Arbeiierwohlfahri. Errichtung einer Schule für Wcchlfcchrtspflegerinnen. • De? Hauptausschich für Arbeiterwohlfohrt eröffnet am Z6. Oktober 1928 eine Wohlfohrtsfchrilc, die den Namen Wohl- fahrtsfchule des H a u p t a u s f ch u f f e s für Arbeiter- Wohlfahrt trägt. Die Leistungen der Schule entsprechen den staatlichen Anforderungen an die Ausbildung von Wohl- f a h r t s p f l e g e r n(i n n e n), der zweijährige Lehrgang wird mit einer Prüfung abschließen, die Voraussetzung für die staatliche An- erkennung von Wohlfohrtspslcgcrn(innen) ist. Die Schule wird durch ein Kuratorium geleitet, das aus folgenden Mitgliedern besteht: Hedwig Wachenheim , Aegierungsrat, M. d. L., als Vor- sitzende des Kuratoriums, Marie Juchacz , M. d. 31., als Vorsitzende des Hauptausschusses für Arbeitsrwohlfahrt, Käthe Buch- r u ck e r als Geschäftsführerin des Hauptausschusses für Arbeiter- Wohlfahrt. Louise Schroeder , M. d. R., Dorothea Hirsch- teld, Ministerialrat, Dr. Walter Friedländer. Stadtrat, Klara W e y l, Stadträtin, Dr. Hans Maier. Ministerialrat, Minna Todenhagen , Stadtverordnete, Dr. E r n a M a g n u s als hauptamtliche Lehrkraft der Schule. Das erste Schuljahr wird von Oktober bis Mai dem theo- retischcn Unterricht und von Juni bis September der praktischen Arbeit gewidmet sein. Im zweiten Schuljahr wird die Zeit vom Oktober bis Februar durch theoretische Arbeit, von Februar bis April durch praktische Arbeit und vcpi Mai bis September wiederum mit theoretischer Arbeit ausgefüllt sein. Der theoretische Unterricht findet in den Nachmittagsstunden statt. Der Lehrplan umfaßt die Gebiete: Wirtschaftskunde: Regierungsrat Dr. Hilde Oppen- heimsr; Staatskunde: Regierungsrat Hedwig Wachenhsim. M. d. ß.; Rechtskunde: Stadtrat Dr. Wolter Friedländer; Sozialpolitik: Louise Schroeder , M. d. R.; Wohlfahrtspflege: Ministerialrat Dorothea Hirschfeld : Iugendwohl- fahrt: Stadtrat Dr. Walter Friedländer: Psychologie: Dr. Siegfried Vernfeld: Pädagogik: Dr. C. Mennick«: Ge- sundheitspflege: Dr. Meyer-Brodnitz: Arbeiterbewe- g u n g: Dr. Erna Magnus und Regierungsrat Hedwig Wachenheim , M. d. L.: Sozialethik: Toni Pfülf , M. d. R.: Berwal- t u n g s k u n d e: Dr. Erna Magnus: Gymnastik: Lisa Albrecht . Der Hauptausfchuß für Arbciterwohlsohrt hatte bisher keinerlei Einfluß auf die Ausübung junger Menschen, für den dem Prole- tariat so wichtigen Fürsorgeberuf. Die Eröffnung einer eigenen Wohlfahrts schule wird ihm diesen Einfluß geben und ihm gleichzeitig ermöglichen, die Schüler im Geist« der Arbeiterwohlfahrt her- anzubilden. Die Wohlfahrtsschule wird tn besonderem Maße auf Schuler Rücksicht nehmen, die aus den arbeitenden Schichten stammen. Sie soll gleichzeitig eine Heimstätte für die Bildungsarbeit der gesamten Arbeiterwohlsahrt werden. Das Heim der Schule wird gegenwärtig in Berlin SW.(58, Lind«nstr. 3, hergerichtet. Auskunft über Anmeldung, Zulassungsbsdingungen. Unter- bringung auswärtiger Schüler erteilt die Geschäftsstelle, vorläufig Belle-Alliance-Platz 8. ,*
Manövergäste. llnd die guten Wünsche der Kommunisien. Die kommunistische„Welt am Abend"' veröffentlicht einen Be- vicht über die Reichswehrmanöver in d«r Uckermark. Man findet darin die salzenden Sätze: „Auch Manöoorgä.ste waren erschienen Reben einigen a ri; e ntinischen Offizieren wurden dreiFührer der Roten Armee begrüßt, die zu Studienzwecken gekommen waren. Man hatte ibnen einen deutschen Ofsi-ier otwchiert, der versuchte, sie möglichst wenig sehen zu lassen. Hoffentlich ist es ihm nicht geglückt." Sie sind eben echte Militaristen— für Rußland .
