahnhofsarbeiters Babace auf, den Bahnhof zu Derlassen oder sich auszuweisen. Der Aufgeforderte 30g mit den Worten, er werde sich sogleich ausweisen, einen Revolver aus der Tasche und begann auf die Anwesenden zu feuern. Hierbei erhielt erg einen Bauchschuß, an dem er alsbald verbluiete, und Babace einen Lungenfájuß. Die beiden Zivilpersonen liefen davon. Der Täter ist unerkannt entkommen. Der Getötete hinterläßt Frau und Kind. Babace wurde in das Krankenhaus über­geführt.

Die Reichsbahnverwaltung hat auf die Ermittlung des Täters eine Belohnung von 1000 Mart ausgefeßt.

Der Mord im Schlächterladen.

Eine geheimnisvolle Tat.

Rupul.SS

Eine sehr geheimnisvolle Bluttat ereignete sich am gestrigen| am Tatort erschienen, wurden eingehend vernommen. doch hat nie­Sonntag in der Blücherstraße 67. Dort wurde die Schwester mand den Täter gesehen. Das Haus war am gestrigen Sonntag des Fleischermeisters Martin Heidud, die 35jährige Witwe verhältnismäßig leer, da die meisten ausgegangen waren. Die Blut­Martha Birkner, geb. Heidud, von einem unbekannten tat hatte in der Nachbarschaft große Aufregung hervorgerufen. Auch Täter ermordet. Die Tat wurde ausgeführt, als die Er- der Bruder der Erschlagenen erfuhr von dem Verbrechen erst, als er mordete und ihre Schwägerin allein daheim waren. Trotzdem anch Haus zurückkam. Trotz aller Bernehmungen ist es bisher noch ein Hund in der Wohnung war, gelang es nach Aussage der nicht gelungen, irgendeinen Anhaltspunkt für die Person des Täters Frau Heidud dem Täter, der es angeblich auf einen Diebstahl zu gewinnen. Geraubt ist allem Anfcheine nach nichts. abgesehen hatte, unerkannt zu entkommen. teilungen, die zur Aufklärung dienen können, erbittet die Mord kommissionerneburg- Lissigkeit im 3immer 60 des

Der Fleischermeister Heiduck hatte vor mehreren Monaten zum viertenmal geheiratet und versorgte mit seiner 35 Jahre alten Frau Christine allein das Geschäft. Vor drei Wochen fam seine Schwester Martha aus Schlesien zu Besuch. Am gestrigen Sonn­tag ging Heidud mit seiner sechsjährigen Tochter spazieren, während die beiden Frauen zu Hause blieben. Frau Heiduck legte sich halb angekleidet auf das Bett und schlief ein. Ihre Schwägerin begab sich in das fleine Kontor, um am Fenster eine Postkarte zu schreiben. Die Jalousien im Kontor und im Laden waren heruntergelassen, die Tür zum Laden stand jedoch offen, um Durchzug zu schaffen. Der Hund der Familie befand sich in der Küche.

Plötzlich wurde Frau Heiduck dadurch munter, daß der Hund laut tiaffte. Sie stand auf und sah jetzt im Halbdunkel des Ladens einen Mann mit einer Art in der Hand dastehen. Zuerst glaubte fie, ihr Ehemann sei nach Hause gekommen, erkannte dann doch, daß es ein Fremder war. Gleichzeitig hörte fie aus dem Kontor schweres Röcheln und Stöhnen. Entsetzt lief sie auf den Haus flur hinaus und schrie um Hilfe. Ein Schupobeamter, der sich auf feiner Streife befand, eilte durch den Flur in die Wohnung und fand Frau Martha Birkner in einer großen Blutlache besinnungslos da liegen. Von dem Täter war nichts mehr zu sehen. Der Beamte benachrichtigte sofort das 113. Revier, das die Mordkommiffion alarmierte. Frau Birkner wurde unverzüglich nach dem Urban­Krantenhaus gebracht, wo sie aber gegen 9 Uhr ihren Verletzungen erlag. Der ärztliche Befund ergab vorläufig, daß mit der flachen Seite des Beiles drei wuchtige Hiebe gegen den Hinterkopf geführt worden waren. Bei der Untersuchung des Tatortes ergab sich, daß Der erste Schlag von rüdwärts gegen die auf einem fleinen oder am Fenster sigende Frau geführt worden sein muß. Blutspuren zeigen sich sowohl am Fenster als an der Ausgangstür. Die größte ist in der Mitte des feinen Zimmer, wo die Frau zusammenge­brochen ist. Abwehrverlegungen an den Händen lassen erkennen, daß zwischen Mörder und Opfer ein heftiger Kampf stattgefunden hat. Frau Heiduck als einzige Tatzeugin wurde auf dem Polizei­präsidium eingehend verhört. Nach ihrer Darstellung muß sich der Täter durch den Vorraum in den Schlächterladen geschlichen, dort ein Beil ergriffen haben und dann in das Kontor gegangen sein. Die Tat muß schon verübt gewesen sein, als Frau Heiduck durch das Bellen des Hundes aufmerksam wurde. Während sie hinaus lief, um Hilfe zu holen, hat der Täter mit einem langstieligen Hacke beil im Schlafzimmer die Buzenscheiben eines Vertikows ein­geschlagen, offenbar in der Absicht, etwas zu rauben. Es ist un­wahrscheinlich, daß er diesen Raub zuerst versucht haben sollte, da der Raum zu flein ist, als daß die Schlafende ihn nicht hätte gewahr werden sollen. Dann hätte sein Angriff auch zuerst der Frau Hei­duck gegolten. Die Hausbewohner und der Polizeibeamte, die zuerst

