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Die Räumungsbesprechungen. 1(Fortsetzung von der 1. Seite.) zur deutsch -französischen Annäherung durchaus nicht bei tragen. Der ganze Kontrollgedanke ist durch die deutsche Friedenspolitik überholt. Oer Bruch des Locarno -Bersprecheus. London , 13. September. Daily News and Westminster Gazette" schreibt in einem Leit ertikelEin Wort an Frankreich ", ein« Seit« des schimpflichen Streites wegen der Rheinlandräumung scheine allgemein übersehen worden zu sein. Wenn Frankreich es ablehne, sich aus dem Rhein land zurückzuziehen außer unter, gefährlichen, phantastischen und wahrscheinlich unmöglichen Bedingungen, so scheine es zu vergessen, daß Großbritannien den Locann>-Pakt unter der bestimmten Voraussetzung unterzeichnet habe, daß ein organisierter V«o such unternommen werde, Wohlwollen zwischen Frankreich und Deutschland zu fördern, und daß die Rheinlandbesetzung zum frühest möglichen Zeitpunkt ausgegeben werde. Es sei ganz sicher, daß, wenn die öffentliche Meinung in Großbritannien vorausgesehen hätte, daß die Locarno -Verpflichtungen nicht erfüllt werden, sie das Locarno -Wkommen niemals gutgeheißen hätte. Möge dies ein« Warnung für Frankreich sein. Wenn der Locorno-Pakt nicht ein toter Buchstabe bleiben soll, so müssen seine wesentlichen Bedingungen «ingehalten werden. Schon wieder ein papiersehen? Sin altes Räumungöversprechen soll nicht gelten. London . 13. September. Wie der Genfer Berichterstatter desDaily Herold' bs- richtet, ist tn die gestrigen Rheinlandbesprechungen durch eine Er. klärung des deutschen Reichskanzlers eine sensationelle Note hinein- getragen worden. Müller habe eine am 16. Juni ISIS in Paris von Wilson, Clemenceau und Lloyd George unterzeichnete Ge- Heimabmachung verlesen, die später von dem amerikanischen Mitglied der Friedensabordnung, Baker, veröffentlicht worden sei und in der sich die Alliierten zu einer früheren Beendigung der Besetzung oerpflichteten, wenn Deutschland befriedigende Beweise der Erfüllung seiner Verpflichtungen geben sollt«. In dieser Ab- machung heißt es: Wenn Deutschland zu einem früheren Datum den Beweis seines guten Willens und befriedigende Garantien für die Er- süllung seiner Verpflichtungen gegeben haben sollte, sind die beteiligten Regierungen bereit, zu einem Uebereinkoimnen über eine frühere Beendigung der Besatzungsperiode unter sich zu gelangen." Briand habe nach Verlesung dieser Urkunde erklärt, sie sei ledig- lich ein Fetzen Papier , mit Rücksicht auf die Tatsach«, daß eine der Signatarmächte den Versailler Vertrag nicht unterzeichnet habe. Cushendun habe sich nicht geäußert. Um so mehr werde zwischen den Mächten die rechtliche Bedeutung dieser Urkunde erörtert. Ein Urteil über Müllers Abrüstungsrede. London , 18. September. In einem Kommentar desManchester Guardian" zyr Red« Briands in Genf , in dem auch die Haltung Lord Cufhenduns scharf kritisiert wird und die Aussichten auf eine frühere Räumung des Rheinlandes wie auf einen Fortschritt in der allgemeinen Abrüstung pessimistisch beurteilt werden, heißt es u. a.: Ein konservatives französisches Blatt beschuldigt den Reichskanzler,wie der Mann auf der Straße" gesprochen zu haben. Er hat tatsächlich so ge- sprachen, und zwar als einziger Delegierter in Genf . Er allein sagte, was Männer und Frauen, nicht nur tn den Straßen von Berlin , sondern auch von Paris und London denken. Kein anderer, am wenigsten von allen Briand, zeigte, daß er dessen gewahr ist, was der gewöhnliche Mann will, und sich ebenso der allgemeinen Unzufriedenheit über das völlige Versagen der großen Mächt« in der Frage der Abrüstung bewußt ist. Das Blatt schließt: Dies ist der Grund, weshalb der Reichskanzler und sein« Regierung den in Genf erlittenen Rückschlag überleben werden.

