Donnerstag
13. Geptember 1928
Unterhaltung und Wissen
Das Alibi.
Eine Kriminalnovelle von Oko Wilhelm Beise.
Der mit der Boruntersuchung beauftragte Richter Mr. Elliot fah Thorndyke mit befümmertem Gesicht an:
,, Sie können sich taum vorstellen, Sir," sagte er mit schleppender Stimme, frampshaft bemüht, seine inne Erschütterung nicht allzu beutlich sichtbar werden zu lassen ,,, mie überaus schwer es für mich ist, Ihnen auf diese Ari gegenüberstehen zu müssen. Immerhin: mir ist der Auftrag zuteil geworden, die Untersuchung zu leiten, und ich habe leider feine Möglichkeit, mich dieser Pflicht zu ents ziehen. Ich hoffe zu einem Resultat zu kommen, das die schwere, gegen Sie erhobene Anflage zusammenfallen läßt, wenn nicht, so froß der freundschaftlichen Beziehungen, die Jahre hins durch zwischen uns bestanden haben, der Letzte, der dem Wirken der irdischen Gerechtigkeit sich entgegenstellen wird."
bin ich
Er machte eine Pause, und es schien, als warte er auf eine Antwort. Aber Thorndyke hielt den Kopf gesenkt und bewegte nicht die Lippen. Er zitterte heftig und seine knabenhaft reine, glatte Stirn bedeckte sich mit fleinen Schweißperlen, hörbar entwich der Atem seinen Lungen.
,, Sie brauchen feine Angst zu haben," fuhr Elliot nun mit erhobener Stimme fort: ,, Wenn Sie unschuldig sind, so wird es Ihnen ein leichtes sein, dies zu beweisen. Und dann ia, dann brauchen Sie natürlich feine Angst zu haben. Schließlich fann jebem das Mißgeschick zuteil werden, unter einem falschen Verdacht verhaftet zu werden. Irrtümer fommen vor auch die Träger der behördlichen Gewalten sind schließlich nur Menschen. Eine solche unbegründete Berhaftung ist zwar immer peinlich und aufregend, aber doch nicht entehrend.
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Wieder stockte der Richter ein ermutigendes Lächeln löste die strengen Züge seines Gefichts. Thorndyke hob zaghaft den Kopf. Sonnenlicht flutete über seine blonden, weichen Haare, er sah aus wie ein großer, eingeschüchterter Junge.
,, So gut und weich," dachte der Richter. Man sollte es taum für möglich halten, daß er bereits die Dreißig lange hinter sich at. Ich würde mich gar nicht sehr wundern, wenn er im nächsten Augenblick zu meinen beginnt. Und so soll ein Mörder aussehen?" Aber Mr. Elliot hatte gelernt, dem Aeußeren eines Menschen zu mißtrauen. Er hatte so oft gefunden, daß alle menschliche Verworfenheit sich unter der engelhaften Maste eines unschuldigen Gesichts verbergen fonnte, daß er sich nicht allzusehr durch den persönlichen Eindruck eines Angeklagten beeinflussen ließ. Hatte nicht der berüchtigte Bane das sympathischste Gesicht der Welt gehabt und allein seinem netten, verbindlichen Wesen die Möglich feit verbankt, jahrelang ein unglaublich wildes und fühnes Doppelleben zu führen? Und hatte nicht Yvonne Arrowsmith, die Gattenmörderin, ganz so ausgesehen, wie Künstler, wie Maler ihre Madonnen pflegten so unschuldig, so füß, mütterlich und rein? Also schwand das Lächeln wieder von des Richters Lippen, als er sehr ernst fortfuhr:
