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-Unterhaltung unö Wissen
Beilage des Vorwärts
Lleber 7000 Inseln. Rankpaläste und Wohnungen aus Räumen.
Im Malms-Hm Archipel' bilden 7083 Inseln die Inselgruppe, die unter dem Namen Philippinen   in der Weltgeschichte, vor allem oder in der Geschichte Asiens   eine bedeutende Rolle zu spielen be- ginnen. Von den 7083 Inseln, auf denen 19 Millionen Ginwohner leben, trogen mir 2441 einen Namen. Diese Gruppe der meist namenlosen Inseln ist heute eine der schwersten Sorgen der Ameri- kaner. Di« Philippinen   sind nicht nur aus marinetechnifchen Grün  - den für die Vereinigten Staaten von großer Bedeutung, sie stellen auch ein so wichtiges Produktionsgebiet für den heute unentbehr- iichen Gummi dar, daß Amertka ihren Verlust nur schwer ver- schmerzen würde. Und doch droht ernsthaft diese Gefahr. Die Philippinen   wurden 1521 von dem großen spanischen   See- sahree Mogalhaes entdeckt und 1570 von den Spaniern besetzt. Au- sammen mit den Marianen und Karolinen   bildeten sie ein spanl- sche» Gouvernement  . Ms aber der Zerfall der spanischen   Kolonial- Herrfchaft begann, als die spamschen Gouverneure sich unfähig er- wiesen, die Eingeborenen zu regieren, entstanden jahrelange Auf- stände auf den größten der Inseln Mindanao   und Luzon  . die bis 1798 währten. Es war den Spaniern nicht gelungen, die Inseln friedlich zu erobern und tchr« ungeheuren Schätze aller Art zu«nt- decken und auszubeuten. Für 20 Millionen Dollar lausten 1898 die Amerikaner die Insel- gruppe vom spanischen Staat. Es war ein wohlfeiler Kauf, denn die Inseln sind nicht nur reich an Gold, Silber, Eisen. Kupfer und Kohlen, sie zeigen auch eine so üppige Vegetation, daß reiche Palmen- «älder und kostbare Gewürzpflanzen ohne jede Bodenkultur ge- deihen. Der fruchtbare Boden ermöglicht den Anbau von Reis, Manila-chanf, Kokospalmen, Zuckerrohr, Mais und Tabak. Riesige Flöße, kreisrund aus Kokosnüssen gebildet, wie gewaltige Inseln treiben die Flüsse abwärts, ein Zeichen der unerschöpflichen Frucht- barkeit des Bodens dieser Inseln. Schnell hob sich unter amerika  - nischer Verwaltung Wirtschaft und Verkehr. Riescnplantogen ent- standen, bald waren die Philippinen eins der bedeutendsten Export- gebiete für Kokosöl, Manila  -Hanf, Tabak und Zigarren, Zucker und das Hauptprodukt©urnrnt Heute sind die Philippinen   sin Gebiet der krasiesten Gegen- fätze. In der Hauptstadt Manila   stehen gewaltig« vierstöckig« Bank- paläste, während im Innern der Inseln die Eingeborenem die Negri- tos, uoch nach alter Sitte auf den Bäumen hausen, in die sie ihr«
Strohhütten geflochten haben. Vor den Luxusrestaurants halten endlose Reihen von Automobilen, während aus den namenlosen Inseln die Frauen noch primittv mit großen Holzklötzen ihren Reis mahlen. Ein Verkehrspolizist regelt in Manilas   Hauptstraß« den Verkehr der Autos und der elektrischen Straßenbahnen, während die ktaustockigen Kinder der Negritos noch vollkommen nackt mit Pfeil und Vogen sich aus ihren Lebensberuf, die Jagd vorbereiten. Die Ureinwohner, die Negritos, sind fast unberührt geblieben von