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Nr. 413* 45. Jahrgang

± Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 1. September 1926

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Don vielen Faltbootfahrern sind bereits große Fahrten unter- nommen worden, beispielsweise zum Orient und nach Afrika . Auch der Kanal wurde verschiedentlich von Frankreich nach England und in umgekehrter Richtung überquert. Dagegen scheiterten bisher alle Versuche, auf der O st s e e nach Schweden zu fahren. Schon seit dem vorigen Jahre plante ich, diese Fahrt in meinem Boot von Stettin aus zu unternehmen. Ein Mitfahrer fand sich bald, der ober leider noch etwa einem halben Jahre das Vorhaben aufgab. Begeistert meldete sich«in zweiter, mit dem ich im Juni und Juli fleißig trainierte. Am 20. August des Jahres sollt« die Fahrt los- gehen; doch wie kam es? Am Z5. Juli erhielt ich auch von diesem Zweiten eine Absage ohne Begründung. Ich swnd also allein da. Ausführen wollte ich die Fahrt auf jeden Fall, und so schafft« ich mir kurz entschlossen ein neues Boot, einen Klepper-Einsitzer an. Mit diesem Boot startete ich am Montag, dem 30. Juli, mittags 3 Uhr, von Stettin . 4,20 Meter ist meinTitan ' lang, 0,7S Meter breit. Gewicht IS Kilo. An Gepäck hotte ich mit: ein Zelt,«inen Schlafsack, einen Flutd-Kompaß, eine Seekarte, einen Anzug, alle nötigen Toilettengegenständ« und Proviant für drei Tage. Im vor« deren und Hinteren Teil des Bootes hatte ich je«inen aufblasbaren Spitjenbeutel angebracht, um«in Versinken unmöglich zu machen. Aufblasbare Lufttisien sollten tm schlimmste» Falle zur Rettung dienen. Sturm im Gtettiner Haff. Der erst« Tag brachte mich bis Ziegenort am Stettiner choff. Ich schlug dort mein Zelt auf, kochte ob und übernachtete. Am fol- genden Morgen 7 Uhr wurde die Fahrt fortgesetzt in Richtung links durch das Stettiner Haff zur Peene durch. Das Wetter war gunstig, die Sonne schien den ganzen Vormittag. Gegen 2 Uhr mittag» be- fand ich mich in der chohe zwischen Ueckermünde und Usedom , als ein heftiger Westwind emfegte, der um 3 Uhr zum Sturm anwuchs. U n u n t« r b r ö ch e n gingen d i e kurzen Wellen über das Boot hinweg. 2� Stunden kämpft« ich«inen aussichtslosen Kamps gegen di« heftig schä um e n- den Wellen, ohne mehr als höchstens 2 Kilometer vorwärts zu kommen. Trotz der Gummispritzdecke bekam ich doch so viel W a s I e r i n s B o o t, d a h i ch b u ch st ä b l i ch i m W a f f e r f a ß. Ich befaßte mich schon mit dem Gedanken, umzudrehen und mich nach Osten zurücktreiben zu lassen, als ich in einer Regenpause etwa 700 Meter vor mir ein verankertes Fischerboot erblickte. Ein« voll« Stunde brauchte ich. um es zu erreichen. Vollständig erschöpft nah- men mich die beiden Schiffer auf ihr Boot. Roch etwa 20 Minuten kam ein Motorftscherboot in die Nähe, das mich übernahm, m«in Boot im Schlepptau nach sich zog und mich an Land nach Mönkebud« brachte. Die Einwohner dieses kleinen Fischerdorfes Uesen herbei und schüttelten immer wieder die Köpfe darüber, daß ich mich über drei Stunden in dem Sturm gehalten hatte. Eine Dorfschöne über­reichte mir einen großen Blumenstrauß, den ich stol,; an meinem Zelt prangen ließ. Als ich erzählte, daß ich in diesemSeelenverkäufer', wie die Fischer mein Boot nannten, nach Schweden fahren wolle, hielt man mich fürnichl ganz richtig'. Nachdem ich meine Klei- der, die vollständig durchnäßt waren, zum Trocknen aufgehängt hatte (ein freundlicher Wirt pumpte mir einen trockenen Anzug), legte ich mich gegen 9 Uhr zur Ruhe, um am nächsten Morgen um 7 Uhr die Weiterfahrt anzutreten.

