Weniger strafen, mehr vorbeugen und verhüten!
Die Aktiengesellschaft für Eigentumsschuh hatte für gestern zu einem Vortrag geladen, den der bisherige Leiter der Berliner Kriminalpolizei, Regierungsrat Dr. Hagemann, vor zahlreichen Vertretern von Behörden und Gesellschaften über das Thema:„ Die Berliner
laffen. Diese Zeit nügt der Geschäftseinbrecher. Er arbeitet immer nur nach forgfältigster Borbereitung. Dazu bedarf es eines Erkunders, des Baldomerers, der Kenntnisse von günstigen Einbruchsgelegenheiten früher Tipps, jeg: An nonfrüher Tipps, jeg: Annon cen genannt Beute, manchmal auch gegen bare Bezahlung weitergibt. Die besitzt und sie meist gegen Beteiligung an der Einbrecherwelt und ihre Eigenart" hielt. Annonce muß dann auf ihre Güte sorgfältig untersucht werden, was Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Oberverwaltungsgerichtsrat sehr viel leichter ist als es scheint. Wem fällt es auf, wenn Dr. Lindenau, teilte mit, daß die Aktiengesellschaft für Eigenin den großen Geschäftsblocks Leute durch die Höfe gehen, die tumsschutz für die zu ihrem Konzern gehörende Berliner Treppen hinaufsteigen, durch die Wert- und Fabrikräume irren, fich Wach- und Schließgesellschaft als Leiter nunmehr den nach einer Firma oder einer Adresse erkundigend? Dabei werden früheren Kommandeur der Berliner Schutzpolizei , Kaupisch, ge- agepläne angefertigt, mit kritischem Blick die vorhandenen wonnen hat, der gestern sein Amt antrat. Sicherungsvorrichtungen geprüft, Fahrstuhlgerüste und
In seinem sehr interessanten Vortrag führte dann Dr. Hage=
mann aus:
Gewiß tönnte man einen Vortrag über dieses Thema auf verschiedene Art anlegen, Man fönnte von der juristischen Seite ausgehen, oder man fönnte das friminalistische und kriminaltaftische Problem in den Vordergrund stellen. Aber gerade diese Behandlung scheint weniger angebracht angesichts der Veranstalter dieses Abends. Dient doch die Arbeit der Gastgeber nicht so sehr der Aufdedung begangener strafbarer Handlungen, als ihrer Ver. hüfung. Wäre das Verbrechen, wie frühere Borstellung wohl angenommen hat, ein lebel, das nur den einzelnen betrifft, dann wäre allerdings mit der Unschädlichmachung dieses rechtsbrechenden Individuums alles geschehen, was geschehen tönnte. Das Mittel der Bestrafung wäre ausreichend. Doch die Ueberlegung, daß alle Ursachenketten an irgendeinem Buntte immer über den einzelnen hinausgehen: in die Gesellschaft, die Jahrtausende vor dem Individuum, das zu ihr gehört, gelebt hat, läßt diese Anschauung als unrichtig ertennen. Die zwingende Folge ist der Uebergang vom individualen Mittel zum sozialen mittel.
Gelingt es aber, das foziale Mittel anzuwenden, die Verhütung, so tritt das Uebel erst gar nicht ein.
Im Grunde befämpfen wir immer noch das Berbrechen mit dem individualen Mittel und glauben, es fei alles geschehen mit der Verhängung einer Strafe. Die Statistik der Rüdfälligen spricht dann allerdings eine ernste Sprache und beweist den Widerfinn einer solchen Behandlung. Nun wäre es allerdings eine Utopie, das Verbrechen durch das soziale Mittel der Wohlfahrtspflege, der Hebung des Lebensstandarts überhaupt aus der Welt zu schaffen. Die Hilfe muß daher auch noch von einer anderen Seite tommen. Sie tann nur in der Gemeinsamteit der Abwehr bestehen. Der Gedanke, daß es eine staatsbürgerliche Pflicht jedes einzelnen Boltsgenossen ist, alles zur Abwehr der Berbrechen zu tun, muß der Ausgangspuntt für die Anwendung sozialer Mittel sein. Gesamtabwehr ist notwendig.
Die Möglichkeit, durch die Beschaffung technisch vollendeter Sicherungsmaßnahmen, durch Annahme von gutgeschulten Wächtern diesem Gedanken der Gesamtabwehr Rechnung zu fragen, ist gegeben.
