Är. 4i5* 45. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 2. September 4925
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Streik bei Elektrolux . Der»Vorwärts hnt sich in letzter Zeit wiederholt mit diesem Netriebe, der z�m Schweden-Kreuger-Trust gehört, beschästigen müssen, und dabei die Gewinne und Finan�verhäitnisse dieses Trustes beleuchtet. Die nachstehenden Zeilen geben die Aufklärung dafür, wie derartige Riesengewinne auf Kosten der Arbeitnehmer zustande kommen. Aus Angestelltenkreisen wird uns geschrieben: Die Elektro- lux beschäftigt in Berlin etwa 300 Bureauang est eilte vnd etwa 150 bis 200 Angestellte als Verkaufs- personal. d. h. Vertreter und Werbedamen und ist die Vor- kaufsgesellschast der Lux G. m. b. H.. welche die Erzeugnisse: Staubsauger, Kühlschränk« usw., anfertigt. Nach jahrelangem Bemühen ist es auch hier endlich gelungen, eine gesetzliche Angestelltenvertretung zustande zu bringen, um bei den willkürlich erfolgenden zahlreichen Entlassungen ein Einspruchs- recht zu besitzen. Die Angestelltenvertretung hat nun gemeinsam mit der in Frage kommenden Organisation der kaufmännischen An- gestellten, dem Zentralverband der Ange st eilten, oersucht, die Eingruppierung aller Angestellten an Hand des VVMI. Tarifvertrages durchzusetzen. Diese Bemühungen sind, trotz der von der Angestelltenschast bisher gezeigten Langmut, als gescheitert anzusehen, wobei besonders berücksichtigt werden muß, daß der VBMI.-Tarif bekanntlich ein L e i st u n g s t a r i f o e r t r a g ist, der in den oberen Gruppen nur Mindestgehälter und in den unteren Gruppen nur Gehälter bis zum 23. bzw. 25. Lebens- jähre vorsteht. Die Arbeitgeber der Metallindustrie haben seinerzest zwar erklärt, der Leistungstarifvertrag werde dann dazu führen, daß die Angestellten mehr als bisher mit nennenswerten Leistungszulagen bedacht werden. Eine gut besuchte Betriebsversammlung am Donnerstag in Haverlands Festsälen hat sich mit diesen Dingen beschäftigt. Den Bericht gab der Vertreter des ZdA., der nachweisen konnte, daß der überwiegende lell der Angestellten weit vnter Tarifvertrag bezahlt wird und Differenzen van 50 M. und darüber pro Monat als Regel anzusprechen sind, so daß die Angestellten tausende von Mark ab 1. April d. I., d. h. vom Tage der Allgemeiuverbind- licherklärung, nachzufordern haben. Bei den Angestellten herrscht natürlich ein« starke Empörung, da bekannt ist, daß die Firma für andere Dinge außerordentlich großzügig Gelder ver- ausgabt, wie beispielsweise den Betrag von 50000 M. für die Amerikaflieger, ganz abgesehen von den Unsummen, die im ver- gongenen Jahre für Festessen, Propagandafahrten usw. aller Ge- schäftsstellen in Deutschland verausgabt worden sind. Typisch ist weiter, daß infolge eines Wechsels in der Direktion, wie Lberall, plötzlich zahlreiche Kündigungen erfolgen, beson- der» bei qualifizierten Angestellten, die bisher jahrelang zur vollsten Zufriedenheit der früheren Direktion gearbeitet haben und jetzt «tnderleiftungsfähig fein sollen. Da» Verkaufspersonal wird noch wesentlich stärker ausgebeutet. Hier versucht die Firma sogar zur Ersparung de? anteiligen Kosten für die Sozialversicherung usw. diese Arbeit- »ehmer nur noch als Agenleu bzw. freie Vertreter
zu beschäftigen, trotzdem die meisten mit Erfolg fest Iahren für die Firma tätig sind. Das Verkaufspersonal hat daher ultimativ die Forderung aufgestellt, sofort«inen Abschluß einheitlicher An, stellungsverträge vorzunehmen, und, nachdem dies« Frist wieder- Holl verlängert worden ist, nunmehr zum Teil heute das letzte ge- werkschaftliche Mittel, den Streik, angewendet. Wie aus dem Bericht hervorging, ist der leitend« Direktor, ein Dr. Möllendorf, als besonders stark reaktionär anzusehen, trotzdem er weiß, daß die Existenz der Firma, damit auch seine Stellung steht und fällt mit der Tätigkeit des Verkaufspersonals bzw. der BureauangcsteMen. Welche paradiesischen Zustände bei diesem ausländischen Unternehmen, das zwar stets den Slrbeitnehmern gegenüber betont, eine deutsche Firma zu sein, bestehen, wird vielleicht am besten dadurch beleuchtet, daß sich der Personalchef der Vreslauer Verkaufsstelle, ein Dr. P., durch die zahllosen Klagen unmöglich gemacht hat und infolgedessen nach Berlin versetzt wurde, um hier dieselben Methoden einzu- führen. Aber auch in Berlin ist die Firma E l« k t r o l u x al» Stammkunde de» Arbeitsgerichts anzusprechen- sind doch am Vortage der Versammlung nicht weniger als drei Klagen vor dem Arbeitsgericht verhandelt worden. Daß unter diesen Um- ständen sowohl bei dem Bureauperionol,(da» infolge der dauern- den Reorganisierung zeitweilig Ueberswnden in einem Ausmaße leisten mußte, daß sogar die Gewerbeaussichtsbehörde einzugreifen sich veranlaßt sah), als auch bei den Verkaufskräften eine starke Fluktuation zu verzeichnen ist, dürste ohne weiteres verstand- lich sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Leitung in Schweden diesen, von der Direktion mutwillig heraufbeschworenen Kampf bis zum Sässuß durchführen will, oder ob nicht doch Herrn Dr. Möllen- dort klargemocht wird, daß die in Deutschland bestehenden Sozial- gesetze und Tarifverträge auch von Firmen des Kreuger-Trustes anerkannt werden müssen. Die Angestellten in ihrer Gesamtheit werden hoffentlich nun- mehr die notwendigen Lehren daraus zichen und sich allesamt In der zuständigen Berufsorganisation der Bureauangestellten und Verkaufskräfte, dem Zentraloerband der Angestellten, organisieren.
