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Nr. 424

45. Jahrgang

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Technik

Das mechanisierte Bureau.

Freitag 7. September 1928

Zur Eröffnung der 6. Internationalen Bureau- Ausstellung am Kaiserdamm.

fchine falat die Briefe, die Umschläge werden mecha. nich adressiert, mit Maschinen geschloffen und mit anderen Maschinen entweder durch Auffleben von Freimarten oder durch Werfftempel frantiert. Die Rohrpoft oder Geilpoft trägt das Ma­terial zusammen.

artei. und Buchhaltungssysteme bereinfachen und sichern die Arbeit in jeder Richtung, eine Unzahl fleiner Appa­

Die Chinesen nennen ihn fu anpuan". Auch in die Form von Stäben bra   hte man die Rechenhilfsmittel, die einfachste Form ist das Kerbholz" des Mittelalters. Etma um 1100 tauch­ten in Deutschland   die sogenannten Napierschen Stäbchen auf, die die Zahlen von 1 bis 9 enthielten und vor jeder Zahl das Bielfache bis zum Neunfachen. Durch entsprechendes Nebenein­anderlegen der Stäbe fonnte man ein Produkt ermitteln. Hier scheint der ursprung der Logarithmentafeln zu liegen. Also schon zu Zeiten, als der Federfiel noch das unum­ftrittene Schreibwerkzeug war und an die Kunst Gutenbergs noch niemand dachte, war das Redmen in gewissem Grade mechanisiert. Im Anschluß an die Napiershen Stäbchen entstanden die ersten Rechenschieber, die in heute pervollkommneter Form noch vielfach in technischen Bureaus benutzt werden.

Die Hallen am Kaiserdamm beherbergen gegenwärtig neben der Abreffiermaschine sezt die Anschriften ein, eine andere Ma-| Ruffen, die ihn Stsiotü" nannten und bei den Tataren ein. Funtausstellung auch die Internationale 6. Bureau- Ausstellung". Während in anderen Ländern derartige Bureaufachausstellungen meist rein national aufgezogen sind, hat der Reichsverband der deutschen   Bureauindustrie diesmal eine mirtlich internationale Ausstellung geschaffen, auf der sämtliche Länder, die an der modernen Bureauorganisation Anteil haben, vertreten find. Man hat recht Damit getan. Es ist eine weit verbreitete, aber durchaus irrige Ansicht, wenn man die neuzeitlichen Bureau- und Verwaltungs. organisationen etwa als eine in der Hauptsache amerikanische   An­gelegenheit betrachtet. Auf vielen Gebieten dieses Faches ist viel­mehr die deutsche Industrie durchaus führend. So beispielsweise in Rechenmaschinen für die vier Grundrechenarten. Es gibt teine derartige Maschine, die so verbreitet wäre, wie die deutsche Brunsviga. Aehnlich liegt es mit 2 dreifiermaschinen. Hier beherrscht die deutsche Adrema, die sich aus den einfachen Anfängen einer reinen Adressiermaschine zu einem bewunderns= werten Organisationssystem bis zur Verwendung von Vollauto­maten ausgewachsen hat, den Weltmarkt. Auf anderen Gebieten, wie reinen Addiermaschinen, Buchungsmaschinen, Kontrolltaisen usw. ist die deutsche Industrie mit Erfolg bemüht gewesen, den ausländischen mindestens gleichwertige Fabri­fate zu schaffen.