,, Sie wissen, Thorndyke, welche Momente zu Ihrer Verhaftung geführt haben. Man ist in Ihren Kreisen davon unterrichtet, daß Dawn Ihnen seit langem feindlich gesonnen war. Der Grund dafür ist noch nicht völlig aufgeflärt, das ist auch minder wichtig. Tatsache ist jedenfalls, daß er Sie bekämpfte, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Besonders an der Börse. Er hat sämtliche, oder fast sämtliche Aktien Ihres Unternehmens aufgekauft, er hatte es, wie mir von Leuten vom Bau versichert worden ist, in der Hand. Ihre Eristenz von heute auf morgen durch ein halb wegs geschicktes Manöver für immer zu vernichten. Alle wußten es und Sie wußten es natürlich auch. Er hat durch die Presse verbreiten lassen am Mittwoch voriger Woche, daß Sie Ihr Bert am Freitag würden stillegen müssen. Am Donnerstag mittag haben Sie ihm durch einen Boten einen Brief geschickt, in dem Sie ihn um eine Unterredung für 4 Uhr baten. Der Brief ist auf gefunden worden.. er liegt in den Atten. Es ist ein sehr auf: geregter Brief, ein Brief, den die Angst diftiert hat. Die Unterrebung hat stattgefunden, auch diese Besprechung mar sehr laut und aufgeregt, die Leute in dem Nebenzimmer haben Bruchstücke gehört. Ueber den Ausgang der Unterredung ist zwar nichts bekannt geworden, aber am selben Abend fand man Dawn in seiner Wohnung in der Zehnten Straße tot auf erschossen. Was was haben Sie dazut zu sagen, Thorndyke?"
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Der Angeklagte sah dem Richter zum ersten Male gerade in die Augen. Sein Gesicht war aschgrau, nervös bewegte er die Hände.
Ist es nicht..." fragte er langsam, mühselig nach Fassung ringend ,,, ist es nicht möglich, daß Dawn sich selbst erschossen hat?" Der Richter, zweifelnd und ungewiß im Innern, ob er einen raffinierten Verbrecher oder einen Unschuldigen vor sich habe, suchte lange nach einer passenden Antwort:
,, Rönnten Sie," entgegnete er schließlich freundlich ,,, einen einzigen Grund angeben, der Dawn zum Selbstmord Veranlassung geben fonnte?"
,, Nein," sagte Thorndyke kurz und zuckte die Achseln. ,, Nun also Sie werden begreifen, daß nach allem Boran gegangenen Grund genug bestand, Sie zu verdächtigen. Aber da ich einstweilen geneigt bin... ja, durchaus bereit bin, an Ihre völlige Unschuld zu glauben. so brauchen Sie mir lediglich zu sagen, wo Sie den fraglichen Abend verbracht haben, und Sie werden noch heute auf freien Fuß gesetzt."
Thorndyke wurde blutrot; er sah den Friedensrichter flehend a n: ,, Ich nein. Mr. Elliot, ich fann es nicht sagen." ,, Unsinn, Mann bebenfen Sie, was auf dem Spiele steht. Sie brauchen keine Rücksicht zu nehmen, wenn Sie entlastende Angaben machen, die sich bei einer Nachprüfung bestätigen, so fommt nichts davon an die Deffentlichkeit. Ich gebe Ihnen mein Wort barauf und ich verspreche zugleich, daß ich der Preffe die notwendigen Mitteilungen in einer Art machen werde, daß Sie rein
und makellos dastehen."
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Beilage des Vorwärts
Ein Planetarium vor 250 Jahren.
Gestirnbewegung mit Handbetrieb.