Sozialdemokratischer Parteitag. Im Frühjahr in Magdeburg . Der sozialdemokratische Parteiausschuß hat, wie erinnerlich, die Einberufung des Parteitags noch vor Erledigung des nächst» jährigen Reichsetats beschlossen, damit die Partei ihre grundsätzliche Stellung zum Wehrproblem überprüfen und neu festlegen kann. Wie wir hören, ist als Ort des Parteitag» Magdeburg in Aussicht genommen, das über eine ausgezeichnete Parteiorgani- soiion verfügt, und das in seiner neuen Stadthalle«inen geradezu idealen Raum für größere Kongresse besitzt. Da» hat letzthin erst wieder der Katholikentag in Magdeburg bestätigt g«. funden. Todesopfer bei tschechischen Manövern. Traurige Bilanz des Krieges im Frieden. Man schreibt uns aus der Tschechoflowat«: Die heurigen Manöver in Mähren haben eine traurige Bilanz ergeben. Sie haben bedeutende Opfer an Menschen gefordert. Allein vom Regiment Rr. 40 starben im Manöver sechs Soldaten und zwar vier an Entkräftung. Sechzehn Sol- d o k e n wurden verletz». Sin Soldat wurde von einem Militär. auko überfahren und ein Soldat stürzte tödlich vom Pferde. Ein Regiment Infanterie niedergeritten. Krakau , 13. September. Wie erst jetzt bekannt wird, ereignete sich im Manöver- gelände von Borzeuzin bei Hebungen zwischen Krakauer Kavallerie und 3nfanlerieabt«iluosen ein schweres Unglück. Als eine Kavallerieabteilung den Befehl erhielt, ein Infanterie­regiment anzugreifen, machte es nicht, wie vorgesehen, 100 Meter vor der Infanterie halt, sondern galoppierte in das Infanterieregiment hinein. Die Infanteristen versuchten sich gegen den unerwarteten Ansturm durch vorgehaltene Bajonette zu schützen. Der Znfauleriekommaodeur besaß außerdem die Geistes- gegenwart, den Kavallerieansturm dadurch in seinen Wirkungen zu mildern, daß er Rebelbomben werfen ließ. Insgesamt wurden trotzdem etwa 40 Soldaten verwundet.

Reue Verhaftung im Stinnes-Skandal. Der Verbindungsmann zwischen Wien und Paris .

In der Stinnes-Afsäre ist heule vormittag eine neue Verhaftung erfolgt. Am Abschluß seiner Vernehmung wurde der Direktor Leo h I vs ch festgenommen, der in dem dringenden Verdacht steht, sich aktiv an den Kriegsanleihe. schiebungen beteiligt zu haben. Die Verhaftung hirschs ist letzten Endes die Folge der Festnahme von Bela Groß in Wien und der Ermittlungen der deutschen Beamten in Oester- reich. Dem Untersuchungsrichter war bereits feit Wochen bekannt, daß Hirsch in die Stinnes-Afsäre verwickelt sei, und daß er früher mit Groß und Direktor Nothmann in Verbindung gestanden hat. Darüber hinaus wußte man aber auch, daß Hirsch, der sich selbst einen möglichst harmlosen Anstrich zu geben versucht»,, in Paris tätig gewesen ist und dort mit der Gruppe C a l m o n- Levite in Illufirierte Zitate. IX.

Das neue bulgarische Kabinett ist wieder von Liaptschesf gebildet worden. Burow wird Außenminister.

Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen! (Goethe, Faust I ) enger Fühlungnahme gestanden hat. Schon unmittelbar nach der Festnahme des Direktors Nothmann wurde auch Hirsch vom Unter- suchunsrichter, Landgerichtsrat Brühl, nach Moabit geladen und dort mehrfach verhört. Dabei betonte Hirsch immer wieder, daß er wohl den Personenkreis der Kriegsanleiheschieber kenne, daß er selbst aber in keiner Weise sich strafbar gemacht habe. Hirsch, der

