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(49. Fortsetzung.) .Lwang ist das. Zwang, ob Sie sich ihm freiwillig unter- werfen oder nicht." Hilde nahm unlustig Abschied. Nein, das wohlgeordnete Gerede Doktor Werners hatte ihr noch nie einen Weg erhellt in den Sahren, seitdem sie ihn kannte. Sie ging nach Haus« und setzte sich an den Schreibtisch. Wem sollte der Brief gelten, den sie an- fing? Lieber Herr Edi? Lieber Drobauer? Entscheiden kann man nur selber. Der Rot anderer, darüber gab sie sich keinen Täuschungen hin, hat noch nie«inen eigenen Entschluß überflüssig gemacht und ihn dem blinden Zufall überlassen nein! Sie setzte die Feder an und schrieb: Lieber Herr Edi... Gewiß, fehlen würde sie drüben, bei ihm, weit mehr als im Zuge, wo sicherlich nur Drobauer schmerzlich berührt sein würde, daß sie nicht an seiner Seite war. Hier konnte sie niemand oermisien, da niemand sie konnte. Und dem armen Edi hatte sie besonders in diesem letzten Jahre viel Unrecht angetan. Freilich, er dürste sich getröstet haben. Aber das fühlte Hilde, daß diesmal ihr Fern- bleiben ihm nahegehen dürft«. Schließlich, auch da wird er sich trösten müssen. Also es blieb dabei....Lieber Herr Edi! Ich muß Ihnen eine Nachricht zukommen lassen, die mir wirklich nicht leicht fällt: ich kann bei der Einweihung Ihres Häuschens nicht mit Ihnen sein.. Eine Fülle von Entschuldigungen. Ja, aber welche Erklärung? Ich habe mich im Seziersaol in den Finger geschnitten das war vor etwa vier Wochen wahr und jetzt glücklicherweife schon ganz überwunden. Das war eine Lüge nein, Hilde wollte der Berpflichtung, die sie nun einmal eingegangen uxir, nicht entschlüpfen, sondern sich asten von ihr abwenden. Also die Wahrheit: Ich ziehe am ersten Mai mit den anderen über die Ringstraße... Dos war offen und die Wahrheit. Und Hilde schrieb es nicht. Setzte die Feder wieder an und schrieb es wieder nicht. Sie schämte sich nicht, dazu war wahrhaftig kein Anlaß, aber sie... genierte sich doch. Wenn Edi das in seinem Schlößchen las und wenn die anderen Gäste, Herren und Domen, ihn fragten, wo die Hilde Femlcitner sei und Edi unklug genug war, die Entschuldigung zu wiederholen, wie sie im Brief stand die Leute würden lachen, boshafte Bemerkungen machen, wie sie ja für keine ehrliche Regung Verständnis ausbrachten. Nein, sie sollte nicht der Gegenstand des Gelächters sein, das man in diesem Kreis« für ernste und gar sür Dinge des Gefühls hatte. Lieber die Unwahrheit? Hilde hotte entschieden ein Talent für die Diplo- matie. Sie fand den Satz:Es ist mir, glauben Sie mir, wirk- l'ch und wahrhaftig unmöglich zu kommen, fönst käme ich ja." Mochte sich Edi denken, was er wollte dos Bedauern klang aufrichrig, das war die Hauptsache. In diesem Satze war nichts erlogen und nichts zu erraten, und das war auch nicht un- wesentlich. Hilde atmet« erleichtert auf, als der Brief bis zur Unterschrift fertig und unwiderruflich war es war diese Entscheidung, ob einem gesellschaftlichen oder einem Volksfest beiwohnen, von größerer