der amerikanischen   Kulturinvasion. Dagegen sind die Nachkommen der eingewanderten Malayen, die man hier Filipinos nennt und die zum größten Teil katholisch« Christen sind, schnell der amerikanischen   Entwicklung gefolgt. Sie studieren in den Vereinigten Staaten   oder an der Universität in Manila  . Sie haben die Bedeutung der modernen Technik erkannt, ober sie scheinen auch entschlosien, diese modernen Mittel der Technik und ihr eigenes, in Amerika   erworbene� Wissen zur Befreiung ihres Landes gegen die Bereinigten Staaten anzuwenden. Sie wissen wohl, welche Bedeutung die Philippinen für die amerikanische   Wirt- schaft haben. Sie wissen, daß Amerika   keine Gummipiantagen be- sitzt, daß fein Versuch, in der Negerrepublik Liberia   Gummipiantagen zu errichten, am Klima und an der Arbeitsunlust der Bevölkerung gescheitert sind. Sie wissen, daß die Welt heute 500 000 Tonnen Rof�ummi braucht und daß die Bereinigten Staaten davon allein drei Viertel verbrauchen. Sie wissen, daß Gummibäume schon nach sechs Iahren industriell brauchbaren Gummi hervorbringen, daß der Preis des Gummis pro Mo 4 bis 8 Mark beträgt, und daß Gummi- plantagen das sicherste und gewinnbringendste Geschäft der Welt sind. Das haben sie alles in Amerika   von rhren Lehrmeistern, den Amerikanern gelernt. Sie sind bereit, von dieser ihrer überlegenen wirtschaftlichen Position selbst Gebrauch zu machen. Sie wissen auch, vielleicht mehr aus japanischer Propaganda als aus eigener Erkenntnis, welche politische Bedeutung die Inselgruppe, die den erdigen Streitapfel zwischen Japan   und Amerika   bildet, für die Vereinigten Staaten hat. Darum haben sie sich mit einer großzügigen Agitation für «in« Volksabstimmung für die Selbständigkeit der Philippinen ein- gesetzt. Die Amerikaner haben prinzipiell diese Volksabstimmung zugesagt. Aber sie sind aus begreiflichen Gründen nicht geneigt, sie in nächster Zeit wirtlich vorzunehmen.
Im alten Weberhaus. Von Otto Franz Heinrich. Lange Jahr« ist es her, seitdem ich zum ersten Mal« im Haufe des Webers Schmidt einkehrte. Bon einer Stelle unweit der Land- ftroße vernahm ich den eintönigen Schlag de» Webftnhlklöppels. Ick) trat näher hinzu und blieb eine Weile vor dem geöffneten Fenft.-r stel)en. Drinnen faß ein aller Mann am Webstuhl. Un- oushärlich lief das geschäftige Schiffchen hin und her, und Faden auf Faden reihten sich aneinander. Dann verstummte der Rhyth. nius. Der Alte hatte mich gesehen und trat ans Fenster. Wir kamen ins Gespräch. Er erklärte mir, warum er noch immer die 5iandweb«rei betreibe. Einige Kaufleute in der Kreisstadt kauften aus besonderer Vorliebe Handgewebtes, und für die arbeite er. Damit begann unier« Bekanntschaft. Heute, nach vielen Jahren, ist mtr sein Hau» zur Heimat ge- worden, wenn die lärmende Stadt mich au» ihren Straßen treibt. Dort oben sehe ich es wieder, den Giebel mit schwarzem Gebälk durchzogen, die drei alten Linden davor. Sie sind weit über hmr- dert Jahre alt. Der Großvater des heutigen Besitzers hat sie ge- pflanzt. Ich bleib« eine Weile in müßiger Betrachtung stehen und lasse den Blick abwägend über die