Der letzte Berhandlungstag.
F. E. Hamburg , 7. September. ( Eigenbericht.)
Die Diskussion über das Bildungsreferat wird fortgesetzt. Der Oppositionsmann Kraus wiederholt auch hier das Sprüchlein: Erst wenn die fapitalistische Wirtschaft am Boden liegt, kann auf gebaut werden." Ein Bergarbeiter aus dem Saargebiet führt Klage über den geistigen 3wang, der von deutschen Beamten im Sinne Der französischen Verwaltung ausgeübt wird. Er nennt besonders ben früheren Küraffieroffizier Rosenbed, der jeßt in franzöji ichen Diensten steht. Unter den Anträgen zur
Abänderung der Bundessahungen
fordert der bes Bundesvorstandes einen Beitrag an den Bund von monatlich 2% Pf. für jedes männliche und 1% Pf. für jedes weibliche Mitglied, der auch angenommen wird.
Urich Berlin fordert, daß die Lehrer in den Berufsschulen aus dem betreffenden Beruf hervorgegangen sein sollen. Scharf mendet er sich gegen das ,, Dinta" und regt an, der Zersplitterung unter der Jugend zu begegnen.
In seinem Schlußwort spricht Heßler nochmals den Dank des Kongresses an Gevering aus für den angekündigten Abbau der Teno". Der Arbeiter fport verdient bie Förderung der Gewerkschaften. Die Ent Schließung findet Unnahme mit der Abänderung, daß der Besuch der Berufsschulen als ein Teil der Berufsausbildung auch in der Bezahlung der Arbeitszeit gleichgeachtet werden soll
Wenn die Opposition belehrbar wäre, dann müßte fie von den grundfäßlichen Ausführungen Tarnows davon überzeugt worden sein, daß ihre Auffassung des Margismus, von deffen Beifteshauch fie unberührt sind, durchaus unmargistisch ist. Der Kongreß zeigte vor aller Welt die Bedeutung der freien Gemertschaften, ihre Absicht, in das Wirtschaftsleben von allen Seiten her einzubringen, um sie zu beeinflussen. Nicht nur Bragis, nicht nur Theorie, sondern beides vereinbar, wird die Gewerkschaften auch bei ihrem weiteren Aufstieg leiten. Bieder wurde die
Berbundenheit zwischen gewerkschaftlicher, genossenschaftlicher und politischer Bewegung betont, und darin liegt die Gewähr des Erfolges.
T
Auf dem Hamburger Gemertschaftstongres murbe am Freitag normittag die Aussprache über die Bildungsfrage fortgesetzt. Die Leitfäße Heßlers fanden, abgesehen von den Oppo fitionellen, im allgemeinen die Zustimmung der Diskussionsredner. Kraus Stuttgart( Opposition): Erfolge hat der Referent feine aufweisen fönnen; er hat nur Forderungen angemeldet. Das ist bezeichnend. Früher hatte die freie Arbeiterbewegung gegenüber Kirche und Schule eine ganz andere Haltung eingenommen als die Gewerkschaften heute. Das hängt mit dem allgemeinen Rurswechsel zusammen. Dieser Kurswechsel in tulturpolitischer Frage zeigt sich besonders deutlich gegenüber der Bewegung der religi öjen Sozialisten. Die Gewerkschaftspresse tut viel zu wenig für die Erziehung der Mitglieder zu Klaffenfämpfern. Solange die Gewerkschaften auf die Lehrpläne der staatlichen Wirtschaftsschulen feinen Einfluß haben, dürfen von ihnen auch feine Schüler in diese Schulen geschici merden.
Wagner Saargebiet: Im Saargebiet baut der Klerus einen großen Versammlungssaal nach dem anderen. Er treibt eine aus: gedehnte Film propaganda. Wir dagegen haben noch keinen einzigen Kulturfilm. Ich richte deshalb an den Bundesvorstand die Bitte, hier einmal nach dem rechten zu sehen. Wenn Kraus etwas mehr. Berständnis für die geschichtliche Entwidlung im allgemeinen hätte, dann würde er auch begreifen, daß Wirtschaftsdemokratie eine Etappe auf dem Wege zum Sozialis. mus ift. Auch Kraus förinte in den Bildungsveranstaltungen der freien Gewerkschaften noch sehr viel lernen.
