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Jlr. 435» 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Freitag- 44. September 49�5

Arbeitsbeginn im Gtadtvarlament.

Die Stadtverordnetenversammlung trat gestern zu ihrer« r st e n Sitzung nach den Sommerserien zu- saimnen. Eine ungewöhnlich stark bepackte Tagesordnung lag vor. aber in stotter Arbeit erledigt« man«inen großen Teil davon ohne viel« Reden. Längere Auseinandersetzungen waren von mehreren Anträgen der Kommunisten zu erwarten, doch wurde deren Beratung vertagt. Auch die große Magistratsvorlage, die IS Millionen Mark zu Wohnungsbauten fordert, blieb noch unerörtert und wurde zunächst dem Ausschuß überwiesen. Lebhafter wird es wohl erst in der nächsten Sitzung hergehen.

Der Dorsteher, Genosse Haß. eröffnete die Sitzung mit einem Hinweis auf Presienotizen, die die Ferien der Stadtverordneten als zu lange ausgedehnt fanden. Haß stellte fest, daß die Versammlung im lausenden Geschäftsjahre eine ganz außerordentliche Tätigkeit entfaltet habe und daß schließlich bis zum Eintritt der F«rien alle Tagesordnungspunkt« erledigt wurden. Bravo! in der Derfamm- lung.) An Stelle der verzogenen Stadtverordneten Genossin Kühn- Charlottenburg tritt Genosse Reinhold Seiferl ein. In der Erledigunq der Tagesordnung wurden dann eine lange Reihe Vorlagen schnell und ohne Debatte erledigt. Dazu gehört auch die Bewilligung von Millela für die Diphtherieschuhimpfung. die Bereitstellung von 5 0 0 0 0 M a r t für die Herstellung von Rad- fahrwegen In der Stadtforst und von SOO ODO Mark für die Verbreiterung der kottbusier Brücke. Bei einer Vorlage, die fast 7% Millionen Mark für Straßenbauten vorsieht, erhob der Deutschnational««. Zecklin Protest gegen diese Forderung, weil man bei der Etatberatung außerordentlich höh« Abstriche beim Titel gemacht Hab« und jetzt nun mit Nachbewilligungen komme. Stadtverordneter Merten(Dem.) bedauerte, daß diese Vorlage nicht schon im Etat erschienen sei, wo man sie eingehend durchberaten konnte. Weil über die(vorhandene oder nicht vorhandenes Deckung in der Vorloge nichts gesagt ist, beantrage er Aueschußberatung. Dem Kämmerer solle Gelegenheit zur Aufklärung gegeben werden. Der Kämmerer Dr. Lange erklärt« sich einverstanden, betonte aber, daß er bereit» setzt oersichern könne, daß Deckung vorhanden sei. Die Genehmigung von Grund st ücksankäufen und .verkaufen»ab dem Volksparteiler Schwarz Veranlassung, zu

fragen, warum die Stadt Berlin immer noch Rieselselderankäuf« vor- nehme, wo doch damit zu rechnen sei, daß über kurz oder lang einmal ein neue» verfahren für Fäkalienbeseiligung in Anwendung kommen könne. Stadtrat Zangemeistec betont« in Vertretung des Stadtbaurates Hahn, daß in der zuständigen Ver- waltung ständig neue Verfahren geprüft werden, bisher allerdings keines sich als unbedingt brauchbar erwiesen habe. In der nächsten Zeit werd« man mit neuen Vorschlägen kommen. Im übrigen be- schränke man sich auf den Ankauf der unbedingt nötigen Gelände. Zur Kenntnisnahme lagen sehr viele Vorlogen vor. Aus der langen Reih« ist zu erwähnen eine räumlich« Amorganlfation des Arbeitsgerichtes in der Zimmerstraße. Drei Inspektionen, nähmlich Metallarbeiter und Angestellte, sind nach Prinz-Albrecht-Stratze 8 und die Inspektion für landwirtschaftliche Arbeiter, Hausangestellte und ander« Arbeiter nach Zimmerstraße 13 verlegt worden. Das Gerichtsgebäude selbst wird umfangreichen baulichen Veränderungen unterzogen. Eine dafür in Betracht kommende Vorlag« veranlaßte de.« Stadtverord- neten Vaebel(KPD .), von den Verkehrsdezernentm der Stadt zu ver. langen, eine Verbesserung der Derkehrsverhältniss« auf der Wriezener-, derMittenwalder- und der Reinicken- darf Rosenthal Liebenwalder Großschönebecker Kleinbahn endlich einmal durchzusetzen. Eine eingegangene Anfrage der Deutsch - nationalen und der Voltspartei beschäftigt sich mit der Verfassungsfeier am Werner-GiemenS« Realgymnasium. Die Anfrage, die geschästsordnungsmäßlge, später« Behandlung finden wird, geht auf die zweite von den Schülern des Gymnasiums veranstaltete Berfassungsseier ein(nachdem die erste von der Schul» leitung in«in«r dem Tag« nicht entsprechenden Form abgehalten worden war) und fragt, was der Magistrat zu tun gedenke,solche Disziplinwidrigkeiten in Zukunft zu verhindern?' Eine geheime Sitzung schloß sich der früh beendeten öffentlichen Verhandlung an. vor dem Eintritt in die Tagesordnung teilte der Borsteher mit, daß auf Vorschlag des Aeltestenausschusses die Vorberatung der Vor. lag« wegen Bereitstellung von 15 Millionen für Wohnungsbau dem Haushaltsausschuß überwiesen sei.