Felder streifen. Alles wie vor Jahren. Nein: dort hrntert ein Anbau beim Pohl-Bauern. Der gehört nicht hierher. Die roten Ziegel unterbrechen das ruhige Bild der weiß gestrichenen Häuser mit ihren schwärzlichen Schindeln. Es ist Erntezeit. Ein Wagen zieht lautlos am Horizont entlang. Das Heu wiegt sich lose in den Leitern. Vergangene Bilder steigen vor mir oust Ein Herbstabend. Dämmerung liegt in der breiten Stube und. verwischt den Raum. Nur die weiß gescheuerten Dielen bllnken. Ehristian Schmidt sitzt am Fenster, ich ihm gegenüber. Auf sein Gesicht fällt das letzte Licht: ein kluges, alles Bauerngesicht, lang, hager, nicht gerade schön, auch nicht häßlich. Seine Augen erscheinen dem Fremden trübe und glanzlos. Er erzählt:Sahn Se, domoals woar iech no n Kind, oaber mer mußta olle mietehalfa, und wenn mer ins ieber nc Wuche gefchindt hoatta, kriegte der Doater vimmdreißich Biehma fer a ganzes Schock Wabe, woas de asu um de dreiundreißich Msier sein. Is loag ja nie asu breet, wie mer» sitze ich mecht soast soahn, zum Zeitvertreib fer die paar Kunda waba, oaber is ließ sich sitza, und moanche» Trähnla is geslussa. Herbe Weibergesichter stehen vor mir, deren Gutmütigkeit gar nicht zu den starren Zügen um den Mund passen will. Ich höre das dunkle Anschlagen des Klöppels, den klappernd-schlürfenden Ton des geschwätzigen Schiffleins, immer im gleichen Takt. Tag für Tag, jahraus, jahrein. So wie heute noch stand damals das Schmidt- Haus am Hange. So wie heut« blühte damals schon der Rosen- stock vor dem Aufgang. Alles lim das Hau« ustd drinnen in den Stuben ist alt. Es gehört zu Ehristian Schmidt, ist ein Teil von ihm. Im Lauf« der Jahre habe ich auch von der Geschichte de» 5)aules und des Dorfes unendlich viel« Einzelheiten erfahren. Ehristian Schmidt erzählte sie nicht in jenem langatmigen Tone, in dem alte Schlesier gewöhnlich über kleine Ding« sprechen: er nwlle mehr seine Gedanken zu diesem oder jenem Ereignis. So saßen wir oft Stunfcen beisammen, und immer sprach er. fast ohne merkliche Regung. Nur einmal hob er die Hand z» ab- mehrender, ihm selbst unbewußter Geste, al« er von seinem Kinde sprach, das wildes Eisen im Kriege zerschmetterte.Gleeba S«, doas Is nie woas gutta, fu a KriegT Abends kam dann Marthel, seine jüngste Enkelin, vom Felde. müde und doch voller Lust, die wenigen Mußeshinben auszukosten, die die Feldarbeit ließ. Ihre braunen Haare verdeckte ein weiß- gestreiftes Kopftuch, und die dunsten Augen lachten immer, so tut ich sie ansah. Einmal war sie wütend. Die kaum Fünfzehn­jährige konnte reckst ungehalten sein, wenn die sonst s» gutmütige Blesse" sich jeglicher Mahnung zur Heimkehr verschloß und ruhig iveitcrgraste.Iech hoa ihr amol en tichtiga Kloaps gegahn, seit- dem sulgt se mer leberhoupt niirnne." Der alte Schmidt und ich lachten. Ich holte die Kuh herein, zwar etwas unbeholfen bei der ungewohnten Arbeit, aber es ging doch. Marthel band sie im Ställe fest und lachte, well ich mit meinen sauber geputzten Schuhen im Mist versunken war. Aus Uebermut gab ich ilu einen Kuß auf ihre frohen Kinderlippen und freute mich, daß ihr Lachen blieb. Ein