Der Eingriff in eine fremde Rechtssphäre durch rechtswidrige Wegnahme fremden Eigentums ist meist so unendlich unkompliziert, daß es nicht wundernehmen kann, daß der Diebstahl das häufigste Delitt ist. Die Eigenschaften des Diebes liegen unbestreitbar zum großen Teil in feinen förperlichen Fertig feiten, zum Teil aber auch in seinen Kenntnissen auf technischem
auslegungen für die erfolgreichen Winbrecher, Berbindet sich Bor: hiermit eine bis zur Wagehalsigkeit gehende Kühnheit, schnelle Entschlußtraft nhb eine gehörige Portion Dreiftigkeit, so find die allgemeinen Grundbedingungen für Erfolge gegeben. Allein damit ist es allerdings nicht getan. Wenn ein Einbrecher in seinem Fach etwas gelten und leisten will, so muß er sich, wie schon angedeutet, fpezialisieren. Zu einer Geltung unter seinesgleichen bringt es nur der Einbrecher, der Berufsverbrecher ist. Wir verstehen unter Berufsverbrecher den, der sich ganz bewußt außerhalb der Gesetze der Gesellschaft stellt und nichts anderes will, als durch Begehung von Straftaten seinen Unterhalt verdienen. Der richtige Berufsverbrecher wird in der Regel Einbrecher fein oder gewesen sein; durch die Schule des Diebstahls sind sie fast alle gegangen. Will man unter ihnen flaffifizieren, so fönnte man in Berlin zwei große Gruppen unterscheiden:
die Geschäfts- und die Wohnungseinbrecher.
50 Jahre Berliner Blindenanstalt.
Die städtische Blindenanstalt in Berlin beging am 8. September thr 50jähriges Jubiläum. Zurzeit sieht das Institut unter der Leitung des Direktors Ernst Niepel( im Oval).
Feuerleitern auf ihre Eignung, bestiegen zu werden, besichtigt, Kanalifationsschächte einer Prüfung unterzogen, über ihren Verlauf von der Straße zum Grundstück. Vor allen Dingen werden die Rollen
unter den Tatgenossen gendu verteilt. Die meisten Einbrecher Rolonnen" bestehen aus zwei bis vier Mitgliedern. Selten sind es mehr. Selbstverständlich übt die größte An ziehungskraft auf den Einbrecher immer die Gelegenheit aus, bei der die größte Beute winft oder eine solche, deren Verwertung die geringsten Schwierigkeiten macht. Das ist selbstver ständlich bei Bargeld der Fall. Dies pflegt aber in der Regel unter besonderen Sicherungsmaßnahmen im Tresor oder im Geldschrank aufbewahrt zu werden. Die Deffnung eines fogenannten feuerfesten Schrankes verlangt nun allerdings eine Arbeit, die nicht nur besondere Kenntnisse voraussetzt, sondern auch größte Anforderungen an Ueberlegung und an das Ertragen förperlicher Strapazen stellt. Der Geldschrankknacker bildet daher die Elite der Einbrecher. Der wahre Grund für die Erfolge der Einbrecher find um das Kind beim richtigen Namen zu nennen in der Mehrzahl aller Fälle Sorglosigkeit und Gedanken= losigkeit, mit der so häufig große Werte fich geradezu selbst überlassen bleiben.
Ihre Arbeitsweise ist grundverschieden. Die Befonderheit des Geschäftseinbrechers ist in Berlin wie wohl in den meisten anderen Großstädten zu erklären aus der Citybildung, die fich ja auch bei uns in den letzten 20 Jahren in immer steigendem Maße vollzogen hat. Bon Sonnabend nachmittag bis Montag früh find die Straßen und Häuser der Geschäftsviertel nahezu verfür
PROGRAMM
für die Zeit vom
11. bis 13. September
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Potsdamer Straße 38 Wetterleuchten mit Camilla Horn . John Barrymore
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Panzerplatten und Sicherungsvorrichtungen allein fun es nämlich nicht, ebensowenig wie die menschliche Aufmerksamkeit allein genügt. Beide müffen zusammenwirken. Bieles von dem über den Geschäftseinbrecher Gesagten hat auch den Wohnungseinbrecher Gültigkeit. Insbesondere ist