Riedmann Hamburg : Wirtschaftsdemokratie und Bildungsfrage stehen im engen Bufammenhang. Bie sollen die Betriebs. räte fich durchfehen, wenn sie nicht über gediegene Rennt. niffe verfügen. Unser alter Kulturkampfruf:
" Wissen ist Macht"
hat heute mehr denn je Bedeutung. Auf dem Bildungsgebiet ist noch unendlich viel zu tun und nachzuholen. Wir wären schon weiter, wenn die Oppositionellen in den Betrieben nicht fortwährend unseren Kollegen in den Rüden fallen würden.
N
Urich Berlin : Es ist erfreulich, daß der Bundesvorstand die Bildungsfrage in den Bordergrund der Beratungen gerüdt hat und das Leitfäße für systematische Bildungsarbeit aufgestellt worden find. Wo soll die Bildungsarbeit anfangen. Vor allem bei den Berufsschulen. Sehr wichtig ist die Berufsschullehrer. frage. Der Berufsschullehrer muß unbedingt praktisch im Betrieb mitgearbeitet haben. Wer die Werkstatt nicht fennt, hat nicht genügend Kontakt mit den Schülern. Vor allem muß neben unserer Bildungsarbeit auch die Weltanschauung mehr gepflegt wer den. Auch die große Kampftheorie muß zu ihrem Rechte tommen. Wenn wir uns heute in der Gewerkschafts- und Parteibewegung umsehen, dann sehen wir, wie alles um die Jugend Pämpft. Wir haben heute eine ganze Menge Jugendorgani. fationen. Wäre es nicht möglich, alle diese Organisationen unter Dach und Fach zu bringen, oder wenigstens so etwas wie eine gemeinsame Linie herzustellen? Der Bundesvorstand soll in diefer Richtung einmal Schritte unternehmen.
Der Kongreß tritt dann in die Beratung der noch nicht erledigten Anträge ein. Angenommen wird der Antrag auf Erhöhung des Bundesbeitrages fomie der des Baugemerkebundes, wonach die Mitgliedergrenze für die Ent fendung von Vertretern in den Bundesausschuß von 500 000 auf 300 000 herabgefeht wird. Weiter wurde beschlossen, daß Berbände mit mehr als 600 000 Mitgliedern drei Bertreter um Bundesausschus erhalten sollen. Ein Antrag des Tabatarbeiterverbandes auf Schaffung einheitlicher Grundfäge in der Invalidenunter. st ügung der Verbände ging als Material an den Bundesausschuß. Bon den allgemeinen Anträgen wurde ein Antrag der Fabrit arbeiter angenommen, wonach der Bundesvorstand dafür eintreten foll, daß der
1. Mai als gesetzlicher Feiertag anerkannt wird. Die Berliner Hotelangestellten hatten beantragt, die Gemert schaften sollten von der Sozialdemokratischen Partei jedes dritte Mandat im Berliner Barlament für sich beanspruchen. Diefer Antrag fand burch eine Erklärung der Antragsfommiffion Erledigung, daß selbstverständlich die wachsenden Aufgaben eine Stärtere Vertretung der Gewerkschaften in den Parlamenten erfordern und die politische Partei auf die Bedeutung der GemertSchaften Rücksicht nehmen müsse. Das geschehe auch allgemein. Der Metallarbeiterverband Berlin hatte eine Erweiterung des Organisationsvertrages mit der AfA und dem MDGB. beantragt, nach der Mitglieder einer dem ADGB. an
werkschaften Ruypers, Amsterdam . Er weist auf die großen neuen Aufgaben der Gewerkschaften hin und erinnert im Anschluß daran an ein Wort von Karl Marg aus den 60er Jahren, wonach die Gewerkschaften in der Uebergangszeit die Grundsteine bil deten, auf den die sozialistische Gesellschaft aufgebaut werden muß. Schumann vom Verkehrsbund hält das Schlußwort. Er danft zunächst den Hamburger Gewerkschaften, vor allem dem Ortsausschuß und dem Lokalkomitee für die überaus freundliche Aufviel beigetragen hat. Schumann fährt dann fort: Bon der Ham. burger Tagung merden neue Impulse ausgehen, die so hoffen mir zuversichtlich die Gewerkschaftsbewegung befruchten und beleben werden. Herzlichen Dant an die Jugend, unse ren Stolz und unsere Hoffnung. Sie hat durch ihr Erscheinen gezeigt, daß sie bereit ist, fich an den Allten ein Beispiel zu nehmen und sich auf ihre Pflicht, die Fortsegung des großen Wertes, vorzubereiten. Dank den ausländischen Gästen für ihren Besuch! Dant dem Vertreter des JGB., unserem alten Freund Johannes Saffenbach, für sein Erscheinen!