Polizeipräsidiums.

Mit­

der

Im Laufe des Vormittags hielten die Beamten der Mard fommission, die Kommissare Werneburg und Liffigkeit, mit den Beamten des Erkennungsdienstes einen Lokaltermin in Schlächterei Heiduck in der Blücherstr. 67 ab. Es ergab sich, daß die Rüchentür von außen verschlossen war, so daß der dort eingesperrte Hund nicht herausgefonnt hätte. Der Täter muß also von dem Vor­handensein des Tieres gewußt und einen Angriff des Hundes ver hindert haben.

Durch Bernehmung zahlreicher Personen aus der Nachbarschaft wurde festgestellt, daß Frau Heiduck, die vor ihrer Berheiratung im Gastwirtsgewerbe tätig war, als eine heitere und freundliche Frau bekannt war. Die Nachbarn wollen aber bemerkt haben, daß sie später ein bedrücktes und niedergeschlagenes Wesen zur Schau trug und öfter weinte. Sie führen diese Veränderung auf eheliche 3 erwürfnisse zurüd. Entgegen anders lautenden Darstel lungen und Gerüchten hat die Untersuchung bisher nicht den ge= ringsten Anhaltspunkt für die Täterschaft ergeben. Es ist niemand gesehen worden, der für die Bluttat in Betracht kommen könnte.

Mieder Schüsse in der Münzstraße.

Eine neue schwere Schießerei, bei dem Schup obeamte von dem Gesindel aus der Mün 3 ffraße arg bedrängt und einer der Angreifer angeschoffen wurde, spielte sich gestern nacht in der Münzstraße ab.

Der 28 Jahre alte Gastwirt Erich Leich aus der Kolonies ftraße hatte mit zwei unbekannten Männern eine Bierreise unternommen und geriet vor dem Hause Münzstraße 3 mit seinen Kumpanen in eine Schlägerei. Wie immer in jener Gegend, war bald ein wüst er Haufe um sie versammelt. Polizeibeamte des 7. Reviers, die Ruhe stiften und die Angetrunkenen auf das Revier bringen wollten, wurden von der Menge fofort tätlich an­gegriffen, an die Hausmauer gedrückt und mit Fäusten und Fußtritten bearbeitet. Auch wurde mit Steinen auf sie geworfen. Da die Gummifnüppel nicht ausreichten, um die Rotte einzuschüchtern, so gaben die Beamten Schrecfchüsse ab. Eine Kugel traf Leich in den Unterleib. Die Menge stob dann ausein ander und riß die beiden Begleiter des Gastwirts mit sich.

Leich wurde in das Staatstrantenhaus gebracht. Die an gegriffenen Beamten haben erhebliche Quetsch und Schürfs wunden davongetragen, so daß auch sie sich in ärztliche Bew handlung begeben mußten.

Schweres Autounglück in Lichterfelde .

Ein Toter, sechs Verletzte.

Auf der Chauffee nach Eichterfelde in der Nähe des Restaurants ,, Waldschlößchen" ereignete fidh am Sonntag abend ein folgenschweres Autounglüd, bei dem eine Person getötet wurde und sechs andere schwer ver­leht ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Eine mit sechs Personen besetzte Autodroschke befand sich auf der Fahrt von Lichterfelde nach Steglig. Der Führer des Wagens wurde durch die Scheinwerfer eines aus entgegen­gesetzter Richtung kommenden Privatautos derart geblendet, daß er jede Sicht verlor, auf den Bürgersteig fuhr und in voller Ge­schwindigkeit gegen einen Baum prallte. Das Auto wurde völlig zertrümmert, sämtliche Infassen, ein Ehepaar aus Steglitz mit seinen Angehörigen wurden schwer verlegt. Ein junges Mädchen, die 15jährige Gerda Scholz aus Neukölln, die fich auf dem Nachhauseweg befand und im Augenblick des Unglücks die Unfallstelle passierte, wurde von dem Auto überfahren und so schwer verleßt, daß der Tod auf der Stelle eintrat.