Kommunistische Meinungsfreiheit. Wer eine Meinung hat, wird verfolgt. Der kommunistische Landtogsabgeordnete Tittel führte auf dem Weltkongreß in Moskau über die KPD . aus: „Die Initiative der Partei von unten ist gelähmt durch eine Ueberbureautratifierung und Mechanisierung der Parteiarbeit und wegen der Verpönung jeder Anregung von unten her. Di« Genossen fchr«cken davor zurück, in einer Über lokale Dinge hinausgehenden Frage eine An- regung zu geben, einen eigenen Gedanken auszusprechen, weil sie fürchten, von der P a r t e i b ure a u k r a ti e ge- rüffelt oder verfolgt zu werden."
Gras Brockdorff- Tschitschen'ns Kreund Stettin. 11. Sspt«mb«r. Der russische Bolkskommissar für auswärtige Angelegenheiten. Tschitschsrin, sprach dem stellvertretenden Staatssekretär im Auswärtigen Amt , Ministerialdirektor Köpke, aus Anlaß des Todes des deutschen Botschafters in Moskau . Grafen Brockdorff- Rantzau, telegrophisch sein Beileid aus: „Plötzlicher Abgang meines bewährten persönlichen Freundes, unermüdlichen Kämpfers für Freundschaft unserer Staaten, für mich tief schmerzlicher Schlag und unersetzlicher Der- lust. Sein Andenken bleibt mir für immer«ingegraben, gehört zum teuersten in meinem Leben." Ein Gchimpfbold verurteili. Areiburg im vrcisgau. 11. September. Das Schöffengericht Freiburg verurteilte heute den verantwort- lichen Redakteur der Zeitschrift„Der Markgräfler". Auer, in Lörrach wegen Beleidigung de» Staatspräsidenten Dr. Remmele zu 200 M. Geldstrafe, evtl. 20 Tagen Gefängnis. Der Markgröfler hatte im Zusammenhang mit der Ehrung der beiden Träger des Friedens- Nobelpreises Professor Quidde und Bouisson-Paris am 11. März d. I. in Freiburg geschrieben, daß die Führer der Pazifisten ins Zucht- Haus, die Anhänger ins Narrenhaus und beamtete H e r? e n, die den Landesverratsaposteln gratulierten, in« P f r Ü n d n e r h a u« gehörten. Der Staatspräsident hatte dieser Reranstaltung als Beauftragter der badischen und der Reichsregierung beigewohnt und den beiden Nobelpreisträgern gratuliert.
Die tapferen Demokraten. Gemäß den Richtlinien der Thürin- per Demokraten hat der Abgeordnet« Prof. Krüger neue VerHand- lungen aufgenommen mit dem Ziel, eine Regierung auf der Grundlage der alten Koalition wieder zufammenzu- bringen. D.c Entscheidung der übrigen Parteien ist für Donners- tag zu erwarten. Zum Mut ,» Neuwahlen langt? nicht.
Oer andere Briand.
lasse diesmal die Staffage in der Garderobe, beim Reden ist sie doch nur hinderlich.''
Cnglant für und Abschluß der Gene Genf . 11. September. Die Vollversammlung des Völkerbundes schloß am Dienstag vormittag die Generaldebatte ab. Der Delegierte der Tschechoslowakei ging im Verlauf seiner Ausführungen sofort. auf die Minderheitenfrage los und versuchte nachzuweisen, daß der Völkerbund zur Errichtung einer ständigen Minderheits- k o m m i f f i o n, zu der zwar bisher kein formeller Antrag vor- liegt, der aber von verschiedenen Ländern als notwendig anerkannt wurde, weder das Recht noch die Pflicht habe. Die Minderheiten- fchutzoerträge feien auf Grund der Friedensverträge zwischen ein- zelnen Staaten abgeschlossen worden, und der Völkerbund habe infolgedessen nicht das Recht, Erweiterungen oder Abänderungen an ihnen vorzunehmen. Ohne ein einziges seiner Argumente logisch durchzuführen, bezeichnete er mit einer Verbeugung gegen Briand ,„den großen Apostel des Friedens", wie dieser die Min- derheitenfrage als eine Gefahr für den Frieden, ohne allerdings ein Mittel gegen diese Gefahr zu nennen. Der Vertreter der Südafrikanischen Union , Smit, forderte alle zipilisierten Staaten— wobei er wohl hauptsächlich. an die Mandatsinhaber dachte— auf, zu verhindern, daß bisher friedliche Rassen die Methoden moderner Kriegs führung kennen lern- ten. Wenn, sagte er nicht ohne Bitterkeit, Eingeborene überhaupt etwas von moderner