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geschlossenen Organisation nicht zum Uebertritt in eine Afnahme und all die Arbeit, die zum guten Verlauf des Kongresses Organisation verpflichtet sein sollen, wenn sie in gemeinwirtschaft lichen oder tonsumgenossenschaftlichen Betrieben, in fozialpolitischen Einrichtungen oder bei Behörden beschäftigt sind. Der Antrag des metallarbeiterverbandes Berlin wurde abgelehnt; desgleichen fein Antrag, monach die bei den Arbeitsnachweisen beschäftigten Arbeitsvermittler, die Mitglieder einer dem ADGB. angeschlossenen Organisation sind, durch einen offenen Sachberater des ADGB. tariflich vertreten werden sollen.
Im Verlauf der Berhandlungen war von der Antragsfommission zur Sicherung und zum Ausbau des Mitbestimnungsrechtes in ben Betrieben eine Entschließung vorgelegt worden, in der die Bemühungen des Bundesvorstandes um den
Ausbau des Betriebsrätegesetzes
anerkannt werden und eine Aenderung des Betriebs. rätegefages gefordert wird mit dem Siel: Eicherung der Wahlvorstände und der Betriebskandidaten sowie Sicherung der Betriebsvertretungen gegen Entlassungen infolge Krankheit oder teilweiser Betriebsstillegungen. Die Ent Schließung der Antragsfommission wurde einstimmig angenommen. Die
Neuwahl des Bundesvorstandes
ergab folgendes Resultat: Zahl der Delegierten 282, 3ahl der abgegebenen Stimmen 277. Gewählt wurden Theodor Leipart , Borsitzender; Peter Grabmann, Hermann Müller, stellvertretende Borsigende; Hermann Rube, Raffierer; Baul Umbreit, Rebatteur: Alexander Knoll und Willi Eggert, Sefretäre. Als Beifizer wurden gewählt: Nikolaus Bernhard ( Baugewerksbund), Konrad Bruns( Fabritarbeiter), Alfred ( Fabritarbeiter), Alfred 3an chet( Bergarbeiter), Heinrich Mahler( Lederarbeiter), Georg Reiche( Metallarbeiter), Georg Schmidt( Landarbeiter), Karl Schrader ( Tertilarbeiter) und Friz Tarnow( Holzarbeiter). Aus dem Bundesvorstand schieden aus: Sabath, Brummer und Badert
Im Namen der Gewählten dankt Theodor Beipart Dem tranten Jädel entbietet er den aufrichtigen Wunsch um Milderung seiner schweren Krankheit und Besserung. Den Ausgeschiede nen spricht Leipart den Dant des Kongresses für lange und fruchtbare Arbeit aus. Die Ausgeschiedenen, betonte Leipart, nehmen nicht Abschied von uns. Sie bleiben nach wie vor mit dem Bund in Verbindung. Die Neugewählten sind sich der großen Ehre be wußt, die in dem Bertrauen liegt, das der Kongreß ihnen ent. gegenbringt. Gerade dieser Kongreß, feine tüchtige Arbeit, fein hohes Niveau, zeigte
die geffiegene Bedeutung der Gewerkschaften unb bes Gemertschaftsbundes. An der Spitze einer solchen Organifation zu stehen, ist eine hohe Ehre. Wir betrachten es als unsere heiligste Pflicht, das Vertrauen, das man uns geschenft hat, zu rechtfertigen. Wir wissen, daß mir nicht nur ein Ehrenamt, sondern ein Amt, das zu Arbeit und Dienst für die Sache der Arbeiter verpflichtet, übernommen haben. Im Namen aller mit glieder des Barftandes geben wir das Versprechen, daß wir unsere polle Kraft einfegen werden zum besten der Arbeiterschaft."
Damit war die Arbeit des Kongreffes beendet. Im Namen der ausländischen Gäste dankt der Vertreter der holländischen Ge.
