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BERLIN  Mittwoch 29. Auguft 1928

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Der Abend

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Ericheint täglich außer Sonntags. Fualeich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3

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Spätausgabe des Vorwärts

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Nr. 408

B 202 45. Jahrgang.

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Von der Schwägerin ermordet!

Sensationelle Aufklärung des Mordes im Schlächterladen.

Die Bluttat in der Schlächterei von Heiduck in der Blücherstraße ist aufgeklärt. Die Ehe. frau des Schlächtermeisters, die 37 Jahre alte Frau Christine Heiduck, hat heute vormittag ein Geständnis abgelegt.

Schon bei den ersten Nachforschungen, die von den Kriminal­tommiffaren Berneburg und Lissigfeit und ihren Beamten angestellt wurden, fiel es auf, daß niemand den Täter gesehen hatte. Der Berdacht, daß Frau Heidud, die einzige Person, die während der Bluttat in den Räumen war, ihre Hand dabei im Spiele gehabt habe, tauchte immer wieder auf. Die Frau selbst bestritt ganz entschieden jedes Verschulden. Der gute Leu­mund, dessen sie sich in der ganzen Gegend erfreute, schien ihr zunächst recht zu geben. Allmählich aber wurde bei den Ermittlungen befannt, daß Frau Heidud, die vierte Frau des Schlächtermeisters, mit ihrem Manne in sehr unglüdlicher Ehe lebte.

Das Geschäft ging nicht nach Wunsch, und die Mitgift, die die Frau bei der im Frühjahr erfolgten Verheiratung in das Ge schäft gesteckt hatte, war wohl verbraucht. Noch am Dienstag abend wurden der Frau, die auf eigenen Wunsch noch im Polizeigewahrsam verblieben war, alle diese Momente vorgehalten. Sie blieb jedoch bei ihren ersten Aussagen und bestritt nach wie vor. Heute in früher Morgenstunde bat fie, den Kommissaren der Mord­tommiffion vorgeführt zu werden, da sie Angaben von Wichtig­feit zu machen hätte.

Sie legte dann ein Geständnis ab und gab zu, die Schwägerin mit dem Hadbeil hinterrüds erschlagen zu haben.

Wie sie sagt, hatten sich die Zustände im Hause in letzter Zeit so zugespitzt, daß sie sie nicht mehr ertragen fonnte. Nach dem am Sonntag der Ehemann mit der Tochter ausgegangen war, legte sih Frau Heiduck halb angezogen auf ihr Bett. Ihre Schwägerin faß in dem kleinen Kontor am Fenster. Sie gibt nun zu, daß fie sich herangeschlichen und der Sizenden mit dem Beil muchtige hiebe auf den Kopf versetzt habe. Die Zertrümmerung der Scheiben an dem Vertikow hat sie offenbar nur vorgenommen, um einen Einbruch vorzutäuschen. Frau Heidud, die nach dem Geständnis einen völligen Zusammenbruch erlitt, so daß die Vernehmung vorläufig abge5: o dhen werden mußte, berichtete noch einiges aus ihrem Leben.

Mit 12 Jahren hatte sie die oberste Schulklasse in ihrer Heimat absolviert. Sie erlernte die Schneiderei und blieb bei ihrer Mutter bis zum 20. Lebensjahre. Dann kam sie nach Berlin  , verdiente gut und konnte ihre betagte Mutter, die in färglichen Verhältnissen lebt, reichlich unterstüßen. Das alles änderte fich, nachdem sie sich verheiratet hatte. Sie verfügte nicht mehr über sopiel Geld, daß fie der Mutter etwas hätte schicken können, und dieser Umstand hat mit dazu beigetragen, daß sie zur Berzweiflung getrieben wurde.

Die Einzelheiten dieses Geständnisses, das naturgemäß noch Lücken aufweist, werden noch nachgeprüft werden.

Die albanische Königsmache.

Formeltram und Stimmungsschwindel.

Nah Corriere della Sera  ", Mailand  , wird die National­versammlung eine Kommission mit dem Auftrage ernennen, über die Verfassungsreform umgehend Bericht zu erstatten. Der Artikel über den Wechsel der Regierungsreform wird dringend be= handelt werden und am Tage der Genehmigung in Kraft treten. Rasch, aber unter Wahrung der juristischen Form, wird die Bersammlung die Régimefrage erledige: 1. Justizminister Hikmet Delvina erflärte Journalisten, die Wahlen in Albanien   hätten sich frei und unter starter Beteiligung der Volksmenge abgespielt. In den letzten Tagen habe sich dann spontan eine Bewegung zugunsten der monarchischen Regierungsform abgehoben. Die Re­gierung sei an dieser Bewegung nich beteiligt gewesen.

Die britische   Proteftion.

London  , 29. Auguft.