Die Verunglückten wurden durch Rettungswagen der Feuerwehr in das Binzenz- Krankenhaus in Lichterfelde gebracht, wo sie zum Teil in sehr bedenklichem Zustande danieber liegen.

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Auf der Glienicer Chauffee bei Karolinenhof stürzte am Sonntag gegen 18 Uhr der 21jährige Frig Reinide aus der Kaiser- Friedrich- Straße 7 mit seinem Motorrad so unglücklich, daß er mit einem doppelten Schädelbruch fot liegen blieb. Die Leiche des jungen Mannes wurde nach der Spandauer Halle geschafft.

In der Medlenburgischen Straße stürzte die 33jährige Frau Frieda Normann, Rottbusser Ufer 25, von einem in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen der Linie 91. Die Berunglückte starb auf dem Transport ins Wilmersdorfer Krankenhaus.

Drei Tote beim Straßenrennen.

Bei dem Radrennen auf der Landstraße um den Straßen­preis von Hessen- Nassau trug sich ein entfehlicher Unfall zu, der drei Menschen das Leben toffefe. Ein die Teilnehmer begleitender Radfahrer kollidierte mit einem Motor­radfahrer unweit von Oppenheim . Bei dem heftigen Zusammen­floß wurden der Radfahrer sowie der Führer des Motorrades und sein Begleiter, der auf dem Soziusfih saß, getötet. Die drei Ver­unglückten hatten sämtlich schwere Schädelbrüche erlitten.

Ein Gegner der Todesstrafe.dftrafrechts ein. In den letzten Jahren wandte er

Prof. Liepmann Hamburg gestorben.

Aufmerksamkeit den Problemen des Straf vollzugs zu. Er reiste nach Amerika , um die dortigen Gefäng­nisse und Erziehungsanstalten zu studieren; ein außerordentlich In Hamburg ist der bekannte Strafrechtslehrer Prof. Dr. Liep- wertvolles Buch, das auch für Deutschland vielfache Anregung bot, mann plötzlich gestorben.

Mit Prof. Liepmann ist ein Mann gestorben, der nicht nur einer der hervorragendsten Gelehrten auf dem Gebiete des deutschen Strafrechtes war, sondern auch einer der ganz wenigen deutschen Universitätsprofessoren, die den Mut aufbringen, über ihr Fach hinaus im Sinne des Fortschritts und der Menschlich feit das Wort zu nehmen. Diese fortschrittliche Einstellung ergab sich bei Liepmann nicht etwa erst nach der Revolution. Schon vor dem Kriege galt sein Kampf vor allem der Todes ftrafe; mit seinem 1912 erschienenen umfassenden Gutachten über die Frage der Beibehaltung oder Abschaffung der Todesstrafe hat er das noch heute maßgebliche wertvoüste Wert gegen dieses Ueberbleibsel mittelalterlicher Rachejustiz geschaffen. Diesen Kampf hat er unermüdlich fortgesetzt, zuletzt noch im vorigen Jahre auf der Karlsruher Tagung der deutschen Landesgruppe der Inter­nationalen Kriminalistischen Bereinigung.

Aber auch in anderen Fragen erwies fich die im besten Sinne demokratische Geisteshaltung des Hamburger Gelehrten. Ob es sich um die Reichsverfassung, um den Friedensvertrag oder um die Stellung Deutschlands zum Völterbund handelte, immer fand man Prof. Liepmann auf der Seite des Fortschritts. Schon 1908 trat er für großzügige Reform des Jugendschußes und des

war die Frucht dieser Studien.

Ganz besonderes Aufsehen erregte dann vor etwa einem halben Jahre sein Rechtsgutachten über die Kommunistenprozeffe des Reichsgerichts, das weit über das gestellte Thema hinaus eine schlechthin vernichtende Abrechnung mit der politischen Rechta sprechung des Reichsgerichts darstellt. Wohl noch keiner hatte die rechtlich einfach unhaltbare Praris des höchsten deutschen Gerichts, besonders seines IV. Senates so rückhalilos verurteilt, wie dieser Professor des Strafrechts, der zugleich selbst Richter am Hamburger Landgericht war und dessen Worte nicht überhört werden tonnten.

So reißt der unerwartete Tod des hervorragenden Gelehrten, der im nächsten Jahre erst das 60. Lebensjahr vollendet hätte, eine schmerzliche Lücke in die Reihen derer, die für eine Umgestaltung des deutschen Strafrechts und Strafvollzugs fämpfen. Vor allem aber wird seine Kraft im kommenden Schlußkampf um die Todes­strafe oftmals vermißt werden. Wenn einmal hier der Sieg er­stritten ist, dann wird man sich besonders auch des Mannes erinnern, der als einer der ersten das wissenschaftliche Rüstzeug für unseren Kampf schuf, und dem auch die sozialistische Arbeiterschaft, obwohl er nicht in ihren Reihen stand, ein ehrendes Andenken bewahren wird.