Nach Nügen. Tag, der Mittwoch, verlief ohne Zwischenfall. Ich fuhr zur Peene, diese stromab, an Lasian und Wolgast vorbei, erreichte gegen 7 Uhr abends Peenemünde und übernachtete dort im Zelt b«i der Lotsenftation. Vor mir lag die See, di« ich bisher noch nie be- fahren hatte; die Insel Rügen geradeaus, zur Rechten die klein« Insel Rüden und die Oie. Am Donnerstagmoraen 6 Uhr stach ich in See und erreichte Thiessow auf Rügen um Uhr. Kurze Frühstücks- paus«. Der Wind kam von Westen, ich hatte also stets mit Seewellen zu kämpfen, merkte aber schon hier, daß die langen O st s« c- wellen längst nicht fo gefährlich waren wie di« kurzen tückischen Wellen des Stettiner chaffs. Die Weiterreise ging an den bekannten Rügenschen Badeorten Baabe , Göhren , Sellin und Binz vorbei. Als ich die Binzer Landungsbrücke passiert«, winkte mir jemand von dort lebhast zu. Ich vermutete einen Bekannten und fuhr zum Strande hin. Ein junger 17jähriger Berliner kam auf mich zu ge­laufen, fragt« nach dem Ziel meiner Reise und bat mich, ihn mitzu- nehmen, da er dieselbe Fahrt machen wolle mit späterer Weiterreife nach Kopenhagen , Paris , Endziel Kairo . Er behauptete, mit allem ausgerüstet zu fein und eine Fahrt über die See leicht aushalten zu können. Ich war einverstanden und wir fuhren zusammen, jeder in seinem Klepper-Ciner. weiter nach Saßnitz . In der Dunkelheit des Donnerstagabend langten wir dort am Badestrande an. Der folgende Tag. Freitag, gehörte unserer Ruhe. Ich sah mein Boot noch einmal gründlich nach und kauft« Proviant für die Seereise nach Schweden «in: 1 Pfund Speck , ein ganzes Brot, 1 Pfund To- moten, j Pfund Aepfel , 2 Liter Kaffee, 1 Liter Zitronemvasier. Um 7 Uhr abend» verließen wir, von den Zurufen«in«? großen Menschenmenge begleitet, die Rügensch« Küste. Meinen Kompaß hatte ist lose auf der Spritzdecke siegen. Eine am Mast angebracht« Laterne warf ihren Schein darauf. Ich hielt Kurs nach Norden, ein Viertel zu Westen. Gegen 19 Uhr brach der Vollmond durch und badete das Meer in Gold. Es war«ine wunderbare, klare Nacht, di« See nur leicht gekräuselt. Mit gleichmäßigem Paddelschlag ging es Kilometer um Kilometer vorwärts. Das Blinkfeuer von Arkona war weithin deutlich sichtbar. Gegen 1 Uhr nachts leuchtete in der Ferne Licht auf, das wir näherkommend als das FährschiffDeutsch- land', von Trelleborg nach Saßnitz fahrend, erkannten. Ich hatte also richtigen Kurs. Unermüdlich ging es weiter. Im Osten brach allmählich die Sonn« durch, und gegen 8 Uhr früh am Sonnabend machten wir di« erste Ruhepause zum Frühstück. Auf hoher See. Schon j«tzt äußerte der Berliner sein Mißfallen über mein zu flottes Tempo. Weitere zwei Stunden oergingen, als er zu mir sagte, er könne nicht m«hr. Seine chände seien voller Blasen und er wolle sein Segel aufspannen. Ich ri«t ab, denn auf diese Weise kämen wir sehr schnell auseinander. Jedoch mein Reden half nichts. Ich mußte also den Gefährten zurücklassen, mit dem Rot, sich von einem der vorbeifahrenden Dampfer aufnehmen zu lassen. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt konnte ich sein Segel nur noch als Punkt am Horizont erkennen. Gegen Mittag wehte der Wind aus Südosten etwas stärker, so daß ich mein VA Quadratmeter großes Segel aufspannen konnte, um mich so etwas von den Strapazen zu erholen. Ungefähr drei Stun- den segelte ich. Der Wind hat« sich inzwischen nach Osten gedreht. Es hieß also wieder paddeln. Obwohl mich mein« Hände, infolge der zahlreichen Blasen, wovon eine bereits eitert«, wahnsinnig schmerzten, hielt ich doch aus in dem Gedanken, das ei»mal gesteckte Ziel erreichen zu müssen. Nachmittags um A4 Uhr erblickte ich ganz in der Ferne voraus