Die ursprüngliche Absicht des geistigen Urhebers unserer| angesehenen Gelehrten, das ihm die Beinamen 5 o 1 steinischer Planetarien, des greisen Ostar v. Miller, war, ein drehbares Plinius" und" Bottorfischer UInifes" brachte. Kuppelgewölbe zu schaffen, an dessen Rundung die Gestirne in Form von befestigten Glühbirnen erscheinen und durch Drehung der Ruppel ihren Kreislauf ausführen sollten. Dieser Gedante erwies sich zwar, menn die geforderte Genauigkeit bei der Wiedergabe der Gestirnsbewegung erzielt werden sollte, als nicht ausführbar, so daß die Zeiß- Werke in Jena die Aufgabe durch Konstruktion der Projektionsplanetarien lösen mußten. Versuche früherer Jahrhunderte, die Schönheit des gestirnten Himmels und die Großartigkeit der Bewegung des Universums anschaulich zu machen, sind jedoch vom gleichen Gedanken ausgegangen wie der Schöpfer des Deutschen Museums.
Wir besitzen Nachrichten aus dem Altertum über Himmelsgloben des Hipparch, und auch von Archimedes wissen wir, daß er eine durch hydraulichen Mechanismus in Drehung zu sehende Himmelsfugel geschaffen hat. Im Mittelalter gab es überall dort, wo die Astronomie der Araber gelehrt wurde, für den Unterricht größere oder kleinere Himmelsgloben. Ein perficher Schah im 12. Jahrhundert soll einen Himmelsglobus in Form einer gläsernen Kugel besessen haben, in deren Innern ein bis zwei Personen Platz finden fonnten, und die dann in Drehung versetzt wurde. Im 17. Jahr hundert begegnen wir Versuchen, die Himmelskugel darzustellen, besonders in Deutschland , wo Gottfried Bartsch, ein Verwandter Johann Keplers, um 1670, und ein Augsbuger Mechaniker, namens Treffler, etwa 1683, Himmelsgloben bauten, über deren Schicksal nichts überliefert ist. Sehr berühmt war der Venetianer Coronelli , der 1683 vom Kardinal D'Estrées den Qluftrag erhielt, für den König Louis XIV. zwei Riefengloben zu bauen, eine Erde und eine Himmelstugel. Diese wurden 1704 im Luftschluß Marly aufgestellt; ihr Mechanismus soll so vorzüglich gewesen sein, daß ein Fingerdruck hinreichte, sie in Umdrehung zu fetzen. Alle diese Himmelsgloben aber waren nur auf ihre Außenfläche zu betrachten. Sie konnten daher auch nicht die Illusion des Auf- und Niedergangs der Gestirne schaffen. Es war jedoch schon vorher einem deutschen Gelehrten eingefallen, eine Stugel zu bauen, die den Sternenhimmel an ihrer Innenwölbung darstellte, und die als Vorläufer unserer modernen Planetarien gelten darf. Am Hofe des Herzogs Friedrich III. von Holstein- Gottorp lebte seit 1633 als Bibliothekar und Antiquarius Adam Olearius . Dieser mar um 1600 zu Aschersleben geboren. Er studierte zu Leipzig , war dort Assessor der philosophischen Fakultät und trat 1633 in die Dienste des Herzogs von Holstein. Olearius wurde als Gekretär der ersten vom Herzog zur Anknüpfung von direkten Handelsbeziehungen mit Persien an den Zaren Michael Feodorowitsch und den Schah geschickten Gesandschaft zugewiesen. 1635 zurückgefehrt, schloß er sich der zweiten Hauptexpedition an, an der auch Paul Fleming teilnahm. Obwohl er nicht Führer dieser Gesandtschaft war, sind deren legten Endes doch befriedigender Ausgang und ihre Bedeutung für die Erweiterung der geographischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse jener Zeit ihm zu verdanken. Olearius blieb auch nach der Rückkehr 1639 in den Diensten des Herzogs. 1647 veröffentlichte er seine„ Offt begehrte Beschreibung der Newen Orientalischen Reise, so durch Gelegenheit einer holsteinischen Legation an den König in Persien geschehen", eine in wissenschaftsicher mie schriftstellerischer Hinsicht für jene Zeit mustergültige Leistung. Olearius , der seit 1651 auch Mitglied der Fruchtbringen. den Gesellschaft" unter dem Namen„ Der Vielbemühte" war, führte bis zu seinem Tode 1672 in Gottorp das Leben eines vielseitigen
,, Dann..." schluchzte er ich habe eine so große Angst vor dem Sterben, vor dem Sterben auf diese Art Dann Gott verzeihe es mir, wenn es Unrecht ist, aber ich kann nicht anders. Ich muß es sagen. An dem fraglichen Abend... an diesem Abend. war ich bei... Mrs. Elliot!"
