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BERLIN Mittwoch, 5. September 1928

Der Abend

Ericheint tåg lich außer Sonntags.

Fugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis

"

beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin SW68, Lindenstr. 8

Spalausgabe des Vorwärts"

10.Pf.

Nr. 420

B 208 45. Jahrgang.

Anzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezeile 80 Vf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Poftfchecktonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 37586. Fernforecher: Donboff 292 bis 297

Strolchtum gegen Arbeiterschaft.

Ein neuer fommunistischer Ueberfall auf Gewerkschafter.

Hamburg , 5. September. ( Eigenbericht.) Tausende und aber Tausende der. Hamburger Arbeiterschaft hatten sich am Dienstagabend vor dem Rathaus zu einer wuch tigen Kundgebung eingefunden. Ein imposanter Aufmarsch der Maffen. Besonderen Eindrud machten die Arbeitersportler: Turner, Radler, Ruderer, Tennisspieler, Leichtathleten usw. Die Arbeiterfänger trugen einige der herrlichen alten Kampf­lieder vor. Ein riesiger Trommlerchor, etwa 350 Mann, elettrifierte mit seinen Wirbeln die Herzen. Graßmann dankte im Namen des Kongresses mit besonders herzlichen Worten der Ham burger Arbeiterschaft für ihre Treue zu den Gemertschaften. Kundgebung rechtfertigte besser als irgend etwas anderes den Ruf Graßmanns, mit dem er am Dienstagabend die große Aussprache über den Bericht des Bundesvorstandes abschloß: Es geht wieder porwärts!" Leider ist es auch an diesem Abend abermals zu

Störungsverfuchen der Kommunisten

Die

gekommen. Auf dem Rathausmartt vermochten die Kommunisten allerdings nichts auszurichten. Sie beschränkten sich hier darauf, im Sprechchor wüste Beschimpfungen gegen die Gemert­fchaftsführer auszustoßen. Auf dem Rückmarsch der Züge tam es aber neuerdings zu einer ähnlichen verbrecherischen Aktion wie am Sonnabend bei der Rundgebung der Gewerkschaftsjugend. Die Kommunisten fielen über abmarschierende Gruppen her, die als Reichsbannerleute fenntlich waren. Dabei gab es eine Schlägerei, deren blutiger Ausgang nur durch das rechtzeitige Dazwischentreten der Polizei verhindert werden konnte. Es gab allerdings einige Verwundete. Die Kommunisten wurden auch tätlich gegen Polizei. beamte. Nur mit Mühe konnten sich einige Beamte den tätlichen Angriffen der Kommunisten entziehen. Der Arbeiterschaft be­mächtigte sich ob dieses neuen Verbrechens der Kommu nisten eine ungeheure Erregung.

Aus Anlaß dieser Borgänge find drei Personen ver. haftet worden, die einwandfrei als Rommunisten festge. stellt werden tonnten. Einem dieser drei Berhafteten wurde eine Tüte mit einem halben Pfund Pfeffer abgenommen. Es zeigt sich also, daß die Kommunisten mit der geradezu bestialischen Absicht um­gingen, bei dem großen Maffenaufmarsch den Gewerkschaftsmitglie dern Pfeffer in die Augen zu streuen, um dadurch ihre Derbrecherische Aktion zu erleichtern.

Begrüßung im Rathaus.

Bahnhof Priesterweg.

PRIESTERWEG

Die Vororthaltestelle Bahnhof ,, Priesterweg" am Schöneberger Südgelände , die an der Abzweigung der Zossener Bahn von der Vorortbahn nach Lichterfelde - Ost liegt, wird voraussichtlich mit dem Fahrplanwechsel am 7. Oktober in Betrieb genommen werden. Unser Bild zeigt den Eingang zum Bahnhof Priesterweg.

Stinnes und die Kriegsanleihe.

Wie der Betrug ausgeführt wurde.- Neue Vernehmungen der Beschuldigten.

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Allmählich bringt der weitere Gang der Untersuchung etwas Licht in den großen Kriegsanleihebetrug. Eine Amsterdamer Bank die inzwischen in Konturs geraten ist- hatte einem französischen Konsortium von Strohmännern be. stätigt, daß sie vor dem 20. November 1926, dem Stichtag für die Anmeldung von Altbesib, Kriegsanleihe in Depot gehabt hätten. Diese Strohmänner wurden von dem Pariser Anwalt Calmon bei der Kriegsanleiheanmeldung vertreten. Calmon selbst trat nicht als Anmelder auf, wohl aber einer seiner Berwandten. Es wird nun angenommen, daß v. Waldom und Direktor Noth mann die Berbindung zwischen den französischen Strohmännern und Hugo Stinnes hergestellt haben.