einen Streifen Land. Hurra, die schwedische Küstel Noch einige Stunden angestrengter Arbeit, und ich mußte Land erreicht haben. Aber es kam anders. Der Wind wurde von Minute zu Minute stärker, die Wellen wurden höher und höher. Weiß schäumend kamen sie angezischt und gingen der ganzen Länge naäi über mein Boot hinweg. Schnell muhte ich den Kompaß vom Deck forteiehmen, sonst wäre er hinweggespüll worden. ?lch faßte also einen Punkt am Land ins Auge, auf den ich zusteuerte, und den ich für Trelleborg hielt. Ich hatte mich jedoch getäuscht. denn gegen 7 Uhr abends sah ich das von Deutschland kommende Eohrschisf nach Westen abgehend! Ich war also zu weit nach sten geraten, inindestens 25 Kilometer; kein Wunder ohne Kompaß. Es blieb mir weiter nichts übrig, als link« abzuschwenken und den Kurs der Fähre aufzunehmen. Mein« Kräfte schwanden allmählich, Hände und Muskeln schmerzten außerordentlich. Aber zu meinem Glück hielt ich noch zwei«nunven aus und erreichte kurz vor 10 Uhr endlicy den Tretleborger Hafen . Am Ziel. Als erste begrüßten mich zwei deutsch « Studenten auf einer Jacht, di« kurz vor mir eingelaufen war. Als sie hörten, daß ich von Deutschland kam in meiner Nußschale und somit al» erster erfolgreich Oie Ostsee in einem Paddelboot überquert hatte, waren sie außer sich <>or Freude. Sie zogen mich an Bord, bewirteten mich und gaben mir Platz zum Schlafen. Ehe ich mich hinlegte, ging ich schnell zum Telegraphenamt, um die freudige Nachricht meiner Frau mitzuteilen. Daß ich vollständig erschöpft war, Schmerzen in allen Gliedern verspürte, brauche ich wohl nicht erst zu sagen. Sowie ich mich hinlegte, verfiel ich in bleiernen Schlaf, aus dem ich am Sonntagmorgen um 9 Uhr ge- weckt wurde. Ich brachte nun mein Boot an Land, schlug mein Zelt daneben aus und wollte weiterschlosen. Aber ich hatte nicht mit den Schweden gerechnet. Zu Taufenden strömten sie ini Laufe des Sonntags trotz stürmischen Wetters her- bet und beglückwünschten mich. Verstehen konnte es keiner recht, daß ich in dem kleinen Gummiboot die weite Strecke zurück- gelegt hatte. Mein Aufenthalt in Schweden war kurz, denn ich uihr schon am nächsten Tag«, am Montag, mit dem Fährschiff Deutschland ' nach Saßnitz zurück und von dort weiter mit dem Dampfer nach Stettin , mit dem einen Wunsch, möglichst bald wieder bei meinen Lieben zu Hause sein zu können. Mein Ziel hatte ich ja erreicht.__ Großfeuer bei Siemens. Sin Kabellager in Haselhorsi niedergebrannt. Die Siemenswerke in Spandau - hafelhorfi an der Ber­ liner Chaussee wurden gestern nachmittag von einem schwere» Schadenfeuer heimgesucht. Ein etwa KO bi» 70 Meter langer und 40 Meter breiter versandschuppen, in dem wertvolle Kabel und Zsolalionsmaterialien lagerten, brannte nieder. Der von dem Feuer betroffene Schuppen liegt gegenüber dem Hauptgebäude dir Siemenswerke. Der ganze Gebäudekomplex ge- hört den Deutschen Werken A.-G. und ist vor«imger Zeit für die Kabel- und JsolationsdrahtfatTrikation von Siemens ge­pachtet worden. Kurz nach Arbeitsschluß, gegen%5 Uhr, drangen aus dem Schuppen plötzlich dicke Rauchschwaden hervor. Nur Augenblicke später schlugen aus den Fenstern mich schon die hellen Flam- men heraus. Die Fobrikwehr trat sofort in Tätigkeit, erwies sich aber dem Feuer gegenüber, das wie rasend um sich griff, als machtlos. Auf den Alarm rückten die Siemenswehr, die beiden Spandauer Löschzüge und zwei Züge der Eharlotten- burger Wehr zur Bekämpfung des Feuers an. Oberbrand- direkter G e m p p eilte gleichfalls an die Brandstelle und leitete die Löschmaßnahmen. Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen der ge- waltigen Hitze und Rauchentwicklung äußerst schwierig. Die stickigen Rauchgase, die von den in Brand geratenen Kabeln und Isolationen herrührten und di« die ganze Umgebung zeitweise in dichte Rauchwolken hüllten, machten die Be- »utzung von zahlreichen Rauchschutzapporaten notwendig. Der Schuppen bildet« bald nur noch«in großes Flammen- meer, in das aus zehn Schlauchleitungen stärksten Ka- libers stundenlang gewaltige Wassermengen geschleudert wurden. Erst gegen 19 Uhr war die Hauptgefahr beseitigt.