Die anfänglichen Bedenken gegen die Königswürde Achmed 3ogus haben sich jetzt anscheinend gelegt. Die Times" sehen in der Krönung 3ogus eine Reihe Borteile für Europa  ; somohl die Monarhie als solche, als auch die Politik Achmed Zogus gebe eine erhöhte Garantie gegen Unruhen in Albanien   und damit auf dem Ballan. Die Erfolge Achmed Zogus fönnten nur von Borteil für den Frieden auf dem Balkan   sein, der so häufig bedroht münde

Der Kellogg  - Friedenspakt.

Metode

Monday

Unser Bild zeigt den unterzeichneten Kellogg  - Friedenspakt. Die Unterschriften aut der linken Seite lauten von oben nach unten: Gustav Stresemann  , Frank B. Kellogg  , Paul Hymans  ( Belgien  ), Briand  , Cushendun( England), Mackenzie King  ( Kanada  ).

Alles für Sowjetmilitarismus!

Mar Hölz muß fechten gehen.

Die Sozialdemokratische Partei   hat in der Panzerfreuzerfrage eine fachliche und eindeutige Entscheidung gefällt. In Berlin   ist bie Sozialdemokratische Partei   innerlich geschlossen und einig. In der Panzerkreuzerfrage gibt es nur eine Auffaffung, und diese ist in dem fast einstimmigen Beschluß unserer Funktionärkonferenz zum Ausdrud gekommen. Das hält die Rote Fahne" nicht ab, Tag für Tag eine wüfte Heße zu entfalten.

Wenn jetzt die ,, Rote Fahne" in jeder Nummer von Gegen fägen innerhalb unserer Partei spricht und vor allem gegen meine Person einen wüsten Lügenfeldzug führt, so ist sie von ihren 3u trägern sehr schlecht beraten. Es hat fast den Anschein, als ob der Kommunistischen Partei die Tatsache sehr unangenehm ist, daß die sozialdemokratische Mitgliedschaft eine so flare und geschlossene Haltung einnimmt. Alle kommunistische Angriffe auf unsere Partei find daher als niederträchtige Kampfmethoden erkannt und fein sozialdemokratischer Arbeiter wird sich von dem hysterischen Geschrei der Roten Fahne" beeinflussen lassen.

Mit mir verbittet sich die gesamte sozialdemokratische Mitglied­schaft die Belehrungen" von einer Partei, die fich zu Gewalt­methoden bekennt und damit der Schrittmacher und zuver. Seit lässigste Bundesgenosse der Reattion ist. einigen Tagen fordert mich die Rote Fahne" auf, ich folle eine Antwort geben auf die von ihr gestellten Fragen. In Ergänzung

Neuer Sparkassenskandal. Ein Fernscher für alle.

Berichte 2. und 3. Seite.

meines Artikels vom Freitag abend will ich der Einladung Folge leisten und folgende Tatsachen feststellen:

In den letzten Jahren haben verschiedene Arbeidergruppen in Sowjetrußland gestreift, weil auf den verschiedensten Gebieten ihre Interessen verlegt und berechtigte Arbeiter. forderungen nicht berücksichtigt wurden. In Leningrad  und andren Orten wurden die Streifenden durch Sowjetmilitär niedergekämpft. Die ruffische Armee zählt heute zu ihren Kampf­einheiten u. a. 15 Kampfwagenabteilungen mit 500 Kampffahr­zeugen. Außerdem bestehen 30 Abteilungen, die nur ausgerüstet find mit Straßenpanzerwagen!

Diese Feststellung bringt den Beweis, daß die russische Armee geschult wird im Straßentampf, obwohl nach kom munistischen Behauptungen in Rußland   die Herrschaft der Sowjets

von feiner Seite bedroht ist. Diese Straßenpanzerwagenformationen sind ausersehen zum Kampf gegen streitende Arbeiter und haben wiederholt namentlich in Leningrad   eine blutige Arbeit verrichtet. Obwohl diese Tatsachen im In- und Auslande bekannt sind, wird die fommunistische Presse auch diese meine Feststellungen als eine Lüge des Sozialpatrioten" Künstler hinstellen. Vielleicht machen sich die kommunistischen   Arbeiter einmal darüber Gedanken, warum ausgerechnet die Armee Sowjetrußlands besondere Straßenkampf­formationen unterhält.

Daß die Imperialisten aller Länder" in dem weiten Rußland  als örtliche Straßentämpfer nicht in Frage kommen, wird wohl selbst der fanatischste Redakteur der Roten Fahne" ein sehen müssen.

Zur Bervollfiändigung meiner Angaben über die russische Armee sei noch hinzugefügt, daß diese aus rund 200 In­fanterieregimentern mit 612 Bataillonen besteht. Dazu die oben angeführten Rampfwagenabteilungen. Die Artillerie