Bedeutung, als irgend jemand ahnen mochte. Sie selbst ahnte es. Der Drobauer ließ sich jetzt nicht sehen. Er hatte solche Tücken, daß er mitunter absichtlich verschwand,um nicht zu stören", sagte er, wobei er dasö" ganz nach den Vorschriften der Frau Neu- mann-Norrek, mit gespitztem Munde, aussprach. In Wahrheit suchte er die Dämonie seines Wesens aus der Ferne wirken zu lassen. So kam er jetzt nicht zu Hilde nach Hause, wo er manch- mal an Sonntagoormittagen erschien, und wartete auch nicht vor der Anatomie, er erschien auä, nicht im Kaffeehaus in der Josef- städter Straße, in dem Doktor Werner an bestimmten Abend- stunden zu treffen war und Hilde einmal in der Woche illustriert: Zeitschriften durchblätterte. Sie schrieb ihm schließlich ungeduldig: Geh ich am ersten Mai mit Ihnen oder nichk?" Da kam er sogleich und rief schon von weitem frohlockend:Also, Sie kommen mit, ich bin doch stärker als der Herr Gruber mit seiner ganzen Der- wandtschoft und allen seinen Jagdhäusern!" Sie? Sie fassen die ganze Sache ein bißchen zu persön- lich auf.". Theoretisch vollkommen richtig gesprochen!" Und jetzt wurde nur noch darüber geredet, wo sie sich treffen und dem Zug: anschließen wollten. Seit langer Zeit würden sie allein sein, konstatiert« Drobauer, denn sonst schleppten sie ja immer noch wen mit, den faden Doktor Werner, der imstande war, aus dem lebensvollsten Ereignis eine blutlose Vorlesung zu machen oder den Slowaken-Lackel so nannet ihn Drobauer den Svectovitz, der nur den Geburtstag Wodans feierte, und im übrigen seine Schuhe sparen wolle. In- mitte» der Hunderttausende allein Drobauer überhörte den Ein­wurf Hildens und erklärt«, daß diese Einsamkeit in der Meng« nicht weniger beglückend sein könne als jede andere Einsamkeit zu zweien, und daß sie auch, was immer man sage, die gleichen Ein- drücke zu bieten imstande sei. Das ungewohnt« Erscheinen Doktor Werners enthob Hilde der Mühe, die Variationen Drobauers über das ThemaEinsam und doch nicht allein" zu unterbrechen. Er erkannte die Situation schon von weitem, die Anwesenheit des Langen verriet ihm olles. Der Herr Drobauer hat Ihnen also wieder seinen Willen aufgedrängt, die Geister der 5bultur und die Verneinung der Kultur kämpfen um Sie." Also, die Dretyundert- oder Vierhunderttausend, die morgen aus der Ringstraße sein werden, hoben keine Kultur. Die findet man nur in Kafseehäusern der Innern Stadt." Ich geh' nie hin, wenn dos gegen mich gerichtet sein soll." sagte Doktor Werner.Aber Sie können doch nicht behaupten, daß es viel Kultur verrät, in ehernem Schritt, in Zehncrreihen am Parlament vorbeizuziehen. Was könnt« man in dieser Zeit lesen?" Ihr ganzes Leben ist Papier !" sagte Drobauer.Wenn Sie einmal sterben, was Gott bis zum ersten Mai verhüten möge, wird man Sie, statt wie einen alten General in die Kriegssahne seines Landes, in einen alten Pack Zeitungspapier«inHüllen. Sie denken Papier, leben Papier, dichten Papier, und wie es mit ihren sonstigen Lebensäußerungen beschoffen ist, weiß ich nicht."