Erpressungen an einem Gelbschranttnacker. Als er ein ordentliches Leben beginnen wollte! Ein großer«veldfchrankeinbruch. der In der Nacht vom 29. zum 30, Zun! d. 3. in den Sontorräumen eine, kauf. hause, in der 8 elle-Allian ee- S traße verübt wurde, fand vor dem Erweiterten Schöffengericht verlin-Iempelhos seine Sühne. Die Täter waren drei gewerbsmäßige Einbrecher, Hans Gal » kowski. V alz er e it und Hübener. die die Gelegenheit vorher genau ausgekundschaftet hatten. Galkowski, der auch die notwendigen Knackerwerkzeuge besorgte, vermutet« nicht mit Unrecht. daß die Firma am Monatsende eln«n größeren Geldbmog für Ge­haltszahlungen bereit hielte. Ueber da» Dach eine» Nevenhaufes gelangten die drei Angeklagten durch ein Oberlichtfenster in die Kontorräume und stemmten dort in einstündiger mühevolle? Arbeit den Geldschrank auf. Sie erbeuteten 13 800 Mark. Da» Geld wurde in Galkowski» Behausung geteilt und von den Tätern nkht etwa sofort verpraßt, sondern sorgfältig aufgehoben. Selbst die Berufskollegen der Angeklagten erfuhren nicht, daß Balzereit, Gal- kowski und Hübenerein Ding gedreht' hatten. Balzereit versteckt« 3400 Mark hinter einer Gardinenftong«. Galkowski zahlt« unter dem Namen seiner Braut 3800 Mark aus sein Sparkassenbuch ein und Hübener verwahrte den gleichen Detrag in einer Kassette, die er versiegelte und zu seiner Geliebten bracht«. Di« Angeklagten wollten angeblich ein geordnete» Leben beginnen und da» gestohlen« Geld zur Gründung einer Existenz verwenden. Durch «ine Unvorsichtigkeit Balzereit», der einem Bekonnten gegenüber ver- schieden« Andeutungen gemacht hatte, kam man den Geldschrank. knackern schließlich auf die Spur. Dieser Bekannte fordert« und er- hielt mehrmals je 100 Mark und zeigt«, als Balzereit weitere Zahlungen verweigerte, die drei Einbrecher

an. Deren wohlverwahrte erbeuteten Summen konnten beschlag- nahmt werden, so daß der Schaden der Firma nur gering ist. Da, Schöffengericht verurteilt« die beiden schon vielfach vorbestraften An- geklagten Balzereit und Galkowski zu je 2 Iahren 8 Mo» naten Zuchthaus und Ehrverlust. Hübener wurden 1 Jahr 8 Monat« Gefängnis zudiktiert. Die Mitangeklagten drei Bräute erhielten wegen Lsgünstigung und Hehlerei Gefängnisstrafen bi» zu einem Monat mit Bewährungsfrist.