6.6
16-5
Arbeitslose Kurzarbeiter
3.1
2.0
4.5
6.1
6.3
MJJAS ONDJ FMAMJ J 9 2 7 1928
JFMAMJ. J
69.9
68.3 68.2
67.1
Der Inlandswert
der Reichsmark 68.0
In Pfennig
66.6
66-7
66.4
65.5
66.1
65.10 JFMAMJJASOND J FMAMJ JA 9 2. 7. 1 9 2 8,
1
Juli 1928
Lebenshaltungsindex für Juli 1928-152.6
Eier
Erbsen
Linsen
Kartoffeln Roggengraubrote Butter Weizen kleingebäcks Käse Speisebohnen Rindfleischi
Milch
Schweinefleisch
Schweineschmalzi Zucker
220.2 205.6 190.3
182.
160.7
156.1
154.5
Z
149.Prozentuale
38.8Steigerung 131.4gegenüber 1913
129.0
124.5
123.5
1913-100
12.25 152.5
Diese Graphit bebarf teiner erläuternben Worte. Es fei deshalb lediglich darauf hingewiesen, baß aus thr zwar eine gewiffe Stagnation der Arbeitslosigkeit unter den gewerkschaftlich organisierten Arbeitslofen, aber im Gegensatz dazu ein bedentliches Anziehen der Kurzarbeit zu erkennen ift. Für die Beurteilung von Preis- und Lohnfragen ist fie insofern ganz besonders intereffant, als sie zeigt, wie die Mart ständig an Inlands wert verliert, trozdem die Stabilisierung der deutschen Währung schon beinahe fünf Jahre anhält. Indessen steigen aber die Kleinhandelspreise weiter und weiter und verringern dadurch dem Lohn- und Gehaltsempfänger immer mehr bie Möglichkeit, feinen täglichen Bedarf ausreichend zu beden,
Der Kongreß war ein fichtbares Zeichen dafür, daß die deufschen Gewerkschaften sich ihrer Pflichten der Internationale gegenüber bewußt sind und es auch in Zukunft an Kameradschaft und Solidarität nicht fehlen lassen werden. Sie werden alles tum, um das Band der Solidarität unter den frei organisierten Arbeitern der Welt fester zu knüpfen zur Sicherung des Friedens. Dank den Vertretern der Regierung und den Verwaltungsbehörden, die gewiß die Gelegenheit wahrnahmen, um in die Ziele und Gedankenwelt der Gewerkschaften tiefer einzubringen und so zu einem reibungslosen Zusammenarbeiten zwischen Behörden und Gewerkschaften beizutragen. Dank dem Senat der Stadt Hamburg und dem Magistrat der Stadt Altona für den Empfang! Der Empfang durch den Ham burger Senat war ein drastischer Ausdruck für den Wandel der Dinge! An die Stelle der Verfolgung sind Respekt und Achtung vor den Gemertschaften getreten. Herzlichen Dank den Hamburger freien Sportlern für ihre wundervolle Kundgebung.( Starker Beifall.) Dant den Kongreßleitern für ihre Arbeit.
Der Bericht Leiparts war ein Zeichen dafür, daß die Krise finden. Die innere Konjolibierung ist da. Die Zusammenfaffung überwunden ist, daß wir uns in einem neuen Aufstieg beder Kräfte marschiert seit Breslau . Das darf uns mit Freude er füllen. Die Aussprache über das Schlichtungsmesen brachte eine gewiffe Klärung. Die Debatte über die Wirtschaftsdemokratie er öffnete neue Wege zur
Sicherung des Einfluffes der Gewerkschaften
auf die neue ökonomische Entwicklung. Das alles ist nur möglich mit Hilfe geschulter Kräfte, und daher unsere Bildungsbewegung Neue Wege auch auf dem Gebiet der Sozialgesetzgebung! Hermann Müllers Referat zeigte einen Ausweg aus dem Labyrinth der sozialgefeßlichen 3ersplitterung. Neues Recht ist im Werden, und unsere Aufgabe muß sein, die Entmicklung des neuen Rechts rechtzeitig so start mie möglich zu beein flussen. Wir haben das Vertrauen, daß der Bundesvorstand im Berein mit unserer parlamentarischen Interessenvertretung, den fozialdemokratischen Graftionen, die vom Gemertschaftstongreß aufgezeigten Arbeits- und Aufstiegsmöglichkeiten fördern wird. Zum Schluß noch ein Wort des Dankes an die Bresse, die nach Kräften dafür gesorgt hat, daß der Rongreß sich sozusagen vor den Augen und Ohren der gesamten Deffentlich
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Die Gewerkschaftsbewegung, schloß Schumann, ist starter, fefter und geschlossener geworden. Sie muß noch stärker werden. Unsere Losung muß sein:
Durch Einigkeit zur Kraft, durch Kraft zur Macht!