von lAstuL MixrgfSsijUszr

Sehr schön gesagt," meinte darauf Doktor Werner,aber ich Hobe doch recht: Kultur ist..." Daß ein paar tausend Prolctarierbuben und Proletarier. mädel am Nachmittag die wundervollsten Turnübungen ausführen,

die nur durch andauerndes Training möglich sind, und daß sie noch heute verlaust« Hungergestolten wären, wenn nicht dreißig Jahre hindurch ihre Eltern am ersten Mai demonstriert hätten!" schrie Drobauer so laut, daß sich einige Kaffeehausgäste umwendeten. Bestreite ich nicht," sagt« Doktor Werner mit einer Hart« näckigkeit, die an ihm ungewohnt war,daß das ein« große

Leistung ist, aber die darf man nicht bezahlen, indem man seine eigene persönlich« Freiheit aufgibt. G:dankensr«iheit vor allem!" Selbst, wenn das wahr wör', so wär' es mit nichts zu teuer bezahlt," ries Drobauer wieder,lind dann: Aber lass' ma das! Schreiben S' Ihre Geschichten, in denen die«ine Gräsin glücklich und die andere unglücklich liebt, und lassen S' uns unsere Wege geh'n! Und die führen Fräulein Hilde von der Iosefstadt, Lerchenfelder Straße zum Rothaus !" Es ist ein leuchtender, warmer, musikfroher, von Fahnen um- flatterter, von hellen Sängerstimmen durchfluteter erster Mai in diefem Jahr! Ein« einzige wogende Menge schiebt sich durch die Straßen, der Alltag ist aus ihnen gebannt, kein Straßenbahn- geläute, kein« Großstadthast, ein Grüßen und Bewundern,«in Rufen und Staunen. Stramme Gestalten in gleichfarbigen An- zügen, ans taktmößige Marschieren nach von der Militörzeit her gewohnt, Burschen und Mädel in heller Turnerkleidung, armselige, abgemüht« Menschen, denen es schwer fällt. Schritt zu halten, und die sich doch abmühen, stramm zu tun und ihr Humpeln wenigstens für einig« Viertelstunden zu verbergen. Sie olle fühlen, daß jeder einzelne nicht Statist, sondern wahrhaftig selbst Akteur in dieser außergewöhnlichen Begebenheit ist, die sich alljährlich wieder- holt und alljährlich neu den Mitwirkenden und den Zuschauern einen großen Gedanken ins Bewußtsein ruft. Diese Empfindung strafst die Rücken der Gebeugten, hebt die Beine der Müden, ordnet die Reihen der Starten und Zukunftsgewissen zu mili- tärischer Exaktheit. Ja. es gilt, vor den Lauen. Bequmien und Feindseligen, di« da an den Straßenrändern postiert sind, vor den Zuschauern und vor der Geschichte, die über ihnen und über den Marschierenden wacht, zu paradieren, und ein jeder, der jüngste Bub, der singend mitzieht, und die verwelkt« Greisin, die sich noch einmal in die Wärm« des Frühlings und des Beisammenseins mit so vielen Gleichgesinnten hinausschleppt, wünscht gute Figur zu machen und sich des erhebenden Augenblickes würdig zu erweisen. Vor Hilde gingen im Zug« einige mühsalbeladen« Kleinbürger mit ihren Frauen, man sah es ihnen an. daß sie in der Eintönig- keit ihres Daseins nicht oft gewaltige Ereignisie in ihrem Leben mitgemacht hatten. Aber sie, lauter Nichtse im ganzen Jahr, die es im Blut ererbt erhalten hatten, vor einer Behörde zu erschauern, als Glück schon etwas zu empfangen, was den meisten Menschen sehr unbedeutend erscheinen würde und nur im Unglück Tod. Krankheit, Schicksalsschläpe im Geschäft auf einer Stuf« mit allen zu sein, diese zerknickten, verbeulten und verbogenen Menschen sind jetzt stolz, erfüllt von Gefühlen, di« einen Helden in den Stunden des Triumphes erhöhen mögen, Werkmeister einer geschichtlichen Aktion, deren Erfolg sich im unbehinderten Zuge und in den flatternden roten Fahnen kundtut. (Fortsetzung folgt.)

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RätseI=Ecke desAbend miiiniiiiniinmminiimmiiMmiiiniifliiiiiiiiniiiniiimiiiiniiiiiiiiiiniiiiiiiiniiiHmniniiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimnminiiiiiiimniiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiniiiiiuiiiiiiiii

Kreuzworträtsel.

Wagerecht: 1. Erdart: 4. Schweizer Nationall�eld: 8. eng­lisches Bier; 9. Vorgebirge in Spam«»: 19. Staat in Südamerika : 12. Bauart: 13. Zentrum: IS. Musikstück für zwei Personen: 17. Trinkgesäß: 20. Blutgesäß: 22. elegantes Damcnkleid: 24. chemi­scher Grundstoff: 25. Gewässer: 26. räumlicher Begriff-, 27. Feier. Senkrecht: 1. Fisch: 2. Hoherpriester: 3. K'opsbedeckung: 5. Vogel: 6. Gedichtart: 7 weiblicher Vornan«: 11. Fluß in Schleswig-Hol- stein; 12. Fisch-, 14. Siojsart: 16. Honigzelle: 17. geographischer Be- griff: 18. Blum«: 19. Teil de? Gartens: 21. Fluß in Rußland -, 23. ägyptische Gottheit der Kirnst(ch 1 Buchstabe). Jigurenrätsel. 1-s- 2-- Werkzeug 1-st 3 Haustier 4-j- 2 Krebsart 4 4+ 3- Insekt

Disilenkartenrätsel. : K A N

BERTA BIER!