Einen fleinen Ueberblick über die Vielseitigkeit der ausgestellten Maschinen, Apparate, Systeme ufm. gibt die nachstehende, auf Boll­ständigkeit jedoch feinen Anspruch machende Aufstellung: Adressier­maschinen, Arbeiter und Personalfontrollapparate, Franfier= maschinen, Brieffalz und Briefschließmaschinen, Bleistiftspiz, Dif tier, Ropier, Heft und Lochmaschinen, Addiermaschinen, Rechen­maschinen, Schreibmaschinen, Buchungsmaschinen, elektrisch schrei bende Schreibmaschinen, Stenographier, Chiffrier und Berviel fältigungsmaschinen, Etikettendruckmaschinen, Zeitstempel, Brief­öffnerapparate, Briefwagen, Paketleimmaschinen, Geldzählmaschinen, Buchungsapparate und Systeme, Seil- und Rohrpoftanlagen, Sta­tistische Maschinen, Telephonapparate, Rarteien, Möbel und vieles andere mehr Ein Irrtum wäre es, anzunehmen, daß diese Aus­ftellung nur für die Fachleute, also etwa für die Organisatoren des Handels, der Industrie und der Behörden, ferner etma für die Händler dieser Gegenstände geschaffen sei. Sie ist vielmehr eine Angelegenheit, die jeden, der mit offenen Augen und vor allem mit Intereffe für Berufsfragen durch die Welt geht, lebhaft intereffieren muß. Jeder, der beim Betreten oder Berlassen des Betriebes feine Uhrkarte zur Hand nimmt, der seinen Lohnbeutel oder die Lohnlifte am Zahltage erhält, sieht, daß auch hier Ma­schinen die Arbeit geleistet haben. Und jeder einsichtige Mensch weiß, daß es ohne Maschinen im Wettbewerb der Bölfer nicht mehr

MERCEDES

ELEKTRA  

Elektrische Schreibmaschine. ( Mercedes Elektra  )

geht. Besonders die Bureaumaschine ist im wahrsten und meitesten Sinne der Freund des Menschen. Wer stunden, tage, mochenlang Zahlenreihen abbiert hat, wer Afford- oder Inventurrechnungen und sonstige Kalkulationen mit schwierigen Multiplikationen und Divisionen bewältigen muß, wer am Effeiten oder Devisenschalter der Bank sich mit Zahlen quält, wer Adressen immer und immer wieder schreiben mußte, alle die wissen, wie unendlich geist tötend gerade immer wiederkehrende Schreib und Rechenarbeit im Bureau wirkt. Alle diese Arbeiter wissen auch, welche Er lösung für fie jede neue Maschine im Bureau bedeutete.

مناسب

Moon- Hopkins Buchungs- und Fakturiermaschine.

Waren dies mehr oder weniger behelfsmäßige Einrichtungen, so taucht nun im Jahre 1647 die erste wirtliche Rechen­maschine auf. Blaise Pascal  , der französische   Philosoph und Mathematiker, hat sie konstruiert und selbst gebaut. Er hatte große Pläne und träumte von einer neuen Industrie, der Rechen­maschinenfabrikation, ein Traum, der erst mehr als 200 Jahre später Wirklichkeit wurde. Pascal hat angeblich mehr als 50 ver shiedene Modelle hergestellt, von denen noch vier erhalten find. Zur gleichen Zeit soll auch ein Uhrmacher Ludwigs XIV, Grillet, sich mit der Konstruktion einer Rechenmaschine befaßt haben, doch ist Näheres darüber nicht befannt. Im Jahre 1695 baute bann der deutsche Philosoph Leibniz   die erste wirklich brauchbare Rechenmaschine für alle vier Rechenarten. Eine von den vier Maschinen, die er herstellte, ist in heute noch ziemlich brauchbarem Zustande im Leibniz- Museum Hannover  . Nach Leibniz  mehrten fid) die Versuche. Insbesondere schuf der württem­bergische Pfarrer Hahn um 1800 eine Reihe von sehr kunstvollen Modellen. Im Jahre 1823 befaßte sich zum ersten Male offiziell rate jeder Art vervollständigen die Organisation. Statistiche ein Staat, das technisch am meitesten fortgeschrittene Eng­maschinen brüden den ganzen Buchungsvorgang in Form einer sinnreich gelachten Karte aus, die Karten werden mechanisch sortiert land, mit der Idee der Mechanisierung des Rechnens. Die bri­und auf der Tabelliermaschine ausgerechnet und gebucht. und auf der Tabelliermaschine ausgerechnet und gebucht, ein tische Regierung beauftragte Charles Babbage  , eine Maschine zu bauen, die Kubif- und Differenzrechnungen mechanisch bewältigen durchdachte Registraturen sorgen dafür, daß jeder Ge schäftsvorgang in seinen Unterlagen jederzeit rajch auffindbar auf- follte. Babbage   hat zehn Jahre gearbeitet, dann gab die Regierung bewahrt wird. Nur unter 3uhilfenahme der Er. rungenschaften der modernen Bureauindustrie it es überhaupt möglich, große Betriebe in allen ben pielen notwendigen Einzelheiten auf dem Lau­fenden zu halten, und es ist feine überflüssige Sucht nach Neuem, sondern Selbsterhaltungstrieb, menn heute die Organisation der Berwaltung überall im Vordergrunde steht. Was in Handel und Industrie, in den Organisationen und Verbänden schon lange Selbst­verständlichkeit war, hat auch bei den Behörden Eingang gefunden, die heute nicht mehr am falligraphierten Protokoll und Aktenstüd wie in der guten alten Zeit" ihre Freude haben, sondern die Ver­waltungsbetriebe mit den modernsten Bureaumaschinen und Syste­men ausstatten.

