Die vier ungeklärten Todesfälle.
Schwere Tage für die Kriminalpolizei.
Der Tod der Hausverwalterin.
Fast acht Tage ist es bereits her, daß die fiebzigjährige Haus-| Kriminalpolizei schien der Befund start verdächtig, so daß die verwalterin Marie Balbach in ihrer Wohnung Wallstraße 38 Mordkommission alarmiert wurde. Die Ermittlungen unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden wurde. In der führten überraschenderweise zur Berhaftung der beiden Männer, Zwischenzeit sind drei weitere Leichenfunde in Berlin ge- denen vorgeworfen wurde, die K. getötet zu haben. Ein Spinnenmacht worden, die zu Mordgerüchten Anlaß gaben. In allen net wurde den beiden zum Berhängnis. Nach ihrer Behauptung vier Fällen werden die Ermittlungen durch die Kriminalpolizei und hatten sie die Scheibe von außen eingeschlagen. Das start verstaubte die Mordkommiffion noch weiter betrieben, um die feltfamen Affären Spinnenneß, das sich vom Blumenbrett quer über das Fenster restlos zu klären. spannte, war aber völlig unversehrt. Somit waren die Angaben der Freunde in diesem Puntte bereits widerlegt. Er schwerend für sie fiel ins Gewicht, daß Hausbewohner, die als Zeugen vernommen wurden, zwar das Klirren von zerspringenden Scheiben gehört haben, aber, als sie zum Fenster eilten, niemand draußen erblickten. Man glaubt deshalb, daß die Scheibe erst nach dem vermeintlichen Mord vom Zimmer aus eingeschlagen worden ist, um die Polizei, die ja auf alle Fälle auf der Bildfläche erscheinen würde, zu täuschen. Augenblicklich sißen die der Tat Berdäch tigen hinter Schloß und Riegel. Sie bestreiten ener gisch jede Schuld. Da sie wegen mehrerer Delifte bereits gesucht wurden, bleiben sie ohnehin im Gewahrsam. Etwas entlastend für die Verhafteten ist der Umstand, daß die K., die an einer schweren Geschlechtskrankheit litt und leicht tuberkulös war, Befannten gegenüber mehrmals Selbstmordgebanten geäußert haben soll.
Die siebzigjährige Marie Balbach fand man in der Küche ihrer Wohnung tot vor. Um den Hals der Toten war das Band ihrer Schürze geschlungen, so daß es den Anschein hatte, die Greisin sei erdrosselt worden. Mehrere Krawunden schienen den Berdacht noch zu erhärten. Die polizeilichen Ermittlungen haben indes ergeben, daß die Kraßwunden wahrscheinlich von den Tieren der Frau, zwei Katzen und einem Hund, herrühren, die sich der am Boden liegenden Toten genähert hatten. Die erste Annahme, daß Frau B. das Opfer eines Raubmörders geworden sei, ist gleichfalls hinfällig geworden. Es ist einwandfreierwiesen, daß nicht das geringste geraubt worden ist. Der Ansicht der Kriminaliften stehen allerdings die Gutachten der Gerichtsärzte gegenüber. Auch in einem zweiten Gutachten kommt nämlich zum Ausdruck, daß die Greisin durch Erdrosseln den Tod gefunden haben muß. Ein untrügliches Zeichen dafür sei Blutgerinjel, das im Rehltopf vorgefunden wurde. Nach wie vor bleibt der Fall der Frau Balbach daher ungeklärt. Geraubt ist nichts, und man weiß nicht, wer wohl an dem Tode der alten Frau, von der es nur den nächsten Verwandten bekannt war, daß sie kleine Erspar nisse hatte, Interesse gehabt haben sollte.
Der Tote im Laubengelände.
Der zweite Mordalarm tam am Donnerstag vergangener Woche aus Zehlendorf . Dort war die Leiche des 53jährigen Schmieds Paul Bommering aus Friedenau auf dem Laubengrundstück eines Bekannten in start fortschrittener. Verwesung aufgefunden worden. Von diesem Leichenfund behauptet die Polizei, flar erwiesen zu haben, daß Pommering, der start zum Trunk neigte, selbst Hand an sich gelegt hat. Verschiedene Umstände sprechen dafür,
andere wieder dagegen. Eine große Reihe von Zeugen war zu ver= nehmen, da der Polizei verschiedene Fingerzeige zugegangen waren, daß Bommering erschlagen worden sei. So ist auch der Tod des Schmieds noch ungeklärt.