Kriegsführung wissen, so haben sie das den zivilisierten Völkern zu danken. In Wahrheit tragen sie nicht das geringste Verlangen nach diesen Fähigkeiten, die gewisse Leute für eine Notwendigkeit der Zivilisation halten, und sie sind darum nur glücklicher. Südafrika werde mit Freuden an einer Abrüstungekonferenz teilnehmen. Der englische Hauptdelegierte Lord Cushendnn betonte, daß keine Frage wichtiger sei als das Abrüstungsproblem. Die Enttäuschung des Reichskanzlers über die Langsamkeit des Fortschreitens könne er durchaus verstehen. Er selbst teile diese Enttäuschung und wisse, daß auch bei anderen Delegationen diese Ausfassung vorhanden sei. Der Reichskanzler würdige die Schwierigkeiten nicht in ihrem vollen Ausmaße. Wenn er die dring- lichste Aufgabe der Völkerbundsversammlung darin sehe, einen Be- schluß zu fassen, durch den die Hoffnung auf Abrüstung verwirklicht werde, so stimme er dieser Auffassung nicht zu, denn kein Beschluß der Völkerbundsversammlung werde dieses Ziel erreichen können. Die Völkerbundsversammlung könne nur den Wunsch nach Abschluß der Arbeiten und die Enttäuschung über diesen noch nicht erfolgten Abschluß zum Ausdruck bringen. Nach einem Hinweis darauf, daß Artikel 8 des Völkerbundspaktes die Herabsetzung der Rüstungen mit dem für die nationale Sicherheit und die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen nötigen Minimum in Verbin- dung bringe, erklärte er, daß jeder Skaai das dafür nötige Maß selbst festsetzen müsse und daß gerade darin die eigentlichen Schwierigkeiten liegen. Bei der Derschiedenheit des Wertes der einzelnen Kriegsinstrumente sei es außerordentlich schwer, einen brauchbaren Maßstab zum Vergleich aufzustellen. Jeder Staat werde den für ihn nötigen Rüstungsstand von den Bedürfnissen abhängig machen, die ans seiner geo- graphischen Lage und anderen Faktoren entstehen. Mit einer Eini- gung zwischen einzelnen Staaten in dieser Frage sei es durchaus nicht getan, da ein auf diese Weise erzieltes Kompromiß anderen Staaten unannehmbar erscheinen könnte. Die Vorbereitung des Abrüstungswerkes erfordere daher viel Geduld. Man dürfe aber nicht vergessen, daß der aufrichtige Wunsch nach Erfolg auf ollen Seiten vorhanden sei, das betone er mit Nachdruck. Unter Zitierimg der bekannten Zahlen über die englische Abrüstung legte Lord Cushendun dann dar, in welchem Umfange England gegenüber der Vorkriegszeit sein Flottenpersonal, die Zahl der Schiffe und ihren Tonnagegehalt vermindert hgbe. Von nicht zu unter- schätzender Bedeutung seien die Schwierigkeiten, die-nach einstimmiger Anerkennung aller Sachverständigen vom Luftkrieg in Berbin- dung mit dem Gaskrieg zu erwarten seien. Man dürfe ssch keine Illusionen machen über die leicht« Verwertbarkeit von Flugzeugen und Giftgasen beim Ausbruch eines neuen Krieges. Der wesentliche Fakwr für die schsießliche Verständigung sei das Vertrauen. In diesem Zusammenhang begrüßte er die Wendung Vriands vom Friedcnsgeist, der die sorgfältigste Pflege erfordere, und verwies darauf, daß ein Ergebnis des Kellogg -Paktes die Förderung dieses Friedensgeistes sein werde. Auch die Vorarbeiten für die Abrüstung würden durch das Zustandekommen des Kellogg -Paktes gefördert
gegen Abrüstung. i-aldebaiie in Genf. werden. Es sei die ängstliche Sorge der englischen Regierung, die in Artikel 8 des Völkerbundspaktes enthaltene Abrüstungsverpslich, tung zu erfüllen, so daß der Boden für eine gemeinsame Aktion ge, schassen wird. Am Schluß der Generaldebatte dankte Persien für seine Wohl in den Rat. Bemerkenswert aus den Ausführungen des persischen Delegierten war eine Ankündigung, daß sein Land zwar den Kellogg-Pakt unterschreiben werde, aber in bezug aus die von anderen Staaten gemochten Vorbehalte— womit die englischen ge- meint sein dürsten— seinen Standpunkt in einem Kommentar zur Geltung bringen werde. Aus der Rede des Chilcnen verdient eine scharfe Ablehnung der Ansicht, daß die panamerikanisch« Union in irgendeiner Weis« eine Konkurrenz des Völkerbundes sein könne, beachtet zu werden. Di« nächste Sitzung der Völkerbundsversammlung, die nunmehr heute nachmittag ihre Arbeiten in den Versammlungsau? schiissen auf- nimmt, wird später festgesetzt werden. Erstaunen und Entschuldigung in Paris . � pari», 11. September. (Eigenbericht.