Nein
Zudte der Richter wirklich zusammen? Griff er mit jäher Bewegung nach seinem Herzen, das plötzlich zu schlagen aufhörte? es war wohl nur eine Täuschung In seinem Hirn summte es, mit dem quälenden Rhythmus einer fahrenden Eisenbahn: Am Donnerstag abend war ich in Philadelphia in Philadelphia in Philadelphia..
Aber sein Gesicht war ehern und hart, als er sich dem Gerichtsschreiber zuwandte:
,, Schreiben Sie!" befahl er furz: Der Angeschuldigte, befragt, wo er den fraglichen Abend verbracht habe, vermochte feine entlastenden Angaben zu machen. Seine Behauptung, an diesem Tage bei Mrs. Elliot geweilt zu haben, muß als Lüge und freie Erfindung zurückgewiesen werden, da der mit der Untersuchung betraute Richter eidlich erhärten kann, an diesem Lage sein Haus nicht verlassen und den ganzen Abend bei seiner Gattin zugebracht zu haben."
Und, ohne sich durch die entsetzt aufgerissenen Augen Thorndykes irgendwie rühren zu lassen, winkte er dem Wachtmeister. ,, Führen Sie den Mann in seine Zelle! Weiterer Vernehmungen bedarf es nicht mehr!"
Strümpfe und Taschentücher.
Das fleine viereckige Tuch aus Baumwolle, Leinen, Battist oder Seide, das uns stets in der Tasche begleitet, ist uns zu einer so selbstverständlichen Notwendigkeit geworden, daß wir gar nicht mehr an die Möglichkeit seiner Nichteristenz denken. Und doch gibt es heute noch unzählige Menschen in unfultivierten Erdteilen, die teine Ahnung von diesem uns unentbehrlichen Gebrauchsgegenstand haben, und auch unsere eigenen Borfahren tannten das uns heutigen faft lebensnotwendige Tüchlein bis zum 16. Jahrhundert beinahe gar
Ich fann es trotzdem nicht fagen." Der Richter wurde so aufgereat, daß er vom Stuhl sprang. ,, Mensch, schrie er, wissen Sie, was Sie tun? 2Illes, aber auch alles spricht, gegen Sie es geht um Ihr Leben nicht. -, wenn Sie mir nicht reinen Wein einschenken." Der Unterkiefer Thorndykes sant herab, alles Blut wich aus seinen Wangen, fassungsloses Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen.
Steht es fo?" stöhnte er.„ Geht es wirklich um mein Leben?" Ich sagte es bereits," erwiderte der Richter turz. Thorndyke meinte. Alle Hemmungen fielen plötzlich von ihm ab. Seine Schultern zudien wie im Krampf.