Am Dienstag abend wurden die Delegierten des Gewerkschafts. tongresses im Hamburger Rathaus von der Hamburger Landes regierung begrüßt Auf die Begrüßungsrede des Bürgermeisters Dr. Petersen, der aussprach, daß gerade in Hamburg das Berantwortungsgefühl und die zielbewußte Staatsgesin. nung der Gewerkschaften eine wesentliche Stüße der Idee des neuen Staates geworden sei, sprach der zweite Borsigende des ADGB. , Peter Graßmann Er wies darauf hin, daß dieser Staat zwar nicht das Ziel der Wünsche der Gewerkschaften sei, daß die aber in ihm einen Fortschritt sehen und aus dem Kampf um den Staat ein anderes Verhältnis zu diesem Staat gewonnen hätten. Die politische Gleichstellung, die ge- Gegen Calmon ist bis jetzt strafrechtlich nicht vorgegangen schaffen sei, genüge allerdings nicht. Die Gewerkschaften streben worden, da die Reichsschuldenverwaltung die Möglichkeit hatte, auf nach Demokratisierung der Wirtschaft. dem Wege einer Ordnungsstrafe einzuschreiten. Das Bor­gehen der Reichsfhuldenverwaltung führte dann dazu, daß Calmon Der Kampf um Wirtschaftsdemokratie. ben gelaten von ihm vertretenen Kriegsanleiheneubelih der Reichs, schuldenverwaltung zur Verfügung stellte, wodurch er erhebliche Der dritte Berhandlungstag des Gewerkschaftstongresses begann Summen einbüßte, die dem Reich dadurch erhalten blieben. In diesem Zusammenhang. wird nun auch die Schußbehauptung von mit dem Bersuch, im Rahmen einer Bortmeldung zur Geschäfts. Hugo Stinnes verständlicher. Calmon wurde in eine erheb ordnung einen oppofitionellen Antrag unter Umgebung berliche Geschäftsordnung einzubringen. Mit der Berlesung dieses liche Ordnungsstrafe genommen und wandte fich an Hugo Antrages wäre der Zwed für den Antragsteller erreicht gewesen. 500 000 m. zu beteiligen. So entstand dann wohl die irrige Be­Schumann als Borsigender vereitelte dieses Spiel. schuldigung gegen Reichskommiffar Dr. Heinzmann, er habe das Verfahren gegen Stinnes niederschlagen wollen Daß diese An­

Im Auftrage des ADGB . hat Friz Naphtalt eine 192 Seiten umfassende Schrift herausgegeben, die sich eingehend mit der Wirtschaftsdemotratie" befaßt. Unter gespannter Er­martung des Kongresses beginnt Naphtali seinen Vortrag.

Der Ruf nach Wirtschaftsdemokratie innerhalb der deutschen

Die Fieberepidemic in Griechenland

nahme jeder Begründung entbehrt, haben wir bereits mitgeteilt. Es liegt jedoh die Annahme nahe, daß Calmon mit seinem Vorschlag an Stinnes einen Erpressungsversuch unternommen hat.

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Es steht fest, daß unabhängig vom Fall Stinnes auch noch andere Kreise ähnliche Betrugsmanöver durch Anmeldung von Kriegsanleihe Neubesiz als Altbefiz- unternommen haben. Da aber die Schuldigen zum allergrößten Teil im Ausland sizen dürften, wird die Aufstellung dieser Fälle sehr schwierig sein. Wenn die Schuldigen festgestellt werden können, wird gegen sie vorge gangen werden. Was aber geschieht, wenn sie nicht zu ermitteln sind, ist einstweilen noch in tiefes Dunkel gehüllt. Man muß dann wohl damit rechnen, daß die als Altbesiz angemeldete Kriegsanleihe aufgewertet wird, wodurch dem Reich ein Schaden von vielen millionen entsteht.

Im Fall Stinnes werden morgen die Angeschuldigten Stinnes, v. Waldow und Nothmann neuerdings ver. nommen. Am Freitag findet bereits Saftprüfungstermin gegen Direktor Nothmann statt. Für Hugo Stinnes ist noch fein Haftprüfungstermin angesetzt.

hobenen Beschuldigungen gegen Reichskommiffar Dr. Heinzmann Wegen der von Hugo Stinnes bei seiner Bernehmung er fanden gestern eingehende Besprechungen im Justizministe

rium statt.

Der Opel - Bahnhof wird gebaut.

Frankfurt a. M., 5. September. ( Eigenbericht.)

Die französische Besazungsbehörde hat ihren Einspruch gegen

Arbeiterschaft bebeutet nicht ein Abrüden von ber beenwelt bes Immer noch Suche nach Amundsen ben Anschluß des neuen Opel - Güterbahnhofes an die Reichsbahn.

Fortlegung auf der 2. Seite.)

Berichte 2. Seite.

station Rüffelheim zurüdgezogen. Mit den Arbeiten wurde bereits begonnen. Der Bahnhof wird vergrößert.

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