früher geschäftlich in Wien als Makler tätig war, ist erst seit einigen Monaten in Berlin und bekleidete seit acht Wochen bei dem Oesterrcichisch-Deutschen Reise- und Verkehrs- b u r e a u in der Taubenstraße einen Posten als Direktor. Durch die Verhaftung von Vela Groß und durch dessen Gcständ- ins wurde jedoch das, was die Untersuchungsbehördcn bisher nur vermutet hatten, zur Gewißheit. Groß gab an, daß bei den Der- Handlungen zwischen ihm und Direktor Nothmann Hirsch eine wichtige Roll« gespielt hat, daß Hirsch auch mehrfach in Paris ge- wesen sei, um dort mit den französischen Beteiligten über die Ber- Wertung und Anmeldung der Kriegsanleihestücke zu beraten. Auch zu dem früheren Deputierten Calmon und zu Levite hat Hirsch enge Fühlung aufrecht erhalten. Durch Calmon selbst hatte der Kommissar Dr. Heinzman schon von dem Wirten Leo Hirschs Kennt- nis bekommen, ohne daß es damals möglich gewesen wäre, einzu» schreiten. Hirsch wird sich jetzt wegen seiner Dermittlettätigkeit als Angeklagter zu oerantworten haben. Die Verhaftung erfolgt« wegen dringenden Tatverdachts und auch wegen Fluchtgefohr, da der Festgenommene Auslandspässe besitzt und wohl kaum allzulang« mehr in Berlin geblieben wäre. Kestnahme zweier Heiraisschwindler. Oer eine hat noch �00 Tag-, 4 Stunden und 10 Minuten zu sitzen. In der Maske eines Holzhändlers wurde ein Heiratsschwindler in der Person des 30 Jahr« alten, aus Tilsit gebürtigen Kurt Bubat festgestellt und verhaftet. Um aus olle Fälle den Schein zu wahren, richtete er in der Potsdamer Straß« ein Bureau emr und stellte auch ein« Kontoristin am, die frellich nichts weiter zu tun hatte, als dazusein. Einem Opfer hat Bubat nicht wemger als 5000 M. Ersparnisse abgeschwindelt. Die Frau, die vergeblich versucht hatte, ihr Geld wiederzubekommen, verabredete eine Zusammenkunft und ließ den S chwi ndler �feft- nehmen. Da anzunehmen ist, daß Bubat noch andere Frauen betrogen hat, so werden weitere Mitteilungen an Dienststell« D. 5 im Polizeipräsidium erbeten. Auf demselben Gebiet versuchte sich einmal der 37 Jahre alte Kaufmann Rudolf Lüschke, der eigentlich zur Kategorie der Warenschwindler gehört. Er war deswegen auch vtrurteilt, man hatte ihm aber Bewährungsfrist zugsbilligt. Bei dem Heirats- fchwindel erbeutete er von einer Hausangestellten 2000 M.. die sich das Mädchen groschenweis« zu­sammengespart hatte. Als nichts mehr zu holen war, ließ sich Lüschke auch nicht mehr sehen. Di« Betrogene begegnete ihm nun auf einem Sterndampfer an der Pfauenmfel. Auf ihr« Brnc verhinderte der Kapitän, daß der Fahrgast aussteigen komite, bis er in Wannfee der Polizei übergeben wurde. Da Lüschke sich so wenig bewährt hat, so wurde ihm die seinerzeit erlassene Strafe- genau nachgerechnet. Er hat nun noch 100 Tag«, 4 Stun. den und 10 Minuten für die alt« Schuld zubrumme:.". Vermutlich wird man ihm das neu« Konto ebenso gründlich auf- rechnen.

Ein neues Geständnis. Man soll es sich merken! Um jeden Zweifel an dem Zweck des von den Kommu­nisten beantragten Volksbegehrens um den Panzerkreuzer- bau zu beseitigen, unterstreicht dieRote Fahne"(Nr. 216 vom 13. September 1S28) das Bekenntnis, daß die Kommu­nisten von der Z w e ck l o s i g k e i t ihres Antrags völlig überzeugt sind: Gewiß, kein Kommunist glaubt, durch den Volksentscheid den Paozerkreuzerbau verhindern zu können. Es geht tatsächlich um die Aufrüttelung der Massen" gegen die Politik des deutschen Jmperia- lismus und seiner Handlanger, der SPD.! Das neue Geständnis soll man sich ausschneiden und aufbewahrenl Wo immer kommunistische Spitzel in den Reihsu sozialdemokratischer Arbeiter auf- tauchen, um scheinheilig für den Volksentscheid zu werben, soll man ihnen dies zynische Geständnis unter die Augen halten, damit sie es nicht übersehen können. Daß wirk- liche Sozialdemokraten den Rummel unterstützen könnten, der sich allein gegen ihre eigene Partei richtet, ist ausgeschlossen. Das Moskauer Liebeswerben um sozialdemo- kratlsche Hilfe wird bei den Massen unserer Genossen genau so abprallen wie bei den Organisationen.