Aie Aachl nach dem Vmal. zg, Nomon von Liam O'Klaherty. (Au- dem Englischen überseht von«.Häuser.) Gallagher las ihnen die Entscheidung des Gerichts vor. Dann gab er ihnen feine Befehle:Genosse Mulholland hat das Kommando. Nachdem ich das Zimmer verlassen habe. werdet ihr, wie üblich, das Los entscheiden lassen. Dann fahrt ihr den Gefangenen im Lastauto zu irgendeiner Stelle der Gebirgsstraße, ungefähr halbwegs zwischen Klllakes und Glencree. Zu beiden Seiten der Straße ist Sumpf. In dieser Gegend werdet ihr an jeder Stelle mindestens zwei Meilen vom nächsten Haus entfernt sein. Vollstreckt dort das Urteil. Begrabt die Leiche in einiger Entfernung von der Straße: noch besser, werft sie einfach in ein Sumpfloch. Fahrt, wenn ihr die Sache erledigt habt, direkt weiter über das.Gebirge nach Enisterry und kommt auf einem anderen Weg in die Stadt zurück. Es gibt mehrere. Ihr könnt euch den bequemsten aussuchen. Erstatte mir im Hauptquartier Bericht, sobald du zurück bist. Bartly. Ich werde dort auf dich warten. Beeilt euch, Genossen. Schafft den Gefangenen so schnell als möglich weg. Wenn nötig, gebraucht Gewalt, um zu verhindern, daß er eine Störung hervorruft, aber ihr dürft das Urteil unter keinen Umständen vollstrecken, bevor ihr im Gebirge seid." Gallagher verließ den Raum und ging quer über den Gang zu dem Zimmer, in dem Mary Mc Phillip ollein saß. Alle bewaffneten Männer sammelten sich in dem Wacbzimmer am Fuß der Treppe. Tommy Connor war hereingekommen. Er war dabei, ihnen mit heiserer Stimme etwas zu erklären. Zwei Männer standen außerhalb der Zellentür Wache. Der Posten ging wieder im Gang auf und ob. Gallagher setzte sich neben Mary auf die hölzerne Dank. ohne sie anzusehen: er starrte zu Boden. Seine Stirn zuckte, sein Gesicht war abgespannt. Er sagte mit leiser Stimme:Wir haben den Spitzel ent- deckt. Mary. Dein Bruder wird bald gerächt sein. Gypo Rolan war der Verräter.' Es herrschte Stille. Gallagher hakt« den letzten Satz

dramatisch ausgerufen wie eine schreckliche Offenbarung. Aber Mary sagte nichts. Er sah sie an und wiederholte etwas lauter:Mary, es war Gypo Nolan, der deinen Bruder an- gezeigt hat." Sie schauderte und sah ihn in der Dunkelheit traurig an: Das wußte ich die ganze Zeit. Der arme Kerl!' Er starrte sie an und jappte:Was?" Fast unhörbar fragte sie:Was werdet ihr mit ihm machen, Dan? Ich hoffe, ihre werdet nicht.. Sie schwieg. Gallagher sah sie scharf und erstaunt an, mißtrauisch, als ob er sich eben selbst bewiesen hätten, daß all seine Berech- nungen in einem Punkte falsch seien. Schließlich sagte er fast zaghaft:Was, Mary?", Sie sagte:Ihr werdet ihn doch nicht töten? Das würde nur ein neuer Mord sein, dem... dem anderen hinzugefügt. Es würde dem Toten nicht helfen. Der Herr möge ihm gnädig fein." Mord," wiederholte Gallagher träumerisch, als ob er dos Wort zum ersten Male in seinem Leben höre und un- gläubig über seine Bedeutung nachdenke wie ein Philosoph, der sich plötzlich einem unerhörten Aberglauben gegenüber- sieht. Dann westeten sich seine Nüstern, und sein Gesicht wurde hart vor Zorn, als ihm ihre Meinung und ihre Stellung zu dem Urteil, das an Gypo vollstreckt werden sollte, klar wurde:Mord hast du gesagt? Großer Gott! Nennst du es Mord, eine Schlange zu vernichten, die deinen Bruder verraten hat? Wo ist dein...? Nennst du dich eine Irin? Wie? Himmlischer Bater! Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Was...? Lieber Himmel!" Sie schluchzte:.Höre auf mich, Dan. Um Gottes willen, hör' auf mich, bevor du das tust. Hör' zu. Ich wußte bis jetzt nicht, wie entsetzlich es ist. Es war töricht, was ich heut abend zu Haus geredst Hab', als oll die Leute da waren. Ich war so wütend über die Art, in der Dater redete, daß ich dachte, ich könnte selbst den Mann erschießen, der Francis an- gezeigt hat. Aber es würde ein Mord sein, Dan, genau so wie irgendein anderer Mord. Und..." Gallagher schnappte:Ach, verflucht!" Sie flüsterte:Dan. tu's nicht, um meinetwillen. Ich liebe dich. Tu's um meinetwillen nicht, und ich werde alles tun, was du von mir verlangst. Ich fühle, daß ich die Ur- fache hierzu bin." Err?gt und atemlos beugte sich Gallagher zu ihr und

nahm ihre rechte Hand in seine beiden Hände. Er flüsterte: Mary, liebst du mich? Sag' es noch einmal. Sag', daß du mich liebst." Aber mit einer fremden und unnatürlichen Geistesgegen- wart zog er sich sofort wieder zurück. Er fürchtete, daß der Posten ihn sehen könnte. Tränen rollten über Marys Wangen. Schweigend sah sie von ihm weg zur Tür. Gallagher lehnte sich zurück und beobachtete aufmerksam unter gerunzelten Brauen ihr Ge- ficht. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt. Seine Stirn krampfte sich. Er schien mit einer wilden Leidenschaft zu ringen und gleichzeitig im Kampf begriffen, zusammen- hängend und verstandesmäßig denken zu können. Er ver- suchte die Regungen ihres Geistes zu ergründen, um ihn dann durch seinen Verstand besiegen zu können, wollte ibn sich Untertan machen, um sie sich nach seinen eigenen Bedin- gungen zur Gefährtin zu. machen. Er redete sich ein, daß er dies tue, damit sie ihm helfe, Macht zu erringen: daß Leidenschast ihn treibe, wagte er sich nicht einzugestehen. Er oerachtete Leidenschaft. Das Schweigen war eigentümlich und gespannt. Mary war sich dessen bewüßt, ober Gallagher bemerkte es nicht. Dann sprach Mary. Sie sprach schnell, ohne ihn anzu- sehen und in zornigem Ton:Bring' mich augenblicklich von diesem Ort weg. Don. Ich war verrückt, mit dir hierherzu- kommen. Es mar überhaupt nicht meine Absicht, und wenn du ein wirklicher Herr märst, hättest du mich nicht darum gebeten. Was ich eben gesagt habe, daß ich dich liebe, war nicht wahr. Ich habe es nur gesagt, um zu oersuchen, dich zu übereden. diesen Mann nicht umzubringen. Früher, wenn ich in den Zeitungen las, daß ein Mann erschossen worden war, pflegte ich das für richtig zu halten, aber es ist eine ganz andere Sache, wenn ein Mann, den man kennt, so etwas tut. Francis hat auch einen Menschen getötet, der Herr möge chm gnädig sein. Gott , verzeih' uns allen." Sie schluchzte hysterisch.Warum können wir nicht Frieden halten? Warum müssen wir uns untereinander morden? Warum" t St! Sei still. Sei still." Ist es nicht grausam, Dan?" Sie ließ den Kopf in die Hände sinken. Ihr Körper wurde von lautlosem Schluchzen geschüttelt. (Fortsetzung folgt.) j