�-1.- Die erste Ueberraschung über die jüngste rednerisch« Leistung Briand » in Genf Hot sich inzwischen gelegt. Jetzt erst kann man den Schaden Übersehen, den Briand mit seiner Ent- gleisung angerichtet hat. Es ist bezeichnend für die Stimmung selbst in den bürgerlichen Linkskreisen in Paris , wenn„Pe�t Parisienne" am Dienstagabend schreibt:„Trotz allem wird die Politik vonLocarnoundThoiryfortgesetztwerden." Darin liegt das deutsich« Geständnis, daß die Rede Vriands sowohl über- flüssig wie auch schädlich war. � Sie hat— das läßt sich nicht leugnen— bei den französischen Sozialisten und in weitesten Kreisen der Linken ehrliche Entrüstung hervorgerufen. Der Abgeordnete M o n t i g n y, der Freund Eaillaux, hat bereits in einem Schreiben an Briand eine Interpellation angekündigt über die Räumung des Rheinlandes und die Beziehungen Frankreichs zu Deutschland im allgemeinen. Ei: verlangt zu wissen, ob sich die Haltung Frankreichs nach der Rede Vriands geändert habe. Driands schlechtes Beispiel habe namentlich bei den französischen Ehauvinisten ungekünstelte Freude hervorgerufen. Alle bösen Gefühle gegenüber dem Erbfeind würden wieder aufbrechen. Der„Temps" gibt sich am Dienstag abend in schadenfreudiger Ironie dem Versuch hin, den Reichskanzler Müller gegen den Außenminister Stresemann auszuspielen. Strese- mann— schreibt er— hätte nicht so plump und ungeschickt wie Müller gehandelt, Stresemann hätte sich nicht eine so scharfe Zurecht- Weisung durch Briand mutwillig zugezogen. In einigen Blättern kann man allerdings schon Beruht- gungsversuche feststellen, die das deutliche Eingeständnis in sich tragen, daß Briand wirklich zu weit gegangen ist. Aber trotz oller Beschwichtigungs- und Abschwächungsversuche kann auch in Paris darüber niemand hinwegtäuschen, daß Briand der Sache des Friedens keinen Dienst geleistet hat. Da» ist um so unverzeih- licher, als man auch aus einer Darlegung des„Jntranscgant" er- fahren kann, daß Driands Ausfall gegen Deutschland nur auf eine persönliche Verstimmung, auf eine schlechte Launö zurückzuführen war. Briand Hobe— so schreibt das Blatt— den indirekten Vorwurf des Reichskanzlers Müller von der d v p p c l- seitigen Politik nur schwer ertragen. Als nun aber der Vor- wurs von der deutschen Presse aufgenommen und vergrößert worden sei, habe er die französischen Delegierten zusammenberufcn und ihnen den Beschluß einer energisch«, Replik an die Adresse Deutschlands übermittelt. Diese Replik sei trotz allem heftigerund schärfe? ausgefallen, als man es selbst in der Umgebung Briand » erwartet habe.
Richtigstellung. Im gestrigen Abendblatt ist ein Bericht über die Taguzig der Kinderfreunde enthalten. Dabei ist auch die Rede von dem Verhältnis der Kindersreundebewegung zur Arbeiter- Wohlfahrt. Trotzdem gar kein Zweifel über den Zusammen- hang bestehen kann, hat der Druckfehlerteufel aber sich folgenden Un- sinn geleistet:.Llber abgelehnt wurde ein« Auswahl der" Kinder zu solchen Lagern nach den Grundsätzen und Gepflogenheiten der ..Arbeiterschaft."— Jeder einsichtig« Leser wird schon von selbst gefunden baben, daß auch hier die„Arbeiierwohlfahri", d. h. die sozialistische Dohlfahrtsorganisation gemeint ist. nicht die Arbeiterschaft, in derem Sinne auch die Kinderfreunde wirken wollen. � Wegen der Festnahme Rossis auf Schweizer Loden durch' faschistische Geheimpolizei wurden im Nationalrat Interpellationen eingebracht.