Schweres Bauunglück. Mit der Lore drei Stockwerke hinabgestürzt. Auf einem Neubau lu der Z�asaneuflraße$7 ereignete sich gestern nachmittag ela schwerer Unfall. In der Höhe de» dritten Stockwerks war der 19jährige Arbeiter Günther H u t h aus der B a« r w a l d st r a ß« 44 mit dem Tränsport von Steinen, die vom Fahrstuhl in einer Feldbahnlor« zur Arbeitsstelle geschafft werden, beschäftigt. Aus bisher noch un- geklärter Ursache rollte die Lore plötzlich über den Rand de» Schachte » hinweg und riß huth mit in die liefe. Der verunglückt«. der schwere inner« und äußer« Verletzungen erlitten hatte, wurde in da» Wilmersdorfer Krankenhaus in der Achenbach- straße gebracht, wo er sehr bedenklich daniederliegt. Ein« po» lizeilich« Untersuchung über die Schuldfrage wurde sofort eingeleitet. Die Vermutung liegt sehr nahe, daß die Sicherung», bzw. Schutzvorkehrungen an der Unfallstelle völlig ungenügend waren. Bei Malerarbeiten im Flur des Hauses Neu« K ö n i g st r. 89 stürzten der 40jährige Maler Emil Siedler au» der Guinea » stvaß« 8 und sein Gehilf«, der 29jährige Arbeiter Erich Breit» kreuz au» der Danziger Str. 68, au« beträchtlicher Höh« von einer Holzstellage. Beide Arbeiter erlitten erheblich« Kopf»

Verletzungen und schwer« Knochenbriich«. Sie mußten durch die zu Hilfe gerufene Feuerwehr in das Krankenhaus am Friedrichshain geschafft werden.

Oirekior Aordmann wurde erschossen! Oer Mord im Eilzug. Hamburg , 13. September. (Eigenbericht.) Die Leiche de» im V.Zug 5)amburg Bremen ermordeten Direktor» Nordmann ist heute nachmittag obduziert worden. Es ist dabei einwandfrei festgestellt, daß der Direktor durch einen Revolverschuß gelölet wurde. Das Geschoß wurde bei der Sektton im Schädel des Ermordeke» gefunden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zur Er- greifung des Mörders werden fieberhaft fortgesetzt. Die wichtigen Aussagen des Hamburger Kaufmanns, der im Nebenabteil saß, haben der Polizei ein« ziemlich genaue Personal- beschreibung des Mörders geliefert. Der Umstand, daß dieser einzige Zeuge den Schuß nicht gehört hat, ist auf das starke Rattern des V-Zuges zurückzuführen. Interessant ist weiter die Feststellung, daß Nordmann vor seiner Abfahrt aus Hamburg in einem Lokal, in der Nähe des Bahnhofes, fein Abendessev einnahm und dabei die Bekannlschafl eines jungen Menschen machte, mit dem er sich dann zum Zuge begab. Vielleicht ist dieser Mann mit dem Mörder identisch, der nach den Aussagen de» Hamburger Kaufmanns auf der Station Rotenburg den Zug in großer Hast oerließ. Die Polizei hofft, auf Grund der bisherigen Ermittlungen sehr bald de» Täter» habhaft zu werden. Auch einstarker Mann". Aber ein Kind brachte ihn zv Fall! Mit einem neuen Trick arbeitete gestern ein Taschendieb in einem Lokal am Schlesischen Bahnhof . Er prahlte mit seiner Körperkrost und produzierte sich, indem er verschiedene Personen in die Höhe hob, darunter auch«In« Frau. Das neben der Frau stehend« Kind bemerkte aber, daß der vermeintliche Athlet der Mutter bei der Produkttvn das Portemonnaie aus der Tasche gezogen hotte. Jetzt begann ein« wilde Jagd durch die Fruchtstraße hinter dem Manne her. Mit Hilfe eines Polizei- beamten wurde er endlich vor dem Hause 86 gestellt und sollte zur Wache gebracht werden. Er bestritt den Diebstahl und hatte auch kein Portemonnaie mehr bei sich. Es wurde aber aus dem Flucht- weg« gefunden, wo er es weggeworfen hatte. Der Ertappte ist ein wohnungsloser Franz K.. der dem Untersuchungsrichter vor- geführt.wurde._ Die zerirümmerieLatham". Bei Tromsoe wurden Reste gesunden! Oslo , 13. September. 3a der Nähe von Tromsoe wurden heule vormittag Trümmerstücke gefunden, die wahrscheinlich Telle der Tragfläche des Flugzeug»Latham' sind, mit dem Amundseu und Guilbaud ihren Erfandungsstag unternommen hatten. Die Trümmerstück« werden heute nachmittag von französischen Sachverständigen uniersucht werden._ Sturm rast mit-135 Kilometern. Katastrophe in portori«. New Jork , 13. September. Nach Kabelmeldungen wütete In portorlco ein schwerer Orkan, ver Geschäslsverkehr in ganz porlorico ist elngesti üll. die Irlegraphendrähle sind zerrissen. Ueber Todesfälle siezen bisher keine Meldungen vor. Au« San 3uan wird berichket. daß der dort herrschende Nordoststurm sich ans eine Gcschwlndlgkell von 135 Kilo- meiern steigerte. Der Orkan dürste abends Haiti erreichen.