Die deutsche Arbeiterschaft, die internationale Arbeiterbewegung, fie leben hoch!
Der Kongres stimmte in den Ruf ein, und fang dann stehend ben Sozialistenmarsch. 1.45 Uhr wurde der 13. Kongeß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes geschlossen.
36000 Textilarbeiter vor der Aussperrung. Drohender Großfampf in München- Gladbach. München - Gladbach, 7. September.
Am Donnerstag nachmittag fanden für die Textilindustrie Ber* handlungen statt. Die Unternehmer beantragten die Verlängerung des bestehenden Mantel- und Lohntarifs bis Ende 1929. Sie erklärten, daß sie bei Ablehnung dieses Vorschlages durch die Arbeiter den erftmöglichen Kündigungstermin am 15. September wahrnehmen müßten. Von der Aussperrung würden im MünchenGladbach- Rheydter Industriegebiet etwa 36 000 Arbeiter betroffen.
Die Textilindustriellen scheinen die Herbstlohnbewegungen vorfäßlich auf die Spige treiben zu wollen. Daß es sich bei dem Borgehen der München - Gladbacher Textilindustriellen um ein abgefprochenes Spiel der gesamten deutschen Textil industriellen handelt, geht aus den Mitteilungen hervor, die der Arbeitgeberverband der Deutschen Textilindustrie nach seiner fürzlich in Berlin abgehaltenen Konferenz in die Deffentlichkeit lanzierte. Diese Konferenz beschäftigte sich eingehend mit den Arbeitskämpfen, die in verschiedenen Tertilbezirken ausgebrochen sind. Die in Berlin versammelten Textilindustriellen ließen der Deffentlichkeit wissen, daß fie in den Forderungen der Tertilarbeiter die Absicht sehen, ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Berhältnisse eine allgemeine Erhöhung der Textilarbeiterlöhne im gesamten Reich den Weg zu bes reiten". Aus dieser Erkenntnis heraus stehe ,, die gesamte deutsche Textilindustrie mit ihrem Spizenverband hinter den angegriffenen Berbänden; sie werde alle zulässigen Mittel anmenben, um den von den Gewerkschaften eingeleiteten Kampf zu dem Ende zu führen, das den Wirtschaftsintereffen gerecht wird".
Die Lohnforderungen der Legtilarbeiter rechtfertigen sich ohne weiteres aus den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Es geht nicht an, daß die Arbeiterschaft die Kosten einer Verteue rungspolitik trägt, für die das Unternehmertum nicht zuletzt verant wortlich ist. Der Arbeitgeberverband der Textilindustrie fündigt den allgemeinen Rampf gegen die Tegtilarbeiter an Daß dieser Kampf vom 3aun gebrochen und unnötig ist, braucht nicht besonders betont zu werden; denn die Forderungen der Textilarbeiter sind derartig bescheiden und berechtigt, daß sie von den Industriellen bewilligt werden fönnen. Die Tertilarbeiter werden den angekündigten Kampf natürlich aufnehmen. Die Berant. wortung für die mit dem Kampf verbundene Wirtschaftserschütterung tragen jedoch ausschließlich die Unternehmer felbft
Neue Verhandlungen im bayerischen Metallfonflift. München , 7. September( Eig. Drahtbericht.) In dem Konflikt in der bayerischen Großmetallindustrie, bei dem es sich um die von den Unternehmern geforderte Berbindlichkeitserklärung eines durchaus unzulänglicheen Schiedsspruches handelt, follte am Freitag durch das bayerische Sozialministerium die Entfcheidung fallen. Nach erfolglosen dieser Behörde mit beiden Parteien und der darauf erfolgten Berichterstattung an das Reichsarbeitsministerium behielt sich die Regierung in Berlin die Entscheidung vor. Das Reichsarbeits ministerium will nochmals Berhandlungen beider Parteien an legen. Die Einladungen sind bereits ergangen. Die Entscheidung fällt voraussichtlich am Montag im Reichsarbeitsministerium.
Berhandlungen