Durch Umstellen der Buchstaben erfährt man, wo die Dam« an» gestellt ist. Silbenrätsel. be drei chen diph e e«b en ent erbs ex fan ge gel gow i i in lan I« lit ment mo na org ra ri rich schach to te te rel ter ti tto tis trem tu un wald wegs ze zwei. Aus vorstehenden 44 Silben find 20 Wörter zu bilden, deren Ansang?» und Endbuchstaben, von oben nach� unten gelesen, eine Lebensregel ergeben. 1. Landschast: 2. Speise: 3. Truppenteil: 4. Behälter: 5. etwas besonderes; 6. Geplauder; 7. Urzustand; 8. nicht daheim; 9. Mundwasser;

10. nicht ganz: 11. Götterwohnung: 12. Stacheltier: 13. Krankheit; 14. männlicher Vogel: 15. Ort im Spreewald; 16. Waffe: 17. Be- hälter; 18. Männername; 19. Naturerscheinung: 20. Schisfstyp. Geographisches Füllrätsel. ....... Stadt in Schlesien ....... Stadt im Spreewald ....... Stadt in Pommern ....... Stadt in Westfalen ....... Stadt im Erzgebirge ....... Stadt in Sachsen ....... Stadt in Posen Stadt im Harz Stadt in Pommern Stadt im Rheinland ....... Bad in der Sächsischen Schweiz Stadt in Wcstpreußen. Die Punkte bzw. Striche sind durch Orte in der angegebenen Gegend auszusüllen. Die mittelste senkrechte, durch Striche be­zeichnete Reihe nennt eine Stadt in Bayern . Zahlenrälsel. 1234SS789 10 Verstorbener Parteiführer 2 4 5 10 Nebenfluß der Aller 3 5 2 7 5 6 Stadt in der Steiermark 4 5 3 3 5 10 Teil eines Hause» 5 10 456656 Begreisen 6 2 10 6 5 6 Nordische Schicksalssrauen 7 10 21 755 10 5 Wa'.dsrucht 8 1 4 5 9 10 Zurück 9 2 1 5 10 8 3 5 Selbstregicrung 10 5621155 Berühmtheit is.

Auflösungen der Rätsel aus voriger Rümmer. Kreuzworträtsel: Senkrecht: 1. Bild: 2. Lea; 3. Haag: 4. Anna; 5. Leine; 6. Ekuador : 7. Ruhr; 8. Nite; 12 stai; 15. Hera ; 16. Wien : 18. Eule; 20. Ares ; 22. Rossini; 26. ten: 27. Adam-, 28. Edam ; 29. Tann; 31. Oman : 33. Maas : 35 Ax:: 36. Gin. Wagerccht: 5. Litbermann; 9. Hcla: 10. Gliom; 11. Cid: 12. Huhn; 13. Ale; 14..Haar: 17. 1«; 19. via: 21. Ortrud: 23. Hcrero; 24. AU: 25. Ney: 28. Esel; 30. Udo; 32. Odin ; 33. Man; 34. Lama: 36. Gans; 37. Maximilian. Silbenrätsel: 1. Ungeziefer: 2. Eberesche: 3. Backobst: 4. Ueberfluß: 5. Nähetui: 6. Gabe; 7. Magnesium; 8. Ahorn; 9. Ehaije: 10. Tausend. Hebung macht den Meister. Z a h k« n r ä t s e l: Orientcrpreh. Rose, Zrene, Export, Nixe, Tinte. Eisen, Terxes, p ersten. Reise, Essen, Sense, Stier. Dokalwechsel: Mitte, Matte. Motte. Buchstabenrätsel: Wal , Znn, Leo. Hut, Ems, Lid. Mut, Los, Ilm , Eva, Bär, Kur, Not, Eid, Eid, ham, Te«. Wichelm Liebknecht.