Sprengstoffe in Görlitz . Haussuchung bei Kommunisten. Görlitz , 13. September. Auf Grund von Anzeigen unternahm die hiesige kriminal- potizei bei mehreren Mitgliedern der Göriitzer Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Haussuchungen nach Spreng- st offen und entdeckte dabei bei emem gewissen Den gier, der bis zum 1. August Funktionär der Partei war, m einem Keller. im Kinderwagen versteckt,«ine Margarinekiste mit einer Anzahl Infanteriemunition, einer größeren Meng« DynatNit- Patronen und verschiedener Arten von Sprengstoffen. Di« Haussuchungen werden zurzeit noch fortgesetzt. Dengier wurde»er- haftet. Weitere Verhaftungen stehen bevor.

Schweres Unglück im peiner Walzwerk. Peine bei Hannover , 13. September. Zw peiner Walzwerk ereignete sich am Mittwoch ein schwere» Unglück. Ein etwa 800 Zentner schweres Schwungrad einer Walzmafchwc löste sich, durchschlug die Eisenbetondecke de» Werkes und ging in Trümmer. Ein etwa ISO Zentner schwere» Stück flog in de» Schrotthof de, Marlin- werkes, wo es fünf dort beschäftigte Arbeiter traf, die zum Teil schwer verletzt wurden. Der Arbeiter Iäger aus Ottoshof, dem der Leib aufgerissen wurde, verschied kurz nach dem Unglück. Zwei Arbeiter liegen hoffnungslos danieder, während die beiden anderen Arbeiter mit leichten Kopf- und Armverletzungcn davonkamen. Die Untersuchung über die Ursache des Unglücks ist noch nicht abgeschlossen.

Oer Mord im Eilzug. Roch lebend ans dem Abteil geworfen! Die Untersuchungen über de« Mord im Hamburg vre- m e r Eilzug sollen, wie aus Hamburg berichtet wird, mit Sicherheit ergeben haben, daß Direktor Uordmann im Kampf mit einer oder mehreren Personen noch lebend aus dem Abteil geworfen worden ist, sich im Fallen au da» Trittbrett ge- klammert hat und erst dann von den brutalen Tätern her, untergestoßen und so durch das Aofschlagen auf die Schienen- schwelle getötet worden ist. wahrscheinlich haben die Täler kurz vor der Station Roten- b u r g. al» der Eilzug mit verlangsamtem Tempo in den Bahnhof einlief, den Zug verlassen. Wie wir kurz vor Rodaktionsschluß erfahren, ist inzwischen eine wichtige Bekundung über den Mörder des Direktors Nord- mann gemacht worden. Ein Passagier d« Eilzuges hat sich ge­meldet. der den Töter bestimmt gesehen haben will. Nach den Angaben dieses Mannes, der von Hamburg nach Bremen fahren wollte, besteht nicht der geringste Zweifel mehr, daß hier ein Verbrechen geschehen ist, und daß von Unfall oder Selbst- mord kein« Red« sein kann. Der Zeuge saß im Nachbarabteil, das ein Gang mit dem Abteil oerbindet, in dem Direktor Nordmann weilt«. Zwischen beiden Abteilen befindet sich die die Toilette, die von beiden Seiten ans zu betreten ist, gegenüber dem Hamburger Zeugen saß ein Fahrgast, der durch den Gang auf die Toilette ging, bald zu- rück kam, dann wieder das Abteil verließ und nicht wieHer- kehrt«. Der Zeuge hat gesehen, daß der Mann auf der Station Rochenburg vom Nachbarabteil aus den Zug verlassen hat. Ohne Zweifel handelt e» sich um den Täler. Der Zeuge gab eine genaue Beschreibung des Ter- dächtigen. Für die Aufdeckung des Derbrechens sind insgesamt 5000 Mark Belohnung ausgesetzt. Man hofft, an Hand der angegebenen Spuren des Verbrechers habhaft werden zu können. Aeues Schiffsunglück auf der Elbe . Zusammenstoß zweier Ozeandampfer. Hamburg , 13. September. Der nach Ostasien ausgehende DampferClaus Rickmers" halte gestern abend ans der llnlerelbe beim Pagensand einen Zu- samwenftoß mit dem von Montreal koiumenden italienischen DampferClara Cavour". Der DampferClaus Rickmers" wurde dabei so schwer be- schädigt, daß er in sinkendem Zustand an der Einfahrt der Krück«! auf den Strand geschoben werden wußte. Der Italienische Dampfer ist mit eingedrücktem Bug tn den Hamburger Hafen eingelaufen. Die Besatzung de» Hamburger Dampfers konnte gerettet werden. Zum Oberkommissar von Palästina und Transjordanien wurde an Stell« des zurückgetretenen Oberkommissar« Lord Plumer Sir Robert Chancellor aewäblt