paar Jahr« gingen dahin. Ich sah das Mädchen wieder, groß und vollblütig, aber sonst noch dieselbe Marthel wie damals. Wir sprachen miteinander von früher. Es war beim Tanz im Dorfkrug. Einer der Bauernburschen sah mich dabei schr böse an. Marthel sprach dann lange mtt ihm. Sie schien ihn gern zu haben. Dann habe ich sie lange nicht mehr gesehen. Als ich später wieder im Weberhaus Einkehr hielt, war sie nicht mehr da. Ehristian Schmidt erzählte mir. sie habe im vergangenen Jahre geheiratet. Er sagt« es ohne Freude.A hoat doas Madel schunn äeschloan, mit dar Faust hoat a doas Mädel geschl»n. Iech hult mer ie zuricke, iech hult mer se. oaber woas soll se macha, wenn ich nimme doa bin!' Seine Augen verschwammen hinter trüben Brillengläsern. Er stand aus, schwerfällig, und machte sich am Herde zu schaffen Still blieb es an diesem Abend m der Web- stube. Draußen ging der Wind durch die Linden. Man Hörle leises Rafsteln Im Blätterwerk. Droben am Hange steht das Weberhau-- Ich gehe weiter hin- aus. Der Alt« hat mich von weitem kommen sehen. Er wartet imter der Haustür, weil ihm das Steigen nicht mehr so leicht fällt. Wir treten in die Stube. Alles wie damals. Ein leerer Platz? Der Webstuhl fehlt. Er steht einsam oben msterm Dache. Spinnen haben graue Schleierfetzen darüber geworfen.
Meviel Edelsteine gibt es? Der gesamte Edeksteinvorrat d.-r Well ist nach einem Bericht der Preußischen Geologischen Landes- anstatt auf 38 bis 40 Tonnen anzunehmen. Davon find bereits 30 Tonnen gefördert».irden, und zwei Drittel dieses gegen- wartigen Edelsteinschotzes befinden sich infolge de» Wellkrieges und der schlechten europäischen   Wirtschastsoerhältniss« in den Vereinigten Staaten  . Obwohl in guten Iahren gegen 1000 Kilogramm Edel- steine gefördert werden, von denen allerdings nur ein kleiner Test geschliffen und zu Schmucksteinen verarbeitet wird, so beträgt doch die Edelsteinförderung nur 1 Pro*, der gesamten Förderung des Bergbaues. England steht unter den Edelsteiiiptoduzenten an der Spchs: denn es bringt 92 Proz. aller Edelsteine auf den Markt? darunter 12,5 Proz. aus dem früheren Demich-Süd-Wefl-Afrika. Deutschland   ist an der Weltproduttion nur mit 0,75 Proz. durch seinen Bernstein beteiligt, der an Bed.'utuna zwischen den kolumbi- schen Smaragden und den persischen Türkisen steht. Jedenfalls ist, wenn nickst neu« Vorkommen erschlossen werden, mit einer baldigen Erschöpfung des lSeffteinvorrates der DeV zu rechnen.
Kometen am Ulmhimmel. Wie lange dauert Mlmruhm? Wenn Schiller   einmal sagte, daß die Nachwell dem Mimen keine Kränze flechte, so gill das tn noch viel höherem Maße als vom Schauspieler und Opernsänger vom Helden der Leinwand. Erst .