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Das verhängnisvolle Spinngewebe.
Biel Staub wirbelte der Tod der 21jährigen Prostituierten Else K. auf, die am folgenden Vormittag, am Freitag, in der Wohnung ihres Freundes, des Technikers R., im Hause Bergmann straße 13 tot entdeckt wurde. Das Mädchen lag in dem mit Gas erfüllten Zimmer, nur mit dem Hemd bekleidet, leblos auf dem Fußboden. R. behauptete, beim Nachhausetommen teinen Einlaß gefunden zu haben. Zusammen mit einem Freunde habe er dann das Fenster eingeschlagen, um in die Stube zu gelangen, hier habe er dann seine Geliebte tot vorgefunden. Der
Der Unsinn als Methode.
Claß und Pieck Hand in Hand.
Die Beschlüsse des sozialdemokratischen Parteiausschusses zum Bolksentscheidsrummel und zur Panzerfreuzerfrage find far und eindeutig. Aber auch aus der flarsten Sache machen gewisse Leute cine trübe Brühe. Hier zwei Beispiele unter vielen:
I.
Unzweideutig hat sich der Parteiausschuß der SPD. gestern in die Panzerfreuzerfront zum Kampf gegen den Boltsentscheid gestellt. Die Panzerfreuzerminifter Severing und Hilferding waren persönlich in der Sigung des Ausschusses anwesend und dirigierten seine Beschlüsse.... Diese Politit der Panzerkreuzerpartci ist die Politit der Bourgeoisie, die Politit des 3m perialismus, die Politit der Kriegsvorbereitung gegen Sowjetrußland, eine arbeiterfeindliche Politik!
,, Rote Fahn e", Nr. 215, 12. September, früh. II.
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Das Geheimnis des Filzpantoffels.
Zum Schluß bleibt noch der seltsame Tod des fünfzigjährigen Malers Alexander Grätz aus der Strelitzer Straße 74 zu flären. Im Laufe des heutigen Tages findet die Obduktion statt, die dann einwandfrei die Todesursache ergeben wird. Die Vernehmungen weiterer Zeugen haben zur Aufklärung des seltsamen Endes des Malers wenig beigetragen. Die lang ausgestreckte Lage des Toten, der an Asthma litt, hat nichts Ungewöhnliches. Wie feine Berwandten befunden, hielt er sich am vergangenen Sonntag bei ihnen zu Besuch auf, als sich plötzlich ein Asthmaanfall einſtellte. Um sich Erleichterung zu verschaffen, legte sich Gräß lang auf die Erde, schob sich ein Rissen unter den Kopf und suchte durch langsames Atemholen das Uebel zu beheben. Sein Befinden war so schlecht, daß er am Montag seiner Arbeitsstelle fer n hat sich noch nicht feststellen lassen. Die vermißte Aktentasche ebenso blieb. Ob er sich zu Hause aufgehalten hat oder ausgegangen war, wie der vielerwähnte Filzpantoffel fonnten noch immer nicht her. beigeschafft werden.
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Der Schmied Paul Böttcher , der, mie berichtet, schwer verletzt an der Mauer des Städtischen Friedhofes aufgefunden wurde, konnte auch bis heute noch nicht vernommen werden, da beim Sprechen die Halswunde wieder aufbrechen würde. Es ist nicht anzunehmen, daß es sich um einen Raubüberfall handelt. Böttcher ist der Kriminalpolizei als Spanner schon bekannt. Daß er wieder auf einer seiner Touren war, sieht man daraus, daß er seinen Feld= fte cher bei sich hatte. Wie gewöhnlich, lauerte er in der Tegeler Heide und im Schillerpart den Liebespärchen auf und versuchte, sie zu erpressen. Wahrscheinlich ist er bei solchem Streiche mit einem Manne in Streit geraten und hat so die Schußverletzung erhalten.