Erst 1520 machte die Stadt Keulen Albrecht Dürer bei seiner Reise durch die Niederlande ein Taschentuch zum Geschent, das aber damals noch nicht seinem heutigen 3wed diente, sondern als Geschenk sorgsam bewahrt wurde, wie etwa eine goldene Dose oder ein Bierdegen. Im 16. Jahrhundert tokettierte die Frau der vornehmsten Kreise mit dem kostbaren Spißentüchlein. und wir haben aus dieser Zeit Gemälde, die Damen der Gesellschaft mit solchem reichverzierten Tüchelchen zeigen. Erst im Laufe der Jahre kam man auf den Einfall, die Lurustüchlein praktisch zu verwenden. Der neue Brauch fand allmählich Nachahmung und veranlaßte die Massenherstellung
Es ist wahrscheinlich, daß die Erzählung von dem oben erwähnten gläsernen Himmelsglobus, deren er auch in seiner Reisebeschreibung gedenkt, Olearius die Anregung gegeben hat, dem Herzog Friedrich den Bau der beiden großen Globen aus Kupfer vorzuschlagen. Von diesen beiden„ Automato- Astronomica- Cosmographia" war einer, der Erd- und Himmelskugel zugleich darstellte, um die elf Fuß lange Achse drehbar; der andere bedeutend kleinere gewährte ein Bild des topernikanischen Planetensystems. Als Gehilfen standen ihm bei diesem unter seiner Leitung von 1656 bis 1664 währenden Bau der Mechaniker Andreas Busch aus Lim burg , sowie, für die Inschriften, die Gebrüder Rotgießer aus Husum zur Seite. Dieser Gottorpsche Globus", der 1744 durch Peter den Großen nach St. Petersburg gebracht wurde, wo sich 1904 in 3arskoje Selo noch Fragmente davon befanden, sollte gleichmäßig den Zwecken der Erd- und Himmelskunde dienen und trug deshalb auf seiner Außenseite die Umrisse der Länder und Meere, auf seiner Innenwölbung die Sterne und die Sternbilder. Die Gestirne wurden durch kleine Löcher dargestellt, die in den Mantel von Kupferblech gebohrt waren. Der große Globus hatte bei seinem 11 Fuß Durchmesser ein Gewicht von etwa 65 Zentner. Ein verschließbares Türchen gestattete, in das Innere einzutreten. Bis zu einem Duzend Personen konnten dann auf einer fleinen, an der eisernen Drehungsachse befestigten Plattform Blah nehmen, worauf der Mechanismus in Gang gesezt wurde, und die Rotation der Himmelskugel begann. Eine Galerie vertrat den Horizont, so daß man Auf- und Untergang der einzelnen Gestirne deutlich zu verfolgen vermochte. Eine zweite Art der Bewegung war bei solchem Koloß nicht wohl denkbar, und so blieb der Globus ein für allemal auf die Polhöhe von 54% Grad eingestellt; der Einfluß der Jahreszeiten auf die Bewegung des Firsternhimmels gelangte demnach nicht zur Darstellung. Ueber den Antrieb dieses riesigen Globus fchreibt Olearius selbst im 28. Kap. des V. Buchs seiner Reisebeschreibung( 3. Ausg. 1663):" Desselbigen Globi Bewegung geschieht nach der Bewegung des Himmels durch künstliche große Räder, welche von einer vom Berge lauffende Wasserquelle nach gewissem Maße getrieben werden." lleber das Schicksal des fleineren Globus, der das Bild des topernikanischen Planetensystems gab, sowie über dessen Einrichtung ist nichts Näheres überliefert.
Ein Himmelsglobus, den König Christian V. von Dänemark 1696 bei Erhard Weigel , dem berühmten Jenenser Astronomen bestellte, war ebenfalls aus Kupfer und hatte einen Durchmesser von zehn Fuß. Er war auch ähnlich wie der schleswigsche für die Aufnahme von zehn Personen eingerichtet, innen waren neben den Figsternen auch die Planeten angebracht. Die im Zentrum befindliche fleine Erdkugel stand still oder bewegte sich, je nachdem das ptolemäiſch- tychonische oder das topernikanische System veranschaulicht werden sollte.