«in paar Jahrzehnte haben wir da» Kino und doch gibt e» heute schon Dutzend« von Namen, die einst berühmt waren und an die sich heute kaum der Fachmann noch erinnert. Das Bild vom Stern" trifft eben für die Kinogröhen nur dann zu, wenn man dabei nicht an die beständigen Fixsterne denkt, sondern an die Kometen, die raketensörmig auftauchen, eine Zettlang durch ihren Lichtschein den ganzen übrigen Himmel zu verdunkeln scheinen, um dann bald wieder in Nacht zu versinken. Denn ebenso phantastisch wie der Aufstieg der Filmgrößrn ist ihr Niedergang. Während aber in den Tagen, wo ein Filmstar im Mittelpunkt des Interesses steht, oft ausführlich berichtet wird über die Art seiner Entdeckung, erfährt die Welt gewähnlich nur wenig darüber, wie diese Berühmthetten enden. Da ist z. B. Wanda Treuinann. Bor d«n Krieg sah man sie in manchen Filmen» die schon damals den Weg rund Um den Erdball nahmen. DasGe- heimnis der T-Strahlen" war seinerzeit so berühmt, wie heute etwa ein Lubttsch- oder ein Chaplin-Film und allgemeiner Anerkennung stand sie den Größen von heute, etwa Lilian Gish und Asta Nielsen  , durchaus nicht nach. Wer aber weiß noch heute von ihr? Sie ist verschwunden, niemand weiß, ob sie noch irgendwo lebt oder ob sie schon aus dieser Welt des flüchtigen Ruhms geschieden ist. Zu jener Zeit war auch Rita Saechetto weltberühmt. Ursprüng­lich Tänzerin, hatte sie vor den anderen Jilmdarstellerinnen, die meist von der Bühne herkamen, ihren außergewöhnlich elastischen Körper voraus. Wenn sie vielleicht auch im Mienenspiel anderen Schauspielerinnen nachstand, so entzückte sie doch durch diese körperlichen Reize alle Zuschauer, vor mehr als einem Jahrzehnt heiratete die Künstlerin einen polnischen Magnaten und verschwand seitdem aus dessen Gütern in der Tatra. Die Zett ist über sie hinweggegangen. Ihr Name gehört heute höchstens noch der Ge- schichte der Filmkunst an. Doch nicht weniger vergänglich als der Ruhm weiblicher Fllrw- stars, ist das Glück der männlichen Darsteller. Wer kennt heute noch den Komiker Prince, der vor dem Kriege wohl ebenso berühmt war, wie heute Buster Keaton   und Harold Lloyd. Von ihm, der damals eine ganze Well zum Lachen brachte, weiß man feit Iahren überhaupt nichts mehr.' Es ist ein Zeichen für die überragende Persönlichkeit Charlie Chaplins  , daß er, der schon vor dem Kriege einen Namen hatte, sett nahezu zwei Jahrzehnten im Mittelpunkt des Filminteresses steht. Wer aber kennt heute noch Waldemar Psylander, den Harry Liedtke   DOtf'1912! Er galt damals als der eleganteste Mann, aber das aufreibende Lebe�, zwang ihn, zu Rauschgiften aller Art Zu. flucht zu nehmen, denen er endlich erlag.. Genau so erging es seinem großen englischen Kollegen Wallace Reid  , der vor zehn Iahren das damalige Rekordgehalt von wöchentlich 3000 Dollar er- hielt. Mehr und mehr verfiel er dem Kokain, so daß schon in seinem letzten Film ein Ersatzmann in vielen Szenen für ihn ein­springen mußte. Dieser Ersatzmann war Rudolf Valentino  .
Das älteste Museum. Das Städtchen Nora in Japan   besitzt ein Museum, das schon im Jahr« 756 errichtet wurde und wohl das älleste Museum der Well ist. Zurzeit dient dasselbe nur rein wissen- schaftlichen Zwecken. Das Museum umsaßt unter anderem eine tost- bare Steinsammlung und merkwürdige Holzarten. Für Fremde ist dos Museum von Nora so gut wie unzugänglich. Nur im letzten Frühjahr, als eine Reichskommission eine Untersuchung vornahm, wurde es einem Fremden gestattet, seinen Fuß in dieses alle, wissen- schaftliche. Heiligtum zu setzen.