Aje Aacht nach dem Verrat. soi Roman von Liam O'Flaherty . («u» dem Englische « überleht»»««.Hausre.) Mit einem kleinen Seufzer sagte er:So ist'« besser." Unbeirrt stieg er die Treppe weiter hinauf. Bis zum zweiten Geschoß blieb sie gut. Dann mußte er eine schmale. klapprige, zerbrochene Treppe zum obersten Geschoß hinauf- gehen, wo Katie Fox ihr Zimmer hatte. Er machte-inen schrecklichen Lärm, aber das störte niemand. Als er sich mit dem Kopf der Treppe näherte, hörte er ein Kind schreien. Das Kind gehörte dem Tim Flanagan, einem Arbeitslosen. der das Zimmer gegenüber von Katie Fox bewohnte. Er lebte dort mit seiner Frau und drei Kindern. Der Säug- ling hatte die Masern, und die beiden anderen Kinder waren wach. Ein Kind lachte. Gypo konnte Flanagans schwach«, ängstliche Stimme erkennen, der oersuchte, die Kinder zu beruhigen. Gypo stand vor der linken Tür. es war Katie Fox' Tür. Ein Lichtstreifen floß durchs Schlüstelloch und durch ein großes, rundes Loch am unteren Ende der Tür. Ein großes Stück der Tür war von einem herrenlosen Hund, den Katie Fox eines Nachts mitgebracht hatte, durchgenagt worden. Er biß sich einen Weg aus dem Zimmer heraus, sobald er zu fressen bekommen hatte. Gypo horchte. Katie Fox sprach drinnen. Gypo klopfie. Wer ist da?" Ich bin's nur, Katie. Mach' die Tür auf." Sie kreischte:Heilige Jungfrau, es ist fein Gespenst. Es ist fein Gespenst, Loulsa. Versteck' mich irgendwo. Loulsa, um Gottes willen." Eine brüchige, alte Stimme sagte:Gespenst von'ner Großmutter, wirst du wohl aufstehen und die Tür auf- machen, bis wir wissen, wa» er will?" Nein, nein," fing wieder Katiee Stimme an. Gypo legte feine Schulter gegen die Tür, sprengte den