der wahre Grund seiner Erfolge derfelbe. Immer wieder Ht es ber mangelhafte Schuh der Wohnung: Schlösser, die mit jedem Hafen im Augenblick geöffnet werden können, papierdünne Türfüllungen, mit jedem Taschenmesser herauszuschneiden, offene oder ungesicherte Fenster und dergleichen. Der Wohnungseinbrecher arbeitet in der Regel ohne längere Vorbereitung; er ist mehr auf Erfassung des Augenblics gestellt als auf planmäßige Ueberlegung.. Das soll nicht heißen, daß nicht auch er baldomert oder baldomern läßt. Meist aber folgt unmittelbar dem Erkunden der günſtigen Gelegenheit auch schon die Tat. Der Wohnungseinbrecher, der meist nur zu zweit auf Tour geht", arbeitet unge heuer schnell. Wenige Minuten müssen im allgemeinen genügen, um verfchwinden. Dafür begnügt er sich aber auch selten mit einzubringen, lohnende Beute zusammenzuraffen und zu einem Coup, vielmehr verübt er am selben Tage meist
eine ganze Reihe von Einbrüchen, häufig sogar in Häusern, die nicht allzu weit voneinander entfernt liegen. Vor einigen Jahren wurde festgestellt, daß zwei in der angeführten Weise zusammenarbeitende Einbrecher in faum drei Jahren 300 bis 400 Wohnungseinbrüche, in verschiedenen Städten Westdeutschlands ausgeführt hatten. Solche Refordeinbrecher sind nicht so selten, wie man glaubt. Gerade der Diebstahl bietet ja der Kriminalpolizei so wenig sichete Anhalts= punkte für den Täter, wie faum ein anderes Délitt. Auf der Nachweis von Tatsachen tommt es an; die noch so wahrscheinliche Rombination genügt nicht. Was nicht unum stößlich bewiesen ist, bestreitet der berufsmäßige Einbrecher, der die Einstellung der Gerichte aus der Teilnahme an unendlich vielen Verhandlungen als Kriminalstudent genau fennt. Hinzu kommt noch ein außerordentlich straffer Korps. geist und ein zunächst unerklärliches Eintreten für einander, das fich aber bei näherer Kenntnis der Verhältnisse als auf sehr nüchternem Beweggrunde aufgebaut erweist. Abhilfe schaffen tann eben nur eine
Berteilung der zu leistenden Bekämpfungsarbeit auf viele Schultern. Die beste Alarmanlage müßt nichts, wenn nicht gleichzeitig dafür gesorgt ist, daß ein Wächter herbeizilt. Noch einen dritten darf man als Bundesgenossen in diesen Kreis aufnehmen: die Ver= sicherung. Sie ist es, die bei richtiger Einschaltung die Opfer, die einstweilen für die Gesamtabwehr zu bringen nur einzelne bereit sind, auf möglichst viele verteilt.
So münden letzten Endes die Ausführungen, die von der So= ziologie ihren Ausgang nahmen, wieder bei ihr. Ihr Ziel ist nach einem genialen Worte Auguste Comté's : Erkennen. um vorauszusehen, voraussehen, um vorzusehen.
An der Friedhofsmauer niedergeschossen.
Mit schweren Schußverlegungen wurde in der vergangenen Nacht gegen 11 Uhr an der Mauer des Städtischen Friedhofes in der Seestraße ein zunächst unbekannter Mann bewußtlos aufgefunden, der in das Paul- Gerhardt- Stift gebracht wurde. Hier stellten die Aerzte einen Stedschuß im Halse und einen zweiten im rechten Unterarm fest. Der Verlegte wurde als der 35 Jahre alte Schmied Ernst Böttcher aus der Gartenstraße 29 feftgestellt. Er konnte noch nicht vernommen werden. Man weiß deshalb nicht, wie der Mann zu den Berlegungen gekommen ist.
Eine Sonderzugfahrt am 16. September.
Die Reichsbahndirektion Berlin veranstaltet am 16. September eine Sonderfahrt 4. Klasse mit 33% Pro3. Fahrpreisermäßigung nach Warnemünde . Der Fahrpreis beträgt hin und zu=
rüd 10 Mart. Außerdem beſteht die Möglichkeit, in Inclus an den Sonderzug eine Seefahrt mit dem großen Trajektschiff von Warnemünde nach Gjedser in Dänemark zum ermäßigten Preise con 6 M. hin und zurück zu unternehmen. Der Sonderzug verläßt den Stettiner. Bahnhof um 6,04 Uhr, den Bahnhof Gesundbrunnen um 6,11 Uhr und trifft in Rostock 9,46 und in Warnemünde unt 10 Uhr ein. Die Rückfahrt erfolgt ab Warnemünde 20 Uhr, ab Rostoc 20,20 Uhr. Die Ankunft in Berlin auf Bahnhof Gesundbrunnen 0,02 und auf dem Stettiner Bahnhof 0,08 Uhr. Der Fahrkartenverkauf beginnt am Montag, dem 10. September, bei den Fahrkartenausgaben Stettiner Bahnhof und Gefundbrunnen sowie bei den Ausgabestellen des Mitteleuropäischen Reisebureaus im Botsdamer Bahnhof, Bahnhof Friedrichstraße Kaufhaus des Westens und Reisebureau Wertheim.
