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BERLIN Freitag 31. Auguft 1928

Der Abend

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Nr. 412

B 204

45. Jahrgang.

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Droht eine Fieberepidemie?

Beunruhigende Nachrichten aus Griechenland .

Die große Fieberepidemie, die seit fast einem Monat in Griechenland herrscht und allein in Athen und der Hafen­vorstadt Piräus mehr als 100 000 Rrankheitsfälle her­vorgerufen hat, legt die Frage nahe, ob mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß sich diese verheerende Bolfsseuche auch nach Mittel­ europa und Deutschland ausbreitet. Die Schreckensnachrichten, die täglich aus Griechenland kommen und von einem durchschnittlichen Zod von 80 bis 100 Personen an einem Tage, allein in der Hauptstadt, berichten, müßten sicher Unruhe hervorrufen, roenn eine solche Ausdehnungsmöglichkeit bestände. Dann wäre es mohl möglich, daß bei uns in ähnlich fürchterlicher Weise das täg­liche Leben und jeglicher Verkehr gestört würde, wie das schon seit Wochen in Griechenland und besonders in Athen der Fall ist.

Nun haben aber in den letzten Tagen Nachrichten, die über ärztliche Untersuchungen der Krankheit bekannt wurden, die An­nahme bestätigt, daß mit aller Wahrscheinlichkeit

fein Uebergreifen

her griechischen Fieberepidemie auf Mitteleuropa zu befürchten ist. Einigen Aerzten, die früher in türkischen Diensten standen und so Gelegenheit hatten, lange Zeit in Gegenden mit ausgesprochen tro­pischem Klima zu arbeiten, ist es in den letzten Tagen gelungen, festzustellen, daß die bis dahin unerklärliche Krankheit eine Abart des seit Jahrzehnten bekannten. Denguefiebers. ist, einer gefürchteten und weit verbreiteten Tropenfrankheit. Damit stimmen auch die Angaben überein, daß die Krankheit von Aegypten aus, also einem Lande mit zum Teil tropischem Klima, nach Griechenland ein­geschleppt wurde. Hier aber waren die Witterungsbedingungen im verflossenen Monat für die Ausbreitung einer Tropenkrankheit ganz besonders günftig. Griechenland hatte wie ganz Südeuropa unter andauernder Hize zu leiden, die eine Höhe erreichte, die in jenen Gegenden ganz außergewöhnlich ist. Im Zusammenhang damit stellte sich große Trockenheit ein und empfindlicher Mangel an geeig= netem Trinkwasser. Alle diese Voraussetzungen gaben der ausgesprochenen Tropenkrankheit

die Möglichkeit, sich im subtropischen Klima Griechenlands auszu­breiten. Damit ist aber schon festgestellt, daß es eine Außergewöhn­lichkeit ist, daß Denguefieber überhaupt nach Europa fommt. Dies mar nur möglich in einem besonders heißen Sommer und durch das Zusammenwirten mehrerer besonders ungünstiger Umstände. Für uns in Mitteleuropa ist aber bereits die heiße Zeit vorbei, die vielleicht wirklich auch bei uns die Möglichkeit zur Verbreitung solcher Krankheiten gegeben hätte. Ueberall haben wir fühles, schon nahezu herbstliches Wetter, und auch die Niederschläge sind so reichlich, daß die Versorgung mit gesundem Trinkwasser durchaus gesichert ist.

So wird die Krankheit, die bisher mit Ausnahme von einzelnen eingeschleppten Fällen im wesentlichen auf die eigentlichen tropischen Gebiete nördlich und südlich des Aequators beschränkt war, feine weitere Berbreitung über Griechenland hinaus finden. Selbst wenn durch Reisende der eine oder andere Krankheitsfall eingeschleppt würde, wäre das auch noch

tein Grund zur Beunruhigung,

da keinesfalls dann mit einem Umsichgreifen des Denguefiebers zu rechnen ist. Bir dürfen uns also glücklich preisen, daß Deutschland und ganz Mitteleuropa außerhalb der Gefahrenzone dieser sehr gefährlichen Krankheit liegt. Denn bis heute ist es noch nicht ge­lungen, den Erreger des Denguefiebers festzustellen, und die Medizin hat deswegen auch noch feine wirksamen Bekämpfungsmittel ge­funden.

Die Krankheit äußert sich so, daß vor allem geschwächte Organe angegriffen werden und sich neben hohem Fieber heftiger Kopf­Schmerz, Erschöpfungszustände und Blutbrechen beim Erfrankten ein­stellen. Besonders merkwürdig ist auch Gang und Haltung des Kranten, die gezwungen und gedenhaft wirken, weswegen das Denguefieber auch als Dandyfrankheit" bezeichnet wird.

Dr. Max Langer .

