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Muffolini und Roffi.

( Fortsehung von der 1. Seite.)

war auf Roffi, als er den Schaden erkannte, äußerst erbittert. Er beschloß, ihn zu opfern. Zunächst jagte er ihn Knall und Fall davon. Der neue Pressechef mußte verkünden, daß.

alle Mitschuldigen, auch Rossi,

wenn er zu ihnen gehöre, die ganze Strenge der Gefeße" fühlen werden. Seltsamerweise wurde er nicht gleich verhaftet. Bermutlich versprach sich Mussolini von der Abwimmelung Roffis und einiger anderen Komplicen eine rasche Beruhigung im Land und Ausland. Es war nicht so. Die Erregung wuchs. Da erteilte die Regierung Rossi den Rat, sich selbst dem Untersuchungsrichter zu stellen. Am Morgen des 27. Juni 1924 gab es vor dem Gefängnis regina coeli( Himmelsfönigin) in Rom ein Theater. Rossi

tam im Auto

mit mehreren Journalisten an. Alle auswärtigen Korrespondenten waren informiert, daß er sich dem Untersuchungsrichter stellen würde. Bevor er hinter dem großen Eingangstor verschwand, hielt er eine furze patriotische" Rede.

Man fragte sich, was Rossi seit der Zeit seiner Verabschiedung getan hatte. Nach einigen Monaten tam es an den Tag. Er hatte eine Dentschrift verfaßt, hatte die

Rolle Mussolinis bei allen Attentaten gegen bedeutendere Polififer Italiens dargelegt,

hatte den Diktator als Anstifter und Begünstiger und billigenden Mitwisser der Gewalttätigkeiten gegen Amendola, Nitti, Don Sturzo usw. entlarvt und diese Denkschrift den Oppo­fitionsblättern übergeben. Zwischen Weihnachten und Neujahr 1924 nußte der Mondo", ein liberales Blatt, die günstige Stunde aus. Die Krisis im Faschismus erreichte durch die Publitation der Roffi schen Denkschrift ihren Höhepuntt, aber gefiegt hat Mussolini . Er hat auch gegen Rossi endgültig gefiegt. Rossi entschlüpfte ins Aus­land. Er hatte das Theater immer gut verstanden. Auf ein Kino­schundstück der Intrigantenjippe in Rom fiel er herein. Er hat offenbar in Paris , obwohl er selbst die ausländischen Spizelorgani sationen mitgeschaffen hatte, gar nicht gemerkt, wie er bespizzelt wurde. Er muß sich eingebildet haben, ohne belauert und avisiert zu werden, nach der Schweiz reisen zu können. Und dann wurde er geradezu naiv. Er ließ sich in ein Liebesabenteuer ein und schien, abgeblendet gegen diese Methoden der Verquidung von Politik und Borstadtbühne, wirklich feine Ahnung zu haben, daß

die Erkorene" eine Spionin

war. Er wurde über die Schweizer Grenze verschleppt. Aus dieser Komödie wird der Staatsgerichtshof seinen Fall wieder auf das Niveau der Tragödie heben und dann fann er ein Zitat aus Hamlet mit allem Grund auf sich anwenden: ,, Mich fällt gerechterweise mein Berrat." Dr. Bruno Altmann .

Berfrühter Optimismus.

Pariser Hoffnungen.

Paris , 14. September. ( Eigenbericht.) Für die Pariser Presse, die heute im shönsten Optimismus schwimmt, ist die Einigung über die Rheinlandräumung und die Revision des Dawes- Planes sozusagen schon eine vollendete Tat sache. Nach übereinstimmender Darstellung der großen offiziös inspirierten Blätter soll sich diese Einigung, nach dem der Reihs­faizler sich bereit erklärt hat, gleichzeitig parallel zur Rhein­landfrage auch die Reparationsfrage verhandeln zu lassen, und die Festseßung der näheren Einzelheiten einer Sachverständigenfom miffion zu übertragen, wie folgt vollziehen:

Wifinger als Prügelhelden.

Wir werden es immer wieder machen."

Siel, 15. September. ( Eigenbericht.)

Die Organisation Biking wurde bekanntlich durch Erlaß des preußischen Innenministers vom Jahre 1926 aufgelöst. Eine ganze Reihe von Wifingortsgruppen hat sich allerdings gar nicht um diese Auflösung gefümmert. Diese Gruppen tamen weiterhin zusammen, wechselten vielleicht nur den Namen. Im Mai dieses Jahres wurden durch die politische Polizei eine Reihe von Ortsgruppen aufgelöst. So in Kassel , Berlin und Kiel . Die in diesen Ortsgruppen erfaßten Mitglieder werden sich demnächst wegen Geheim bündelei zu verantworten haben.