Eichwalde : Mittwoch, 12. September, 20 Uhr, außerordentlich wichtige Mitgliederversammlung.
Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin und Umgegend.( Nachdr. verb.) Nach vorübergehender Trübung am Tage wieder heiter und mäßig warm, westliche Winde. Für Deutschland : Nach kurzer Trübung wieder rasche, westostwärts fortschreitende Besserung.
KINO- TAFEL
Südwesten
Osten
Film- Palast Kammersäle Concordia- Palast Teltower Str. 1-4. W. 6, Sbd. 5, Stg. 4 U. Andreasstraße 64
Angst
Kolibri Lichtspiele Viktoria- Lichtbild- Th.
Süden
Der Arizona- Tiger mit Tom Mix Jackie, der Schiffsjunge. mit Jackie Coogan
Bühnenschau Jugendliche haben Zutritt
In Werder blühen die Bäume
Ur- Berliner Lustspiel
( Passage)
Eva in Seide
nach dem Roman Nuttchen" Das gute Beiprogramm
Tempelhot
Tivoli- Lichtspiele
Die Dame und ihr Chauffeur m. Elsab. Pinajeff, Jack Trever Susannes erstes Abenteuer
Bühnenschau
Beg. W. 6.15, 9. Stg. ab 4 Uhr
Der Dämon mit Paul Wegener Der Jazzkönig von New York Luisen- Theater
Reichenberger Straße 34
Polly, die Tänzerin von Priske Flucht aus der Hölle Bühnenschau
Filmeck Beginn W.: 5.30 Uhr
Skalitzer Straße, am Görlitzer Bahnhof
Der Ladenprinz Alles für Euch!
Große Ausstattungs- Revue
Neukölln
Passage- Lichtspiele
Neukölln. Bergstraße 151-152
Der Tanzstudent Mein Pappi
Bühnenschau Jugendliche haben Zutritt
Nordwesten
Welt- Kino
Alt- Moabit 99
Sensation im Zirkus Belprogramm und Bühnenschau
Norden
Pharus- Lichtspiele
Müllerstr. 142
Vom Täter fehlt jede Spur Das Girl von der Revue mit Dina Gralla
Müllerstraße, Ecke Seestraße
Don Juan, der große Liebhaber Luxus- Revue: Bei uns, und so..!
Kosmos- Lichtspiele Metro- Palast
Lichtenberg , Lückstraße 70-73
Die Polizeiflieger v. Kalifornien Emil und Schlemihl unter Menschenfressern Bühne: Gastspiel Die Ohrfelge
Chausseestraße 30
Das Dorf der Sünde Der Ladenprinz Bühnenschau
Gesundbrunnen
,, Alhambra"
Alt- Friedrichsfelde 3, Ecke Rosenf. Str. Badstraße 58
Das Spreewaldmädel mit Cl. Rommer
Eheketten( 8 Akte)
Humboldt- Theater
Badstraße 19
Das Sündenschiff
Der Kompagnon des Banditen Große Bubnenschau
Kristall- Palast
Prinzenallee 1-6
PROGRAMM für die Zeit vom
11. bis 13. September
Der seltsame Fall eines Arztes Bürgergarten- Lichtsp.
Opfer
Große Bühnenschau
Marienbad- Palast
Badstraße 35/36
Der seltsame Fall eines Arztes Wild- West- Schau
mit Hoot sibson Große Bühnenschau
Ballschmieder- Lichtsp.
Palast- Theater
Breite Str. 21 a.
Der seltsame Fall eines Arztes
mit Conrad Veldt
Die Königin des Varietés
Hauptstr. 51 und Lindauer Straße
Emil und Schlemihl unter Menschenfressern
Tom- Mix- Fi m Bühnenschau
Charlottenburg
Schlüter- Theater
Schlüterstr. 17. W. 7, 9.15. Stg. ab 4U.
Das Hannerl vom Rolandsbogen
0 Jugend, wie bis. du so schön
Alhambra
Schöneberg, Hauptstr. 30 Stephan 1505 Mein Leben für das Deine
Die Geisterfarm Bühnenschau
Nieder- Schönhausen
Film- Palast
Blankenburger Str.+
Hauptstraße 43 6.30, 9, S. 3.15, 5, 7, 9 U Seine Hoheit, der Dienstmann Wolkenkratzer
Steglitz
Titania- Palast Beginn:
6.30, 9 U.