Gendarmerie festgenommen und ins Militärgefängnis eingeliefert morden. Die Namen von weiteren drei Deutschen , die zusammen mit einem Geschäftsführer verhaftet worden sind und sich im Militär gefängnis in Landau befinden, find noch nicht bekannt. e Die französische Gendarmerie hat zur Nachtzeit einen umfangs reichen Patrouillendienst eingerichtet und die verschiebenen Mirk schaften nach Besatzungsangehörigen durchsucht. Im Hauptver forgungsamt, von wo die Schiebungen auszugehen scheinen, erfolgt zurzeit eine Nachprüfung der Geschäftsführung des letzten Jahres, während der Divisionsgeneral der Landauer Garnison eine Infpektion des franzöfifchen Militärtafinos in Landau vornahm. Ueber den Umfang der Schiebungen war bis jetzt noch nichts Näheres zu erfahren, da größtes Stillschweigen bewahrt wird. Es war feit längerer Zeit bekannt, daß mit Heeresgut ein schwunghafter Handel getrieben wurde. Verschoben wurden nicht nur Spirituosen, sondern auch Belze und Kleider. An den Schiebungen soll auch eine Frau beteiligt sein.
Der Einzug des„ Eisernen Gustav". Zugleich ein Abschied von der guten alten Pferdedroschke
Es war fein um 24 Stunden verspäteter Aprilscherz, als der 68 Jahre alte Droschtentutscher Gustav Hartmann am 2. April dieses Jahres in Wannsee auf seinen Kutschbock stieg, seinen Fuchs Grasmus einen Klaps auf die blanken Schenkel gab und ihn nach Paris tappeln ließ. Eines Tages war dem Alten nämlich eine schöne Reiterin, die einen Spazierritt von Paris nach Berlin machte, über den Weg geritten. Das hatte in ihm die originelle Idee ausgelöst, eine Fahrt nach Paris mit dem 1 PS. Hafermotor im beschaulichen Schudeltempo zu machen.
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und darin
Der Empfang, der ihm überall auf seiner langen Reise bereitef wurde, war diesseits und jenseits der Grenze überaus herzlich, und die Popularität des Eisernen Gustav erstrahlte auf den offiziellen Empfängen in Paris selbst in höchstem Glanz So wurde seine Rüdkehr zu einer Triumphfahrt, weil sein Unternehmen von allen sehr gut verstanden wurde: Der Eiserne Gustav nahm mit seiner Berlin - Paris - Berlin - Fahrt Abschied von der Pferde droschke, der im Zeitalter des Raketenautos nur noch ein furzes Dasein beschieden ist. Aber liegt die Bedeutung dieses lustigen Unternehmens der Eiserne Gustav nahm nicht nur für seine Person diesen Abschied, sondern für uns alle: mit dieser Fahrt, die heute Mittag ihren Abschluß fand, nahm auch die Deffentlichkeit von der Pferdedroschke, die Abschied. Man ließ fie in Schönheit sterben. In den festlichen schon lange als furiofes Verkehrsvehikel belächelt wird, offiziellen Klängen, mit denen heute Gustav Hartmann begrüßt murde, flagte noch die Sehnsucht nach dem Schudeltrab entschwurdener Zeiten, tönte der Dank an den alten Kutscher, der mit seiner Fahrt gegen das Rafetentempo unserer Zeit rebellierte.
Gestern abend war Hartmann in Spandau angelangt. Heute vormittag gegen 10 Uhr hielt er seinen Einzug in die Reichshauptstadt. Auf der Heerstraße, an der nach Schildhorn führenden Chaussee, wurde er von einer nach Tausenden zählenden Menschenmege erwartet. Der feierliche Empfang war Don der Arbeitsgemeinschaft Berliner Kraftdroschtenverbände arrangiert worden. Zahlreich waren die mit Blumen ge= schmückten Autos, Droschten und Kremserwagen, auf denen die Musikkapellen Platz genommen hatten. Kurz vor 10 Uhr wurde Gustav gesichtet, schmunzelnd und munter, eine Zigarre im Munde, faß er auf feinem von Blumen und Fahnen überschütteten Wagen. Brausende Hochrufe schollen dem Alten entgegen, der vergnügt feinen grauen 3ylinder schwenkte. Ohne Aufenthalt setzte sich der
Die Schiebungen bei der Besatzung. Bug in Richtung Reichskanzlerplatz in Bewegung.