Einen fleinen Vorprozeß gab es jetzt vor dem Ferien­Schöffengericht I in Stiel. Angeflagt waren vier Mitglieder des Bundes ,, Sturmfahne" wegen gemeinschaftlicher Körper­verlegung. Die vier Wikinger haben am Abend des 26. Mai 1928 ein Mitglied des Biting" in eine einsame Gegend hin= ausgelodt, find hier über ihn hergefallen und haben ihn mit einer Hundepeitsche verprügelt. Den verprügelten Kameraden haben sie dann bis in die Nähe der Straßenbahnstation geschleppt, haben ihm Fahrgeld in die Tasche gesteckt und haben ihn dann liegen lassen. Der Verprügelte hat drei Wochen lang zum Arzt müssen und hat noch heute an den Folgen der Feme " zu leiden. Er ist, der Feme verfallen, weil er angeblich den Wifingbund Sturmfahne" an die Kieler politische Polizei verraten haben foll. Er selbst bestreitet das energisch.

Hilfreiche Konkurrenz.

FUR VOLKS ENTSCHEID

( Nicht nur von Pied- Münzenberg fon. dern auch von dem Rüfferschen deutsch . nationalen Arbeiterbund wird Gelb zum Bolfseniseid gesammelt.)

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VOLKS ENTSCHEID

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Darf ich um eine kleine Gabe für den Bolfsentscheid bitten?"" Bedaure, eben war 3hr Rollege mit derselben Bitte hier."

genügende Berständigung der beteiligten Dienststellen". Wann ge­bentt Herr Generaldirektor Dr. Dorp müller in feinem Betriebe jenes Maß der Sicherheit herbeizuführen, auf das der Reifende

Reichsbahnoberrats will vom Betriebsami München I:

Die Endsumme der deutschen Reparationsverpflichtungen wird endgültig festgesetzt, und zwar mit einer derartigen Ermäßigung, daß sich wahrscheinlich auch die normale Annuität, die heute 2,5 mil liarben beträgt, ebenfalls beträchtlich vermindert. Gleichzeitig wird Deutschland eine neue Herabjegung versprochen für den Fall, daß die Bereinigten Staaten einer Gesamtliquidierung des Kriegsschultenproblems zustimmen. Deutschland verpflichtet sich aber, einen Teil der Dames- Obligationen sofort zu mobilisieren, und zwar vorläufig mur auf europäischen Geldmärften. Gleich zeitig stimmt Deutschland der Ginrichtung einer doppelseitigen Ronnipruch hat? trolle am Rhein und an der deutsch - französischen Grenze zu. Zu Unwillfürlich denft, man auch dieses Mal an das Wort des biefem 3wed wird ein besonderes ständiges Komitee gebildet, das den Namen Ronstatierungs- und Bersöhnungs- Komitee" tragen foll. Die Kontrollbefugnis dieses Komitees erstreckt sich auch auf französisches Gebiet. Sobald mun die Sachverständigen, Die Anfang Oktober in Paris zusammentreten, die Einigung in allen technischen Einzelheiten festgestellt haben, räumt Frankreich die zweite Bone im Rheinland und gibt gleichzeitig das feierliche Versprechen ab, die dritte zone zu räumen, sobald der von den Sachverständigen ausgearbeitete Einigungsplan von allen Beteilig en angenommen worden ist. Sauerwein im Matin" und Bertinar im Eho de Paris" stellen beide ausdrücklich fest, daß außer der leberwachung im Rheinland feinerlei weitere Sicherheitsgarantien zugunsten von Polen oder der Tschechoslowatei gefordert würden. Briand wird im heutigen Ministerrat über seine Genfer Ver­

"

handlungen Bericht erstatten und die Pariser Presse erwartet, daß das Kabinett gegen die in Genf in Aussicht genommene Einigung feinerlei Protest erheben wird.

Die übliche Meldung aus Bayern : Es flappt nicht bei der Eisenbahn! Augsburg , 14. September.

Die Reichsbahndirektion Augsburg teilt mit: Gestern nachmittag gegen 3 Uhr riß der Güterzug 7506 bei der Ausfahrt aus Neu- Ulm in der Kurve vor der Donaubrüde ab. Infolge ungenügender Berständigung der be­teiligten Dienststellen wurde der nachfolgende Stuffgarter Schnellzug in Neu- Ulm abgelassen, in der irrigen Annahme, daß sich der abgerissene Schlußteil des Gülerzuges bereits in Im be­finde. Der D- Zug 60 fonnte durch Haltefignale rechtzeitig gestellt werden, so daß ein Auffloh nicht erfolgte. Er wurde nach Neu­Ulm zurückgedrüdt und fonnte mit einer Beripätung von 18 Minuten feine Fahrt fortfehen.