Aus der Geschichte der Bureaumaschinen.

Adrema, elektr. Adressiermaschine.

Zeit

Das Bestreben, Bureau- und Verwaltungsarbeit durch Zuhilfe­nahme von Apparaten oder Vorrichtungen zu mechanifieren, ist jchon sehr alt. Interessant ist es, daß sich dieses Bestreben zuerst nicht wie es für unsere heutigen Ansichten wohl nahegelegen hätte, auf die Mechanisierung des Schreibens richtete. Das fam erst verhältnismäßig spät. Die ältesten Versuche galten vielmehr dem Rechnen, wohl aus dem Grunde, weil dies bem Durchschnittsmenschen mehr Schwierigkeiten bereitete wie das Schreiben, ferner, weil in alten Zeiten nicht jeder die Schreibkunft zu beherrschen brauchte, mohl aber im eigensten Interesse, im Kampfe die Unterstützung der Arbeit wegen der hohen Kosten ums Dasein, die Zahlen beherrschen mußte. Schon vier Jahr hunderte v. Chr. schufen sich die Römer den abacus", einen genoffen berichten von 10 000 Pfund verloren. Die halbvollendete Rehentisch, in deffen parallelen Einschnitten fich Stugein etwa inajchine, von der Größe eines mäßigen Tafelflavieres, steht heute gleicher Weise verschieben und bewerten ließen, wie an den Rechen rahmen, mit denen man unseren ABC- Schüßen das Rechnen bel bringt. Somit geht die Forschung zurück, trozdem anzunehmen ist, daß die handeltreibenden älteren Bölfer bei ihrer hohen Kultur Es ebenfalls bereits Hilfsmittel für das Rechnen gehabt haben. fei hier ein ganz futzer Ueberblick über die Geschichte des mechanischen Rechnens gestattet. Der eben erwähnte Rechenrahmen unserer Kinder ist uralt. Chinesische Krämer benutzten ihn auf dem Markt durch die Jahrhunderte. Er bürgerte sidy bei den sich