Strick, der die Tür innen an einem Nagel an der Wand be» festigte, und warf die Tür weit auf. Er betrat das Zimmer. Zuerst erschien das ganze Zimmer«ine blaue Nebel- wand zu sein. Dann verzog sich der blaue Dunst allmählich. Das Zimmer nahm Gestalt an. Sänstiglich, in der Reihen- folge ihrer Wichtigkeit schwammen ihm die Dinge au» dem Dunst entgegen. Zuerst kam die Lampe . Sie stand auf dem schwarzen, hölzernen Kaminsims über dem Feuer. E, war eine rotgestrichene, gewöhnliche Paraffinlampe au» Blech. Der Rauchfang war dreiviertel schwarz. Dann kam der Feuerplatz. Es war ein riesiger, offener Rost, auf dem «in Torffeuer brannte. Das Feuer glich mehr einer Leichen- Verbrennung; denn die Asche hatte sich seit Wochen ange- häuft. Die brennenden Torfstücke lagen wie gefallene Stämme oben auf dem großen Haufen au« gelber Asche. Dann kam das Bett mit Louisa Cummin», die in einer Ecke lag. Da« Bett war so riesig, daß man es für alles möglich« hätte halten können, wenn es nicht auf vier dicken hölzernen Pfosten gestanden und über sich am Kopfende«inen Bett- Himmel gehabt hätte, nach der Art der Betten, die man in Irland auf dem LandErzbischofsbetten" nennt. Das Bett- zeug war unbeschreiblich. Alles wurde auf da» Bell ge- fchmisten und alles blieb da liegen. Louisa Cummins lebte den größten Teil des Tages im Bett. Sie tat da» sest acht Jahren, seit siebettlägerig" geworden war infolge von Berletzungen". die sie durch die Polizei erlitten hatte, al» sie eines Nachts verhaftet worden war unter der Anklage, «in sittenlose« Gewerbe zu betreiben. Sie war ganz gesund und kräftig. Sie tat alle ihre Arbeit im Bett. Dia Dtcken iparen in der entfernteren Ecke an der Wand um ihr« be- leibte Person gehüllt. In der anderen Ecke, die Katie Fox gehört«, lagen einige zerrissene Decken. Am Fuße des Bette» häufte sich alle» mögliche Gerümpel, von einer verbeulten Kann«, aus der die alte Dame ihren Tee trank, bis zu einer Figur de» heiligen Joseph, die an einer rauhen, geknoteten Schnur von einem dicken Nagel am Bettpfosten herabhing. Die Schnur lag in einer Schlinge um den Hal» der Figur. Die Figur war dort nicht aus einer. Art rpher Ehrfurcht aufgehängt, wie man glauben könnte, Sie hing dort als em

häßlicher Protest gegen die Machtlosigkeit des Heiligen. Vor vier Jahren hatte sie dem heiligen Joseph ein Gelübde getan und um Heilung ihres Muskelrheumatismus gebeten, und weil ihre Bitte nicht erfüllt worden war, hängte sie die Figur am Halse auf. Als Gypos Augen sie durch den Nebel entdeckten, mar sie an der Wand unter einem Haufen von Dechen und allen möglichen Kleidungsstücken bis zum Knie versteckt. Sie lag auf der Seite: ihr weißer, runzliger Kopf war in einem 8rau«n Kisten oergraben, das keinen Bezug hatte. Die edern ftalen aus dem Kisten heraus. Die weißen Haare der asten Frau lagen auf dem Kisten und dem Bettzeug her- um wie Fetzen Seetang, die bei Ebbe auf einer seichten See schwimmen. Wie bei einem Drachen war ihr Mund weit offen und entblößte einen roten Gaumen und vier gelbe Zähne, die in unregelmäßigen Abständen in ihren Kiefern staken wie krumme, gelbe Hauer. Nur ihre Augen zeigten Leben und Vernunft. Es waren kleine, böse, blaue Augen, die von Durchtriebenheit und Habsucht glänzten. Ihr unter dem Bettzeug verborgener Körper glich einem Berg, der durch ein Erobeben in eine formlose Masse ver- wandelt worden war. Gypo betrachtete sie ohne Erregung. Dann sah er sich nach Katie um. Er sah sie in der Ecke hinter der Tür stehen. Sie war noch ebenso angezogen, wie er sie früher am Abend in der Kneipe getroffen hatte. Aber ihre Kleidung war ver- wüstet. Ihr Gesicht war verändert. Es hatte sich auf eine merkwürdige Art verändert. Es hatte den vergrämten, ver- kniffen«» Ausdruck verloren. Ihre Augen waren nicht mehr müde. Ihr Gesicht war gerötet und voll. Die Haut war locker, schlaff. Der Mund war fest, und um die Lippen lag ein« wollüstige Weichheit. Ihre Augen leuchteten hell. Sie waren beherrscht und angriffslustig wie bei gesunden, energi- schen Frauen, die von einem Erfolg zum anderen gehen: sie yatten da» beherrschte und angriffslustige Leuchten einer er- füllten Begierde und eines befriedigten Ehrgeizes. Während- dessen zitterten ihre Hände, die ihren Hals umklammerten. trotzdem in augenscheinlichem Entsetzen, im Widerspruch zu der Ruhe und Lebenstrast in ihrem Gesicht. Auch ihre Füße zappelt«» krampfhaft,(Fortsetzung folgt.).>