Schwunghafter Handel mit Heeresgut.
3m Zusammenhang mit der Aufdedung großer Schiebungen mit 30llfrei eingeführtem Bejagungsgut sind, wie wir bereits meldeten, weitere Berhaftungen erfolgt. Es handelte fich nach Meldungen aus Landau um den 30jährigen Kaufmann Emil Jochim aus Bellheim bei Germersheim und einen französischen Unteroffizier.
Die beiden Verhafteten, der Deutsche und der französische Unteroffizier, sollen dabei belauscht worden sein, als sie in der Wirtschaft 3ur Stadt Heidelberg " über die Lieferung von Besagungsgut verhandelten. Sie wurden in das französische Militärgefängnis in Landau eingeliefert. Ferner find weitere zwei Deutsche , der 22jährige Peter Wölfel und der 21jährige Anton Steinmeh, beide aus Wiesbaden , von französischen
Bom Bahnhof Heerstraße bis zum Funkhaus am Kaiserdamm bildeten die Menschenmassen zu beiden Seiten dichte Spaliere. Am Fuße des Funkturmes fand die offizielle Begrüßung durch den Obermeister der Innung, Künife, statt. Dann wurde die Urkunde Beteranent der Hartmann- Stiftung, aus der die des Droschtengewerbes unterstützt werden sollen, verlesen. Und hierauf wurde dem Eisernen Gustav, der vor Rührung naise Augen hatte, der traditionelle Ehrentrunk der Berliner Droschkentutscher überreicht: Eine große Weiße mit einem fleinen Korn. Unter den Klängen der Musik betrat Gustav Hartmann , der seine beiden Enkelfinder auf dem Arme trug, das Funkrestaurant, wo er mit seiner Gattin einen Ehrenplatz ein. nahm und sich das ihm zu Ehren gegebene Frühstück gut schmecken ließ. Nach den Begrüßungsworten der Vertreter der Fachverbände und der Behörden setzte sich der Zug gegen 1 Uhr wieder in Be wegung, um seine Fahrt durch die Stadt anzutreten, überal von dem Publikum auf das freudigste begrüßt.
Daß dieser Beschluß zustande kommen fonnte, ist ein Beweis dafür, daß die Sozialdemokratie nach wie vor teinen Wert darauf legt, als Vertreterin deutscher Belange aufzutreten. Im Erfurter Programm war einst die Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftigkeit, die Einrichtung einer Volkswehr an Stelle der stehenden Heere verkündet. Heute lehnt die Sozialdemokratie den fümmerlichen militärischen Schuh ab, den uns das Versailler Diftat gelaffen hat. Denjenigen anständigen Deutschen , die bisher noch immer mit der Möglichkeit gerechnet haben, daß Die Sozialdemokratie fich je auf nationale Pflichten befinnen würde, dürfte damit diese Rechnung endgültig zerschlagen sein. ,, Deutsche Zeitung"( Claß), Nr. 215, 12. September, früh. Sie ziehen hin, sie ziehen heraber einig sind sie immer in dem brennenden Wunsche, die Sozialdemokratie zu vernichten. Das wird zwar weder dem Pied noch dem Claß gelingen, aber es ist von einem ganz ähnlichen Fall, der glücklicherweise eine weitere starte Gaswelle über Halle- Süd hin, die in den doch immer wieder von Reiz, zu beobachten, wie die beiden Gruppen mit verteilten Rollen ihr übles Spiel treiben.
Stadt Halle durch Gase verseucht.
Ein ganzer Stadtteil von der Bevölkerung fluchtartig verlassen.
Die Berliner Verkehrs: A.- G. Der Magistrat beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit dem ihm vorgelegten Plan einer Zusammenfassung der städti schen Verkehrsunternehmen zu einer„ Berliner Verkehrs. 2.-G.". Zu einer Entscheidung fam es noch nicht. Die Vorlage wurde einem Magistratsausschuß überwiesen, dem Bürgermeister Scholz, Stadtkämmerer Dr. Lange, Stadtfyndikus Lange und die Stadträbe Gaebel, Katz, Reuter und Dr. Treitel angehören.