Nachfolger fanden weder Weigel noch Dlearius. Im 18. Jahr hundert begegnen wir teinen neuen Bersuchen, mit den Mitteln der verbesserten Mechanik und der durch die Newtonsche Gravitations= lehre vertieften Kenntnis der Gestirnsbewegung Himmelsgloben herzustellen. Das Interesse beginnt sich vorwiegend der mathematischen Theorie astronomischer Größen zuzuwenden, während die Mechaniker ihre Erfolge durch Herstellung spielerischer Automaten suchen. Vielleicht wäre sonst dieser Zeit die Schaffung eines Planetariums im Sinne der ursprünglichen Idee Oskar v. Millers bereits gelungen. So aber blieb die Lösung dieser Aufgabe der modernen wissenschaftlichen Technik vorbehalten. Friedrich Matteroth.
des Taschentuches und seine zweckdienliche Vereinfachung. Mit der Zeit führte sich die neue Sitte auch in Bürgerkreisen ein, und in den letzten beiden Jahrhunderten auch mehr und mehr in Boltskreisen. Heute bedient sich der einfachste Mann, das kleinste Kind dieses unentbehrlich gewordenen Tuches, dessen Fehlen große Verlegenheit hervorrufen fann.
Auch der Strumpf ist eine Errungenschaft der legten Jahrhunderte. Bis zum 16. Jahrhundert trugen die Herren der Schöpfung lange Hosen, die die Beine bis zum Fuß verhüllten. Endlich hielt man dieses Kleidungsstück für höchst umständlich und teilte es in ein Ober und Unterteil, jedes für sich allein an- und ausziehbar. So entstand der Strumpf, der aber genau wie das Taschentuch zuerst von wenigen seiner Entstehung gemäß Dont getragen wurde, in erster Linie
Mann.
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Die Frau wurde auf eigenartige Weise der Ehre des Strumpftragens teilhaftig. Man erzählt, daß die Kavaliere am Hofe König Karls IX. von Frankreich ihre seidenen Strümpfe erst eine Woche lang von der Dame ihres Herzens tragen ließen, bevor sie sie selbst in Gebrauch nahmen. Diese galante Sitte verhalf auch der Frau allgemach zur eleganten Bekleidung ihres Beines. Natürlich verfürzte sich das Kleid der Frau in demselben Maße, in dem die Strümpfe an Beliebtheit zunahmen.
Der hauchdünne Seidenstrumpf der Gegenwart war vor der und Großmütter mußten sich mit dem handgestrickten Strumpf aus Erfindung der Webmaschine noch undenkbar. Auch unsere Mütter weißer Wolle oder Baumwolle begnügen, dem allerlei Muster eingearbeitet waren vor allem das jetzt ganz in Vergessenheit geratene 3opfmuster".
Als die Kniehose des Mannes verschwand, machte das lange Beinkleid den hohen Strumpf wieder überflüssig, und viele Herren tragen heute die furze Sode", die nur das sichtbare Stück des Beines über dem Schuh und den Fuß selbst umhüllt. Wenn sich jetzt die Mode der Kniehose erneut durchsetzt, werden wir auch eine abermalige Blütezeit der Herrenstrümpfe erleben, und der Mann wird leine mehr oder weniger wohlgeformten Beine der Kritik genau so E. G. Augustin. aussehen müssen wie die Frau.
Widerstand gegen die Kartoffel in Albanien . In vielen euro päischen Ländern wird die Kartoffel nicht in einem großen Umfange angebaut wie in Deutschland ; es gibt aber auch ein euro. päisches Land, in dem der Anbau von Kartoffeln noch ganz unbetannt ist. Dieses Land ist Albanien . Schon seit Jahrzehnten ist öfter der Versuch gemacht worden, die Kartoffel nach Albanien einzuführen; aber alle diese Bersuche sind an dem Widerstand der Albaner gescheitert, die die Kartoffel weder anbauen, noch essen wollen. Es wiederholt sich hier nur ein Vorgang, der in früheren Jahrhunderten auch in Deutschland häufig zu beobachten war, denn auch in vielen deutschen Gegenden, ebenso in Frankreich , fonnte der Anbau von Kartoffeln nur durch strenge Geseze oder sogar durch Einschreiten des Miktärs erzwungen werden.