Wer nur seine Borschriften befolgt, treibt zur Sabotage und wird be­ftraft." Heberarbeit wird verlangt, und die Folgen find, wenn es gut geht, 3 wischenfälle, wenn es nicht gut geht, Ratastrophen, wie wir fie namentlich im letzten Jahre nur allguoft erleben mußten.

Budgetrecht und Volksvertretung. Referat des preußischen Finanzministers.

Salzburg , 14. September.

Der Deutsche Juristentag verhandelte am Freitag in seiner wirtschafts- und finanzrechtlichen Abteilung die Frage, ob es sich im Interesse einer gesunden Finanzwirtschaft empfiehlt, die bestehenden Grundsäge über die Bewilligung der Ein nahmen und Ausgaben für die Haushalte des Reiches und der Länder zu ändern. Der erste Referent, der preußische Finanz­minister Dr. Höpter Aschoff, wies darauf hin, daß eine sparsame Wirtschaftsführung im Reich und in den Ländern noch auf Jahre hinaus notwendig fei, da mit einer weiteren Steige­rung der Einnahmen nicht gerechnet werden könne, wohl aber der Ausgaben. Es sei deshalb notwendig, alle Maßnahmen zu treffen, die eine sparsame Wirtschaftsführung gewährleisten, das heißt einerseits die Regierung unter eine scharfe Kontrolle des Barlaments zu stellen, auf der anderen Seite der Regierung die Möglichkeit zu geben, das Parlament von überflüssigen Ausgaben abzuhalten. Der Referent stellte eine Anzahl von Leitfäßen auf, deren erster betont, daß das Budgetrecht des Bar­faments durch Einführung der parlamentarischen Regierungsform teineswegs überflüffig geworden ist. Die weiteren Leit fäße befaffen fich mit der praktischen Durchführung des in dem Referat geäußerten Grundgedankens der gegenseitigen Sparjam teitskontrolle von Parlament und Regierung.

Das Brot wird billiger

in München .

Erfreulicherweise ist in diesem Falle größeres linhell ner hütet worden. Aber wiederum erhellt, daß es bei der Reichs­bahn und namentlich in Bayern übel aussieht. Was heißt, in gemeinverständliches Deutsch überfeßt: Infolge ungenügender Ber ständigung der beteiligten Dienststellen"? Wir haben wiederholt In München ist am Freitag eine Brotpreisverbilligung ein­darauf hingewiesen, daß die sich häufenden Unglücksfälle bei der getreten. Die Vereinigung der Bäckermeister Münchens hat in Reichsbahn auf den Abbau des Perfonals zurückzuführen folge der billigeren Mehlpreise den Preis für das find. Der neue Fall beweist dies wiederum. eberarbeis Pfund Weiß- und Schwarzbrot um je einen Pfennig herabgesezt, tung der Beamten und Angestellten verursacht unwährend das Gewicht ber Semmel erhöht wird.

Führer des Femefommandos war ein 28 jähriger St 11 deni der Rechtswissenschaft Hans Kobelinski. Weitere Be teiligte find: ein 25jähriger Bantbeamter, ein 19jähriger ein 19jähriger Handlungsa Schlofferlehrling und gehilfe, alles noch große Milchgesichter, denen kaum der erste Flaum um die Lippen sproßt. Robelinsti ist auch der Sprecher vor Gericht. Die anderen drei machen bedingungslos feine Aussagen zu den ihrigen. Kobelinski erklärt: Wir sind nach der Auflösung des Wilingbundes zusammengeblieben und haben den unserm Führer Ehrhardt geleisteten Eid gehalten." Nach dem Blaidoyer des Staatsanwalts, der nur Geldstrafen in Höhe von ,, Wir wollen nicht, daß man uns unsere Jugend als Milderungs­200 bis 300 Marf beantragte, erklärte Robelinsti: grund anrechnet. Wir haben uns das, was wir faten, reiflich

überlegt und werden es immer wieder machen."

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Die beiden Milchgesichter wurden dann aber doch noch um einen Schein bleicher, als das Gericht über den Antrag des Staatsanwalts hinausging und auf Gefängnisstrafen erkannte. Kobelinski als der Aelteste und der geistige Führer erhielt zwei Monate und zwei Wochen Gefängnis und die anderen drei Angeklagten je 8 mei Monate Gefängnis.

Die ihnen gegen eine Gelbbuße gewährte bedingte Be= währungsfrist wird ihnen hoffentlich für die nächsten drei Jahre die Luft an ihrer Hundepeitschenselbstjustiz nehmen.

Ein Riesenbankerott in Bautzen . Weber 7 Millionen Schulden.- Gelbstmord des Direktors. Leipzig , 14. September.