Während in Hohenlimburg die Tnphuserfrankungen zum Stillstand gekommen sind, haben sich infolge Ansteckung zweier Hagener Einwohner in Hohenlimburg auch in der Stadt Hagen mehere Typhusfälle ereignet. Es stehen bisher vier Zyphuserkrankungen einwandfrei fest, wovon bereits 3 mei tödlich verlaufen sind. Einige weitere Typhusverdächtige befinden sich unter ärztlicher Beobachtung. In Hohenlimburg haben fich insgesamt 50 Inphusfälle ereignet, die sieben Todesopfer gefordert haben.
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Noch ist die furchtbare Hamburger Phosgen-| mellen die Südstadt heim. Diese Gaswellen waren so intenfin. daß gas Katastrophe in der Erinnerung der ent- das Gehließen der Fenster nichts mehr half, so daß die Bevölkesetten und beunruhigten Bevölkerung, da kommt, rung im wahrsten Sinne des Wortes die Flucht ergriff, um den und zwar aus Halle an der Saale die Nachricht entseglichen Dünsten zu entgehen. In der Nacht zum Mittwoch zog liche Schule Süd und die Luther Schule sahen sich daher gegen Morgenstunden eine tatastrophale Wirkung entfaltete. Die welt10 Uhr genötigt, den gesamten Schulunterricht einzustellen. Die Lehrerschaft war unter der Einwirkung der Vergajung unfähig, den Urterricht fortzusetzen. Die Mitglieder des Lehrförpers flagten über benommenen Kopf, über Augenschmerzen und schmerzhafte Verschleimung der Atmungsorgane. Noch viel schlimmer wurden die Kinder heimgesucht, besonders die jüngeren Jahrgänge. Hier führte die Bergafung zu schlimmen Vergiftungserscheinungen. Eine große Anzahl Kinder erbrach sich; viele waren in furzer Zeit infolge des anhaltenden Brechreizes und schwerer Uebelkeit sowie infolge zunehmender Kopfschmerzen unfähig, dem Unterricht zu folgen. Aus diesem Grunde wurden auf Anregung des Magistrats und des Stadtgesundheitsamtes die beiden Schulen geschlossen. Angehörige des Lehrförpers, die die Kämpfe an der Westfront mitgemacht haben, erklärten übereinstimmend, daß sich die Gase der Grube Alwine in den letzten Tagen sowohl im Geruch als auch in der Wirkung in nichts von dem berüchtigten franzöfifchen Senfgas, das an der Front benutzt wurde, unterschieden hätten.
bis zur Stunde kein Todesopfer aufweist. Durch Gaswolken der Braunkohlenschweelanlage der Grube Alwine ist das Südviertel der Stadt Halle derart vergast worden, daß sich der Bevölkerung eine Panik bemächtigte und die entfekten Massen in großen Scharen aus ihren Häusern flüchteten. Außerdem mußten auch zwei Schulen geschlossen werden, weil auch hier die Gase eingedrungen waren, so daß Lehrer und Kinder als: bald unter offenkundigen Vergiftungserscheinungen erkrankten und den Unterricht aufgeben mußten. Ueber diesen ganz unerhörten Vorfall erhalten wir aus Halle folgenden Bericht:
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Im Süden der Stadt Halle wird seit Ostern dieses Jahres auf der Grube, lwine" die erste Brauntohlenschwelanlage betrieben. In diesem Gruben bezirk wird auch ähn lich wie im Leunawert die Braunkohle zu Del und Benzin verarbeitet. Seit Inbetriebnahme dieser Anlage tot eine starke Bergajung des Südviertels der Stadt Halle ſtattgefunden, die feine Belästigung mehr, sondern eine Gefahr darstellt. Am Sonntag und am Montag bereits fuchten zwei starte Gas.
Die Stadt Halle erlebt also den unerhörten Fall, daß sie bei West wind belästigt wird durch die dem Ullsfein- Konzern gehörenden Krollwitzer Papierfabrik und bei Südwestwind durch die Schwelgase der Grube Alwine. Es ist ein einzig dastehender Fall, daß eine moderne Großstadt von allen Seiten durch Bergafung heimgefucht wird, ohne daß die Behörden bis jetzt imftande waren, diese gesundheitsschädigenden Belästigungen ein Ende zu bereiten.