So bietet die Ausstellung jebem, ber im Erwerbsleben steht, reiche Anregung. Die Bureauindustrie, die Hunderttausenden Arbeit gibt, ist es wert, daß man sich für sie interessiert, und deshalb gibt ein Gang durch die Ausstellung jedem etwas. Schreibmaschinen sind heute eine Selbstverständlichkeit auch im fleinsten Betriebe. Es ist erfreulich zu fehen, wie die deutschen Werkstätten immer voll. tommenere Maschinen bringen. Da ist die Cleftra", eine Schreibmaschine, bei der der Anschlag des Typenhebels durch eine leichte Berührung ausgelöff wird und nun, durch elektromotorischen Antrieb gegen das Papier schlägt. Dadurch wird der Kraftaufwand der Fingerspigen vermindert und eine wirklich gleichmäßige Schrift geliefert. Wir fehen die Vervollkommnung der Schreib maschine, die durch aufgefeßte 3ählmerte gleich­zeitig addiert, mir fehen, wie die Schreibmaschine weiter zur Buchungs und Fatturiermaschine ausgebaut ist, die neben bem Schreiben des Legtes addiert, fubtrahiert, multi­pliziert, falbiert und eine ganze Handvoll Formulare ein­schließlich der Buchung selbst gleichzeitig ausfüllt. An anderer Stelle fehen wir schreibende und nicht schreibende Addiermaschinen, die von Hand und durch Elektrizität betätigt werden. Wir beobachten Uni­Derialrechenmaschinen der verschiedensten Syfteme, die alle pier Rechenarten und deren Kombination rechnen und jebe 51 Fehlerquelle ausschalten. Die Vervielfältigungs­majdinen ftellen auf chemischem, photomechanischem oder rein mechanischen Wege große Auflagen von Werbebriefen her, die

Burroughs

Burroughs- Addiermaschine.

in der Bibliothet des Kings College in London  . Anderen, die die bee Babbages später wieder aufgriffen, ist ebenfalls fein Erfolg vergönnt gewesen.

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Alle diese Erfinder und Konstrukteure haben die Arbeit eines Lebens an die Idee gegeben, ohne greifbare Erfolge zu sehen. Eie find bestenfalls Pioniere des Gedankens gewesen, denen es nicht vergönnt war, ihre Maschine wirklich verbreitet und allgemein benutzt zu sehen. Grundlegend für die heute in Gebrauch befind­lichen Rechenmaschinenkonstruktionen es ist hier stets die llni versalrechenmaschine für alle Rechnungsarten gemeint waren die Arbeiten von Thomas und Odhner. Thomas, ein Elsässer, baute auf dem Leibniz  - Prinzip auf und tonftruierte um 1823 Rechenmaschinen, deren rechnende Organe aus Staffelwalzen be­standen. Maschinen dieses Systems werden heute, zeitgemäß ver­vollkommnet, von mehreren Fabriken gebaut. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts widmete sich sodann der Ingenieur Odhner dem Bau von Rechenmaschinen. Er ging dabei von einem anderen Brinzip aus. Man glaubt, daß er Anregungen zu seinen Ideen aus einigen alten, im Pariser   technis hen Museum, dem Conservatoire des Arts et Metiers" aufbewahrten Modellen ge­schöpft hat, boch läßt sich das nicht nachweisen. Sowohl Thomas wie Dohner haben in hervorragendem Maße eigene Gedanken zur Wirkung gebracht, wie auch alle Konstrukteure, die diese Maschinen zur heutigen Vollkommenheit weiter entwickelt haben. Odhner schuf als Rechenorgan seiner Maschine das Sprossenrad, und dieses Prinzip ist die Grundlage vieler heute gebauter Rechenmaschinen.

Eine schöne Sammlung von Rechenmaschinen ist im Deutschen Museum in Münhen. Ganz besonders reichhaltig ist, aber in dieser Beziehung die Sammlung von Werfen, Modellen und Maschinen aller Zeiten und Systeme im Besiz der Brunsvige Berfe Braun­schweig, die der auf Odhners Grundlage mit durchaus Eigenem fruchtbar weiterschaffende Dr.- Ing. e. h.   Franz Trinks  , der Kon­strutteur der Brunsvigá- Rechenmaschine, in Jahrzehnten raftloser Forschertätigkeit zufammengetragen hat. Heino Made.