Erdbeben in Süddeutschland . Bon der Erdbebenwarte Hohenstein wird mitgeteilt: Gestern abend wurde von den Instrumenten der hiesigen Erdbeben­warte ein Erd stoß aufgezeichnet, dessen Herd in 50 bis 60 kilo­meter Entfernung liegt. Die Aufzeichnungen begannen um 9 Uhr 10 Minuten 58 Sefunden und endeten nach etwa einer halben Minute. Es handelt sich um einen Erdstoß mittlerer Stärke, der im Erdbebengebiet der schwäbischen Alb erfolgte."

Auch aus Rottenberg ( Nedar) wird berichtet, daß gestern abend nach 9 Uhr mehrere Erdstöße wahrgenommen wurden. Much ein längeres donnerähnliches Rollen war vernehmbar.

Der Kampf in der Konfektion.

isieren

Ein wirkungsvoller Propagandazug der kämpfenden Schneider.

Die Funkausstellung eröffnet.

Der Festakt. Eine Großleistung der Funkindustrie.

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Heute vormittag 11 Uhr wurde die 5. Berliner Funtausstellung mit einer Feier im blauen Saal der neuen Autohalle am Kaiserdamm eröffnet.

Die Feier begann mit einem Vortrage der Trompetenouvertüre von Mendelssohn- Bartholdy durch das Funkorchester. Reichspost­minister Schäßel hielt die Eröffnungsrede. Er wies darauf hin, daß der Rundfunk in den fünf Jahren seines Bestehens von einem technischen Spielzeug heute zum Gemeingut des Volkes, ja der Menschheit geworden sei. Er wies weiter darauf hin, daß wir heute Millionen Funkhörer haben, das Gehör des Menschen sei nicht mehr auf lokale Eindrücke beschränkt, es reiche hinaus über die Kontinente. Der Minister bezeichnete den Rundfunk als die sechste Großmacht, die sich der Presse ebenbürtig an die Seite gestellt habe. Es sei ein außerordentliches Ereignis, daß gleichzeitig mit der 5. Funkausstellung in Berlin die Tagung des Inter nationalen Weltrundfuntvereins stattfindet. Indem er allen, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben, dankte, eröffnete der Reichspostminister die Ausstellung. - Bürger­meister Scholz begrüßte im Namen der Stadt die anwesenden Minister, die Bertreter der Behörden, der Industrie und Preſſe. Auch er wies auf die besondere Bedeutung hin, die die diesjährige Ausstellung durch die Tagung des Weltrundfunkvereins erhalte. Schließlich sprach Dr. Erwin Michel, der Syndikus der Verbandes

Der Skandal um Stinnes. Wieder eine Liebestragödie. Berichte 2. und 3. Seite.

der Funkindustrie, der die Entwicklung der Funkindustrie seit fünf Jahren schilderte. Er wies insbesondere auf die Tatsache hin, Laß die weniger leistungsfähigen Firmen, die sich anfänglich zu hun­derten in der Funkindustrie betätigten, im Laufe der Zeiten aus­geschieden seien. Durch ständige Verbesserung der Produktions­einrichtungen sei es möglich geworden, die Preise für Funkgerät gegenüber 1923 um 50 Proz. zu ſenten.

Im Anschluß an diese Rede trug die Funkkapelle unter Leitung von Seidler- Winkler den Marsch aus der Oper Die Fol funger" vor. Sehr eindrucksvoll war die Vorführung des Tri­Ergon- Tonfilms, der unter der technischen Leitung von Gustav Masfolle in der letzten Zeit aufgenommen wurde. Gegenüber den Darbietungen, die man vor einigen Jahren bewundern konnte, zeigt der Film ganz erhebliche technische Verbesserungen. Im Anschluß an die Feier fand dann ein Rundgang durch die Ausstellung statt.

Eine erste Uebersicht.

Die diesjährige Funfausstellung überragt den Umfang der bis. herigen bei weitem. Außer der Funkhalle ist auch ein großer Teil der neuen Autohalle für die Ausstellung der Behörden der Reichs­rundfunkgesellschaft und der Funkstunde verwendet worden. Auch das Fernsehgerät der Telefunkengesellschaft ist hier zu sehen. Im Blauen Saal der neuen Autohalle finden Vorführungen des sprechenden Films, Gleichlauffinovorführungen und ähnliches statt. Beim Rundgang durch die Ausstellung fällt vor allem das Bemühen der Industrie in die Augen, Funkgeräte zu schaffen, die auch von jedem Laien ohne irgendwelche besonderen Fachkenntnisse bedient werden können. Vor allem ist man bemüht, die unbe­quemen Batterien, nicht nur die Anoden-, sondern auch die Heiz­batterie zu ersetzen. Man hat versucht, Röhren zu schaffen, die mit