Wie aus Bauten berichtet wird, ist die seit 120 Jahren be­stehende Metallhütten- und Walzwert- Gesellschaft C. G. Tiehen- Eidam in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Allem Anschein nach find seit langer Zeit Fälschungen der Bilanzen vorgenommen worden. Der eine der Inhaber hat Selbstmord verübt. Zahlreiche Banken, darunter die Deutsche Bant, Dresdner Bant, die Allgemeine Deutsche Kredit­anstalt, Gebrüder Arnhold und die Commerz- Bank sind die Haupt­gläubiger. Außerdem ist eine große Anzahl Metallhandels­firmen in Milleidenschaft gezogen, Ferner follen noch Aufwertungs­ansprüche von Verwandfen bestehen. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf etwa 7% millionen Mart, denen ungefähr 3 Millionen Mark an Außenständen und Warenvorräten gegenüber­ftehen. Zurzeit befinden sich die Vertreter der beteiligten Banken in Bauzen, um die Verhältnisse eingehend zu prüfen.

Der große Banderolenbetrug.

Das Ergebnis der Untersuchung.

Die Untersuchung über den großen Betrug mit ge­fälschten 3igarettenbanderolen, der zu Beginn des vergangenen Jahres Aufsehen erregte, hat in den letzten Tagen zu einem neuen Ergebnis geführt.

Der Zigarettenfabrikant Erich Küttner in Berlin , der als einer der Hauptbeschuldigten dieser Affäre galt, war im Frühjahr 1927 festgenommen, gegen Stellung einer Raution ent. laffen und geflüchtet. Er ist von der Kriminalpolizei in Posen erneut verhaftet worden.

Zu Beginn des vorigen Jahres wurde Deutschland mit ge. fälschten 3igarettenbanderolen überschwemmt.

Zur

gleichen Zeit wurde ein großer Betrug am Hauptzollamt Nord in Berlin verübt. Es erschien dort ein Mitglied der Fälscher. bande, das ein Banderolen bestellbuch der Zigarettenfabrit Phänomen vorlegte. Der Name des Inhabers der Fabrit war ges fälscht. Der Schwindler erhielt für etwa 30 000 mart Bande­rolen ausgehändigt. Die Ermittlungen der Polizei führten zu dem Ergebnis, daß Küttner auch der Haupttäter bei dem Schwindelmanöver am Hauptzollamt Nord war.

Nachdem Küttner unter Berzicht auf seine Raution geflüchtet war, wurde im Verlauf eingehender Ermittlungen festgestellt, daß er sich in Posen aufhielt. Er hatte sich dort unter seinem ur­fprünglichen Namen Enoch Rütnit aufgehalten und war durch diesen Namenswechsel der Aufmerksamkeit der polnischen Behörden entgangen.

Das 23. Gaiter Todesopfer.

Trauerfeiern für die Opfer.

In dem Krankenhause auf dem Gelben Berge in Brünn ist der bei der Eisenbahnkatastrophe in Saih verunglückte Otto Pfaff, Monteur aus Eppendorf in Sachsen , feinen Ber. legungen erlegen. Das Befinden der schwerverletzten Frau Ofte ist sehr ernst; man befürchtet, daß fie die Nacht nicht mehr überleben wird.

In dem schwarz drapierten Bahnhof von Saiz fand am Donnerstag die firchliche Einsegnung von elf Opfern der Eisenbahntatastrophe statt. Das Eisenbahnministerium und die Direktion der Staatsbahn in Brünn hatten an den Särgen Blumenspenden niederlegen lassen. Im Verlauf der Feier ergriffen u. a. der Sektionschef des Eisenbahnministeriums Rabes und Regie rumgsrat Pechacet das Wort. Regierungsrat Bechacet erklärte, daß die Bahnverwaltung bemüht sein werde, alles zu tun, um zur Linderung der schweren und schmerzlichen Folgen der Katastrophe beizutragen.

Oppositionsterror in Litauen .

Sozialisten verhaftet.

Warschau , 14. September. Aus Litauen werden scharfe Maßnahmen der Regierung gegen die Oppositionsparteien gemeldet. In Kowno sollen 40 Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei, darunter mehrere Abgeordnete, verhaftet worden sein.

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In der polnischen Automobilfabrit Stoda bei Warschau find sämtliche 500 Arbeiter in Streit getreten, um die Wiedereinstellung von 9 unrechtmäßig entlassenen Arbeitern zu erzwingen.

Schluß der badischen Landtagsfeffion. Der badische Landtag führte heute vormittag die Beratung über die Vorlage zum Ausbau des Kraftwerks am Schluchfee zu Ende und stimmte mit 51 gegen 9 Stimmen für die Regierungsvorlage. Die Seffion des Landtages wurde darauf geschlossen.