25 Jahre im Dienste der Arbeiterbewegung. Am 2. September steht Albert Regge 25 Jahr« als Ange- stelltcr im Dienste der Arbeiterbewegung. Er gehört zu den wenigen Alten, die in der Berliner Kürschnerbewegung bahn- brechend für die Äürschnerarbeiter in den Jahren der schwärzesten Reaktion gewirkt, den Kampf für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen aufgenommen und ihn unermüdlich bis aus den heutigen Tag geführt haben. Am 24. Januar 1866 in Lasdehnen In Ostpreußen geboren, erlernte er das Kürschnerhandwert und kam im Jahr« 1887 als 21jährger Bursche nach Berlin , um sich da sofort in Reih und Glied mit denen zu stellen, die mit dieser göttlichen Weltordnung unzu- frieden waren. Bei den Kürschnern war lange Arbestszest üblich, von morgens früh bis nachts, auch Sonntags, wenig Lohn und stinkend« Werk- stellen. Hier galt es aufzuräumen, und dabei hatte sich Albert Regge dos Vertrauen seiner Kollegen bald erworben. In den Kämpfen zur Abschaffung der Akkordarbeit und zur Verkürzung der Arbeits-
zeit in den Jahren 1892, 1896, 1903 und 1905 stand er stets an der Spitze der Bewegung. Von einem seltenen Idealismus beseelt, war Regge stets dort zu finden, wo es galt, den Unterdrückten zu helfen und oft mußte er den Haß der Unternehmer spüren, so daß ihm Hunger, Rot und Entbehrung nicht erspart blieben. Im Jahre 1903 konnten die Ar- betten der Organisation nicht mehr im Nebenberuf erledigt werden. Es mußte ein Angestellter gefunden werden und da war es selbst- verständlich, daß Albert Regge diesen Platz einnahm. Albert Regge als erster Angestellter der Berliner Kllrschnerorganisation hat diesen Posten bis zum 1. Januar 1909 innegehabt. Dann hat ihn die Brüsseler Kürfchnerkonferenz zu ihrem Sekretär gewählt und ihm gleichzeitig die Redaktion der Zeitschrist„Der Kürschner" übertragen. Seit der Verschmelzung mit dem Deutschen Bekleidungsarbeiter- verband am 1. Januar 1924 ist Regge als Angestellter im Deutschen Bekteidungsarbeiteroerbcrnd tätig. Wir hoffen, daß es ihm noch recht lang« vergönnt sein möge, für die Interessen seiner Kollegen in geistiger und körperlicher Frische wie bisher tätig fein zu können. _ Die Filialleitung. Aus Halberstäöter Wurstfabriten. Di« Firmen Chr. F ö r st e r und Ferchland und Becker in Halberstadt sind nach wie vor der Meinung, die Lohnforderungen ihrer Beschäftigten, die von den Firmen Heine und Co. und F r i ck e A.- G. in Halberstadt anerkannt sind, weiterhin über- gehen zu können. Sie glauben, daß die die Halberstädter Würstchen konlumierend« Arbeiterschaft sich nicht darum kümmert, wie die Fleischereiarbeiter bei Chr. Förster und Ferchland und Becker bezahlt werden. Das Gegenteil wird bewiesen werden müssen. Der Betriebsleiter der Firma Chr. Förster bezeichnet die Betriebsrotsmitglieder als dumme Jungen. So etwas scheint der Firma Chr. Förster sehr viel Spaß zu machen. Daß zeitgemäße Entlohnung und entsprechende Behandlung der Arbeiterschast zwei untrennbar« Begriffe sind, scheinen die beiden Firmen nicht ein- zusehen._ � Iugendgrnppe des Zeniralverbondes der Angestellten Morsen, Montag, finden folgend« Peranflaltungen statt: Urban: Iugendyeiw Ho brecht-. Ecke Sanderstraße. Eptel» und Liederabend.— Sorten: Zuacndheiin ÄastanleinUIee 81. Hrimbefprechunp: Unser Winterpr». gramm.— Temoelbof! Jugendheim der Schule Eermonlastr. 4—8. Vortrag: »Hermann Lbno. Referent Georg Heilbrunn.— Ebarlottendnrg: Jugendheim Rofinenstr. 4. Seimabend.— Der Iugendbezirk Nordwest spielt auf dem Sport- platz Bremer Straße.
SPD. -Feattion I» Verband der Gemeinde, und Staat». arbeitcr. Dienotog, 4. September, 19 Übe, Hackescher Hof, Rosenthaler Straße 40-41, wichtig« Besprechung aller EPD..Genosien der Abt. Unterabteilung). Erscheint olle! Der Fraltionnnorstand.
Kutab-Mitgliederverfamwlong, 4. September, lg)h Uhr, Nordischer
sneaße 128. Unsere ssorderungen»um Monteltarifvertrag(Referent: Nollegi Günther). PilnIUtche» Erscheinen dringend erforderNch.
Filialen in allen Stadtteilen
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