Heilige und ihre Rräute. Mahatma Ghandi   gegen falsche Propheten. Bei den Hindus war es von jeher üblich, daß manche Eltern ihre Töchter im jugendlichen Aller, dem Dienst der Tempelgötter und ihrer Priester weihten: es spricht für die innere Revolution im indischen Leben, daß diese Sitte neuerdings auf lebhaften Widerstand stößt. Ein kürzlich bekannt gewordener Fall, in dem drei Mädchen einem Priester übergeben wurden, der in dem Geruch der Heiligkeit stand, hat besonders lebhasten Unwillen erregt und ist der Ausgangs- punkt einer Bewegung geworden, die die Abschaffung des Brauches fordert. Ursprünglich sprach sich in der Ucbergabe eines Kindes an einen Gott ein frommer Gedanke aus: die indischenDestalinnen" führten ein keusches Leben, standen in hoher Achtung und wurden von allen geehrt. Man erlaubte ihnen auch, wenn sie ein gewisses Atter erreicht hatten, darüber zu entscheiden, ob sie weiter Gott dienen oder in das weltliche Leben zurückkehren wollten. Im Laufe der Zeit ist aber der sromme Gedanke, der der Sitte ursprünglich zugrunde lag. in den Hintergrund getreten. DiePriesterinnen" waren nicht mehr die keuschen Bräute Gottes, sondern dienten der Unterhaltung der Priester. Diese Entwicklung hat Ghandi  , den Führer der indischen Ratio- nalismus, dazu oeranlaht, die fragwürdigenHeiligen  ", die sich an die Gläubigen mit der Bitte wenden, ihnen das Leben ihrer jungen Töchter oder Frauen anzuvertrauen, an den Pranger zu stellen. In diesem Zusammenhang macht derIndian National Herold", ein führende» Bombayer Blatt, auf einen.�heiligen" aufmerksam, der aus seinem Bergland nach Bombay   gekommen ist, um dort An- bänger zu werben. Massen frommer Hindus ziehen zu dem schönen Heim, das sich derHeilige" auf demMalabar Hill" geschaffen hat. Wer ohne religiös« Vorurteile dorthin pilgert, findet nur einen alten Mann, der mit untergeschlagenen Beinen aüf einem Stuhl hockt- und einen schmalen Lendengürtel als einziges Betleidungs- stück trägt. Eine Gruppe junger hübscher Mädchen umgibt ihn, während andere die Opfergaben sammeln. Ghandi   protestiert gegen diesen Betrug der Volksmassen, die ans dies« religiösen Schwindler hereinfallen und ihnen"nd Töchter ausliesern. Carusos erster Triumph. Sie wollten den Trunkenbold hören! Carusos Witwe Dorothy erzählt In dem Erinnerungsbuch, da« sie ihrem Manne gewidmet hat, ein« Geschichte von seinem ersten Auftreten als Opernstar, die sie aus seinem eigenen Munde gehört hat. Earuso war damals als Ersatzmann für den Tenor in einer- kleinen italienischen Truppe engagiert. Man kam in eine Stadt, in der er Freunde hatte, und als sie gerade das Wiedersehen gehörig feierten, wurde er plötzlich abberufen, um die Stelle des Tenors einzunehmen. Er war in einer solchen Verfassung, daß er sich nicht einmal an den Namen der Oper, in der er auftreten sollte, er- innern konnte. Er wurde mit Zischen empfangen, sang nur einen Teil seiner Partie und wurde dann von dem Direktor mit Schimpf und Schande entlassen. Die Geschichte sprach sich bald herum, und die Iungens auf der Straße riefenTrunkenbold" hinter ihm her. Am nächsten Abend, als er seinen Kummer im roten Wein zu ertränten suchte, kam plötzlich ein Bote angelaufen und rief:Caruso, koniml" Der Angeredete erhob sich schwerfällig von seinem Sitz und ließ sich, in sein trübes Sinnen versunken, von dem Boten fortziehen. Aber dann wurde er doch aufmerksam.Sie wollen den Tenor nicht mehr hören," schrie ihm der andere zu.Sie hoben ihn ausgc- pfiffen. Sie rufen noch dir." Caruso blieb stehen:Sie rufen nach mir? Du Lügner! Sie wissen ja nicht einmal meinen Namen." Sie rufen nicht deinen Namen," sagte der andere.Sie verlangen nach dem Trunkenbold." Dieser Abend war der erste große Triumph, den Caruso ans der Opernbühne errang, er hat aber später nie mehr die Oper singen wollen, in der er damals auftrat,